Vor genau vier Jahren testeten wir HiFi-IFAs bereits den kompakten Aktivlautsprecher Dutch & Dutch 8c. Der Regallautsprecher überzeugte uns mit der Möglichkeit zur tiefgreifenden akustischen Anpassung an den Raum sowie mit einem präzisen und dennoch musikalischen Klang, der gekonnt die Brücke zwischen Studio und Wohnzimmer schlug. Damit schwang sich der 8c zur aktiven Referenz in meinem Hörzimmer auf. Dutch & Dutch zeigte sich die kommenden Jahre selbstbewusst, denn seit 2018 ist der 8c das einzige Produkt im Portfolio geblieben und anno 2024 basiert das aktuelle Modell technisch wie optisch immer noch grundlegend auf dem Ur-Modell. Doch in der Software, welche die Eigenschaften und das Benutzererlebnis eines digitalen Aktivlautsprechers wesentlich bestimmt, hat sich einiges getan – die Möglichkeit zur Einbindung Drittanbieter-Software eingeschlossen. Grund genug für uns HiFi-IFAs, die Dutch & Dutch 8c erneut eingehend zu beleuchten.
Mit ihrer Produktpolitik beweist Dutch & Dutch, dass Understatement nicht nur auf den britischen Inseln, sondern auch im Großraum Rotterdam zu Hause ist, denn spätestens in der aktuellen Firmware-Version wäre mindestens ein angehangenes mk2 oder mit einem optischen Facelift sogar ein komplett neues Modell drin gewesen. Für die Niederländer ist langfristige Upgradefähigkeit jedoch ein wesentlicher Teil des Konzeptes und lobenswert auch unter dem Aspekt der Nachhaltigkeit zu erwähnen. Das Großartige am dutch understatement ist nämlich, dass damit auch die ersten D&D 8c ab Werk sozusagen ein Mk2 eingebaut haben. Eine Neuerung im Portfolio: Heute unterscheidet Dutch & Dutch zwischen der 8c um 15.000 Euro und der 8c Studio um 13.000 Euro. Wir HiFi-IFAs haben die aktuelle Firmware-Version mit Streaming und dem spannenden Plugin BACCH 3D-Spatial Audio angeschaut und – wo wir schon dabei waren – gleich den Lautsprecherständer von Dutch & Dutch um 900 Euro installiert.
Dutch & Dutch 8c – Annäherung
Die Dutch & Dutch 8c bringen mit 26 kg pro Stück ein beachtliches Gewicht auf die Waage. Ein erstes Zeichen dafür, dass es die Niederländer mit ihrem Aktivlautsprecher ernst meinen. Auch wenn die Maße mit 485 * 270 * 380 mm (Höhe *Breite * Tiefe), also ca. 50 Liter Außenvolumen, noch vergleichsweise handlich sind, möchte ich sie nicht jeden Tag umstellen. Daher habe ich mich entschlossen, dass der Lautsprecher auf einem passenden Stand seinen Platz finden soll, doch dazu später mehr. Eine weitere Option sind übrigens Wandhalterungen, wie man sie häufiger auf den Pressebildern von Dutch & Dutch sieht.
Die beiden Ausführungen 8c und 8c Studio sind im Aufbau der Hardware, der grundsätzlich die Klangeigenschaften bestimmt, gleich. Der Unterschied hier: Das Gehäuse der 8c besteht aus massiver Eiche in natur, schwarz oder weiß mit schwarzer oder weißer Schallfront und empfiehlt sich damit für das häusliche Ambiente. Die 8c Studio hat mit einem Gehäuse aus MDF mit integrierten Befestigungspunkten in den Ausführungen schwarz oder weiß eher die pragmatische Profi-Szene im Visier. Die Lautsprecher in meinem Hörzimmer aus 2020 tragen das Gewand der 8c.
Die Lautsprecher haben einen integrierten Digital/Analog-Wandler, lassen sich also digital anschließen. Hierzu dient der XLR-Eingang am Heck. Ein analoger Anschluss ist über die gleiche Buchse ebenfalls möglich. Ein kleiner Taster neben der Buchse stellt den Eingang auf digital links, digital rechts, analog -10dBu sowie +4 dBV ein. Im Falle der digitalen Verbindung geht das Kabel vom Player zum ersten Lautsprecher und über die Passthrough XLR-Buchse wird der zweite Lautsprecher angekabelt. Die Passthrough Buchse des zweiten Lautsprechers wird dann mit einem Abschluss-Stecker (Terminator Plug) versehen. Analog werden die Lautsprecher via XLR-Buchse wie gewohnt direkt mit der Vorstufe verkabelt. Die Sub-Buchse ist ein vollwertiger analoger Ausgang ohne Filter, der zum Anschluss eines Subwoofers oder natürlich auch anderweitig verwendet werden kann.
