Auf vielen HiFi-Shows haben wir HiFi-IFAs uns in verschiedenen Vorführungen von den Lautsprechern von EPOS begeistern lassen. EPOS ist ein klangvoller Name, der ursprünglich von Robin Marshall aus der Taufe gehoben wurde und für geradlinige Lautsprecher für Musikfans steht. Das Erbe der Traditionsmarke führt nun Karl-Heinz Fink fort, der den englischen Hersteller vor ein paar Jahren übernahm und ihn mit seinen eigenen Erfahrungen weiterentwickelte. Bestens bekannt und beleumdet ist der stattliche Kompaktlautsprecher EPOS ES-14N (um 4.000 Euro). Karl-Heinz Finks Regallautsprecher EPOS ES-7N zielt nun auf einen Einsatz auf dem Sideboard oder Regal ab, soll sich aber auch auf einem Stand wohlfühlen. Beim Formfaktor und mit einem Preis von rund 2.000 Euro kommt er noch einmal ein gutes Stück schlanker daher als der große Bruder. Ich freue mich, ihn nun in meinem Hörraum begrüßen und ihm auf den Zahn fühlen zu dürfen.
EPOS ES-7N – Annäherung
Natürlich war mir die Lautsprechermarke EPOS schon länger ein Begriff und auch, dass jetzt Karl-Heinz Fink und sein Team die Geschicke des Herstellers lenken, ist mir nicht entgangen. Wie erstaunlich die Geschichte des Herstellers ist, wurde mir aber erst bei meinem Gespräch mit Michael Creek klar. Interessant ist in diesem Zusammenhang auch, dass die Elektronik von Michael Creek (hier unser Test von Creek 4040A und 4040CD) unlängst in den Vertrieb von IDC überging, womit sich der Kreis wieder schließt. Der Blick in die Geschichte der Hersteller erklärt dies.
1983, also vor über 40 Jahren, wurde Epos Loudspeakers von Robin Marshall gegründet, der sich auch für die Entwicklung der Lautsprecher verantwortlich zeichnete. Die Idee dabei war, die Treiber so auszuwählen und aufeinander abzustimmen, dass die Weiche möglichst einfach aufgebaut werden konnte. 1988 wurde EPOS an Mordaunt-Short verkauft, die wiederum Teil der TGI PLC Gruppe waren. Gleichzeitig erwarb TGI PLC die ebenfalls besitzergeführte Elektronikmarke Creek Audio, die unter der Obhut von Mordaunt-Short gemeinsam vermarktet wurden. 1994 kaufte Michael Creek seine Firma Creek Audio zurück und übernahm 1999, als die TGI PLC Gruppe beschloss das Geschäft von Epos/Mordaunt-Short einzustellen, auch den Lautsprecherhersteller Epos Loudspeakers. Soweit zur gemeinsamen Geschichte von Michael Creek und Epos.
Im Jahr 2020 kaufte Karl-Heinz Fink, Gründer des deutschen Lautsprecherentwicklers Fink Team und der Beratungsfirma Fink Audio Consulting, Epos. Womit wir beim Status Quo angelangt sind. Karl-Heinz Fink zeigte sich, so die Auskunft der Homepage, interessiert an der Entwicklungsphilosophie von Epos und wollte diese in die Moderne überführen. Damit wurde Epos Loudspeakers Teil des Fink Teams und Fink Audio Consulting. Das Fink Team greift auf eine langjährige und tiefgreifende Erfahrung als Lautsprecherentwickler zurück und wurde übrigens erst im Jahr 2014 mit den Modellen WM4, Borg und KIM selbst zum Hersteller. Die Marke EPOS revitalisierten sie mit einer Neuauflage des ES-14 und nun darf ich mich den EPOS ES-7N widmen.
