Die HiFi-Show Norddeutsche HiFi-Tage 2025 bot mit knapp 60 Räumen eine ganze Menge an Auswahl und Abwechslung in Sachen HiFi und High End Audio, Bernd umriss dies bereits in seinem ersten Bericht der Hamburger HiFi-Messe. Der Samstag war für uns beide bereits ganz schön fordernd. Mit etwas Verspätung am Morgen und etwas Überziehen am Abend bei AUDIUM kosteten wir am Tag 1 die veranschlagten rund 8 Stunden voll aus. Trotzdem blieb für den mit 6 Stunden Öffnungszeit deutlich kürzeren Sonntag ein mehr als strammes Programm übrig. Lasst euch nun mitnehmen auf unsere zweite Tour über die NDHT 2025 im Le Méridien Hamburg an der Außenalster. Wir HiFi-IFAs denken, dass für euch wieder einiges Interessantes dabei ist.
Ich starte einmal mit einem Blick auf die Transrotor Pretiosen im Foyer Bereich zwischen dem Haupteingang des Le Méridiens, von dessen Treppenhaus die Aussteller in den Zimmern zu erreichen waren, und des Nebeneingangs der Norddeutsche HiFi-Tage, von wo die Konferenzräume im Tower angesteuert werden konnten. Das Ensemble, das Dirk Räke auf den ikonischen gelben USM-Regalen präsentierte, fügte sich wunderbar in das gehobene Ambiente des Hotels ein und wirkte wie eine eigene kleine Kunst-Ausstellung, in der sich der Phono-Fan im Detail verlieren konnte.
Auf unserem Weg Richtung Tower trafen wir unter anderem auf Jochen Bareiß, den viele als umtriebigen Kopf des Nürtinger Studios hoerenswert-HiFi (HiFi-IFAs zu Besuch bei…) kennen, aber auch als Mitglied des Aussteller-Trios SPL-Manger-WSS, wobei er seit Jahren die Fahne des Kabelherstellers hochhielt. Aus der Verbundenheit resultierte dann 2023 die Übernahme der Firma WSS. Daher trifft man Jochen nun häufig nicht nur im Gemeinschaftshörzimmer, sondern auch am eigenen Marken-Stand im Foyerbereich an. Im Gespräch erklärte Jochen auch in Hamburg gerne den Aufbau seiner Kabel und die Idee dahinter. Wir erfuhren zudem noch von ihm, dass sein neu gestalteter Webshop nach einiger Zeit des Anlaufs online gegangen ist. Viel Erfolg beim Re-Launch!
Einmal hoch im Treppenhaus zu den Konferenzräumen, von denen euch Bernd bereits viele im ersten Bericht vorgestellt hat, kann ich noch einen kleinen Eindruck der lässigen Vorstellung von Canton ergänzen. Wie immer waren die Hörsessions komplett gefüllt mit interessiertem Publikum. Im Mittelpunkt stand die noch recht neue Reference Serie (1.800 – 25.000 Euro), die durch ein schlicht schönes Design, hochwertigste Verarbeitung und ansprechenden Sound gefiel. Wir HiFi-IFAs durften das bereits zuvor schon ein paar Mal auf anderen HiFi-Messen erleben. Daher nur ein schneller Blick von der Seite und ein kurzes Reinhören. Als Elektronik-Partner kamen hier MICHI und AVM zum Zuge.
Ein weiteres beeindruckendes Beispiel, wie voll es speziell in den Morgenstunden ab Messestart zuging, war der Gemeinschaftsraum von Graham Audio, Moonriver, Soundsmith, Vitus, Transrotor, RCM und last but not least den
auffälligen Acapella Hyperspherical Horns, die uns natürlich gleich in unserem Bildgedächtnis hängen blieben. Wer besonderes Interesse an diesem Setup hatte, musste etwas Geduld mitbringen und auf den nächsten freien Platz warten. Nach zwei strategischen Sitzplatzwechseln konnte der Interessent dann durchaus im Sweetspot landen. Von der Seite fanden wir: Wow, so kann ein Horn klingen und verstanden jeden, der sich die Zeit zum Warten nahm. Wir aber mussten leider weiter.
