Test: High End Stereo Endstufe SPL Performer s1200 – Audiophiler Highperformer

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SPL-Performer-s1200-Seite-rechtsWir HiFi-IFAs haben uns bereits einige Male mit den Produkten von SPL electronics beschäftigt, die gekonnt den Spagat zwischen Professional Audio und dem heimischen High Fidelity meistern. Denn das Eine schließt das Andere ja nicht zwangsläufig aus. Wäre auch seltsam. SPL nennt die Produktlinie für den Musikgenuss im trauten Heim daher konsequenterweise Professional Fidelity mit Schwerpunkten im Bereich Kopfhörerverstärker, Vorverstärker und Endstufen sowie als jüngstes Familienmitglied einen Digital/Analog-Wandler im eigenen Gehäuse.

Bei uns zu Gast waren bereits der Vorverstärker Director Mk2, der Kopfhörerverstärker mit integrierter Vorstufe Phonitor x sowie der Kopfhörerverstärker Phonitor se – alle drei mit integriertem DAC. Konsequent erscheint es da, den Vorstufen Director Mk2 und Phonitor x eine passende Endstufe zum Betrieb passiver Lautsprecher an die Seite zu stellen, und diese unter die Lupe zu nehmen. Die Rolle des Leistungsverstärkers übernimmt bei uns nun die kraftvolle Stereo-Endstufe Performer s1200 zum Preis von rund 6.500 Euro, die wir als jüngste Verstärker-Kreation aus dem Hause SPL zum Test im Hörraum haben.


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Familienbande: SPL Phonitor x, SPL Director mk2.2 und SPL Performer s1200

Annäherung

Die SPL Performer s1200 kommt mit dem schmalen niederkrüchtener Gardemaß von 278 mm harmlos daher, das Gewicht von 25 kg spricht dagegen eine andere Sprache und deutet bereits an, dass es der niederrheinische Hersteller ernst meint mit der Stereo-Endstufe. Sie stemmt an 4 Ohm 2* 520 Watt und ist als Alternative zum Topmodell – den jeweils praktisch gleich schweren Monos – SPL m1000 konzipiert worden. Der Performer s1200 schließt so ambitioniert die Lücke zur Stereo-Endstufe s800.

Zitat Bastian Neu: „Durch den großen Erfolg und die herausragende musikalische Performance der Performer m1000 Mono-Endstufe, entstand bei mir der Wunsch, dieses Klangerlebnis auch in Form einer großen Stereo-Endstufe zu verwirklichen.“ Weiter verriet mir der unlängst in die Geschäftsleitung berufene Entwickler: „Die Herausforderung bestand vor allem darin, die aufwendige technische Konstruktion der Endstufe, unter Erzielung maximaler Leistung, im Formfaktor und Design der Professional Fidelity Serie umzusetzen – Vor allem aber sollte sie klanglich in der gleichen Liga spielen wie unsere m1000. Nach vielen Hör-Sessions wurde klar: Wir haben dieses Ziel mit der Performer s1200 Stereo-Endstufe erreicht.“

Nach Bekunden von Bastian Neu erblickte die Stereo-Endstufe übrigens aus einem ganz pragmatischen Grund das Licht der Welt: „Die Idee eine eigene Endstufe zu entwickeln entstand auf der Suche nach einer Endstufe für meinen privaten Hörraum. Die ersten Versuche zeigten auf, dass die SPL VOLTAiR-Technologie klanglich genau die richtige Grundlage für dieses Projekt war.“ Und damit waren die Niederkrüchtener so zufrieden, dass sie diese zum Produkt für ihre Kunden haben werden lassen. Eine geradlinige Geschichte, die irgendwie zum Unternehmen passt.