Ich sage diesen Satz ja immer wieder gern, aber es ist halt auch so: Kompakte Regallautsprecher aufzubauen ist eine Freude, besonders für den Rücken 😉 Die EPOS ES-7N sind sicher gemeinsam in einem Karton verpackt und die Formteile halten sie auf Abstand. Nach Abnehmen des Schaumstoffdeckels lassen sie sich gut aus dem Karton entnehmen und zeigen in der Hand mit einer Masse von je 7,4 kg und einem Volumen von 29 * 20 * 27 cm ein gesundes Größen/Gewichtsverhältnis. Die vollflächigen Lautsprecherabdeckungen von der Größe circa eines DIN/A4-Blattes sind eingeclipst und für den Transport mit einem Vlies sicher von der Lautsprecherfront getrennt. Wo oben und unten ist ertaste ich beim Anheben intuitiv, da der Regallautsprecher für den sicheren Stand von Hause aus gleich vier kleine, kegelige, eingeschraubte Gummifüße mitbringt. Außer am Aufstellort das Vlies zu entfernen, bleibt also nicht viel zu tun.
Ich höre kompakte Lautsprecher gerne auf Stands. Daher räumte ich diese in meinem Hörzimmer frei und platzierte die EPOS ES-7N an einer ihrer zukünftigen Wirkungsstätten. EPOS empfiehlt für eine gute Ankopplung an den Raum einen Stand mit der Höhe von circa 70 cm, was aber letztendlich auch individuell zur Sitzhöhe passen muss und einen Wandabstand von maximal 50 cm. Bei mir passt geometrisch alles wunderbar zusammen. Und nun aufpassen, gut, dass ich die Frontabdeckung entfernt hatte. Die ES-7N sind nämlich tatsächlich ein Lautsprecherpaar – es gibt einen Rechten und einen Linken – , denn sie sind auf der jeweiligen Schallfront asymmetrisch bestückt und zueinander spiegelsymmetrisch. EPOS empfiehlt die Lautsprecher so aufzustellen, dass der Hochtöner innen und damit das Bassreflexrohr, das akustisch gesehen geschickterweise nach vorn zeigt, außen angeordnet ist. Ein zweites Mal aufpassen muss man beim Aufsetzen der Frontblenden: Auch diese sind spiegelsymmetrisch passend zum jeweiligen Lautsprecher ausgeschnitten und wollen sauber steckbar korrekt zugeordnet werden.
Die Lautsprecher sind ordentlich gefertigt und stehen prima da. Mein Paar 7N hat einen Korpus mit seidenmattschwarzem Lack-Finish. Mit der stets schwarzen Schallfront kommen sie also – was vielen Musikfreunden gefallen dürfte – sehr dezent bis fast schon unspektakulär daher. Für expressive Musikfreunde hält EPOS in der schlanken Farbpalette aber auch den knalligen Signalton orange parat. Elegant und gediegener geht es mit Walnuss sowie seidenmatt Weiß zu.
Unten auf dem Fuß der Lautsprecherstands warten schon die Makroaudio LittleBIG Power Monos, die mit einem Preis um 1.700 Euro preislich gut zu den EPOS ES-7N passen. Für die Verbindung sorgt ein kurzes in-akustik Referenz LS-404 micro AIR Lautsprecherkabel. Die Anschlüsse des 2-Wege Regallautsprechers sind sinnvollerweise Single-Wire ausgeführt und bestehen aus zwei nahezu bündig eingelassenen Buchsen für Bananenstecker, in die ich die Bananas des in-akustik Kabels stramm und satt gleitend einstecken kann. Mit einem Abstand der Buchsen von rund 8 cm sollte das Kabel nicht gar zu knapp konfektioniert sein. Eine Frage stellt sich mir dabei: Was machen Musikfreunde, deren Lautsprecherkabel keine Bananenstecker besitzen?
