Vor rund zwei Jahren testete unser Autor Alfredo Mascia den Röhren-Vollverstärker LAB12 Integre4 Mk2 im heimischen Wohnzimmer. Nun ist die Weiterentwicklung des griechischen HiFi-Spezialisten auf dem Markt, grundlegend überarbeitet und mit neuem Netzteilkonzept unter der fast selbsterklärenden Bezeichnung LAB12 Integre4 Mk2 dual mono toroid. Grund genug für den umtriebigen Vertrieb und Händler CM-Audio aus Neuss, uns ein Testpaket des Upgrades zur Verfügung zu stellen, damit wir HiFi-IFAs der Pretiose um 7.000 Euro auf den Zahn fühlen können. Getreu dem Firmenmotto: Nur zu Hause klingt wie zu Hause – oder bei den HiFi-IFAs.
Vielleicht ist es gleich zu Beginn die richtige Gelegenheit, mich zu outen. Bis dato war noch nie ein Röhrenverstärker bei mir zu Gast im Hörraum. Transistorverstärker fand ich für zu Hause immer praktischer, nicht so empfindlich und die glimmen auch nicht so „spooky“ 😉 Natürlich habe ich in meinem mittlerweile bald 40-jährigen HiFi-Leben schon einige Röhrenverstärker zu unterschiedlichsten Gelegenheiten und an unterschiedlichsten Orten gehört – und hatte meine Freude daran. Optisch wie akustisch. Tatsächlich gehöre ich auch nicht zu den Verfechtern des „eine Röhre klingt per se warm“ Paradigmas. Diesen Zahn zog mir die AUDIO Redaktion gleich Anfang der 2000er Jahre in einer Session der Hörerjury bei einem Endstufentest, an den ich mich im Ergebnis noch gut erinnere.
Für mich ist der Test also so etwas wie eine Premiere und ich freue mich daher schon riesig darauf. So, wie ich auch gespannt bin, was mich im Umgang mit einem Röhrenverstärker erwartet. Vielleicht berichte ich deshalb etwas ausführlicher, als es für den Röhren-Routinier nötig wäre, aber vielleicht interessiert ja meine persönliche Annäherung den neugierigen aber bisher unbeleckten Röhren-Interessenten.
LAB12 Integre4 Mk2 dual mono toroid – Annäherung
CM-Audio verschickt seine Testpakete in den gehobenen Gewichtsklassen gerne in eigenen, soliden Flightcases mit individuell angepasster, sehr sicherer Auspolsterung. Inhalt des Koffers ist in diesem Fall das eigentliche Gerät sowie ein Satz Röhren, die der Besitzer vor Betrieb einsetzen muss. Der LAB12 Integre4 Mk2 in der toroid Version kommt dabei auf ein stattliches Gewicht von 25 kg. Das dessen Schwerpunkt eindeutig im Heck des 430 * 190 * 290 mm (B * H * T) messenden Gerätes mit dem dort verorteten, senkrechten „Hochhaus-Aufbau“ sitzt, merkt man schnell beim Hochheben. Also ein wenig aufpassen, dass er einem nicht nach hinten aus der Hand kippt…
Die Röhren liegen sicher verpackt in einem Schaumstoff-Formteil mit Pappschuber, auf dem die Position der Röhren auf dem Gerät vermerkt ist. Die Sockel am Gerät sind entsprechend mit V1 – V8 durchnummeriert. Soll heißen: Alles hat seine Ordnung. Die Röhren setze ich mit Stoffhandschuhen ein, damit kein Hautfett auf den Glaskolben, die sich im Betrieb erhitzen, haften bleibt. Die korrekte Montage (Verdrehsicherheit) erfolgt bei den großen Röhren über eine Nase am mittleren Bolzen, bei den kleinen über die Verteilung der Pins. Das ist schonmal selbsterklärend. Wichtig, aber auch irgendwie einleuchtend: das Gerät muss währenddessen aus sein.
Das Lesen der Bedienungsanweisung vorab ist empfehlenswert, denn bevor man den Kippschalter umlegt, der sich einladend vorne links oben auf dem Gehäuse befindet, muss man wissen, dass a) diese Toroid/Röhren-Kombination nur mit angeschlossenen Lautsprechern betrieben werden darf, da sonst Schäden an Röhren und Netzteil entstehen können und b) frische Röhren mit herunter gedrehtem Ruhestrom (Dreh-Poti gegen den Uhrzeigersinn) in Betrieb genommen werden sollen, so dass sie in der Stromstärke „von unten“ angefahren werden. Da diese wichtigen Vorkehrungen auf dem Gerät nicht gekennzeichnet sind, was ich mir persönlich wünschen würde, muss der Besitzer im Betrieb daran denken.
