Test: SPL Phonos – dynamischer Phonovorverstärker mit klarer Diktion

0

Runde 40 Jahre gibt es den HiFi-Hersteller SPL mittlerweile. Okay, so ganz stimmt diese Aussage nun auch nicht, ist das Stammrevier der Rheinländer doch die Profitechnik. Audiogeräte für die Rundfunktechnik, Musik und Film, da kommen die Jungs her. Unter anderem haben sie Stereo-Mastering-Konsolen mit einer 120-Volt-Technik im Programm, was auch einigen Heimanwendern in die Finger respektive deren Ohren spielt. Die fast schon logische Folge: SPL engagiert sich mit der Professional-Fidelity-Familie seit 10 Jahren in der Anwendung daheim im HiFi- und High End Bereich. Nun, das hat sich auch bis zu unserem HiFi-Blog durchgesprochen, aus dem Haus SPL hatten wir bereits einige Geräte bei uns. Was bis dato noch fehlt, ist der Test eines Phonoverstärkers aus dem Rheinland, und dem kommen wir mit dem Phonos gerne nach.


SPL Phonos – Technik

Auffällig beim Auspacken des Phono-Verstärkers SPL Phonos ist seine Breite von 27,8 cm. Ins gängige HiFi-Raster mit seinen rund 43,5 cm passt er nicht, in das halbe HiFi-Raster mit 21,5 cm nun auch wieder nicht, doch muss das denn überhaupt so sein? Ich finde nicht. Auf die inneren Werte kommt es ja schließlich an und die passen mit der heutigen modernen Technik gut in das schicke Kästchen. Doch dazu später mehr.

Ich befasse mich erstmal mit den Äußerlichkeiten. Die Front aus Aluminium hinterlässt einen stabilen Eindruck und die runden Ecken lassen diese etwas gefälliger aussehen. Praktikabel ist der rechts sitzende senkrecht eingebaute Kippschalter, mit dem der Phonoverstärker eingeschaltet, und auch wieder in Standby versetzt wird. Da ich nun mal bereits auf der rechten Seite bin, taste ich mich mal nach links durch. Einen Subsonic-Filter, der unter 15 Hz einsetzt, besitzt der Phonos, dies ist heutzutage nicht mehr bei jedem Phono-Vorverstärker selbstverständlich. Wohl aus dem Grund, dass Plattenspieler heutzutage einen wesentlich ruhigeren Lauf haben als zu früheren Jahren, doch auch bei Trittschall hat dieser seine positiven Eigenschaften. Denn nicht zu jedem Hörer von Schallplatten – so mein gelegentlicher Eindruck – scheint es sich durchgesprochen zu haben, dass einem Vinyl-Dreher eine anständige Aufstellung zu Gute kommt…

Unter dem Firmenlogo von SPL dann befindet sich eine LED, die den Betrieb des Phonos anzeigt. Weiter geht es mit einem 6-stufigem Drehschalter – 100, 220, 470 Ohm sowie 2,2, 4,7 und 10 kOhm – für die Impedanz bei MC-Betrieb. Etwas feiner könnte die Staffelung für meinen Geschmack sein, zumindest einen Wert um die 1.000 Ohm fände ich schon praktikabel. Ein vierter Kippschalter dient der Umschaltung von MC auf MM und umgekehrt, womit ich dann auch schon ganz links beim Drehschalter für die Kapazität – Off, 150, 220 und 330 pF stehen zur Verfügung – angelangt wäre. Wer der Meinung ist, dass die Schalterstellung „Off“ sinnlos sei, dem sei gesagt, dass auch Kabel je nach Aufbau verschiedene Kapazitäten besitzen, man „sattelt“ also noch zusätzlich was auf die des Phonokabels oben drauf. Apropos Drehschalter: Diese sind ein Traum gegenüber den meist geläufigen Mäuseklavieren, die dann auch noch gerne als Kindersicherung am Boden versteckt werden.

