
Gemeinhin ist der englische Hersteller Goldring für die Entwicklung und Herstellung hochwertiger Tonabnehmer bekannt. Doch nun haben die Engländer mit dem Goldring GR3 einen neuen Plattenspieler inklusive dem MM-Tonabnehmer Goldring E3 sowie einem integriertem Phono-Vorverstärker für etwas unter 1.000 Euro im Programm. Neumodisch wird so eine Kombination auch Plug & Play genannt. Was dann bedeutet: Raus aus dem Karton mit dem Plattendreher, ihn an der HiFi-Anlage anschließen und unkompliziert Musik genießen. Das schaue ich mir doch mal näher an, was da so dran ist, also auf zum Test des Goldring GR3.
Goldring GR3 – Etwas Hintergrund
1906 wurde das Unternehmen „Goldring Manufacturing (GB) Ltd“ von den Brüdern Heinrich und Julius Scharf in Tschechien gegründet und begann mit Grammophonnadeln. 1933 erfolgte dann der Umzug nach England und 20 Jahre später wurde die Firma in „Goldring“ umbenannt. Maßgeblich war Goldring dann mit der Entwicklung von Stereo-Tonabnehmern in den vergangenen 60ern beschäftigt, einer Zeit, als die Stereo-Aufnahmen immer beliebter wurden. Kleinere und leistungsstarke Magnete ermöglichten dann in den 70ern die Entwicklung von MM-Tonabnehmern, was dann in den 80ern mit den MC-Systemen seinen Höhepunkt fand. Beides Techniken, die immer noch eingesetzt und weiterentwickelt werden.
In den 50ern wurde zusätzlich das Geschäftsfeld erweitert, indem in einer rund 20-jährigen Partnerschaft mit Lenco Plattenspieler entwickelt und auf den Markt gebracht wurden. Anfang der 2.000er gab es dann einen neuen nicht ganz so lange dauernden Anlauf mit dem Bau von Plattenspielern der Modelle GR1 und GR2, nun gemeinsam mit Rega und Transrotor. Beim jetzigen neuen Goldring GR3 beschränkt sich die Zusammenarbeit auf Rega. Ob es daran liegen mag, dass es von Goldrings Standort in Bishop‘s Stortford lediglich rund 40 Meilen bis nach Southend-on-Sea sind?
Goldring GR3 – Technik
Man muss ja nicht immer gleich mit der Tür ins Haus fallen, sagt der Volksmund. Doch die meisten unserer Leser dürften recht schnell erkennen, dass es sich beim Goldring GR3 um ein Derivat des Rega Planar 2 handeln dürfte. Nun denn, das ist nichts Verwerfliches, das Grundprodukt ist gut und bestens bewährt. Und im Gegensatz zu sehr vielen Herstellern von Plattenspielern bedient Goldring sich nicht am gern genommenen Baukasten aus Taiwan, sondern in der Nachbarschaft bei Rega und lässt somit in Europa fertigen.
Als schlichte Eleganz lässt sich der Goldring GR3 mit seinem Chassis in Hochglanz Schwarz wohl am besten beschreiben. Öffnet man den Deckel aus Acryl – zum Hören nimmt man ihn aus klanglichen Gründen natürlich besser ab – springt einem sofort das selbstbewusste Logo mit dem Goldring Gründungsjahr 1906 ins Auge. Alsbald entdeckt das Auge einen guten alten Bekannten, den Rega Tonarm RB220 mit einer Armlänge von 9 Zoll. Vorne dran an seiner Headshell der MM-Tonabnehmer Goldring E3, der separat für 150 Euro erhältlich ist. Diesen zu hören, hatte ich bisher noch nicht das Vergnügen, ich bin also gespannt, was mich so erwartet. Auf jeden Fall ist er schon mal sauber montiert, wie ich mit meiner Tonarm-Schablone feststelle.