Ein weiterer wichtiger Anschluss ist die LAN-Buchse, die, wie bei den ersten Modellen der 8c, via Computernetzwerk die Möglichkeit zur Konfiguration bereitstellt. Mit einem Computer oder Mobilgerät kann der Anwender über das Webinterface auf die Firmware zugreifen. Ebenfalls ist eine Anpassung der Lautsprecher an Raum und Hörgewohnheiten über den eingebauten DSP (Digital Sound Prozessor) möglich. Mein Paar Dutch & Dutch 8c betrieb ich bisher analog, so dass es längere Zeit nicht online war und sich nun einige wesentliche Veränderungen geballt bemerkbar machten. Und damit beginnen die wichtigsten Neuerungen gegenüber unserem Test im Jahre 2020. Zuerst installierte ich noch mit dem alten Webinterface lanspeaker.com, das nicht mehr weiterentwickelt wird, nacheinander die anstehenden Firmware-Updates. Damit erhielten die Lautsprecher das Update auf die Software-Plattform Ascend, die es ermöglicht, via Webinterface und App für iOS und Android online auf den Lautsprecher zuzugreifen.
In der aktuellen Firmware-Version sind serienmäßig die 8c, nicht die 8c Studio, zum Direct Streaming fähig. Über das Netzwerk greifen sie mittels Spotify Connect oder Roon direkt online auf Musikinhalte zu. Das bedeutet, dass je nach Anwendung eine Verkabelung via XLR nicht mehr nötig ist, was viele Anwender im privaten Bereich freuen wird. Die Streamingfähigkeit kann bei den 8c Studio nachträglich als Streaming Package um 1.500 Euro installiert werden, dies ist auch Grundlage für das Plugin BACCH.
Raumeinmessung mittels REW (Room Equalizer Wizard)
Auch bei REW galt es, zunächst die Updates auf dem Computer zu installieren. Schon die Freeware-Version ist ein mächtiges Tool, mit der sich der Anwender beliebig lang beschäftigen kann. Benötigt wird dazu ein Messmikrofon, das über USB an den Computer angeschlossen wird. Ein UMIK-1 lässt sich beispielsweise direkt anschließen, klassische Behringer-Mikrofone über einen USB-Mikrofonverstärker mit A/D-Wandler. Angenehm und benutzerfreundlich ist die direkte Schnittstelle von REW zu den Dutch & Dutch 8c / Studio, welche die Lautsprecher erkennt und zur Auswahl anbietet. Die Filter, die der Anwender in REW ermittelt, können damit direkt an die Lautsprecher übermitteln werden. Die erfolgreiche Übertragung lässt sich in Ascend direkt nachvollziehen.
Sich in REW einzufuchsen ist – weil es ein mächtiges Tool ist – nicht ganz einfach, aber für wesentliche Anpassungen auch kein Hexenwerk. Wie ermunterten schon die Beatles: „Try with a little help from my friends“ oder mit einer Anleitung von Dutch & Dutch zum Download. Für rund 600 Euro bieten die Niederländer aber auch einen professionellen Remote Commissioning Service an, der online bei der Einrichtung unterstützt sowie ein UMIK-1 Mikrofon beinhaltet. Sicherlich sind auch die Händler gerne behilflich.
Ascend und die Ascend APP
Ascend ist das digitale Zentrum, um das sich die Dutch & Dutch Welt dreht. Ascend verbindet mit ihr verbundene Lautsprecher zeitrichtig, bildet Gruppen, ist multi-room-fähig, kümmert sich um das Update-Management, stellt auf Wunsch den Kontakt zum Hersteller her und sorgt für die Implementierung von Streaming-Anbietern sowie – und das ist ein echtes Novum – Software-Drittanbietern. Hierin liegt auch für die Zukunft ein großes Potenzial. Die Ascend APP für iOS oder Android und das Webinterface sind sich sehr ähnlich, weshalb ich mich hier auf die App beschränke. Da der Aufbau der App die Möglichkeiten des Lautsprechers abbildet, bringt uns ein Streifzug durch das Menü die 8c näher.