SPL-Performer-s1200-Anschluesse-Detail

Als Spielpartner, welcher der Stereo-Endstufe sagt wo es lang geht, steht im Hörraum ein SPL Director Mk2.2 bereit. Wahlweise könnte die Rolle auch der Phonitor x übernehmen. Beider können das Signal wahlweise über eine symmetrische Verbindung und XLR-Stecker oder asymmetrisch über RCA anliefern. Die Endstufe könnte auch beide Formate in Empfang nehmen, ich entscheide mich aber wir gewohnt für den Anschluss über XLR mit WSS-Platin-Line-Kabeln. An der Rückseite der Endstufe ist dann noch über einen Schalter der gewünschte Eingang zu wählen. Zu den Eingängen, die folgerichtig an der rechten und linken Gehäuseseite gruppiert sind, gesellt sich unter dem Namen „TRIM“ noch ein Drehknopf zur Einstellung des Kanalpegels. So können technisch konsequent umgesetzt Asymmetrien in der Lautsprecheraufstellung von 0 dB bis -5,5 dB in 0,5 dB-Schritten ausgeglichen werden.

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Die Endstufe hat je Kanal ein ebenso solides wie griffiges Paar Lautsprecherklemmen zur Aufnahme der Lautsprecherkabel, die bis 4 mm geklemmt, oder per (Bananen-) Stecker gesteckt werden können. So, nun noch das Netzkabel in die Kaltgerätebuchse und den Kippschalter umlegen, dann kann es los gehen. Zum Start laufen kurz die Lüfter an und die kleine POWER LED an der Front zeugt davon, dass der SPL Performer s1200 spielbereit ist. Sollte jemals die Schutzschaltung eingreifen, verkündet dies die rote PROTECT– oder die TEMP-LED

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SPL Performer s1200: Status LEDs und Neodym-Haltemagnet für wechselbare Front-Zierblende

Das schöne am Test von Endstufen: Der Anschluss ist denkbar unkompliziert, ebenso die Bedienung. Zwei Kabelpaare und Strom anstöpseln, Schalter umlegen, los geht’s. Völlig vergessen hätte ich beinahe, die Frontplatte mit dem Hersteller-Logo zu applizieren. SPL ist ja nicht bekannt für Spielereien, lassen aber dem Besitzer die Wahl, in welcher Geräte-Farbe er die Logo-Plakette ans Gerät anbringen will. Dieser Vorgang ist wiederum ganz pragmatisch gelöst, nämlich magnetisch. Der Kunde hat also beim Kauf die Wahl zwischen einer schwarzen, roten oder silbernen Geräteausführung, an die er dann zu Hause wahl- und wechselweise eine der mitgelieferten schwarzen, roten oder silbernen Zierblenden anheften kann. Mein Director Mk2.2. ist silber, das Performer s1200 Testgerät ist schwarz, also entscheide ich mich für die silberne Plakette um farblich eine Brücke zu schlagen. Jetzt kann es aber wirklich los gehen.


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SPL Performer s1200: Wechselbare Front-Zierblenden in schwarz, rot und silber

Technik SPL Performer s1200

Die SPL Performer s1200 Stereo-Endstufe bietet eine Verstärkerleistung von 2 x 520 W an 4 Ω, 2 x 550 W an 2 Ω und 2 x 300 W an 8 Ω und sollte damit in der Lage sein, auch anspruchsvolle Lautsprecher im Griff zu haben. Der Performer s1200 hat eine Schutzschaltung gegen Gleichspannung und eine gegen Überhitzung. Letztere überwacht dies mit einem Temperaturfühler an den Kühlkörpern. Werden die Schaltungen aktiv leuchtet bei Gleichspannung (DC) die Protect-LED rot, bei einem Temperatur-Problem die TEMP-LED gelb. Um dann zu hohe Wärmemengen abzuführen, laufen die Ventilatoren auf hoher Stufe, um das Gerät wieder abzukühlen. Im Regelfall arbeiten die sechs Ventilatoren aber gar nicht, da 90 % der Wärme passiv über massive Kühlkörper abgeleitet wird. Wird über längere Zeit extreme Leistung – also hohe Lautstärken – abgefragt, kommen die prozessorgesteuerten Ventilatoren ins Spiel, bleiben aber mit nur 19 dB(A) praktisch unhörbar.

