Ein Paar Regallautsprecher steht vor mir zum Test, die Q Acoustics 5020. Nun denn, das ist an sich ja nichts wirklich besonderes. Jedoch spielen viele dieser Kameraden entsprechend ihrer Kategorisierung weder auf dem Regal, Sideboard oder auf dem HiFi-Rack aufgestellt optimal. Zudem sind sie des Öfteren doch von so ausladender Gestalt, dass sie dort selten weder einen optisch noch klanglich angemessenen Platz finden. Nun denn, mit den Q Acoustics 5020 habe ich Glück und recht zierliche Gesellen ins Haus bekommen. Die Voraussetzung mit der Optik ist also schon mal erfüllt. Von daher bin ich gespannt, ob die Bezeichnung „Regallautsprecher“ in diesem Falle auch mal wirklich berechtigt ist…
Q Acoustics 5020 – Technik
Eingepackt in eine gut gemachte Santos Rosewood Folierung – ein echtes Furnier erwarte ich auch nicht unbedingt in der günstigen Preisklasse um 800 Euro – so stehen die Regallautsprecher Q Acoustics 5020 vor mir auf dem HiFi-Rack. Unter der Folierung befindet sich klassenübliches MDF, an den Seiten 2,0 cm dick, und vorn wie auch hinten etwas kräftiger dimensioniert mit 2,5 cm. Auch die seitlich abgerundeten Ecken machen einen angenehmen optischen Eindruck und lassen die Lautsprecher somit gefällig erscheinen, da dürfte es wohl in den seltensten Fällen zum Widerspruch weiterer Haushaltsmitglieder kommen. Und wenn es dann doch mal heißen sollte „Du Schatz, müssen denn diese schwarzen runden Dinger da vorn immer zu sehen sein?“, na, dann nichts wie ran mit den magnetisch gehaltenen Frontabdeckungen an die Vorderseite der Lautsprecher. Die übrigens ziemlich stabil mit ihren 7 kg je Stück auf dem HiFi-Rack stehen.
Nun denn, ich lasse die Abdeckungen fehlen, und beschäftige mich ein wenig mit den Lautsprecher-Chassis. Die Hochtöner, so erfahre ich, entstammen den teureren Concept-Lautsprechern, die ebenfalls aus dem Hause Q Acoustics sind. Ein etwas kostspieliges Downgrade, wie ich finde. Andererseits, somit größere produzierte Stückzahlen dürften günstigere Preise ermöglichen, das kennt man ja auch aus dem Automobilbau. Ganz klassisch wird bei den 5020 eine 25 mm messende Gewebekalotte mit einem Neodymmagnet verwendet. Diese Konstruktion steckt in einem hermetisch abgeschlossenem Raum, nichts Aufregendes bis dahin also. Interessant, zumindest für diese Preisklasse, ist dann die schwimmende Aufhängung der kompletten Hochtoneinheit, die somit vom Lautsprechergehäuse weitestgehend entkoppelt wird und dadurch von Schwingungen des Tief-Mitteltöners unbelästigt sein sollte.
Ziemlich nah montiert an der Hochtonkalotte ist dann der Tiefmitteltöner. Das ergibt dann zwar keine Punktschallquelle, doch so eine Anordnung macht sich bei der Raumdarstellung immer wieder gut. Im Gegensatz zu seinem etwas weiter oben einquartiertem kleinen Geschwisterchen ist dieser neu konstruiert, sein 125 mm messendes Membranprofil ist in der Geometrie durchgehend geschwungen und wird als „C3 Continuous Curved Cone™ Profil“ bezeichnet. Mit der neuen Membranform mit kontinuierlichem Kurvenprofil will Q Acoustics ein verbessertes Abstrahlverhalten als mit den oft verwendeten geraden Membranen erreichen. Auch soll der Tieftonbereich durch diese Konstruktion straffer und ohne unerwünschtes Eigenleben sein. Ein weiteres Ergebnis: versprochen wird eine um 50 % höhere Belastbarkeit als mit normalen Treibern mit 25 mm Schwingspulen – die Q Acoustics 5020 besitzen welche mit 30,5 mm – ich bin gespannt. Zudem soll damit zusätzlich zur relativ niedrigen Übergangsfrequenz von 2.500 Hz ein harmonischerer Übergang zum Hochton erreicht werden.