Also erst einmal – wichtig – die Last, also die Lautsprecher, anschließen und den Ruhestrom (Bias) der großen Röhren ( V1-V4 ) runterdrehen. Das hat LAB12 mit den in der Front versenkten Potis geschickt gelöst. Dem Satz Röhren liegt ein passender Schlitz-Schraubendreher bei. Wenn man weiß, dass die Röhren bereits im Gerät benutzt und der Bias-Level korrekt eingestellt ist, entfällt diese vorbereitende Prozedur natürlich.
Ich starte den LAB12 Intergre4 Mk2 dual mono toroid zum ersten Mal. Die Aufwärmphase beträgt rund eine Minute, im Display zählt der LAB12 derweil die Sekunden herunter. Das große Glimmen beginnt. Auf der Front befinden sich zwei schön gerändelte Drehknöpfe, in der Mitte das dimmbare, gut ablesbare OLED-Display in gelber, klassischer Optik. Der linke Knopf navigiert in den zwei Zeilen, die ganz pragmatisch den Menüpunkt und den einzustellenden Wert anzeigen. Ein Druck auf den Knopf bestätigt die Eingabe. Im Bias-Menü wird der aktuelle Ruhestrom je Röhre beim Klick nacheinander angezeigt. Der Wert verändert sich beim Einstellen per Poti. Sollte übrigens ein Eingangssignal anstehen, keine Sorge: dies wird weggeschaltet. Die Einstellwerte richten sich nach den eingesetzten Röhren und sollten im Betrieb gleich sein. Der Besitzer kann dann in aller Ruhe auch einmal ausprobieren, inwiefern er mit der Einstellung des Bias für sich Veränderungen im Klang herbeiführen kann.
Das Menü des LAB12 ermöglicht folgende Einstellungen: Bias wie beschrieben, Röhren-Betriebsdauer, Dimmung, Quellenauswahl und Quellenbezeichnung. Wem die Dreh/Drück-Logik nicht ganz fremd ist, findet sich da schnell ein. Rechts befindet sich der Lautstärkeregler. Die Drehfunktionen der Knöpfe finden sich als Laut- / Leise- sowie Vor- / Zurück- und die Drückfunktion als Menü-Taste sowie eine Mute-Taste auf der einfachen, aber handlichen und praktischen Fernbedienung rc1 wieder.
Die Entwickler von LAB12 sind nicht nur mit dem Dual Mono Aufbau Freunde der Symmetrie. Auch die 6,3 mm Kopfhörerbuchse findet ihren Platz gespiegelt zum runden Netzschalter. In vier Buchsen kann ein Schutzgitter über die Röhren gesteckt werden. Die 5mm-Alufrontplatte des Testgerätes ist seidenmatt perlgestrahlt und hinterlässt mit der umlaufenden Fase und den kleinen Radien an den Ecken einen eleganten Eindruck. Die sichtbare Verschraubung der Frontplatte mit Linsenkopf ist eingesenkt und die Bohrung ebenfalls mit einer Fase versehen, was dem Ganzen einen technischen Look verleiht, der gut zum Gerät passt. Die Griechen setzen hier auf den klassischen Farbmix: das solide Blechgehäuse ist immer Schwarz, die Alu-Frontplatte „Frozensilver“ oder Mattschwarz.
Ach ja, ich war so im Röhren-Flow und der damit einhergehenden Handhabung des Integre4 Mk2, dass ich das Thema Anschlüsse eingangs nur kurz als unbedingte Notwendigkeit erwähnte. Der Röhrenvollverstärker ist klassisch minimalistisch ausgestattet. Er bietet fünf analoge Eingänge von denen der erste wahlweise über die symmetrischen XLR-Buchsen oder Cinch angeschlossen werden kann. Analog 2-4 sind grundsätzlich Cinch. An den LAB12 kann dann ein Paar Lautsprecher über solide, kunststoffummantelte Klemmen mit Mittenbohrung angeschlossen werden. Meine Quellen, der Streamer LUMIN U1 mini über den MERASON DAC1 mk2 sowie der CD-Player C.E.C. CD 2N, schloss ich mit WSS Platin XLR-Kabeln symmetrisch an, raus ging es mit in-akustik LS1205 AIR Kabeln an ein Paar kompakte Diapason Adamantes V Lautsprecher.
