Wir HiFi-IFAs hatten die Freude, Michael Bruns auf den Norddeutschen HiFi-Tagen kennen zu lernen. Dort stellte der Wahl-Frankfurter gemeinsam mit Michael Axmann von Axmann Audio/Silber Kabel aus. Michael ist der Schöpfer der prominenten weißen Lautsprechersäulen aus dem obigen Foto, die, in der in Hamburg gezeigten Variante, auf den Namen audiophile FAST cylindric compact hören.
Bei einer Höhe von 150 cm schien der Namenszusatz compact leicht untertrieben, in Relation zu seinen Geschwistern aber auch wieder passend. Zudem erwies sich die Einordnung als Säule als etwas voreilig, da sich die Lautsprecher zwar vom Fuße her leicht nach vorn geneigt aus dem Boden erheben, sich bis zum Scheitel aber deutlich nach hinten biegen. Daher also das cylindric im Namen… Obendrein machten die Lautsprecher keinen Hehl daraus, dem Bauprinzip eines Arrays zu folgen. Eine Menge interessanter Details also, um mit Professor Dr.-Ing. Michael Bruns – die akademischen Titel verrieten seine Karte, er stellte sich mir völlig uneitel als Michael vor – in ein gutes Gespräch zu kommen und eine nähere Betrachtung sowie Test seines Lautsprechers zu vereinbaren. Von meinem Besuch am Firmensitz in Frankfurt-Höchst und meinen Höreindrücken von den großen Brüdern audiophile FAST cylindric modular berichte ich euch hier.
Michael Bruns und ich brachten drei gute Gründe auf die Idee, uns bei audiophile FAST vor Ort zu treffen. Erstens wollten wir uns noch einmal in Ruhe, abseits des Messe-Rummels, persönlich über sein Lautsprecherkonzept unterhalten. Zudem konnte ich so auch den Firmensitz von audiophile FAST kennenlernen. Zweitens sind seine Standlautsprecher stattlich, was eine Anlieferung und den Transport an den heimischen Spielort im ersten Stock in Stuttgart hätte mühsam werden lassen. Und Drittens wäre noch, will man es richtig machen – und das wollen wir ja – , eine Anpassung per DSP an mein Hörzimmer fällig gewesen. Der Maxime der HiFi-IFAs folgend würden wir Michaels Lautsprecher spielbereit in seinem Wohnzimmer hören, also in einer realen Umgebung, und nicht in einem Labor. Auch das passte wunderbar! Mit diesem Ausblick trat ich gern den Weg nach Frankfurt an.
Die Idee hinter audiophile FAST
Viele HiFi-Fans kennen ja Thomas Fast und fastaudio aus Bad Cannstatt. Der hat an diesem Projekt keine Aktien 😉 Das FAST in audiophile FAST ist ein Akronym und damit nicht grundlos großgeschrieben, denn es steht für Full range speaker And Subwoofer Technology. Womit wir schon direkt die Kurve in Richtung Michaels Lautsprecherkonzept nehmen können.
Michael Bruns hat an der Hochschule in Aachen promoviert sowie habilitiert und war lange Jahre im Management eines großen Industriekonzerns tätig. Mit audiophile FAST entwickelt er nun nach seiner beruflichen Laufbahn mit der dafür nötigen Muße Lautsprecher, die seinem Empfinden für richtiges Hören entsprechen und bietet diese Musikfreunden an. Sein Background lässt erahnen, dass dem Lautsprecherprojekt eine strukturierte und wissenschaftliche Herangehensweise zu Grunde liegt. In unserem Gespräch zeigte Michael mir seine niedergeschriebenen Wünsche und Anforderungen an das Lautsprechersystem, was im technischen Sinne einem Lastenheft entspricht. Nach Michaels Meinung gibt es die „Eierlegende Wollmilchsau“, die alle Musikgenres gleich gut bedienen kann, eigentlich nicht. Unabhängig davon, dass das Lastenheft einen „erschwinglichen“ Zielpreis vorgibt. Die Aktivlautsprecher von audiophile FAST liegen alle unter 13.000 Euro pro Paar.
