Ein paar Plattenspieler verschiedener Bauarten und Ausstattungen hatte ich mittlerweile zum Test bei mir. Doch einer mit einem eher selten angebotenen Tonarm, und zwar einem einpunktgelagerten, der fehlte noch. Abhilfe nahte dann in Gestalt des neuen Roksan Attessa Turntable für rund 1.300 Euro, der übrigens komplett in England gefertigt wird. In diesem Preis ist dann neben dem hauseigenen MM-Tonabnehmer Dana zusätzlich auch noch ein integrierter Phono-Verstärker für Magnetsysteme enthalten. Gegründet wurde Roksan übrigens 1985 von Tufan Hashemi und Touraj Moghaddam, 2016 hat Monitor Audio dann diesen HiFi-Hersteller übernommen.
Roksan Attessa Plattenspieler – Technik
Bevor ich auf den speziellen Tonarm dieses Plattenspielers eingehe, fange ich mal ganz von vorn an. Der Roksan Attessa passt von seinen Abmessungen her genau auf das CD-Laufwerk und die Verstärker des englischen Herstellers, entnehme ich dessen Homepage. Ein nettes Detail, wie ich finde. So eine Aufstellung kann man machen, muss man aber nicht, die Zeiten der HiFi-Türme wie bei den seligen HiFi-Anlagen von Schneider und Co sind aus meiner Sicht vorbei. Und ob dies klanglich der Weisheit letzter Schluss ist, na ja. Wobei Roksan in seiner Anleitung auch explizit darauf hinweist, den Plattenspieler aufgrund der Erschütterungen tunlichst nicht zusammen mit Kompaktlautsprechern auf einem HiFi-Rack aufzustellen.
Auf jeden Fall finde ich diesen Plattenspieler schonmal schick mit seinen seitlichen Abrundungen. Seitlich abgerundet ist auch das „Bedienfeld“ des Attessa, linkerhand findet sich der orange-rote Ein- und Ausschalter, der optisch mit denen der hauseigenenen Verstärker und des CD-Laufwerks farblich korrespondiert, auch die Umstellung der beiden Geschwindigkeiten von 33 und 45 U/min passt farblich wunderbar dazu. Noch eine weitere Abrundung findet sich am unteren Rand des Plattentellers wieder, eingefasst in einen schwarzen Rahmen aus Aluminium ist hier eine rund 10 mm starke ebenfalls schwarz eingefärbte Glasplatte, auf der sich eine dünne Filzmatte befindet.

Darunter glücklicherweise verborgen ist dann der orangene, messinggelagerte Subteller, auf so eine Farbgebung können wohl auch nur Engländer kommen… Umschlungen wird er zum großen Teil von einem geschliffenen Flachriemen, der sich logischerweise auch um den Pulley des weich aufgehängten 24-poligen Synchronmotors legt. Geregelt wird der Motor von einem digitalen AC-Signalgenerator, der einen sehr guten Gleichlauf ermöglicht. Montiert ist diese ganze Chose auf einer einwandfrei lackierten MDF-Zarge, unter der sich drei den Plattenspieler entkoppelnde Füße befinden.
Rückseitig am Roksan Attessa befindet sich rechterhand die Buchse für das externe Netzteil. Linkerhand finden sich die beiden Cinchbuchsen für das Ausgangssignal des Plattenspielers. Eine separate Schraube für die Masseverbindung mit einer externen Phonostufe dagegen gibt es nicht, diese Verbindung läuft wie bei Rega über die Masseleitung des Phonokabels. Fast unauffindbar ähnlich einer Kindersicherung ist der Ein- und Ausschalter für den integrierten Phono-MM-Verstärker mit einem Verstärkungsfaktor von 42 dB verortet. Ein spitzes Werkzeug für den Schiebeschalter ist dabei sehr hilfreich. Die Platine ist übrigens die gleiche wie im Attesa Amp. Auch ein für ein Beipackkabel hochwertig gemachtes Phonokabel liegt dem Plattenspieler bei, und sogar ein Fläschchen Öl für die regemäßige Schmierung.
Etwas Respekt nötigt mir der einpunktgelagerte Tonarm – Roksan nennt ihn Unipivot – des Plattenspielers ab. Wie wird dieser wohl in der Handhabung und Justierung sein? Völlig easy, wie ich beim Aufstellen merke. Gelagert ist er auf einer Glasspitze und wackelt aufgrund seiner Konstruktion natürlich. Er beruhigt sich dann aber auch wieder sehr schnell, wenn man ihn in Ruhe lässt. Der Flach-Tonarm, er besteht aus einer ABS-Konstruktion mit Aluminiumauflage, ist an seinem hinteren Ende abgerundet, In dieser Rundung besitzt er einen Gewindestab, auf dem sich das Gegengewicht zur Einstellung der Auflagekraft befindet. Als tricky empfinde ich die schmale Leiste aus Aluminium, die aufgrund des Schlitzes verschiebbar am Tonarmende befestigt ist. Auf diese Art und Weise wird der Azimuth eingestellt, was ich jedoch nicht machen muss, da die Monteure bei Roksan dies bereits perfekt gemacht haben.
