Test: Plattenspieler Cambridge Audio Alva TT mit Direktantrieb & Bluetooth aptX HD

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Im Test der Plattenspieler Cambridge Audio Alva TT mit Direktantrieb, MC-Tonabnehmer, MC-Vorverstärker, A/D-Wandler und Bluetooth aptX HD

Alva TT, sie müssen nur Musik auflegen. So die Aussage von Cambridge Audio Geschäftsführer Stuart George zum britischen Plattenspieler mit Direktantrieb. Das ist eine klare Ansage. Ob diese stimmt, soll unser Test herausfinden.


Cambridge Audio ALVA TT – Die Technik

Cambridge Audio ist vielen Liebhabern hochwertiger Musikwiedergabe als renommierter Hersteller von HiFi-Elektronik mit hervorragendem Preis-Leistungs-Verhältnis bekannt. Mit der Edge-Serie (im HiFi-IFAs Test der Streamer-Vorverstärker und die Stereo-Endstufe) hat Cambridge mittlerweile auch im High End seinen Platz gefunden. Was im Programm bisher noch fehlte, war ein Plattenspieler. Diese Lücke hat Cambridge Audio mit dem Alva TT gefüllt. Bei dem neuen Plattenspieler hat der britische Hersteller nicht gekleckert, sondern geklotzt.

Schick schaut er aus in seiner wohltuend zurückhaltenden, eleganten Optik. Farblich passt er hervorragend zu den anderen Komponenten von Cambridge Audio wie zum Beispiel dem Netzwerkplayer CXN V2 oder dem Vollverstärker CXA81. Von vorn gesehen scheint der Plattenspieler fast zu schweben, auch das hat er mit seinen Geschwistern gemeinsam. Unter der rauchfarbenen Plexiglashaube, beim Musik hören bitte abnehmen, erkennt der Liebhaber des schwarzen Goldes gleich einen Tonarm aus dem dafür bestens beleumundeten Haus Rega. An der Headshell bereits vormontiert ist ein High Output MC-Tonabnehmer mit elliptischem Schliff. Bezüglich des Herstellers hüllen sich die Engländer allerdings in Schweigen.

MC-Tonabnehmer des Cambridge Audio Alva TT am Rega RB330

Für den Plattenteller des Alva TT hat Cambridge Audio ein hochwertiges Thermoplast aus Polyoxymethylen (POM) gewählt. Dieses Material weist eine Rohdichte von ca. 1,4 kg auf, und ist, wie auch der Klopftest beweist, weitestgehend immun gegen Resonanzen. Im Zusammenspiel mit dem Direktantrieb sorgt dies für eine hohe Laufruhe und einen stabilen Gleichlauf.

Cambridge Phono MM und MC Pre Amp

Im Inneren des Plattenspielergehäuses versteckt sich neben dem Direktantrieb auch ein hochwertiger Phono Vorverstärker, der auf dem Phono Duo (Test HiFi-IFAs September 2018) basiert und der die Ströme des High Output Tonabnehmers mit 42 dB verstärkt. Von dort geht es dann per Hochpegel-Cinch raus aus dem Plattenspieler. Abschalten oder umgehen lässt sich die Phonostufe allerdings nicht.

Doch damit nicht genug, nennt er auch noch einen A/D-Wandler mit Bluetooth aptX-HD Ausgang sein eigen, die Datenrate beträgt dabei 24 Bit / 48 kHz.

Der Plattenspieler Cambridge Audio Alva TT. Hier mit den analogen Anschlüssen und aktiviertem Bluetooth aptX

Vielen Liebhabern der Schallplatte dürften sich bei dem Gedanken der digitalen Wandlung einer LP die Nackenhaare aufstellen. Sei’s drum, konsequent ist die Konstruktion des Cambridge Audio Alva TT auf jeden Fall. Kann man seine schwarzen Schätze so auch zu Verstärkern oder Streamern ohne Analogeingang schicken, so sie einen Bluetooth-Eingang besitzen. Oder an Lautsprecher mit Bluetooth, der Plattenspieler darf dabei ruhig ein paar Meter entfernt im Regal stehen, sehr praktisch.

Wie ist das nun mit der Aussage von Stuart George, man müsse nur eine Schallplatte auflegen? So ganz stimmt das ja nicht, aber ins Schwitzen kommt der Analogfan beim Aufstellen und Anschließen des Alva TT garantiert nicht.

Schön Schablone Typ 2 am Plattenspieler Cambridge Audio Alva TTKurz den Plattenteller auf die Achse des Direktantrieb gesetzt, schon ist der erste Schritt gelungen. Dann das Gegengewicht auf das Ende des Tonarm geschraubt, das ist der zweite. Die Auflagekraft wird auf 2 Gramm eingestellt, dazu hat Cambridge Audio dem Direkttriebler praktischerweise eine Tonarmwaage von Ortofon beigelegt. Die Waage passt übrigens ziemlich genau, wie die Überprüfung mit der eigenen von Shure bestätigt. Die Justierung des Tonabnehmers Cambridge Audio Alva MC entfällt, da er bereits perfekt montiert ist, wie der Blick auf die Schön Schablone 2 zeigt.