SPL-Performer-s1200-luefter-lueftungsschlitze

Der hart schaltende Netzschalter befindet sich zwar auf der Geräterückseite, zum Aktivieren oder Ausschalten des Standby-Modus kann aber auch komfortabel die AMP CTL-Verbindung genutzt werden, deren Buchse sich ebenfalls am Heck befindet. Über diesen 12V-Trigger lassen sich SPL Professional Fidelity Vorstufen, wie zum Beispiel eben der Director Mk2.2 oder der Phonitor x, aber auch andere kompatible Geräte von Dritt-Herstellern verbinden.

Wie in der gesamten Professional Fidelity Serie setzt SPL auch bei der Performer s1200 Endstufe die VOLTAiR-Technologie ein mit dem Ziel wesentlich höhere Pegel als reguläre Solid-State- oder Röhren-Endstufen verzerrungsfrei zu verarbeiten. Separierte Spannungs- und Leistungsverstärkungsstufen sorgen für einen stabilen Arbeitspunkt der in Class-AB-Technik arbeitenden Verstärker-Schaltung. Durch einen jeweils eigenen Gegenkopplungspfad werden Rückwirkungen vom Lautsprecher auf die Eingangsstufe ausgeschlossen und SPL VOLTAiR-Technologie kann optimal arbeiten.

Die 120V-VOLTAir Technologie ist eine Referenztechnologie von SPL und arbeitet mit einer Gleichspannung von 120 Volt, die der vierfachen Betriebsspannung von IC-basierten Halbleiter-Operationsverstärkern entspricht. Um die Audioqualität zu optimieren, setzt SPL eine möglichst hohe Audio-Betriebsspannung ein, die sich positiv auf Dynamikumfang, Rauschabstand und Übersteuerungsfestigkeit auswirkt. Die 120Volt-Technologie setzt sich aus +/- 60 Volt zusammen und kommt in speziellen, proprietären SPL 120V-SUPRA-Operationsverstärkern zum Einsatz. Die Betriebsspannung des Gerätes wird im geräteinternen Linear-Netzteil mit Ringkerntransformator generiert. Gleichrichter wandeln die Wechselspannung in die benötigten Gleichspannungen.

Viele Audio-Geräte arbeiten mit einer internen Betriebspannung von +/-15 Volt, die einen maximalen Eingangspegel von +21,5 dBu verarbeiten. Die SPL VOLTAiR-Technologie kannen dank der internen Betriebsspannung von +/- 60 Volt Eingangspegel von +32,5 dBu verarbeiten, also 11 dBu mehr. Das bedeutet, selbst wenn diese Pegel nicht erreicht werden, arbeiten durch den zugewonnenen „Headroom“ alle Bauteile kontinuierlich im optimalen Arbeitsbereich.

„Experimentieren und Hören ist mir wichtiger als zu entwickeln, wie es im Buch steht.“, so offenbarte mir Bastian Neu. Neben Messtechnik und ausgefeilter Berechnung setzt SPL bei der Entwicklung aller Geräte der Professional-Fidelity-Serie von Anfang an auf eins: das Gehör. Hergestellt werden alle Geräte in der eigenen Fertigung im Stammhaus in Niederkrüchten am Niederrhein.