In der App lässt sich die Gruppe, die gesteuert werden soll, auswählen. Bei mir ist das einfach, da ich nur ein Stereo-Paar mit dem sinnstiftenden Namen HiFi-IFAs Listening Room im Netzwerk habe. Die App kontrolliert durch Streichen über das runde Bild, das beim Streaming das Cover darstellt, zentral die Lautstärke. Ein Tippen auf das Bild bedeutet Stille (Mute). Darüber angeordnet ist die Wahl der Quelle möglich: XLR Eingang, Roon Ready oder Spotify Connect. XLR digital oder analog stellt man am Lautsprecher ein. Spotify Connect und Roon Ready sind die aktuell im Streaming-Package implementierten Dienste. Mehr sind laut Hersteller in Planung.
Über das Room Matching lassen sich direkt die aus REW importierten Korrekturen auswählen. Wer möchte, kann verschiedene Abstimmungen speichern und leicht auswählen. Ich habe beispielsweise das Profil 8c only für die 8c allein sowie ein Profil Analog mit Subwoofer für die Kombination der 8c mit meinem Velodyne Subwoofer DD-10 plus angelegt. Wenn mir also der Sinn danach steht, kann ich recht fix die Kabel umstöpseln und dementsprechend das Room Matching Setup auswählen.
Ascend bietet zudem mit Voicing einfach die Möglichkeit, auch ergänzend zum Room Matching, bei Sub, Bass und Treble mit vordefiniertem Equalizer einzugreifen sowie Schritt für Schritt eigene Filter zu definieren und zu speichern. Neben dem vordefinierten Flat und Night Modus kann der Anwender eigene Settings hinterlegen und benennen. Ich fand das ganz praktisch, um mit entsprechenden Settings nervige (ältere) Aufnahmen zu entschärfen und bei Bedarf auf Knopfdruck für mich „hörbar“ machen zu können.
Mittels Presets lassen sich Kombinationen von Benutzereinstellungen speichern und abrufen, ohne jedesmal neu zusammengestellt werden zu müssen.
Alle Parameter werden in den Einstellungen, das Zahnradsymbol oben rechts, vorgenommen oder können dort eingesehen werden. Dazu gehören auch die wichtigsten geometrischen Raumparameter sowie Lautsprecherpositionen und Hörabstände. Auf die Geometrie des Stereodreiecks greift auch das Plugin BACCH zu. Die Implementierung von Drittanbieter-Software ist seit der Firmware-Version 2.4 aus Oktober 2023 möglich. Die BACCH-Lizenz kann der Musikfreund für rund 1.000 Euro optional erwerben. Das Plugin wirkt nur auf Inhalte, die per Direct Streaming empfangen werden. Die XLR-Eingänge, digital wie analog, bleiben dabei unberücksichtigt.
BACCH
Die BACCH-Technologie wurde von Edgar Choueiri, einem Princeton-Professor, entwickelt und konzentriert sich auf die Unterdrückung des Übersprechens, um ein immersives und realistisches Audioerlebnis zu schaffen. Die Technologie soll das Problem lösen, dass Stereoaufnahmen die Klanglokalisierung des realen Lebens nicht genau wiedergeben. BACCH nutzt dazu die natürlichen Unterschiede in Ankunftszeit, Amplitude und Tonalität zwischen den Ohren des Hörers, um eine präzise Lokalisierung zu ermöglichen. Es löst das Problem des interauralen Übersprechens, das bei der Tonwiedergabe über zwei Lautsprecher auftritt.
BACCH ist die Abkürzung von „Band-Assembled Crosstalk Cancellation Hierarchy“, der einen neuartigen Ansatz zur Unterdrückung von Nebensprechen darstellt. Die Technologie zielt auf die Vermeidung jeglicher Verfärbung oder Verzerrung des Audiosignals ab und soll so für ein transparentes und natürliches Hörerlebnis sorgen.
Das BACCH-Filter verschiebt die Signalverarbeitung vom Amplitudenbereich in den Phasenbereich und soll die Wahrnehmung von Räumlichkeit, Hüllkurve, Nähe, Tiefe und Auflösung im wiedergegebenen Klang verbessern. Daraus soll eine dreidimensionale Klangbühne entstehen, die über die Grenzen der Lautsprecher hinausgeht und ein fesselndes sowie immersives Hörerlebnis mit nur zwei Lautsprechern gestattet.
