Nachdem euch Bernd den ersten Eindruck von den Norddeutsche HiFi-Tage 2024 vermittelt hat, geht es nun weiter in Runde zwei. Wir HiFi-IFAs freuten uns wie die Veranstalter und Aussteller über den sehr guten Zuspruch an Besuchern, denn dies ist ein Signal, das der Branche sicherlich gut tut. So gaben sich neben den rund 4.500 HiFi-Interessierten auch viele bekannte Gesichter der schreibenden Zunft sowie Branchenvertreter in den bestens besuchten Hörräumen die Klinke in die Hand – und dies nicht nur im übertragenden Sinne sondern auch tatsächlich. Speziell am Samstagmorgen bis in den späteren Nachmittag war der Andrang an den Konferenzräumen und Hotel-Hörzimmern groß und etwas Geduld schadete nicht, wollte man einer bestimmten Vorführung beiwohnen oder einem bestimmten Setup lauschen.
Aussteller und Veranstalter waren entzückt, für uns war es eine kleine Herausforderung ein Plätzchen in den Hörräumen und -zimmern zum Hören und Fotografieren zu ergattern. Zwei Tage klingt erst einmal viel für eine Messe im Hotel, die Zeit verging aber wie im Fluge. Wir freuten uns jedenfalls über schöne Gespräche, nette Begegnungen (wir kennen jetzt auch unsere drei Leser persönlich) und Höreindrücke, die Lust auf Mehr machten. Weiter geht es also nun in den zweiten Rundgang auf den NDHT 2024.
Die allerersten HiFi-Eindrücke von den NDHT 2024 bekamen wir im Vorraum zu Dynaudio und Moon by Simaudio. Der Platz war taktisch geschickt gewählt, weil direkt neben der Garderobe gelegen. Wartende kamen kaum umhin, einen Blick hineinzuwerfen. Und bei dem Hamburger Wetter am Wochenende frequentierten die Garderobe wohl fast alle Besucher, um regenfeste Kleidung abzugeben. So auch wir.
Dynaudio und Moon drapierten eindrucksvoll auf Podesten einen Teil ihres Portfolios und führten im Raum dahinter gemeinsam vor. Doch die Leere auf dem Foto täuscht gewaltig. Es war Samstag Mittag und die Hörräume waren brechend voll – noch nicht einmal Platz zum Fotografieren gab es darin. Wir behalten den Eindruck des Gesehenen mal im Hinterkopf und besuchen die Hörvorführung auf einer der nächsten HiFi-Messen. Denn auch dieses Jahr gilt: Nach der Messe ist vor der Messe 😉
Bernd erwähnte bereits, dass wir das Portfolio des Hamburger Drei H Vertriebs im Theorieteil direkt im Foyer von Mika Dauphin fachkundig eingeimpft bekamen. Auch freuten wir uns Thomas Heckel wieder zu sehen. Natürlich besuchten wir auch noch zwei der drei Räumlichkeiten, die Drei H zur Live-Präsentation seines Portfolios gebucht hatte. Im Mittelpunkt standen die Elektronik von Melco (Musikserver), Chord Electronics (D/A-Wandler), des – neu im Vertrieb – Digitalspezialisten Auralic sowie des Vollsortimenters Lyngdorf. Kabel kamen aus dem Hause Chord Cables. An der Anlage im Bild oben spielten die Lyngdorf Kompaktlautsprecher mit Tripod-Holzbeinen CUE-1 um 20.000 Euro das Paar. Der Sound lud direkt zum Platznehmen und entspannten Musikhören ein.
An der Anlage unten Bild unten spielten Kompaktlautsprecher aus der Classic Serie von Spendor, die einen etwas sachlicheren, monitorhaften Klang zauberten, aber dabei trotzdem ein feines Gespür für die Musik zeigten.