Ein Blick ins Zubehör fördert kleine Adapter zu Tage, die in die Buchsen gesteckt werden können. Diese fungieren dann als kleine Schraubklemmen mit Querbohrung im Gewinde. Die flächenbündigen Buchsen und die kompakten Adapter helfen, die Lautsprecher im Fall des Falles nahezu direkt oder sehr nah an der Wand aufstellen zu können. Wie schon erwähnt, ein Entwicklungsziel des Fink Teams.
Und damit bin ich bei einem wichtigen Punkt. Um die Wirkungsweise der EPOS ES-7N richtig nachvollziehen zu können, sollte man sie auch tatsächlich einmal direkt an der Wand platzieren und hören. Zu diesem Zweck baue ich die Regallautsprecher in einer zweiten Session auch auf einem Sideboard auf und verbinde sie mit dem Ruark R610 Streaming Receiver (um 1.500 Euro), der zeitgleich zum Test im Haus ist. Außer, dass die Gelegenheit günstig ist, stellt die Kombination grundsätzlich eine interessante kompakte Anlage dar. Ich bin jedenfalls für beide Aufstellsituationen gerüstet und widme mich nun der Technik, die auch die genaue Funktion des Schalters am Heck erklärt, bevor es mit den Höreindrücken weiter geht.
EPOS ES-7N – Technik
EPOS ordnet den ES-7N als „Two-way reflex loaded bookshelf speaker“, also als 2-Wege Bassreflex unterstützten Regallautsprecher ein, der zum Beispiel auch in die kubischen Regalsysteme eines schwedischen Möbelhauses passt. Das Entwicklungsziel war somit eine Abstimmung auf „semi-free space“, also mit etwas Abstand von der Wand und direkt an der Wand. Und das löst auch das Rätsel des Kippschalters an der Rückwand zwischen den Anschlussklemmen. Er ändert die Filterung in der Weiche, was die tonale Balance verändert – und zwar merklich. Ich hatte zu Beginn aus Versehen bei einem Lautsprecher den Schalter auf „free“ (empfohlener Wandabstand 30 cm bis 50 cm), den anderen auf „wall“ stehen, was den Klang in meinem Raum von der einen zur anderen Seite gleitend hat asymmetrisch werden lassen. Zudem ist der unterschiedliche Wirkungsgrad (Differenz 3 dB) beider Einstellungen merklich. Das heißt, die Bedienungsanleitung lesen und beide Seiten erst einmal gleich und korrekt einstellen. Dann darf der Hörer gerne mal umschalten und sollte sein Gehör entscheiden lassen. Bei mir standen die Lautsprecher zu Beginn auf den Stands frei und so entschied ich mich da für die Schalterstellung „free“.
Die neue Konstruktion des Tieftöners ist von dem des ES-14N abgeleitet und besitzt einen Mica-gefüllten Polypropylen-Konus, der im Spritzgussverfahren hergestellt wird. Das umgebende Gummi sorgt für geringe Hysterese und eine Nomex Spinne, die hohe Temperaturen aushält, sichert eine linear federnde Aufhängung mit guter Kontrolle bei großer Auslenkung.
Die 30 mm Schwingspule mit Glasfaser-/Epoxidharz-Träger arbeitet in einem Magnetsystem mit einem Impedanzkontrollring, um Verzerrungen und Intermodulation zu minimieren. Ein Doppelmagnet kompensiert das Streufeld und erhöht die Kraft der Spule. Bei der kompakten Bauform des Lautsprechers rückt die Frequenzweiche nahe zum Treiber. Der Kompensationsmagnet hilft, eine Wechselwirkung mit den Induktivitäten des Filters zu vermeiden.
