Kommt der Lautsprecher nicht zum Streamer, kommt der Streamer zum Lautsprecher – und ermöglicht spannende Lösungen für das Hörzimmer. Das erste Szenario beschreibt die bekannte Gattung der All-In-One-Geräte, wie wir sie mit dem sonoro MEISTERSTÜCK oder dem Ruark Audio R3 getestet haben. Umfangreiche Funktionalität in einem Gehäuse mit integrierten Lautsprechern. Die moderne One-Box Kompaktanlage für überall. Wer eine gleichsam schlanke Lösung mit umfassender Konnektivität und ohne großen Gerätefuhrpark sucht, aber trotzdem ein ordnungsgemäßes Stereo-Dreieck aufspannen will, der sollte Szenario zwei in Betracht ziehen und wird bei der Air-Serie von AUDIUM fündig.
Der Berliner Hersteller nähert sich in der Produktpalette seiner Comp-Lautsprecher dem Thema Streaming in verschiedenen Evolutionsstufen Schritt für Schritt. Seine passiv-Serie hat der Hersteller aktiviert, wie die 2018 von uns getesteten Comp 5.2 active, und diese dann mit dem Streaming-Modul zur Air Wireless erweitert. Das Modul ermöglicht den Kontakt zwischen den Lautsprechern und zum Rest der digitalen Welt.
Das Konzept des Streaming Lautsprechers à la AUDIUM ist den HiFi-IFAs nicht unbekannt. Wir haben die smarte Variante in Gestalt des kleinsten Standlautsprechers der Serie, den fantastischen Comp 5.2 Air Wireless, Anfang 2021 erleben dürfen. Ihnen zur Seite stehen die größeren Brüder, die auf die Kürzel 7.2, 8.2. und 9.2 hören und damit immer „erwachseneres“ HiFi markieren. Der Regallautsprecher Comp 3.2 Air Wireless ist im Gegensatz dazu die kompakte und damit räumlich flexibelste Variante des Streaming-Lautsprecherkonzeptes. Das Bookshelf-Format kommt der eingangs beschriebenen Idee der All-In-One-Anlage auch für kleinere Räume wieder näher und damit einer smarten Stereo-Beschallung kompakten Format. Wie sich die Comp 3.2 Air Wireless in der Preisklasse unter 3.000 Euro klanglich in unserem Hörraum geschlagen haben, erfahrt ihr in diesem Test.
Annäherung
Die AUDIUM Comp 3.2 Air Wireless Regallautsprecher kamen zusammengepackt im Kartonformat eines einzelnen ausgewachsenen Standlautsprechers. Das Versandgewicht von 18 kg hätte auch recht genau wieder eine Comp 5.2 Air Wireless sein können. Allerdings eben nur eine – und das wäre im Sinne des Stereo-Genusses etwas zu kurz gesprungen gewesen. Eine aktive Comp 3.2 wiegt das Stück so um die 8 kg – mal zwei nach Adam Riese und mit etwas Kartonage dürfte das mit einem 18kg Paket ja hinkommen. Und so wurde ich auch nicht enttäuscht. Nach dem Öffnen des Standlautsprecherkartons offenbarten sich dann zwei kleinere Kartons, die mit Comp 3.2 Air Wireless beschriftet waren. Prima.
Die schwarz glänzenden Lautsprecher sind zum Schutz des Lackes in einen weichen Stoffbeutel gehüllt. Zusätzlich hat AUDIUM noch ein Paar weiße Handschuhe beigelegt. Ebenso wie ein Satz Spikes, mit denen die Lautsprecher vom Untergrund entkoppelt werden können. Einmal platziert, gilt es die Lautsprecher mit Energie zu versorgen. Dies geschieht mittels eines sorgfältig aufgebauten, aber im Vergleich zu den Lautsprechern relativ prominenten Netzteils. Dabei ist als Netzkabel mit Kaltgerätestecker ein Standardkabel dem Karton beigelegt. Somit ist es über den Zubehörhandel auf Wunsch in der Qualität oder seiner Länge nach Bedarf durch Zukauf austauschbar. Das Kabel auf der Niederspannungsseite ist fest am Netzteil verdrahtet und damit auch in seiner Länge fix. Hier hätte ich mir eine Lösung gewünscht, bei der durch Anpassbarkeit auch eben dieser Kabelstrecke das Netzteil optimal im Raum platzierbar wäre.