Apropos Gespür für Musik. Der umtriebige Patrick Mitchell von Chord Cables demonstrierte mir noch den English Electric EE1 LAN-Adapter, der in die Netzwerkverbindung eingesetzt wird – man benötigt dazu also ein zweites Kabel – und der als passives Bauteil parallel zum Nutzsignal Störungen herausfiltern soll. Die Wirkung auf die Musik war erstaunlich, wurde die Anlage doch hörbar befähigt, mehr Details aus der Information zu kitzeln und in Sound umzumünzen. Spürbar war dies beispielsweise bei der Wiedergabe einer recht direkt an den fein schwingenden Saiten aufgenommenen Gitarre.
Direkt auf dem Flur wurden wir, auf erwartet freundliche aber dennoch nachdrückliche Art – so kennt man es in Hamburg – von Dalibor Beric, der Bernd Hömke bei Input Audio tatkräftig unterstützt, vor deren Hörzimmer gekobert. An seiner Seite hatte er HiFi-Legende Michael Creek, dessen Jubiläums-Modelle 4040A (Verstärker mit DAC) und 4040CD (CD-Player mit Digitalausgang) als eine Möglichkeit des Antriebs der Harbeth Kompakt-Lautsprecher in der Vorführung dienten.
Besonderheit in diesem Setup: Die englischen Monitore standen auf dem rund 4.000 Euro teuren Nelson Subwoofer, der gleichzeitig als Ständer diente. Die Harbeth P3ESR XD um 3.000 Euro machten mit und ohne Subwoofer-Unterstützung eine gute Figur. Wir HiFi-IFAs waren bass überrascht, wieviel guter Sound und Volumen aus dem, mit rund 1.000 Euro verhältnismäßig günstigen Creek-Verstärker aus der Kombi heraus kam. Daumen hoch. Natürlich wussten die Manley Mahi Mono-Endstufen noch eins oben drauf zu setzen, aber mit einem Paarpreis von rund 8.500 Euro und passendem Vorverstärker Jumbo um 6.500 Euro mussten sie natürlich auch liefern. Wie schon auf den Messen im letzten Jahr wusste das Hörzimmer von Input-Audio mit feinem britischen Klang zu überzeugen.
Im Gespräch mit Michael Creek
Eine besondere Freude war für mich, dass sich Michael Creek für ein Gespräch anbot. Eine Gelegenheit, die ich mir nicht nehmen lassen wollte. Bei einem Becher Kaffee sprachen wir rund eine Stunde lang über seinen Weg im HiFi-Business, seine Entwicklungsschwerpunkte, Mini Cooper und Eichhörnchen.
Michael Creek wuchs im Londoner Stadtteil White Chapel auf, verriet er mir. Mir hat sofort die klare Aussprache des British English gefallen, in der ein „t“ in der Wortmitte noch klar wie ein „t“ gesprochen wird. Das erinnerte mich an Kollegen, die ebenfalls aus London stammen und ihre Sprache derart pflegen. Das Elternhaus hat Michael Creek nicht nur sprachlich sondern auch in seiner Haltung gegenüber seiner Profession geprägt. Sein Vater besaß die Firma Wyndsor, die seit 1948 Tape-Recorder herstellte, also tatsächlich Band-Geräte zur Aufnahme von Stimme mit Mikrofon. Dort arbeitete er sechs Jahre, lernte das Business von der Pike auf und so wurde ihm klar, so sagte er, später selber keine Fabrik leiten zu wollen. Dies war auch der Grund, warum Creek Audio keine Fabrik für HiFi-Geräte wurde, sondern die Denk- und Entwicklungsfirma, die eben diese Geräte in Zusammenarbeit mir Spezialisten weltweit ersinnt, aber nicht selber baut. Dies überlässt Michael Creek wiederum Spezialisten als Subunternehmer, wobei – das betonte er – die endgültige Qualitätskontrolle unbedingt in seiner Hand bleibt.