Nochmal kurz zurück zum Tonarm, eine Skala für das Auflagegewicht besitzt er bekanntlich nicht. Goldring empfiehlt für die Tondose E3 1,5 – 2,5 Gramm, kompromissfähig wie ich bekanntermaßen bin, wähle ich dann 2,0 Gramm. Was recht einfach durch das Drehen des Gegengewichts und meiner Shure Tonarmwaage gelingt. Ebenso einfach und passend lässt sich dann das Antiskating mit dem Schieberegler einstellen. So, was haben wir sonst noch hier oben drauf? Natürlich den Plattenteller, er verbirgt sich unter einer dünnen den Klang verbessernden Filzmatte; beim Rega Planar 2 besteht er aus Glas, Goldring hat sich für den GR3 einen aus dunkel eingefärbtem Phenolharz ausgedacht, rund 1,5 kg bringt er auf die Waage. Um den Gleichlauf zu stabilisieren, gibt es einen verdickten Tellerrand, dieser wirkt als Schwungmasse und sorgt so für einen stabilen Gleichlauf des Plattenspielers.
So, mal den Plattenteller runter – was leicht vonstatten geht – und nachschauen. Ganz klassisch ist der Subteller aus Kunststoff. Mit seinem Edelstahldorn steckt er in einem ebenso klassischen Lager aus Messing. Das die Handhabung des Plattentellers so leicht gelingt, empfinde ich als angenehm, denn: Wollt ihr Singles oder LPs mit 45 Umdrehungen hören, dürft ihr den Antriebsriemen am Pulley umlegen. Wahrscheinlich kommt dann auch die Frage auf, wo sich der Ein- und Ausschalter am Goldring GR3 befindet. Unterhalb des Schriftzugs „Goldring“ unter dem „O“ verborgen, und so nicht die elegante Optik störend. Diesen umgelegt, und schon setzt sich der laufruhige 24 Volt Motor in Bewegung.
Der besagte Antriebsmotor befindet sich unterhalb des Plattenspielerchassis und hinter der Plattenspielerachse, gegenüberliegend dem Tonabnehmer und ist so also elektomagnetisch am wenigsten störend. Die schwingungsmindernden Füße befinden sich natürlich ebenfalls unten, passend zur Bezeichnung des Plattenspielers und dem Tonabnehmer sind es? Richtig geraten: Drei! Was es dagegen nicht gibt, sind drei Verbindungskabel zum Anschluss an die Stereo-Anlage. Linker und rechter Kanal, kein Massekabel, Ende Gelände. Der Grund ist folgender: Gegenüber seinem Kollegen, dem Planar 2, besitzt der Goldring GR3 einen nicht abschalt- oder umgehbaren, integrierten MM-Phono-Vorverstärker, und demzufolge einen Hochpegelausgang zum direkten Anschluss an einen Verstärker, ergo ist auch kein Massekabel erforderlich.
Daher besitzt der Goldring Plattenspieler auch keinen Masseanschluss. Und aus demselben Grund bitte den GR3 nicht am Phonoeingang des vorhandenen HiFi-Verstärkers anschließen, ansonsten gibt es ordentlich was auf die Ohren! Apropos anschließen: Neben einem klassischen Cinch-Cinch-Kabel mit 1,5 m Länge befindet sich auch noch eines mit 3,5 mm Klinke-Cinch und einer Länge von 3 m im Karton, beide übrigens von QED. Mit letzterem lässt sich der Vinyldreher also auch mal an Aktivlautsprechern anschließen, die einen Miniklinke-Eingang haben. Praktisch, das ist der Plug & Play Gedanke in Vollendung.