SPL-Performer-s1200-Anschluesse

Technische Daten SPL Performer s1200
Analoge Eingänge
  • XLR (symmetrisch), Cinch (unsymmetrisch)
  • Eingangsimpedanz: 20 kΩ
  • Eingangs-Trimming: 0 dB bis -5,5 dB in 0,5 dB-Stufen
  • Eingangsempfindlichkeit: 10,5 dB
Lautsprecherausgänge
  • Polklemmen mit verschraubbaren Kabeldurchführungen (4 mm ø) und Bananenklemmen
  • Ausgangsleistung (RMS, 2 Ω): 2 x 550 W
  • Harmonische Verzerrung (1 kHz, 2 Ω): < 0,09 %
  • Ausgangsleistung (RMS, 4 Ω): 2 x 520 W
  • Harmonische Verzerrung (1 kHz, 4 Ω): < 0,09 %
  • Ausgangsleistung (RMS, 8 Ω): 2 x 300 W
  • Harmonische Verzerrung (1 kHz, 8 Ω): < 0,04 %
  • Ausgangsspannung (Peak-to-Peak): 160 V
  • Ausgangsspannung (RMS): 54,6 V
  • Ausgangsimpedanz (20 Hz – 20 kHz) < 0,031 Ω
  • Frequenzgang (-3dB): 10 Hz – 80 kHz
  • Verstärkung: 26 dB
  • Dämpfungsfaktor (1 kHz, 8 Ω): > 290
  • Rauschen (A-bewertet): -123 dB
Interne Stromversorgung
  • Linear-Netzteil mit geschirmtem Ringkerntransformator
  • Ringkerntransformator: 1440 VA
  • Betriebsspannung (Eingang): +/- 60 V
  • Betriebsspannung (Endstufe): +/- 80 V
  • Betriebsspannung für Relais, LEDs, AMP CTL: + 12 V
Netzteil
  • Netzspannung (wählbar, siehe Sicherungskammer): 230 V AC / 50; 115 V AC / 60 Hz
  • Sicherung 230 V, T 6,3 A / Sicherung 115 V, T 10 A
  • Leistungsaufnahme: max. 1440 VA
  • Stromverbrauch im Leerlauf: 50 W
  • Stand-By Stromaufnahme: < 0,3 W
Maße & Gewicht
  • Maße: B*H*T (Breite * Höhe inkl. Füße * Tiefe): 278*205*375 mm
  • Gewicht des Geräts: 25,1 kg
  • Versandgewicht (inkl. Verpackung): 29,1 kg

SPL-Performer-s1200-Front

Klang SPL Performer s1200

Wie bei allen unseren Hörtestobjekten hatte ich ausgiebig Zeit mich bereits zuvor mit der SPL Performer s1200 Stereo-Endstufe vertraut zu machen. Bei der Überlegung, womit ich denn meinen Hördurchganng beginnen wollte, fiel meine Wahl auf Esbjörn Svenssons Album HOME.S. Warum? Man sagt Studiotechnik ja klischeehaft eine professionelle Sachlichkeit nach. Ich persönlich empfinde dazu im Gegensatz das Album HOMES.S fast schon eher als persönliches, emotionales Vermächtnis des schwedischen Pianisten an seine Fans, da es sich nicht so recht in die Reihe des musikalischen Wirkens des Esbjörn Svensson Trios einreihen lassen will. Victoriah Szirmai hat das Album ausführlich bei uns besprochen. Aber grad die akribische und souveräne Art und Weise, mit der die SPL Endstufe mit den Signalen umgegangen ist und sie zu den kompakten Diapason Adamantes V rausgeschoben hat, hat auf eine fast akademische Art und Weise genau diese Emotionalität aus der Musik herausgearbeitet. Warum? Weil diese schon drin steckte, die Elektronik musste sie nicht dazu erfinden.

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Vorstufe mit DAC SPL Director mk2.2 in Kombination mit der Stereo-Endstufe SPL Performer s1200

Dazu zählt die Nachdenklichkeit von „Gamma“ mit den kleinen Spannungsbögen. Das Ausschwingen der Saiten, das von dem nächsten Tastenanschlag aufgefangen wird. Der Performer s1200 arbeitet das fein heraus. Ebenso wie die Nebengeräusche, die in der posthum zusammengestellten und erschienenen Aufnahme enthalten sind. So fein, dass man sich fragt: Habe ich mich verhört? Nein! Ein Effekt, der die Authentizität nur noch steigert. Denn das Piano ist sehr präsent im Vordergrund, aber eben diese Beigeräusche geben der Aufnahme eine eigene Plastizität. Deutlich zu vernehmen bei „Delta“, das von einem Fußstapfen begleitet wird. Ich weiß nicht ob es so war, aber in meinem Kopf entsteht das Bild einer Bühne mit einem Holzfußboden. Dieses Geräusch ist sehr natürlich und gut wahrnehmbar, aber es ist klar, das es ein Nebengeräusch ist. Der SPL Performer s1200 differenziert das sehr genau.

