Es gibt HiFi-Geräte, bei denen man das Gefühl hat als hätten sie ein Bewerbungsgespräch vor sich: Lebenslauf auf Hochglanz, Referenzen bis unter die Haube, bereit, den Hörer mit beeindruckender Ernsthaftigkeit zu überzeugen.
Und dann gibt es jene, die einfach ins Wohnzimmer treten, sich zielgenau direkt neben den Plattenspieler setzen und sagen „Keine Sorge, auch ich weiß, wo links und rechts ist“. Die HiFi-Kompaktanlage von Blue Aura für unter 2.000 Euro, bestehend aus dem Vollverstärker V50 und den Lautsprechern AT700, gehört zur letzteren Sorte. Keine Show, keine Allüren, sondern eine Einladung zur gepflegten Konversation.
Schon die äußere Erscheinung verrät deutlich: Hier wurde nicht mit dem Lineal, sondern mit viel Liebe gezeichnet. Der V50 steht da wie jemand, der nie laut wird aber immer weiß, wo das gute Porzellan steht. Zwei kleine Röhren blicken einem freundlich entgegen – nicht aus Selbstzweck, sondern einfach, weil sie nicht anders können. Der Lautstärkeregler gleitet mit der Seelenruhe eines Butlers, der in einem kleinen Landhaus in Cornwall den Nachmittagstee serviert. Kurz gesagt: Es riecht nicht nach Technik – sondern nach Haltung.
Die passenden Lautsprecher AT700 wirken wie aus der Abteilung „gepflegter Begleiter“. Dezent, aber mit klarer Meinung. Die Anlage erinnert optisch an ein gut eingespieltes Paar: Man weiß, was man voneinander hat, ohne ständig darüber reden zu müssen.
Blue Aura selbst hat sich über die Jahre hinweg als eine Marke gezeigt, die mit einem britischen Hauch von Understatement ihre eigene Duftmarke setzt. Das Unternehmen kombiniert gerne klassische HiFi-Prinzipien mit modernen Akzenten, und das in einem Format, das nicht nach einem Hochsicherheitstrakt für Technik ausschaut, sondern eher nach einem Mitglied im Club der stilvollen Kompaktanlagen. Blue Aura Komponenten sind übrigens „durch die Bank weg“ absolut bezahlbar und bieten pfiffige Lösungen für verschiedene Anwendungsfälle.
Komplettanlage Blue Aura Verstärker V50 und Blue Aura Lautsprecher AT700 – Verarbeitung & Haptik
Äußerlich präsentiert sich der Blue Aura V50 im klassischen Dress: schwarze Metallfront, zwei wohlproportionierte Regler für Quellenwahl als auch Lautstärke, einem Kippschalter für On/Off (sehr gut!), einem hübschen sowie beleuchteten VU-Meter (dimmbar!), einer Kopfhörerbuchse (3,5 mm) und einer Status-, respektive Quellenwahlanzeige. Die beiden Röhren (ECC83er…) werden von einer schönen, abgedunkelten Plexiglasscheibe geschützt und schauen, wie Röhren es halt immer tun, gut aus (obwohl sie – naturgemäß für Vorstufentrioden – kaum sichtbar glimmen).
Ansonsten gibt es kein Firlefanz, kein Touchdisplay, kein überambitioniertes Menüsystem. Dafür eben eine Verarbeitung die solide, durchdacht und erfreulich frei von Plastikteilen ist. Der V50 ist kein Gerät, das imponieren will – er überzeugt lieber beim zweiten Blick. Oder auch beim ersten Handgriff. Denn haptisch sitzt hier alles da, wo es soll; mit dem angenehmen Gefühl, dass man an dem Gerät lange Freude haben wird, ganz ohne Firmware-Updates.