Wenn ihr nun meint, ich hätte den „Gain-Schalter“ vergessen, dem ist nicht so, den beschreibe ich zum Schluss, da er für die Verstärkung bei MM und MC zuständig ist. Steht er links auf „Norm“, dann beträgt die Verstärkung bei MM 46 db und bei MC 67 dB. Bei der Stellung „-10“ sind das dann logischerweise, und das bekomme ich auch noch ohne Excel hin, 36 dB bei MM und 57 dB bei MC. Zu guter Letzt sind dies bei „+4“ dann 50 dB sowie 71 dB. Verstärkungsfaktoren, die ich als praktikabel und völlig ausreichend betrachte.

Natürlich ist auch noch die Rückseite des SPL Phonos dran. Recht zügig komme ich dabei voran. Beim Netzanschluss mit hartem Schalter lasse ich die Spannungswahl doch einfach mal so bei 230 Volt stehen und experimentiere da auch nicht rum. Weil, sonst tut sich halt gar nichts mehr! Dann kommt da definitiv nichts mehr raus aus den vergoldeten Cinchbuchsen – auf XLR verzichtet SPL -, auch wenn man Signale in den Phonoeingang reinschickt.

Auf einer Hälfte des Phonos haben die Entwickler von SPL einen für einen Phonoverstärker sehr kräftigen Ringkerntrafo spendiert und das Linearnetzteil mit einer ordentlichen Anzahl von Kondensatoren ausgestattet. SPL arbeitet übrigens mit einer speziellen Technik, der VOLTAir-Technologie, einer hauseigenen Entwicklung. VOLTAir setzt mit seinen 120 Volt, die aus ± 60 Volt bestehen, wesentlich höhere Gleichspannungen ein als die Wettbewerber, die mit ± 15 Volt arbeiten. Da normale Operationsverstärker diese hohen Spannungen nicht überleben würden, hat SPL dann kurzerhand eigene entwickelt. Ziel dieser speziellen Technik sind ein erhöhter Dynamikumfang, Rauschabstand und verbesserte Übersteuerungsfestigkeit mit dem Resultat verbesserten Detailreichtums und entspannten Hörens.

Ohne sie geht es nicht bei Schallplatten: die Entzerrung, allgemein üblich ist die in den Fünfzigern eingeführte nach RIAA. Bei dieser werden die Tieftonanteile vor dem Schneiden um bis zu 20 % reduziert und die Höhen um bis zu 25 % angehoben. Grund dieser Maßnahme ist der, dass die Rille beim Tiefton sehr breit sein müsste und der Tonabnehmer die Signale zudem nicht mehr verarbeiten könnte. Umgekehrt verhält es sich beim Hochton, die Auslenkungen in der Rille der Schallplatte wären viel zu klein, als das der Tonabnehmer sie verwerten könnte. SPL verwendet dazu beim Phonos die Philosophie nach Douglas Self, der die Verwendung mehrerer kleinerer Kapazitäten verwendet, da diese sich schneller auf- und entladen lassen, was dem Impulsverhalten zu Gute kommt. Beim Phonos werden dabei Styroflex-Kondensatoren verwendet, die sich durch eine besonders geringe Verlustarmut, hohe Kapazitätsbeständigkeit und Temperaturverhalten auszeichnen.

SPL Phonos – Technische Daten
Ein- und Ausgänge
  • Cinch, unsymmetrisch, vergoldet
  • Eingangsimpedanz (MM): 47 kOhm
  • Eingangsimpedanz (MC): schaltbar
  • Ausgangsimpedanz: < 5 Ohm
  • Übersprechen: -80 dB (bei 1 kHz)
Filter
  • RIAA-Entzerrung nach Douglas Self
  • Subsonic-Filter: 15 Hz
Moving Magnet (MM) Verstärker
  • Verstärkung: 46 dB (Norm.), 36 dB (-10 dB), 50 dB (+4 dB)
  • Schaltbare Kapazitäten: Off, 150 pF, 220 pF und 330 pF
  • Rauschen (A-bewertet): -85,3 dB
Moving Coil (MC) Verstärker
  • Verstärkung: 67 dB (Norm.), 57 dB (-10 dB), 71 dB (+4 dB)
  • Schaltbare Impedanzen: 100 / 220 / 470 Ohm; 2,2 / 4,7 / 10 kOhm
  • Rauschen (A-bewertet): -61,7 dB
Interne Betriebsspannung
  • +/- 60 V
Netzteil
  • Netzspannung (schaltbar): 230 V AC / 50Hz oder 115 V AC / 60Hz
  • Leistungsaufnahme: max. 30 VA
  • Sicherung: 230 V: T 500mA; 115 V: T 1A
  • Stand-By Stromaufnahme: 0,7 W
Maße (inkl. Füße)
  • 278*330*57 mm (B*T*H)
Gewicht
  • 3,2 kg (nur Gerät)
  • 4,3 kg (Versand)

