Bereits letztes Jahr sprach Jochen Bareiß vom hoerenswert HiFi-Studio uns HiFi-IFAs an, ob wir nicht Interesse hätten, uns mit feiner italienischer High End Elektronik aus seinem Sortiment auseinanderzusetzen. Die solle nicht nur gut ausschauen, sondern auch noch fantastisch klingen. Oder hat er Audio Analogue in umgekehrter Reihenfolge angepriesen? Ich weiß es nicht mehr so genau 😉 Die Optik war im Nu gecheckt und hat mein Herz schnell erobert. Mein Motto ist ja seit jeher: das Auge hört mit. Einen ausgiebigen Soundcheck blieb mir Jochen dann doch noch ein paar Monate schuldig, bis er mit drei Kartons – einer im Vollformat und zwei halb so große – sowie einem Stromkabel vor meiner Tür stand. Das Geräte-Trio bestand aus dem Audio Analogue Vollverstärker PUCCINI Anniversary, dem D/A-Wandler AAdac und dem CD-Laufwerk AAdrive. In diesem Test fokussieren wir HiFi-IFAs uns auf den klassischen Vollverstärker PUCCINI Anniversary mit analogen Eingängen und einer Fernbedienung in der Preisklasse bis 5.000 Euro.
Über Audio Analogue
Audio Analogue wurde 1995 in der Toskana zwischen Pistoia, Lucca und Pisa gegründet und strebt auf das 30-jährige Firmenjubiläum zu. Damit ist der italienische Hersteller zwar noch kein waschechtes Traditionsunternehmen, aber vom Status eines Newcomers dennoch meilenweit entfernt. Die Stärke ihrer Marke sehen die Italiener in der Mischung ihrer Keyplayer aus High End Audio Experten, Elektroingenieuren und erfahrenen Geschäftsleuten.
Stolz sind sie auf die Herkunft „made in Italy“, die im Wesentlichen durch die Unterstützung kleiner, hochqualifizierter Betriebe und Handwerker aus der Umgebung des Firmensitzes möglich wird. Die Geräte werden komplett im Stammwerk handgefertigt sowie mit präziser Messtechnik, aber auch dem Gehör geprüft. Audio Analogue gibt eine 5-jährige Gewährleistung und führt auch Reparaturen exklusiv im Hause aus: zum Einen, um einen hohen Qualitätsstandard zu gewährleisten, aber auch, um direkt für laufende und kommende Produktgenerationen lernen zu können. Gelebtes Lessons-learned, wie es so schön zu neudeutsch aus dem Lehrbuch des Qualitätsmanagement heißt.
Tatsächlich begann die Geschichte von Audio Analogue mit dem Vollverstärker PUCCINI, den ich in seiner aktuellen Anniversary Version im Hörraum zu Gast hatte. Aber in Oberaichen, nicht in Las Vegas, wo er 1996 mit 40 Watt Leistung debütierte. Ihm voran ging in der Firmenhistorie lediglich der Digital/Analog-Wandler VIVALDI, von dem nur 25 Stück gebaut wurden und dessen jüngster Nachfahre, der AAdac, sich gerade parallel in meinem Hörraum warm lief. Dank der guten Resonanz auf das Erstlingswerk folgte 1997 der kräftigere PUCCINI SE, gefolgt vom BELLINI Vorverstärker und der DONIZETTI Endstufe in 1998. Mit den PAGANINI und den MAESTRO CD-Spielern eroberte Audio Analogue zur Jahrtausendwende die Welt der digitalen Silberlinge. Nach eigenem Bekunden trat Audio Analogue 2001 mit dem 150 Watt starkem Vollverstärker MAESTRO in das Rampenlicht der High End Bühne. Dieser brachte als Spielpartner seinen überarbeiteten Namensvetter MAESTRO CD mit, einen der ersten Spieler mit 24bit/96 Khz Wandlung und DAC-Funktionalität. Heute ergänzen sich im Hörraum arbeitsteilig der AAdac und der AAdrive.
Ich möchte an dieser Stelle nicht die komplette Produkt-Historie auflisten, diese ist auf der Homepage von Audio Analogue gut nachzulesen, aber es ist interessant festzustellen, dass mein Test-Setup ein gutes Stück der Wurzeln des italienischen Herstellers nachvollzog, was die Sache für mich um so spannender machte. Wer nun allerdings einen näheren Blick auf die Oberkante der 14 mm starken Aluminium-Frontplatte des PUCCINI Anniversary wagt, wird feststellen, das neben dem Namen des Herstellers auch noch der Schriftzug „Airtech“ vermerkt ist.