Wie es sich gehört, besitzen die Regallautsprecher Q Acoustics 5020 eine Bassreflexöffnung, was bei einem so kleinen Böxchen dem Bass auf die Sprünge helfen sollte. Der Hersteller ist bezüglich der tiefen Töne recht ehrlich, und verspricht auf seiner Website eine untere Frequenz von 53 Hz bei – 6 dB, was auch eine wandnahe Aufstellung der Lautsprecher ermöglichen sollte. Damit dieser auch straff und sauber bleibt, befindet sich gegen unerwünschte Gehäuseschwingungen im Inneren der 5020 eine Strebe zur Versteifung des Gehäuses. Diese eine soll optimal sein, das haben Berechnungen ergeben, so entnehme ich einem englischsprachigen Video von Q Acoustics. Na ja, mal so unter uns gesagt, viel mehr passen da ja auch nicht wirklich rein…
Q Acoustics 5020 – Technische Daten
- Regallautsprecher
- 2-Wege Bassreflex
- Mitteltieftöner: 1* 125 mm
- Hochtöner: 1* 25 mm
- Frequenzumfang bei -6 dB: 53 Hz – 30 kHz
- Nennimpedanz: 6 Ohm
- Mindestimpedanz 3,3 Ohm
- Empfindlichkeit: (2,83 V @ 1 kHz) 87,9 dB/w/m
- Empfohlene Verstärkerleistung: 25-100 Watt
- Übergangsfrequenz: 2,5 kHz
- Effektives Gehäusevolumen: 6,8 Liter
- Maße: 18,0*29,3*28,4 cm (B/T*H)
- Gewicht: Stück 7,0 kg
- Farben: Schwarz, Weiß, Eiche, Rosewood
Q Acoustics 5020 – Zubehör
Für die Regallautsprecher Q Acoustics 5010 und 5020 sind die Lautsprecherständer 3000FSi in weißer oder schwarzer Ausführung zum UVP von 219 Euro erhältlich. Diese lassen sich, was dann auch aufgrund der Gefahr des Runterfallens empfehlenswert ist, mit der Unterseite der Lautsprecher verschrauben.
Q Acoustics 5020 – Klang
Ein leises Rauschen und Knistern ertönt, eine Oboe setzt ein und im Hintergrund spielt ein klanglich warmes Orchester. Ein wenig nostalgisch hört sich das schon an und geht auflösungstechnisch in Richtung Grammophon, über den zu hörenden Frequenzbereich schweige ich mich daher einfach mal aus. Die App meines Streamers, ich höre über Qobuz, zeigt einen stabilen unbeirrbaren mich an MP3 erinnernden Datenstrom von 352 kb/s bei 44,1 kHz und 16 bit an, was mich an MP3 erinnert. Verständlich, die Aufnahme stammt schließlich irgendwo aus den Jahren von 1947 – 1950 und ist in Mono aufgenommen. Dennoch erklingen die Töne großzügig über die beiden Regallautsprecher Q Acoustics 5020. Und wie stimmgewaltig der Tenor Josef Locke gewesen sein muss, das bekomme ich voll mit. Und so fühle ich mich beim Hören des Liedes „Hear My Song, Violetta“ unmittelbar in die britische Komödie „Hear My Song“ aus dem Jahr 1992 versetzt. Aus diesem Film, der auf dem Leben von Josef Locke beruht, kenne ich das hinreißende und mitnehmende Lied.