cover-Esbjoern-Svensson-HOMESAuch differenziert die Stereo-Endstufe fein zwischen dem perligen Geräusch der Klavierseiten in den oberen Oktaven und den erdigen tiefen Tönen, die mit dem Charakter des hölzernen Resonanzkörpers einher kommen. All das macht eine schöne Bühne und das Album zu einer schönen Privatvorstellung – von Esbjörn Svensson für mich. Auch dieses mal – ich hatte es schon mal geschildert – überkommt mich der Gedanke, was dem Schweden, der kurze Zeit nach den Aufnahmen bei einem Tauchunfall tödlich verunglückt ist – wohl beim Spiel durch den Kopf gegangen ist. Je natürlicher die Aufnahme daher kommt um so ergreifender ist sie. Und das macht der SPL Performer s1200 richtig gut. Und so bin ich froh, dass sich all das im letzten Titel noch fast schon heiter optimistisch final entladen kann.

Aber doch noch ein kurzer Ausflug zu e.s.t. . „Tide Of Trepidation“ vom Album viaticum. Fein hebt sich das mit dem Besen gespielte Schlagzeug von den satten, aber trockenen Basedrums ab. Ein schön gezeichneter Kontrast. Der Titel entwickelt sich, hat eine dezente Dynamik, die sich langsam entwickelt. Zwischendurch entwickelt das Piano eine Präsenz in schöner Größe, in der Mitte der Bühne , wird dann aber von seinen Mitspielern wieder eingefangen. Mit der Stereo-Endstufe lässt sich das wunderbar nachvollziehen.

cover-Charles-Lloyd-Trio-Of-TriosVon der Instrumentierung setzt Charles Lloyd mit Trio of Trios / Sacred Thread mit Julian Lage und Zakir Hussain einen Kontrapunkt. Hier steht das Saxophon im Vordergrund. Bei „Desolation Sound“ kommen die Anblasgeräusche wunderbar heraus und auch das Zusammenspiel der Akteure wird ins rechte Licht gesetzt. Obwohl Charles Lloyd die Hauptrolle zu Teil wird, setzt die Musik eine Klammer des Miteinanders. Fein sind beispielsweise die Aktionen der Rhythmussektion heraus zu hören, ebenso bekommt die Gitarren zum Schluss ihren Auftritt.

Herrlich offen und spielfreudig kommen auch Christian McBride, Brian Blade, Brad Mehldau, Joshua Redman auf dem Album LongGone mit „Ship to Shore“ daher. Das Schlagzeug setzt mit den HiHats vom linken bis zum rechten Kanal eine Klammer um das Geschehen. Knorrig, aber auch fein gezeichnet bekommt der Kontrabass nach dem Saxophon seinen Auftritt. Als gutes Zeichen sehe ich – offenbar habe ich Diskalkulie, weil ich die Band für ein Trio gehalten habe – das jeder Musiker akustisch leicht auszumachen ist. So erkenne ich leicht, dass für ein Trio einfach zu viele Instrumente auf der Bühne sind. Ein Blick auf das Cover belehrt mich zudem eines Besseren. Es ist ja auch ein Quartett. So erklärt sich auch numerisch der Auftritt des Pianos, der genau soviel Freude in seiner Natürlichkeit und Ausgewogenheit bedeutet, wie der der drei anderen Akteure.

