Der rheinische Hersteller Sound Performance Lab, oder – kurz und prägnant – besser bekannt als SPL, steht für den gelungenen Spagat zwischen der Welt des Professional Audio und des HiFi für zu Hause. SPL manifestiert und umschreibt das treffend mit seiner Professional Fidelity Serie. Für uns HiFi-IFAs steht SPL mit der Phonitor-Serie schon immer für hervorragende Kopfhörerverstärker (im Test: Phonitor x und Phonitor se) und zudem gab der Vorverstärker Director mk2 (der aktuelle mk2.2 ist leicht überarbeitet) sein Stelldichein in unserem Hörraum. Zu Letzt war noch die Stereo-Endstufe Performer s1200 zu Gast. Damit scheint das Glück perfekt. Tatsächlich? Eine Sache ist da noch: Was geht bei SPL in Sachen Digitaltechnik?
Bis dato haben die Niederkrüchtener auf Module gesetzt, die sie in ihre Geräte integriert haben. Vorreiter war der Director mk2 mit dem D/A-Wandler-Modul DAC768, das auch im Phonitor xe zum Einsatz kommt. Die Phonitore x und se sind mit dem „abgespeckten“ Modul DAC768xs erhältlich. Ein Blick in die Produktpalette der Professional Fidelity Serie zeigt, das SPL seine Kompetenzen Modular nach Herzenslust in seinen Geräten kombiniert und auf die Bedürfnisse ihrer Nutzer zuschneidet. Tatsächlich alle? Jetzt schon! Denn mit dem brandneuen Diamond hat SPL konsequenterweise die Funktion des Digital/Analog-Wandlers als eigenständiges, ambitioniertes Gerät herausgeeist und bietet diese mit dem Musikfreund für runde 2.500 Euro an – Vorverstärkerfunktion inbegriffen. Wir HiFi-IFAs freuen uns, das jüngste Mitglied des Sound Performance Labs in unserem Hörraum für euch unter die Lupe nehmen zu können.
Annäherung
Der SPL Diamond kommt im Niederkrüchtener Gardemaß mit 278 mm Gehäusebreite daher und ist damit in der Professional Fidelity Linie auch über bulligen Performer s1200 Stereo-Endstufe, wie sie aktuell ebenfalls bei mir im Hörraum steht, sauber stapelbar. Die rund 50 mm messende Höhe der Frontplatte, die wie alle Geschwister in rot, silber und schwarz eloxiert erhältlich ist, verleiht dem Digital-Analog-Wandler eine schneidige Proportion, die 300 mm Tiefe des Gehäuses, das bei allen Geräten schwarz ist, schafft Volumen und signalisiert damit technische Ambitionen. Elegant und angenehm im Zugriff wirken die großen Radien in den Ecken der Frontplatte, die sich auf dem Gehäuse fortsetzen. Mit etwas über 3 kg macht der Diamond einen soliden Eindruck.
Bei den Eingängen – sechs an der Zahl – hat SPL nicht gespart, schließlich soll der Digital/Analog-Wandler als ernst zu nehmende digitale Schaltzentrale wahrgenommen und eingesetzt werden. Am Heck des DAC finden sich im kompakten Anschlussfeld zwei optische TOSLINK, zwei coaxiale Cinch-, eine AES/EBU- und eine USB-B-Buchse. Der Eingangswahlschalter ist ein griffiger Drehknopf Mitte links auf der Frontplatte. Die Mitte gehört dort der SPL Plakette und der roten Power-LED. Rechts davon ist das rot-leuchtende Punkt-Matrix-LED-Display – der Markenkenner kennt es auch vom Director mk2 – angeordnet, das minimalistisch in vier Ziffern die gewählte Quelle und bei anliegendem Signal die Abtastrate anzeigt. Beispiel wie im Foto: A96 = AES 96 kHz. Ganz rechts ist der Power-Kippschalter für den Alltag, der sein hart vom Netz trennendes Schalter-Pendant in alter SPL Manier auf der Rückseite gleich neben der Kaltgeräte-Buchse hat.