Daher hat sich Michael Bruns beim Abstecken des Suchraumes auf die Wiedergabe von natürlichen Instrumenten und Stimmen fokussiert. Dem Lastenheft folgte ein Benchmark unterschiedlicher Lautsprecherkonzepte in der Theorie, aber auch mit vielen Hörsessions, untermauert von Studien von Standardwerken der Literatur zu Lautsprecherbau, Akustik und Hörwahrnehmung. Im Gespräch durfte ich einen Blick auf die Entscheidungsmatrix werfen. Unterstützt und beraten wurde Michael zudem von Musikern, die einiges an Hörerfahrung mitbrachten. Schlussendlich fiel Michaels Wahl auf eben das zylindrisch gebogene Line-Array, das er schlussendlich Namen audiophile FAST taufte.
audiophile FAST – Das Konzept
Ich musste auch erst kurz überlegen, aber die Buchstaben des Akronyms sind nicht nur so gewählt, dass sie ein sinnvolles Wort bilden, sie trennen auch die technischen Protagonisten korrekt: Full Range Speaker (Breitbänder) And Subwoofer Technology. In meinem (leider nicht mehr ganz jugendlichen) Leichtsinn ordnete ich die Lautsprecher auf den ersten Blick als ein klassisches zwei Wege Array ein, was aber nicht ganz korrekt ist. Das, was ich auf den ersten Blick als Hochtöner identifizierte, stellte sich als Breitbänder heraus und die vermeintlichen Tief/Mitteltöner sind kleine Subwoofer.
Durch den Einsatz einer Vielzahl von Chassis im Array ist je Chassis ein Downsizing möglich. Fläche mal Hub gleich Volumen. Um eine bestimmte Energie in den Raum zu bringen, muss ein bestimmtes Luftvolumen bewegt werden. Entweder durch die Membranfläche oder den Hub. Große Flächen riskieren Partialschwingungen der Membran, ein großer Hub erfordert im Gegenzug einen starken Antrieb und gute Dämpfung. Viele Membranen für einen Frequenzbereich erhöhen in Summe die Membranfläche, bleiben aber je Chassis relativ klein. Besonders bemerkbar wird das bei dem Breitbänder mit seiner Kalotte, der trotz des geringen Durchmessers von rund 4 cm bis 250 Hertz herunter spielt und so einen sinnvollen Übergang zum darunter liegenden Subwoofer bildet. Mit 12 dB ist die Flankensteilheit im Roll-Off moderat ausgebildet, um ein sauberes „ineinander Einblenden“ der Systeme mit einem Linkwitz-Riley-Filter 4. Ordnung zu ermöglichen.
Die Lautsprecher sind geometrisch wie fertigungstechnisch modular aufgebaut, auch wenn sie später gesamtheitlich montiert und gegebenenfalls nahtlos lackiert sind. Ein Modul besteht aus einem Subwoofer-Gehäuse mit einem Chassis sowie einem vorgesetzten länglichen Gehäuse mit einem Array aus sechs Aluminiumkalotten. Eine Einheit aus vier Modulen bildet den cylindric compact (siehe Messefoto ganz oben), eine Einheit aus fünf Modulen dann wiederum den cylindric modular, den ich in Michaels Wohnzimmer hören konnte. Ein seitlicher Blick auf die Lautsprecher zeigt auch dem ungeübten Auge, dass sich die Module im Array um einen gemeinsamen Mittelpunkt nach hinten biegen. Dies wird konstruktiv erreicht, indem der Boden und der Deckel eines jeden Moduls im definierten Winkel zum Gehäuse nach hinten kippen. Die Module befinden sich also auf einem echten Kreisbogen, wobei die Stirnflächen natürlich leicht facettiert sind.
Der Trick dieser Anordnung folgt der Idee eine Schallquelle nachzubilden, die sich etwa zwei bis drei Meter hinter dem Gehäuse im geometrischen Mittelpunkt des Kreisbogens befindet. Das gleichmäßig abgestrahlte Signal einer solchen Quelle würde sich kugelförmig im Raum ausbreiten. Im vertikalen Schnitt dieser Kugel lägen dann als Kreisbogen die Chassis der audiophile FAST cylindric. Gemäß den wissenschaftlichen Grundlagen, die Michael Bruns heranzieht, kommt dies dem natürlichen Hörempfinden des Menschen entgegen. Eine gerades oder gar konkaves Line-Array leistet das nicht automatisch, es müsste für dieses Effekt in der Laufzeit je Chassis auf den Hörplatz korrigiert werden. Michael Bruns korrigiert in der Laufzeit lediglich den Abstand zwischen dem Breitband-Array und dem Tieftöner, der Rest erfolgt, wie erläutert, grundsätzlich durch die Geometrie.
