Test: NuPrime AC-4 Power Conditioner Netzfilter – Entspannt euch

0
NuPrime AC-4 Power Conditioner. Stromaufbereiter bzw. Stromfileter im Test

NuPrime AC-4 Power Conditioner (Foto: F. Visarius)

Ein bisschen sind ja grad „Zubehör-Wochen“ bei den HiFi-IFAs, so wie es scheint. Bernd hatte es auf den Norddeutschen HiFi-Tagen der NuPrime Omnia SW-8 HiFi-Netzwerk-Switch schwer angetan, sodass er ihn sich gleich zum Test mitgenommen – und sogleich einen Bericht für interessierte Leser verfasst hat. Ein strammes Pensum für Bernd nach zwei prall gefüllten HiFi-Tagen in Hamburg. Auch Stefan war vom Thema Zubehör auf den NDHT 2020 angetan – wovon er in seinem „HiFi Tuning“-Rundgang Zeugnis ablegt. Warum also kein NuPrime Double-Feature in dieser Woche mit dem Omnia SW-8 HiFi-Netzwerk-Switch und dem AC-4 Power Conditioner (UVP 849 Euro), den ich schon seit geraumer Zeit in meinem Hörzimmer zu Gast habe – und eigentlich auch nicht mehr missen möchte. Doch dazu mehr. Ich will ja nicht spoilern.

Annäherung

Mit dem Thema Strom haben wir uns bereits von Zeit zu Zeit beschäftigt. Ein sicheres Zeichen dafür, dass uns das Thema interessiert. Und ein sicheres Zeichen dafür, dass die HiFi-IFAs der Meinung sind, dass die Stromversorgung einen Einfluss auf den Klang eines HiFi-Gerätes haben kann. Wäre ja Quatsch, seine Zeit mit Dingen zu verbringen, von denen man glaubt, sie bringen einen nicht weiter. Deshalb wäre es auch Quatsch diesen Bericht weiter zu lesen, wenn man den Einfluss der Stromversorgung auf HiFi-Geräte für kompletten Blödsinn hält. Das wäre in diesem Fall vertane Zeit. Ich möchte niemanden bekehren, aber was ich mit dem NuPrime AC-4 erlebt habe, finde ich schon berichtenswert.

Genauso ist es schwierig, in dem Rahmen unseres Blogs eine wissenschaftliche Abhandlung über das Thema Strom zu halten. Das wollen wir auch gar nicht. Interessanter Weise lässt sich auch über eine solche Abhandlung nachher genauso trefflich streiten, wie über einen Erfahrungsbericht, der auf (subjektiven) Höreindrücken beruht. Ich möchte mich also später auf den Höreindruck beschränken.

Was ich trotzdem aus technischer Sicht ins Feld führen möchte, ist folgende Überlegung. Elektrische Geräte werden für eine bestimmte Wechselstromspannung ausgelegt. Wichtige Kenngrößen sind dabei die Spannung und die Frequenz. Und das die Wechselspannung einer Sinusform folgen sollte. All das ist in unserem Stromnetz nicht selbstverständlich. Auf der erzeugenden Seite, also im Kraftwerk, sind die Bestrebungen extrem hoch, diese Kennwerte genau zu reproduzieren, da sie auch Einfluss auf die Lastverteilung im Stromnetz haben. Was nachher im Haus, an der Steckdose, am Gerätestecker ankommt, ist eine ganz andere Sache und hat mit dem Ideal womöglich nicht mehr viel zu tun. Das heißt, die Elektronik des Gerätes, also zuerst das Netzteil, bekommt nicht das, was es „erwartet“.

Das Stromnetz vor dem Hausanschluss unterliegt tageszeitlich bedingten Schwankungen durch gewerbliche Verbraucher. Das Netz im Haus unterliegt durch unterschiedliche Lastverteilungen ähnlichen Effekten, zudem streuen noch Netzteile und Trafos anderer Verbraucher ein – und versauen den Strom mit hochfrequenten Anteilen. Außer das an allen Steckdosen der Nation eine unterschiedliche Spannung anliegt, ist der Sinus der Wechselspannung kein schöner Sinus, sondern ein Gebilde, das um den idealen Sinus herum zappelt und zudem mit Gleichstrom-Anteilen versetzt ist.