Sehr gut ausgerichtet ist auch der bereits montierte MM-Tonabnehmer Dana, diesen lässt Roksan bei Audio Technica fertigen. Um welchen Typ es sich genau handelt, lässt sich Jens Ragenow vom Vertrieb jedoch während unseres Telefonats nicht entlocken, nur soviel, dass er der VM-Serie entstammt. Nun denn, beim Rumstöbern auf der Seite von Audio Technica und dem Vergleichen technischer Daten könnte es sich um einen VM520EB handeln 😉 Wer mag, kann also den Nadeleinschub des Tonabnehmers später einmal gegen einen noch höherwertigeren austauschen. Kann man machen, muss man aber nicht, so meine nachfolgende Hörerfahrung.
Roksan Attessa Plattenspieler – Technische Daten
- Plattenspieler mit Riemenantrieb
- Motor: 24-polig Synchron
- Geschwindigkeiten 33 und 45 U/Min.
- Abschaltbarer MM-Phono-Verstärker mit 42 dB Verstärkung
- Gewicht Plattenteller: 1,8 kg
- Gewicht Plattenspieler: 6,3 kg
- Maße: 43,2*35,3*10,5 cm
- Einpunktgelagerter Unipivot-Tonarm
- Tonarm aus ABS mit Aluminiumauflage
- Tonarmgewicht 14,9 Gramm
- Tonabnehmer: Roksan Dana
- Body: ABS
- Bauart: VM Dual Moving Magnet
- Frequenzgang: 20 Hz – 23 kHz
- Schliff: Elliptisch
- Radius: 0,3*0,7 mm
- Gewicht: 6,4 Gramm
Roksan Attessa Plattenspieler – Klang
Die Nadel des Plattenspielers senkt sich und nähert sich gemächlich der LP. Ab dem Moment, wo die beiden miteinander Kontakt aufnehmen, vernehme ich im Hintergrund dezente Motorgeräusche. Doch das ist schnell vergessen, als ich die Stimme von Zed Mitchell höre, klar und sauber ertönt sie vor mir. Für den Test des Plattenspielers einfach mal nur kurz in das Album Route 69 reinhören fällt mir schwer, der Roksan Attessa zieht mich irgendwie in den Bann, und so höre ich mich durch das komplette Album. Ich bin fasziniert davon, wie losgelöst und dennoch stabil die Stimme des Sängers vor mir steht.
Beim gerade erwähnten Wort „stabil“ dürfte 99,9 % der Leser der Plattenspieler-Gleichlauf in den Sinn kommen. Nun denn, der Frage will ich dann auch nicht aus dem Wege gehen, und ich beantworte sie gerne: Der Roksan Attessa dreht beim Klavierspiel stupende seine Runden und lässt sich nicht die Spur beeindrucken. Einfach nur Klasse, dieses perlende Tastenspiel bei „La Vien Rose“ und Grace Jones in der Maxi-Version. La Vieeeeeeeeaaaaaaannnnnnnn, wie eine elegante mich umschleichende schwarze Raubkatze schnurrt sie mich an und zieht mich gekonnt in ihre Fänge. Das macht sie übrigens auch dann, wenn die Ströme des Dana nicht über meinen Trigon Vanguard III, sondern über den integrierten Phono-Amp verstärkt werden, der macht seine Sache wirklich klasse. Und da es ja Sinn und Zweck der eingebauten Phono-Stufe ist, dem Käufer einen kompletten Plug und Play Plattenspieler anzubieten, höre ich dann so auch weiter.
Zärtlich gespielt sind die einleitenden Gitarrenklänge bei „In The Early Morning Rain“. Und auch die Violine, ein Instrument, das schon mal unangenehm sein kann, ertönt über den MM-Tonabnehmer Dana seidenweich. Das macht sie dann auch bei „Fields Of Gold“, beides von der LP A Tribute To Eva Cassidy, auf der die Niederländerin Margriet Sjoerdsma die verstorbene Sängerin mit ihrer facettenreichen Stimme genial covert. Verblüffend trocken trotz seines großen Energiereichtums ist für mich dann das Cello bei „Wade In The Water“. Das Lied muss ich mir da doch glatt nochmal anhören. Also den Tonarm hoch, wieder ein Stück zurück mit ihm und wieder runter in die schwarze Rille. Wobei mir die punktgenaue Landung nicht auf Anhieb gelingt, das ist halt doch nicht so einfach mit dem einpunktgelagerten und daher etwas schaukeligen Tonarm. Sei’s drum, dafür werde ich mit einem tollem Klangerlebnis belohnt.