Airtech wurde von Claudio Bertini, einem Mitbegründer von Audio Analogue, 2013 ins Leben gerufen und ist Teil des Markenportfolios der AF Group SRL. Claudio Bertini prägte wesentlich das Klangbild von Audio Analogue mit. Das Label „Airtech“ soll verschiedene High End Produkte kennzeichnen, wie handgefertigte Kabel, aber auch Elektronik und Lautsprecher. Seit 2015 fungiert Airtech zudem als Entwickler, der neben den Produkten der eigenen Linie auch die Anniversary Line von Audio Analogue erdenkt und fertigt. Airtech hat Expertise im Bereich der Kabelentwicklung sowie im Bereich von audiograde Materialien und Komponenten, die in die Produkte der Italiener eingeflossen sind. So startete in jenem Jahr ein weiterer Paradigmen-Wechsel von Audio Analogue mit dem Fokus „Made in Italy“ und einem neuen, markanten Design. Und einer der ersten Produkte der neuen Audio Analogue Produktlinien war der PUCCINI Anniversary, der zur Feier der ersten 20 Jahre der toskanischen Firma aus der Taufe gehoben wurde.
Annäherung
Mit rund 16 kg ist der PUCCINI Anniversary nicht unfassbar schwer, was mir bei der Entnahme aus dem Karton und beim Aufstellen sehr zu Pass kam, aber er strahlte eine wunderbare Solidität und Wertigkeit aus. Da war zum Einen die sorgfältige handwerkliche Verarbeitung, zum Anderen die bereits erwähnte rund 14 Millimeter dicke solide Frontplatte. Fünf Dinge fielen mir auf: erstens die gefrästen Schriftzüge oben auf der Kante der Frontplatte, deren Materialstärke dies dies locker hergibt. Diese Anordnung ist ein Erkennungszeichen der Anniversary Line und ein nettes Detail dazu, denn allzu oft schaut der stolze Besitzer von schräg oben auf seine Pretiosen.
Zweitens die große, zentrale Dreh- und Drückscheibe mit der flachen Fase, die ihr elegante Plastizität verleiht. Die Scheibe kümmert sich in ihrer Rotationsachse um die Lautstärke, kurz gedrückt um die Quellen und lang gedrückt um das Abtauchen ins Standby. Drittens die mittige Nut, die mit der Scheibe eine grafische Einheit bildet. Die Nut wird gestalterisch in der Längsachse von der ebenso soliden, aus dem vollen Aluminium gefrästen Fernbedienung wieder aufgegriffen. Was mich zum vierten Element bringt: rechts die üppig gefaste Bohrung für den Infrarot-Sensor der Fernbedienung. Und last but not least die ultrafeinen Bohrungen für die LEDs, die linker Hand die gewählte Quelle und rechter Hand als Punkteband die eingestellte Lautstärke anzeigen. Freunde der Fertigungstechnik haben an diesem Detail sicherlich ihre besondere Freude, zudem ist es – weil super dezent – auch noch schön anzuschauen.
Besagte Fernbedienung ist schnell erklärt. Mit ihr lassen sich die Gerätefunktionen Lautstärke ( +/- ) , Eingangswahl ( +/- ) sowie Standby bedienen, zudem die praktische Mute-Funktion sowie das Setup, das von den Leuchtdioden am Gerät angezeigt wird und sich über die Bedienungsanleitung erklärt.
Angeschlossen war der PUCCINI Anniversary schnell und praktisch selbsterklärend. Zentral sitzt am Heck des Gehäuses die Kaltgerätebuchse für den Strom. Hier verwendete ich das von Jochen Bareiß mitgelieferte Airtech Kabel. Der Kippschalter zum harten Trennen vom Netz sitzt direkt nebenan. Ein- und Ausgänge sind kanalweise streng symmetrisch rechts und links zur Mittelachse angeordnet. Auch hier sieht man sofort: der PUCCINI Anniversary ist sehr gradlinig unterwegs und hat keinen Schnickschnack an Bord. Die Lautsprecherklemmen, ein Paar pro Kanal, sind an der Rückseite seitlich angeordnet und griffig gestaltet. Sie können das Kabel klemmen oder in der Mittenbohrung gesteckt aufnehmen, in meinem Fall war es ein Boaacoustic Mercury.