Auf die Frage, ob er direkt nach dem Engagement bei seinem Vater in die HiFi-Unternehmung startete, winkte er ab. Als 23-jähriger entwickelte Michael Creek zuerst Elektronik und Elektro-Geräte im Auftrag für andere, wozu Metall-Detektoren, Funk-Bausätze für einen Elektronik-Handel, aber auch ein erstes HiFi-Selbstbau-Kit gehörten. Mit einem Geschäftspartner ging es 1975 für ihn dann weiter im Home-Safety Business mit Systemen, die den Besitzer bereits damals unterwegs mit einem Funk-System bei Einbrüchen warnten. Eine echte Innovation.
Anfang der 1980er Jahre geschah dann der Abzweig in Richtung HiFi, fast zeitgleich mit Robin Marshall, der die Lautsprecher-Marke Epos gründete. 1989 kamem Epos wie Creek Audio unter Mordaunt Short zum Tannoy-Konzern, die die Marken 1999 wieder abstießen. Creek Audio wurde unter seinem Gründer Michael Creek wieder selbständig und dieser nahm Epos gleich mit unter seine Fittiche. 20 Jahre lang lenkte er also die Geschicke beider Firmen. Viele Verstärker-Entwickler kennen Verstärker, viele Lautsprecher-Entwickler kennen Lautsprecher, meinte Michael Creek. Eine Stärke bei Epos sah er darin, das die Lautsprecher-Entwicklung von Epos auch aus der Sicht eines Verstärker-Spezialisten stattfand. 2020 Übernahm dann das Fink-Team den Lautsprecher-Hersteller Epos.
Mich interessierte, was Creek Audio ausmacht. Creek ist immer noch ein family business mit kleiner Kernmannschaft, das mit Entwicklern weltweit zusammenarbeitet. Michael Creek sieht sich dabei als Team-Leader, der Kompetenzen zusammenbringt, nicht als alleiniger Vordenker. Er liebt es, die Welt zu bereisen, Menschen zu treffen und neue Ideen zu entwickeln. Und was macht seine Produkte aus? Creek Audio Geräte sollen zum Musikhören und Genießen da sein. Der Klangeindruck ist wichtiger als Messdaten. Seine Aufmerksamkeit galt beispielsweise den Netzteilen, bei denen er bewusst auf die Optimierung der Schaltnetzteil-Technologie setzt. Nach seiner Meinung sollte man Schaltnetzteile nicht pauschal an den Nachteilen einfach und schlecht gemachter Billigkomponenten messen, sondern sich um Eliminierung eben jener Schwächen kümmern und die Vorteile herausarbeiten. Ziel ist eine stabile Spannungsversorgung, die ihm beim Jubiläumsmodell 4040 auch in Verbindung mit kompakten Bauraum und geringem Gewicht gelang. Make things small, wie er zusammenfassend sagte.
Bei den 4040ern konnte er somit zum 40-jährigen Firmenjubiläum vor zwei Jahren also konsequenterweise die Luft aus dem Gehäuse lassen und eine kompakte Bauform wählen. Technisch interessant ist, dass im 4040A ein in Deutschland entwickelter leistungsstarker Infineon MA5332 MS 2-Kanal Class-D Verstärker Chip im Format 7 mm * 7 mm und einer Leistung von 2* 200 Watt bei 4 Ohm arbeitet. Musikfreunden, die den Verstärker und den CD-Player zusammen betreiben empfiehlt er, diese digital über SPDIF zu verbinden. Der Player arbeitet so nur als Laufwerk und nutzt den hochwertigeren Digital/Analog-Wandler des Verstärkers. Das ist auch die Idee des Konzeptes. Als Pragmatiker, der Michael Creek nun einmal ist, räumte er ein, dass die Laufwerkseinheit serienmäßig schlicht einen D/A-Wandler mitbrächte – warum dann das analoge Signal nicht auch zur Verfügung stellen, wenn es schon einmal da ist.
