In so gut wie jedem Netzwerkspieler und CD-Spieler ist ein D/A-Wandler verbaut, ist also ein Bestandteil dieser Konzepte. Und dennoch gibt es separate DACs käuflich zu erwerben. Muss das denn sein, braucht man das wirklich, sind die implementierten etwa nicht gut genug oder gar Billiglösungen? In der Regel nicht, bis dato war ich mit den oben genannten Geräten immer glücklich und zufrieden. Und dann schickt mir Sintron mit dem Vincent DAC-700 einen High End D/A-Wandler für runde 2.300 Euro zum Test ins Haus. Na, da bin ich mal gespannt!
Vincent DAC-700 – Technik
Tja, eigentlich hatte Vincent mit dem DAC-7 ja einen D/A-Wandler im Programm, allerdings nur rund zwei Jahre. Dann brannte zum Leidwesen vieler die Fabrik des bestens beleumundeten Chipherstellers AKM in Japan ab, und der im DAC-7 verwendete AKM AK4490 war nicht mehr erhältlich… Vincent blieb also nichts anderes übrig, als einen neuen D/A-Wandler zu entwickeln. Einen komplett neuen dachten sich die Entwickler dann allerdings nicht aus, warum auch nach zwei Jahren Bauzeit des DAC-7.
Gesucht wurde stattdessen ein neuer Chip, und mit dem ESS Sabre ES9038Q2M auch gefunden. Dann machte man bei Vincent Nägel mit Köpfen, mit Einsatz des neuen Wandlers wurde zugleich auch die Digitalsektion überarbeitet und setzt jetzt ein Empfangsboard inklusive Chip von Cirrus Logic ein. Ebenfalls modifiziert zeigt sich das USB-Interface, das per USB-B nun bis zu DSD512 ermöglicht. So weit ein paar erste und einleitende Worte zu dem neuen D/A-Wandler Vincent DAC-700. Ich mache dann erstmal entsprechend meinen üblichen Gepflogenheiten mit den Äußerlichkeiten weiter.
Angenehm schwer liegt der Vincent DAC-700 in der Hand, oder besser gesagt, in den Händen, das schindet immer Eindruck und erweckt Vertrauen. Sein Gehäuse besteht aus schwarzem Stahlblech und besitzt je nach gewünschter Ausführung eine 5 mm starke Front aus silbernem oder schwarzem Aluminium. Und wie ein richtiges HiFi-Gerät sieht der D/A-Wandler dann auch noch aus mit seinen 43,5 cm und der Schalterleiste. Ganz klassisch links der harte Netzschalter und gleich daneben die Empfangsdiode für die Fernbedienung, die in einem schicken Aluminiumgehäuse wohnt. „Select“ ist selbsterklärend, mit dem Drücker werden die Eingänge durchgeschaltet, im Gegensatz zur Fernbedienung, auf dieser gibt es einzelne „Stationstasten“. Wirklich ausschöpfen werden wohl die wenigsten die Möglichkeiten, stehen hier doch zwei optische, zwei koaxiale, ein AES/EBU sowie ein USB-B Eingang zur Verfügung.
Eine weitere Drucktaste – auf der Fernbedienung fehlt sie leider – gibt es dann auf der Front des DAC-700 für die Umschaltung zwischen den beiden Betriebsarten TUBE/FET, also Röhre oder Transistor. Dahinter verbergen sich zwei komplett getrennte separate Ausgangsstufen, also eine, die mit zwei 12AU7 (ECC82) Röhren und der 6Z4 Gleichrichterröhre hinter dem Bullauge aufgebaut ist, und eine, die aus diskreten FET (Feld-Effekt-Transistoren) besteht. Und in jedem Weg ist dann auch noch eine unabhängige Filter- und Pufferschaltung installiert, Respekt! Ob ich das wohl alles brauche und höre? Ich bin gespannt darauf und komme später im Klangteil darauf zurück. Nochmals kurz zurück zur Front des Vincent DAC-700, eine 6,3 mm Klinke für den Kopfhörerausgang und einen Lautstärkeregler entdecke ich dann auch noch. Was man nicht entdecken muss, sondern einem sofort ins Auge springt, ist natürlich die mittig auf der Vorderseite des D/A-Wandlers hinter einer Acrylscheibe angeordnete 6Z4-Gleichrichterröhre. Kleine nette Spielerei am Rande: Diese wird von einer orangefarbenen LED „bestrahlt“, drei verschiedene Lichtstärken sind möglich, oder man schaltet die LED einfach aus, wenn man denn mag.
