Bis dato hatten wir HiFi-IFAs eher die günstigen Lautsprecher-Serien von Monitor Audio zum Test bei uns. Ob wir es denn nicht mal etwas höherpreisig angehen lassen könnten, fragte mich Jens Ragenow vom deutschen Vertrieb, wir haben da auch noch Edleres im Programm. Na logisch, sage ich, her damit. Und so stehen jetzt die 3-Wege-Regallautsprecher Monitor Audio Gold 100 6G für 3.500 Euro zum Test an. Beim ersten Anblick der nicht gerade zierlichen Pretiosen stellt man dann recht schnell fest: Für diese Lautsprecher benötigt man ein eher großes Regal oder HiFi-Rack um sie gebührend unterbringen zu können. Einmal der Optik wegen, und, viel wichtiger: Aus klanglichen Gründen, etwas Platz ist doch vonnöten für diese englischen „Kompaktlautsprecher“. Und so war die Platzierung für den Hörtest auch recht schnell entschieden: Ab auf die Stands mit ihnen, und darauf bezieht sich dann schlussendlich auch die klangliche Bewertung.
Monitor Audio Gold 100 6G – Technik
Gegründet wurde der englische Lautsprecherhersteller Monitor Audio 1972 in der Nähe von Cambridge und er ist bis heute noch eigenständig, was in unserer schnelllebigen Zeit leider nicht mehr selbstverständlich ist. Mittlerweile ist die Firma aus dem Norden Londons in den Osten nach Rayleigh / Essex umgesiedelt und befindet sich hier im englischen HiFi-Mekka in bester Gesellschaft mit weiteren namhaften Herstellern. 2016 war es dann soweit, dass Monitor Audio den Elektronik-Hersteller Roksan mit seinen Verstärkern, Plattenspielern und CD-Playern übernahm, um komplette HiFi-Anlagen aus einer Hand anbieten zu können.
Die Gold-Serie von Monitor Audio wird seit über 30 Jahren beständig weiterentwickelt und es gibt sie mittlerweile in der sechsten Generation. Preislich gibt es von der fünften zur sechsten Generation einen ordentlichen Sprung zu vermelden. Galt es die Gold 100 5G noch für etwas mehr als 2.000 Euro zu erwerben, liegen die Gold 100 6G nun bei 3.500 Euro das Paar. So ist das heutzutage, immerhin: Statt einem 2-Wege Lautsprecher bekommt der Kunde nun einen 3-Wege Lautsprecher, und dies ist dann aus meiner Sicht doch eher als Neuentwicklung denn als Modellpflege zu bezeichnen.
Für einen Regallautsprecher weisen die Gold 100 6G eine stattliche Größe auf, die man so doch eher selten sieht, aber irgendwo müssen die drei Chassis – wo gibt es diese Anzahl eigentlich noch bei einem kompaktem Lautsprecher – schließlich untergebracht werden. Von der Gestaltung her schnörkellos und geradlinig geraten, wird die Optik ein wenig vom Tieftöner sowie seinen über ihm positionierten Mitspielern aufgelockert. Schrauben stören keine auf der Front, und auch keine Löcher für die Bekleidung der Treiber, da diese magnetisch gehalten werden.
Für die sechste Generation der Gold-Serie hat Monitor Audio die Membranen der Tief- und Mitteltöner neu entwickelt. Bestanden diese bisher aus dem Sandwich „C-CAM“ – keramisierte, Aluminium/Magnesium – sowie einer Nomex-Wabenschicht als Kern und einer Schicht Karbonfasern auf der Rückseite, bestehen die neuen mit „HDT“ bezeichneten Membranen aus lediglich einer Schicht „C-CAM“. Diese sind daher leichter als ihre Vorgänger, was den sie antreibenden Magneten und somit dem Verstärker die Arbeit erleichtern sollte. Zudem wurde die Oberfläche der Membranen mit dem sechseckigem Muster modifiziert, diese Vertiefungen sollen stehende Wellen auf der Membranoberfläche mindern.