Am Netzteil befindet sich ein Kippschalter, der die aktiven Comp hart vom Strom trennt. Wenn die Lautsprecher unter Strom stehen, meldet das kleine Display im Elektronik-Abteil eines jeden Lautsprechers Einsatzbereitschaft. Die Lautsprecher arbeiten nach dem Master- und Slave Prinzip. Der Master Lautsprecher übernimmt die Kommunikation mit der Außenwelt, wird also auch in das drahtlose Heim- beziehungsweise Musiknetzwerk eingebunden. Per Dreh-Drückknopf lässt sich das über das Menü am Master – er trägt das Kürzel M – mittels WPS die WLAN-Verbindung anbahnen. Der Master-Lautsprecher ist also innerhalb wenige Sekunden in seine Netzwerkumgebung integriert und damit auch mit der Audium V2 APP erreichbar. Der Master-Lautsprecher kann über einer proprietäre drahtlose Verbindung bis zu 5 weitere Lautsprecher ankoppeln. Das sogenannte Pairing erfolgt ebenfalls über das Menü an beiden Lautsprechern. Ab jetzt ist das System im Stereomodus verfügbar.
Und wo ich schon einmal dabei bin, bleibe ich bei den rückseitigen Menüs. Dank Aktiv-Technik und DSP lassen sich einige Anpassungen vornehmen. Zum einen sollte der Betreiber schauen, ob noch Presets vom vorherigen Benutzer eingestellt sind, zum anderen kann ich nun natürlich auch gleich meine Anpassungen für den Hörraum vornehmen. Beispielsweise durch die Einstellung der Raumcharakteristik. Bedämpft, normal, hallig und sehr hallig ist wählbar. Als Aufstellposition wähle ich „Frei“. Hier wären noch „Ecke“ und „Regal“ eine Option. Die Bassanpassung lasse ich bei „0“. Interessant sind noch die beiden Filter, die praktisch zum Beispiel bei Raummoden sind. Im ersten Hördurchgang schaue ich, dass sie deaktiviert sind.
Durch die Einbindung ins Heimnetzwerk ist die Comp 3.2 Air Wireless – wie alle Lautsprecher der Air-Reihe – automatisch als Renderer/Abspieler im DLNA-Musiknetzwerk sichtbar, wie auch ein Netzwerkspieler oder eine Streaming Bridge. Zur Steuerung seiner Musik lässt sich beispielsweise die APP mconnect nutzen. Die Air tauchen dort unter play to auf. Mit der Einbindung ins Netzwerk ist für Apple-User ebenfalls Airplay nutzbar. Praktisch für mobile Geräte von Gästen, Fernseher oder andere Geräte ist die Bluetooth-Verbindung, die sich auch über die AUDIUM-APP aktivieren lässt. Mit dieser Option läßt die Comp 3.2 Air als vollwertiger wireless Lautsprecher keine Wünsche offen. Mit Bluetooth öffnet sich auch eine Tür zur ureigensten Analog-Domäne: die Plattenspieler. Geräte wie der Cambridge Audio ALVA TT, der Sonoro Platinum und der Blue Aura Blackline PG1 können via Bluetooth aptX-Schnittelle kabellos mit den Comp 3.2 Air Wireless anbandeln.
Sollten darüber hinaus weitere digitale Begehrlichkeiten herrschen, die nicht konsequent kabellos gelöst werden können, bietet der Master-Lautsprecher eine RCA-Buchse für ein digitales Koaxial-Kabel und einen optischen Eingang. Diese stehen in diesem Test aber nicht im Mittelpunkt des Interesses. Auf los gehts kabellos los.
Technik
Die Grundkonstruktion der Comp-Lautsprecherserie kombiniert ein Breitband-Chassis mit einem Tieftöner, der als Subwoofer im Gehäusesockel arbeitet. Dabei soll der 3″ (76mm) Breitbänder ideale Werte bei Impulsantwort und Phasenverhalten gewährleisten. Im Signalweg befindet sich keine Frequenzweiche, so dass keine Phasenverschiebungen entstehen. Vorteil des Breitbänders als Punktschallquelle ist im Gegensatz zu einem koaxialen Mehrwege-Chassis die Vermeidung von Reflexionsverzerrungen eines Hochtöners, der auf eine modulierende Schallwand (bewegte Membran) spielt.