Die Technologie bietet Vorteile für verschiedene Musik- und Aufnahmegenres. BACCH ist laut Hersteller kompatibel mit binauralen Aufnahmen, puristischen Aufnahmen von Jazz und klassischer Musik sowie generischen und Rock/Pop-Studioaufnahmen. Weiterhin eröffnen sich Möglichkeiten neue Detailebenen und Strukturen in komplexen Orchesterkompositionen und Gesangsarrangements freizulegen. Zudem soll die Wahrnehmung von Obertönen und die räumliche Ausdehnung sowie Auflösung des Klangbildes verbessert werden, was einem Live-Erlebnis näher kommt.
Dutch & Dutch 8c – Technik
Dutch & Dutch setzt bei der Entwicklung auf das Konzept „Zuerst eine saubere Abstimmung der Lautsprecher-Hardware, dann der DSP und die damit einhergehenden Möglichkeiten der Software.“ Letzteres habe ich zuvor bereits beschrieben.
Bei der Hardware setzt der 26 kg schwere Lautsprecher auf zwei nach hinten abstrahlende 8″ Langhub-Konus-Tieftöner. Nach vorne strahlen ein 8″ Konus-Mitteltöner und eine 1″ Metall-Kalotte als Hochtöner ab. Das Gehäuse ist im Tiefton geschlossen, der Mitteltöner arbeitet in sogenannter passiver Kardioid-Technologie, die eine Richtwirkung des Schalls erzeugt. Die Richtwirkung begünstigt auch den Einsatz der BACCH-Technologie.
Der Lautsprecher erzeugt einen Frequenzgang von 30 Hz bis 20 kHz im Band von ± 1 dB. Für den nötigen Antrieb sorgen drei Verstärker, die für den Tiefton 500 W, den Mittelton 250 W und den Hochton 250 W leisten. Die Hardware ist – bis auf die Ausführung des Holz-Korpus – für die 8c und die 8c Studio identisch.
Kardioid Technologie
Die Kardioid-Technologie soll im Lautsprecherbau eine horizontale und vertikale Richtwirkung des Tief-/Mitteltons erzeugen. Vertikale Effekte werden häufig durch eine Anordnung als Line-Array reduziert. Ohne weitere Maßnahmen wird der tieffrequente Schall einer einzelnen Membran nahezu kugelförmig abgestrahlt, wodurch auch hinter dem Lautsprecher ein große Menge Energie im Bass entsteht.
Bei der aktiven Kardioid-Technologie sorgt eine entsprechende Anordnung und kombinierte Ansteuerung mehrerer Tief/Mitteltöner für den Effekt der Richtwirkung. Bei der passiven Kardioid-Technologie, die in der Dutch & Dutch 8c verwendet wird, strahlen seitliche Öffnungen passiv Schallanteile ab, die mit den aktiv abgestrahlten Frequenzen der Membranen interagieren und so die gewünschte Richtwirkung erzeugen. Durch diesen Effekt, der die Abstrahlung des Tief/Mitteltons hauptsächlich auf den Hörplatz ausrichtet, wird die Anregung von Raummoden und Reflexionen reduziert.
Die Kardioide oder Herzkurve (Quelle der Grafik unten: Wikimedia) beschreibt das Abstrahlverhalten. Die Kardioide ist eine ebene Kurve, genauer gesagt eine algebraische Kurve 4. Ordnung, die ihren Namen wegen ihrer Herz-Form erhielt. Sie entsteht, wenn ein Kreis auf einem gleich großen ruhenden Kreis abrollt. Kennzeichnet man zu Beginn der Bewegung den Berührpunkt beider Kreise auf dem sich drehenden Kreis und verfolgt die Bahn des Punktes beim Umlaufen, entsteht die Kardioide.
Sie ist an dem, dem Startpunkt gegenüberliegenden, Punkt am weitesten vom ruhenden Kreis entfernt, nämlich mit der Distanz des Kreisdurchmessers. Der typische „Knick“ des Herzens entsteht am Start/End-Punkt. Übertragen in die akustische Wirkung, beschreibt sie die erwünschte Schallverteilung. Grob gesagt nimmt die Schallintensität harmonisch nach hinten ab und ist nach vorn maximal.