LAB12 Integre4 Mk2 dual mono toroid – Technik
Der wesentliche Unterschied zum LAB12 Integre4 Mk2 erklärt sich mit dem fast schon bescheiden an die Modellbezeichnung angehangenen dual mono toroid nahezu von selbst. Dies beschreibt die Verwendung von zwei stattlichen Ringkerntransformatoren, die damit einen konsequenten Doppel-Mono-Aufbau ermöglichen. Das heißt, jeder Kanal besitzt seine eigene Stromversorgung, wie zwei komplett separate Verstärker. Die rauscharmen und massiven Ringkerntransformatoren sind die Basis für zwei vollständig überarbeitete Netzteile, die im Dual-Mono-Betrieb die Möglichkeiten der leistungsstarken KT-150 Endstufenröhren voll ausschöpfen. Ziel ist es unter anderem dabei, das Grundrauschen auf ein, speziell für einen röhrenbasierten Vollverstärker, extrem niedriges Niveau zu minimieren.
Gleichzeitig soll die Leistungsfähigkeit der Toroid Version, die sich mit 65 Watt beziffert, Antrieb auch für in der Last anspruchsvollere Lautsprecher sein. Der LAB12 Integre4 Mk2 dual mono toroid wird ab Werk mit KT150 Leistungs-Pentoden-Röhren von Tung Sol ausgeliefert. KT150 beschreibt damit den Röhrenaufbau. Es gibt verschiedene, aber dennoch wenige Hersteller. Der Ruhestrom (oder Bias) wird bei der KT150 mit 38 mA bis 45 mA vorgegeben. Der Röhrenverstärker kann alternativ auch mit 6L6, EL34, 6550, KT88 sowie KT120 Röhren betrieben werden. Die notwendigen Ruheströme sind dann zum Teil deutlich niedriger (6L6 ab 11 mA) und der Wechsel verläuft dann wie eingangs beschrieben mit dem Herantasten an den Soll-Bias. Das LAB12 Bias-System arbeitet mit einem leistungsstarken Prozessor und ermöglicht die direkte Anzeige des Anodenstroms zur einfachen sowie sicheren Einstellung über die die Potis an der Frontplatte. In der Eingangsstufe sitzen vier 6n1p Doppeltrioden.
Die Lautstärkeregelung übernimmt ein hochwertiges motorisiertes Blue Velvet ALPS Potentiometer. In die Elektronik integriert ist ein hochentwickeltes Schutz- und Vorspannungsüberwachungssystem, zudem kommt der Verstärker ohne Feedbackschleife aus. Unter dem Namen SRSG®-Topologie hat LAB12 eine getrennte Masseführung für Signal und Spannungsversorgung realisiert. Ebenso ein Eigengewächs und Merkmal von LAB12 ist die Fine Symmetry®-Implementierung, die das Leiterplattendesign beschreibt, welches für gleiche Signallaufwege, die insbesondere Impedanz und Kapazitätswerte beeinflussen, der Kanäle sorgen soll. Weiterhin haben die griechischen Entwickler an einer verbesserten Rauschunterdrückung sowie verbesserten Ausgangstransformatoren gearbeiteten. Die Geräte von LAB12 werden übrigens nicht nur in Griechenland entwickelt, sondern dort auch in der eigenen Manufaktur gebaut.
LAB12 Integre4 Mk2 dual mono toroid – Technische Daten
- Eingänge:
5x unsymmetrische Line-Stereo RCA
1x unsymmetrische Line-Stereo XLR - Ausgang:
1x Lautsprecherschraubklemmen mit Mittenbohrung - Verstärkung: 65 Watt pro Kanal
- Frequenzgang: 15 Hz – 70 KHz (-1dB)
- Eingangsimpedanz: 50 kOhm
- Röhren
4x 6n1p Doppeltrioden
4x KT150 Leistungspentoden
Optionale Röhren: EL34, 6550, KT88, KT120 kompatibel - Netzteil
Leistungsaufnahme: 350 VA max.