Im Hochtonbereich setzt Monitor Audio eine angepasste Version seines MPD III (Micro Pleated Diaphragm) ein. Ursprünglich wurde dieser für das exklusive High End Modell Hyphn konstruiert. Der AMT-Hochtöner wurde dann aber auch nach unten durchgereicht in die Platinum 3G-Serie und ist schlussendlich ebenso bei den Gold 6G-Modellen angekommen. Eine kleine Besonderheit gibt es bei den beiden oberen Chassis, sie sind an einer gemeinsamen Frontplatte aus Aluminium montiert. Wobei der Mitteltöner autark in einem geschlossenem Metallgehäuse separiert sitzt, und der Hochtöner natürlich auch rückseitig gekapselt ist. Aus optischen Gründen sind diese von der Rückseite her mit dem Lautsprecher verschraubt. Um Beugungseffekte zu verringern, wird diese Konstruktion – Monitor Audio nennt sie „Mid-Pod“ – dann noch sehr dicht am oberen Gehäuserand des Lautsprechers eingebaut.
Monitor Audio Gold 100 6G – Technische Daten
- Bauart: 3-Wege Regallautsprecher mit Bassreflex
- Bassreflex-Gehäuse mit HiVe II Ports und Single Bolt-Through-Technologie
- Tiefton: 8 Zoll mit HDT-C-CAM-Treibertechnologie. (203 mm) RDT II Langhub-Tieftöner
- Mittelton: 3 Zoll mit HDT-C-CAM-Technologie. (76 mm) HDT C-CAM-Mitteltöner
- Hochton: MPD III-Hochtöner. MPD III-MPD-Hochfrequenzwandler
- Mittel-Hochton: Mid-Pod-Gehäuse aus Stahl mit Schallwand aus Aluminiumdruckguss
- Frequenzweiche mit selektierten Bauteilen
- Übergangsfrequenzen: 700 Hz und 2,6 kHz
- Nominalimpedanz 4 Ohm
- Minimalimpedanz (20 Hz bis 20 kHz) 3,9 Ohm @ 140 Hz
- Frequenzgang, im Raum (-6 dB) 32 Hz bis 60 kHz
- Wirkungsgrad 86,5 dB (2,83 Volt, 1m)
- Empfohlene Verstärkerleistung (RMS an 4 Ohm, Musiksignal) 130 bis 500 Watt
- Dauerbelastbarkeit 250 Watt
- Magnetisch haftende Abdeckungen für jedes Chassis
- Farben: Schwarz Hochglanz, Weiß Seidenmatt, Makassar-Furnier
- Maße: 23,0*35,8*44,8 cm (b*t*h)
- Gewicht: 14,0 kg / Stück
- Kompatibel mit dem Monitor Audio Standfuß ST-2
Monitor Audio Gold 100 6G – Klang
Die eigenen Standlautsprecher müssen weichen, und an deren Stelle positioniere ich die nagelneuen Regallautsprecher Monitor Audio Gold 100 6G. Der Opener des Hörtests ist „The Bar Is Closed“ von Lambert aus seinem Album Open, eine wunderschöne, ruhige und relaxte Nummer ist das. Eigentlich. Dieser Meinung ist auch der Gasthörer Nik B., ein vom HiFi-Virus infizierter Medizinstudent. Gelegentlich schaut er mal rein bei mir, um sich Neues aus der HiFi-Welt anzuhören. In diesem Fall sind es die englischen Lautsprecher und der Vollverstärker Roksan Caspian 4G.
Wir lauschen also den Klängen von Lambert über die fabrikneuen Monitor Audio Gold 100 6G. Entgegen deren Bezeichnung ist der Hochtonbereich anfangs jedoch eher der Kategorie silbrig klingender Strahlemann – dazu noch ein paar erleichternde Worte im nächsten Absatz – zuzuordnen; immerhin, der Bass hinterlässt einen recht profunden Eindruck bei uns beiden. Daher beschließen wir uns für den heutigen Tag mit dem Amp an den eigenen Standlautsprechern zu beschäftigen, und haben Spaß wie Bolle. Und wir fassen einen weiteren Entschluss: Nik. B. wird in einer Woche wiederkommen, dann, wenn die Lautsprecher eingespielt sind. Gesagt, getan. Die Zeit bis dahin verbringe ich also mit dem Einspielen der beiden Regallautsprecher sowie deren Positionierung. Dabei stelle ich fest, dass die Gold 100 6G lieber an etwas anderer Stelle als meine LUAs stehen wollen. Nicht so überdreht eingewinkelt – deren Achsen kreuzen sich ca. 30 cm vor dem Hörplatz -, sondern auf einem leicht spitzwinkeligen Dreieck aufgestellt und mit rund 10 Grad zum Hörer eingedreht.