Aufgrund der Innenarchitektur des Gerätes sind von der Mitte aus spiegelbildlich sortiert fünf analoge Eingänge in einer Reihe angeordnet. Vier mal Cinch/RCA sowie einmal XLR. Bei den hohen Eingangs-Nummern liegen die Anschlüsse rechter und linker Kanal also recht weit auseinander. Ich verwendete zum Anschluss des Audio Analogue AAdac und des MERASON DAC-1 die XLR- und Cinch-Buchsen. Symmetrisch kamen WSS-XLR-Kabel zum Einsatz, asymmetrisch Sommer Cable. Das schwäbische Unternehmen WSS wurde übrigens letztes Jahr von Jochen Bareiß übernommen. Die analogen Eingänge sind reine Hochpegel-Eingänge. Eine interne Phono-Verstärkung sowie D/A-Wandlung spart sich der PUCCINI Anniversary und konzentriert sich auf seine Kernkompetenz.
Technik
Audio Analogue entwickelt und fertigt seine Produkte in Solid State Technologie mit integrierten und diskreten einzelnen Komponenten. Die Italiener haben neben Solid State auch mit Röhren experimentiert, dann aber bewusst davon Abstand genommen. Der PUCCINI Anniversary verzichtet, basierend auf der Erfahrung seiner Entwickler – ohne dass diese einen Glaubenskrieg entfachen wollen – in der Verstärkung auf ein globales Feedback. Dadurch kann die Eingangsimpedanz erhöht und die Ausgangsimpedanz für einen besseren Dämpfungsfaktor gesenkt werden. Weiterhin wird die Verstärkung stabilisiert, was den Betrieb weniger anfällig macht, zudem werden Störungen aus dem ohnehin hochwertig ausgeführten Netzteil auf ein kaum mehr messbares Level reduziert und dabei die Signalqualität verbessert. Der Arbeitspunkt wird stabilisiert und das Feedback aus der hörbaren Bandbreite heraus gehalten. Zudem sind Schaltkreise ohne Feedback weniger anfällig gegenüber kapazitiven Lasten und Widerständen, so dass auch problematische Lautsprecher besser betrieben werden können. Audio Analogue setzt an den Beginn seiner Entwicklung hochwertige Labormessungen, gefolgt von ausdauernden Hörsessions und einer daraus resultierenden, gezielten Auswahl von Bauteilen und Komponenten auf Industrie- oder Audiograde Niveau.
Im PUCCINI Anniversary arbeitet die Lautstärkeregelung mit einem Encoder, der mit vier digitalen (zwei je Kanal) hochpräzisen Analog Devices Potentiometern kommuniziert. Für die Lautstärkeregelung können im Setup abhängig von der Empfindlichkeit der Lautsprecher vier Kurven gewählt werden. Die Helligkeit der LEDs, die die gewählten Eingänge und Lautstärke anzeigen, ist in zwei Stufen wähl- oder ausschaltbar. Die RCA-Eingangsbuchsen sind vergoldet und mit Teflon isoliert, sowie direkt auf das Eingangsboard gelötet und über Relais aktiviert. Alle Stufen des Verstärkers sitzen auf eigenen Boards. Die gedruckten Schaltkreise haben Leiterbahnen aus Kupfer mit mit doppelter Dicke im Vergleich zu Standard-PCBs (Printed Circuit Boards) um die Leitfähigkeit zu verbessern. Dabei sind die Schaltkreise Dual-Mono aufgebaut. Das Netzteil leistet 700 Watt mit sechs Paaren ON-Halbleiter Leistungstransistoren (drei je Kanal). Die interne Verkabelung übernehmen solide 7N OCC Kupferleiter, Widerstände nach Militärstandard, audiograde Polypropylen-Kondensatoren sowie vergoldete Kupfer-Polklemmen.