AC-Versorgung: 230VAC 50Hz (115VAC 60Hz) - Gehäuse
Abmessung: 430 * 190 * 290 mm (B * H * T)
Gewicht: 25 kg
Gehäuse 5mm Aluminium Frontplatte: Mattschwarz, Frozensilver - Garantie: 5 Jahre
- Zubehör: Fernbedienung
- Optionales Zubehör: Röhrenkäfig
LAB12 Integre4 Mk2 dual mono toroid – Klang
Wer eigene Erfahrung mit Röhrenverstärkern besitzt, wird wissen, oder wer einmal in Foren gestöbert hat, wird festgestellt haben, dass der gleiche Verstärker mit unterschiedlichen Röhren unterschiedlich klingen wird. Das heißt, die beschriebenen Klangeindrücke und damit der vorliegende Test, beziehen sich genaugenommen nicht auf den LAB12 Integre4 Mk2 dual mono toroid allein, sondern auf den LAB12 Integre4 Mk2 dual mono toroid mit Tung Sol KT150 Röhren. Das ist aber insofern in Ordnung, als dass dies die vom Hersteller empfohlene Standardausrüstung und so „out of the box“ erhältlich ist. Zudem stellt dies eine valide Absprungbasis für alle dar, die dann doch noch experimentieren wollen. Der LAB12 Integre4 Mk2, den Alfredo zum Test hatte, hatte übrigens KT170 Röhren im Einsatz, was technisch einen weiteren Unterschied darstellt.
Als ich den Röhrenvollverstärker erhielt, hatten die KT150 bereits etwas über 100 Betriebsstunden auf der Uhr. Torsten Fink bat darum, den Röhren 200 Stunden Betriebszeit zu gönnen, bevor ich den Hördurchgang dokumentiere. Ich entschloss mich, weil ich neugierig war, den Verstärker direkt nach dem Auspacken kurz auszuprobieren. Danach spielte ich ihn 24/7 mit leiser Musik und mit Ruhestrom im Hörzimmer ein, um ihn dann bei etwas über 200 Stunden in den Hörbetrieb zu nehmen. Der folgende Hördurchgang fand bei rund 250 Betriebsstunden statt.
Eindrücke über die Röhrenlaufzeit sind ja nie ein A/B-Vergleich, da das Gedächtnis, beziehungsweise das Bauchgefühl bemüht werden muss. Das ist klar. Mein erster Eindruck aber war: Mensch, der klingt ja klasse. Wieso soll ich den weiter einspielen? Nach den 100 Extra-Betriebsstunden hatte ich dennoch das Gefühl, dass der LAB12 Integre4 Mk2 dual mono toroid feinfühliger und runder klang. Der Blick auf Details und die Dynamik verschmolzen feiner und wurden intensiver verwoben. Dabei spreche ich nicht von Welten, sondern von Eindrücken, die sich eben in der Bauchgegend manifestieren. Besitzern würde ich empfehlen, die Einspielzeit nicht ungehört vom Röhren-Amp ableisten zu lassen, sondern beim Musikhören daran teilzuhaben und den schleichenden Prozess der „Reifung“ mit zu erleben.
Irgendwie sucht der ambitionierte Tester, der nicht nur an der Erfüllung seiner Pflicht, sondern auch an der Musik interessiert ist, nach geeignetem Material für den Hörtest. Hier mache ich mal was, dass man ja eigentlich nicht machen sollte: ich nehme zwei Geräte in die Anlage, die nicht zu meinem Standard-Setup gehören. Zum einen lasse ich den C.E.C. CD 2N CD-Spieler als Quelle am Ruder und stecke ihn auf den griechischen Vollverstärker um. Der C.E.C. hat in seinem Test richtig Lust aufs CD-Hören gemacht und zusammen geben sie ein tolles Duo ab, das den Reigen gerne eröffnen darf.
Um nicht zu viele Unbekannte in die Gleichung zu bringen, darf nochmal Tobias Hoffmann mit seinem Jazz Orchestra und dem neuen Album Innuendo an den Start. Was ich zu Ohren bekomme, versüßt mir direkt den Sonntag. Ein wenig erweckt sich bei mir der Eindruck, die Musik würde nicht einfach abgespielt, sondern zelebriert. Im Ledersessel sitze ich bereits, fehlt passend dazu nur noch ein süffiger griechischer Papaïoannou 2006 Microclima Ktima PDO Nemea.