Das bisschen Cinch-Kabel an einem Verstärker anschließen geht dann ja ruckzuck. Und auch das Bluetooth-Pairing des Plattenspieler zum Netzwerkplayer funktioniert wunderbar. Stuart George hat also nicht zuviel versprochen.

Ein paar technische Daten des Alva TT
  • Ein- Ausschalter mit 33 und 45 Umdrehungen am Cambridge Audio Alva TTAntrieb: Direktantrieb
  • Geschwindigkeiten: 33 1/3, 45 U/min
  • Material Plattenteller: POM (Polyoxymethylen)
  • Durchmesser: 305 mm. Gewicht 2,25 kg
  • Aluminiumtonarm. Länge: 238 mm. Gewicht: 11 gr.
  • Überhang: 17,2 mm
  • MC Tonabnehmer Alva TT mit elliptischer Nadel
  • Auflagegewicht: 2 Gramm
  • Verstärkung MC Phono-Verstärker 1 kHz: 42 dB
  • Ausgänge: Cinch Line. Bluetooth: SBC, aptX, aptX HD
  • Maße: 43,5*36,8*13,9 cm. Gewicht: 11 kg

Cambridge Audio ALVA TT – Der Klang

Cover der LP "Lento" von Youn Sun NahDen Hörreigen eröffnet Youn Sun Nah mit ihrem Album „Lento“. Die Nadel senkt sich, und die Stimme dieser tollen Sängerin setzt ein. Mir gefallen die feinen Verästelungen in ihrer Stimme. Ein paar der Feinheiten, die ich gewohnt bin zu hören, fehlen mir allerdings.

Hm, woran könnte das liegen? Die Justierung und Auflagekraft des MC-System stimmen doch. Ein Verdacht kommt in mir auf. Kurzerhand drehe ich den Netzstecker des Alva TT und beginne von vorn. Und siehe da: Der Plattenspieler reagiert auf die Netzpolung. Ja, so kenne ich die Stimme von Youn Sun Nah. Gewohnt zärtlich umsäuselt sie jetzt meine hoch erfreuten Ohren.

Im Bild das Cover der LP "Another time, another place" von Jennifer WarneWeiter geht das Hören mit einer anderen großartigen Sängerin: Jennifer Warnes mit „Another Time, Another Place“ kommt auf den Plattenteller des Alva TT. Jennifers eher ruhige und leicht sonore Stimme steht schön stabil zwischen meinen Standlautsprechern. Ihre Lieder laden mich zu einem guten Glas Rotwein ein, dabei genieße ich die ruhige Atmosphäre und werde leicht meditativ.

Die große Laufruhe des Cambridge Audio Alva TT unterstützt dabei die Musik. Sanft streichelt der Besen des Schlagzeug über das Becken. Wie beim sehr ruhigen Stück „Tomorrow Night“ der Akustikbass gemütlich durch’s Wohnzimmer schlurft, und der Alva TT den Körper des Instruments vor mir darstellt, toll. Und wenn dann noch die gute alte Wurlitzer mit einsteigt, ja, der Direktantriebler hat den Blues im Blut.

Auch ein sehr ruhiges Lied ist „Bonny Portmore“ von Loreena McKennit. Bei der wabernden und schwebenden Mystik fällt mir auf, dass der Alva TT gegenüber einem Riementriebler wie dem Rega Planar 6 etwas direkter und eine Spur kerniger spielt. Auch bei weiteren Liedern des Best Of Album zieht sich dies so durch. Ob es die Stimme von Loreena ist, die Geigen oder Gitarren, all dies wird ein wenig straffer interpretiert. Was der raumfüllenden Musik jedoch keinen Abbruch tut. In Breite und Tiefe überzeugt mich, was der MC-Tonabnehmer so alles aus der Rille holt. Und die Musik meinen Raum komplett erfüllt.

Der Plattenspieler Cambridge Audio Alva TT per Bluetooth aptX gepaart mit dem Netzwerkplayer Cambridge 851N

Da ich eh dabei bin, auf den Klang bei verschiedenen Techniken einzugehen, nehme ich die Übertragung auf analogem sowie per Bluetooth aptX ins Visier. Und möchte wissen, welcher beim Cambridge Audio Alva TT wohl der wahre sein mag. Und ich muss gestehen, beide haben ihren Reiz. Auf analogem Weg ausgegeben, klingen die Lieder von Loreena McKennitt wie gerade beschrieben, eher direkt. Wird die Musik dagegen im Plattenspieler digitalisiert, per Bluetooth an den Netzwerkplayer Cambridge Audio 851N geleitet und dort wieder analogisiert, hört sich das Ganze etwas anders an. Alles kommt eine Spur wärmer und weicher ans Ohr. Was auch gut am D/A-Wandler AD 1955 liegen kann. Allerdings sind diese Unterschiede so geringfügig, dass man gut die berühmte Diskussion mit Huhn oder Ei beginnen könnte…

LP "The Secret of Climbing" von Songwriter Stephen Fearing, LP von RegaEin letztes ruhiges Album gönne ich mir mit „The Secret of Climbing“ von Stephen Fearing. Was auch, wie mir gerade auffällt, nicht nur musikalisch gut passt. Stammt doch diese LP wie auch der Tonarm des Alva TT aus dem Hause Rega. Cool!

