Gut ausgeschlafen ging es am Sonntag wieder weiter mit den NDHT 2022. Auch heute war die Anreise aufgrund der immer noch angespannten Situation im ÖPNV nicht wirklich besser. Doch kaum war ich im Privathotel Lindtner angekommen, hellte sich meine Miene auf 🙂
Michael Kromschröder von Klangloft stand so in der Gegend rum. So wie die von ihm vertriebenen Klangsäulen Grandinote Mach 9 für 20.000 Euro. Mach(t) Spaß. Mit daran beteiligt war auch eine mit 12.800 € etwas kostspielige Dame: die Aries Cerat Hélene. Aber so ist das halt manchmal im Leben. Hinter dem Namen versteckt sich jedoch der „kleine“ DAC des Fabrikats. Ihr Spielkamerad, der neue Aries Ianos Aperio Vollverstärker für 45.000 Euro, ergänzte das spielfreudige Team.
SPENDOR brachte mit den Classic 1/2 ein Paar kleine Engländerinnen für runde 8.300 € ins Spiel. Mit von der Partie waren aus dem Hause Chord Electronics die neue Ultima Pre 3 Vorstufe, weiterhin die Ultima 5 Stereoendstufe und der Dave DAC. Während ich mich vollkommen entspannt dem Genuss der Musik hingeben konnte, durfte Mika Dauphin vom Vertrieb Drei H auf dem Flur fachsimpeln.
Ein schöner Rücken kann auch entzücken? „BetonRockt“, so die Aussage auf dem Shirt von Jörg Wähdel. Die Musik tat es auf jeden Fall. Bei BETONart-audio spielten die aktiven Standlautsprecher SYNO für 12.500 €, hier in der neuen PRO Edition mit Bändchen Hochtöner. Unterstützung gab es vom aktiven Subwoofer TYRON für runde 5.000 Euro. Wer hier nun die Ohren erschlagende Bässe erwartet hatte, befand sich auf dem Holzweg. Aufgrund des an alle möglichen Räume anpassungsfähigen DSP-Konzepts gab es hier einen knochentrockenen und entschlackten Klang. Im Gegensatz zu den Lautsprechern gab sich der Netzwerkplayer der recht zierlich. Was allerdings nur auf das Gehäuse, und nicht auf den technisch wie auch klanglich beeindruckenden Stream6 mit WiSA-Modul.
Nicht nur Nummer Fünf, sondern auch ET lebt, so mein erster Gedanke beim Anblick der Standlautsprecher MANRON λ120. Ebenso wie meiner holden Begleitung, die mit mir am Sonntag auf den NDHT 2022 unterwegs war. Wohl dem, der eine an Musik interessierte Frau an seiner Seite weiß. Und die einen glücklicherweise hin und wieder auf den Boden der Tatsachen holt, nicht nur beim HiFi. Runde 13.000 € kosten die interessant gestylten Schönheiten aus massivem Holz. Deren halbrunde Schlitze vor dem „Hals“ sind übrigens die Bassreflexöffnungen. Ein wenig günstiger dann der Röhrenverstärker MANRON Delta δPP20ix für 6.000 €. Als Quelle diente ein Musikserver von Cocktail Audio. Wir waren sehr angetan, wie offen und frei diese Anlage aufspielte.
Neu bekannt wurde mir auf den Norddeutschen HiFi-Tagen 2022 Eugen Oks mit seiner Lautsprechermanufaktur oks audio. Seit seiner Jugend ist er, wie so viele von uns, vom HiFi-Virus infiziert. Hier in Hamburg führte er seine eigenentwickelten und produzierten modularen sowie aktiven Standlautsprecher „open baffle“ Made in Germany für 16.000 € vor. Im Preis enthalten sind die Lieferung sowie die Anpassung der Lautsprecher vor Ort an die räumlichen und akustischen Gegebenheiten. Das Musikmaterial wurde gestreamt und per Denon CD-Player analogisiert. Vier Lautsprecher-Module befinden sich hier übereinander. Unten das Basisgehäuse für das Aktivmodul und darüber zwei RiPol-Bass-Module mit gegenläufigen Tieftönern was Vibrationen des Gehäuses auf null setzt. Als „Krönung“ gibt es eine Hoch- und Mittelton Kombi aus Magnetostaten in offener Bauweise. Dementsprechend frei und detailreich war dann auch das Klangbild. Doch auch der für so ein kleines Gehäuse kräftige und sehr kontrollierte Bass wusste uns zu überzeugen.