Neben der Tatsache, dass den Chassis nur ein geringes Maß an Einzelleistung abverlangt wird, erfolgt die Anregung der Luft, die den Schall zum Hörer überträgt, sehr gleichmäßig. Das heißt, die Energiemenge, die für einen bestimmten Pegel benötigt wird, wird über die Chassis großflächiger im Raum verteilt, geht also nicht von einem Punkt mit hoher Energiedichte aus. Meine Anmerkung, dass es bei der Verwendung vieler Chassis zudem praktisch sei, dass sich individuelle Fehler der Chassis statistisch ausmittelten, zum Beispiel für das Pairing der Kanäle, wusch Michael vom Tisch. Die angelieferten Chassis prüfe er dennoch einzeln und stelle sie bewusst je Lautsprecher zusammen.
Prinzipbedingt bündelt ein Line Array in der Vertikalen, reduziert also Effekte in der Raumhöhe. Bei der Auswahl der Chassis und seines Lautsprechersystems legt Michael Bruns allerdings Wert auf eine gleichmäßige Abstrahlung (Constant Directivity) in der horizontalen Ebene, also parallel zu Decke und Boden. Dies stellt sicher, dass der Raum auch durch frühe Reflexionen im gesamten Frequenzbereich gleichmäßig angeregt wird, wie von einer natürlichen Schallquelle. Dabei sollen die Lautsprecher bewusst nicht auf den Hörplatz eingewinkelt werden. Der Fachmann spricht dabei von der Interaurealen Cross Correlation (IACC), die im klassischen Stereodreieck bei 0,6 liegt und stark fokussiert, so dass der Sweet Spot recht klein wird. Das Abstrahlverhalten der audiophile FAST cylindric zielt bewusst auf einen niedrigeren IACC von 0,3 ab, löst damit den Sweetspot merklich auf und reichert die räumliche Wahrnehmung an. Michael Bruns stützt sich dabei auf Untersuchungen von Ando sowie Barron und Marshall.
Die Wirkweise der Lautsprecher, die frühe Reflexionen bewusst mit einbezieht, wirkt noch zwei weiteren Effekten entgegen. Stereo-Lautsprecher, die eine Mono „Phantomquelle“ nachbilden, sind sogenannten Kammfilter-Effekten ausgesetzt, die – im Gegensatz zu einem „echten“ Center-Lautsprecher – Auslöschungen in wichtigen Frequenzbereichen erzeugen. Bei den audiophile FAST cylindric Modellen wird dieser Effekt reduziert. Ebenso gelangen durch frühe Reflexionen Schallereignisse wiederholt ans Ohr, wodurch nach Floyd E. Tool die Wahrnehmungsschwelle für das menschlichen Ohr deutlich gesenkt wird und – vereinfacht gesagt – mehr feine Details hörbar werden.