Technisch gesehen ist der V50 ein echter Hybridverstärker: Röhrenvorstufe für die Klangveredelung, Transistorendstufe für Leistung und Präzision. Die beiden kleinen Röhren – des Nachts stilecht illuminiert, aber nicht aufdringlich – sorgen für eine milde, elegante Klangsignatur, ohne es mit der Romantik allzu arg zu übertreiben. Das Resultat ist ein wohltuend musikalischer Charakter: Stimmen erhalten mehr Körper, Streicher mehr Luft, Jazztrios mehr Club – ohne dass die Wiedergabe ins „Weiche“ abgleitet. Die Anschlussvielfalt ist praxisorientiert, aber nicht überbordend. Zwei analoge Eingänge (einmal Cinch, einmal 3,5-mm-Buchse), ein USB-DAC, Bluetooth mit aptX und sogar ein Subwooferausgang. Anständige Lautsprecherklemmen und einen Dimmregler für das VU-Meter an der Front kommen dazu. Der V50 versteht sich also auch auf zeitgemäße Quellen, bleibt dabei aber seinem puristischen Grundprinzip treu: Musik, bitte sehr – aber mit Anstand.
Leistungstechnisch liegt er mit 25 Watt pro Kanal (an 8 Ohm, 50 Watt an 4 Ohm) nicht im Bereich von Wanddurchbrüchen zum Hausnachbarn – aber das ist auch nicht sein Anspruch. In Kombination mit wirkungsgradstarken Lautsprechern spielt er klanglich mehr als in seiner Gewichtsklasse mit – sauber, aufgeräumt mit feiner, samtiger Zeichnung und hörbarer Freude am „Musik spielen“. Klangfarbe statt Klangwaffe halt.
Zur Seite stehen dem V50 die passenden Lautsprecher Blue Aura AT700 – und wie es sich für britische Gefährten gehört, treten sie nicht auf; nein, sie treten „sanft ein“. Das Design spricht eine Sprache, die nicht schreit, sondern flüstert: Gehäuse in klarer Formensprache, sauber verarbeitetes Holz, wahlweise in edlem Walnuss oder sattem Schwarz, alles mit einem dezenten, fast höflichen Glanz. Dazu passt der Air-Motion-Hochtöner. In die Preisklasse allerdings nicht – diese technisch etwas spezielleren Treiber werden gewöhnlich in eher hochpreisigeren Lautsprechern gesichtet…
Die Lautsprecher wirken solide, nicht schwerfällig; modern, aber ohne Designexzesse. Man kann sie gut in (fast?) jedes Wohnzimmer stellen ohne das Gefühl zu haben, es handle sich um Klangmöbel mit Geltungsdrang. Selbst die rückseitigen Anschlüsse wirken geordnet; kein Terminal-Overkill, sondern gut erreichbare, fest verschraubte Buchsen, die sogar etwas dickere Kabel in Empfang nehmen können. Hier wurde mitgedacht, nicht nur entworfen.
Komplettanlage Blue Aura Verstärker V50 und Blue Aura Lautsprecher AT700 – technische Daten
Verstärker Blue Aura V50
- Verstärkertyp: Klasse A/B
- Ausgangsleistung: 50 W pro Kanal
- Frequenzgang: 20 Hz – 100 kHz +/- 2 dB
- Klirrfaktor: 50 W/0,7 %, 1 W/0,18 %
- Signal-Rauschabstand: 88 dB (A)
- Eingangsimpedanz: 50 kΩ
- Eingangsempfindlichkeit: 580 mV +/- 5 % bei 50 W
- Röhrentyp: 12AX7 / ECC83 (2 Stück)
- Fernbedienung
- Dimmbares VU-Meter
- Audioeingänge: Cinch/USB Typ C, 3,5 mm/Miniklinke/Bluetooth 5.0 inkl. aptX
- Audioausgänge: Sub-Ausgang (20 Hz – 850 Hz), Kopfhöreranschluss: 3,5 mm
- Stromversorgung: 230 V AC/50 Hz
- Abmessungen: H: 170 mm B: 294 mm T: 200 mm
- Gewicht: 6 kg
Lautsprecher Blue Aura AT700
- Hochtöner: Air-Motion-Transformer
- Tieftöner: 4,5 Zoll / 12 cm Papierkonus
- Farben: schwarz hochglanz, Walnuss hochglanz
- Frequenzbereich: 45-40.000 Hz
- Übergangsfrequenz: 12d/B/Oktave @ 4,7 KHz
- Maximale RMS-Leistung: 50 Watt pro Kanal
