Auf den ersten flüchtigen Blick gleichen sie sich wie eineige Zwillinge, der Sonoro PLATINUM sowie der neue Plattenspieler Sonoro PLATINUM SE. Beim näheren Hinsehen sieht man dann jedoch gewisse Unterschiede, ähnlich wie bei zweieiigen Zwillingen. Optische Unterschiede gibt es also bereits festzustellen. Gibt es auch klangliche? Der Test wird es zeigen!
Sonoro PLATINUM SE – Technik
Wie gesagt, so groß ist der optische Unterschied der beiden Geschwister nicht. Was mir beim Auspacken jedoch gleich auffällt, ist der wesentlich dickere und schwerere Plattenteller des PLATINUM SE. Mit einer Stärke von rund 5 mm ist er mehr als doppelt so dick wie der Teller des günstigeren Bruders, der auch weiterhin im Programm bleibt. Die Mehrstärke beim Material trifft auch auf den Rand des Plattentellers sowie die innere Aufkantung zu, um die der Antriebsriemen läuft. Auch die untere gummiartige Beschichtung des Tellers trägt zur Klopffestigkeit bei. Bei der Oberseite des Plattentellers setzt Sonoro beim PLATINUM SE dann auf eine Matte aus Kork. Der Hersteller verspricht sich dadurch eine weitere Verminderung von klangstörenden Vibrationen.
Auch beim höhenverstellbaren Tonarm gibt es Unterschiede zu vermelden. Beim SE kommt ein weiteres Kugellager hinzu, wodurch der Arm noch etwas leichtgängiger wird und der Tonabnehmer so die Möglichkeit erhält, der Rille leichter folgen zu können. Eine weitere Änderung beim Sonoro Plattenspieler betrifft den Tonabnehmer. Bei einem MM-System bleibt es nach wie vor, doch statt des Ortofon 2M Red gibt es beim PLATINUM SE nun das preislich etwas höher angesiedelte Nagaoka MP-110 dazu. Auch die Basis des nach wie vor höhenverstellbaren Tonarms wurde natürlich an den beim neuen Modell dickeren und damit höher bauenden Plattenteller angepasst.
Aufgrund des größeren Materialeinsatzes bringt der PLATINUM SE respektable 6,3 kg auf die Waage, das kleine Geschwisterchen PLATINUM mit seinen 3,9 kg dagegen könnte fast schon als ein leichtes Mädchen bezeichnet werden. Gleich geblieben bei den beiden Plattenspielern von Sonoro sind dagegen der optisch kontrollierte Riemenantrieb sowie die äußere Abmessungen.
Weiterhin gleich geblieben, ich kann es gar nicht oft genug betonen, ist die wirklich umfangreiche Bedienungsanleitung. Auch im digitalen Zeitalter und dessen Download-Möglichkeiten finde ich so ein kleines Büchlein immer wieder praktisch. Praktisch finde ich auch das rote Bändchen am Gummi des optisch kontrollierten Riemenantrieb. Plattenteller drauf auf die Achse, am Bändchen ziehen, und schon ist der Antriebsriemen drauf auf dem Pulley.
Auch bei der Tonabnehmermontage macht Sonoro es dem Hörer leicht. Das MM-System Nagaoka MP-110 ist bereits perfekt in der Headshell justiert. Diese wird alsdann einfach per Überwurfmutter an dem S-Tonarm mit 224 mm Länge befestigt. Ebenso einfach geht es weiter mit der Montage des Gegengewichts. Dieses wird soweit auf dem Tonarm aufgeschoben, bis es mit einem leichtem Druck auf einer Feder einrastet. Anschließend wird das Gewicht so lange gedreht, bis der Arm parallel zum Chassis liegt. Danach wird die Skala am Gegengewicht, welches sich bei dieser Aktion dann nicht mitdreht, auf „0“ eingestellt.
Durch ein anschließendes weiteres Drehen des Gegengewicht, dabei bitte die Finger weg von der Skala, dreht sich diese nun mit. Die Einstellung erfolgt entsprechend der gewünschten Auflagekraft, beim Nagaoka MP-110 schlägt die Anleitung 1,8 Gramm vor. Dementsprechend wird natürlich auch das Antiskating eingestellt. Sollte irgendwann einmal der Wunsch nach einem höherwertigen als dem Original-System auftauchen, und dieses gegen ein anderes ausgetauscht werden, ist wiederum die oben bereits genannte Bedienungsanleitung äußerst hilfreich, da in dieser alles dafür Erforderliche minutiös beschrieben ist.
An der weiteren Technik des Plattenspielers hat Sonoro beim PLATINUM SE praktischerweise nichts geändert. Die vibrationshemmenden Füße sind die gleichen, und auch beim SE ist der umgehbare MM-Phono-Vorverstärker wieder integriert. Demzufolge gibt es auch hier wieder die analoge Signalausgabe über vergoldete Cinchbuchsen.