SPL Phonos – Klang

Im Bild das Cover der LP "Another time, another place" von Jennifer WarneAls erste LP für den Test des SPL Phonos lege ich das Album Another Time, Another Place von Jennifer Warnes auf. Auf Anhieb fällt mir beim Lied „Just Breathe“ eine direktere Ansprache bei der Stimme der Sängerin auf, über den Phonos ist sie in der Wiedergabe etwas prägnanter als bei meinem Trigon Vanguard III. Interessant finde ich auch den Unterschied bei der Tiefendarstellung, bei SPL liegt diese ungefähr auf der Ebene der Lautsprecher, bei der Trigon leicht davor. Bei „Tomorrow Night“ kommt dem E-Bass die klare Spielart der Phonos zu Gute, bei der ich dem Gitarristen Roscoe Beck geradezu beim Einschlafen – eine Eigenart die fast alle Bassisten zu haben scheinen… – zuschauen kann, so relaxt spielt er. Gut gefällt mir auch die melodiös und klangfarbenstark gespielte Hammond Orgel, die, so wie sie hier gespielt wird, mich doch stark an eine Wurlitzer erinnert.

Auf in meine heimischen Gefilde geht es – zumindest mit dem Gastmusiker dieser Scheibe – mit der LP Jazz Quartet feat. Joo Krauss von De-Phazz. Locker flockig und relaxt spielen die Herren ähnlich einer intimen Jazz-Jam-Session vor mir. Kongenial spielen sie miteinander und keiner drängt sich in den Vordergrund. Oli Rubow spielt auf seinem Schlagzeug eine ruhige unaufgeregte Grundlinie, auf welche seine Mitstreiter spielerisch mit einsteigen. Sauber und klar lässt Ulf Kleiner seine fein ausklingenden Pianoläufe perlen. Star für mich ist natürlich Joo Krauss mit seinem fein angeblasenem Flügelhorn, so wie ich es aus den Ulmer Kneipen kenne, dieses Hinhauchen gelingt dem SPL vorzüglich.

Auch bei der LP A Tribute To Eva Cassidy, die Niederländerin Margriet Sjoerdsma covert hier die viel zu früh verstorbene Sängerin, fällt mir die sehr klare Stimmwiedergabe der SPL Phonos auf. Interessehalber schalte ich daher die Impedanz von 220 Ohm auf 100 Ohm runter. Wie zu erwarten wird das Klangbild dadurch etwas wärmer, ich bin fast versucht zu sagen süßlicher. Doch das passt nicht so ganz zum MC-Tonabnehmer TAD Excalibur Black mit seinem Innenwiderstand von 30 Ohm, „Fields Of Gold“ bekommt dadurch etwas leicht Schleppendes. Was ich mir auch hätte denken können, sollte der Faktor erfahrungsgemäß doch so um die 10 liegen. Doch der Spieltrieb wollte es ja wissen, und wo SPL doch so schöne praktische Drehschalter einbaut, muss ich das natürlich auch während des Hörens ausprobieren. Und beim Umschalten der Impedanz zucke ich auch nicht zusammen, kein Knacksen oder Knistern ist dabei zu hörenl cool!

cover-dire-straits-brothers-in-armsLuftig und leicht – ich möchte sagen geradezu spielerisch – ertönt das Tastenspiel des Piano zu Beginn von „Private Investigations“ der Dire Straits. Gelegentlich werden die Tasten auch mal energischer angeschlagen, und der Phonos lässt mich dies auch hören. Passend zu dem lockeren Spiel flirren die Saiten, die Mark Knopfler mit routinierter Gelassenheit anspielt. Was mir an diesem Lied immer wieder gefällt, sind die Dynamikunterschiede. Ist bei solch einer Musik auch nur ein Element der HiFi-Kette in der Signalverarbeitung zu langsam, ist der Spass schnell vorbei. Nun denn, der SPL Phonos gehört gewiss nicht zu diesen Schlafmützen. Er ist ein aufgewecktes Kerlchen, das höre ich auch bei der knackig und schnell getretenen Fußtrommel.