BEC Akustik zeigte gemeinsam mit LEHR Audio Solutions ihr magnetostatisches Lautsprechersystem der IC-Serie. Der Clou sind Lautsprechermodule, die sich in gewünschter Länge zu einem Line Array zusammensetzen lassen. Von Line Arrays verspricht man sich in der Beschallungstechnik eine wirksame vertikale Bündelung und damit eine Reduzierung der Anregung des Raums gegenüber Punktschallquellen. Während bei klassischen Line Arrays die Linie häufig aus aneinandergereihten Einzelschallquellen besteht, ergibt die Aneinanderreihung der Module eine echte Linie mit kleinen Unterbrechungen. Die IC-Lautsprecher sind passiv und lassen sich aufstellen, aufhängen oder integrieren sowie zu unterschiedlichen Kombinationen, z.B. Stereo oder Multikanal, zusammenfassen. Ein oder mehrere Subwoofer sind dann obligatorisch.
So, das war mein kurzer Aufstieg in den „Olymp“ der Konferenzräume. Nun geht es weiter im anderen Gebäudetrakt des Le Méridien mit den gebuchten Hotel-Etagen zwei und drei, auf denen reichlich Zimmer bespielt wurden. Hier herrschte das übliche geschäftige Treiben bis Gedrängel, dass das Hamburger Publikum aber locker wegsteckte. Nicht nur unser Eindruck war, dass die allermeisten Besucher auch unter einem gewissen Stress stets freundlich und gelassen miteinander umgingen, den ein oder anderen Spruch parat hatten und auch entsprechend wechseln konnten. Das fanden wir prima. Nun also hinein in die bestens besuchten Hörzimmer.
André Grunewald bot den Interessenten von ARAKAS Informationen im Mini-Workshop-Format mit seinen Akustischen Spiegeln. Protagonisten waren neben den Spiegeln auch die Lautsprecher Suesskind Audio Beo LX aus der Feder von Joachim Gerhard. Die Spiegel greifen den Schall im Nahfeld des Lautsprechers oder in Wandnähe ab und haben dabei nicht nur eine reflektierende, sondern gleichzeitig auch eine streuende Wirkung, womit die Schallenergie im Raum nicht wie bei einer Absorption reduziert, sondern für den Hörer günstig mit Einflüssen auf die Räumlichkeit und den Sweetspot umverteilt wird. In Hamburg führte Andre Grunewald die Veränderung den interessierten Besuchern Schritt für Schritt live vor. Wir konnten uns bereits 2021, als das Produkt ganz frisch an den Markt kam, einen Eindruck im eigenen Hörzimmer machen (HiFi-IFAs Test).
Einen Besuch machten wir auch bei meinem „Nachbarn“ 😉 Dr. Frank Brenner mit seinen Linkwitz Lautsprechern mit Firmensitz in Leinfelden. Frank Brenner übernahm 2017 die Ideen und Rechte von Siegfried Linkwitz, um die Tradition des Open-Baffle Dipol Lautsprechers wie ausgestellt vorzuführen. Gleichzeitig führte er mit den Lautsprechern die Idee des Single-Microphone Recordings vor und stellte sie der gängigen Mehrpunkt Aufnahme gegenüber. Wir konnten hier einen herrlichen Eindruck von Räumlichkeit und Authentizität gewinnen, welcher der Information aus der Aufnahme und den Fähigkeiten der Lautsprecher gleichsam geschuldet war. Als Material diente Musik des Labels Sound Liaison, das mit einem seiner beiden Gründer, Frans de Rond, ebenfalls vor Ort vertreten war und Fragen beantwortete.
Nächster „Nachbar“, den ich in Hamburg traf, war Jan Jürgens, ebenfalls mit Sitz in Leinfelden und dort zu Fuß ebenfalls nur 20 Minuten entfernt. Auf den Süddeutschen HiFi-Tagen 2024 staunten wir nicht schlecht, als wir uns im Hörzimmer trafen. Beide dachten wir: Den kenne ich doch… *grübel grübel* Richtig! Wir kennen uns aus der seligen Hörerjury-Zeit der Audio Anfang der 2.000er Jahre. Da, wo auch für mich das Schreiben über HiFi und High End Audio begann. Mich verschlug es also in die journalistische Schiene und Jan baut aktuell den Vertrieb für YG und Boulder in Deutschland auf.