Um seinen Lautsprechern auf die Schliche zu kommen, hat der Entwickler durch sein Netzwerk auch Zugang zu einem reflexionsarmen Raum, in dem er entsprechende analytische Messungen durchführen konnte. Ein wesentlicher Aspekt in der Entwicklung der Lautsprecher von audiophile FAST ist neben dem Akustiklabor jedoch auch das Hören in realistischen Umgebungen. Zum einen ist sein eigenes Wohnzimmer ein wichtiges Werkzeug, zum anderen sein Hörraum mit dem nötigen Messequipment und Analysesoftware. Dadurch ergibt sich beispielsweise die interessante Möglichkeit, durch Differenzbildung zwischen Messungen im reflexionsarmen Raum und dem Hörraum, den Einfluss des Raumes recht genau heraus zu filtern und entsprechende Kenntnisse zu ermitteln. In der Entwicklungsumgebung spielten die audiophile FAST cylindric compact plus mit einem Tiefbassmodul als Sockel. Spannend war hier die Beobachtung, dass es tatsächlich bei Aufnahmen federleichter Barockmusik irritierende Tiefton-Artefakte aus der Aufnahme und/oder dem Mastering gibt, die hier hörbar werden. Bei einigen Aufnahmen sei sogar die U-Bahn vernehmbar, die alle 5 Minuten am Aufnahmeort vorbeifuhr. Faszinierend…
„Besonderen Wert lege ich auf das Feedback, das mir in den Hörevents gegeben wurde.“, verriet mir Michael Bruns. „Das Spektrum der Teilnehmer reichte von Musikern und Musikpädagogen über Gitarrenbauer und Tonmeister bis hin zu Hifi-Enthusiasten und last but not least meiner Frau, die somit kontinuierlich an der Abstimmung der Systeme mitwirkt.“
audiophile FAST – Technik
In diesem Bericht wollen wir uns auf den audiophile FAST cylindric modular konzentrieren. Hier arbeiten fünf Module mit je einem 165 mm Bass-Konus und sechs 1,5 Zoll (ca. 3,8 cm) Breitband-Kalotten, in Summe als 5 Bass und 30 Breitband Chassis von Dayton Audio zusammen. Im Sockel sitzt das sogenannte Connectivity-Modul, von dort aus werden die einzelnen Module rückwärtig offen verkabelt. Die Gehäuse werden von einer spezialisierten Schreinerei fertig gefinisht geliefert. Die Ausführung erfolgt nach Kundenwunsch. Echtholzvarianten, wie in Michaels Wohnzimmer, werden aus stabverleimtem Vollholz gefertigt. Hier bleibt durch den natürlichen Übergang der Maserung die Modulbauweise schön erkennbar. Standard sind Buche oder Eiche.
Bei den lackierten Varianten wird das Gehäuse nach dem Zusammenbau der Module verspachtelt und geschliffen, so dass eine fugenlose, homogene Oberfläche entsteht, wie bei den weißen Modellen auf der Messe und im Hörraum. Die Gehäuse sind geschlossen ausgeführt, was eine hohe Impulstreue gewährleisten soll. Der Lautsprecher hat eine Höhe von 180 cm sowie im Fuß eine Stellfläche von 40 cm (Breite) mal 60 cm (Tiefe). Das Gewicht beträgt 60 kg pro Stück. Der Fuß ist bewusst glatt ohne Spikes oder Füße ausgeführt und hat auf der Unterseite Filz, so dass ein einfaches Verschieben möglich ist.
In der gehörten Version arbeitet der Lautsprecher aktiv mit dem Elektronikmodul PWR-ICE125 von miniDSP, das einen 230 Volt / 3 A Netzanschluss besitzt. Als Leistungsverstärker kommen darin ICEpower®-Module im Zweikanalbetrieb mit je 125 Watt (4Ω) für Breitbänder und Subwoofer zum Einsatz. Für den Anschluss stehen analoge symmetrische (XLR) und unsymmetrische Eingänge (Cinch) zur Verfügung, die zur Weiterverarbeitung allerdings A/D-gewandelt werden. Im Test und auch von Michael Bruns empfohlen, verwendeten wir den symmetrischen digitalen AES/EBU-Eingang, der direkt in Richtung DSP und DAC wirkt. Ein digitaler Ausgang (AES-EBU) ermöglicht theoretisch die Verbindung mehrerer miniDSP-Verstärkermodule. In den Einstellungen des DSP wird der Kanal definiert, den der Lautsprecher wiedergibt. Der Frequenzgang der Lautsprecher beträgt 30 Hz – 20.000 Hz. Michael Bruns gibt Hörabstände ab 1 m als realisierbar an.
Die Software und Firmware von miniDSP arbeitet Plug & Play und konfiguriert den Onboard-DSP über Ethernet/WiFi-Netzwerke, daher die Netzwerkbuchse am Elektronik-Modul. Die Schnittstelle ist für Entwickler zur Abstimmung der Lautsprecher mit den integrierten digitalen Signalprozessoren (DSP) gedacht, u.a. die Auslegung der Frequenzweichen. Michael Bruns ist es dabei zum Beispiel wichtig, die FIR- und IIR-Filter sowie Delay selbst festzulegen und nicht auf automatische Algorithmen zurückgreifen zu müssen.