Dutch & Dutch 8c – Technische Daten
- Systeme
Tieftöner 2* 8″ Langhub Konus
Mitteltöner: 8″ Konus
Hochtöner: 1″ Metall-Kalotte - Gehäuse-Aufbau
Tiefton: geschlossen
Mitteltöner: Passiver Kardioid - Frequenzgang
30 Hz – 20 kHz ± 1 dB - Verstärker
Tiefton: 500 W
Mittelton: 250 W
Hochton: 250 W - Anschlüsse
LAN (Netzwerk)
XLR Eingang (analog/digital schaltbar)
XLR Passthrough (digital)
XLR Subwoofer Ausgang (analog) - Abmessungen
485 * 270 * 380 mm (H*B*T) - Gewicht
26 kg - Differenzierung 8c / 8c Studio
8c:
Gehäuse: Massive Eiche in natur, schwarz oder weiß
Schallfront: schwarz oder weiß
Konnektivität: Direct Streaming
8c Studio:
Gehäuse MDF mit integrierten Befestigungspunkten
Ausführung: schwarz oder weiß
Dutch & Dutch Stand
Der passende Dutch & Dutch 8c Lautsprecherständer kostet im Paar rund 900 Euro und hebt die 8c auf einer Grundfläche von 230 x 360 mm um 600 mm an. Sein Gewicht beträgt 12 kg. Der Stand kommt zerlegt mit dem nötigen Werkzeug und in jeweils einem Paket. Beim Zusammenbau können die Rechteckrohre des Stands zusätzlich auch mit Sand befüllt werden.
Der Zusammenbau erfordert etwas Geschick, Dutch & Dutch empfiehlt zwei Personen, ist aber auch mit entsprechender Vorsicht allein gut machbar. Wie beim schwedischen Möbelhaus gilt: beim zweiten Teil geht es leichter von der Hand. Als Konstruktionsprinzip sind die Elemente nicht direkt verschraubt, sondern eine, in den Rechteckrohren liegende Zugstange zieht die Bodenplatte und die Deckplatte auf die dazwischenliegenden Rohre. Die Rohre haben zusätzliche Nasen, die in Platten greifen, um Querkräfte aufzunehmen. Sind die Schrauben einmal alle festgezogen hält die Konstruktion wunderbar. Die Stands stehen auf Spikes, die unter die Bodenplatte geklebt werden. Die Unterlegteller zum Schutz des Bodens liegen praktischerweise gleich mit bei.
Die Deckplatte des Stands hat genau die Größe der Lautsprechergrundplatte. Ist der Lautsprecher genau aufgesetzt – das Spiel der Bohrungen ist sportlich eng gewählt – , kann er mit den beiliegenden Schrauben sicher am Stand befestigt werden. Das Duo mit den 8c bringt es nun auf stattliche 38 kg. Die Kombi ist schlank und schick, dabei aber auch recht kopflastig. Wer mag, kann an den Stands jeweils vier Kabelführungen aufkleben, die eine dezente Verlegung der benötigten Strippen ermöglichen.
Dutch & Dutch 8c – Klang
Der aufmerksame Leser wird nun Denken: Wenn sich am eigentlichen Lautsprecher nichts geändert hat, dann müsste der Klang ja gleichgeblieben sein. Und das ist theoretisch auch richtig. Die Einmessung auf den Raum hat jedoch einen großen Einfluss und ich habe die Lautsprecher aktuell noch einmal neu eingemessen. Für meinen Geschmack konnte ich dabei von der überarbeiteten Bedienbarkeit von Room EQ Wizard (REW), der direkten Kommunikation mit den 8c und der Funktionalität der Ascend APP profitieren. Natürlich schadete auch Erfahrung und Muße nicht, da REW keine 1-2-fix Einmessautomatik integriert hat. Zur Beruhigung: Der Besitzer muss trotzdem nicht zwingend ein ausgebildeter Tonmeister sein, um deutliche Verbesserungen zu erzielen. Und dann gibt es noch das Novum zu beleuchten: das BACCH 3D Spatial Audio Plug-In.
In der Ascend App hatte ich zudem die einfache Möglichkeit, die Raumeinmessung (Roommatching) mit den Klangeinstellungen der App (Voicing) zu kombinieren, um so interessante neue Eindrücke zu bekommen. Daher höre ich mir als Abholer die 8c zu Beginn des Hördurchgangs erst einmal ohne den Einsatz des BACCH 3D Spatial Audio Plugins noch einmal für euch an und verweise nicht einfach auf den Test 2020. Dazu nutze ich den digitalen Eingang der 8c und damit auch den integrierten D/A-Wandler. Als Abspieler kommt der bewährte NuPrime Stream-9 in Kombination mit dem – ich kann es nicht lassen 😉 – MUTEC MC3+ USB Reclocker zum Einsatz und liefert über Supra Cables Excalibur XLR Digitalkabel ein 96 kHz Signal an den nahen linken Lautsprecher, der es dann nach rechts außen weiter flankt. Der kürzlich getestete CD-Transport NuPrime CDT-9 könnte somit übrigens auch direkt bzw. in Kombination mit dem Streamer an den Aktivlautsprechern spielen.