Da wir grad bei den Eingängen sind. Hier hat der SPL Diamond eine Besonderheit aufzuweisen, die auf seine Wurzeln in der Studiotechnik hinweist. Der D/A-Wandler kann nämlich ein, über eine BNC-Buchse (WORD IN) eingespeistes, externes Clock-Signal verarbeiten. Haben mehrere Geräte in einer digitalen Kette diese Möglichkeit, können sie sich auf eine gemeinsame Masterclock referenzieren, wie z.B. die professionelle MUTEC REF10 SE120, die wir auch einmal in Kombination mit dem MUTEC MC3+ USB – der auch die gleiche Funktion übernehmen – im Hörraum hatten. Ein Kippschalter an der Gerätefront stellt diese Funktion scharf.
Das analoge Signal stellt der Diamond über je ein Paar Cinch und symmetrischen XLR-Buchsen bereit. Ich hatte eingangs erwähnt, das der Diamond als Vorstufe einsetzbar ist. Beim ersten Blick ist dem trainierten Auge bereits der, wie sein Eingangswahlknopf-Kollege, aus Aluminium gefertigte Drehknopf für die Lautstärkeregelung aufgefallen. Über DIP-Schalter am Heck lassen sich die Ausgänge aber auch auf „FIXED“ einstellen, was aus dem Diamond im Signalweg einen reinen DAC macht. Das die SPL-Entwickler funktional denkende Pragmatiker sind, lässt sich an einem besonderen Detail erkennen: Cinch und XLR lassen sich getrennt zwischen VARIABEL und FIXED schalten. So könnte der Diamond zum Beispiel FIXED einen Kopfhörerverstärker mit Lautstärkeregelung – zum Beispiel einen Phonitor 2 oder einen „kleinen“ One – und gleichzeitig VARIABEL eine Endstufe – zum Beispiel die Performer s800 oder s1200 – bedienen.
Ich entschließe mich dazu, auf der digitalen Seite den NuPrime Stream9 über den MUTEC MC3+ USB ohne Option der externen Wordclock zuspielen zu lassen, verkabelt mittels Supra Cables AES/EBU-Kabel. Analog geht es symmetrisch mittels Sommer Cable Epilogue XLR raus. Danach bieten sich zwei Varianten an: Zum einen direkt in die SPL Performer s1200 Endstufe (Achtung: auf VARIABEL schalten 😉 ) oder mit Umweg über die analoge Schaltzentrale Director mk2.2. Damit wäre das Gröbste fix erledigt. Noch ein Netzkabel einstecken, Kippschalter hinten umlegen, Kippschalter vorne umlegen – fertig. Während sich der Diamond einspielt, erzähle ich noch ein bisschen Technik.
Technik
Herzstück des SPL Diamond ist der DAC768, der mit einem AKM AK4490 Velvet Sound Premium-DAC Chip ausgestattet ist. Der Name des DAC ist Programm, da er PCM-Audio mit einer Abtastrate von bis zu 768 kHz mit einer Auflösung von bis zu 32 Bit wandelt. Zum Vergleich: die gute alte CD löst dem Nyquist-Shannon-Abtasttheorem folgend „nur“ mit 44,1 kHz auf. Direct Stream Digital, das man als Format auch von der Super Audio CD mit der Abtastrate DSD64 kennt, wird bis zu DSD256 unterstützt, also dem vierfachen der SACD. Angeliefert werden die Stereo-Signale via USB- und AES-Eingang sowie je zwei optischen / TOSLINK und koaxialen / Cinch Eingängen. USB ist neben PCM für DSD-Audio via DoP empfänglich. Dabei wird, das ist systemimmanent, DSD für die USB-Übertragung paketiert und dann wieder zum Stream entpackt.