Zu den Leistungen des Herstellers gehören neben Transport, Aufstellung und Anschluss der Lautsprecher auch die Einrichtung der Lautsprecher incl. Subwoofer Array, Simulation und Messung von Raumeigenschaften sowie – falls erforderlich – Empfehlung von Maßnahmen zur akustischen Raumverbesserung.
Varianten
Die audiophile FAST cylindric Serie kann auf Wunsch des Kunden auch in weiteren, technisch logischen Ableitungen geliefert werden:
Die Variante audiophile FAST cylindric compact pure verzichtet auf integrierte Verstärker und setzt auf externes Bi-Amping. Die eingesetzten Verstärker werden in der HiFi-Anlage also sichtbar. Dabei ist eine Bestückung mit identischen oder mit für Breitband und Bass gemischten Verstärkertypen realisierbar. Zum Einsatz kommt dann eine aktive Frequenzweiche die auf das System abgestimmt wird.
Die passive Variante audiophile FAST cylindric compact passiv kann beispielsweise in einer rein analogen Kette mit einem Röhrenverstärker betrieben werden. Die dann erforderliche Frequenzweiche wird auf die jeweilig eingesetzten Verstärker hin optimiert.
audiophile FAST cylindric modular – Technische Daten
- Netzanschluss:
230 V, 3 A, Kaltgerätestecker
Leistung 250 W - Chassis:
30 Stück Dayton Audio DMA45-4
5 Stück Dayton Audio DCS165 - Connectivity Modul: miniDSP PWR-ICE-125
- Eingänge: Digital AES/EBU, analog RCA (Cinch) oder XLR
- Frequenzgang -6 dB / 30 Hz – 20.000 Hz
- Abstrahlung horizontal breit (-3 dB bei 60° und > 9,5 kHz)
- Empfindlichkeit >90 dB
- max. Schalldruckpegel >96 dB
- Filtertechnologie FIR und IIR
- Übergangsfrequenz 250 Hz
- Gehäuse
Material:
Buche oder Eiche stabverleimt (Standard), Klarlack seidenmatt
Kundenwünsche, wie z.B. Lackierungen, möglich
Höhe: 180 cm
Breite: Fuß 40 cm
Tiefe: Fuß 60 cm
Gewicht: 60 kg
Die Daten der Varianten pure und passiv sind abweichend.
audiophile FAST cylindric modular – Klang
Wie eingangs schon erwähnt fand die ausgiebige Hörsession im Wohnzimmer der Familie Bruns in Frankfurt statt. Die einzige räumliche Veränderung zum alltäglichen Zustand war, dass Michael für die Fotos die Familienfotos weggeräumt hat. That’s it, realer geht’s kaum. Die gute Stube war wohnlich und nicht auf Hörzimmer getrimmt. Akustisch wirkte die Aufstellung unvermeidlichen Raummoden entgegen, da ein Lautsprecher im Eck und der andere circa in der Mitte der Raumachse stand, für alle weiteren Moden half der integrierte DSP. Die Lautsprecher spielten quer zur Längsachse des circa 30 qm großen Raumes, eine Aufstellung, die ich ebenfalls bevorzuge. Da mein Hörzimmer circa 25 qm groß ist und eine ähnliche Proportion aufweist, kam ich mir – nicht nur wegen der Gastfreundschaft im Hause Bruns – auch akustisch gleich wie zu Hause vor. Das Sofa im Bild war übrigens nicht der Hör- sondern der Leseplatz. Das Hörsofa stand gegenüber 😉
„You never get a second chance for a first impression“, so sagt man im englischen Sprachraum. Das kann man natürlich auch auf Deutsch formulieren und gilt dann genauso, klingt aber nicht so gut 😉 In Frankfurt hat Michael die Chance für den ersten Eindruck seiner audiophile FAST cylindric modular bestens genutzt – verbunden mit einem hervorragenden Klang. Zuspieler für den DAC der Aktivlautsprecher war der rein digitale Musikserver und Player Cocktail Audio X50D.
