Cyrus Audio ist so britisch wie eine Tasse Tee um fünf – aber mit deutlich mehr Spannung. Gegründet in den 1980ern, als Schulterpolster groß und Frisuren noch größer waren, hat sich das Unternehmen schnell einen Namen gemacht. Statt auf Gigantismus zu setzen, ging Cyrus einen anderen Weg: Kompakte, clevere Geräte mit smarter Technik und zeitlosem „Schuhkartondesign“. Statt massiver Kisten mit unzähligen Knöpfen kamen aus der britischen Tüftlerschmiede schlanke, halbbreite Gehäuse, die irgendwie so wirkten, als hätte ein Designer aus der Zukunft mitgearbeitet. Nicht protzig, aber mit einer gewissen, selbstbewussten Eleganz – wie ein gut geschnittener Tweed-Anzug.
Über die Jahre hat sich allerdings einiges verändert. Die Welt wurde und wird noch immer mehr digitaler, Musik kam plötzlich aus dem Internet und Streaming wurde (fast alleinig) zum neuen Standard. Doch Cyrus bleibt sich treu: Kompakte Bauweise, innovative Technik und ein kompromissloser Qualitätsanspruch – was uns gleich zum Test des neuen Streamer 40 ST für rund 3.600 Euro und dem (optionalen) Netzteil, dem 40 PSU für 3.000 Euro bringt.
Auch ich nenne Geräte von Cyrus mein Eigen – bei mir obliegt dem Cyrus Phono Signature (plus zugehörigem, aber optionalen Netzteil PSX) die Verarbeitung der kleinen, leisen und feinen Phonosignale. Und das tun sie schon einige Jahre lang mit Stil, Grandezza und feinem Klang. Die neu designten Geräte von Cyrus sind allerdings ein gutes Stück schwerer, ausladender und erwecken noch viel mehr den Eindruck unzerstörbar zu sein. Ob „die neuen“ den typischen Cyrus-„Hausklang“ (das Klangbild baut sich eher „aus der Mitte heraus“ auf) mitgehen oder ob sie eigene Wege einschlagen, war die für mich spannende Frage.
Streamer Cyrus 40 ST und Netzteil Cyrus 40 PSU – Optik und Technik
Der Streamer Cyrus 40 ST und das optionale Netzteil Cyrus 40 PSU kommen im klassischen, aber modernisierten Look daher: relativ kompakt, schlicht und ohne überflüssigen Zierrat. Wer hier blinkende LEDs oder extravagante Designschnörkel erwartet, wird enttäuscht – oder vielmehr auch nicht, denn die beiden Geräte setzen auf eine klare, funktionale Optik mit einem Gehäuse aus schwarz eloxiertem Aluminium. Robust, unaufgeregt und mit einer gewissen „Understatement-Eleganz“ die sich überall einfügt, ohne den Raum optisch zu dominieren.
Der Cyrus 40 ST verzichtet auf mechanische Knöpfe und setzt stattdessen auf eine Frontplatte, die zum großen Teil aus Display „besteht“, das zum Teil auch berührungsempfindlich ist und somit schon einmal eine rudimentäre Bedienung zulässt. Allerdings sind diese „Berührungspunkte“ ein wenig „magisch“, nur eben mit Technik – sie bleiben unsichtbar, bis man sie berührt. Genau in der Mitte prangt dann das eigentliche Farbdisplay, das im Betrieb Albumcover, Einstellungen und Systeminformationen darstellt – und das so gestochen scharf und deutlich dass man sich unwillkürlich fragt, warum man auf dem eigenen Smartphone nicht auch mal wieder die Auflösung hochdrehen sollte.
Wer den Cyrus 40 ST umdreht, findet eine aufgeräumte Rückseite mit einer gut durchdachten Anordnung von Anschlüssen. Digitale Eingänge und Ausgänge sowie analoge Ausgänge sind klar strukturiert, dazu gesellen sich USB, Ethernet und WiFi (wobei die WiFi-Antenne elegant unsichtbar ist) für alle Verbindungsarten, die das moderne Streaming-Herz begehrt. Die Steckplätze sind so positioniert, dass selbst dickere Kabel ohne Gymnastikeinlage gesteckt werden können – eine Kleinigkeit, die man zu schätzen weiß, wenn man schön öfter mal mit schlecht zugänglichen Anschlussfeldern gekämpft hat.
Unter der eleganten Hülle steckt feinste, moderne Audiotechnik. Der ESS Sabre ES9039Q2M-DAC ist genauso up to date wie die Tatsache, dass der Cyrus 40 ST Hi-Res-Audio bis 24 Bit/192 kHz unterstützt.