Sehr kontrolliert und neutral ging es auch bei Innuos zu. Die Spezialisten für Musikserver haben seit diesem Jahr eine neue Abspielsoftware, die wirklich klasse ist. Der logische Schritt ist nun hin zu reinen Netzwerkplayern. Vorgeführt wurden hier der PULSEmini (999 €), der PULSE (2.599 €) sowie der PULSAR (5.499 €) an den Standlautsprechern Kii Three. Lassen sich diese Lautsprecher eh schon gut an die Akustik verschiedener Räume anpassen, wurde dieses Thema mit den beiden elektronischen Bassabsorbern
PSI Audio AVAA C20 (Stück 2.500 €) auf die Spitze getrieben.
Großartige Klänge gab es wie immer beim HiFi-Pilot und den aktiven Kompaktlautsprechern Buchardt Audio A500, die es je nach Furnier- und Ständerwunsch ab 3.500 € gibt. Im Bundle gekauft gibt es dann noch einen WiSA-Hub für günstige 250 € dazu. Die doch recht zierlichen Lautsprecher fluteten den großen Raum verblüffend gut mit Musik. Und dies auch in den unteren Tonlagen. Gutes HiFi muss nicht teuer sein.
Wolf von Langa führte nicht nur Musik von der LP vor, sondern erklärte uns auch einiges über die Verarbeitung von Holz und seinen Eigenschaften. Und weshalb für Musiker die Stradivari die beste Geige ist, weil sie eine der am lautesten spielende ist. Nach diesem Kriterium werden Instrumente laut Aussage von Wolf von Langa oft ausgewählt. Die gut nachvollziehbare Erklärung: Im klassischen Orchester gab es früher keine elektronische Verstärkung, und mit laut spielenden Instrumenten haben die Musiker schlicht und einfach leichteres Spiel. Leichtes Spiel auch mit komplexer Musik hatten hier übrigens die Elektronik von Air Tight und die kompakten Lautsprecher WVL SERENDIPITY aus dem Hause von Langa.
Reges Treiben an den Ständen. Einige Anbieter von Schallplatten, unter anderem Fenn Music und Sieveking, waren vertreten und schienen mit dem Verkauf ihrer Tonträger sehr zufrieden.
Bei Voxativ ging es mit dem modularen System 9.88 für 100.000 Euro in die Vollen. Neben der Stapelware haben die Berliner allerdings auch günstigeres im Angebot. Für einen raumfüllenden und schwebenden Klang sorgte neben dem neuen Breitbänder AC-4NP auch der aktive RiPol-Subwoofer. Wie es mir scheint, kommt letzterer – siehe weiter oben auch bei Oks Audio – nach und nach in Mode, was ich bei den sauberen, straffen Bässen gut verstehen kann. So einen RiPol-Subwoofer hatten wir übrigens vor einigen Jahren bei uns im Test.
Keine HiFi-Messe ohne das Original Ingo Hansen. Wer seine Vorführungen kennt, weiß, dass der Gründer und Mastermind von Phonosophie gerne den Live-Charakter von Musik in den Vordergrund stellt. Live-Musik gab es dann hier mit dem Cellisten Götz Kelling-Urban, er begleitete Musik aus der Konserve. Das war dann das I-Tüpfelchen auf den bereits von Hause aus klasse klingenden Kompaktlautsprechern Fink KIM.
Norddeutsche HiFi-Tage 2022 – Fazit
Aus meiner Sicht hat Ivonne Borchert-Lima mit der neuen Lokalität einen Glücksgriff getan. Das Privathotel Lindtner bietet den HiFi- und High End Liebhabern eine passende und gediegene Atmosphäre ähnlich der früheren High End im Frankfurter Kempinski. Auch wenn die Anzahl der Aussteller aufgrund des außergewöhnlichen Termins im Sommer – im Blätterwald des Lindtner hörte ich etwas von der Fortsetzung am 04. und 05. Februar 2023 rauschen – etwas geringer ausfiel als früher, konnten weder ich noch die vielen Besucher alles hören und sehen, was im Angebot der NDHT 2022 war. Ivonne, wir kommen wieder! Versprochen.
Bye bye, bis zum nächsten Mal!