Michael Bruns eröffnete beeindruckend mit dem barocken „Klaglied“ aus dem Ende des 16. Jahrhundert, das dem Komponisten und Organisten Dietrich Buxtehude zugeschrieben wird. Die Orgel der Aufnahme spielte im großen, wenig bedämpften Raum der Kirche. Den Eindruck eben dieses Aufnahmeortes vermochte die cylindric modular auf beeindruckende Weise zu vermitteln und spannte ein weites Kirchenschiff in den überschaubaren Dimensionen des Wohnzimmers auf. Der warme, hölzerne Boden und die Möbel des Raumes wichen der Illusion des kühlen, steinernen Gemäuers.
Darin bettete sich die Stimme des Countertenors Maarten Engeltjes ein, der uns sein klagendes Lied vortrug. Obwohl die Stimme recht direkt aufgenommen war, um sich gegen die Orgel und den zeitgenössischen Instrumenten des Ensembles behaupten zu können, brachten die Lautsprecher den Vortrag in eine angenehme Balance, die weder der Orgel zu viel Mächtigkeit, noch der Stimme zu viel Präsenz beimaß. Auch besaßen die einzelnen Orgelpfeifen wie die Instrumente ihren Charakter, ohne sich in den höheren Lagen frech nach vorne zu drängeln. Homogen auch die Einbindung der unteren Register ins Klangbild. Schnell wurde mir bewusst, dass durch die Einmessung und Anpassung im DSP wurde keine Raummode über Gebühr angeregt wurde.
Das tat im klassischen Fach auch der Darbietung Wolfgang Amadeus Mozarts „Requiem“ gut, das rund ein Jahrhundert nach dem Werk Dietrich Buxtehudes entstand, und aufgeführt in der La Capalla Nacional de Catalunya wurde als Le Concert des Nations unter der Leitung von Jordi Savall. Auch in dieser Aufnahme spannt das Orchester den Raum auf und erzeugt die Atmosphäre, in das sich Chor und Solisten eindrucksvoll einfügen. Obwohl sehr gegenwärtig, drücken die Stimmen nicht auf den Hörer, sondern behaupten nur ihren Platz im Gesamtgemenge. Interessant ist, dass wir mit einer moderaten Lautstärke hörten, etwas geringer, als ich es sonst gewohnt bin, der Klang ließ aber an nichts vermissen. Um der Hörphysiognomie gerecht zu werden, hat Michael für seine Standardabhörlautstärke den Bassbereich leicht angehoben, so dass die Wahrnehmung passte.
Wieder rund 100 Jahre später landeten wir bei dem Traditional „Poem Of Chinese Drum“, das Hok-Man Yim weitere 100 Jahre danach im Jahre 2000 inszenierte und aufnahm. Man darf zu Recht sagen: das Stück begann mit einem Paukenschlag. Besser: mit den Schlägen auf eine große chinesische Trommel. Wunderbar ließ sich hier das körperliche Volumen der Instrumente nachvollziehen, die Macht, die von ihnen ausging. Hier kam den audiophile FAST cylindric modular die Anzahl der Systeme zu Gute, mit denen sie die Energie in den Raum schleuderten. Impulsiv, aber sehr gleichmäßig und unangestrengt. Aufregend in der Musik war der Kontrast zwischen der schieren Wucht der Hiebe und dem feinen Ausklingen der Trommelfelle, die einen feinen Spannungsbogen bis zum nächsten Schlag aufbauten, der zusammen mit der letzten hörbaren Schwingung erfolgte. Lebendiger Gegenpol war das Klacken der Holzsticks, die von den Trommlern aufeinandergeschlagen wurden. Klasse.
Einen Abstecher in Richtung Jazz wagten wir dann mit Till Brönner und Dieter Ilg, die das von Leonard Cohen und Sharon Robinson geschriebene „A Thousand Kisses Deep“ zum Besten gaben. Wunderbar nachzuvollziehen die Anblasgeräusche der Trompete von Till Brönner und das feine Aufschlagen der Saiten des Kontrabasses von Dieter Ilg. Die Lautsprecher präsentierten uns die Feinheiten, inszenierten sie aber nicht, so dass eine coole Jazz-Club Atmosphäre entstand, in der die beiden Musiker Seite an Seite ihrer Kunst nachgingen – räumlich klar aufgeteilt in Mitte rechts und Mitte Links, aber trotzdem nicht überzeichnet.