Für Entlastung im Tieftonbereich sorgt ein ovaler Tieftöner mit den Abmessungen 230*150 mm. Damit kann der Breitbänder in seinem Haupteinsatzbereich optimal arbeiten. Ein Schwirrkonus und ein aktiv mitschwingender Phaseplug unterstützen die klangliche Entfaltung der Membran des Breitbänders. Die aktiven Versionen werden mittels DSP (Digitaler Sound Prozessor) entzerrt. Zur optimalen Energieversorgung hat jeder Treiber eine eigene Endstufe: Der Bass eine 100 Watt Digitalendstufe, der Breitbänder eine mit 30 Watt. Die Systemleistung beträgt also 130 Watt, die von einem 150 Watt Netzteil gespeist werden. Eine Besonderheit ist das Endstufen-Modul mit Floating Power, wobei jeder Kanal (Breitband / Tiefton) je nach Last bei Bedarf auf die volle Ausgangsleitung von 130 Watt zurückgreifen kann.
Ein hochintegriertes Modul, das eine Mikroprozessorsteuerung, DSP sowie die digitale Eingangs- und Endstufe zusammenfasst, wird in allen aktiven AUDIUM Lautsprechern eingesetzt und wird vom Hersteller selbst entwickelt. Die 4-lagige Platine mit doppelseitiger SMD Bestückung wird in Berlin gefertigt. AUDIUM verwendet einen Modulbaukasten, der je nach Modellvariante Platinen für die analoge Eingangsstufe inklusive DA Wandler (Active / Drive) oder das Streamingmodul bei der Air umfasst. Die Air hat keine analogen Schnittstellen und arbeitet somit komplett in der digitalen Domain. Dadurch werden Effekte wie Jitter, Quantisierungsfehler, Wandlungsfehler et cetera minimiert.
Am Lautsprecher selbst ist die Benutzerschnittstelle ein Dreh-/Drückrädchen und ein kleines grafisches Display, das ins rückwärtige Elektronik-Modul integriert ist. Dort lassen sich die Lautsprecherparameter wie Raum, Bassboost, Position sowie der durchstimmbare Equalizer mit zwei Kanälen für eine einfache, individuelle Raumanpassung einstellen. Aber auch diverse andere Parameter wie Displayhelligkeit, Abschaltautomatik, Kanalzuordnung etc.
Die AUDIUM v2 APP ist für iOS, Android sowie Windows, MacOs und Linux verfügbar. Sie ermöglicht eine AUDIUM spezifische Programmierung der Anschluss- und Einstellparameter des DSPs, der mit 96k und 48Bit Wortbreite arbeitet. Interne Berechnungen erfolgen im DSP, der ebenfalls in Berlin programmiert und entwickelt wurde, mit 76Bit. Ein Interlink-Board mit Transmitter sorgt für die Übertragung zwischen Master- und Slave-Lautsprecher(n), die auch einen Subwoofer einschließen können. Für einen korrekten Stereo-Eindruck ist eine verzögerungsfreie Ansteuerung der Lautsprecher einer Gruppe wichtig. Die drahtlosen Übertragung erfolgt bei AUDIUM durch ein proprietäres, unkomprimiertes Datenprotokoll mit garantierter Latenzzeit.
Als digitale Schnittstellen bieten die Air-Lautsprecher das praktische und zugleich zeitgemäße Bluetooth AptX HD. So kann jeder Besucher auf die Schnelle seine Songs zum Besten geben, ohne sich ins Netzwerk einwählen zu müssen. Damit bekommt der Umgang mit Highend-Lautsprechern den gleichen ungezwungenen Charme, wie sonst nur die handlichen Bluetooth-Spaßmacher für unterwegs.
Die Alternative im Netzwerk ist Airplay, das Hörer erfreut, die in der Apple iOS-Welt unterwegs sind. Airplay baut einen Tunnel zwischen Quell- und Wiedergabegerät auf, um darin seine Daten zu übertragen. Zum Beispiel Musik in CD-Qualität.