Mich begeisterte YG schon beim ersten großen Auftritt auf der High End München 2022 – damals noch ohne Vertrieb. Jan brachte, in Kooperation mit dem Händler Alex Giese high fidelity (für ihn steht das „g“ oben rechts im Bild), die THOR Kompaktlautsprecher (um 16.000 Euro) und zu dem Zeitpunkt in Vorführung die ASCENT Standlautsprecher (um 27.000 Euro) mit, bewusst vorgeführt am frisch eingetroffenen kleinen Preamp&DAC 812 (um 12.000 Euro). Ebenfalls taufrisch die beiden Monos 1151 (zusammen rund 60.000 Euro) unten im Rack. Das alles gibt es nicht für einen schmalen Taler, wer es sich aber leisten kann und will, wird, wie in Hamburg gehört, von einer sensationell präzisen und gleichsam musikalischen Vorstellung begeistert. Im gehobenen Preissegment einer meiner Favoriten der Show.
Nicht aus der Nachbarschaft, aber dennoch bestens bekannt, ist uns sonoro. Das Hotelzimmer, das als Wohnraumambiente diente, passte vom Ambiente und vom Volumen ausgezeichnet zu den gezeigten Produkten. Als All-In-One System stand das neue Meisterstück Gen.2 um 1.400 Euro (HiFi-IFAs Test) auf der Stage, als alternatives Konzept der sensationell ausgestattete Streaming-Receiver MAESTRO QUANTUM um 2.000 Euro (HiFi-IFAs Test) mit den hier passenden Kompaktlautsprechern ORCHESTRA Slim um 1.000 Euro (HiFi-IFAs Test). Seitlich flankierte in frischer Farbe der All-In-One PRIMUS (HiFi-IFAs Test) sowie am Boden ganz nebenbei die Outdoortauglichen ESCAPE Türme (HiFi-IFAs Test). Für Interessenten ein guter Überblick über das Programm der Marke.
Ein besonderes Highlight erwartete mich bei der AF Group mit Audio Analogue. Hier spielte der veritable Vollverstärker MAESTRO mk2 an den hauseigenen Elektrostaten AirTech ATS01. Als schlanke Alternative zum MAERSTRO mk2 hatten wir HiFi-IFAs übrigens den PUCCINI Anniversary zum Test, der uns klanglich ebenfalls verzückte. Das Gespann im Le Méridien hatte einen absolut bezaubernden Sound: Fein, leicht und mühelos – eine gefühlvolle Art, die ich den technisch wirkenden Hybrid-Lautsprechern fast nicht zugetraut hätte. Also, nicht vom Auge täuschen lassen in der Musik – und wohl nicht nur dort. Auf dem Rack erspähte ich neben dem Phono Pre auch noch den AAdac mit Vorstufenfunktion sowie das CD-Laufwerk AAdrive, die wir ebenfalls bereits beide zum Test im HiFi-IFAs Hörzimmer hatten. Äußerst spannend und im noch gut handhabbaren Format die passende neue Endstufe AA100DM. Wie die wohl klingen mag? Bei uns könntet ihr bald mehr erfahren 😉
Unser Fixpunkt im obigen Raum sollte eigentlich Frank Koglin sein, der aber gut unterwegs zu sein schien 😉 , mit seinem HiFi-Vertrieb. Stattdessen trafen wir als Vorführer Udo Steinbüchel, der mit seinen Holztonarmen von STUdo antrat. Diese saßen wie gewohnt auf einem Tone Tool Plattenspieler. Die letzten Shows bestritt Holger Wilhelm gerne mit einem Modell mit Vollholz-Zarge, jetzt waren technische Materialien wie Granit, Alu und Acryl Trumpf. Einzig die beiden STUdo-Tonarme hielten wie gewohnt die Fahne für das Material Holz hoch.