Eine weitere Besonderheit ist, wie in der Annäherung bereit beschrieben, der Eingang für eine externe Word-Clock. Über den Schalter CLOCK an der Front kann der Anlagenbetreiber die Quelle des Taktsignals wählen. SOURCE bedeutet die Synchronisation der internen Clock mit dem digitalen Takt im Quell-Signal, was praktisch der Standard in der Signalverarbeitung ist, oder WORD, wobei die Synchronisation mit dem anliegenden externen digitalen Takt (WORD IN) erfolgt.
Eine weitere Besonderheit des DAC768 und Spezialität von SPL ist der Einsatz des hauseigenen Dual Low-Pass SPL DLP120 mit VOLTAiR-Technologie. Das Tiefpass-Filter (Low-Pass) ist ein Tor, welches das analoge Signal vor dem Geräte-Ausgang passieren muss. Im DLP120 arbeiten getrennte Filter für PCM- und für DSD-Audio-Signale, da diese angepasste Roll-Off-Frequenzen verwenden. Und bei eben diesen analogen Tiefpass-Filtern kommt die SPL VOLTAiR-Technologie zum Einsatz.
Die VOLTAiR-Technologie, als Begriff zusammengesetzt aus Volt und Air, ist eine 120V-Referenztechnologie von SPL. Sie arbeitet mit einer internen Gleichspannung von 120V / +/- 60 V. Damit liegt sie vierfachen Bereich der Betriebsspannung von IC-basierten Halbleiter-Operationsverstärkern. Die einfache Idee dahinter ist, dass eine möglichst hohe Audioqualität eine möglichst hohe Audio-Betriebsspannung erfordert. Zum Vergleich: Geräte mit einer internen Betriebspannung von +/-15 Volt können einen maximalen Eingangspegel von +21.5 dBu verarbeiten. Ein Ausgangspegel von +22 dBu bei 0 dBFS würden Pegelspitzen des Musikmaterials schon in der Eingangsstufe des Gerätes übersteuerm. Alle Komponenten im Audio-Gerät arbeiten oft im Grenzbereich. Das Ergebnis ist ein unruhiger Klang, der Stress und eine schnellere Gehörermüdung verursacht. Die VOLTAiR-Technologie kann aufgrund der höheren internen Betriebsspannung von +/- 60 Volt Eingangspegel von +32.5 dBu verarbeiten, was 12 dB mehr Headroom und den Einsatz im optimalen Arbeitsbereich bedeutet.
Die Lautstärke wird nicht in der digitalen Domäne geregelt – so bleibt die Dynamik vollständig erhalten, sondern ganz klassisch analog mit einem Alps RK27 „Big Blue“-Potentiometer, dem man das „Löffel im Honig“ Drehgefühl nachsagt, was ich auch guten Gewissens bestätigen kann. Das Poti ist aktiv, wenn es – und das ist für das Cinch- wie XLR-Stereo-Paar das separat wählbar – in den Signalweg geschaltet wird.
Der SPL Diamond arbeitet mit einem internen Linear-Netzteil mit Ringkerntransformator. Gleichrichter wandeln die Wechselspannung in die im Audio-Gerät benötigten Gleichspannungen. In der Professional-Fidelity-Serie, die in der Therie, aber auch nach Gehör entwickelt wird, werden viele klanglich relevanten Bauteile in der Durchsteckmontage (THT) auf den Platinen verbaut.