Obwohl es die Dutch & Dutch 8c in einer Studio-Version gibt und die Niederländer die Lautsprecher auch gerne in professioneller Umgebung zeigen, klingen sie ab dem ersten Ton nicht nach einem Sezierbesteck und nach Arbeit am offenen Tonträgerherzen, sondern sie sprechen vielmehr eine Einladung zum guten Musikhören aus. Ich starte, weil mir grad der Sinn danach steht, mit Bastilles „Flaws“ vom Album Bad Blood, einem Titel den ich sehr mag (irgendwie finde ich das Video dazu klasse), dem aber aufgrund der Aufnahme auch etwas Gnade bei der Wiedergabe gut tut. Der Titel startet mit offenem, aber atmosphärischem Sound, der Raum vor mir ist ordentlich gefüllt. Sofort wird mir wieder klar, dass die 8c tief runtergehen in den Bass-Keller und das aus einem Guss. Die Stimme von Dan Smith steht groß und in richtiger Höhe zwischen den Lautsprechern ohne mich anzuspringen. Gleichzeitig offenbaren die 8c Details der Aufnahme ohne nervige Aspekte, wie etwa etwas leicht Schrilles oder Dröhnendes, allzu sehr zu betonen.
Weil es so schön ist wechsel ich noch zum Two Door Cinema Club und „Sun“. Die Musik habe ich seinerzeit gleichzeitig auf den Musikserver gezogen. Gehört für mich gedanklich als Doppelpack zusammen. Klar und sauber umrissen erscheint die Stimme von Alex Trimble vor mir, wo vor ein paar Sekunden noch Dan Smith stand. Der E-Bass trumpft im Wechselspiel aus satt und sehnig herrlich freudig auf, Akzente setzen impulsiv die Bass-Drum und die fetzige E-Gitarre. Auch hier läuft nichts aus dem Ruder, alles hat Substanz und Volumen. Beim unbeschwerten „Sun“ geht die Sonne tatsächlich im Hörzimmer auf.
Vom Indie-Rock zu einem bekannten und bewährten Elektronik-Stück: Felix Labands „Miss Teardrop“. Das Xylophon – mit den Dutch & Dutch 8c meine ich, es als natürliches Instrument identifizieren zu können, nicht als Synthie-Effekt – spielt rechts und links um den fett in die Mitte gesetzten Bass, der nicht einfach nur brummelt, sondern leicht moduliert zu sein scheint. Überall hisst und zischelt es. Das Raum vor mir ist voller Leben, den die Effekte in allen Dimensionen wie kleine Stecknadeln abstecken.
Das macht Freude und mit „Dirty Nightgown“ geht’s gleich so weiter, nur dass das Hissen und Zischen durch glasklare Pings ersetzt werden. Und glasklar ist nicht nur so dahin gesagt. Sounds rollen mit Tiefe von links nach rechts und zurück. Auch die irritierend kratzenden Beats kommen erschreckend fein rüber. Gehört das so? Jawohl! Das alles ist unterlegt mit einem satten Bass-Fundament, das aber nicht ins Dröhnende abrutscht. Nahtlos geht der Song in „Falling Off A Horse“ über, das überraschend eine gezupfte Gitarre groß in die Mitte zwischen die Lautsprecher stellt. Dann wieder das wilde Geklicke und ein Sound, der auch vom Mars Attacks Soundtrack stammen könnte. Sie formen eine unangestrengte Balance aus einem räumlichen Zusammenhalt bei gleichzeitiger Fokussierung auf einzelne Instrumente und Effekte. Bei „Sleeping and Household“ geht’s grad so weiter. Sagenhaft, die Soundeffekte sind der Hammer. Eigentlich möchte ich das ganze Album durchhören. Aber – ich erwähnte es bereits – über den XLR-Eingang, egal ob digital oder analog, kommt das BACCH 3D Spatial Audio Plugin nicht zum Einsatz.
Daher wechsel ich auf Streaming und damit zu Spotify Connect. Zugespielt wird nun direkt über das Netzwerk. Die Lautsprecher hängen hier jeweils an dem NuPrime SW-8 HiFi-Switch, der die Daten des weltweiten Netzes im heimischen Netz verteilt. BACCH legt räumliche Informationen im Musiksignal frei. Damit hängt die Wirkung des Effektes also immer auch vom Ausgangsmaterial ab. Damit BACCH sich voll entfalten kann – und das ist der Teil den der Anlagenbetreiber beeinflussen kann – sollen für einen hohen Anteil Direktschall am Hörplatz frühe Reflexionen im Raum vermieden werden, da sie die räumlichen Informationen des aufbereiteten Signals verwässern.