Aus dem Vertrieb von Frank Koglin war Elektronik von Audreal sowie feinste riemengetriebene CD-Spielertechnik von C.E.C. am Start. Exemplarisch sei hier der DSD-fähige C.E.C. CD5 an der Seitenlinie aufgezeigt. Schön harmonisch und musikalisch zeigten sich die kleinen DIAPASON Bookshelf Speaker, die gut zum Raum passten. Weniger ist da oft mehr. Mit gefallen diese Konstellationen.
Im Gemeinschaftsraum von Manger Audio (Lautsprecher), SPL (Elektronik), WSS (Kabel) und Muarah (Plattenspieler) trafen wir einen Plattenaufleger an, den wir nicht zuordnen konnten. Da wir bis auf Muarah alle Protagonisten aus dem Raum persönlich kennen, war dies wohl nicht nur der Aufleger, sondern auch der Erbauer der Plattenspieler. Falsch! Denn wir hatten die Rechnung ohne den Rackhersteller gemacht. Daher fanden Bernd und ich die Gelegenheit günstig, André Schwager von Beaudioful direkt mit aufs Foto zu bitten, da die Racks in so ziemlich allen Fällen zu den – im wahrsten Sinne des Wortes – stillen Stars der Demos zählen. Beaudioful stellt durchdachte Racks aus Vollholz her mit Dämpfungssystem und einer Zugstange im Holz zur Beeinflussung der Eigenfrequenz. Das gezeigte Rack LÜTT liegt dann mit beiden Modulen bei in etwa 6.000 Euro.
Von SPL im Rack sind die Phonovorstufe Phonos (HiFi-IFAs Test), der Diamond DAC (HiFi-IFAs Test) sowie die Performer s1200 Endstufe (HiFi-IFAs Test) gute Bekannte. Als Vorstufe diente der bewährte SPL Elector. Unten im Bild der neue Manger Wandler als Aufsteller neben dem schicken Muarah MT3 Plattenspieler.
Zu unserer Freude sahen wir im Gang ein Mini-Modell der Audiophile FAST cylindric uns den Weg weisen. In angegebener Richtung trafen wir auch Prof. Dr. Michael Bruns gemeinsam – und nicht ganz unerwartet – mit Dr. Michael Axmann. Ich besuchte Michael Bruns im Mai letzten Jahres in seinem Firmensitz von Audiophile FAST in Frankfurt und durfte dort seine Lautsprecher ganz in Ruhe hören (HiFi-IFAs Test). Die cylindric compact machten sich auch im Hotelzimmer im Le Méridien sehr gut und spielten munter auf.
Michael Axmann hatte unter anderem ein Türmchen von Benchmark im Gepäck, das wohl eindeutig unter „klein aber fein“ verortet werden dürfte. Benchmark war schon mit seinem DAC1 vor über 20 Jahren ein Geheimtipp aus den USA in Home und Studio Gehäuseausführung. Fand ich damals schon sehr spannend.
Eine junge Marke, aber von den Messen der Nation mittlerweile ein guter Bekannter, ist der Lautsprecherhersteller Harzsch von Namensstifter und Mastermind Oliver Harzsch. Mit Concert, Symphony und Orchestra sind drei Modelle am Start. Neben dem Hochglanzlack sind ihnen ein Beryllium-Hochtöner von SB Acoustics, Keramik- Mitteltieftöner von Thiel & Partner Accuton sowie ein symmetrischer Aufbau und eine Bestückung mit Mundorf Komponenten in der Frequenzweiche gemeinsam. In Hamburg spielten die kompakten Orchestra zum Paarpreis von rund 12.000 Euro an einem ABACUS Ampollo Dolifet Verstärker um 5.000 Euro.
