Mit dem Plattenspieler „Platinum“ geht Sonoro neue Wege, wobei dies sich nicht auf die Konstruktion des Plattendrehers bezieht. Neu ist dieser Weg dennoch, werden die Rheinländer durch den Analog-Player schließlich zum Komplettanbieter in Sachen HiFi. Worüber sich viele Käufer freuen werden, die gerne alles von einem Hersteller haben. Nachdem wir bereits einige All-In-One Geräte wie zum Beispiel den Sonoro MAESTRO oder die Kompaktlautsprecher ORCHESTRA in unseren Hörräumen begrüßen durften, ist nun der Plattenspieler „Platinum“ bei uns zum Test eingetroffen.
Technik
Einige Tage vor Weihnachten ist er bei mir, der Plattenspieler Sonoro Platinum. Ein wenig aufgeregt bin ich ja schon, gehöre ich doch mit zu den Ersten, die den LP-Dreher testen dürfen. Interessiert und gespannt öffne ich den Karton, der jahreszeitunüblich nicht nicht mit Geschenkpapier aufgehübscht ist. Das Erste, was meine Augen erblicken, ist die Bedienungsanleitung. So ein richtig kartoniertes Büchlein in DIN A5, in den Sprachen Deutsch, Englisch und Französisch. Toll! Alles schön bebildert und beschrieben. Da scheint jemand so richtig Liebe in sein Produkt zu stecken!
Anhand der wirklich gelungenen Anleitung ist der Plattenspieler dann auch ruckzuck zusammengebaut. Der Plattenteller aus Aludruckguss wird aus seiner Verpackung geschält und auf den Dorn der Edelstahlachse gesteckt. Danach wird das Flachgummi für den Antrieb über den Pulley des Motor gelegt.
Damit das ganz einfach geht, hat Sonoro am Antriebsriemen ein rotes Band befestigt und im Plattenteller ein Loch gelassen, praktisch. Obenauf kommt dann noch die Plattentellerauflage, Sonoro hat dafür die klassische Version aus Gummi gewählt. Das Material dämpft gut das Klingeln des metallenen Tellers und bringt auch noch ein paar Gramm zusätzliches Gewicht für einen besseren Gleichlauf. Dieser wird optisch kontrolliert und so stabilisiert. Als Drehzahlen gibt es die üblichen 33 1/3 und 45 U/min.
Auch das Gegengewicht lässt sich einfach auf dem 224 mm langen S-Tonarm aufdrehen. Damit es sich nicht unabsichtlich verschieben lässt, ist an der Unterseite des Arms ein Federblech befestigt, welches in eine Nut innerhalb des Gegengewichts greift. Die Auflagekraft wird dann über ein Rändelrad eingestellt. Natürlich erst, nachdem der Tonabnehmer montiert und der Tonarm ausbalanciert ist. Als System hat Sonoro für den Platinum das grundsolide MM-System Ortofon 2M Red mit elliptischem Nadelschliff gewählt, welches im separaten Kauf um die 100 Euro kostet. Zudem hat die Wahl des 2M Red den Vorteil, dass dieses sich für eine Klangverbesserung durch den Austausch des Einschubs der 2M-Familie verbessern lässt, beispielhaft sei das etwas feiner auflösende 2M Blue genannt.
Die Montage, wie auch den Tausch der Tondose, macht Sonoro dem Hörer sehr einfach, da der Tonarm einen Bajonett-Verschluss besitzt. So kann man sich je nach Lust und Laune ein zweites System zulegen. Sollte dieses System eine andere Bauhöhe als das 2M Red aufweisen, ist dies nicht weiter tragisch, da der Tonarm des Platinum sich in der Höhe verstellen lässt. Die dazugehörige Befestigungsschraube befindet sich kurz links vom Rändelrad für das Antiskating. Ach so, auch wie ein anderer Tonabnehmer als das vorhandene Ortofon eingebaut wird, wird in der Bedienungsanleitung wunderbar beschrieben, inklusive der Einstellung des Überhangs.
Wer Musik von der Schallplatte hört, benötigt natürlich einen Phono-Vorverstärker. Nicht jeder Amp besitzt heutzutage noch einen, also hat Sonoro in den Platinum praktischerweise gleich einen MM-Verstärker eingebaut. Der sich auf Wunsch allerdings auch umgehen lässt. Ausgegeben werden die Phono-Signale dann analog über vergoldete Cinch-Buchsen oder digital über den ebenfalls integrierten A/D-Wandler. Wobei hier zwei Möglichkeiten der Ausgabe bestehen: Entweder über den USB-B Ausgang ausschließlich zur Digitalisierung des Vinyl auf einem PC. Oder zur Wiedergabe der LP per Bluetooth aptX auf einem Verstärker oder Streamer mit einer dementsprechenden Schnittstelle. Die Taste für das Pairing liegt übrigens ganz praktisch auf dem Chassis des Plattenspieler, kurz hinter dem Start-Stopp-Schalter.