Der Tag der Wahrheit kommt, und mein Gasthörer ist wieder da. Wow, da hat sich ja ordentlich was getan zum Positiven! So seine Aussage. Das Spiel auf der Gitarre bei „The Bar Is Closed“, ja, das ist eine Akustikgitarre, das hört man auf Anhieb. Und das Plektrum „quietscht“ mit angenehmen Obertönen über die Saiten. Fast schon unheimlich zärtlich ist das begleitende Tastenspiel auf dem Klavier mit seinen leicht gedämpften Filzklöppeln. Und obwohl dieser Abdämpfung sind die Töne doch sehr klar und rein. Wir beide schauen uns an und sagen: Respekt. Diesen feinen Klang hätten wir nach den ersten Erfahrungen vor einer Woche nun doch nicht erwartet. Meinem Gasthörer fehlt es jetzt noch ein wenig an der räumlichen Darstellung und dem Staging. Auf seine Anregung hin verbreitern wir daher probeweise die Stereobasis um ein paar Zentimeter, und nun sagt ihm die Durchschaubarkeit zu und ist für ihn stimmig. Recht hat er, auch mir gefällt die Abbildung so besser.
Weiter geht es mit einer etwas flotteren Nummer, bei der man im ersten Moment nicht wirklich an den mittlerweile über 80-jährigen Paul Anka denkt: „Sorry Now“ aus seinem Album Sessions von 2022. Da sagen wir beide auch: „Sorry Now“, Monitor Audio Gold 100 6G. Da haben wir euch wohl Unrecht getan neulich, aber ihr beide habt es uns beiden ja auch nicht unbedingt leicht gemacht zu Beginn… Doch wie ihr mit der falsettähnlichen Stimme des Sängers umzugehen wisst, Respekt. Da piekst und kratzt nichts mehr, aber nicht die Spur. Doch samtweich verwaschen präsentiert ihr uns den Sänger auch nicht, gut und klar verständlich ist sein Flehen, absolut glaubwürdig, das überzeugt uns beide. Wo es dann etwas weicher wird, und eine Spur von der hundertprozentigen Neutralität abweicht, das sind die Streicher; angenehm und seidig sind sie. Doch die Geiger können auch anders, mit flott auf-und abschwellenden Sätzen verschiedener Tempi begleiten sie Paul Anka, und die Treiber der Lautsprecher gehen diesen Weg ansatzlos mit. Und die Dramaturgie, die diesem Lied innewohnt? Sehr überzeugend..
Dann lassen wir uns eine kleine Gemeinheit einfallen: Wir trennen die Monitor Audio Gold 100 6G von ihrem Halbbruder, dem Vollverstärker Roksan Caspian 4G. Als treibende Kraft kommt nun der Rega Aethos zum Einsatz, der ebenso im englischen Essex entwickelt und gebaut wird. Obwohl die Verstärker also örtlich recht dicht beieinander erdacht und gebaut werden, ist dies beim klanglichen Ergebnis nicht ganz der Fall. Die grundsätzlich offene und freie Spielart wie auch die mitnehmende Art der Regallautsprecher bleibt erhalten. Mit dem Aethos verbandelt gehen die Gold 100 6G jedoch in Richtung Schweizer Taschenmesser, so zeichnen sie jetzt durch, verflucht echt und dicht am Original. Diese punktgenaue Art von Neutralität, die muss man allerdings auch mögen. Auch die Signatur des Tieftons ändert sich, er legt eine Schippe und Fülle drauf, in dieser Kombi ist das Power ohne Ende. Es kommt also auf das Zusammenspiel der HiFi-Komponenten an, das dürfte wohl jedem unserer Leser bekannt sein, die richtige Mischung macht es aus, da erzähle ich hier nichts Neues, aber das Ergebnis ist doch immer wieder interessant zu Hören. Da liegt der Vergleich mit einer guten Cuvée beim Rotwein doch sehr nahe.