Goldring GR3 – Technische Daten
- Komplett-Plattenspieler (Plug & Play)
- Geschwindigkeiten: 33,33 und 45
- Tonarm: Rega RB220
- Tonabnehmer: MM-System Goldring E3 (6,9 Gramm)
- Nadel-Schliff: Elliptisch
- Nadel-Radius: 0.3 x 0.7 mil
- Frequenzbereich: 20 Hz – 20 kHz
- Empfindlichkeit: 3,5 mV (1 kHz @ 5 cm/sec)
- Nadelnachgiebigkeit: 20 mm/N
- Auflagegewicht: 1,5 g – 2,5 g (2,0 g empfohlen)
- Plattenteller: Phenolharz mit Schwungmasse und Filzmatte
- Integrierter Phono-MM-Vorverstärker (Nicht umgehbar)
- Antrieb: Geräusch- und vibrationsarmer 24-Volt-Motor
- Gehäuse: Hochglanz Schwarz
- Zubehör: Staubschutzabdeckung in Acryl
- Zubehör: 1,5 m Cinch-Cinch-Kabel & 3,0 m 3,5 mm Klinke-Cinchkabel
- Maße: 45,0*36,0*12,0 (b*t*h)
- Gewicht: 5,5 kg
Goldring GR3 – Klang
Wie es sich gehört, gibt es zu Beginn etwas ruhige Musik, ein passendes Album ist „Via del Campo“ von Esther Fellner. Ma chanson de la rue beginnt mit einem eher gediegenen und entspannten Klavierspiel. Dieses sagt mir zu, und ist in seiner Spielart schon eine Art erster Prüfstein für den Goldring GR3. Ein wenig bin ich schon überrascht, wie stabil das Spiel der Tasten ist, laufruhig und ohne die geringste Spur eines Eierns. Jedoch erscheint mir das Gehörte etwas zu gemütlich, das kenne ich doch etwas anders? Dies ändert sich mit einem alten Trick und dessen Wirkung, wie ihn bei Plattenspielern nicht jeder vermutet: Dem Ändern der Phase, indem ich das Steckernetzteil um 180° gedreht einstecke, etwas straffer und dynamischer wie auch klarer wird das Klangbild. Das sind jetzt keine Riesenwelten, aber es lohnt sich, so zu experimentieren. Auch Falk, der zur Redaktionskonferenz in Ulm ist, erkennt die klanglichen Unterschiede sofort.
Pourquoi mon Dieu singt Esther Fellner im nächsten Lied der Langspielplatte mit ihrer leicht warm angehauchten Stimme. Begleitet wird die schweizer Chansonnière dabei von seidig klingenden Violinen, der MM-Tonabnehmer Goldring E3 verkneift sich bei diesem Instrument, das in den Ohren auch mal gefährlich werden kann, die unangenehmen Reizungen. Und so höre ich mich entspannt durch die erste Seite der LP, entdecke dabei noch ein gefühlvolles Cello und einen sanft über das Schlagzeugbecken streichenden Besen. Im vierten Titel gibt es dann hintenraus eine so natürlich erscheinende Panflöte, dass ich bei mir denke „oh mon dieu, oh wie schö“.
Ein traumhaftes Album ist die LP A Tribute To Eva Cassidy, wunderbar covert Margriet Sjoerdsma die hervorragende Künstlerin. Doch bevor ich in den Genuss komme, heißt es kurz den Riemen umlegen, was wie weiter oben bereits beschrieben, schnell von der Hand geht. Feingliedrig ist das dann erscheinende Gitarrenspiel, und in den Klangfarben vielfältig. Im Opener des Albums „In The Early Morning Rain“ mit dabei ist eine Violine, die mit den gerade genannten Eigenschaften des GR3 einen nachhaltigen Eindruck bei mir hinterlässt. Gut herauszuhören sind die Bogenstriche, mal langsamer und getragenen, und dann wieder etwas zügiger geschoben sowie gezogen, und auch das höre ich ohne Anstrengung heraus. Dabei ist der Gesang von Margriet Sjoerdsma klar und sauber, versehen ist ihre Stimme dabei je nach Tonhöhe mit feinen Spitzlichtern.
Ui, das sind mal Bassläufe, kräftig und sauber. Zu meiner Jugendzeit wäre da wohl doch so mancher Tonabnehmer ins Schleudern gekommen. Macht er aber nicht, der Goldring E3. Seelenruhig gleitet er durch die schwarze Rille, ohne mit der Wimper zu zucken macht er dies. Sehr energievoll geht es zur Sache bei Kari Bremnes Spor (2015er Version, Doppel-LP Burmester Selection Vol.1), die dezente Betonung des Tonabnehmers im Oberbass lässt mir die Komposition noch ein wenig schwungvoller erscheinen, als ich sie gemeinhin kenne. Sei es drum, Geschmackssache, alles bleibt definiert wie auch aufgeräumt vor mir. Die Abbildung vor mir ist auf jeden Fall glaubwürdig und lückenfrei aufgezogen. Mit der doch stark elektronisch bearbeiteten Aufnahme kommt der Goldring GR3 überzeugend gut klar. Und auch mit den Feinheiten im elektronischen Nachhall steht er auf gutem Fuß. Und auch das elektronisch Pingpong-Spiel, sehr schick!