Den LAB12 Integre4 Mk2 dual mono toroid empfinde ich ab dem ersten Takt nicht als Analytiker, der jedem Detail hinterher hechelt, sondern der den Jazz als großes Ganzes versteht. Dabei läuft er nicht Gefahr, sich in Kleinigkeiten zu verzetteln, sondern macht mir plausibel, dass grade rund 20 Musiker als Gruppe dabei sind, gemeinsam ihr Bestes für mich zu geben. Ich höre grad Titel 5, „Convictions“. Die Hi-Hats spielen fein, haben einen schönen Nachhall, die Bläser haben je nach Instrument einen leicht nasalen Touch oder die Attacke, wirken aber nie unnatürlich aufpoliert. Das ist auch beim folgenden „Bipolarity“ zu bemerken. Die Größe des Orchesters passt, die räumliche Aufteilung und die direkte Ansprache des Hörers, ohne mich dabei zu nerven, ebenfalls. Was mir richtig gut gefällt ist der Punch der Bassdrum, die vor mir zu stehen scheint und Druck in den Raum bringt.
Abwechslungsreich kommt „The Lake“ daher, das stimmungsvoll mit einer Bass-Klarinette links startet und das Orchester sich von dort nach rechts aufzuziehen scheint. Es würde auch als jazzige Version vom Schwanensee durchgehen. Ein Hauch von Klassik schimmert schon durch, wandelt sich mit der Trompete aber immer mehr ins verträumt jazzige. Und dann der Bruch, nicht nur im Stück, im ganzen Album – die kernige Gitarre setzt ein – ganz anders, aber komischerweise nicht wie ein Fremdkörper.
Das Ohr klebt förmlich auf den sehnig, verzerrt klingenden Saiten, bis die Trompetengruppe gegenhält und die alte Ordnung wiederherstellt. Den fetten Basston hält der LAB12 Integre4 Mk2 in der Toroid Version dabei auch noch tapfer im Zaum. Wow. „Perseverance“ schließt das Album dem Punch auf den Punkt und den musikalischen Spannungsbögen mit einem Hauch von Drama ab, die mir so gefallen. Die japanisch-griechische Kombi hat es mir leicht gemacht, das Album des Österreichers Tobias Hoffmann und seinen Musikern durchzuhören. Ich kann mich kaum trennen, um auf meinen LUMIN U1 mini Streamer und den MERASON DAC1 mk2 als Quelle umzuklemmen.
Ich entscheide mich für die Single Microphone Aufnahme von Braskiri Live at MCO und verspreche mir davon, einen Eindruck zu bekommen, wie der Röhrenverstärker mit der Livehaftigkeit und Räumlichkeit der Aufnahme umgeht. Augenblicklich gehen die Mundwinkel und der Daumen nach oben. Dabei habe ich den Eindruck, dass der LAB12 nicht jedes metallische Instrument, sei es ein Hi-Hat oder ein Flügelhorn bis auf das letzte glanzpoliert – oder gar überpoliert, sondern diese feine, warme Note beibehält, die den Tönen ihren Reiz verleiht.
Und das geht nicht mit vornehmer Zurückhaltung einher, die Präsenz ist voll da, aber eben nicht durch eine vordergründige Politur. Das kommt auch dem Schlagzeug zu Gute, bei dem ich mir das gespannte Fell der Trommeln gut vor meinem geistigen Auge vorstellen kann. Gleiches gilt für das Klatschen am Ende des ersten Stückes „The Bermuda Triad“. Eine Tonerzeugung, die man sich organischer kaum vorstellen kann und die auch genauso rüberkommt.
Bei „The Moonstruck Armadillo“ füllt sich der Raum. Hauptakteure sind hier das Schlagzeug, die Trompete, eine Tuba, ein Spielzeugpiano und ein „richtiges“ Piano. Das Schlagzeug links nimmt seinen eigenen Raum ein, klebt nicht am Lautsprecher und entfaltet sein ganzes Spektrum von feinen Hi-Hats, knackigen Trommeln und satter Bassdrum. So fein kann das funktionieren. Die Trompete spielt in der Mitte in ihrer eigenen Sphäre, ist also auch nicht nur auf einen Punkt reduziert. Ich merke wie der Ton aus dem Instrument gepresst wird, ohne dass er mich anspringt. Ebenso klimpert sehr plastisch das Spielzeugpiano und wird von der Substanz des erwachsenen Bruders kontrastiert. Die Raumaufteilung ist dabei hervorragend, sauber, präzise und mit nachvollziehbaren Dimensionen. Auch dieser Titel wird mit einem Applaus belohnt, dem ich beiwohnen darf.