Auf der Rückseite des Vincent DAC-700 die analogen Ausgänge, einmal als Cinch ausgeführt; und da die Ausgangsstufen wie bereits erwähnt kanalgetrennt ausgeführt sind, dann logischerweise auch noch als XLR-Ausgang. Hinter „Lamp“ verbirgt sich die Intensität des „magischen Auges“ auf der Front des DACs. Bei den Eingängen ist neben dem USB-B und den beiden Koaxen sowie den beiden optischen insbesondere der AES/EBU erwähnenswert, den man nun ja auch nicht überall antrifft. Interessant ist dieser neben dem XLR-Ausgang aus meiner Sicht allerdings eher bei längeren Kabeln, und nicht so kurzen wie sie in der Regel verwendet werden. Doch wer hat, der hat!
Auch im Inneren lässt Vincent sich nicht lumpen. Einen ordentlichen geschirmten Toroidal-Trafo gibt es, der zwei Wicklungen besitzt, je eine für die digitale und analoge Abteilung. Damit es dann keine elektromagnetischen Einstreuungen und somit klangschädigende Sauereien gibt, haben die Entwickler wie es sich gehört Stahlbleche zwischen den einzelnen Abteilungen vorgesehen. Und auch die Konverterplatine besitzt ihr eigenes Kämmerchen.
Vincent DAC-700 – Technische Daten
- Abtastrate Coax, Optisch: PCM 24 Bit / 192 kHz (DSD 64)
- Abtastrate USB: PCM 32 Bit / 384 kHz (DSD 512)
- Übertragungsbereich: 20 Hz – 20 kHz (+/- 0.5 dB)
- Klirrfaktor: <0.004 %
- Signal-Rauschabstand: >95 dB
- Dynamikbereich: >100 dB
- Audio Ausgangsspannung: 2.5 V
- Kanaltrennung: >90 dB
- Ausgangsimpedanz: 600 Ohm
- Max. Leistungsaufnahme: 35 W
- Eingänge: 1 x USB, 2 x Optisch, 2 x Coax, 1 x AES, 3.5 mm Klinkenbuchse (Power Control)
- Ausgänge: 1 x Stereo RCA, 1 x Stereo XLR, 3.5 mm Klinkenbuchse (Power Control)
- Röhren: 1 x 6Z4, 2 x 12AU7
- Abspielbare Formate: MP3, WMA, AAC, AAC+, ALAC, FLAC, APE, WAV, DSD512
- Zubehör: Netzkabel, USB-Kabel, Cinchkabel, Kabel für Einschaltsteuerung
- Farbe: Schwarz / Silber
- Abmessungen: 43,0*36,0*9,5 cm (b*t*h)
- Gewicht: 6.9 kg
Vincent DAC-700 – Klang
Den Test über den D/A-Wandler Vincent DAC-700 schreibe ich in den Tagen vor Weihnachten 2023. Nun, auf ein Weihnachtslied zur Klangbeschreibung verzichte ich dennoch. Doch ich habe ein anderes schönes, nicht nur in diese Jahreszeit passendes Lied gefunden. „Love And Peace“, komponiert von Michael Kerl in der Interpretation von Katrin Romanova, die auf einer Harfe spielt und von einer Violine begleitet wird. Ein sehr ruhiges Lied, bei welchem zu Beginn die fein gestrichene Geige einsetzt. Bei geschlossenen Augen meine ich zu sehen, wie die Violistin vor mir den Bogen über die Saiten führt, auch den Beginn und das Ende des Bogenstrichs nehmen meine Ohren wahr. Und wie Katrin Romanova mit Leichtigkeit und Hingabe an den Saiten zupft und diesen nahezu glockenartige Klänge auf spielerische Art und Weise entlockt, lässt mich in dieser Musik versinken. Irgendwie erinnern mich diese Harfentöne an ein leichtes Meeresplätschern an der Küste in einem verwunschenen kleinen Dorf auf einer griechischen Insel, in dem meine bessere Hälfte und ich den Komponisten kennenlernen durften…
Mit sphärischen Klängen geht es auch bei Leon Bridges & Khruangbin mit „Mariella“ weiter, ein etwas wehmütiges Lied ist es. Es setzt ein mit einem angenehm trockenen Schlagzeugspiel, die Fußtrommel sauber definiert in der Mitte der beiden Lautsprecher. Von rechts bringt sich eine elektronisch verzerrte E-Gitarre mit ein, die ebenso elektronisch langsam verzögert ausklingt. Auch die Stimme des Sängers hinterlässt den starken Eindruck der Bearbeitung, die seinem Gesang noch etwas mehr Fülle gibt. Doch das ist gut gemacht in einem Maß, das mir sehr gut gefällt. Und mir sagt es zu, wie der Vincent DAC-700 damit umgeht. Auch staffelt er schön in der Tiefe, das bemerke ich beim gelegentlich dezent im Hintergrund erklingenden weiblichen Gesang.