Thorens präsentierte, ansprechend auf Sockeln aufgebaut, seine Plattenspieler mit der markentypischen Holzzarge. Fans der Marke oder solche, die es werden wollten, bekamen so einen umfassenden Überblick über die klassische Produktpalette. Der stille Star war aber der tragbare Plattenspieler COTURN CT-01. Letztes Jahr hatte ihn mir ein Vögelchen bereits als Geheimtipp geflüstert, brandaktuell ist die Firma von THORENS übernommen worden. Die Idee: Überall Platten hören können. Der flache Arm ist zum Transport versenkbar, die Auflagekraft fix und dennoch plattenschonend eingestellt, das Tonabnehmersystem kann nicht getauscht werden, der Nadeleinschub des AT 3600 natürlich schon. Der Plattenspieler besitzt einen Hochpegelausgang, aber auch Bluetooth, z.B. für passende Lautsprecher wie im Bildhintergrund ein B&O. Daneben übrigens das praktische Travel-Case. Zielgruppe: Keine Schrauber, sondern Musikfans, die gerne überall unkompliziert Platten hören wollen. Preis: um 450 Euro.
Freunde klassischen HiFis wurden bei Technics fündig. Der Retro-Look weckt Erinnerungen und Begehrlichkeiten bereits längst vergangener Tage. Die Marke wäre damals schon ein Traum gewesen, als es bei mir mit HiFi losging. Die Technik bei Technics ist natürlich mit der Zeit gegangen und präsentierte im Rack die Grand Class Serie mit dem Stereo-Vollverstärker SU-G700M2 um 2.700 Euro und dem digitalen Multiformatspieler SL-G700M2 um 3.000 Euro u.a. mit CD/SACD und Streaming. On Top der mit ca. 3.000 Euro preislich passende SL-1300G Plattenspieler mit Delta-Sigma-Teechnologie. Ebenfalls Grand Class sind die SB-G90M2 Standlautsprecher um 2.700 Euro / Paar. Die Lautsprecher auf den Stands daneben sind dazu nicht etwa eine kompakte Alternative, sondern ein komplettes Wireless-Musiksystem, hören auf den Namen SC-CX700 und kosten um 2.500 Euro.
Gerne lauschten wir wie immer den Lautsprechern von QUALIO. Interessanterweise liefern sie klanglich genau das, was sie optisch vorankündigen: Offene und transparente Höhen sowie Mitten, fußend auf einem soliden Bassfundament. Das macht richtig viel Spaß, der einem beim Blick auf das Preisschild auch nicht vergeht. Die QUALIO IQ liegen bei einem Paarpreis um 7.000 Euro. Da sie passiv sind, benötigen sie einen externen Antrieb. Der Knüller: Das erledigten zwei mono brückbare Vollverstärker Fosi Audio ZA3 um 150 Euro / Stück, die zudem schick aussahen. Hut ab! Als DAC verwendete QUALIO einen älteren DENAFRIPS ARES 12th-1. Der aktuelle 15th liegt um 1.200 Euro.
Zu sagen es wäre eine Überraschung gewesen, wäre gelogen, weil wir die Mini-Lautsprecher Neat IOTA Alpha auf irgendeiner Messe schon einmal hörten, aber ein wohliges aah! machte sich breit, als wir Platz nahmen. Die „Standlautsprecher“, die nur halb so viel Volumen haben wie das Standard-8kg-Handgepäck beim Fliegen, und die die meisten Nicht-HiFiisten wahrscheinlich gar nicht als Stereo-Equipment erkennen würden, zauberten einen vollen und stimmigen Klang in das Hörzimmer, dem wir gerne lauschten. Ein kurzer Augenblick zum Runter kommen vom Messetrubel. Das hatte was. Natürlich müssen die Engländer für 2.650 Euro / Paar auch was können, sind aber noch angenehm im bezahlbaren Preisbereich. Ein Tipp für Freunde des Understatements.
Weg von britischem Understatement hin zu expressiver deutscher Handwerkskunst. Acapella hatten wir bereits mit den Hyperspherical Horns im Tower erlebt. Im eigenen Hörzimmer führten die Duisburger die Harlekin 2 um 18.000 Euro vor. Wie auch die Hyperspherical haben auch sie als Konstruktions- und Designmerkmal ein auf der Kante liegendes, quadratisches Gehäuseprofil auf der Oberseite platziert. An der Stirnseite arbeitet ein 1,7 Zoll Hoch/Mittel-Töner mit hypersphärischer Hornfunktion. Unterstützt wird dieser von einem 10 Zoll Tiefmitteltöner. Angetrieben wurden die Lautsprecher von der hauseigenen Vor- und Mono-Endstufen Kombi Enérgeia, die letztes Jahr auf der High End vorgestellt wurde. Trotz des extrovertierten und mächtigen Auftritts zeigte sich die Vorführanlage spielfreudig, angenehm musikalisch und einfühlsam.