Ich kann es mir nicht verkneifen und zaubere nochmal Blue Oyster Cult aus dem digitalen Musikserver-Hut. Eine alte Aufnahme, die der LAB12 Integre4 Mk2 dual mono toroid absolut nicht alt aussehen lässt. Die respektvolle Art wie der Grieche mit der Musik umgeht, verleiht meinem Lieblingssong „Don’t Fear the Reaper“ bei Gitarren und Bass eine schöne Sehnigkeit, die dem Sound gut zu Gesicht steht. Und auch wenn es sich um eine Studioaufnahme handelt, besitzt der Song trotzdem einen schönen Zusammenhalt, vermittelt den Eindruck, dass hier Musiker zusammen Musik machen.
Auch mit dem LAB12 kann ich schön erleben, wie der E-Bass durch den Song treibt und die Gitarre sich immer wieder mal mit ihrem Thema oder fast flehentlich in den Vordergrund drängt. Auch das Schlagzeug fügt sich nahtlos ein, füllt die freien Räume. Eric Bloom erscheint fast plastisch vor mir, ohne dass der LAB12 verheimlicht, wo der Tontechniker der Stimme nachgeholfen hat. „Astronomy“ entführt mich in die Sterne. Bei diesem Titel wechselt die Stimmung. Der Sound wird irgendwie offener, leichter. Auch das zeichnet der LAB12 sauber nach, aber ohne die Cult Rocker dafür abzustrafen. Allzu analytische und hell aufspielende Setups können einem das Album Cult Classics schnell verleiden. Besonders wenn „Astronomy“ zum Schluss Fahrt aufnimmt und die Gitarren heulen. Was ich jetzt höre, lädt mich auf charmante Weise zum Weiterhören ein.
Wahrscheinlich wird sich niemand ernsthaft einen Röhrenverstärker kaufen, um seine vier Wände in eine Disco umzufunktionieren, aber ein bisschen was wird man dem LAB12 Integre4 Mk2 dual mono toroid ja abverlangen dürfen. Daher mache ich das, was ich schon immer mal machen wollte: Ich höre mir die Chemical Brothers mal auf einer ordentlichen Anlage an und nicht nur am Computer auf youtube. Die Chemical Brothers machen zum Teil echt klasse Videos, dazu gehört sicher „Free yourself“ vom Album No Geography.
Der Song startet recht direkt mit der synthetisierten Frauenstimme mit Sprechgesang und dem Mantra „Free yourself, help to free me, free us… Dance.“ Wieder klar umrissen in der Mitte, wieder fast holografisch, fast ein bisschen gruselig. Und dann BÄM! Dann haut ein Bass rein, der sich gewaschen hat und es geht zur Sache. Wenn ich da eine potente Transistorendstufe aus dem Fuhrpark ranlasse zimmert die mir den Bass sicher klarer umrissen und noch fetter in den Raum, aber das hier ist derart amtlich, dass ich denke, ich komme bestens klar damit.