London Grammar: Hey Now.Genre Wechsel: Elektro Pop. Eigentlich hatte ich mir ja was anderes überlegt, bin aber über Marian Hills „Differently“ gestolpert. Abgrundtief. Für manche Anlagen oder Raumakustik abartig tief. Nun könnte man meinen, da muss der richtige Lautsprecher her. Jein. Natürlich sollte der Lautsprecher etwas können, aber genau so wichtig ist seine Kontrolle. Und genau die bietet der SPL Performer s1200. Die Stereo-Endstufe zeigt sich unbeeindruckt von dem, was sie abzuliefern hat, aber auch von dem, was vom Lautsprecher wieder zurück kommt. Unsauberheiten entstehen nicht nur im Lautsprecher oder  Raum, sondern bereits im Verstärker. Diese Endstufe zeigt Souveränität. Tiefe oder grollende Töne, knackige Impulse: kein Problem. Dazu die Stimme von Marian Hill: bitteschön. Sehr natürlich, sauber gezeichnet. Ebenso wie die elektronischen Spielerein im Titel. Fantastisch nachzuvollziehen auch bei London Grammars „Hey Now“ mit der unglaublichen Stimme von Hannah Reid. „You know it’s… freightning…“ Ja, ein bisschen schon.

cover-cake-comfort-eagleUnvermittelt springt die Playlist im nächsten Titel zu José González‘ „Teardrop“. Ich kenne es von Dr. House aus einer sehr emotionalen Folge. Heute höre ich es ebenso emotional, aber sehr sauber, sehr lässig. In manchen Konstellationen hat der Titel den Hang zur Schärfe. So wie ich es höre, gehört es immer noch nicht auf eine Kuschelrock LP. Es ist auf seine Art aggressiv, verzweifelt, aber nicht unangenehm, weil: sauber. Die Gitarre zu Beginn klingt dabei richtig plastisch. Okay, dann wage ich doch noch ein Ohr bei Cake von dem Album Comfort Eagle „Short Skirt/Long Jacket“. Habe ich im Auto auf dem Weg zur Arbeit bei egoFM gehört.

Was ein Ohrwurm! Zumindest bei mir. Die Basslinen mit dem passenden Gitarrenriff bohrt sich so tief ins Ohr, dass sie den ganzen Tag nicht mehr raus wollen. Bass ist gut, Kontrolle ist bässer. Der kommt hier nämlich recht konturiert, droht er doch sonst schnell breiig zu werden. Lässig auch der Gesang und der Chor. Das alles wird in Kombination mit dem Schlagzeug, das hier aber nicht die Hauptrolle spielt – vor meinen Ohren zu einer stimmigen, supercoolen Nummer. Wer dies übrigens bei youtube nachhören will, dem sei der Suchstring „Avengers – short skirt long jacket“ ans Herz gelegt. Emma Peel / Diana Rigg / Mit Schirm, Charme und Melone Fans wird es mit Sicherheit freuen 😉

Nun noch ein kurzer Ausflug in die Klassik. Wie auch schon in Hörtests zuvor mit John Williams und den Berliner Philharmonikern in seiner Berlin Concert Darbietung. Bei „Excerpts“ aus „Close Encounters / Unheimliche Begegnungen der dritten Art“ (1977) wusste die Kombi den Kontrast aus Bedrohlichkeit zu Beginn und der Hoffnung im weiteren Verlauf nuanciert heraus zu arbeiten. Die Berliner Philharmoniker nahmen den Raum vor mir weit ein. Die Musik hatte alle drei Dimensionen und spielte dabei angenehm leicht nach vorn. Die Opulenz des Orchesters entstand nicht durch Lautstärke sondern durch das Gefühl der Präsenz. Wie auch beim Jazz zuvor hatte jeder Musiker seine Position, löste sich aber nicht unnötig aus der Gemeinschaft. Großartig auch das beschwingt, euphorische Thema des Western-Streifens „Far and away / In einem fernen Land“ (1992). Eine tolle Dynamik verbunden mit einer Feinfühligkeit, die mich kaum auf dem Sofa hält. So sollte Musikhören sein, oder?!