Damit müssen die HiFi-Geräte einer Kette also irgendwie fertig werden. In ihren elektronischen Eingeweiden wird aus einem elektronischen Signal irgendwann mal eine (Ton-)Frequenz, aus die der Lautsprecher dann eine mechanische Schwingungen bastelt, die wir als Ton beziehungsweise Musik wahrnehmen. Das alles wird auch irgendwie gelingen. Aber in einer HiFi-Anlage soll Musik ja nicht irgendwie klingen. Die grundsätzliche Überlegung ist nun die, dass dies um so besser gelingen kann, je besser die Qualität der Eingangsgröße „Netzstrom“ ist, aus der letztendlich alles (!) Weitere generiert wird.

Und damit sind wir beim NuPrime AC-4 Power Conditioner, dessen Aufgabe es ist, den angelieferten Netzstrom in einen Zustand zu versetzten, der dem Ideal einen guten Schritt näher kommt. Und dabei gibt er eine gute Figur ab.

Der NuPrime AC-4 hat das schlanke Format eines NuPrime Gerätes und fügt sich somit schön ins Bild einer HiFi-Anlage ein. Sei es aus der eigenen Geräte-Familie oder anderer Hersteller. Mir persönlich gefällt die Gehäuseform mit der markanten Fase, auf der der Markenname vermerkt ist, sowieso sehr gut. Auch wenn die Anzeige auf der Frontplatte im Gegensatz dazu eher etwas rustikal wirkt. Aber sie erfüllt gut ablesbar ihren Zweck und ist zudem abschaltbar. Beim Auspacken liegt der AC-4 gut in der Hand, sodass schon das Aufbauen Spaß macht. Da die Kabel bereits alle am Ort des Geschehens liegen, ist der NuPrime AC-4 fix angeschlossen und mit den Geräten verdrahtet. Ich entschließe mich, den AC-4 erstmal ausgiebig zu hören und mich dann an einen Vergleich zu wagen. So bleibt auch Zeit, ein paar Zeilen der Technik zu widmen.

Technik

Das Filterdesign des AC-4 Power-Conditioners ist darauf ausgelegt den Strom mit minimalen Verlusten in der Dynamik und der Basswiedergabe aufzubereiten. Der AC-4 verfügt über zwei Paar AC-Buchsen (insgesamt also vier Steckdosen) für unterschiedliche Geräte-Typen:

NuPrime AC-4 Innenleben: 1) 3A Sektion, 2) 10A Sektion

NuPrime AC-4 Innenleben: 1) 3A Sektion, 2) 10A Sektion (Foto: Hersteller, Grafik ergänzt)

1) Zwei „Quell“-Netzbuchsen speziell für Geräte mit Kleinsignalverarbeitung wie DACs, Vorstufen und CD-Spieler. Sie sind auf einen Ausgangsstrom im Bereich von 3A bis 8A ausgelegt mit einem extrem effizienten LC-Filter 7. Ordnung mit maximal 1.000-facher Filterleistung.

2) Zwei „Power“-Netzbuchsen für Geräte mit hohen Leistungsansprüchen wie Vollverstärker und Endstufen.
Die Ausgänge liefern Ausgangsströme im Bereich von 10A bis 15A. Ein LC-Filter 5. Ordnung mit 10-50 facher Filterleistung wurde für einen Maximalstrom von 27A entwickelt.

NuPrime AC-4 Power Conditioner -Rückseite

NuPrime AC-4 Power Conditioner -Rückseite (Foto: F. Visarius)

Zur Maximierung des Stromflusses sind die Induktivitäten mit 1,6 mm Kupferdraht gewickelt. Die vier Netzbuchsen sind mit vergoldeten Furutech FPX ausgeführt. Ein Trigger Ein- und Ausgang sowie ein Überspannungsschutz sind eine sinnvolle zusätzliche Ausstattung. Das AC-Monitoring informiert über das frontale, abschaltbare Display über die aktuelle Netzspannung, Strom sowie die Leistungsabgabe.

NuPrime-Pure-AC-4-Power-Conditioner-Display

NuPrime AC-4 Power Conditioner – Display (Foto: F. Visarius)

Technische Daten

  • Power-Conditioner mit LC-Filter und Monitoring
  • 2x Low-Noise Netzbuchsen (3A)
  • 2x High-Power Netzbuchsen (10A)
  • Furutech FPX Netzbuchsen
  • Überspannungsschutz
  • AC Monitoring
  • Input: 100V ~ 240VAC (50 ~ 60Hz)
  • Sicherung: 15A
  • Trigger In: DC3V ~ 30V 2mA
  • Trigger Out: DC12V 50mA
  • Abmessungen: 330 mm × 253 mm × 74 mm (B x T x H)
  • Gewicht: 3.25 kg
NuPrime AC-4 Power Conditioner - Anschlüsse und Schalter