Das WiFi-Board der Comp Air Wireless Lautsprecher basiert auf einem Embedded Linux Core für AirPlay, DLNA, Bluetooth Apt-X, Spotify Connect, App-Kommunikation etc. und und verwendet das 2.4GHz und 5GHz Frequenzband. HiRes bis 192k wird in Abhängigkeit von der Netzwerk-Stabilität unterstützt. Unterstützte Audio Protokolle sind AirPlay, UPnP/DLNA und OpenHome, dabei werden die Formate: MP3, AAC, Vorbis, Opus, PCM, WMA, AC3, FLAC, ALAC, APE, WavPack sowie die Container MP4, MKV, OGG, WAV, AIFF, ASF abgespielt. Als Musikdienst ist Spotify Connect direkt integriert, TIDAL und QOBUZ sind über mconnect oder Bubble UPNP sowie Audirvana verfügbar.
Ein optischer sowie ein RCA SPDIF-Digitaleingang öffnet am Master Lautsprecher eine verdrahtete Tür in die digitale Welt. Denkbar wäre hier der Anschluss eine Streaming Bridge wie den NuPrime Stream9, eines CD-Laufwerks wie dem NuPrime CDT-9, eines Fernsehers, eines Plattenspielers mit A/D-Wandler und optischem Ausgang und weiteren. Die SPDIF-Eingänge verarbeiten digitale Kost bis bis 192k/24Bit.
Technische Daten
AUDIUM 3.2 Air Wireless
- Breitbandtreiber: Ø 76 mm (3″)
- Ovaler Basstreiber: Ø 150 x 230 mm (6″ x 9″) / Downfired Konfiguration
- Rückseitiger Bassreflex
- Leistung Aktivmodul Breitbänder: 30 W
- Leistung Aktivmodul Tieftöner: 100
- Digitaleingänge: SPDIF opt. Eingang (mini), SPDIF coax. Eingang
- SPDIF Rate: bis 24/192 (opt+coax)
- DSP, Raumanpassung, Bass-Management
- Leistung Netzgerät: 150W
Gehäuse
- Echtholzfurnier oder Hochglanz-Lack
- Abmessungen (BxTxH): 215 x 290 x 355 mm
- Gewicht: 7,5 kg
- Schraub-Spikes
Elektronik (integriert in Air Master)
- AirPlay und UPnP/DLNA kompatibler Empfänger
- UPnP/DLNA bis 24/96
- Optischer SPDIF-Eingang bis 24/192 (24/96 Comp3/5)
- Coaxialer SPDIF-Eingang bis 24/192
- Bluetooth Apt-X Empfänger
- Eingangswahl automatisch oder via App
- 2.4G / 5G WLAN
- Arm Cortex Multimedia Prozessor
- Externe 5dBi Antenne
- Zelle: Bis zu 4 Slaves pro Master
- Multiroom (Songcast): bis zu 6 Zellen
- IR-Empfänger, lernfähig (Option)
Software
- Audioformate: Mp3, FLAC, ALAC, AAC, aptX, LDAC, Vorbis/Opus, WMA, Ac3, APE/WavPack
Container: Mp4, MKV, OGG, WAV, AIFF, ASF - Protokolle: UPnP / DLNA Kompatibel®, AirPlay kompatibel, OpenHome Standard®
- Spotify Connect (für Premium User)
- TIDAL / Qobuz® über mconnect, Bubble UpnP, Audirvana
- WPS WLAN Einbindung
Funktionen AUDIUM App zur Lautsprecherkonfiguration
- Plattformen: iOS , Android, MacOS , Windows , Linux
- Justage der Lautsprecherparameter
- Steuerung der Eingänge und Lautstärke
- WiFi Einbindung der Lautsprecher
- Setup für MultiRoom
- Software Update
Klang
Obwohl die AUDIUM Comp 3.2 Air Wireless wie zu Beginn dieses Berichts abgelichtet auf einem Sideboard oder Bücherregal hätten Platz finden können, soll der Hördurchgang an gewohntem Ort und in gewohnter Umgebung stattfinden. Denn auch ein Sideboard sollte hinreichend stabil und resonanzarm sein sowie in einem akustisch kooperativen Raum stehen, um einem hochwertigen Lautsprecher eine angemessene Grundlage für die klangliche Entfaltung zu bieten. Klangliche Anpassung per DSP hin oder her. Die Basis muss stimmen.