Fazit SPL Performer s1200

HiFi-IFAs-SPL-Performer-s1200-5-6Wer rund 6.500 Euro entrichtet, die rund 25 kg schwere SPL Performer s1200 Stereo-Endstufe durch sein Domizil getragen und ins HiFi-Rack gewuchtet hat, der erwartet natürlich einiges. Und der stolze Besitzer bekommt dann auch einiges. Die SPL Endstufe besitzt das Gardemaß der SPL Professional Serie und bleibt somit trotz laststabilen, kraftvollen 500 Watt bei 4 Ohm je Kanal der optisch schlanken Linie treu. Der Solidität ihrer Erscheinung wird die Endstufe durch klangliche Souveränität gerecht, mit der sie den Lautsprecher einerseits an der kurzen Leine hält, aber gleichzeitig den notwendigen Spielraum lässt, um seinen Charakter zu entfalten. Dabei spielen die Fähigkeit der Performer einen authentischen, lebhaften Raum zu generieren, Impulsivität an den Tag zu legen sowie eine gute Portion Gelassenheit auszustrahlen eine große Rolle. Wer einen kraftvollen Endverstärker sucht, ohne gleich auf veritable Monos setzen zu wollen, sollte einen Blick auf die SPL Performer s1200 Stereo-Endstufe werfen. Es lohnt sich.


Im Test

Kräftige Stereo-Endstufe im schlanken hauseigenen Gardeformat
SPL Performer s1200
Preis: 6.499 Euro
Eckdaten: 280 x 205 x 375 mm / 25,1 kg
Leistung: 2 x 520 W (4Ω) [2 x 550 W (2Ω); 2 x 300 W (8Ω)]


Kontakt

SPL electronics GmbH
Sohlweg 80
41372 Niederkrüchten

Tel.: +49 (0) 2163 98340
Mail: info@spl.audio
Web: www.spl.audio

SPL-Performer-s1200-Phonitor-x

Kopfhörerverstärker mit DAC und Vorstufe SPL Phonitor x in Kombination mit der Stereo-Endstufe SPL Performer s1200


Mitspieler im Test

Digitale Quellen – LUMIN U1 mini, NuPrime Stream 9, MERASON DAC-1, Musikserver Innuos ZENith Mk3, Audio Analogue AAdac, Audio Analogue AAdrive
Plattenspieler / Phonovorstufe – Rega P8 mit Excalibur Platinum, Vertere Techno Mat, Rega Aria Mk3,
Verstärker – SPL Phonitor x mit DAC768 Kopfhörerverstärker/DAC, SPL Director Mk2.2 Vorverstärker/DAC, Cambridge Audio Edge W Stereo-Endstufe, Makroaudio LittleBIG Power
Mono-Endstufe, Audio Analogue PUCCINI Vollverstärker
Lautsprecher – Dutch&Dutch 8c, Diapason Adamantes V
Kopfhörer – ULTRASONE Edition 15
Signalkabel – WSS Platin-Line KS-20 XLR, WSS Premium-Line KS-200 XLR, Boaacoustic Evolution BLACK.rca
Lautsprecherkabel – Boaacoustic Mercury, Melodika MDSC4030, Kabelbrücke Melodika MDSC1501
Digitalkabel – Boaacoustic USB-Kabel Silver Digital Xeno, Supra Cables USB 2.0 Excalibur, Netzwerkkabel Wireworld Starlight 8, Boaacoustic SIGNAL.lanCat.6A
Netzkabel – Netzkabel Supra LoRad 2.5, bfly bPower
Zubehör – Netzleiste SUPRA Cables LoRad MD07 DC 16 EU SP MKIII, SBooster BOTW P&P Netzteil, NuPrime AC-4 Power Conditioner, NuPrime Omnia SW-8 HiFi Netzwerk-Switch, Innuos PHOENIX USB-Reclocker, MUTEC MC3+ USB


Fotos: F. Visarius

About Author

Vom HiFi-Virus als Jugendlicher infiziert ist HiFi + HighEnd seither Teil meines Lebens. Forenerprobt, als freier Autor und bei den HiFi-IFAs ist mein Motto: Alles kann nichts muss. Die Freude am HiFi und der Musik zählt.

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