Was mit Bass, Piano und Schlagzeug möglich ist, zeigte das Tsuyoshi Yamamoto Trio mit „Midnight Sugar“, das sagenhaft pointiert dargeboten wurde. Ist das nachdenklich oder einfach nur lässig? Immer mit kleinen, bissigen Einwürfen speziell von Yamamoto am Piano oder dem Schlagzeug. Einen Abstecher ins Reich der Frauenstimmen starteten wir mit Nana Mouskouri in New York. Produziert von Quincy Jones lieferte die Griechin in jungen Jahren mit ihren drei Begleitmusikern ein schmissig, launiges Zeitzeugnis ab. Erlebten wir zu Beginn unserer Hörsession noch einen Sakralbau, saßen wir nun in einem amerikanischen Tonstudio Anfang der 1960er und beobachteten die Darbietung, die mit den gleichen jazzigen Tugenden zu Werke ging, wie zuvor das Yamamoto Trio.
Eva Cassidy begeisterte mich mit ihrem Cover von „Ain’t no sunshine“, das Bill Whithers im Original in 1971 verfasste. Einen Augenblick brauchte ich schon, bis ich realisierte, welchen Titel ich hörte und sich die Gitarre in die markante Melodie einrüttelte. Aber dieses Überraschungsmoment macht ein gutes Cover ja aus. Die Gitarre kam sauber akzentuiert und mit einer schönen Aura. Die Amerikanerin setzte gefühlvoll ein und auch in intensiveren Passagen kippte ihre Stimme nie ins Aufdringliche.
Weiter ging’s mit „Fever“, einem Song, der ursprünglich im Jahr 1956 von Eddie Cooley und John Davenport geschrieben und bereits zum zweiten Mal 1958 von Peggy Lee gecovert wurde, die damit dutzenden weiteren Covern den Weg bereitete. Hier reihte sich auch die viel zu früh verstorbene Eva Cassidy in die Reihe der Interpreten ein. Ihre Version kam voluminös daher und die Lautsprecher sorgten erst einmal für Ordnung unter den Akteuren, ohne aber die Bindung unter ihnen zu kappen. Auch die Stimme von Eva Cassidy hatte Präsenz und Charakter, wurde von den Lautsprechern aber nicht artifiziell herausgearbeitet, sondern fügte sich elegant in das Klangbild ein.
Abschließend noch einen Abstecher in die Welt von Stockfisch Records, die für ihre „audiophilen“ Aufnahmen bekannt sind und gerne für Vorführungen herangezogen werden. Die liebevoll akribischen Aufnahmen lassen tief blicken und dadurch auch die Fähigkeiten einer Abhörkette ausloten. Das beinhaltet, für meinen Geschmack, die Gefahr, zuviel des Guten zu zeigen und als Leistungsschau für Anstrengung zu sorgen. Die audiophile FAST cylindric modular ließen sich nicht aufs Glatteis führen und bewies, dass es auch anders gehen kann. Sie nutzten die Qualität der Aufnahme von „My Diamond Mine“ von McKinley Black, um ganz locker zu zeigen, wie entspannt „audiophil“ klingen kann, wenn man sich zurücklehnt und einen Blick auf das Ganze wagt, ohne sich im Kleinklein zu verlieren. Die Gitarren spielten crisp, aber nicht scharf, die Musiker verteilten sich auf der großzügig aufgespannten Bühne, zusammengehalten vom Gefühl für den Raum. Und mittendrin sang eine wunderbare Stimme scheinbar nur für uns. Was will man mehr? „Das ist Klang, der berührt.“, sagt Michael Bruns nicht ohne Stolz dazu.
audiophile FAST cylindric modular – Fazit
Die Aktivlautsprecher audiophile FAST cylindric modular mit integriertem D/A-Wandler und DSP um 13.000 Euro folgen konsequent einem klaren und extrem durchdachten Konzept ihres Entwicklers Michael Bruns. Sein Ziel, Liebhabern natürlicher Instrumente – stellvertretend seien die Genres Klassik, Liedermacherei und Jazz genannt – ein authentisches Erlebnis beim Musikhören zu bieten, ist rundum gelungen. Auch bei moderaten Hörabständen bauen sie eine im Volumen und atmosphärisch realistische Bühne auf. Dabei beherrschen sie die Kunst, einen Raum im Raum aufzuspannen. Die Kirche, den Club, das Studio im eigenen Wohnzimmer. Der Klang löst sich komplett von den visuell präsenten Lautsprechern, die als Schallquelle wie von Geisterhand ausgeblendet werden. Die dreidimensionale Bühne bleib dabei in der Ebene der Schallwandler.