Die Kunst ist eigentlich, dass ich den durchdachten Aufbau der Musik, die sicherlich alles andere als primitiv ist, miterleben und nachvollziehen kann. Ein Erlebnis, das Lichtjahre von dem In-Ear Erlebnis am PC entfernt ist, weil mich der Sound zum einen fast körperlich erreicht und dem Ganzen auch neue Dimensionen verleiht. Sounds werden positioniert, verteilt, variiert und umgeschichtet. Und all das mit dem mittlerweile gewohnt griechischen Charme. Ach komm, einer geht noch. Das Video von „Go!“ ist doch auch echt nice. Und wie klingt das? Exakt so, nice! Und „Escape Velocity“. Passt! Und so lasse ich mich mit dem LAB12 Integre4 Mk2 dual mono toroid noch einige Zeit durch die Welt der Chemical Brothers treiben…
LAB12 Integre4 Mk2 dual mono toroid – Fazit
Ein Röhrenverstärker ist etwas Besonderes und verlangt dafür nach etwas Aufmerksamkeit. Das gestaltet der 6.800 Euro teure LAB12 Integre4 Mk2 dual mono toroid mit seiner pfiffigen Ruhestromeinstellung sehr komfortabel. Bei gängigen, lastunkritischen Lautsprechern dürften zudem mit den Standard KT150 Röhren kaum Einschränkungen bei deren Auswahl bestehen. Klanglich vermittelt die Toroid Version des Integre4 Mk2 das Gefühl, seinen Zuhörern entspannte Freude an der Musik vermitteln zu wollen und macht damit einen gelassenen Tanzschritt zur Seite im highfidelen Klangwettstreit. Der Sound wirkt in sich sehr schlüssig und wunderbar farbstark. Gleichzeitig bietet der Amp ein hohes Maß an Details und Feingefühl. Das Ganze steht auf einem satten, beeindruckenden Bassfundament, worauf sich eine stimmige Bühne aufbaut. Wer einen Vollverstärker mit klassischen Analogeingängen und ohne Schnickschnack, dafür aber mit einer ordentlichen Portion Charisma zum unbeschwerten Musikgenuss sucht, der findet mit dem LAB12 Intergre4 Mk2 dual mono toroid und seinem berührenden Sound einen Freund fürs Leben.
Im Test
High End Röhren-Vollverstärker im Doppel-Mono-Aufbau mit zwei stattlichen Ringkerntrafos und KT150 Tubes
LAB 12 Integre4 Mk2 dual mono toroid
Preis: 6.800 Euro
Abmessung: 430 * 190 * 290 mm (B * H * T)
Gewicht: 25 kg
5 mm Aluminium Frontplatte in Mattschwarz oder Frozensilver
CM-Audio bietet Testpakete zum Ausprobieren in heimischer Umgebung an.
Kontakt
Kölner Straße 46
41464 Neuss
Mitspieler im Test
Digitale Quellen – LUMIN U1 mini mit SBooster Netzteil, NuPrime Stream 9, NuPrime CDT-9 mit LPS-212, Merason DAC1 Mk II, Musikserver Innuos ZENith Mk3, C.E.C. CD 2N
Plattenspieler / Phonovorstufe – Rega P8 mit Excalibur Platinum, Vertere Techno Mat, SPL Phonos
Verstärker – SPL Phonitor x mit DAC768 Kopfhörerverstärker/DAC, SPL Director Mk2.2 Vorverstärker/DAC, Makroaudio LittleBIG Power Mono-Endstufe, SPL Performer s1200 Stereo-Endstufe, Audio Analogue AA100DM
Lautsprecher – Dutch&Dutch 8c, Diapason Adamantes V, Elipson Planet L Gold Edition, Velodyne DD-12+
Kopfhörer – ULTRASONE Edition 15
Signalkabel – WSS Platin-Line KS-20 XLR, WSS Premium-Line KS-200 XLR, Boaacoustic Evolution BLACK.rca, Sommer Cable Epilogue XLR, FastAudio Black Science mk III XLR
Lautsprecherkabel – in-akustik LS-1205 AIR, in-akustik LS-404 micro AIR, Boaacoustic Mercury
Digitalkabel – Boaacoustic USB-Kabel Silver Digital Xeno, Supra Cables USB 2.0 Excalibur, Supra Cables DAC-XLR AES/EBU, Supra Cables Excalibur DAC-XLR AES/EBU
Netzwerkkabel – Wireworld Starlight 8, Boaacoustic SIGNAL.lanCat.6A, Supra Cables CAT8+
Netzkabel – Netzkabel Supra Cables LoRad 2.5, bfly bPower
Zubehör – Netzleiste Supra Cables LoRad MD07 DC 16 EU SP MKIII, SBooster BOTW P&P Netzteil, NuPrime AC-4 Power Conditioner, NuPrime Omnia SW-8 HiFi Netzwerk-Switch, Innuos PHOENIX USB-Reclocker, MUTEC MC3+ USB
Fotos: F. Visarius
Weitere Tests von LAB12 bei uns HiFi-IFAs
Test: Röhrenvollverstärker LAB12 Integre4 MK2 – Griechische Trutzburg
Test: Digital/Analog-Wandler LAB12 DAC1 reference – Galanter Grieche um 3.000 Euro
Test: LAB12 Melto2 – MM & MC High End Röhren-Phonovorverstärker