Der LUMIN U1 MINI ist ein maxi Spezialist. Das Gerät für den besonderen Fall. Und dazu ein echt edles Teil, gewandet in ein Aluminium-Gehäuse mit gebürstetem Finish in natur oder schwarz eloxiert. Der CNC-gefräste Freischnitt des Displays in der 10mm dicken Frontplatte ist mit seiner 3D-Tiefenwirkung ein Hingucker. Einen Radius haben auch die vier Ecken der Frontplatte. So kommt der LUMIN schlicht aber elegant und damit in meinen Augen sehr attraktiv rüber. Attraktivität und besonderes Können sind Attribute, kommen sie denn auch noch zusammen vor, die mich immer generell reizen. So baten wir IAD um ein Muster des LUMIN U1 mini zum Test.
Um zu verstehen, was der LUMIN U1 MINI ausser gut aus zu sehen kann, muss man verstehen, was eine Streaming Bridge macht: sie ist im Wesentlichen ein Abspieler von digitaler Musik. Die Instanz vor dem Digital/Analog-Wandler. Das heißt, in eine Streaming Bridge, die auch „Transport“ genannt wird, gehen digitale Daten von einem lokalen Speichermedium als Datei oder dem Internet als Stream rein und die verarbeiteten Daten an einen D/A-Wandler raus. Die Kunst dabei ist es, die Daten möglichst fehlerfrei ein zu empfangen, das jeweilige Datenformat einzulesen, zu interpretieren bzw. auch zu decodieren und im größtmöglichen Einklang mit dem D/A-Wandler an diesen zu übergeben.
Die Frage, über den technischen Sinn einer Streaming Bridge ähnelt dem alten Sponti-Spruch: „wieso Atom-Kraftwerke? Bei mir kommt der Strom aus der Steckdose.“ Soll heissen, die Funktionalität der Streaming Bridge, also des Abspielers, hat jedes Gerät, das digitale Daten verarbeitet, also auch der Netzwerkspieler oder auch ein Computer mit Soundkarte. Insbesondere heutzutage, in der Welt der Musikdatenvielfalt. Der CD-Spieler hat, plakativ ausgedrückt, die hart verdrahtete Variante des Abspielers eingebaut.
Beim Netzwerkspieler ist ein solches Modul integriert, beim Computer übernimmt diese Aufgabe eine Software unter Rückgriff auf die IT-Ressourcen des Computers. Eine Streaming Bridge wie der LUMIN U1 MINI ist also eben diese Instanz in einem eigenständigen Gerät. Okay, nun stellt sich die Frage: Macht die Eigenständigkeit Sinn, wenn doch die meisten Geräte die Funktionalität bereits eingebaut haben? Das hängt sehr von den Randbedingungen ab. Den meisten Sinn macht es wohl, wenn der Musikhörer bei der Wahl des D/A-Wandlers festgelegt ist. Weil dieser bereits vorhanden und Zentrum der Anlage ist, weil er einen ganz speziellen Wandler einsetzen möchte oder weil der D/A-Wandler Teil einer anderen Komponente ist – z.B. eines Aktiv-Lautsprechers. All dies könnten gute Gründe sein, Musik über einen U1 MINI zu streamen und nicht gleich zu einem kompletten Netzwerkspieler zu greifen. In der LUMIN-Produktpalette wäre das beispielsweise ein exclusiver A1 oder ein T1. Gleichzeitig besteht natürlich immer der Reiz, für jeden Job in der HiFi-Kette den bestmöglichen Kandidaten, also einen Spezialisten, an den Start zu bringen.
Der LUMIN U1 MINI bedient grob umrissen das Spektrum in DSD (Direct Stream Digital) bis DSD256. Das heißt 11.2MHz und damit dem 256-fachen der Sampling-Rate der CD mit 44,1kHz. Die SACD startete übrigens mit DSD64. PCM Stereo unterstützt der U1 mini bis 384kHz Abtastrate und bis 32-bit Wortbreite. in diesem Rahmen spielt er auch die eher exotischen MQA-Dateien. Da sich die digitale Welt schnell dreht, ist er mit dem „Programme of Continuous Development“ für die Zukunft gewappnet. Die Firmware ist Upgrade-fähig.