Die Lautsprecher der audiophile FAST cylindric Familie sind keine dezidierten Feinzeichner und nicht versessen darauf, Ereignisse fitzelig herauszuarbeiten oder womöglich effekthascherisch überzubetonen. Ihre Stärke ist es, Details in ein homogenes Gesamtbild einzuflechten und in aller Bescheidenheit gleichwertig zu präsentieren. Das bedient einen bestimmten Musikgeschmack und ist auch so gewollt. Wer aber einmal von dem süßen Nektar gekostet hat, erinnert sich immer an das Erlebnis und verfällt womöglich dem besonderen Charme. Und Obacht, speziell mit der basspotenten audiophile FAST cylindric compact plus um 11.000 Euro kann auch so mancher, sich immun wähnender Fan elektronischer Musik der dargebotenen Präzision und Räumlichkeit verfallen. Neugierig? Nicht lang überlegen, unbedingt anhören!
Im Test
Aktiver High End Line-Array Lautsprecher mit DAC und DSP mit 5 Modulen
audiophile FAST cylindric modular
Preis: ab 12.900 Euro
Varianten
Aktiver High End Line-Array Lautsprecher mit DAC und DSP mit 4 Modulen
audiophile FAST cylindric compact
Preis: ab 9.300 Euro
Aktiver High End Line-Array Lautsprecher mit DAC und DSP mit 4 Modulen und Subwoofermodul audiophile FAST cylindric compact plus
Preis: ab 10.900 Euro
Hersteller
Geschäftsführer: Prof. Dr.-Ing, Michael Bruns
Inselsbergstr. 9
65929 Frankfurt
Mitspieler im Test / Anlage im Hörvergleich
Digitale Quellen – LUMIN U1 mini, NuPrime Stream 9, NuPrime CDT-9 mit LPS-212, Merason DAC1 Mk II, Musikserver Innuos ZENith Mk3
Plattenspieler / Phonovorstufe – Rega P8 mit Excalibur Platinum, Vertere Techno Mat, Rega Aria Mk3,
Verstärker – SPL Phonitor x mit DAC768 Kopfhörerverstärker/DAC, SPL Director Mk2.2 Vorverstärker/DAC, Cambridge Audio Edge W Stereo-Endstufe, Makroaudio LittleBIG Power Mono-Endstufe, SPL Performer s1200 Stereo-Endstufe
Lautsprecher – Dutch&Dutch 8c, Diapason Adamantes V, Closer Acoustics OGY
Kopfhörer – ULTRASONE Edition 15
Signalkabel – WSS Platin-Line KS-20 XLR, WSS Premium-Line KS-200 XLR, Boaacoustic Evolution BLACK.rca
Lautsprecherkabel – Boaacoustic Mercury, Melodika MDSC4030, Kabelbrücke Melodika MDSC1501
Digitalkabel – Boaacoustic USB-Kabel Silver Digital Xeno, Supra Cables USB 2.0 Excalibur, Supra Cables DAC-XLR AES/EBU, Supra Cables Excalibur DAC-XLR AES/EBU
Netzwerkkabel – Wireworld Starlight 8, Boaacoustic SIGNAL.lanCat.6A, , Supra Cables CAT8+
Netzkabel – Netzkabel Supra LoRad 2.5, bfly bPower
Zubehör – Netzleiste SUPRA Cables LoRad MD07 DC 16 EU SP MKIII, SBooster BOTW P&P Netzteil, NuPrime AC-4 Power Conditioner, NuPrime Omnia SW-8 HiFi Netzwerk-Switch, Innuos PHOENIX USB-Reclocker, MUTEC MC3+ USB
Fotos: F. Visarius