Bleibt mir nur, mich noch einmal beim sympathischen Michael Creek für ein schönes Gespräch und die Zeit, die er sich genommen hat zu danken. Und auch dafür, dass es zum Schluss nicht nur um das Business und HiFi ging, sondern auch um London, Eichhörnchen – die roten und die grauen -, die Rehe in unseren Gärten, sowie seine Sammlerleidenschaft für Mini Cooper. Das hat für mich den Business-Talk zu einer echten Begegnung gemacht.
Von der Proportion sind sie eindeutig klassische Regallautsprecher, mit einem Gehäusevolumen von einem Hektoliter (klingt viel, ist aber doch nur ein Zehntel Kubikmeter 😉 ) stellt sich die Frage: großer kompakter oder kleiner Standlautsprecher. Den Hörern dürfte es egal sein, denn die Pylon Audio Jade Twenty, die uns neulich bereits im Test gefielen, machten ordentlich Spaß ohne dabei Radaubrüder zu sein – sie machen richtig Musik. Aus dem Vertrieb von Frank Koglin spielte auch noch Audreal und C.E.C. Elektronik, Plattenspieler war ein bewährter ToneTools mit Holztonarmen von Studo. Udo Steinbüchel, Mastermind von Studo, (Foto oben) legte denn zu vorgerückter Stunde auch auf, während der letzte Gast am Ende des langen ersten Tages von einem müden, aber glücklichen Messe-Team Gesellschaft auf der Hörzimmer-Couch bekam (Foto unten).
Schon seit längerem schwebte der Hummingbird, der Kolibri, vor meinem geistigen Auge als Idee des fränkischen Lautsprecherspezialisten Ascendo. Auf den Norddeutschen HiFi Tagen 2024 zeigte er sich nun als stattlicher Aktivlautsprecher mit Coaxial-System in der Hoch-/Mitteltonabteilung. Mein erster Gedanke: Respekt! Was das schlanke, aber trotzdem nicht ganz zierliche Vögelchen da ablieferte, war nicht von schlechten Eltern. Korrekter Sound mit hohem Spaßfaktor. So kannten wir HiFi-IFAs das auch von den LIVE15, die ich in meinem Wohnzimmer zum Test hatte und seinerzeit auch am alten Firmensitz in Ansbach erleben durfte. Heute sitzt Ascendo übrigens in neuen Räumlichkeiten in Heilsbronn auf halbem Weg von dort in Richtung Nürnberg.
Auch immer wieder faszinierend die Symann Soundboards. Die Kreationen des Klavier- und Cemballo-Baumeisters Michael Symann basieren auf seinen Erkenntnissen aus dem Instrumentenbau und sind im wahrsten Sinne des Wortes Soundboards, da sie auf der ganzen Fläche, angeregt von insgesamt jeweils sechs Excitern, den Klang abstrahlen. Das wirkte tatsächlich sehr losgelöst und sehr entspannt. Wer seine Lieblingsmusik nicht analysieren, sondern nach Feierabend einfach nur in Ruhe genießen will, ist bei Michael Symann genau richtig. Wählt man zu den passiven Lautsprechern die richtige, unauffällige Elektronik, rückt die Musik in den Vordergrund und die Technik fügt sich unauffällig in den Wohnraum ein.
Prof. Dr.-Ing. Michael Bruns stellte seine audiophile FAST cylindric modular Lautsprecher gemeinsam im Hörzimmer mit Dr. Michael Axmann aus. Als ich zur korrekten Ansprache ehrfürchtig die Visitenkarte studierte meinte er schlicht: „Hallo, ich bin der Michael“. Das wir mir sehr sympathisch, ebenso wie das kurze Gespräch, das wir im Anschluss führten. Seine Lautsprecher folgen dem Prinzip des Line-Arrays, das vertikal bündelt, aber horizontal breit abstrahlt. Arrays haben zudem die Vorteile einer in Summe verhältnismäßig großen Membranfläche bei gleichmäßiger Verteilung im Raum – auf einer Linie – und zudem reichlich Antrieb durch die Einzelsysteme. Die aktiven Lautsprecher mit DSP – erhältlich mit vier oder fünf Modulen – spannten denn auch eine schöne Bühne auf und koppelten gut an den Raum an. Mit rund 13.000 Euro ein attraktives Setup.