Das Netzteil Cyrus 40 PSU ist das optische Ebenbild des 40 ST und folgt der gleichen Designphilosophie: kompakt, schlicht, funktional. Es sieht auf den ersten Blick aus wie ein zweites Hauptgerät – was es in gewisser Weise auch ist, nur eben mit einer sehr spezifischen Aufgabe. Ein einziges Kabel verbindet es mit dem 40 ST, und das war es auch schon. Keine unnötigen Anzeigen oder Bedienelemente, einfach ein Zusatzgerät mit klarem Zweck.
Dank seiner (bis auf die Tiefe) geringen Maße lässt sich das Duo problemlos in jedes HiFi-Setup integrieren – ob im Rack, auf einem Sideboard oder eben dort, wo gerade Platz ist (aber wer stellt schon solch edle Geräte einfach lieblos irgendwohin…). Die Bedienung kann direkt am Gerät (Laut/Leise, Ein/Aus und Eingangswahl), per beiliegender Fernbedienung oder über eine App („BluOS“) erfolgen. Wer diese App noch nicht kennt: BluOS ist ein benutzerfreundliches Hi-Res-Streamingtool, das beispielsweise TIDAL, Qobuz, Spotify, Deezer, Internetradio und noch vieles mehr unterstützt. Einfach App öffnen, Musik wählen und los geht es. Natürlich gibt es auch Roon Ready-Support sowie AirPlay 2 – wer Apple-Geräte hat, wird das lieben.
Streamer Cyrus 40 ST – Technische Daten
- 40 PSU kompatibel
- Chipset ESS Sabre ES9039Q2M DAC
- 2 x Line-Level-Analog Ausgänge
- 1 x Digitaler Koaxial Ausgang
- 1 x Digitaler optischer Ausgang
- 1 x Digitaler Koaxial Eingang
- 1 x Digitaler optischer Eingang
- Eingebaute WiFi-Antenne
- RJ45 Ethernet-Anschluss für kabelgebundene Netzwerke
- USB-A-Anschluss für Musikwiedergabe
- Ethernet (GigE 1Gbps), Wi-Fi 5 (802.11ac, 2,4/5GHz)
- Abmessungen (HxBxT): 88 x 220 x 385 mm
- Gewicht: 4,8 kg
Netzteil Cyrus 40 PSU – Technische Daten
- Kompatibel mit der Cyrus Audio 40 Serie
- Niederspannungsversorgung | Standby-Modus +5V DC
- Niederspannungsversorgung | Betriebsmodus +5V DC
- Festspannung | Standby-Modus 0V
- Festspannung | Betriebsmodus +24V DC
- Variable Versorgung | Standby-Modus 0V
- Variable Versorgung | geregelt +10V bis +45V DC
- Variable Versorgung | ungeregelt +45V oder +56V DC
- Mini-USB für Firmware-Updates
- Abmessungen (HxBxT): 88 x 220 x 365 mm
- Gewicht: 9,4 kg
Streamer Cyrus 40 ST und Netzteil Cyrus 40 PSU – Der Klang
Na gut – an dieser Stelle will ich nicht mehr verhehlen, dass der Cyrus ST 40 nicht nur optisch, sondern auch klanglich ein richtig, richtig gutes Teil ist. Er nimmt seine wohlgeratenen Gene (der Mitteltonbereich der älteren Geräte) und baut diese konsequent in Richtung mehr Offenheit an beiden Frequenzenden sowie einer neu dazugekommenen, unglaublichen Dynamik aus. All diese drei „neuen Eigenschaften“ ergeben am Ende ein musikalisches Ergebnis, das immer souverän als auch natürlich klingt, und das in allen Lebenslagen. Das eigentlich sensationelle ist jedoch: Er tut (bis auf sein schönes Display) nicht so, als sei er der Star der Show. Das überlässt er der Musik.
Los geht’s mit Money von Pink Floyd. Wer diesen Song kennt (und wer kennt ihn nicht?), weiß: Das Intro ist ein akustischer Intelligenztest für HiFi-Geräte. Eine kunterbunte Mischung aus klimpernden Münzen, rasselnden Kassen, klirrenden Gläsern – und entweder hört sich das wie eine wirre Geräuschkulisse aus dem nächstbesten Irish Pub an oder eben so plastisch und dreidimensional, dass man kurz davor ist, unter den Couchtisch zu greifen, um nach dem verlorenen Wechselgeld zu suchen.