Ebenfalls aus Duisburg vertrat als Vertriebler Björn Kraayvanger mit LEN HiFi die Interessen der Freunde entspannten Wohlklangs. Unser Blickfang sind ja zumeist die Lautsprecher und bei Björn war das wohl auch nicht ganz ungewollt. Es spielten angenehm locker die Lautsprecher FRIGG 02 in Esche hell Furnier des norwegischen Herstellers Ø Audio auf. Auf dem Rack zwei gute Bekannte: Der Circle Labs A200 Vollverstärker (HiFi-IFAs Test) und der Digital/Analog-Wandler MERASON Reuss (HiFi-IFAs Test). Ein absoluter Hingucker ist der Pre Audio Lineararm-Plattenspieler GL-1102AN. Tonarm und Plattentellerlager sind berührungsfrei luftgelagert.
Bei ASCENDO trafen wir zwei bekannte Gesichter: Vor der Tür erwartete uns Robert Ross, der mit KECES Audio einen Teil der Elektronik bereitstellte, im Hörzimmer referierte ausgiebig Michael Rissling, während die brandneue Hummingbird auf ihren Einsatz wartete. Der fränkische Hersteller hat, so Michael, aktuell auf reine Aktivlautsprecher umgestellt, da ASCENDO in der Preisklasse ab 20.000 Euro die Zusammenführung von Verstärkerelektronik und Lautsprecher für konsequent hält. Wie von ASCENDO, ich durfte ja die LIVE15 testen, gewohnt, ertönten dann impulsive, korrekte und ansprechende Sounds. Die Hummingbirds (dt. Kolibris) sirrten nicht nur, sondern gingen richtig gut ab. Der zweite heimliche Star im Raum war der Vorverstärker KECES S4, der nicht nur über ein separates Netzteil, sondern über einen, in der Preisklasse um 4.000 Euro äußerst seltenen, optischen Eingang für DS Audio Tonabnehmer besitzt. Auf dem Foto versteckt er sich unten rechts.
Zuerst dachte ich in eine Therapiesitzung geraten zu sein, da die Lautsprecher des griechischen Herstellers Geometric Harmony Speakers mit den Zuhörern einen Stuhlkreis zu bilden schienen. So war es dann aber auch nicht. Es erklangen entspannte Klänge und die Besucher konnten sich informieren. Ein Blick ins Halbrund zeigt, dass Geometric Harmony Speakers seinen Kunden individuelle Lautsprecher anbietet, die nicht nur die Variation eines Grundtypus sind, sondern unterschiedliche Geschmäcker ansprechen.
In einem Raum trafen sich, wie schon auf den HiFi-Tagen 2024 in Frankfurt, Bryston, Final und Morel. Die dynamischen Lautsprecher von Morel warteten auf der Seite, es spielten die Vollbereichselektrostaten von Final. Tiefe Frequenzen brauchen Hub oder Fläche, bei Elektrostaten also Fläche. Das Model 15 bringt es mit einer Höhe von rund 2 m auf einen Frequenzgang von 45 – 23.000 Hz. Die gebotene Vorstellung war herrlich offen und fein.
Abschließend noch ein Blick bei Nordic HiFi, die in Deutschland von HiFi Klubben verkauft werden. Nordic HiFi brachte in drei Räumen drei Marken in drei Preisklassen für drei Zielgruppen mit. Das nenne ich mal eine effektive Marktabdeckung. ARGON AUDIO ist der Vollsortimenter, der auch Plattenspieler zum günstigen Einstiegspreis um 250 Euro im Programm hat, dazu Elektronik und klassische Passiv- und Aktivlautsprecher in unterschiedlichen Größen sowie Subwoofer. Die Standlautsprecher FORTE mk2 (um 1.100 Euro) unten im Bild sind ein komplettes HiFi-System mit Bluetooth, wobei der Hauptlautsprecher die Elektronik beinhaltet und der zweite passiv angeschlossen ist. Das Ganze gibt es auch mit WiFi.