Wer seine bestehende bisher rein digitale Kette um einen Plattenspieler ergänzen möchte, bleibt bei Sonoro aufgrund des integrierten A/D-Wandler mit 16Bit/48kHz auch nicht im Regen stehen. Die Wiedergabe erfolgt dann über Bluetooth aptX beispielsweise zum bereits vorhandenen Netzwerkplayer, das Pairing mit dem Cambridge 851N funktioniert im Test problemlos. Besonders praktische Zeitgenossen stellen gleich die Verbindung zu einem Bluetooth-Kopfhörer her, dieser sollte dann allerdings auch eine Lautstärkeregelung besitzen. Oder man digitalisiert ganz frevelhaft seine Schallplatten, dies ermöglicht dann der USB-B Ausgang.
Sonoro PLATINUM SE – Technische Daten
- Manueller Plattenspieler mit Riemenantrieb
- Optisch regulierter Gleichstrommotor mit 33 1/3 und 45 U/min
- Puck für Singles
- Höhenverstellbarer 224 mm Tonarm mit reibungsarmen Kugellagern
- Austauschbare Headshell mit Bajonett-Anschluss
- MM-Tonabnehmer Nagaoka MP-110 mit elliptischem Nadelschliff
- 1,5 kg schwerer Aluminiumguss Plattenteller
- Phono MM-Vorverstärker integriert
- Cinch-Anschlüsse vergoldet
- Bluetooth-Übertragung mit aptX
- USB-Anschluss
- A/D Wandler mit 16Bit/48kHz
- Transparente Haube aus Acryl
Sonoro PLATINUM SE – Klang
„One, Two, Three“. So setzt Paul Kuhn mit seiner unnachahmlich einmalig nöligen Stimme beim Titel „Gone With The Wind“ vom Album „Live At Birdland“ ein. Und nicht ganz so warm, wie ich es vom Tonabnehmer Ortofon 2M Red eigentlich bisher kenne und auch jetzt eigentlich erwartet hätte.
So die Beschreibung meines Höreindrucks über den PLATINUM vor gut einem Jahr. Für den Test des neuen Plattenspielers, dem Sonoro PLATINUM SE, muss zum Vergleich daher unter anderem natürlich auch Paul dran glauben. Die Nadel, in diesem Falle die des Nagaoka MP-110, senkt sich auf den sehr laufruhigen Plattendreher. Dieses Mal höre ich etwas wärmere Klänge als ich sie vom Basismodell her kenne. Glücklicherweise jedoch nur eine Spur. Nicht zu warm und in Richtung verwaschen, was ja bei manchem Tonabnehmer gelegentlich auch vorkommt. Für mich fällt diese klangliche Eigenschaft unter mehr Farbenreichtum. Was der Stimme von Herrn Kuhn einfach etwas mehr Volumen und Körper verleiht, obendrauf gibt es eine 1a Sprachverständlichkeit. Ein schöner Einstieg des neuen Drehers, wie ich finde.
Beim Weiterhören, dies mache ich mit der australischen Band Husky und deren Album Ruckers Hill setzt sich der klangliche Eindruck fort. Im Mittenband spielt der Sonoro PLATINUM SE detailreicher auf als sein kleiner Bruder. Das begeistert mich schon, wie klar und deutlich die Australier für mich singen. Wunderbar kann ich den Stimmen folgen. Dies gilt ebenso für das begeisternd saubere Gitarrenspiel sowie den dezent performenden Drummer, der sich etwas zurück hält und die Hauptakteure nicht mit seinem Spiel erschlägt.
So, mal weg von dem üblichen ewigen High End Gedudel. Country ist ja nun nicht wirklich mein Ding, doch wie so immer im Leben gibt es Ausnahmen. Als Beispiel sei hier Last Man Standing von Willie Nelson genannt. Richtig munter geht es zu, Bluesanleihen und treibende Rhythmen stecken in dieser Musik. Da wippt der Fuß allein schon wegen des völlig lässig gespielten Schlagzeugs! Ein Schelm der Willie. Die gut verstehbaren Texte über all das Erlebte in seinem langes Leben machen doch eher nachdenklich, aber mit seiner musikalischen Komposition lenkt er ein geschickt davon ab. Herrlich realistisch ist die Harp seines Kollegen, jedes ihrer Blättchen und der leichten Wehmütigkeit ist zu hören. Doch egal, der Beat lässt mich nicht los, ja so muss das sein! Das Leben geht doch immer irgendwie weiter. Wie lässig der Sonoro PLATINUM SE mit der Lebensfreude des Interpreten umgeht, das beeindruckt mich tief.