Und der Cyrus 40 ST macht es natürlich auf die feine Art. Jedes Geräusch hat seinen festen Platz im Raum, nichts klingt aufdringlich oder künstlich. Dann, plötzlich: dieser Basslauf. Roger Waters schickt seine tiefen Töne durch den Raum, und statt eines undefinierten Wummerns kommt hier ein Bass, der genau das tut, was er soll – trocken, präzise und federnd aus den Lautsprechern rollend, wie ein gut geölter Motor. Dann setzt das Schlagzeug ein – mit Snare und Hi-Hat, die genau auf den Punkt treffen. Und Gilmours legendäre Gitarre? Sie zerschneidet die Luft mit einer gut ausgezirkelten Mischung aus Kantigkeit und Wärme, als hätte der gute Mann sie genau für diesen Moment eingespielt. Das Saxophonsolo schwingt sich schließlich mit einer solchen Lebendigkeit in die Luft, dass man kurz überlegt, ob man das Licht dimmen und einen Scotch einschenken sollte…
Ein Stilbruch? Na klar, her damit! „So what“ von Miles Davis muss ran. Jazz ist meist eine fiese Teststrecke für jede Kette, denn hier geht es nicht so sehr um Effekte oder wuchtige Bassläufe – hier zählt das Gefühl für Raum, Dynamik und feine Nuancen. Der Song beginnt mit einem Kontrabass, der gerne auch mal nach einem matschigen „Bumm-Bumm“ klingt oder eben nach… einem echten Kontrabass. Hier ist es letzteres. Man hört nicht nur die Saiten schwingen, sondern auch das leichte Knarzen des Holzes, das feine Schnarren des Griffbretts. Dann schleicht sich Miles` Trompete ins Klangbild – und plötzlich wird’s magisch. Der Cyrus 40 ST hat ein verdammt gutes Gespür dafür, diese feinen Laut-Leise-Schattierungen hörbar zu machen, die Davis` Spiel so besonders machen. Die Trompete ist nämlich nicht nur einfach „laut“ oder „leise“, sondern hat eine greifbare Präsenz, die „echt und natürlich“ klingt. Die Becken des Schlagzeugs? Die hört man in ihrer ganzen Schönheit schimmern, mit einem feinen, seidigen Glanz. Hier wird nichts seziert oder überanalysiert, es klingt ganz einfach genau so, als hätte man eine Zeitmaschine zurück ins Aufnahmestudio gebucht.
Das tolle an der Sache ist im Übrigen, dass der 40 ST und das 40 PSU ihre souveräne Spielweise unter allen „Umständen“ beibehalten. Egal ob man CDs, digital angeschlossen, abspielt oder Musik von der Festplatte streamt (oder eben auch digital angeschlossen), einen externen Streamer anstöpselt oder aber auch einfach den 40 ST seiner eigentlichen Bestimmung zukommen lässt (nämlich im Wlan streamen): Die klangliche Grundtendenz verändert sich nur in winzigen Nuancen. Großartig.
Zur Abwechslung eine Abzweigung in die „elektronische“ Welt. „Giorgio by Moroder“ von Daft Punk ist ein Song, der mit einem gesprochenen Monolog beginnt – hier zeigt sich, wie präzise der 40 ST mit Stimmen umgehen kann. Giorgio Moroder erzählt von seinen Anfängen und es klingt, als würde er direkt neben einem sitzen. Man hört jedes kleine Atmen, jede Betonung als sei das hier kein Stream, sondern eine private Erzählrunde bei Kaffee und Kuchen.
Doch dann kommt der Moment, in dem die ersten Synthesizer einsetzen, und plötzlich geht das Fenster auf und der Sound dehnt sich in alle Richtungen aus. Der Raum wird größer, die Bühne breitet sich aus, und da ist sie: Diese cineastische Klanglandschaft, für die Daft Punkt bekannt sind. Als der Song dann schließlich sein großes Finale erreicht – mit einer wilden Mischung aus Drums, Funkgitarren und treibenden Synthesizern – bleibt alles sauber durchhörbar. Es bleibt strukturiert, kraftvoll und trotzdem völlig entspannt.
Uff, jetzt braucht es etwas ruhigeres. Eine Ballade vielleicht? „Hello“ von Adele, zwar schon ein wenig abgedroschen, ist dennoch perfekt dafür. Die ersten Töne des Klaviers zeigen, dass der Cyrus 40 ST mit 40 PSU nicht nur die große Bühne, sondern auch Wärme und Intimität können. Das Klavier klingt – eben so möglich, wie das über eine Stereoanlage möglich sein kann – wie ein echter Flügel in einem echten Raum; mit Tiefe, Volumen und diesem Hauch von natürlichem Nachhall, der eine gute Aufnahme von einer großartigen unterscheidet. Dann setzt Adele ein, und da ist sie. Jede Nuance ihrer Stimme ist hörbar, von der sanften, gehauchten Passage bis zu den großen, emotionalen Ausbrüchen.