Technische Daten
- Kanäle: 2
- Eingänge RCA: 4
- Eingänge XLR: 1
- Eingangsimpedanz: 47 kOhm
- Leistung 8Ω: 80W @ 1% THD + N
- Leistung 4Ω: 160W @ 1% THD + N
- Leistung 2Ω: 300W @ 1% THD + N
- Empfindlichkeit (8Ω Nominalleistung) 490mVRMS
- Frequenzgang (Att. 0dB, -3dB Band): 80KHz
- Ausgangswiderstand (2Ω Nominalleistung und 1kHz): 0,17Ω
- Eingangsrauschen, Bandgrenzen 0Hz-80kHz / A-gewichtet: 30µV / 10µV
- Signal/Rausch-Verhältnis SNR: 110 dB
- Leistungsaufnahme im Standby (230VAC): 0,7W
- Maße (B*H*T): 445*120*390 mm
- Gewicht: 15,5 Kg
- Farben: silber oder schwarz
Klang
Der Audio Analogue Puccini Vollverstärker lief bei mir schon eine ganze Zeit, bevor ich mich an den abschließenden Hördurchgang machte: Als kleiner italienischer Blumenstrauß mit dem Digital/Analog-Wandler AAdac und dem CD-Laufwerk AAdrive aus eigenem Haus, aber auch mit den gewohnten Komponenten auf meinem HiFi-Möbel. Ohne zu viel vorweg zu nehmen, darf ich sagen, dass das italienische Trio reichlich musikalische Freude bereitete und zum stundenlangen Hören einlud. Meine Eindrücke, die ich hier niederschreibe, gewann ich aber gewohnter Manier in der Kombination mit dem Schweizer D/A-Wandler MERASON DAC-1. Zuverlässige Zuspieler waren – wie zuvor auch für den AAdac – der Streamer NuPrime Stream9 in Verbindung mit dem Reclocker MUTEC MC3+ USB.
Eins vorweg: Die edle Erscheinung des Vollverstärkers und sein Name PUCCINI, der auf den italienischen klassischen Komponisten Giacomo Antonio Domenico Michele Secondo Maria Puccini referenziert, bedeuteten keinesfalls, einen verkopften Feingeist als Energiespender seiner Lautsprecher am Start zu haben. Es durfte bei der Wahl der Musik auch deutlich impulsiver zugehen. Deshalb startete ich mit „I don’t remember“ von Peter Gabriels Album And I’ll scratch yours. Auf dem vorangegangenen Album I scratch your back interpretierte Gabriel andere Künstler, bei And I’ll scratch yours ließ er den Spieß umdrehen. Beim Opener des Albums machte David Byrne direkt mit impulsiven Bass-Beats, die den Titel vorantrieben, eine Ansage. Der PUCCINI Anniversary brachte dies mit sauberer Dynamik rüber. Die Diapason Adamantes V hatte er sicher im Griff und der Raum füllte sich ansatzlos mit feinstem Elektro-Sound. Der Bass stand astrein in der Mitte und wurde von den Effekten rechts und links umspielt. Der italienische Vollverstärker verkochte das Ganze aber nicht zu einem Brei, denn in dem ganzen Gemenge ließen sich die einzelnen Stimmen bestens als Zutaten differenzieren.
And I’ll scratch yours war eine abwechslungsreiche Reise. So abwechselnd wie die Charaktere, die Ihren Beitrag leisteten. Lou Reed sparte beim kaum wieder zu erkennenden „Solsbury Hill“ nicht am Verzerren seiner Gitarre und zelebrierte das ebenso ausgiebig wie unnachahmlich. Begleitet von seinem Sprechgesang, der den ursprünglichen Text genüsslich rezitierte. Der lässige Umgang des PUCCINI mit der Musik ließ die Gitarren aber im grünen Bereich bleiben, was bei zickigen Verstärkern leicht ins Anstrengende kippen kann. Auch hob er dabei sorgfältig die Stimme des Amerikaners vom Rausch der Six-String im Hintergrund ab.
Titelsprung. Die Art von Regina Spektor Musik zu machen ist speziell und der Transfer für ein Cover ist keine einfache Aufgabe. Dies hat sie – für meinen Geschmack und als heimlicher Regina Spektor Fan – mit Bravour beim emotionalen „Blood of Eden“ gemeistert. Der Sound blieb voll und darin arbeitete der Verstärker die markante Stimme von Regina Spektor mit viel Charakter heraus. Routiniert und sauber gezeichnet spielte das Schlagzeug, dazu ein schöner Klangteppich und darauf getupft das typische Klavierspiel der gebürtigen Moskauerin. Auch blieb eine zweite Stimme nicht verborgen, die sich mit dem Lead-Gesang vereinigte. Der PUCCINI Anniversary hinterließ bei mir den Eindruck, dass er die ihm gegebene Aufgabe nicht einfach abarbeitete sondern ihr den wichtigen Hauch Spielfreude mitgab.