Technische Daten
- Analoge Ausgänge:
1x XLR (symmetrisch)
1x RCA - Maximaler Ausgangspegel (0 dBFS = max. +15 dBu): 32,5 dBu
- Ausgangsimpedanz: 75 Ω
- Frequenzgang (0 dBu): 10 Hz – 100 kHz
- Übersprechen (0 dBu, 1 kHz): -108 dB
- THD & N (0 dBu, 1 kHz): 0,001001 %
- Rauschen (A-bewertet): -102 dBu
- Dynamikumfang (0 dBFS = +15 dBu => 117,3 dB): 134,5 dB
Digitale Eingänge DAC 768
- 1x AES/EBU (XLR): PCM-Abtastraten 44,1/48/88,2/96/176,4/192 kHz
- 2x Coaxial SPDIF (Cinch): PCM-Abtastraten 44,1/48/88,2/96/176,4/192 kHz
- 2x Optisch SPDIF (Toslink F06): PCM-Abtastraten 44,1/48/88,2/96 mit Glasfaser <1m 176,4/192 kHz
- 1x USB (B):
PCM-Abtastraten 44,1/48/88,2/96/176,4/192/352.8/384/705,6/768 kHz
DSD over PCM (DoP), Abtastraten 2,8 (DSD64), 5,6 (DSD128), 11,2 (DSD256) MHz - 0 dBFS kalibriert auf: 15 dBu
Interne Stromversorgung
- Linear-Netzteil mit geschirmtem Ringkerntransformator
- Betriebsspannung für analoge Audio-Elektronik: +/- 60 V
- Betriebsspannung für Relais und LEDs: + 12 V
Netzteil
- Netzspannung (wählbar, siehe Sicherungskammer): 230 V AC / 50; 115 V AC / 60 Hz
- Leistungsaufnahme: max. 40 VA
- Stand-By Stromaufnahme: < 0,3 W
Gehäuse
- Maße: 278 * 57 * 300 mm (Breite * Höhe (inkl. Füße) x Tiefe)
- Gewicht des Geräts: 3,15 kg
- Farben: Silber, Schwarz, Rot
Klang
Der aufmerksame Leser unseres HiFi-Blogs und/oder Kenner der Marke SPL hat beim Lesen sicherlich festgestellt, dass ich mit der Anlage im Hörraum verschiedene Möglichkeiten habe, die Performer s1200 Endstufe mittels eines DAC768 ans Arbeiten zu bekommen. Zum einen mit dem Diamond als reinen DAC über den Director mk2.2 als reinen Vorverstärker, zum anderen – das ist bequem mit der Fernbedienung umschaltbar – mit dem integrierten DAC768 des Herrn Direktor und – last but not least – mit dem Diamond als DAC-Vorstufe. Ein interessanter Vergleich, den ich dem Hördurchgang als grundsätzlichen Eindruck voran stellen will.
Gehört habe ich dabei ausgiebig mit der gleichen Musik, die ich im späteren Klangeindruck auch beschreibe. Zu bedenken ist, dass in den Kombinationen deutlich unterschiedliche Preisklassen generiert werden, bis das analoge Signal an der rund 6.500 Euro teuren, klangstarken Endstufe anliegt. Der Diamond liegt bei 2.500 Euro, der Director mk2.2 bei rund 3.700 Euro und die Kombination entsprechend bei 6.200 Euro (mit der naheliegenden rein analogen Vorstufe SPL Elector wären das 5.200 Euro). Was im Sinne der Preis/Leistung oder in Kombination mit vorhandenen Geräten am geschicktesten ist, bleibt wie immer eine individuelle Entscheidung.
Trotzdem wage ich zu sagen, dass der Diamond DAC mit seiner Vorstufe zum Preis-/Leistungssieger avanciert. Er transportiert klanglich alle wesentlichen Eigenschaften, die das Verständnis von SPL und dem DAC768 bei der Musikwiedergabe ausmachen. In der Hinterhand hält er ja Einstellungsmöglichkeiten für eine spätere Auf- und Umrüstung der Anlage. Der Director mk2.2 holt dank der aufwändigeren Vorstufe noch mehr aus seinem internen DAC768 heraus und rutscht klanglich in Richtung des Diamond als reinen DAC. Nutzt man die Ausgangsstufe des Diamond und geht analog an eine sehr gute Vorstufe, stellt das klanglich das Optimum dar, was sich durch eine feinere Zeichnung und Impulsivität sowie ausgeprägterem Gespür für Musik bemerkbar macht.
Da es in der Natur der Dinge liegt, sich am Optimum zu erfreuen, entschließe ich mich, meinen Hördurchgang in der Kombination Diamond – Director mk2.2 – Performer s1200 zu erleben und zu dokumentieren. Der Lautsprecher ist dann wieder ein Diamant – nämlich die Diapason Adamantes V, die mit der Kette, ich nehme das mal vorweg, hervorragend harmonieren.