Die funktionale APP unterstützt neben der üblichen Kommunikation mit UpnP-Servern auch die eingebaute Verbindung mit Musikdiensten wie TIDAL, Qobuz und TuneIn Radio – das ganze auch hochauflösend und in der App angezeigt mit Tidal MQA Icons und Qobuz High-Res Icons. Roon Readiness, Spotify Connect und Apple AirPlay. Gapless Wiedergabe, eine On-Device Playlist und eine digitale Lautstärkeeinstellung ist beim Preis des LUMIN U1 MINI von 2.190 Euro obligatorisch inbegriffen. Ebenso wie ein eingebautes und geschirmtes Netzteil.
Technische Daten
Gehäuse-Ausführungen: gebürstetes Aluminium (natur oder schwarz eloxiert)
Maße und Gewicht: 300 x 244 x 60 Millimeter (B x H x T), 3kg
Intern, geschirmtes Netzteil 100–240V AC (automatische Anpassung)
Digitale Eingänge:
– Netzwerk: Ethernet RJ45 (Gigabit)
– USB-Speicher, Flash-Laufwerke, USB-Festplatten (FAT32, exFAT, NTFS und EXT2/3)
Digitale Ausgänge:
USB
– DSD256 (Native DSD or DoP), 11.2MHz, 1-bit, Stereo
– PCM 44.1–384kHz, 16–24-bit, Stereo
OPTICAL, COAXIAL (RCA), COAXIAL (BNC), AES/EBU:
– DSD (DoP, DSD über PCM) 2.8MHz, 1-bit
– PCM 44.1kHz–192kHz, 16–24-bit
Streaming Protokoll:
– UPnP AV Protokoll (OpenHome)
– Roon Ready, Spotify Connect, Apple AirPlay
– Gapless Wiedergabe
– On-Device Playlist
APP Features:
– Unterstützt TIDAL, MQA, Qobuz und TuneIn Radio.
– Tidal MQA Icons und Qobuz High-Res Icons zur Erkennung von High-Hes Musik
– Lautstärkeregelung
– High-Resolution Artwork und Artwork caching
– Automatische Internet Links zum Künstler, Album und Songs
– Speichern und Wiederherstellen von Playlists (einschließlich Tidal and Qobuz)
Unterstützte Musikdaten-Formate:
– DSD Lossless: DSF (DSD), DIFF (DSD), DoP (DSD)
– PCM Lossless: FLAC, Apple Lossless (ALAC), WAV, AIFF
– Audio (komprimiert): MP3, AAC (in M4A container)
– MQA (Master Quality Authenticated) Audio-Codec
Unterstützte Kontroll-Geräte:
– Apple iPad ab Version 2 oder neuer mit iOS 8.0 oder neuer. Mit Retina Display Unterstützung.
– Android Geräte ab Version 4.0 (Ice Cream Sandwich) oder neuer.
Klang
Wohlwissend, das ich mich auf ein diffiziles Thema einlasse, interessiert mich natürlich, wie der Beau – der mich schon die ganze Zeit auf dem Hifi-Bord anmacht – klingt. Diffizil? Ja. Obwohl eine Streaming-Bridge ganz am Anfang der digitalen Nahrungskette steht, ist der Einfluß auf den Klang verglichen mit einem Lautsprecher eher feinsinniger Natur. Aber trotzdem darf man sich nicht täuschen lassen vom digitalen 1-0-Schubladendenken. Das Auslesen der Quelldaten, die Interpretation/Decodierung des Inhaltes und die Umrechnung auf das Ausgangstaktsignal mit stabiler Taktrate erfordert fundiertes technisches Know-How und ausgefuchste Algorithmen. Spätstens beim Upsampling der Ausgangsdaten verläßt man den stringenten Pfad und öffnet Möglichkeiten zur Einflußnahme.
Bei dieser Gemengelage bin ich kein Freund des klassischen A/B-Vergleichs, also titelweise Geräte zu wechseln. Mir ging es also bei den Hörsessions verstärkt zuerst einmal darum, einen Gesamteindruck zu bekommen. Ein Bauchgefühl. Also startete ich mit Musik, die mir noch gut im Gehörgang lag. Dabei lieferte der U1 MINI an den hervorragend musikalischen PURSON (MERASON) DAC-1, der mir im Hörzimmer noch zur Verfügung stand und der einen angemessenen Spielpartner abgab.