Natürlich gehören auch dämpfende Füße zum Sonoro Platinum. Schön elastisch sind sie auch, wie auf dem Bild gut ersichtlich ist. Der Hersteller möge mir dies verzeihen. In gewissem Maße – herstellerseitig eigentlich gar nicht vorgesehen, da sie sonst nicht stramm am Chassis sitzen – lassen sie sich auch in der Höhe verstellen, da sie auf einem M8-Gewinde montiert sitzen. Und damit nichts einstaubt, gibt es natürlich serienmäßig einen Deckel aus Acryl für den Plattenspieler. Und für diejenigen, die nicht nur LPs hören, sondern aus ihrer Jugend noch ein paar Singles haben, liegt natürlich ein dementsprechender Puck bei.
Ein paar technische Daten
- Manueller Plattenspieler mit Riemenantrieb
- Optisch regulierter Gleichstrommotor mit 33 1/3 und 45 U/min
- Höhenverstellbarer 224 mm Tonarm mit reibungsarmen Präzisionslagern
- Austauschbares Headshell mit Bajonett-Anschluss
- Ortofon 2M Red Tonabnehmer mit elliptischem Nadelschliff
- Aluminiumguss Plattenteller
- Eingebauter Phono MM-Vorverstärker
- Vergoldete Cinch-Anschlüsse
- Bluetooth-Übertragung
- USB-Anschluss und A/D Wandler
Klang
„One, Two, Three“. So setzt Paul Kuhn mit seiner unnachahmlich einmalig nöligen Stimme beim Titel „Gone With The Wind“ vom Album „Live At Birdland“ ein. Und nicht ganz so warm, wie ich es vom Tonabnehmer Ortofon 2M Red eigentlich bisher kenne und auch jetzt eigentlich erwartet hätte. Was ich nun allerdings gar nicht so als Nachteil empfinde, sondern eher angenehm. „One Morning In May, man hört die Vöglein singen“, mir gefällt die gute Sprachverständlichkeit des Plattenspieler Sonoro Platinum. Angeschlossen habe ich ihn analog an meinen Vorverstärker und nutze dabei die im Plattendreher integrierte Phonovorstufe. So, wie das wohl auch die meisten Interessenten in dieser Preisklasse machen dürften. Genau deshalb setzt Sonoro auf dieses Konzept.
Wirklich gut macht der Phono-Vorverstärker seine Sache für so ein Einbauteil. Sauber und klar perlen die Klavierläufe von Paulchen. Es ist schon faszinierend wie er das selbst in hohem Alter noch gemacht hat. Und wie leicht der Sonoro es mir macht seinem Spiel zu folgen. Okay, die allerletzten Feinheiten verschweigt mir der Platinum, doch damit kann ich gut leben, mehr erwarte ich ich doch gar nicht bei einem MM-System wie dem Ortofon 2M Red für rund 100 Euro. Und wer mag und das nötige Kleingeld besitzt, kann ja den Nadeleinschub gegen den eines Ortofon 2M Blue, welches sich in der Preisklasse um 200 Euro bewegt, austauschen. Das geht ganz fix. Ach komm, ich höre mir die LP mit Paul Kuhn nochmal von vorne an. Also kurz aufstehen, wenigstens etwas Bewegung ist ja noch erlaubt. Dazu hebe ich die Nadel per Tonarmlift an, und dieser kommt seiner Aufgabe geschmeidig nach. So ohne anliegendes Musiksignal bemerke ich auch, dass der Motor fast unhörbar läuft, sehr schön. Und jetzt nochmal von vorn das Ganze. Die Ohren freuen sich und die Füße wippen im Takt des Jazz mit. Das notwendige Gefühl für den Schwung der Musik besitzt der Sonoro Platinum.
Loreena McKennitt höre ich sehr gerne, alleine schon wegen der mystischen Klänge. Man kann wunderbar tief darin eintauchen und das ganze Drumherum einfach mal vergessen. Ich bin gespannt darauf, wie der Sonoro Platinum mit ihr umgehen wird. Auch bei Loreena stelle ich wieder die Sauberkeit von vorhin fest, etwas zu wenig Gefühl und Schmelz befinde ich jedoch für meinen Geschmack. Das bringt mich auf die Idee, den Netzstecker des Plattenspieler einfach mal um 180 Grad zu drehen. Und siehe da, dieser eigentlich uralte Griff in die HiFi-Trickkiste wirkt auch dieses Mal wieder. Und wie erhofft positiv. Ja Loreena, so verzauberst du meine Sinne mehr. Deine Stimme wird etwas voller und wärmer, dabei stehst du schön zentriert zwischen den Lautsprechern. Und die Mystik deiner Musik verfehlt ihre Wirkung auf mich nicht.