Michael Axmann stellte mit seinen Handels- und Vertriebsmarken Benchmark Media, KLEI Steckverbinder, Lange Loudspeakers und Bricasti Design aus. Bekannt ist er für seine Axmann Audio Reinsilberkabel.
Stilsicher auf feinem USM-Mobiliar präsentierte sich Transrotor, Die Pretiosen wirkten für sich und bedürfen eigentlich keines Kommentars. Stategisch geschickt haben die Bergisch Gladbacher ihren Standort gewählt, waren sie doch im Erdgeschoss zwischen Foyer und Restaurant nicht zu übersehen, ich möchte fast sagen, der Kontakt war an der Hauptverkehrsachse unumgänglich. Kleiner Tipp für Menschen, die ihre HiFi-Gerätschaften zum Musikhören direkt auf USM-Tablare stellen wollen: wir haben das BETONart Anti Vibration Panel AVP 4 Audio für USM getestet und finden es sehr empfehlenswert, sollte das USM-Regal bei Bedarf mal zum HiFi-Rack werden.
Premiere feierten auf den Norddeutsche HiFi-Tage 2024 die Lautsprecher von Storgaard&Vestskov. Namentlich die Regallautsprecher FRIDA auf schicken hauseigenen Speaker-Stands, daneben der Standlautsprecher GRO. Beide entwickelt und gefertigt in Dänemark. Auffällig und beiden gemein ist die, aus dem Vollen gefräste Schallfront aus Aluminium, die im Hause S&V selbst hergestellt wird. Schön dazu ist der Kontrast zum edlen, warm gemaserten Finish des Holzkorpus. Auch sonst verlässt sich S&V auf feine Zutaten: Miflex und Jantzen 3 mm Spulen, interne van den Hul Verkablung sowie WBT-Terminals. Wir haben die kompakte FRIDA gehört, die einen hervorragenden Eindruck hinterließ. Spielfreudig, fein auflösend und dazu ein erstaunliches Bassfundament, mit dem sie groß aufspielte.
Am Start war auch wieder Qualio, die mit ihrem „Open Baffle“ Lautsprecher IQ, der sich akustisch bestens in die Räumlichkeit eines Hotelzimmers einpasste. Die offene Schallwand ist transparent, aber es ist kein Fall von Psycho-Akustik, wie wir den Sound ebenso empfunden haben: transparent und offen. Der Bass entspringt einem klassischen Gehäuse und ergänzt das Klangbild gelungen in den tieferen Tonlagen.
Eine lockere Art Musik zu hören präsentierte der Berliner High End Hersteller MBL, den ich, ich gebe es zu, ein jahrzehntlang nur vom Vorbeilaufen aus dem KdW, dem Kaufhaus des Westens, kannte. Seitdem ich HiFi-Messen besuche, mache ich immer wieder gerne einen Einkehrschwung zu den markanten Geräten und Lautsprechern mit Radialwellen-Technik. Tatsächlich spielte die Anlage sehr luftig und losglöst, ohne auf einen Sweetspot zielen zu müssen. Die tonale Balance ändert sich zwischen stehender und sitzender Hörposition, wobei Bernd und ich die Letztere als etwas ausgewogener empfanden. Bei unserem Besuch spielte das große Besteck, eine kompaktere Variante stand auf der Seite. Für ihre Lautsprecher bieten die Berliner übrigens Upgrades auf die nächsthöheren Versionen an. Für Musikfans mit Ambitionen zum Aufstieg ein interessantes Konzept.