Um dem auf den Zahn zu fühlen starte ich mit den Idolen Peter Kraus und Annett Louisan zum „Blue Bayou“. Stimmungsvoll nehmen sie mich mit an die Hand, Peter Kraus mit der Routine des altgedienten Schlager-Recken und Annett Louisan mit unverschämt verführerischer Stimme. Auch hier wieder ein Raumgefühl, das nicht – wie man es einem Studio-Lautsprecher unterstellen kann – fitzelig und artifiziell sondern sehr in sich geschlossen klingt. Dank der Auflösung des Lautsprechers kann man der leichten s- und sch-Einfärbung von Peter Kraus und dem gehauchten Gesang Annett Louisans hautnah beiwohnen.
Schalte ich in der Ascend App nun das Plugin BACCH hinzu, ändert sich der wahrgenommene Raum merklich, als hätte jemand oder etwas noch einmal alles durchsortiert. Der Raum wirkt nochmals opulenter, als ob er weiter über die Lautsprecher aufgespannt und losgelöster wäre. Die Stimmen heben sich lockerer vom Rest des Geschehens ab. Tatsächlich werden Aspekte, die vorher schon zu hören waren, besser nachgezeichnet: die Instrumente kommen nochmal lässiger und die Charaktere der Stimmen werden nochmals deutlicher. Sagenhaft kommt das mit Besen gespielte Schlagzeug bei „Mr. Bojangles“ rüber. Interessanterweise wirkt der Sound beim direkten Umschalten runder, aber gleichzeitig detaillierter mit viel Feingefühl für Rhythmus und Takt.
Sagenhaft nachzuvollziehen ist die Wirkung von BACCH bei binauralen Aufnahmen, wie es bei „I Feel It Like You“ von Malia & Boris Blank der Fall ist. Die Aufnahme ist im normalen Stereo-Betrieb gehört schon sehr beeindruckend. BACCH öffnet aber nochmal mehr den Raum und pellt alle Informationen fein raus. Der Effekt ist dabei sehr gesamtheitlich, fast nicht an Einzeleffekten festzumachen. Der beste Vergleich ist wohl der mit einem guten Rotwein, den man sicherlich auch kurz nach dem Öffnen trinken und seinen Charakter erkennen kann. Trotzdem merkt auch ein ungeübter Weinfreund, wie der Wein über das Erreichen der richtigen Temperatur – kommt er denn mal ein wenig zu kühl auf den Tisch – und die Atmung das volle Volumen und Bouquet entfaltet. Kein anderer Wein, aber in einem besonderen Zustand, der das Beste hervorzaubert. BACCH und Bacchus sind sprachlich eigentlich auch nicht weit voneinander entfernt 😉 Der Effekt der „Entfaltung“ lässt sich auch bei Shelby Lynnes „Just A Little Lovin“ beim Umschalten prima nachvollziehen. Die Wirkung der Stimme und des Raumes steigert sich gehörig.
Fast schon gespenstisch wird es bei Agnes Obels „Dorian“, das im normalen Stereomodus bereits groß aufspielt, fast wie in einer Kathedrale. BACCH scheint das Klangbild ein wenig zu beruhigen und spannt den Raum weit (!) über die Lautsprecher hinaus auf, so dass ich jetzt endgültig das Gefühl habe, auf meiner Couch vor einer riesigen Klanghöhle zu sitzen, in dem die Sängerin, ein Klavier und ein Cello agieren. Gleiches manifestiert sich bei „The Curse“, wobei die Wirkung von BACCH kein Fluch, sondern für ein besonderes Raumgefühl definitiv ein Segen ist. Freunde des reinen Stereo-Signals werden womöglich argwöhnisch nach Artefakten der Signalverarbeitung und der Interpretation des Algorithmus suchen. Für den unvoreingenommenen Genießer ist BACCH der Weg zum besonderen Erlebnis, das den Raum der Aufnahme herausarbeitet und bestrebt ist, den Hörraum bestmöglich auszublenden. Ist das Plugin erst einmal aktiviert, fällt der Schritt zurück nicht leicht – wer schüttet schon gern seinen genußfertigen Wein zurück in die Flasche 😉 So genieße ich auch noch weiter die musikalische Reise und lasse mich von Agnes Obel in Raum und Zeit entführen.