So ganz komme ich dann doch nicht an Klassikern vorbei. Herrlich satt ist der Bass unter anderem bei „Walking On The Moon“ von The Police, hier auf dem Manger-Album Musik wie von einem anderen Stern in der Version von The Yuri Honing Trio. Bei den ersten Sätzen dieses Titels benötigt man schon einiges an Fantasie um zu erahnen was da wohl kommen möge. Doch spätestens beim Einsetzen des leicht sonor gespielten Saxophons erahnt man den Originaltitel. Wie das doch relativ günstige Nagaoka MP-110 die Musik dann sehr feinfühlig in Szene setzt, ist schon wirklich gekonnt für dessen vergleichsweise günstige Preisklasse.
Die genannte Feinauflösung bewundere ich auch beim folgenden „Jazz Variants“. Unter anderem beim Marimbaphon, das hier beim SE noch eine Spur lockerer und neutraler herüber kommt als beim „Standard“-PLATINUM. Hinzu kommt ein wunderbares und zartes Ausklingen der Holzplättchen, wenn der sie bearbeitende Klöppel sich von ihnen löst. Begleitet wird dieses Geschehen von dem verflucht rasanten Schlagzeug. Der Typ an den Drums hat es echt drauf. So wie der Sonoro PLATINUM SE, der dies klaglos und stoisch er- und überträgt. Ich bin verblüfft, selbst mit dieser sattwarmen und mächtigen Kesselpauke geht er sehr lässig um.
Zum Abschluss steige ich noch per Bluetooth aptX auf die digitale Schiene um, dürfte diese Abspielweise doch ein wesentlicher Kaufgrund für den Plattenspieler sein. Und so höre ich mich querbeet erneut durch die Hörtest-Scheiben, die noch griffbereit am HiFi-Rack lehnen. Dabei behält der PLATINUM SE seinen Klangcharakter bei, kommt nun aber einen Hauch wärmer sowie eine Spur bedeckter rüber. Nicht schlecht, die praktische Drahtlos-Verbindung denke ich, schalte aber nach einiger Zeit wieder auf die gute alte Kabelverbindung um – was analog ist soll analog bleiben, zumindest heute Abend – und drehe noch ein paar Runden durch meine Plattensammlung…
Sonoro PLATINUM SE – Fazit
Es ist kein Muss, aber die Mehrinvestition von 200 Euro ist definitiv gut angelegt. Bereits die Basis ist absolut überzeugend, doch mit der SE-Version setzt Sonoro dem Plattenspieler PLATINUM das Sahnehäubchen auf. Durch den schwereren Plattenteller erhält der Musikfreund eine höhere Laufruhe. Und mit dem höherwertigen Tonabnehmer Nagaoka MP-110 das gewisse Mehr an Feinzeichnung und Klangfarben sowie musikalischen Fluss. Das verstehe ich unter gelungenem HiFi-Tuning.
Im Test
Plattenspieler Sonoro Platinum SE
mit MM-Tonabnehmer Nagaoka MP-110
integriertem MM-Phonoverstärker
D/A-Wandler, USB-B und Bluetooth aptX
Farbe: Mattschwarz, Mattweiß
Gewicht: 6,3 kg
Größe: 420*356*125mm (B*T*H)
Preis: Um 800 Euro
Vertrieb
sonoro audio GmbH
Nordkanalallee 94
41464 Neuss
Web: www.sonoro.de
Mail: support@sonoro.de
Tel.: +49 (0) 21 31 / 88 34 141
Mitspieler
Quellen digital – Netzwerkspieler Cambridge Audio 851N, CD-Spieler Cambridge Audio 851C, Musikserver Innuos ZEN MK.III
Quellen analog – Plattenspieler Rega Planar 6 mit MC-Tonabnehmer TAD Excalibur Black, Sonoro Platinum mit Ortofon 2M Red, Phono MM- & MC Verstärker Trigon Vanguard III
Verstärker – Vollverstärker Rega Aethos, Vollverstärker Buchardt Audio I150
Lautsprecher – Standlautsprecher LUA Con Espressione, Subwoofer REL R 505, Standlautsprecher quadral SIGNUM 70, Sonoro GRAND ORCHESTERA
Kopfhörer – Offener Kopfhörer Focal Clear, Kopfhörerverstärker Divaldi AMP-02 mit Phono MM- & MC Stufe
Zubehör – Lautsprecherkabel Supra XL Annorum. XLR- und Cinchkabel Fadel Art Pro Link, Stromkabel Supra LoRad 2.5, Netzleiste PS Audio Dectet, Powergrip YG-1 Netzfilter, HiFi-Switch NuPrime Omnia SW-8, LAN-Kabel Supra Cat8 & Wireworld Starlight 8
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Bilder: Bernd Weber