Peder uf Ugglas, Cover des Album "Autumn Shuffle"Bei der LP von „Autumn Shuffle“ von Peder af Ugglass ist der SPL Phonos voll in seinem Element. Die Aufnahme des Labels opus3 ist schon recht anspruchsvoll, und kann Tonabnehmer wie auch Phonoverstärker mit seinem Konglomerat verschiedener Instrumente, welche der Phonoverstärker im Bereich zwischen den Lautsprechern anordnet, an ihre Grenzen bringen. Mit dabei sind eine E-Gitarre, Akkordeon und Kontrabass, letzteren gibt der Phonoverstärker leicht federnd und straff weiter. Bis dahin ist das dann ja auch noch fast als „Easy listening“ einzuordnen. Doch im Laufe der Zeit kommt noch eine Posaune mit ins Spiel und ein, das Tempo steigernde, Schlagzeug. Dies Ganze mündet dann beim Lied „Autumn Shuffle“ in einem wilden Durcheinander. Mir doch egal, sagt der Phonos und dröselt alles schön sauber auf.


SPL Phonos – Fazit

Der Phonovorverstärker SPL Phonos ist mit seiner einzigartigen VOLTAir-Technologie hochwertig und sauber aufgebaut. Als sehr praktisch erweisen sich die Drehregler für die Kapazität und die Impedanz sowie der Kippschalter für die Verstärkung (Gain) auf der Gerätefront. Klanglich gut nachvollziehbar und sortiert staffelt der Phonos das musikalische Geschehen zwischen den Lautsprechern. Mit feinen Strukturen weiß der SPL sehr gut umzugehen, klar und deutlich ist seine Diktion. Bestens dazu passt dann auch die dynamische Spielweise der Phonostufe, die auch bei wildem Durcheinander auf der Klangbühne die Strukturen beibehält.


Im Test

MM- & MC-Phonovorverstärker
SPL Phonos
UVP: 2.000 Euro
Größe: 278*330*57 mm (B*T*H)
Farbe: Schwarz
Front: Alumium Schwarz, Rot, Silber
Besonderheit: Drehregler auf der Front


Bei uns im Test aus dem Hause SPL


Kontakt

SPL electronics GmbH
Sohlweg 80
41372 Niederkrüchten

Tel.: +49 (0) 2163 98340
Mail: info@spl.audio
Web: www.spl.audio


Mitspieler im Test

Quellen digital – Netzwerkspieler Atoll ST 300 Signature, CD-Spieler Cambridge Audio 851C, Musikserver Innuos ZEN MK.III
Quellen analog – Plattenspieler Rega Planar 6 mit MC-Tonabnehmer TAD Excalibur Black, Sonoro Platinum mit Ortofon 2M Red, Phono MM- & MC Verstärker Trigon Vanguard III
Verstärker – Vollverstärker Rega Aethos, Streaming-Verstärker Bluesound POWERNODE
Lautsprecher – Standlautsprecher LUA Con Espressione, Subwoofer REL R 505, Standlautsprecher quadral SIGNUM 70
Kopfhörer – Offener Kopfhörer Focal Clear, Kopfhörerverstärker Divaldi AMP-02 mit Phono MM- & MC Stufe
Zubehör – Lautsprecherkabel: Supra XL Annorum. XLR- und Cinchkabel Fadel Art Pro Link, in-akustik LS-804 AIR DIY, in-akustik Referenz LS-204 XL Micro AIR. Stromkabel Supra LoRad 2.5, Netzleiste PS Audio Dectet, Powergrip YG-1 Netzfilter, HiFi-Switch NuPrime Omnia SW-8, LAN-Kabel Supra Cat8 & Wireworld Starlight

About Author

Aufgewachsen in der Blütezeit des HiFi mit Telefunken Allegretto TS 2020 nebst einem Dual 1228 mit Reibradantrieb und Wechsler. Damals habe ich die Technik des Duals bestaunt. Heute denke ich mit Grauen daran, wie die Schallplatten aufeinandergefallen sind...

Comments are closed.