Ich starte mit Peter Kraus im Duett mit Annett Louisan zum „Blue Bayou“. Das Klavier perlt locker leicht vor sich hin und setzt Akzente, ebenso wie die sehnig gezupfte Gitarre. Dazu gesellt sich der knorrige Kontrabass und komplettiert das launig aufspielende Ensemble. Dann steigt Peter Kraus ein: „Der Weg den ich in Gedanken geh, führt am Fluss entlang zum See“. Der Diamond zeichnet die Stimme schön nach. Auch das leichte Zischeln im „s“- und „z“-Laut, das den Vortrag so natürlich und sympathisch erscheinen lässt. „Unter Bäumen da liegt ein Haus, es sieht wie im Märchen aus“ haucht mir Annett Louisan bei erster Gelegenheit ein und bringt das Kopfkino ans Laufen. Ja, so ist’s am Blue Bayou…
Die Stimmen erscheinen in plausibler Größe zwischen den Lautsprechern und erzeugen eine stimmige Melange aus Studio-Aufnahme und Club-Feeling. Wie auch bei „Mr. Bojangles“, bei dem Helge Schneider an den Instrumenten mit Hand anlegt. Wenn ich einmal das Album Idole in die Playlist hole, muss dieser heitere Titel halt auch spielen. Peter Kraus wirkt in seinem Sprechgesang so vital, dass es eine wahre Freude ist. Der Diamond zeichnet Stimme, Schlagzeug und den Synthesizer wunderbar nach, aber keinesfalls über. Das ist ein Paradebeispiel dafür, das Neutralität nicht mit „langweilig“ oder „charakterschwach“ gleich zu setzten ist, sondern einfach nur akkurate Spielfreude bedeutet.
Auf der Suche nach geeignetem Musik-Material – geeignet für mich, nicht für den Allrounder Diamond – stolpere ich bei der Society Of Sound über Cara Dillon und ihr Live-Album The Lass Of Glenshee – Live At The Grand Opera House, dass Folk-Songs verspricht, die an die nordirische Heimat der Sängerin erinnern. Die Leichtigkeit des Openers „The Hill Of Thieves“ enttäuscht mich nicht. Die wunderbar transparente Stimme von Cara Dillon wird begleitet von einer gezupften Akustik-Gitarre und formt eine unbeschwerte Stimmung und Offenheit einer Bühne vor meinem Aug und Ohr.
In der sauberen Aufnahme gesellt sich eine Querflöte hinzu, wonach die Musik mächtig an Fahrt aufnimmt. Der D/A-Wandler hat dabei ein ordentliches Gespür für Takt und Akzente, ebenso für die große Trommel, die nicht einfach nur ein tiefes „Bumm“ vom Stapel lässt, sondern auch die Körperlichkeit des Instrumentes behält. Gekrönt wird die Darbietung vom Applaus des Publikums, das mir das Gefühl der livehaftigkeit vermittelt. Wer ein Faible für diese Art von Musik hat, wird, wie ich, wird von dem Album gefangen genommen und hört das gelungene Album einfach weiter. Anspieltipp zwischendurch: „Black Is The Colour“ … of my true loves hair… Das ist eher meine Welt als das Haus am Blue Bayou 😉
Wer dran bleibt, kommt mit „P Stands For Paddy – Lament for Johnny“ endgültig in Nordirland an. Ein lässiger Vortrag von Cara Dillon, eine geschrammelte Gitarre und die vorwitzige Fidel entführen mich endgültig in einen Pub – dazu noch das rhythmische Klatschen des Belfaster Publikums. Wow. Der Diamond sortiert das aber sauber und sorgt für die nötige Transparenz ohne künstlich was dazu zu dichten. Denn es ist gut so, wie ist. An Emotionalität ist das abschließende „She Moved Through The Fair“ kaum zu überbieten. Die fast schon gehauchte Querflöte eröffnet mit dem Klavier, steckt die Dimensionen der Bühne ab und bereitet das Publikum auf die Sängerin vor, die dann mit herrlicher Präsenz auftritt. „My young love said to me, my mother won’t mind, and me father won’t slide out…“. Sechs Minuten Gänsehaut für Menschen mit Draht zum Folk und zu Musik gewordener Tragik. „And this, she did say ‚It will not be long, love ‚Til our wedding day‘ … No it won’t be long, my love.“. Das Traditional lässt mich sprachlos berührt zurück.