Der Bassreflexausgang, der für die wandnahe Aufstellung des Lautsprechers konsequenterweise auf der Schallfront sitzt, hat eine anspruchsvolle Position, da er an der Seite der Schallfront sitzt. Damit der Röhrenausgang für Stehwellenmodi des Gehäuses optimiert werden kann, setzt EPOS einen gebogenen Kanal ein, der im Inneren in der Mitte zwischen den beiden Seitenwänden an gewünschter Position endet. Die Belüftungslöcher in der Mitte des Kanals sind selektiv gedämpft und kontrolliert, so dass dieser im kritischen Mittelband sehr gut funktioniert. Neben den gewünschten tieferen Frequenzen neigen Bassreflexkanäle dazu, auch Mittenfrequenzen zu übertragen, was zu Verfärbungen führt. Die Technologie von EPOS soll diesen Effekt minimieren.
Den Frequenzgang hat EPOS für eine „semi-free air“ (30-50 cm Wandabstand) oder wandnahe Aufstellung optimiert. Am unteren Ende fällt der Pegel frühzeitig linear ab, um Wechselwirkungen mit dem Raum zu minimieren, wie zum Beispiel einen wummernden Bass. Der Wirkungsgrad liegt bei 86 dB für die Schalterposition free und effektiveren 89 dB für die Position wall, was dann auch den Verstärker im Betrieb entlastet. Eine konstante Impedanz von 4 Ohm und ein geringer Phasenshift soll die ES-7N für viele Verstärkertypen kompatibel machen.
Die Anpassung des Frequenzgangs in der Weiche entspricht einer gleichmäßigen Anhebung des Pegels ab rund 250 Hz für den wandnahen Betrieb mit der Schalterstellung wall. Der Frequenzgang darunter ist in beiden Schalterstellungen praktisch identisch. Die Idee dahinter ist, dass speziell ein kompakter Lautsprecher direkt vor der Wand seine Schallfront über die Wand dahinter vergrößert und damit mehr Energie im Bass nach vorne abstrahlt. Die Frequenz, bis zu der dieser Effekt wirkt (hier also ca. 250/300 Hertz), lässt sich individuell für den Lautsprechertyp ermitteln. Die geschickte Anpassung des Frequenzganges darauf sorgt dann wiederum für ein ausgewogenes Klangbild.
Das Filter selbst verwendet eine Mischung aus Polypropylen-Kondensatoren, Polyester-Kondensatoren und verlustarmen Elektrolytkondensatoren. Fast alle Induktoren haben Luftkerne, und die wichtigen Widerstände sind allesamt nicht-induktive Sonderanfertigungen. Bei der Auswahl der Komponenten der EPOS-Lautsprecher entschied neben der Theorie letztendlich das Gehör.
Das Gehäuse der Lautsprecher besteht aus zweilagigen (je 8 mm) MDF-Platten mit einer effektiven, resonanzhemmenden Dämpfungsschicht dazwischen. In der Deckplatte ist innen zusätzlich ein Block eingesetzt, der die Stereoabbildung verbessern soll. Zur weiteren Aussteifung ist dann nur noch eine Strebe notwendig. Im Boden sind vier M4 Gewindebuchsen eingelassen, in die die mitgelieferten Silikongummi Konen/Spikes zur Entkopplung vom Untergrund eingeschraubt werden können. Die abgesetzte, stets schwarze Schallfront ist ebenfalls doppellagig aufgebaut und an den Rändern großzügig gefast, um Kantenbrechungen zu reduzieren. In vier zylindrische Bohrungen in den Ecken wird die, stets schwarze, Frontbespannung eingesetzt.