- Abmessungen: H: 253 mm B: 145 mm T: 205 mm
- Gewicht: 3.8 kg pro Stück
Komplettanlage Blue Aura Verstärker V50 und Blue Aura Lautsprecher AT700 – Klang
Klanglich folgen die Blue Aura AT700 einem ähnlichen Prinzip wie der V50: statt Effektheischerei mit ach so vielen Details lieber Ehrlichkeit, statt Lautstärke lieber samtiger, edler Wohlfühlton. Ihr Klangbild ist ausgewogen, leicht warm abgestimmt, aber doch stets gut durchhörbar. Stimmen stehen stabil im Raum, Instrumente lassen sich – zumindest im Nahfeld – ohne große Mühe orten und das Klangbild löst sich angenehm von den Boxen; eine Fähigkeit, die man in dieser Größen- und Preisklasse nicht immer erwarten darf. Im Hochton agieren die AT700 mit etwas Zurückhaltung – allerdings bei immer ausreichender Detailfülle. Die Mitten, das Herzstück wirklich jeder guten Lautsprecherabstimmung, wirken natürlich ohne zu sehr betont zu sein und die Bässe kommen trocken und präzise – der Größe entsprechend. Es sind Lautsprecher für Hörer, die sich über ein angenehm-edles, „schönes“ Klangbild in ihrem eher kleinen Raum erfreuen.
Denn gemeinsam mit dem Blue Aura V50 ergibt sich sodann ein wunderbar stimmiges Ensemble: kultiviert, charmant und musikalisch im besten Sinne. Keine Draufgängerkombi, keine Partymaschine, sondern ein souveränes Duo für Genießer, das auch bei längeren Hörsitzungen nicht ermüdet. Wer sich ein kompaktes System wünscht das nicht nur „einfach spielt“ sondern interpretiert, liegt hier richtig.
Und dabei spielt es gar keine große Rolle, wie man das Futter „zuführt“: analog, digital oder gar über Bluetooth – höchstens letzteres fällt vielleicht minimal etwas ab – es kommt eher darauf an, was man zuspielt. Quellen wie CD-Player, Plattenspieler; Musikstücke in CD-Qualiät oder gar in Hi-Res – hier leistet die Röhrenvorstufe anscheinend ganze Arbeit und spielt, nein, interpretiert alles in Richtung kultiviert, charmant, edel, ohne mit Detailfülle zu erschlagen.
Ein Song wie ein Windhauch ist „Cattails“ aus dem Album „U.F.O.F.“ von Big Thief. Gitarren, die mehr fließen als schlagen, eine Stimme, die eher atmet als artikuliert und ein rhythmischer Puls, der sich in der Musik versteckt, anstatt sie t´zu treiben. „Cattails“ ist ein Stück Musik, das viel Raum braucht – und Stille dazwischen. Die Blue Aura V50 und AT700 verleihen dem Ganzen genau die Art von Wärme, die sich nicht in Zucker, sondern in nicht allzu harter Struktur äußert.
Die Stimme von Adrianne Lenker steht greifbar im Raum (den ich übrigens etwas kleiner gewählt hatte als gewöhnlich – nicht wie sonst das Wohnzimmer, sondern mein etwas kompakteres Arbeitszimmer/Büro), nicht aufdringlich, nicht forciert, sondern fast beiläufig präsent. Die AT700 lassen diese feinen Nuancen durchscheinen: das leise Knirschen der Gitarrensaiten, der Atem zwischen den zeilen, das Speil mit der Raumtiefe. Der Song wirkt nicht groß, sondern offen – und genau das macht seine „Größe“ aus. Die Kette von Blue Aura kann definitiv Intimität
Aldous Harding ist keine Sängerin, die man einfach hört – sie ist ein kleines „Ereignis“. Ihre Stimme changiert zwischen leisem Flüstern und theatralem Timbre. „Fixture Picture“ aus der CD „Designer“ ist ein Stück, das mit musikalischer Erwartung spielt – mit Pausen, Brüchen, scheinbar falschen Einsätzen. Genau deshalb eignet es sich hervorragend als akustischer Charaktertest.