Bei mir zu Hause ist dieser Ort nunmal das Hörzimmer, in dem zwei stabile Stative stehen. Da die Stativsockel mit bfly Audio TALIS Pro Lautsprecherfüßen und die AUDIUM Comp 3.2 Air Wireless zusätzlich mit einer unterlegten absorbierenden Unterlage entkoppelt sind, verzichte ich auf den Einsatz der mitgelieferten Spikes. Zu den Gehäusen der Air führen also nur die beiden Stromkabel der jeweiligen Netzteile, die auf dem Stativfuß liegen und von zwei SUPRA CABLES Netzkabeln mit 230 Volt versorgt werden. In ihrer reinsten Betriebsart würden die Streaming-Aktivlautsprecher den kompletten Aufbau zwischen den Lautsprecherständern also zur reinen Dekoration degradieren.
Faktisch ist es aber so, dass in diesem Aufbau der innuos ZENITH Mk3 Musikserver und der NuPrime Omnia SW-8 Musikswitch eine Rolle bei der Musikwiedergabe spielen. Sie könnten aber auch irgendwo im Raum – oder gar im Haus – stehen. Und da der NuPrime AC-4 Netzfilter nunmal grad da steht und die SUPRA CABLES Netzkabel dort angestöpselt sind, behält auch er seine Funktion bei. Die Stromversorgung muss natürlich in der Nähe von Aktivlautsprechern bereitgestellt sein. Aber eine Wandsteckdose würde ja auch reichen.
Das wachsame Holzohr – äh Holzauge – erkennt auf dem HiFi-Board übrigens einen LUMIN U1 mini und einen NuPrime Stream9. Diese Streaming Bridges / Transports könnten via RCA oder optischem Kabel dem linken Master-Lautsprecher als digitaler Zuspieler dienen. Das habe ich mit dem neuen Stream9 zwar ausprobiert und feine klangliche Vorteile in Sachen Transparenz bemerkt, aber nicht als Teil des Konzeptes gesehen. Sollte der Anlagenbetreiber keinen Mangel an Schnittstellen verspüren, macht eine Streaming Bridge funktional natürlich wenig Sinn.
Ich hatte einige Wochen Zeit, mich immer wieder mit den kabellosen Streaming-Aktivlautsprechern aus Berlin vertraut zu machen, auch um zwischendurch mal unkompliziert in Neuentdeckungen reinzuhören. Das ist halt toll. Nur die beiden Netzschalter umlegen, kurz auf den Verbindungsaufbau warten und schon kann es los gehen. Für meinen Hördurchgang bin ich zum Warmhören auf der Suche nach Sting über The Sam Willows gestolpert. Eine Zufallsentdeckung in HMV (His Masters Voice) 2012 in Singapur, wo die EP CD der singapurianischen Newcomer beworben wurde. Ein Blindkauf vor fast einem Jahrzehnt, den ich mir dann in Ruhe zu Hause angehört. Ich wollte halt wissen, was man in SGP so für Musik macht. Jetzt hatte ich sie wieder entdeckt.
The Sam Willows waren damals Anfang 20, nicht verwandt oder verschwägert, haben mich aber trotzdem ein bisschen an The Corrs erinnert. Die Aufnahme der EP – die nun vom Musikserver direkt auf die Comp 3.2 Air Wireless streamt – kann bei offensiv spielenden Anlagen aufdringlich wirken und die Schwächen der Aufnahme – die ich ordentlich, aber nicht als großen Wurf erachte – aufdecken.
Die kompakten Lautsprecher bringen den Opener „Crown“ sehr lässig und unaufgeregt rüber. Dabei wirkt der Bass präsent, aber nicht aufgedickt. Hier deutet sich schon an, dass zum einen die Aufnahme nicht zurückhaltend, zum anderen die aktiven Comp 3.2 kein Kind von Traurigkeit sind. Aber sie sind ausgewogen. Die Stimmen des Sängers und der Sängerin – Amtssprache auf dem Album ist übrigens englisch – lassen sich gut differenzieren, kommen locker rüber und betten sich gut ein. Im folgenden „Crimson“ spielt der – zum Teil recht funkige – Bass frech mit, ohne über zu borden. Hier freue ich mich, dass die Comp 3.2 an den Raum anpassbar ist und somit nicht so schnell in die Tiefton-Fallen bestimmter Musikrichtungen tappt. So steht der Bass im kollegialen Dialog mit der Lead-Gitarre, dem Schlagzeug und den beiden Sänger*innen. Das Ganze setzt sich zu einem geschlossenen Bild zusammen, begleitet von meinem Nicken im Takt. Schon cool, diese singapurische Musik.