EPOS ES-7N – Technische Daten
- Impedanz: 4 Ohm, Minimum 3 Ohm bei 15 kHz
- Empfindlichkeit: 2,83 V, 1m: 86 dB / 89 dB
- Tieftöner: 130 mm Polypropylen Konus
- Hochtöner: 28 mm Keramik beschichtete Aluminiumkalotte
- Übergangfrequenz: 2.000 Hz
- Farben: Lack seidenmatt in weiss, schwarz oder orange; Furnier Walnuss
- Maße: 290*200*270 mm (H*B*T)
- Gewicht: 7,6 kg / Stück
EPOS ES-7N – Klang
Die EPOS ES-7N hörte ich mir, wie eingangs beschrieben, in zwei Aufstellungen an. Zuerst frei auf den Stands im Hörzimmer mit etwas Wandabstand, dann direkt an der Wand auf dem Sideboard und noch einmal im Hörzimmer, um meine Eindrücke final abzugleichen. Wichtig ist, dass der Charakter der ES-7N immer klar erkennbar war. Die konzeptionelle Auslegung und die Umschaltmöglichkeit sowie die damit verbundene klangliche Anpassung ermöglichen wirksam die akustisch anspruchsvolle Aufstellung in oder auf einem Möbel. Als ich die Lautsprecher mit der Einstellung free auf dem Möbel platzierte, war direkt die Anhebung im Bass spürbar und die damit verbundene tonale Unausgewogenheit. Das Umlegen der Schalter auf wall brachte wieder die Ausgewogenheit, die sich der Hörer wünscht.
Diese Wahlmöglichkeit macht die EPOS ES-7N tatsächlich zu einer dicken Empfehlung für die wandnahe Form der Aufstellung. Andersherum, wieder zurück auf den Stands im Hörzimmer, rückte die Schalterstellung free die Verhältnisse für eine freie Aufstellung gerade, die ich persönlich bevorzuge. Empfehlung ist aber hier eindeutig, trotz Stands die Nähe zur Wand zu suchen und der Herstellerempfehlung von 30 – 50 cm Abstand Genüge zu tun. Meine Höreindrücke habe ich auf korrekt positionierten Stands hörend dokumentiert, sie dürfen aber auch, das hat der Quercheck gezeigt, für wandnahe Aufstellsituationen herangezogen werden.
Der geneigte Leser könnte nun meinen, als HiFi-IFAs-Schreiber höre ich den ganzen Tag Musik. Mitnichten! Und schon gar nicht mit Nichten 😉 Okay, die 5 Euro sind schon in der Wortspielkasse. Der musste aber raus. Tatsächlich freue ich mich über jede Stunde, die ich mal entspannt Musik hören kann. Und meistens findet das mit einem der aktuellen Probanden in der Hörzimmer-Anlage statt. So formt sich vor dem geistigen Auge dann schon beim Einhören ein Bild, das es später in den Klangeindrücken nur zu beschreiben gilt. Dieses Bild formt sich manchmal gemächlich, nach und nach, manchmal trifft einen die Erkenntnis wie ein Blitz. So war es bei mir mit den EPOS ES-7N. Ich mag nicht euphorisch von Liebe auf den ersten Blick sprechen, denn die kann trügerisch sein, es schien mir eher, als bahnte schnell sich eine dicke Freundschaft an. Warum? Die kleinen Kompakten haben eine Mischung aus offensichtlichen Fähigkeiten und gleichzeitiger Grundehrlichkeit. Na, wenn das keine Basis ist für eine Freundschaft ist. Aber wie komme ich darauf?
In der Playlist meines mit einem SBooster Netzteil aufgewerteten LUMIN U1 minis schlummern ja immer alte Bekannte, die ich irgendwann gehört, dann aber nicht wieder gelöscht habe. So auch YELLOs Best of 1980-1985 The new mix in one go. Damit fing alles an. „Swing“ startete mit einer herrlichen Lässigkeit: präsent, offen, akzentuiert. Schön erscheinen die Stimmen auf der Bühne, leicht elektronisch manipuliert, kunstvoll, sympathisch. Sehr fein zeichneten die EPOS ES-7N die elektronischen Effekte und positionierten sie dort, wo sie hin sollten. YELLO beherrschte es, die Bühne sauber aufzuziehen und dann auszuschmücken. Hier und da noch ein kleines Spielchen mit dem Stereo-Effekt. Klasse, weil herrlich unaufgeregt.