Der Blue Aura V50 verhilft diesem Stück zu jener klanglichen Tiefe die es braucht, um nicht bloß sonderbar, sondern faszinierend zu wirken. Die Röhren schaffen Raum für das Piano, das irgendwo weit hinten anschlägt, für subtile Steicher, für Geräusche, die nicht eindeutig identifizierbar sind, ber deswegen ihren Reiz entfalten. Die Lautsprecher AT700 präsentieren das alles mit Sorgfalt, als wollten sie sagen „Ja, das ist vielleicht schräg. Aber schön schräg“. Und das ist es ja auch.
Ein Song wie gemacht für einen nebligen Sontagmorgen, das ist „Rose Petals“ (Album: „Hundred Acres“) von S. Carey. Es beginnt mit einem schlichten Klaviermotiv, das in seiner Zurückhaltung fast entschuldigend wirkt – und sich dann langsam ausbreitet wie ein Gedanke, den man viel zu lange ingnoriert hat. Schicht für Schicht kommen neue Elemente hinzu: flächige Synths, dezente Percussion, ein behutsamer Chor. Es ist Musik, die viel „Luft“ lässt und damit viel Verantwortung an das Wiedergabesystem überträgt.
Der V50 nimmt diese Verantwortung ernst. Er gibt Wärme, ohne zu verwischen. Die Lautsprecher AT700 folgen – kontrolliert und nicht etwa unterkühlt. Man hat das Gefühl, das System „versteht“, was diese Musik braucht: keinen Druck, sondern Entfaltung. Keine Analyse, sondern Atmosphäre. Und das gelingt fast beiläufig.
Komplettanlage Blue Aura Verstärker V50 und Blue Aura Lautsprecher AT700 – Fazit
Die obigen Beispiele zeigen nicht, wie laut eine Anlage spielen kann. Sie zeigen, wie leise sie dabei bleibt – und innig, im besten Sinne. Der Verstärker Blue Aura V50 und die Lautsprecher Blue Aura AT700 sind kein System für die große Bühne, sondern für den kleinen, großen Moment. Sie wollen nicht in Testlaboren glänzen oder auf Messen um Aufmerksamkeit buhlen. Sie sind auch keine Statussymbole mit audiophilem Elitestatus. Sie bieten etwas viel selteneres: eine ruhige, musikalische Souveränität, die sich nicht in Zahlen, sondern in Momenten messen lässt, vor allem in kleineren Räumen.
Man bekommt kein klangliches Spektakel, sondern Klang mit Haltung und Sinn für Details, ohne sich in ihnen verlieren zu müssen. Und wer Musik als Einladung und nicht als Wettbewerb versteht, wird mit der kompakten Anlage von Blue Aura einen treuen, stilvollen Begleiter finden. Kein großes Drama. Aber kleine, große Abende.
Im Test
Komplettanlage Blue Aura Verstärker V50 und Blue Aura Lautsprecher AT700
Unverbindliche Preisempfehlung
Blue Aura V50 Vollverstärker: 999,- Euro
Blue Aura AT 700 Lautsprecher: 950,- / Paar
Garantie: 2 Jahre
Vertrieb
Günter Härtel
Handelsvertretungen
Lütgestrasse 18
59069 Hamm
Tel.: 02385-5236
Mobil: 0171-3119300
Web: www.haertel-vertrieb.de
Mail: gh@haertel-vertrieb.de
Mitspieler im Test
Quellen digital – Netzwerkspieler Olive Audio 4HD, CD-Spieler AMR CD-777, Streamer WIIM Pro
Quellen analog – Plattenspieler Dr. Feickert Audio Blackbird mit Tonabnehmer EMT HSD006
Phono MM- & MC Verstärker Cyrus Signature Phono (mit PSX-R), Übertrager von Phasemation
Verstärker – Vollverstärker Circle Labs A 200, Copland CSA 150
Lautsprecher – Standlautsprecher Phonar Veritas p9.2 NEXT, Paradigm Founder 80f
Zubehör – Kabel von Horn Audiophiles, A23, HMS, Isotek, Boaacoustic, Tellurium Q, Chord Company Leyline und Chord Company C-Line
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