Bei „Coming Train“ fühle ich durch den narrativen Gesang der singapurianischen Sängerin wieder ein wenig an die Corrs erinnert – die auf dem Musikserver ja nur einen Click weit entfernt sind. Und zwar in der „unplugged“ Version noch knapp aus dem alten Millennium. Initiator war seinerzeit der Musiksender MTV. „Ladies & Gentlemen, please welcome: The Corrs!“ Beifall. Eine gelungene Eröffnung des Albums, die den Zuhörer im Musiksessel gleich mit weit geöffneten Armen empfängt. Auch hier erkennt man wieder die Fähigkeit des Regallautsprechers, den E-Bass in Szene zu setzen. Eine gute Abstimmung auf den Hörraum zahlt sich aus. Die Bühne spannt sich weit auf, alles passiert herrlich unaufgeregt und ausbalanciert. Vom Charakter sind sich die Comp 3.2 Air Wireless und der nächstgrößere Bruder, der Standlautsprecher Comp 5.2 Air Wireless, der auch bei mir im Hörraum zu Gast war, recht ähnlich. Wobei die schlanke Säule das größere Gehäusevolumen ausspielen konnte und dadurch in sich noch etwas homogener und geschlossener wirkte.
Das tut der Darbietung von „What can I do“ keinen Abbruch. Der Titel, den ich in seiner Studioversion seinerzeit als trivialen Kommerzpop eher weggeskippt habe, übt in der unplugged Version einen echten Reiz aus. Wieder die Stimme von Andrea Corr – nicht zu intim, nicht zu distanziert – , die akzentuierten Hi-Hats und Gitarre, dazu der E-Bass und die Violine, dezent beigemischte Backing-Vocals der Familienmitglieder. Net schleescht. Macht direkt Spaß. Genauso wie das schmissige „Toss the Ferathers“, das ich seinerzeit bei einem Dortmunder HiFi-Händler auf einer B&W 801 gehört hatte – und das mich unter anderem auch wieder an die HiFi-Nadel zurückgebracht hat. Interessant ist bei diesem Stück neben der Fidel die Tin Whistle, bei der man die Flötistin immer wieder scharf Atmen hört. Auch das Intermezzo der Percussion vermittelt die Comp 3.2 Air Wireless authentisch. Dabei geht sie eher dezent zu Werke, lässt aber auch keinen Bruch im Klangbild zu. Höhepunkt ist für mich das intensive „Forgiven not Forgotten“, speziell durch die Percussion und das Schlagzeug.
Für Abwechslung sorgt YELLOs „Stay“ gemeinsam mit Heidi Happy auf dem Album Touch. Für einen derart kompakten Lautsprecher spielen die Air erstaunlich groß und vollmundig. Bei geschlossenen Augen erwartet man ein deutlich größeres Gehäusevolumen. Die klangliche Erscheinung ist sicherlich ein Ergebnis des aktiven Basses, wobei der Verstärker bedarfsgerecht die Systemleistung von 130 Watt variabel dem hungrigsten Maul anteilig zuschieben kann. Das macht auch „Electric Frame“ mit Til Brönner zu einer runden Sache. Satt, dynamisch und dabei wohlumrissen ohne unnötige Schärfen zum Beispiel bei der angeblasenen Trompete. „Thakla Maken“ mit der Blockflötistin Dorothee Oberlinger öffnet neue Klangwelten, spielt ein gutes Stück über die Lautsprecher und erzeugt sphärische Klänge. Speziell durch das ausgefallene Spiel der Holzblasinstrumente und der sphärischen Synthieklänge und scharf gezeichneter Effekte sitze ich über 8 kurzweilige Minuten meditativ wie unter einem sternenklaren Nachthimmel. Beeindruckend.