Stakkatohaft setzen die Streicher bei Jennifer Warnes „The Hunter“ ein. Rasselndes Schlagzeug, trockenrasante Bassläufe und dann auch noch die glockenartige Stimme der genialen Sängerin, und diese dann noch mit einem kleinen Schuss an Wärme, wer denkt sich so etwas aus? Egal! Das fetzt und saust mir um die Ohren, dass es eine wahre Wonne ist. Die Wandlerabteilung im Netzwerkplayer Atoll ST 300 Signature ist ja schon verflucht gut, doch der Vincent DAC-700 setzt dem noch eins auf. Wie fein er sortiert und ziseliert, das ist schon eine Nummer für sich. Der separate D/A-Wandler entlockt dem Qobuz-Stream noch mehr Feinheiten, wer hätte das gedacht. Noch sauberer und klarer sind die Klänge, und obwohl sie das sind, empfinde ich sie durchgehend als eine Wohltat. Was der DAC-700 der Stimme von Jennifer Warnes alles zu entlocken weiß, das findet meine absolute Begeisterung.
Getoppt wird dies dann – bis dato spiele ich per Koaxialkabel vom Netzwerkplayer über den DAC-700 zum Rega Aethos – wenn ich meinen Musikserver direkt als Zuspieler über USB-B verwende. Also ähnlich wie bei Monopoly: gehen Sie nicht über Los. Das mache ich mit Jennifer Warnes, „Quem Me Dera“ von Mariza und Finks „Trouble’s What You’re In“. Also nicht mit den Dreien über Los gehen, sondern hören natürlich. Doch auf die 4.000 Euro verzichte ich gerne, gehe ich auch nicht ins Gefängnis, sondern gewinne weitere klangliche Freiheiten. Ich erfahre durch diese Maßnahme tatsächlich ein mehr an Feinheiten wie auch ein größeres Klangbild. Und das Schöne daran: Dieses Mehr an Details wird nicht zur Erbsenzählerei, sondern noch vielschichtiger im Klangerlebnis. Mit dabei ist ein gesteigertes Mehr an Präzision und Definition, egal ob es sich nun um Stimmen oder Instrumente handelt.
Zu guter Letzt ziehe ich den Joker für die Unentschlossenen und kümmere mich um die beiden Ausgangsstufen, ob es Unterschiede zwischen Röhre und Transistor gibt? Nur schade, dass ich zum Umschalten zwischen den beiden immer aufstehen muss. Und ja, es gibt sie, die Unterschiede. Über die Röhren klingen die Streicher nicht ganz so flott und etwas sanfter, die ganz oberen Spitzen dieser Instrumente, die manchen empfindlichen Zeitgenossen auch etwas stören können, sind wie weggeblasen. Der Stimme von Jennifer Warnes geben die Röhren etwas Vollmundigeres und Reiferes mit. Auch beim Schlagzeug höre ich den Unterschied zur Transistorausgangsstufe. Anfänglich meine ich etwas Rasanz zu vermissen, doch dem ist bei längerem Hinhören dann doch nicht so. Die Attacke ist nach wie vor da, es handelt sich schlicht und einfach nur um eine klanglich etwas andere Auslegung. Diese geht bei der Röhre eine Spur ins Warme und bringt etwas mehr Schmelz mit ins Spiel.