Also los, ab in die „Swinging Safari“. Die Band um Bert Kempfert hatte Bock aufs spielen – und das transportierte der U1 MINI Transport auch. Mein Fuß kam schnell in den richtigen Takt. So soll es sein. Und was in der „Swinging Safari“ noch so leichtfüßig startete, sollten die „Chinese Drums“ von der Burmester-CD druckvoll untermauern. Der Bass hatte eine Spur mehr Druck als gewohnt und war etwas konturierter. Gleichzeitig lag plötzlich mehr Gefühl in den Schwebungen, wenn die Drums ausklangen. Der Spannungsbogen krümmte sich noch ein wenig stärker, bevor der nächste Schlag die einsetzende Stille erlöste. Dieser Song ist so herrlich wie ein gutes Bild, das man kennt, aber immer wieder anschauen mag. Ebenso wie Kari Bremnes‘ „Coastal Ship“: Neben dem gewaltigen Auftakt des Schlagzeugs erzeugte der U1 MINI eine ausgesprochene Intimität, der mein Ohr ein paar Zentimeter näher an die Lippen von Kari Bremnes rückte, wenn Sie neben der Eindringlichkeit in ihrer Stimme den abschließenden Konsonanten in „Ship“ fein aushauchte.
Ich habe den Eindruck, der LUMIN U1 MINI spielt rund und ausgewogenen und erzeugt damit eine schöne Intimität. An Stellen, in der manch digitaler Datenverarbeiter zwar präzise arbeitet, aber doch vordergründig bleibt, bezieht der U1 MINI den Hörer in die Musik mit ein. Es scheint, als behielte er auch klitzekleinen Kleinigkeiten die Übersicht und rührt dabei die Pastellfarben des Klangs mit noch einem Tick mehr Zwischentönen an.
Das funktionierte auch beim Pasadena Roof Orchestra aus dem Musik-Download. Darauf sind wir gekommen, als mein Vater zu Besuch war. Die herrlich knödelige Stimme des Sängers hatte Character und knödelte noch eine Spur authentischer als sonst. Auch ein Revival bekam in meiner Tracklist der Gitarrist Ralph Towner. „Anthem“. Es ist schon eine Kunst, das Gitarrenspiel so wiederzugeben, das man förmlich selber spürt, wie die Finger Towners leicht quietschend über die Saiten fliegen und an der richtigen Position die Saiten zwischen den Bundstegchen aufs Griffbrett pressen. Herrlich.
Zeit, für einen Wechsel. Ich schalte auf eine einfachere Streaming Bridge zurück. Jetzt merke ich erst, was mir ohne den U1 MINI gefehlt hat. Das war nicht die Menge an Information. Beide Streamer spielen das Gleiche, reichen oberflächlich betrachtet die gleiche Information weiter. Aber das Erlebnis, das daraus entsteht ist ein deutlich anderes. Der LUMIN U1 MINI ist authentisch, läßt mich Teil haben, dabei sein – und berührt mich. Schnell stecke ich wieder auf den U1 MINI um, solange ich ihn noch behalten darf. Die Zeit ist kostbar. Ein wenig grüble ich nach, wie das wohl alles sein kann und greife schließlich zum Tablet. Ich suche mir was von Queen raus – „A kind of magic“ scheint mir passend. Ich lasse mich entführen und meine Gedanken zurück.
Fazit
Der LUMIN U1 MINI ist mit einem Preis von 2.190 Euro in einem Segment platziert, in dem Musikliebhaber nicht mehr nach dem Notwendigsten verlangt, sondern beginnt nach der Perfektion zu suchen. Die Streaming Bridge ist als digitaler Abspieler ein Nischengerät, aber bei vorhandenem D/A-Wandler ein sinnvoller Helfer. Der LUMIN U1 MINI beherrscht auf technischer Seite alle wichtigen digitalen Schnittstellen und macht mit dem schick gestalteten Gehäuse zudem eine gute Figur in jedem geschmackvoll eingerichteten Hörzimmer. Der U1 MINI schafft es bereits am Beginn des Datenflusses in der Digitalkette klanglich die Weichen zu stellen. Mit ihm erlebt der Hörer eine angenehme Authentizität, rückt emotional näher ans Geschehen und wird in die Musik förmlich eingebunden.
Im Test
Streaming-Bridge LUMIN U1 MINI
Gehäuse-Ausführungen: gebürstetes Aluminium (natur oder schwarz eloxiert)
Preis: 2.190 Euro
Vertrieb
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