Dutch & Dutch 8c – Fazit
Seit unserem Test kurz nach der Markteinführung der Dutch & Dutch 8c hat sich bei den Niederländern viel getan, was sich bei flüchtiger Betrachtung nicht direkt erschließt. Dutch & Dutch vertraut seiner bewährten aktiven Lautsprecher-Hardware mit schallrichtender passiver Kardioid-Technologie, DSP und DAC, was die äußere Erscheinung unangetastet lässt. Dennoch bleibt alles besser, denn neu ist nicht nur der Split in die Produktlinie 8c für private Musikhörer und die 8c Studio für Profis. Die Innovation fand unter der Haube statt: überarbeitete Firmware mit benutzerfreundlicher Ascend APP als tägliches User-Interface, vereinfachte Einbindung von Room EQ Wizard (REW), Implementierung der Streaming Dienste Roon und Spotify Connect (für 8c Studio optional) sowie der erste Schritt zur Einbindung von Drittanbieter-Software mit BACCH 3D Spatial Audio. Der Sound ist wie gewohnt präzise, komplett und musikalisch in jedem Genre zu Hause. Die Algorithmen des optionalen Plugins BACCH erzeugen ein beeindruckend deutlich verändertes, räumliches Musikerlebnis, in das der Musikfreund für faire rund 1.000 Euro eintauchen kann. Mit den passenden Aufnahmen rückt der Hörer der Livehaftigkeit ein großes Stück näher. Trotz des seit 2020 gestiegenen Preises bleiben die Niederländer in den aktuellen 2024er-Versionen mit rund 13.000 Euro für die 8c Studio und rund 15.000 Euro für die 8c weiterhin ein echter Hammer.
Im Test
Aktiver Regallautsprecher mit DSP, Streaming Package und aktuellem Softwarestand 2024
Dutch & Dutch 8c
Preis: 15.194 Euro
Optionales Plugin BACCH 3D Spatial Audio
Preis: 982 Euro
Optionaler Stand aus pulverbeschichtetem Aluminium mit Spikes
Dutch & Dutch 8c Stand
Preis: 934 Euro
Alternative Variante
Aktiver Regallautsprecher mit DSP und aktuellem Softwarestand 2024
Dutch & Dutch 8c Studio
Preis: 13.277 Euro
Optionales Streaming Package für 8c Studio
Preis: 1.472 Euro
Kontakt
Dutch & Dutch
Sonarstraat 10
2901 AX Capelle aan den IJssel
Tel.: +31 10 737 0863
Mail: info@dutchdutch.com
Web: www.dutchdutch.com
Mitspieler im Test
Digitale Quellen – LUMIN U1 mini, NuPrime Stream 9, NuPrime CDT-9 mit LPS-212, Merason DAC1 Mk II, Musikserver Innuos ZENith Mk3
Plattenspieler / Phonovorstufe – Rega P8 mit Excalibur Platinum, Vertere Techno Mat, Rega Aria Mk3,
Verstärker – SPL Phonitor x mit DAC768 Kopfhörerverstärker/DAC, SPL Director Mk2.2 Vorverstärker/DAC, Cambridge Audio Edge W Stereo-Endstufe, Makroaudio LittleBIG Power Mono-Endstufe, SPL Performer s1200 Stereo-Endstufe
Lautsprecher – Dutch&Dutch 8c, Diapason Adamantes V
Kopfhörer – ULTRASONE Edition 15
Signalkabel – WSS Platin-Line KS-20 XLR, WSS Premium-Line KS-200 XLR, Boaacoustic Evolution BLACK.rca
Lautsprecherkabel – Boaacoustic Mercury, Melodika MDSC4030, Kabelbrücke Melodika MDSC1501
Digitalkabel – Boaacoustic USB-Kabel Silver Digital Xeno, Supra Cables USB 2.0 Excalibur, Supra Cables DAC-XLR AES/EBU, Supra Cables Excalibur DAC-XLR AES/EBU
Netzwerkkabel – Wireworld Starlight 8, Boaacoustic SIGNAL.lanCat.6A, , Supra Cables CAT8+
Netzkabel – Netzkabel Supra LoRad 2.5, bfly bPower
Zubehör – Netzleiste SUPRA Cables LoRad MD07 DC 16 EU SP MKIII, SBooster BOTW P&P Netzteil, NuPrime AC-4 Power Conditioner, NuPrime Omnia SW-8 HiFi Netzwerk-Switch, Innuos PHOENIX USB-Reclocker, MUTEC MC3+ USB
Fotos: F. Visarius