NuPrime AC-4 Power Conditioner – Anschlüsse und Schalter (Foto: F. Visarius)

Höreindruck

Der NuPrime AC-4 lief eigentlich wochenlang in meiner Anlage mit, ohne das ich mir große Gedanken darüber machte. Warum? Einen Stromverteiler benötige ich sowieso. Das heißt, der AC-4 ist kein Zusatzgerät, den ich hineinbiegen musste ins Setup, beziehungsweise dessen Betrieb ich extra arrangieren musste. Zum anderen gehört die Beschäftigung mit solchen Effekten nicht zu dem, was ich nach einem langen Arbeitstag gschwind übers Knie brechen möchte. Ein wenig Muße muss schon dabei sein.

Also lag ich auf der Lauer. Bis die Gelegenheit günstig war. So wechselte ich an einem Wochenende, an dem ich entspannt Musik hörte, die mir aus unseren Kabel-Tests geläufig war, zurück auf eine handelsübliche Mehrfachsteckdose. Die Spielpartner an den Steckplätzen sind an den Kleinsignalplätzen der MERASON DAC-1 Digital/Analog-Wandler und der SPL Phonitor x, der als Vorverstärker dient. Die zwei anderen Plätze belegen Dutch & Dutch 8c Aktiv-Lautsprecher, die ich analog mit Musik füttere. Der NuPrime AC-4 versorgt also das Signal in den letzten drei Verarbeitungsstufen mit Strom. Das Gute ist also, das der erwünschte Effekt des AC-4 gleichmäßig auf verschiedene Komponenten der Anlage wirkt.

Ich höre also zuerst mit dem AC-4, dann mit der Standard-Leiste, dann wieder mit dem AC-4 und so weiter. Dazu verwende ich die gleichen Titel, die ich schon von dem ein oder anderen Kabeltest kenne. „Five Years Time“ von „Noah And The Whale“. Ein Song der, außer das ich ihn irgendwie amüsant finde, auch musikalisch was zu bieten hat. „Punkt“ mit „Map“, das mich lautmalerisch und mit vielen kleinen Klangereignissen begeistert und zu guter Letzt noch die bekannte „O-Zone Percussion Group“ mit ihren „Jazz Variants“. Hier passiert sehr viel in Sachen Grob- und Feindynamik sowie Klangfarben. Daran muss sich ein System messen lassen.

Beim Wechsel der Stromverteiler stellt sich schnell ein Bauchgefühl ein. Die Musik mit dem NuPrime AC-4 klingt für mich einfach richtiger. Ich suche nach Details, die es trefflich belegen.

Bei „Noah And The Whale“ bekommt das Klanggeschehen mehr Kontur. Einzelne Ereignisse grenzen sich besser ab. Das Pfeifen wird besser umrissen, wirkt mit feinen „Blasgeräuschen“ etwas natürlicher. Durch das Mehr an Struktur wirkt der Raum sortierter, einzelne Klangereignisse nehmen im Raum deutlicher ihre Postion ein. Kommen der Bass und die Bass-Drum ins Spiel, wird der Sound knackiger. Auch die Stimmen wirken natürlicher. Vielleicht sind im Signal weniger Artefakte, die das Ohr irritieren. Der Effekt ist minimal,  aber dennoch deutlich spürbar.

Das bestätigt sich bei „Punkt“. Der Raum öffnet sich merklich. Der reichlich satte Bass geht tief, aber er verliert die Tendenz zu wummern, wird knackig. Die Stimme von Sidsel Endresen ist herrlich. Gurrt.

Nun zum Härtetest. „O-Zone Percussion Group“ legt los und bringt am AC-4 durch feinere Akzentuierung und feinere Zeichnung mehr Spielfreude ins Hörzimmer. Der Eindruck bei der Baumarkt-Steckdose: Ist ja schön und gut, aber wenn ihr keinen Bock zu spielen habt, dann hört halt auf. Das passiert natürlich auf einem sehr subtilen Niveau. Aber so ist mein Empfinden und ich wechsel lieber wieder auf den AC-4.

NuPrime AC-4 Power Conditioner von oben

NuPrime AC-4 Power Conditioner von oben (Foto: F. Visarius)

Bei den „Jazz Variants“ kommt der Einfluss des AC-4 im Bereich feiner Dynamik deutlich stärker rüber. Weniger auffällig ist der Effekt bei eindeutigen Schallereignissen, wie zum Beispiel beim hellen Xylophon. Eher bei Base-Drums oder Pauken, bei denen das Fell mitklingt und die feine Spannungsbögen bei Ausklingen erzeugen.