Zu dem Setup von Manger Audio, hier die bekannten passiven p2 Standlautsprecher, und der Elektronik von SPL Audio, im Steigenberger Hotel Treudelberg vertreten mit Elector, Phonos, Diamond DAC und Performer s1200, gibt es eigentlich immer das Gleiche zu sagen: Sie machen herrlich Musik. Punkt. Immer wieder eine schöne Vorstellung, die auch die Charakteristik der Manger Wandler wie Räumlichkeit und Natürlichkeit sauber heraus arbeitet. Musik gemacht hat in seinen ausführlichen Präsentationen auch Tonmeister Dominique Klatte mit Aufnahmen seines Labels Jazz on Vinyl. Mit ihm hatte ich nach einer seiner Vorstellungen die Möglichkeit zu sprechen.
Im Gespräch mit Dominique Klatte
Mich interessierte, was Dominique Klatte daran reizt, seine Musik auf HiFi-Messen vorzuführen. Er sieht darin, verriet er mir, die Möglichkeit, seine Arbeitsweise im Detail zu erklären, was für ihn besonders wichtig ist. Der Zuhörer kann dabei mal hinter die Kulissen schauen und bekommt einen Eindruck von dem Aufwand, den er betreiben muss, um eine Produktion (fast) im Alleingang auf die Beine zu stellen. Seiner Meinung nach wird auch selten verständlich erklärt, wie die technischen Zusammenhänge dabei funktionieren.
Er erkläre dem Publikum daher, wie in seinen Aufnahmen „livehaftige“ Musik entstehen kann, die nicht überproduziert und geschliffen ist, was die Zuhörer sehr begeistert. Diese Informationen kann Dominique dann anschließend mit einem Hörbeispiel vom Mastertape live untermauern. Ein schönes Beispiel aus der Geschichte sei dazu das Label „Blue Note“ in seiner Anfangszeit und Al Schmitt, die Dominique mit Ihren Arbeitsweisen durchaus als Vorbild dienen.
Aber nicht nur dem Musikfreund bieten sich Vorteile beim Musikgenuss, auch Musiker profitieren von der relativ schnellen, sowie günstigen Produktionsmethode. Dominique Klatte arbeitet nicht nur für sein eigenes Label, sondern kann auch für Aufnahmen von Musikern gebucht werden. Wenn alle gut vorbereitet sind, erklärt er mir, lässt sich in ein bis zwei Aufnahmetagen eine sehr hochwertige Platte produzieren, die natürlich nicht nur auf Vinyl sondern auch als CD oder Stream funktioniert.
Die Musik für sein eigenes Label sucht Dominique fast schon zufällig heraus. Er liest beispielsweise einen Artikel und schreibt daraufhin die Musiker direkt an. Es kommt auch vor, das Musiker von seinem Projekt hören und ein Teil von Jazz On Vinyl werden wollen. Das freut ihn dann ganz besonders. Kleine Randnotiz: Seine Volume 9 ist für den Schallplatten Preis nominiert. Jetzt heißt es noch ein paar Tage Daumen drücken. Das Ergebnis wird am 15.02.2024 veröffentlicht.
Impulsiven, dynamischen Sound gab es von KAD Audio und Lehr Audio Solutions auf die Ohren. Die aktiven Lautsprecher arbeiten mit der kabellosen WiSA-Verbindung und müssen also nur an den Strom angeschlossen werden. Zuspieler war ein Primare-Vorverstärker, der ebenfalls mit diesem Standard funken kann.
Für Analog-Fans stellte die Hörzone aus München Waschmaschinen, Waschzubehör und Waschmittel des Spezialisten HumminGuru aus und fand einige Interessenten. Als günstiges Produkt lag auch die HumminGuru Brush für rund 35 Euro aus.
GGNTKT aus Meckenheim/NRW – der Firmenname bezieht sich auf die GeGeNTaKT-Verstärkerschaltung – kam mit ihrem Erstlinkswerk M1, der nach dem 2,5-Wege Prinzip arbeitet, und dem neuen, großen Modell M3 mit vier Wegen, nach Hamburg ins Steigenberger Hotel Treudelberg. GGNTKT möchte dem Hörer durch die geometrische wie elektronische (DSP) Abstimmung seiner Lautsprecher ein ansprechendes immersives Klangerlebnis bieten. Bei unserer Stippvisite spielte die M3, die wie die M1 ein Aktiv-Lautsprecher ist, und machte für die Interessenten ordentlich Musik. Ohne Frage ein spannendes Konzept.