Kernig ging es dann bei „I love you“ zu, was ich auch für einen Volltreffer hielt, um dem kompakten Regallautsprecher auf den Zahn zu fühlen. Comichaft künstlich die Frauenstimme, die unablässig den Songtitel rezitierte, dazu impulsiv und dynamisch die Soundeffekte der Meister der Schweizer Elektro-Innung. Der Ausklang des letzten „I love you“ deutete beiläufig schon an, was bei anderen Titeln noch an Feinzeichnung zu erwarten war. Ich berauschte mich danach an „Vicious Games“, das mich eben nicht mit Tiefbass-Attacken, sondern mit Akkuratesse anmachte. Amüsieren ließ ich mit dem „Base for Alec“, das mit dem überraschenden, herzhaften Nieser und dem beherzten Gitarrenriff beginnt. In den YELLO-Sounds sorgt immer wieder die reingezauberte Stimme von Dieter Meier für Atmosphäre. Mit den Spotlights, die die kleinen EPOS in der Musik erzeugten, ließ sich das Album wieder neu entdecken. So auch das vollmundige „Lost again“ oder das spaßige, aber gleichzeitig mit seinen Effekten klanglich doch beeindruckende „Bananas to the beat“.
Bei „Teardrop“ von Massive Attack drückten mir die EPOS ES-7N den Oberbass-Anteil des Herzschlags in den Raum, so dass ich das Pulsieren auf meinem Hörsessel spüren konnte. Den Tiefbass blendete der Lautsprecher bewusst aus. Das ist unter anderem das, was ich zuvor mit Ehrlichkeit meinte. Die Konzentration auf das was der Lautsprecher kann, ließ die Stärken noch besser und unverwaschen hervortreten. Und das ist auch ein Teil des Funktionsprinzips. Der Lautsprecher räuberte nicht in Regionen, wo einem der Raum einen bösen Streich spielen kann. Bei Massive Attack kenne ich beides: Die Abgrundtiefen des Songs und die Tücken meines Raumes. Da sagte die EPOS: Nicht mit mir und zahlte den Hörspaß sauber, impulsiv und mit frappierender Räumlichkeit aus. Neben den bohrenden Beats die feinen Anschläge des Elektro-Spinetts und die nachdenklich feminine Stimme von Liz Frazer, die vor mir Gestalt annahm. Natürlich hörte ich auch in „Unfinished sympathy“ rein und sah meine Eindrücke bestätigt. Wieder gut herausgearbeitet war die Stimme von Shara Nelson, die mit einem anderen Duktus ans Werk ging.
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Die Sounds von Massive Attack erinnern mich ein wenig an „Art Blakely“ vom Charlie Watts & Jim Keltner Project, die auf dem Album die Drum-Stile ihrer Kollegen aufgreifen und neu interpretieren. „Art Blakely“ schien mich in einen Urwald mit Vogelgezwitscher zu entführen. Der Sound war groß, materialisierte sich wie aus dem Nichts und schien weit über die Lautsprecher hinaus zu spielen. Ich bildete mir ein, vor einem sattgrünen Blätterwerk zu sitzen, das durch die mächtigen Trommeln markiert wurde. Vor dieser Bühne spielten die feinen Schlaginstrumente, die ich fast holografisch heraushören konnte, als ich mich ganz auf die Musik einließ. Ein toller Effekt, der mit präzisen Lautsprechern funktioniert und den ich immer wieder gerne ausprobiere. Wie die Bilder mit einer optischen Illusion, auf die man sich ebenfalls einlassen muss, um dann von der Wirkung überrascht und fasziniert zu sein. „Kenny Clarke“ ging mit mir in Runde zwei, die auf einem wuseligen Bazar stattzufinden schien. Großartig der elektronische Sound von „Roy Haynes“, der eine fast kindliche Verspieltheit mit Spaß an der Freude vermengte. Die EPOS ES-7N fühlten sich wohl, dabei mitzumischen.