Ganz ohne Klassik will ich dann doch nicht meinen Test beschließen. „Baba Yaga“ von den „Bildern einer Ausstellung“ soll es sein – die Original Version für das Klavier, an dem Evgeny Kissin für mich Platz nimmt.
Das Setup mit dem AC-4 verleiht dem Klavierspiel gefühlt eine höhere Wertigkeit. Bei der 08/15 Steckdose stellt sich ein leichtes Gefühl von „Geklimper“ ein, das dem Künstler und Aufnahme nicht gerecht werden will. Das Klangbild wirkt etwas hastiger. Das heißt nicht, das bei der billigen Steckerleiste kein Raum oder keine Dynamik vorhanden ist, aber gegenüber dem NuPrime AC-4 verliert das alles an Glanz.

Schicke Front des NuPrime AC-4 Power Conditioners

Schicke Front des NuPrime AC-4 Power Conditioners (Foto: F. Visarius)

Da mein Schwager grad greifbar ist und ihm die Flucht nicht schnell genug gelingt, beziehe ich ihn ein. Es ist natürlich etwas unfair, weil es ihn unvorbereitet trifft, aber das macht die Sache auch wieder interessant. Er hat bei mir einiges gehört, ist aber gewiss kein HiFi-Nerd. Was er wohl denkt? Interessanterweise findet er nach ein paar mal hin und her wechseln die Billig-Leiste ansprechender. Was mich erstaunt. In der Unterhaltung stellen wir fest, dass wir Ähnliches wahrgenommen haben, das Wahrgenommene aber unterschiedlich auf uns gewirkt hat. Die Billig-Leiste lässt eher grobdynamische Effekte in der Musik durch und scheint dadurch lauter zu klingen. Das ist für meinen Schwager spontan der ansprechende Punkt gewesen. Quasi zwischen Tür und Angel. Der Nu-Prime AC-4 relativiert grobdynamische Effekte, da er den Bass stärker konturiert und so Impulse besser heraus arbeitet. Dadurch entsteht zudem mehr Feindynamik, die die Musik natürlicher und stimmungsvoller werden lässt. Das ist das, was mich beim konzentrierten Eintauchen in die Musik begeistert. Und es ist der Effekt, den ich eigentlich nicht mehr missen möchte.


Fazit

Die Beschäftigung mit dem Strom ist sicherlich nicht das Allererste, was der HiFi-Fan angehen muss. Zu Anfang tut es sicherlich eine sauber aufgebaute Steckerleiste. Wenn der Wert der Anlage eine Region erreicht, der den Anschaffungswert von 849 Euro relativiert, und sowieso Detail-Optimierung ansteht, ist der Nu-Prime AC-4 eine lohnende Investition. Die Musik gewinnt an Authentizität. Beim konzentrierten Hören wird der Musikfreund mit einem Mehr an Details, Feindynamik, Raum, Natürlichkeit und schlicht Lebendigkeit belohnt. Auch für Skeptiker ein lohnender Versuch.

HiFi-IFAs-testergebnis-NuPrime-AC-4-5-6

Im Test

NuPrime AC-4 Power Conditioner Netzfilter mit vier Strom-Steckdosen
Preis: 849 Euro


Vertrieb

AUDIUM / Visonik
Catostr. 7b
12109 Berlin

Tel: +49 (030) 613 47 40
Fax: +49 (030) 703 79 39
Mail: kontakt@audium.com
Web: www.audium.com

NuPrime-Pure-AC-4-Power-Conditioner-Top-schraeg

NuPrime AC-4 Power Conditioner (Foto: F. Visarius)


Mitspieler im Test

Digitale Quellen – Streaming Bridge LUMIN U1 mini, Musikserver MELCO N100, D/A-Wandler MERASON DAC-1
Vorverstärker – SPL Phonitor x mit DAC 768xs
Aktiv-Lautsprecher – Dutch&Dutch 8c
XLR-Signalkabel – WSS Premium Line KS-200, Sommer Cable Epilogue
Strom –  Netzkabel Supra LoRad 2.5, Netzleiste SUPRA Cables LoRad MD07 DC 16 EU SP MKIII,
NuPrime AC-4 Power Conditioner

About Author

Vom HiFi-Virus als Jugendlicher infiziert ist HiFi + HighEnd seither Teil meines Lebens. Forenerprobt, als freier Autor und bei den HiFi-IFAs ist mein Motto: Alles kann nichts muss. Die Freude am HiFi und der Musik zählt.

Comments are closed.