Druckvoller und auch flotter geht es weiter mit „The Cost Of Freedom“ und Marla Glen, die Rhythmen des Liedes liegen dem Roksan Attessa. Sehr kontrolliert und durchsichtig geht es im Bass zu, es ist für mich schon interessant zu hören, wie locker dieser Plattenspieler bereits mit seinem serienmäßig eingebauten Tonabnehmer damit umgeht. Ob ich das Dana gegen einen höherwertigen Einschub der VM-Serie von Audio Technica – von denen das Roksan-System wie bereits erwähnt stammt – eintauschen würde? Ehrlich gesagt: Nein. Ich würde den vorhandenen erstmal eine Weile runternudeln…
Auf Falks und meiner Referenz-LP Musik wie von einem anderen Stern ist der Titel „Jazz Variants“ von The O-Zone Percussion Group mit drauf. Das fetzt und knallt, dass es eine wahre Freude ist, so ansatzlos kenne ich das kaum von einem anderen Komplett-Plattenspieler. Die Kesselpauke sowas von trocken, Respekt. Doch auch das rasant gespielte Schlagzeug steht dem nicht in Nichts nach. Ein Traum ist für mich auch die luftige Spielweise des Marimbaphons, das schön perlig, aber nicht spitz auf die Nerven gehend vom MM-Tonabnehmer Dana aus der schwarzen Rille geholt wird. Das Schöne an dem großartigen Schauspiel vor mir: Trotz dieser ganzen Turbulenzen behält der Roksan Attessa stets die Übersicht und die großartige Räumlichkeit bleibt bestehen.
Roksan Attessa Plattenspieler – Fazit
Mit dem Roksan Attessa Turntable erhält der Käufer einen Plattenspieler, der mitsamt einem integrierten, abschaltbaren Phono-Verstärker und dem MM-Tonabnehmer Dana aus dem Karton kommt. Das Motto: Plug & Play. Die Bedienung und Justierung des Unipivot-Tonarms ist verblüffend einfach und gut gelungen. In Kombination mit dem durchaus guten Tonabnehmer spielt der Attessa wunderbar stabil und räumlich auf, auch sein Timing stimmt auf den Punkt. Flüssig und transparent ist die Spielweise des Roksan, von der klanglichen Ausrichtung her zeigt er strukturierte und klare Linien sowie eine sehr gute Auflösung. Auch mit dem im Plattenspieler integrierten MM-Phono-Amp wird der Hörer lange glücklich sein.
Im Test
Komplett-Plattenspieler mit Phono-Verstärker
Roksan Attessa Turntable mit MM-System Dana
Ausführung: Schwarz oder Weiß
Maße: 43,2*35,3*10,5 cm
Gewicht: 6,3 kg
Preis: 1.300 Euro
Kontakt
Pannes Vertriebs KG
Berliner Straße 3
23795 Bad Segeberg
Tel.: 04551-8955394
Mail: info@pannes-vertrieb.de
Web: www.derbesteklang.de
Mitspieler im Test
Quellen digital – Netzwerkspieler Atoll ST 300 Signature, CD-Spieler Cambridge Audio 851C, Musikserver Innuos ZEN MK.III
Quellen analog – Plattenspieler Rega Planar 6 mit MC-Tonabnehmer TAD Excalibur Black, Sonoro Platinum mit Ortofon 2M Red, Phono MM- & MC Verstärker Trigon Vanguard III
Verstärker – Vollverstärker Rega Aethos, Streaming-Verstärker Bluesound POWERNODE, Roksan Attessa Integrated Amplifier, Rega Elex MK4
Lautsprecher – Standlautsprecher LUA Con Espressione, Subwoofer REL R 505, Standlautsprecher quadral SIGNUM 70, Standlautsprecher Monitor Silver Audio 200 7G
Kopfhörer – Offener Kopfhörer Focal Clear, Kopfhörerverstärker Divaldi AMP-02 mit Phono MM- & MC Stufe
Zubehör – Lautsprecherkabel Supra XL Annorum. XLR- und Cinchkabel Fadel Art Pro Link, Lautsprecherkabel in-akustik LS-804 AIR DIY, Stromkabel Supra LoRad 2.5, Netzleiste PS Audio Dectet, Powergrip YG-1 Netzfilter, HiFi-Switch NuPrime Omnia SW-8, LAN-Kabel Supra Cat8 & Wireworld Starlight
Bei uns HiFi-IFAs ebenfalls im Test der Roksan Attessa Amplifier & Roksan Attessa CD Transport
Test: HiFi-Verstärker Roksan Attessa mit DAC & Phono-MM und Roksan Attessa CD-Transport