Nach den himmlischen Klängen geht es großzügig weiter mit „Ticket To Heaven“ von Dire Straits. Ich bin verblüfft, wie weit die Q Acoustics 5020 die Bühne vor mir aufziehen, obwohl sie auf meinem HiFi-Rack mit einer Breite von lediglich 1,70 m stehen. Die einsetzenden Streicher kommen seidenweich aus den Lautsprechern vor mir, hin und wieder klimpert ein perlendes Piano dazu. Okay, es könnte vielleicht noch eine Spur feiner ausklingen, doch immer daran denken: Ich habe hier ein Paar Lautsprecher für 800 Euro vor mir. Und wenn ich das für diesen Interpreten so typische Gitarrenspiel höre, benötige ich weder Cover noch Stimme, um den mich seit meiner Jugend begleitenden Musiker Mark Knopfler als Komponisten wie auch Spieler zu entlarven, der mich immer wieder geradezu spielerisch in den Klanghimmel zu versetzen weiß.
Doch genug der Gefühlsduselei, obwohl, einer geht noch mit Namika und „Woran merke ich dass es Liebe ist“. Passt ja auch tonal recht gut zum ersten Lied. Der Rhythmus ist recht flott, der Tanzfuß beginnt zu zucken, ich kann mich nicht wehren, die Q Acoustics 5020 lassen die Takte ungebremst bei mir daheim herumhüpfen, cool. Wer dagegen stabil vor mir stehen bleibt, das ist Namika. Deren Stimme obwohl des leicht warmen Charakters der Regallautsprecher sehr gut und klar verständlich ist. „Woran merke ich dass es Liebe ist…?“ kommt es aus den Böxchen vor mir. Nun denn, ich beginne mich immer mehr in diese zu verlieben…
Im wahrsten Sinne des Wortes ordentlich Pfeffer hat „Peppery Man“ von Natalie Merchant aus ihrem Album Leave your Sleep. Anfänglich ruhig mit prägnant angespielten Gitarrensaiten zwischen den Boxen, wird das Stereopanorama dann von The Fairfield Four kräftig nach links und rechts erweitert. Die Herren überlassen dann kurz Natalie das Feld, und mischen sich dann wieder mit ihren kräftigen rauchigen Stimmen ein. Wuuup wuuup wuuup ist die Ergänzung durch eine Tuba und es entwickelt sich ein hübsches Pingpong-Spiel auf der Bühne, bei dem sich die Interpreten gekonnt die Bälle zuspielen.
Die Q Acoustics 5020 halten sich dezent zurück und mischen sich nicht ein. Sie lassen das Konglomerat, das dann auch noch durch kräftige Trommelschläge ergänzt wird, klaglos über sich ergehen. So dass die charismatische Stimme von Natalie Merchant nicht verdeckt wird, sondern immer gut nachvollziehbar in der Mitte stehen bleibt. Auch wenn ich weiter aufdrehe, machen die Kompaktlautsprecher klaglos mit. Obwohl, gelegentlich kommt es dann doch zu leichten Aufdickungen in den unteren Registern, immer dann wenn ich Vollgas gebe. Dem komme ich allerdings bei, indem ich den Regallautsprechern in einem von ihnen unbemerkten Moment ein paar SSC-Füße ohne Verschraubung untermogele. Was dann für mich das berühmte I-Tüpfelchen ist. Diese Maßnahme tut dann nicht nur den Basslagen gut, sondern dem gesamten Klangbild. Sämtliche Instrumente und auch die Stimmen stehen noch freier und lockerer im Raum.
So getunt, gönne ich den Q Acoustics 5020 zum Abschluss des Tests noch etwas kräftigere Kost, als man dies Regallautsprechern gemeinhin antut, Rosa Linn mit „Snap“. Fette kräftige Bässe pumpen aus den kleinen Tief-Mitteltönern, wer hätte das gedacht. Klar, es sind keine subsonischen Gewitter, geht ja nicht bei so kleinen Dingern. Aber ich vermisse diese auch nicht, ganz geschickt nutzen die Q Acoustics 5020 tieftonmäßig die Unterstützung durch HiFi-Rack und relativ naher Rückwand, ich gehe davon aus, dass diese Eigenschaft so in die Lautsprecher reinkonstruiert ist. Und weder die klare Stimme von Rosa Linn und der vielschichtige Chor leiden bei der Lautsprecheraufstellung auf dem Rack.