Sehr natürlich spielt Stephen für mich auf seiner Akustikgitarre. Vielfältige Klangfarben der gespielten Saiten erreichen meine Ohren. Wie gekonnt Stephen mit seinem Instrument umgeht, ja, das höre ich gut raus. Und das Klopfen auf dem hölzernen Gitarrenkorpus bringt mich in den Bluesschwung, beschwingt schreibe ich dabei meine Zeilen hier. Und bin versucht mitzusingen, wäre ich doch ein wenig sicherer beim Text… Also achte ich doch lieber auf das Gehörte, und die einfühlsame Stimme des Sängers. Ja, auch die Emotionen kommen beim Alva TT nicht zu kurz.

Melodiös, und dennoch kräftig, das mag ich bei Peder af Ugglas „Autumn Shuffle“ vom Label opus3. Ruhig steigt die elektrische Gitarre ein. Im Hintergrund spielen dazu dezent ein Akkordeon und ein Stehbass, und schon bin ich gefangen. Bei „Wino’s Dance“ kommt eine wunderbar farbige Posaune dazu, förmlich sehe ich, wie der Zug der Posaune ein- und ausgefahren wird. Die Drums geben ihren Rhythmus dazu, doch der Alva TT verschweigt die feinen Töne des Schlagzeugbesen nicht, stets behält er die Übersicht über das musikalische Geschehen. So richtig geht die Sore dann mit „Autumn Shuffle“ los. Der Rhythmus, bei dem ich immer mit muss. Wenn denn die Qualität des Abspielers stimmt. Und ich muss immer weiter mit, die ganze LP muss ich mir jetzt reinziehen, Peder af Ugglas und der Plattenspieler von Cambridge Audio nehmen mich mit, so dass ich Zeit und Raum vergesse…


Cambridge Audio Alva TT – Fazit

Gleich mit dem ersten Plattenspieler Alva TT hat Cambridge Audio ein absolut überzeugendes Rundum-Wohlfühl-Glücklich-Paket auf den Markt gebracht. Die Verarbeitung ist superb. Und die Ausstattung mit integriertem MC-Phonoverstärker, A/D-Wandler, Bluetooth aptX HD sowie hochwertigem MC-Tonabnehmer spitze. Schnell und unkompliziert gelingt der Anschluss an die heimische Anlage. Der Direktantrieb des Alva TT spielt auf den Punkt, überzeugt mit feinen Klangfarben und behält stets die Übersicht über die Musik. Mit seiner umfangreichen Ausstattung und dem tollen Klang hat sich der Alva TT unseren IFAs-Hammer wohl verdient.

Testergebnis des Plattenspieler Cambridge Audio Alva TT: 5,8 von 6,0 Punkten. Und bekommt damit den IFAs-Hammer = Highlight


Im Test der Plattenspieler Cambridge Audio Alva TT mit Direktantrieb, MC-Tonabnehmer, MC-Vorverstärker, A/D-Wandler und Bluetooth aptX HDIm Test

Cambridge Audio Alva TT
Plattenspieler mit Direktantrieb, integriertem MC Phono-Vorverstärker, MC-Tonabnehmer, A/D-Wandler und Bluetooth aptX HD

Preis 1.700 Euro


Vertrieb

Cambridge Audio Deutschland
Alter Wandrahm 15
20457 Hamburg
www.cambridgeaudio.com/deu/de


Mitspieler im Test

Quellen digital – Netzwerkspieler Cambridge Audio 851N, CD-Laufwerk Cambridge Audio CXC, Musikserver Innuos ZEN MK.III
Quellen analog – Plattenspieler Rega Planar 6 mit Tonabnehmer TAD Excalibur Black, Phono MM- & MC Verstärker Trigon Vanguard III
Verstärker – Vorverstärker Cambridge Audio 851E, Endverstärker Cambridge Audio 851W
Lautsprecher – Standlautsprecher LUA Con Espressione
Kopfhörer – Offener Kopfhörer Focal Clear, Kopfhörerverstärker Divaldi AMP-02 mit Phono MM- & MC Stufe
Zubehör – Lautsprecherkabel Supra XL Annorum. XLR- und Cinchkabel Fadel Art Pro Link, Stromkabel Supra LoRad 2.5, Netzleiste PS Audio Dectet

 

About Author

Aufgewachsen in der Blütezeit des HiFi mit Telefunken Allegretto TS 2020 nebst einem Dual 1228 mit Reibradantrieb und Wechsler. Damals habe ich die Technik des Duals bestaunt. Heute denke ich mit Grauen daran, wie die Schallplatten aufeinandergefallen sind...

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