Aus dieser Stimmung befreit mich Punkt, das Musik-Projekt von Sidsel Endresen. Das Album heißt Crime Scenes, der Opener „Map“. Das habe ich lange nicht mehr gehört. Die Synthie Sounds, die wie das sonore Geklimper von einem Marimbafon klingen, ertönen groß zwischen und um die Lautsprecher. Dort hinein erscheint überall im Raum, scheinbar wahllos in allen Dimensionen verteilt, ein scharfes Klicken und Klacken sowie elektronische Effekte. Mit etwas Fantasie wie ein Himmel, in dem die Sterne aufblitzen. Mittendrin die entrückte Stimme von Sidsel Endresen, manchmal mit einem Gurren. Wahnsinn. Später setzt als Gegenpol eine mit dem Besen gespielte Drum ein – und ein Synthie-Bass, der die Raum-Akustik an die Grenze bringt. Der Diamond behält in dem Sound-Spektakel den Überblick und behandelt jede Komponente für sich richtig, natürliche Instrumente, Effekte und Bass. Nach dem kurzen Intermezzo „Challenge“ geht es mit dem launigen „Angels“ weiter. Dort hinein spricht eine männliche Stimme mit beängstigender Präsenz im Hörraum, die das Hören des Albums zu einer soundmalerischen Erlebnisreise werden lässt, weniger zum unbeschwerten Musikgenuss. Spannend.
Da nunmal der Diamond mit den Adamantes zusammenspielt, wer könnte zum Abschluss besser dazu stoßen als Marina Lambrini Diamandis, die dem Publikum besser als Marina and the Diamonds bekannt ist. Passt ja bestens. Nicht das man mir mit den Three Diamonds noch automobile Schleichwerbung nachsagt, aber die das argwöhnen können auch einfach an die Karo drei denken 😉 Die Britin beschäftigt meine beiden Diamanten im Hörzimmer jedenfalls mit dem Album Electra Heart. Jetzt kommt Leben in die Bude. Der Opener „Bubblegum Bitch“ zeigt schonmal wo der Hammer hängt, die Zeiger von den VU-Metern des Director mk 2.2 gehen aus dem Stand auf den rechten Anschlag. Ja, der Song zerrt schon ein wenig an den Nerven, so mitreissend er auch ist. Was aber nicht am D/A-Wandler liegt, der den Song mit stoischer Gelassenheit in ein analoges Signal überführt ohne zu überziehen, so daß das Ganze auch noch am Ohr im grünen Bereich ist, nachdem die Adamantes V ihr Werk verrichtet haben.
Ich persönlich mag die beiden letzten Titel des Albums am Liebsten, das zwar nicht unter „große Kunst“ fällt, aber trotzdem Laune macht. „Hypocrates“ füllt den Hörraum nochmal über die geometrischen Grenzen der Lautsprecher hinaus mit Sound. Satt, aber trotzdem noch sauber abgesteckt. Darin Marinas fast schon euphorische Stimme. Der SPL macht das, ohne die Höhen aufzufrischen oder den Bass aufzudicken. Der Digital-Wandler liefert – auch im Grenzbereich – sauber ab. Er ermöglicht dem stimmungsvollen „Fear And Loathing“ – meinem Favoriten auf dem nicht ganz einfachen Album – sich final hymnisch zu entladen. „I wanna feel like I am floating, Instead of constantly exploding…“, wünscht sich Marina Diamandis hoffnungsvoll. Wer musikalisch im Fluss bleiben will, dem sei der SPL Diamond als sichere Bank ans Herz gelegt. In Sachen D/A-Wandlung ein treuer Freund, mit dem ich gerne noch ein Weilchen gut unterhalten in meiner Musiksammlung stöbern werde.