Glücklich und zufrieden bin ich mit dem Gehörten, und wäre nun ja auch fertig mit dem Test der Regallautsprecher, eigentlich… Doch der Spieltrieb in mir kommt dann doch noch durch, auch weil Q Acoustics für die 5020 Stands anbietet. Die habe ich zwar nicht da, was soll’s, dann nehme ich halt die eigenen. Und gönne mir noch einen Hördurchgang mit den bisher gespielten Titeln. Und was soll ich nun schreiben? Am Klangbild an sich ändert sich nicht viel. Logisch, die Lautsprecher spielen nun noch etwas freier auf und die Durchschlagskraft im Bass geht leicht zurück. Doch das sind jetzt wirklich nicht die Welten. Also meine Meinung: Die 5020 machen sich echt klasse in allen Lagen. Und erhalten von mir zusätzlich den Tipp für die Aufstellung auf HiFi-Racks und Sideboards.
Q Acoustics 5020 – Fazit
Die Verarbeitung der Regallautsprecher Q Acoustics 5020 ist tadellos. Doch noch tadellöser ist der Klang der beiden kleinen Pretiosen. Auf dem HiFi-Rack aufgestellt spielen sie frei wie auch losgelöst und verschwinden aus dem Blickfeld des Hörers, dabei ist das räumliche Abbildungsvermögen der Q Acoustics eine Nummer für sich. Im Hochton sind die 5020 eher dezent und musikalisch aufgestellt, unterfüttert ist dieser von einem trockenen sowie schlagkräftigen Bass, der auf Wunsch auch überraschend laut aufspielen kann. Selbst wenn sie so gefordert werden, bleiben der musikalische Fluss und die sehr klare Verständlichkeit erhalten. Und somit sind die Q Acoustics 5020 Regallautsprecher, die ihrer Kategorie Bezeichnung alle Ehre machen!
Im Test
Regallautsprecher
Q Acoustics 5020
Maße: 18,0*29,3*28,4 cm (B/T*H)
Gewicht: Stück 7,0 kg
Farben: Schwarz, Weiß, Eiche, Rosewood
Paarpreis: 800,- Euro
Zubehör: Stands Q Acoustics 3000FSi, 219,- Euro / Paar
Kontakt
IDC Klaassen International Distribution & Consulting oHG
Am Brambusch 22
44536 Lünen
Tel.: +49 231 9860285
Mail: idc(@)idc-klaassen.com
Web: www.idc-klaassen.com
Web: www.qacoustics.de
Mitspieler im Test
Quellen digital – Netzwerkspieler Atoll ST 300 Signature, CD-Spieler Cambridge Audio 851C, Musikserver Innuos ZEN MK.III
Quellen analog – Plattenspieler Rega Planar 6 mit MC-Tonabnehmer TAD Excalibur Black, Sonoro Platinum mit Ortofon 2M Red, Phono MM- & MC Verstärker Trigon Vanguard III, Plattenspieler Blue Aura Blackline PG2
Verstärker – Vollverstärker Rega Aethos, Streaming-Verstärker Bluesound POWERNODE
Lautsprecher – Standlautsprecher LUA Con Espressione, Subwoofer REL R 505, Standlautsprecher quadral SIGNUM 70
Kopfhörer – Offener Kopfhörer Focal Clear, Kopfhörerverstärker Divaldi AMP-02 mit Phono MM- & MC Stufe
Zubehör – Lautsprecherkabel: Supra XL Annorum. XLR- und Cinchkabel Fadel Art Pro Link, in-akustik LS-804 AIR DIY, in-akustik Referenz LS-204 XL Micro AIR. Stromkabel Supra LoRad 2.5, Netzleiste PS Audio Dectet, Powergrip YG-1 Netzfilter, HiFi-Switch NuPrime Omnia SW-8, LAN-Kabel Supra Cat8 & Wireworld Starlight