In die Welt des Konzertflügels entführt mich Friedrich Gulda mit seinen Mozart Tapes. Und entführen im positiven Sinne ist das richtige Wort. Die AUDIUM Comp 3.2 Air Wireless nötigen dem Hörer das Spiel nicht auf. Mit Nachdruck, aber nicht harsch, in einem schönen Fluß. Das Instrument hat dabei eine plausible Größe, bleibt in der Lautsprecherebene auf respektvoller Distanz. Beste Voraussetzungen für entspanntes Zuhören also. Ich entschließe mich dabei mit dem Trio ELISA und deren Album „Outcome“ abzuschließen, das Victoriah Szirmai für uns rezensiert hat. Das zwingt mich auch zum Wechsel zu Airplay und Amazon Music unlimited, das ich über mein iPhone aufrufe.
Die Stimme von Elisa Herbig ist sehr präsent, fordert und bekommt ihren Raum zwischen den Lautsprechern. Ich kann die wohlgesetzte Betonung Ihrer Worte gut nachempfinden. Auch hier beeindruckt die schön aufgespannte und mit Leben gefüllte Bühne, belebt durch den Sound des Synthesizers. In „Still Waters Run Deep“ stellt sich Elisa die Frage „Is this really what you want – is this your intention“? Für mich einer der Anspieltipps auf dem Album, der sich bestens auf den Probanden dieses Tests ummünzen läßt: Ja, im Falle der AUDIUM Comp 3.2 Air Wireless spielen stille Wasser wirklich tief. Und wenn man sie erst einmal gehört hat, könnte die Anwort auf Elisas Frage tasächlich lauten: Ja, das will ich wirklich…
Fazit
Die kompakten AUDIUM Comp 3.2 Air Wireless Aktivlautsprecher bieten durch ihr integriertes Streaming-Modul eine drahtlose Kopplung mehrerer Lautsprecher, darunter auch der Subwoofer der Air-Familie. Die Gruppe verbindet sich drahtlos mit dem Musiknetzwerk sowie mit Airplay und Bluetooth. Der Master-Lautsprecher hält zudem einen optischen und coaxialen Digitaleingang bereit. Damit sind zwei Comp 3.2 Air Wireless eine vollständige digitale Stereo-Anlage, die bequem auf einem stabilen Sideboard oder Regal platziert werden kann. Der audiophile Sound ist ausgewogen und räumlich. Wenn es drauf ankommt, liefern sie einen beeindruckenden Bass. Ein 2-Kanal Equalizer und ein DSP helfen bei der Anpassung an den Raum. Die Regallautsprecher der Air Wireless Serie empfehlen sich für anspruchsvolle Musikfreunde, die in der Preisklasse unter 3.000 Euro auch in einem kleineren Raum ihre Lieblingsmusik ohne Schnickschnack und ohne großen Geräte-Fuhrpark genießen wollen.
Im Test
Aktiver Wireless Streaming Kompaktlautsprecher
AUDIUM Comp 3.2 Air Wireless
Preis: 2.750 Euro / Paar
Vertrieb
AUDIUM / Visonik
Catostr. 7b
12109 Berlin
Tel.: +49 030 613 47 40
Mail: kontakt@visonik.de
Web: www.audium.com/
Mitspieler im Test
Digitale Quellen – LUMIN U1 mini, MERASON DAC-1, Musikserver Innuos ZENith Mk3, NuPrime Evolution DAC
Verstärker – SPL Phonitor x mit DAC768, Cambridge Audio Edge W Endstufe
Lautsprecher – Dutch&Dutch 8c, Diapason Adamantes V
XLR-Signalkabel – WSS Platin-Line KS-20, WSS Premium-Line KS-200
Zubehör – Netzkabel Supra LoRad 2.5, bfly bPower, Netzleiste SUPRA Cables LoRad MD07 DC 16 EU SP MKIII, SBooster BOTW P&P Netzteil, NuPrime AC-4 Power Conditioner, NuPrime Omnia SW-8 HiFi Netzwerk-Switch, Lautsprecherkabel Melodika MDSC4030, Kabelbrücke Melodika MDSC1501, Innuos PHOENIX USB-Reclocker, Boaacoustic USB-Kabel Evolution BLACK.usb2.0 und Silver Digital Xeno, Netzwerkkabel Wireworld Starlight 8
Fotos: F. Visarius