Der 40 ST übertreibt es nicht, er schiebt nichts künstlich nach vorne, es lässt es geschehen. Und das macht den Song so intensiv. Als der Refrain losbricht und das volle Arrangement einsetzt – Streicher, Schlagzeug, Backing-Vocals – bleibt alles harmonisch, kraftvoll und völlig entspannt. Nichts wird plattgedrückt, nichts verliert an Klarheit. Und als am Ende der letzte Akkord verklingt, bleibt für einen Moment – absolute Stille…
Der Cyrus 40 ST (ohne oder mit 40 PSU) drängt sich nie in den Vordergrund. Er macht keine Show, er wirft einem keine künstlichen Effekte um die Ohren. Er lässt die Musik tun, was sie tun soll – und das ist vermutlich das Beste, was man über den Cyrus 40 ST sagen kann. Hier klingt alles so, wie es klingen sollte. Und das ist irgendwie fast schon…ein bisschen magisch.
Ich würde Ihnen gerne noch einen nett gemeinten Tipp an die Hand geben, was das externe Zusatznetzteil 40 PSU angeht. Natürlich spielt der Cyrus 40 ST auch ohne dieses schon sehr gut. Sogar richtig richtig gut.
Dennoch oder gerade deswegen: Hören Sie sich diesen Streamer, wenn Sie das Geld für das Netzteil nicht erübrigen können oder wollen, bitte nicht mit dem 40 PSU an, sondern „alleine“. Ich verspreche Ihnen, es wird Ihnen an nichts fehlen und Sie werden auch „ohne“ begeistert sein. Denn hören Sie es zuerst „mit“ und entfernen dieses dann, wird Ihnen mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit etwas fehlen, obwohl man das kaum glauben mag. Das Netzteil 40 PSU ist eine Art „Lauschgift“.
Es schleicht sich auf perfide Art und Weise in Ihre Gehörgänge ein und fügt dem an sich schon tollen Klangbild des 40 ST Schmelz, das letzte Fitzelchen Räumlichkeit als auch Natürlichkeit und noch mehr souveräne Selbstverständlichkeit hinzu. Eben genau das, was der Highender unter Highend versteht.
Streamer Cyrus 40 ST und Netzteil Cyrus 40 PSU – Fazit
Der Cyrus 40 ST macht genau das, was ein guter Streamer tun sollte: Er spielt Musik – und zwar ohne Drama, ohne überflüssige Spielereien, aber mit maximaler klanglicher Souveränität. Optisch gibt er sich typisch britisch: schlicht, kompakt, fast schon etwas zurückhaltend. Doch drückt man „Play“ merkt man schnell, dass er „zaubern“ kann. Mit dem Netzteil Cyrus 40 PSU bekommt der kleine, klanglich aber ganz große Streamer dann quasi seinen ganz persönlichen Energy-Drink – mehr Räumlichkeit, mehr Natürlichkeit, alles noch eine Spur souveräner. Wer also keinen Technik-Overkill, sondern eine smarte, platzsparende aber klanglich noch kaum zu toppende Streaming-High-End-Lösung sucht, liegt hier goldrichtig.
Im Test
High End Audio Streamer
Cyrus 40 ST
Maße: 88 x 220 x 385 mm (HxBxT):
Gewicht: 4,8 kg
Farbe: Schwarz
UVP: 3.595 Euro
Garantie: 2 Jahre
Externes Netzteil
Cyrus 40 PSU
Maße: 88 x 220 x 365 mm (HxBxT)
Gewicht: 9,4 kg
Farbe: Schwarz
UVP: 2.995 Euro
Garantie: 2 Jahre
Vertrieb
TAD-Audiovertrieb GmbH
Hallwanger Straße 14
83209 Prien am Chiemsee
Tel.: +49 8052 – 9 57 32 73
Mail: hifi@tad-audiovertrieb.de
Web: www.tad-audiovertrieb.de
Mitspieler im Test
Quellen digital – Netzwerkspieler Olive Audio 4HD, CD-Spieler AMR CD-777, Streamer WIIM Pro
Quellen analog – Plattenspieler Dr. Feickert Audio Blackbird mit Tonabnehmer Ortofon Cadenza Red, Ortofon SPU Classic GE MKII, EMT HSD006, Phono MM- & MC Verstärker Cyrus Signature Phono (mit PSX-R), Übertrager von Phasemation
Verstärker – Vollverstärker Circle Labs A 200
Lautsprecher – Standlautsprecher Phonar Veritas p9.2 NEXT, Paradigm Founder 80f
Zubehör – Kabel von Horn Audiophiles, A23, HMS, Isotek, Boaacoustic, Tellurium Q