Im Gegensatz zum Musikträger LP ist der charismatische Sänger Christone ‚Kingfish‘ Ingram etwas frischer, gerade mal so um die 20 Jahre jung ist er. Macht aber nix, die beiden harmonieren miteinander wie ein altes Ehepaar. Dessen Stimme ist im Song „Listen“ angenehm weich und mit einer leicht warmen Tonalität ausgestattet. Als etwas zurückhaltend ist der Goldring GR3 diesem Bereich zu bezeichnen, er legt mehr Wert auf die Sprachverständlichkeit, wie es mir bereits bei Margriet Sjoerdsma aufgefallen ist. Im Gegensatz zum weitverbreiteten Ortofon 2M Red – den ich mit seiner eher weichwarmen Ausrichtung bereits auf verschiedenen Plattenspielern hörte – legt das Goldring E3 seine Vorlieben auf einen anderen Bereich und ist etwas spritziger als das Ortofon. Ist doch schön, wenn man als Hörer die Wahl hat. Und obwohl dieser tonalen Eigenschaften geht einem die dezent verzerrt gespielte Fender nicht auf die Ohren, die Feinzeichnung hat das im GR3 eingesetzte Tonabnehmersystem bestens im Griff.
Goldring GR3 – Fazit
Wer einen „Plug & Play“ Plattenspieler in der Preisklasse unter 1.000 Euro sucht, sollte sich mal den Goldring GR3 anschauen und auch anhören. Ruckzuck, schnell und einfach ist er an der heimischen HiFi-Anlage oder auch an Aktivlautsprechern mit Analogeingang angeschlossen. Neben einem integrierten – nicht abschaltbaren – Phono-MM-Verstärker bringt er den feinauflösenden und frisch aufspielenden MM-Tonabnehmer Goldring E3 gleich mit. Dieses gut ausgestattete Rundumsorglosplattenspielerpaket spielt sauber durchzeichnend und energievoll auf. Ein ernsthafter Plattenspieler zum attraktiven Preis, auch wer gehobene Ansprüche an eine glaubwürdige Raumdarstellung hat, ist mit dem Goldring GR3 sehr gut bedient.
Im Test
Plug & Play Komplett-Plattenspieler
Goldring GR3 mit MM-System Goldring E3 und Phono-MM-Verstärker
Ausführung: Schwarz Hochglanz mit Acryl Staubschutzhaube
Maße: 45,0*36,0*12,0 (b*t*h) (Mit Staubschutzhaube)
Gewicht: 5,5 kg
Preis: 899 Euro
Vertrieb
IDC Klaassen International Distribution & Consulting oHG
Am Brambusch 22
44536 Lünen
Tel.: +49 231 22178822
Mail: idc(@)idc-klaassen.com
Web: www.idc-klaassen.com
Mitspieler im Test
Quellen digital – Netzwerkspieler Atoll ST 300 Signature, CD-Spieler Atoll CD200 Evolution, Musikserver Innuos ZEN MK.III
Quellen analog – Plattenspieler Rega Planar 6 mit MC-Tonabnehmer TAD Excalibur Black, Plattenspieler Sonoro Platinum mit Ortofon 2M Red, Phono MM- & MC Verstärker Trigon Vanguard III
Verstärker – Vollverstärker mit Phono-Eingang und D/A-Wandler Roksan Caspian 4G, Vollverstärker Rega Brio MK7
Lautsprecher – Standlautsprecher LUA Con Espressione, Subwoofer REL R 505, Standlautsprecher Indiana Line Diva 5, Standlautsprecher quadral SIGNUM 70
Kopfhörer – Offener Kopfhörer Focal Clear, Kopfhörerverstärker Divaldi AMP-02 mit Phono MM- & MC Stufe
Zubehör – Lautsprecherkabel: Supra XL Annorum, in-akustik LS-804 AIR DIY, in-akustik Referenz LS-204 XL Micro AIR. Kleinsignal-Kabel: Cinchkabel in-akustik NF-1204 Air, XLR- und Cinchkabel Fadel Art Pro Link. Stromkabel Supra LoRad 2.5, Netzleiste PS Audio Dectet, Powergrip YG-1 Netzfilter, HiFi-Switch NuPrime Omnia SW-8, LAN-Kabel Supra Cat8 & Wireworld Starlight