Ach komm‘, eine weitere Frauenstimme muss her, eine etwas kräftigere. Adele begrüßt mich mit „Hello“ von ihrem Album „25“. Kein Wunder, dass viele Menschen diese Sängerin lieben. Diese Kraft und Energie, die ihrer Stimme inne wohnen. Getragen von einem großen musikalischem Teppich und den treibenden Bässen. Stramm und wunderbar trocken. Hinterlegt ist Adele von einem Chor, der kurz hinter ihr steht und den Raum zwischen den Lautsprechern gut füllt. Ich höre mich noch ein wenig weiter durch die LP. Bei „I Miss You“ gibt der Schlagzeuger einen ordentlichen Drive vor, und der Sonoro Platinum spielt diesen mit einer für diese Preisklasse so tollen Selbstverständlichkeit, als wäre dies eine seiner leichtesten Übungen. Das nötigt mir doch einigen Respekt ab. Auch beim kurzen Ausflug der Wiedergabe über Bluetooth mit aptX bleibt sich der Rheinländer übrigens klanglich treu.
Ein beliebter Klassiker bei Falk und mir ist das Stück „Jazz Variants“ von The O-Zone Percussion Group von der LP „Musik von einem anderen Stern“. Unter anderem deshalb, da es sich um eine doch recht komplexe Aufnahme handelt. Mal schauen, wie der Platinum damit zurechtkommt. Nun, das Spiel auf dem Xylophon kommt klar perlend an meine Ohren, die Holzklöppel höre ich linkerhand spielen. Die Drums steigen mit ein und das metallene Becken scheppert wie es sich gehört. Auch vor der Fußtrommel schreckt der Platinum nicht zurück, die gibt er mit schlanker und trockener Tendenz wieder. Die dann einsetzende Kesselpauke spielt der Sonoro mit einem leicht zurückhaltenden nachbarschaftsfreundlichen Fundament. Der treibende Rhythmus dieser flotten und peppigen Musik liegt dem Plattenspieler auf jeden Fall. Erfreulicherweise lässt er dabei auch ein zartes Pflänzchen wie die Triangel nicht untergehen. Den Analog-Einstand haben die Rheinländer mit ihrem neuen Plattenspieler also mit Bravour bestanden.
Fazit
Der Plattenspieler Platinum macht Sonoro zum Komplettanbieter in Sachen HiFi. Mit dem MM-Tonabnehmer Ortofon 2M Red, dem integrierten Phonovorverstärker, A/D-Wandler und der Bluetooth aptX-Übertragung steht dem klanglichen Vergnügen nichts mehr im Wege. Der Platinum gefällt mit feinen, klaren Tönen und geht in den unteren Lagen straff und konturiert zur Sache. Sein musikalisches Lieblings-Genre sind übrigens die flotteren Melodien. Kompliment nach Neuss, das Erstlingswerk ist den Rheinländern gelungen.
Im Test
Plattenspieler Sonoro Platinum
mit MM-Tonabnehmer Ortofon 2M Red,
integriertem MM-Phonoverstärker
D/A-Wandler, USB und Bluetooth aptX
Farbe: Schwarz, Weiß und Matt-Graphit
Gewicht: 4 kg
Größe: 420*356*125mm (B*T*H)
Preis: Um 600 Euro
Vertrieb
sonoro audio GmbH
Nordkanalallee 94
41464 Neuss
Web: www.sonoro.de
Mail: support@sonoro.de
Tel.: +49 (0) 21 31 / 88 34 141
Mitspieler im Test
Quellen digital – Netzwerkspieler Cambridge Audio 851N, CD-Spieler Cambridge Audio 851C, Musikserver Innuos ZEN MK.III
Quellen analog – Plattenspieler Rega Planar 6 mit MM-Tonabnehmer TAD Excalibur Black, Phono MM- & MC Verstärker Trigon Vanguard III
Verstärker – Vorverstärker Cambridge Audio 851E, Endverstärker Cambridge Audio 851W
Lautsprecher – Standlautsprecher LUA Con Espressione, Subwoofer REL R 505, Piega Coax 511, Regallautsprecher Wharfedale EVO 4.2
Kopfhörer – Offener Kopfhörer Focal Clear, Kopfhörerverstärker Divaldi AMP-02 mit Phono MM- & MC Stufe
Zubehör – Lautsprecherkabel Supra XL Annorum. XLR- und Cinchkabel Fadel Art Pro Link, Stromkabel Supra LoRad 2.5, Netzleiste PS Audio Dectet, HiFi-Switch NuPrime Omnia SW-8
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Fotos: B. Weber