Großes Kino war auch Randy Newmans „Big Time“. Hier spielte das Piano die erste Geige. Toll dargestellt war die markante Stimme von Newman, ebenso die Dramatik im Kleinen wie im Großen, die der Künstler dem Stück einhauchte. Richtig nahe ging mir die Neuinterpretation von „Mercy Street“, die dem Original noch recht nahe zu sein schien, aber den Gesang noch mehr hervorhob. Auch in diesem Titel stimmte die Balance. Die Größe der Stimme in der Mitte, die des Chors, des Klaviers sowie des Schlagzeugs. Das alles spielte sich bruchlos und lebendig in einem dreidimensionalen Raum um und zwischen den Lautsprechern ab. Ich klickte noch schnell in das frisch mit Gitarrensound aufspielende „Biko“ rein. „Hallo Paul!“ wollte ich spontan rufen. Mr. Simon erschien sehr authentisch vor meinem Hörplatz und bearbeitete seine Akustikgitarre. Entrückt, fast sphärisch präsentierte sich „Come talk to me“ von Bon Iver. Klasse. Das Album kam facetten- und abwechslungsreich daher.
Aber ich wechselte trotzdem nochmal ins Elektronik-Fach mit dem Klassiker „Teardrop“ von Massive Attacks Album Mezzanine. Dies bestätigte meinen bisher gewonnenen Eindruck. Der Sound war üppig, aber kontrolliert, fein das Geknister, das den Song belebte, dazu die Stimme von Elizabeth Fraser, die sich in mein Gehör schlich… „Love, love is a verb. Love is a doing word…“. Der PUCCINI Anniversary verstand es aus diesem Stück Musik den Gänsehaut Effekt herauszuarbeiten. Aber wie eingangs erwähnt, verstand er es auch mit ganz anderen Kalibern umzugehen.
Wie zum Beispiel mit „Mr. Refrigerator“ von Bilderbuch. Der italienische Vollverstärker haute mir den Wiener Rock-Song mit derartig viel Spielfreude um die Ohren, wie ich es zuvor nicht erwartet hatte. Mit Schub, Autorität und Kontrolle – aber eben auch dem gewissen Etwas. „You cool me down, Mr. Refrigerator“. Also mit Abkühlung war da grad nix zu machen. Die Gitarre sägte es und die Basedrum hämmerte es mir rein. In meiner Playlist legte Cake mit „Long skirt / short jacket“ gleich nach und rockte in zweiter Runde meine Bude. Lebensgefühl wie mit 18, in der deluxe Version. Krasser Gegensatz dazu war „Dein Lied“ von Miss Allie, das ich selten emotionaler gehört hatte. Wer nah am Wasser gebaut hat, muss sich nicht schämen, wenn er beim Hören mit dem PUCCINI Anniversary eine Träne verdrückt. Großartig.
Natürlich spricht der Audio Analogue Verstärker auch Klassik-Freunde an und das sollte locker klappen, denn all die vorgenannten Tugenden sind in Summe auch bei der Wiedergabe von klassischem Material in großer und kleiner Besetzung wichtige Beitragsleister zum Musikvergnügen. Um das Ganze nicht nur zu theoretisieren hörte ich noch in die Bilder einer Ausstellung rein. „Das große Tor von Kiew“, das das Thema der „Promenade“ aufnimmt und es im Schlusssatz zu einer vollständigen Geschichte weitererzählt.
Es vereinigt viele Aspekte der Musik: Von sehr fein bis opulent, von getragen, schwebend bis dynamisch brachial. Runde eins ging mit den Berliner Philharmonikern unter der Leitung Herbert von Karajans. Das Philharmonie Orchester hatte die richtige Größe in meinem Hörraum und die Abbildung passte wunderbar zu den Kompaktlautsprechern Diapason Adamantes V. Da wurde nicht gemogelt. Schön wiedergegeben war die Erhabenheit des Augenblicks, das Durchschreiten des Tores. Die Pauken kamen bei ihrem Einsatz auf den Punkt, die Blechbläser erstrahlten im Glanz und die Streicher und Holzbläser hatten einen wunderschönen Schmelz. Da hinein funkelten Details wie zum Beispiel die Triangel. Als Hörer glaubte ich, mit etwas Fantasie, am Wegesrand dabei gestanden zu haben.
Das also erlebte ich in der Orchesterfassung, die von Maurice Ravel erdacht wurde. In der Originalfassung von Modest Mussorgsky obliegt es allein dem Pianisten, dieses Gefühl dem Publikum beizubringen. In dieser Aufnahme Evgeny Kissin, der am Konzertflügel sein Bestes gab. Der Ignorant – oder Loriot Fan wie ich – mag bei dieser Art von Musik immer schmunzelnd an Familie Hoppenstett denken: „Ein Klavier, ein Klavier“, hieß es dort. Dies darf aber nicht die zusammenfassend die banale Erkenntnis beim Hören einer guten Darbietung sein, denn der Künstler spielt nicht einfach Noten nach, sondern er erweckt sie zum Leben.