So ist es auch bei Fink und „Trouble’s What You’re In“, auch bei ihm nehme ich diese Abstimmung wahr. Wenn er mit der Hand auf den Korpus der Gitarre schlägt, hört sich diese etwas mehr nach Holz an. Auch beiden Darbietungen gemeinsam ist der „Effekt“, dass sich das Geschehen mit der Röhre ungefähr auf der Achse der Lautsprecher bewegt, und im Gegensatz dazu über die Transistor-Ausgangsstufen leicht nach vorn auf mich zu bewegt. Tja, für welchen Weg entscheide ich mich dann nur? Für beide. Schön das der Vincent DAC-700 mir auf Knopfdruck die Wahl lässt.
Vincent DAC-700 – Fazit
Der High End D/A-Wandler Vincent DAC-700 passt mit seiner schlichten Eleganz in jede HiFi-Anlage. Mit je drei koaxialen wie auch optischen sowie einem USB-B Eingang ist er sehr gut ausgestattet, das I-Tüpfelchen ist dann der AES/EBU-Eingang. Ein weiteres Schmankerl des Vincent ist das Angebot der beiden komplett getrennten Röhren- und Transistor-Ausgangsstufen. Feingliedrig sowie gefühlvoll geht der DAC-700 mit jedweder Art an zugelieferten Signalen um, egal ob es sich um Stimmen oder Instrumente handelt. Präzise auf den Punkt spielt er und ist dabei dennoch wunderbar geschmeidig. Die Klangfarben sind vielschichtig und wie der Vincent den Raum bis in den letzten Winkel ausleuchtet, das ist ein Traum. Selbst bei vorhandenen integrierten und sehr guten Digital/Analog-Wandlern in Netzwerkplayern oder CD-Spielern bringt ein Spezialist wie der Vincent DAC-700 diese noch ein gutes Stück weiter voran. Braucht man nun einen separaten D/A-Wandler? Um ganz nach vorne zu kommen, ja. Ob ich der Versuchung widerstehen kann…
Im Test
High End D/A-Wandler mit Röhren- und Transistor Ausgangsstufe
Vincent DAC-700
Preis: 2.299 €
Größe: 43,0*36,0*9,5 cm (b*t*h)
Gewicht: 6,9 kg
Farben: Schwarz, Silber
Vertrieb
SINTRON Distribution GmbH
Südring 14
D-76473 Iffezheim
Tel.: + 49 (0) 7229 / 1829 – 98
Mail: info(at)sintron.de
Web: www.sintron.de
Web: www.vincent-tac.de
Mitspieler im Test
Quellen digital – Netzwerkspieler Atoll ST 300 Signature, CD-Spieler Cambridge Audio 851C, Musikserver Innuos ZEN MK.III
Quellen analog – Plattenspieler Rega Planar 6 mit MC-Tonabnehmer TAD Excalibur Black, Sonoro Platinum mit Ortofon 2M Red, Phono MM- & MC Verstärker Trigon Vanguard III
Verstärker – Vollverstärker Rega Aethos, Streaming-Verstärker Bluesound POWERNODE
Lautsprecher – Standlautsprecher LUA Con Espressione, Subwoofer REL R 505, Standlautsprecher quadral SIGNUM 70
Kopfhörer – Offener Kopfhörer Focal Clear, Kopfhörerverstärker Divaldi AMP-02 mit Phono MM- & MC Stufe
Zubehör – Lautsprecherkabel: Supra XL Annorum. XLR- und Cinchkabel Fadel Art Pro Link, in-akustik LS-804 AIR DIY, in-akustik Referenz LS-204 XL Micro AIR. Stromkabel Supra LoRad 2.5, Netzleiste PS Audio Dectet, Powergrip YG-1 Netzfilter, HiFi-Switch NuPrime Omnia SW-8, LAN-Kabel Supra Cat8 & Wireworld Starlight
Bei uns HiFi-IFAs im Test der Hybrid Vollverstärker Vincent SV 228