Noch ein Schwenk zurück zur Frauenstimme: Kate Bush mit ihrem Album Aerial – A sea of honey (CD1), das ich wieder für mich entdeckte. Der Opener „King of the mountain“ strahlte eine Ruhe, aber gleichzeitig auch einen Nachdruck aus, was mich wirklich beeindruckte. Auch hier die Mischung aus großer Bühne, Substanz und Feinheiten, die zu einem Song verschmelzten. Finde ich jedes Mal, wie auch jetzt mit den ES-7N, beeindruckend. Dann ließ ich mir noch von Frau Bush Pi vorsingen. Dazu braucht man schon gehörig Schneid. „Pi“ könnte man unendlich lang hören, musikalisch wie mathematisch betrachtet. Die Britin setzte den infiniten Nachkommastellen aber nach 6 Minuten 9 Sekunden ein Ende 😉 Und dann kam „Bertie“. Der Nachklang und der Charakter der fein gezupften Saiten waren eine Freude, dazu die charismatische Stimme von Kate Bush, die eine leichte, wohl bei der Aufnahme nicht ungewollte S-Betonung hatte. Fast schon wie bei Hofe ging es in meinem Hörzimmer zu. Die Songs zuvor lebten von einer dichten Atmosphäre. „Bertie“ löste das auf und kreierte eine eigene Illusion, die mich gefangen nahm.
Zum Schluss noch ein Abstecher in die Anfänge der Stereophonie mit dem Dave Brubeck Quartett und Time Out. Die Aufnahme arbeitete meines Erachtens stark mit den Stereo-Kanälen und der Mitte. Und in der Mitte stand das Saxophon: präsent und klar. Dabei hatte es eine gewisse Schärfe, die es auch haben muss. Diese blieb natürlich, kippte nicht ins Unangenehme. Dazu der knorrige Kontrabass, bei dem ich gut die Saiten aufs Griffbrett schlagen hörte. In einem Intermezzo drosch links der Schlagzeuger auf seine Schießbude ein, die anderen Musiker begleiteten ihn entspannt abwartend, dann setzte – ich halte den Atem an – das Saxophon ein. Wunderbar waren die Anblasgeräusche zu vernehmen, ohne aber künstlich überzeichnet zu sein. Toll. Gerne machte ich mit „Three to get ready“ weiter.
Bei den EPOS klebten trotz der klaren Kanalzuordnung die Instrumente (Schlagzeug links, Klavier rechts) nicht erbarmungslos am Lautsprecher, es erschient eher, als hätte alles seine Ordnung und so spielten die vier Musiker nun mal. Mit Saxophon und Kontrabass in der Mitte. Das Stichwort hier war Spielfreude und ich bekam eine Idee, warum die Scheibe zum Klassiker wurde. Vier Menschen mit eigenem Kopf machten gemeinsam Musik. Bei Kathy’s Waltz schien der Schlagzeuger zeitweise sein eigenes Ding zu machen. Mit den EPOS ES-7N wohnte ich dem Stück Musikgeschichte gerne in einer Privatvorstellung bei und erinnerte mich daran, wie ich mich dereinst vor rund 20 Jahren in einem Bayreuther HiFi-Studio von Dave Brubeck erneut vom HiFi-Virus hab infizieren lassen. Und wieder verstehe ich warum.