Einen Besuch wert war wieder das bewährte Duo aus dem ambitionierten Elsässer Elektronik-Hersteller B.audio und dem polnischen Lautsprecherhersteller Intrada. Komplettiert wurde das Setup mit Kabeln von Zavfino, die auch Plattenspieler herstellen und von Intrada vertrieben werden. Auf gleichem Preisniveau um jeweils 17.000 Euro bewegten sich dabei die Protagonisten, das Paar Drei-Wege Lautsprecher Intrada Josquin und der Streaming-Vollverstärker B.audio Alpha One. Das Setup hat auf den NDHT 2024 auf eine herrlich unangestrengte Art und Weise Musik gemacht und zum Hören eingeladen.
Beim Heimspiel in Hamburg hatte der Vertrieb Audio Reference ein Paar Wilson Audio Sasha V im Gepäck. Auf dem Foto kommt der raffinierte, seidenmatte, dunkelgrüne Metallic-Lack, der auch einem Automobil gut zu Gesicht stehen würde, nicht annähernd so gut rüber, wie mit eigenen Augen. AR-Chef Mansour Mamaghani nahm sich die Zeit, Interessenten den Edel-Lautsprecher und sein weiteres Vertriebsprogramm zu erläutern. In dieser Kette (Bild oben) stand neben Wilson Audio der Röhren-Specialist VTL, die Digitalos von dCS und Dan d’Agostino im Vordergrund.
Das zweite Setup drehte sich um die großen Perlisten Standlautsprecher R7t mit Dan d’Agostino- und Krell-Elektronik. Im Gespräch hier mit Audio Reference der ebenso umtriebige wie sympathische HiFi-Spezialist Dimi Vesos.
Norddeutsche HiFi-Tage 2024 – Fazit
Die Norddeutsche HiFi-Tage 2024 hatten im Hamburger Steigenberger Hotel Treudelberg mit rund 200 Marken viel zu bieten. Mehr als wir HiFi-IFAs an zwei Tagen bewältigen konnten, ohne dem jeweils Gehörten ungerecht zu werden. Eine kleine Herausforderung für uns, eine tolle Chance für Besucher, die Mut zur Lücke zeigen konnten, ohne dass es an spannenden HiFi-Setups für den Rest des Besuchs mangelte. Unsere Fotos dokumentieren die immense Bandbreite des auf den NDHT 2024 Gezeigten: Von kleinen bis mittleren vierstelligen Euro-Beträgen bis ins locker Sechsstellige für Edel-Setups. Aber viel spielte sich dazwischen ab und Bernd erwähnte bereits lobend die Präsenz bezahlbarer HiFis.
Die Aussteller haben über die Jahre Erfahrungen gesammelt und präsentierten Musikanlagen, die zu den Räumen passten und Spaß machten. Auch mich haben dieses Jahr wieder die kleineren Konzepte begeistert, die angetreten sind, um einfach nur Musik zu machen. Ebenfalls schön fanden wir die Bestrebungen der Aussteller, die Musik in den Vordergrund zu rücken: Vorführungen mit Herzblut und Gästen wie den Musiker Wolfgang Bernreuther oder Jazz On Vinyl Mastermind Dominque Klatte. Die Norddeutsche HiFi-Tage sind im Februar das Stimmungsbarometer für den Rest des Jahres – und das lässt für 2024 auf schönes Wetter hoffen. Wir HiFi-IFAs freuen uns auf die weiteren Veranstaltungen.
Fotos: F. Visarius, Bernd Weber (2)
Norddeutsche HiFi-Tage 2024 – Unterwegs auf den NDHT in Hamburg – Bericht 01