Fazit
Der Diamond ist die logische Erweiterung des Portfolios von SPL in der Professional Fidelity Linie. Bis dato nur als Modul in der bekannten Produktpalette verbaut, bieten die Niederkrüchtener die Funktion des Digital/Analog-Wandlers nun als ambitioniert aufgebautes, eigenständiges Gerät an, das auch einen ordentlichen Vorverstärker mit ansprechender Preis/Leistung abgibt. Die Cinch und XLR Ausgänge sind zwischen fixed und lautstärkegeregelt separat umschaltbar, was den Diamond in Kombination mit beispielsweise einem Kopfhörerverstärker und/oder Aktivlautsprechern auch als individuelle Schaltzentrale stand-alone-fähig macht. Sechs Digital-Eingänge, PCM bis 768 kHz / 32 bit und Direct Stream bis DSD256 lassen technisch nur wenig Wünsche offen, ein Word-Clock-Eingang ist das Sahnehäubchen des DAC. Der Klang ist herrlich transparent, frisch und im positiven Sinne neutral. Dabei spielt der D/A-Wandler, wenn es das Musikmaterial fordert, auch mal nach vorn. Der Musikfan bekommt analog geliefert, was er digital in seiner Juke-Box bestellt hat. Der SPL Diamond ist mit rund 2.500 Euro ein gewohnt fairer Deal der Rheinländer. Dabei harmoniert er wunderbar mit seinen Markenkollegen, stellt aber auch eine hervorragende Lösung darüber hinaus dar.
Im Test
Umfangreich ausgestatteter Digital/Analog-Wandler mit Vorstufenfunktion
SPL Diamond
Preis: 2.500 Euro
Kontakt
SPL electronics GmbH
Sohlweg 80
41372 Niederkrüchten
Tel.: +49 (0) 2163 98340
Mail: info@spl.audio
Web: www.spl.audio
Mitspieler im Test
Digitale Quellen – LUMIN U1 mini, NuPrime Stream 9, MERASON DAC1, Merason DAC1 Mk II, Musikserver Innuos ZENith Mk3
Plattenspieler / Phonovorstufe – Rega P8 mit Excalibur Platinum, Vertere Techno Mat, Rega Aria Mk3,
Verstärker – SPL Phonitor x mit DAC768 Kopfhörerverstärker/DAC, SPL Director Mk2.2 Vorverstärker/DAC, Cambridge Audio Edge W Stereo-Endstufe, Makroaudio LittleBIG Power Mono-Endstufe, SPL Performer s1200 Stereo-Endstufe
Lautsprecher – Dutch&Dutch 8c, Diapason Adamantes V
Kopfhörer – ULTRASONE Edition 15
Signalkabel – WSS Platin-Line KS-20 XLR, WSS Premium-Line KS-200 XLR, Boaacoustic Evolution BLACK.rca
Lautsprecherkabel – Boaacoustic Mercury, Melodika MDSC4030, Kabelbrücke Melodika MDSC1501
Digitalkabel – Boaacoustic USB-Kabel Silver Digital Xeno, Supra Cables USB 2.0 Excalibur, Netzwerkkabel Wireworld Starlight 8, Boaacoustic SIGNAL.lanCat.6A
Netzkabel – Netzkabel Supra LoRad 2.5, bfly bPower
Zubehör – Netzleiste SUPRA Cables LoRad MD07 DC 16 EU SP MKIII, SBooster BOTW P&P Netzteil, NuPrime AC-4 Power Conditioner, NuPrime Omnia SW-8 HiFi Netzwerk-Switch, Innuos PHOENIX USB-Reclocker, MUTEC MC3+ USB
Fotos: F. Visarius