Nach dem Ausflug nach Southend-on-Sea zu Rega geht es wieder zurück nach Rayleigh und die Halbgeschwister werden wieder miteinander verbandelt. Als Dritte im Bunde kommt London Grammar – etwas weiter weg aus Nottingham – mit „Hey Now“ dazu. Ganz unschuldig und zärtlich ist die ausdrucksstarke Stimme von Hannah Reid, immer wieder herrlich diese klare Durchhörbarkeit, und felsenfest steht sie mitten zwischen den Monitor Audio Regallautsprechern. Eher wie ein Fels in der Brandung, das stellt man dann fest, wenn die abartigen Tiefen durch den heimischen Hörraum rollen. Sie sind elektronisch kräftig aufbereitet, und der Elektropop hat es in sich, da kann man einen Lautsprecher gut mit quälen und auch mal überfordern, doch wir haben Glück. Mir persönlich ist dieser Bass eine Spur zuviel des Guten, also rein mit den Stopfen in den rückwärtigen Bassreflex, passt. Und bitte nicht zu nahe an die rückwärtige Zimmerwand, so 40 bis 50 cm Abstand sollten es schon sein. Diese Maßnahme gibt dann doch mehr Struktur im Tiefton, und um die Nachbarn einer Mietwohnung ordentlich zu ärgern, reicht es allemal, was die Monitor Audio Gold 100 6G immer noch so drauf haben. Doch im Gegensatz zu mir: Nik B. ist rundum begeistert über das Bassvolumen ohne die Bassreflex-Stopfen. Das ist ganz schön ordentlich für die kleinen Engländerinnen, so seine Aussage.
Monitor Audio Gold 100 6G – Fazit
Für heutige Verhältnisse sind die Regallautsprecher Monitor Audio Gold 100 6G für Vertreter ihrer Gattung relativ groß geraten. Doch im Gegenzug konnten die Entwickler drei Wege mit einem amtlichen 20 cm Tieftontreiber im geradlinig gestalteten Gehäuse unterbringen. Diese sorgen für weiträumige wie auch kräftige Klänge, die man nicht unbedingt bei einem so kompakten Lautsprecher vermutet. Grundsätzlich eher auf der angenehmen Seite von neutral abgestimmt und die klanglichen Eigenschaften von Quelle und Verstärker geschmeidig durchreichend, sind die Gold 100 6G detailfreudig und lassen den Hörer gern am Geschehen auf der Bühne teilnehmen. Das Staging stimmt auf den Punkt und die naturgetreue Wiedergabe von Stimmen wie auch Instrumenten sind mit ihnen ein Vergnügen. Wer relativ kompakte und auf den Punkt spielende Drei-Wege-Lautsprecher sucht, der sollte sich die Monitor Audio Gold 100 6G ernsthaft anhören.
Im Test
3-Wege-Regallautsprecher mit Bassreflex
Monitor Audio Gold 100 6G
Maße: 23,0*35,8*44,8 cm (b*t*h)
Gewicht: 14,0 kg / Stück
Farben: Schwarz Hochglanz, Weiß Seidenmatt
Furnier: Makassar
Paarpreis: 3.498 Euro
Optional: Standfuß ST-2 für 678 Euro / Paar
Kontakt
Pannes Vertriebs KG
Berliner Straße 3
23795 Bad Segeberg
Tel.: 04551-8955394
Mail: info@pannes-vertrieb.de
Web: www.derbesteklang.de
Mitspieler im Test
Quellen digital – Netzwerkspieler Atoll ST 300 Signature, CD-Spieler Cambridge Audio 851C, Musikserver Innuos ZEN MK.III
Quellen analog – Plattenspieler Rega Planar 6 mit MC-Tonabnehmer TAD Excalibur Black, Plattenspieler Sonoro Platinum mit Ortofon 2M Red, Phono MM- & MC Verstärker Trigon Vanguard III
Verstärker – Vollverstärker Rega Aethos, Vollverstärker mit Phono-Eingang und D/A-Wandler Roksan Caspian 4G
Lautsprecher – Standlautsprecher LUA Con Espressione, Subwoofer REL R 505, Standlautsprecher Indiana Line Diva 5, Standlautsprecher quadral SIGNUM 70
Kopfhörer – Offener Kopfhörer Focal Clear, Kopfhörerverstärker Divaldi AMP-02 mit Phono MM- & MC Stufe
Zubehör – Lautsprecherkabel: Supra XL Annorum, in-akustik LS-804 AIR DIY, in-akustik Referenz LS-204 XL Micro AIR. Kleinsignal-Kabel: Cinchkabel in-akustik NF-1204 Air, XLR- und Cinchkabel Fadel Art Pro Link. Stromkabel Supra LoRad 2.5, Netzleiste PS Audio Dectet, Powergrip YG-1 Netzfilter, HiFi-Switch NuPrime Omnia SW-8, LAN-Kabel Supra Cat8 & Wireworld Starlight
Fotos: Soweit nicht anders benannt: Bernd Weber
Bei uns HiFi-IFAs im Test
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