Ein bisschen auf Retro und Easy Listening, aber bei Bedarf auch Party getrimmt sind die markanten VESTLYD Lautsprecher. Es spielten die größeren V15C mit einem Paarpreis um 1.900 Euro. Das Coaxial-System dürfte wohl nicht zum Sezierbesteck des HiFi-Freaks gehören, könnte wohl aber in den Werkzeugkasten des unbeschwerten Musikfans passen. Cool.
Richtig ernst meinen es die Skandinavier mit den Radiant Lautsprechern. Die Clarity 6.2 – die wir umgehend vor Ort zum Test bestellt haben – richten sich mit einem Paarpreis um 4.000 Euro an den ambitionierten HiFi-isten. Obwohl die Lautsprecher relativ klein sind, wussten sie einen selbstbewussten Sound zu erzeugen, der aber neben dem mitreißenden Momentum auch das wichtige Gespür für die Musik enthielt. Respekt. Arendal, Vestlyd und Radiant zusammengefasst bilden ein interessantes und konsequentes HiFi-Konzept, was Nordic Audio da gemeinsam mit HiFi-Klubben verfolgt. Eine derart durchdachte Kundenorientierung kennt man sonst nur von schwedischen Möbelhäusern.
Das waren sie, die Norddeutsche HiFi Tage 2025 in Hamburg. Wir HiFi-IFAs sind müde, aber glücklich. Das Le Méridien Hamburg machte uns als Veranstaltungsort der Hamburger HiFi-Messe sehr viel Freude. Das Luxus-Hotel als Location passte wie die Faust aufs Auge zum Event. Die gesalzenen Preise für das Catering wären dabei eigentlich zu verschmerzen gewesen, zumal der Eintritt kostenlos war, einzig das Bezahlsystem mit den Tokens (Wertmarken) – diese gab es nur im Erdgeschoss käuflich zu erwerben – drängte viele Besucher zum Konsumverzicht. Dies gilt es kundenfreundlicher zu gestalten, so dass beim nächsten Mal der Zuspruch an den gut sortierten Verpflegungsstationen in den verschiedenen Etagen reger wird. Das hätten sie tatsächlich verdient. Und die Liebe geht bekannterweise auch immer durch den Magen.
Die Bandbreite des Gebotenen in Sachen HiFi war umfassend, so dass es einen im individuell bezahlbaren Bereich das „Habenwollen“ gejuckt oder im Gigantismus das Unerreichbare schier begeistert hat. Auch Letzteres muss mal sein. In rund 60 Räumen konnte sich jeder das Seine aussuchen und es galt eh die Parole: „Mut zur Lücke“. Alles war praktisch nicht zu schaffen. Trotz des zeitweisen Gedränges trafen wir auf freundliche und häufig auch humorvolle Besucher, die einem das Leben mit insgesamt gelassener Stimmung erleichterten. Auch wenn es schwierig war, auf die Schnelle ein gutes Hörplätzchen zu ergattern, das große Interesse des Publikums für HiFi und High End Audio zu erleben, deuteten wir als tollen Impuls für die Branche.
Das Le Méridien ist ebenfalls der Partner der Veranstalterin Ivonne Borchert-Lima bei den Süddeutsche HiFi-Tage 2025 in Stuttgart im September diesen Jahres. Vielleicht entsteht damit wieder so etwas wie eine Kontinuität bei den HiFi-Messen. In jedem Fall freuen Bernd und ich uns auf die Fortführung bei unser beider Heimspiel, aber drücken auch die Daumen, dass sich das Event in ähnlicher Form im nächsten Jahr in Hamburg wiederholt. Weiter so! Denn wenn die High End 2026 von München nach Wien zieht, kann das HiFi-Deutschland starke Fixpunkte im eigenen Land gut gebrauchen.