EPOS ES-7N – Fazit
Die EPOS ES-7N sind Lautsprecher, in die man sich ab dem ersten Takt verlieben kann. Nicht, weil sie trügerisch verführerische Schmeichler sind, sondern weil sie grundehrlich sowie sorgsam mit dem angelieferten Musikmaterial umgehen und es dem Hörer ebenso präsentieren. Der kompakte Regallautsprecher ist nicht auf Tiefbass getrimmt. Dies ist Teil seiner Grundehrlichkeit, genau das zu machen, was er kann, ohne sich zu verbiegen. Angenehmer Nebeneffekt: Dadurch hält sich der kompakte Zweiwege-Lautsprecher auch aus kritischen Raummoden raus. Der Musikfreund bekommt seine Lieblingssongs wunderbar offen, verfärbungsfrei und räumlich präsentiert. Wohl geordnet und bruchlos. Dabei ist der Sound herrlich präzise und impulsiv, so dass ordentlich Schwung in die Bude kommt. Praktisch die äußerst effektive Klanganpassung für wandnahe und freie Aufstellung per Kippschalter. Das macht die EPOS ES-7N zu einem Tipp für einen klangstarken Einsatz im Möbel. Sollte später der Sinn nach mehr Bass steht, muss der Anlagenbetreiber nicht gleich auf große Standlautsprecher schielen. Der Besitzer darf sich weiterhin an den klanglichen Meriten seiner EPOS ES-7N erfreuen und ergänzt einfach um einen hochwertigen Subwoofer, der in der Lage ist, auf angemessenem Niveau mitzuspielen. Für rund 2.000 Euro bieten die ES-7N kompakte Klangkompetenz für jede Lebenslage. Hut ab!
Im Test
Klangstarker, kompakter 2-Wege Regallautsprecher
EPOS ES-7N
Preis: 1.999 Euro (Paar)
Farben: Lack seidenmatt in weiß, schwarz oder orange; Furnier Walnuss
Maße: 290*200*270 mm (H*B*T)
Gewicht: 7,6 kg / Stück
Vertrieb
IDC Klaassen International Distribution & Consulting oHG
Am Brambusch 22
44536 Lünen
Tel.: +49 231 22178822
Mail: idc(@)idc-klaassen.com
Web: www.idc-klaassen.com
Mitspieler im Test
Digitale Quellen – LUMIN U1 mini, NuPrime Stream 9, NuPrime CDT-9 mit LPS-212, Merason DAC1 Mk II, Musikserver Innuos ZENith Mk3, MELCO N-100
Plattenspieler / Phonovorstufe – Rega P8 mit Excalibur Platinum, Vertere Techno Mat, SPL Phonos
Verstärker – SPL Phonitor x mit DAC768 Kopfhörerverstärker/DAC, SPL Director Mk2.2 Vorverstärker/DAC, Makroaudio LittleBIG Power Mono-Endstufe, SPL Performer s1200 Stereo-Endstufe
Lautsprecher – Dutch&Dutch 8c, Diapason Adamantes V, Elipson Planet L Gold Edition, Velodyne DD-12+
Kopfhörer – ULTRASONE Edition 15
Signalkabel – WSS Platin-Line KS-20 XLR, WSS Premium-Line KS-200 XLR, Boaacoustic Evolution BLACK.rca, Sommer Cable Epilogue XLR, FastAudio Black Science mk III XLR
Lautsprecherkabel – in-akustik LS-1205 AIR, in-akustik LS-404 micro AIR, Boaacoustic Mercury
Digitalkabel – Boaacoustic USB-Kabel Silver Digital Xeno, Supra Cables USB 2.0 Excalibur, Supra Cables DAC-XLR AES/EBU, Supra Cables Excalibur DAC-XLR AES/EBU
Netzwerkkabel – Wireworld Starlight 8, Boaacoustic SIGNAL.lanCat.6A, , Supra Cables CAT8+
Netzkabel – Netzkabel Supra Cables LoRad 2.5, bfly bPower
Zubehör – Netzleiste Supra Cables LoRad MD07 DC 16 EU SP MKIII, SBooster BOTW P&P Netzteil, NuPrime AC-4 Power Conditioner, NuPrime Omnia SW-8 HiFi Netzwerk-Switch, Innuos PHOENIX USB-Reclocker, MUTEC MC3+ USB, SPL Crossover Externe Frequenzweiche
Fotos: F. Visarius , Abbildung: Hersteller