Und je besser eine Musikaufnahme ist und je besser die Musikanlage, desto mehr hat der Hörer an diesem schöpferischen Moment Teil, der der Musik dann innewohnt. Und das zu vermitteln gelang dem Analogue Audio PUCCINI Anniversary wunderbar. Die Größe, die Dimension und die Klangfarben des Instruments korrekt wiederzugeben, die straff gespannten, metallischen Saiten, der hölzerne Korpus, die Resonanz: Haken dran, doch das ist nur der technische Aspekt. Aber dieser Vollverstärker gab der Musik noch einen Zauber mit, der aus reiner Reproduktion Emotion werden ließ.
Fazit
Der Audio Analogue PUCCINI Anniversary ist ein High End Vollverstärker klassischer Bauart, der sich auf seine Hauptaufgabe konzentriert: Die Vorstufenabteilung verwaltet fünf analoge Quellen und die Endstufenabteilung versorgt ein Stereo-Paar Lautsprecherklemmen. That’s it. Das pfiffig gestaltete und hervorragend verarbeitete Gehäuse strahlt gleichermaßen Eleganz und Solidität aus. Klanglich tritt der italienische Verstärker dabei nicht als verkopfter Feingeist auf, sondern versteht es, dem Hörer richtig Freude zu machen. Neben den begeisternden Klangfarben sowie einer stimmigen und differenzierten räumlichen Abbildung passt auch die Dynamik. So ist der PUCCINI Anniversary in jedem Genre vorne mit dabei. Doch sein wichtigstes Talent ist es wohl, der Musik dieses gewisse Etwas, die Magie mitzugeben, die dem Hörer ein freudiges „Mamma mia!“ entlockt.
Im Test
Hochwertig solider High End Vollverstärker im markentypisch eigenständigen Design
Audio Analogue PUCCINI Anniversary
Preis: 4.850 Euro
Hersteller
Audio Analogue | AF Group SRL
Via Cesare Battisti 126G
51015 Monsummano Terme
Tel.: +39 (0) 572 – 030964
Mail: info@afgroupsrl.com
Web: www.audioanalogue.com
Hoerenswert-HiFi
Hoerenswert-HiFi
Im Inneren Bogen 25
72622 Nürtingen
Tel.: 07022 – 21 65 891
Mail: info@hoerenswert-hifi.de
Web: https://www.hoerenswert-hifi.de/
Mitspieler im Test
Digitale Quellen – LUMIN U1 mini, NuPrime Stream 9, MERASON DAC-1, Musikserver Innuos ZENith Mk3, Audio Analogue AAdac und CD-Laufwerk AAdrive
Plattenspieler / Phonovorstufe – Rega P8 mit Excalibur Platinum, Vertere Techno Mat, Rega Aria Mk3,
Verstärker – SPL Phonitor x mit DAC768 Kopfhörerverstärker/DAC, SPL Director Mk2.2 Vorverstärker/DAC, Cambridge Audio Edge W Stereo-Endstufe, Makroaudio LittleBIG Power Mono-Endstufe, SPL Performer s1200 Stereo-Endstufe
Lautsprecher – Dutch&Dutch 8c, Diapason Adamantes V
Kopfhörer – ULTRASONE Edition 15
Signalkabel – WSS Platin-Line KS-20 XLR, WSS Premium-Line KS-200 XLR, Boaacoustic Evolution BLACK.rca
Lautsprecherkabel – Boaacoustic Mercury, Melodika MDSC4030, Kabelbrücke Melodika MDSC1501
Digitalkabel – Boaacoustic USB-Kabel Silver Digital Xeno, Supra Cables USB 2.0 Excalibur, Netzwerkkabel Wireworld Starlight 8, Boaacoustic SIGNAL.lanCat.6A
Netzkabel – Netzkabel Supra LoRad 2.5, bfly bPower
Zubehör – Netzleiste SUPRA Cables LoRad MD07 DC 16 EU SP MKIII, SBooster BOTW P&P Netzteil, NuPrime AC-4 Power Conditioner, NuPrime Omnia SW-8 HiFi Netzwerk-Switch, Innuos PHOENIX USB-Reclocker, MUTEC MC3+ USB
Fotos: F. Visarius