Bekannt ist der italienische Lautsprecherhersteller Indiana Line für Lautsprecher im günstigen und somit bezahlbarem Preissegment bei gutem Klang. Ebenso bekannt ist er für seine Konstanz. Alle halbe Jahr mal einen neuen Lautsprecher mit einem minimal geänderten Detail herauszubringen, nur um mal wieder etwas neues auf dem Markt zu präsentieren, ist nicht die Firmenphilosophie der Italiener. Doch nun ist es passiert; mit der Indiana Line Diva 5 gibt es jetzt einen neuen schlanken Standlautsprecher in der 1.000 Euro-Klasse. Diesen, oder besser gesagt zwei als Paar, haben wir uns nun für den ersten Test bestellt.
Indiana Line – Etwas Hintergrund
Indiana Line – den italienischer Hersteller preisgünstiger Lautsprecher – begleiten wir HiFi-IFAs bereits viele Jahre, genauer gesagt, seit der High End 2013. Wer auf unserem HiFi-Blog nun nach einem Test aus diesem Jahr sucht, der wird jedoch keinen finden. Dies ist aber kein Widerspruch, denn zu den Zeiten waren wir noch nicht mit unserem Blog online, dafür jedoch fleißig im leider eingestellten Forum der stereoplay und AUDIO unterwegs, was dann wiederum zur Gründung unseres eigenen HiFi-Blogs führte. Weil es mich nun selber interessierte, habe ich mal in meiner Bilderkiste gekramt: So sah es damals auf der High End 2013 beim deutschen Vertrieb HVH – den Hölpers – aus. Wenn ich mich recht erinnere, war es deren zweites Jahr auf der großen HiFi-Messe in München.

Bald 50 Jahre – seit 1977 – gibt es Indiana Line, das ist schon etwas für unsere kurzlebige Zeit, in der wir mittlerweile leben. Um so mehr freut einen dann diese Beständigkeit, da gehört schon was dazu, sich in einem so heiß umkämpften Markt zu behaupten, und das geht nun mal nur mit Qualität. Übernommen wurde der Lautsprecherhersteller dann 2006 von Coral Electronic, auch dies eine beständige Firma, die 1975 von Eugenio Musso ins Leben gerufen wurde. Neben den Standlautsprechern hat Indiana Line natürlich auch noch Kompaktlautsprecher, Center und Subwoofer sowie Einbaulautsprecher im Programm. Und wer im Garten eine Party feiern möchte, für den gibt es Outdoor-Lautsprecher.
Indiana Line Diva 5 – Technik
Hochgetragen in die Wohnung sind die beiden Pakete mit den Indiana Line Diva 5 ruckzuck, mit rund 13 kg je Stück bereitet das geradezu Vergnügen. Der erste Eindruck nach dem Auspacken: Schick und elegant sind sie, die neuen Indiana Line Diva 5 mit der hellen Eichenfolierung und der weißmatt lackierten sowie dezent angeschrägten bis zu 3 cm dicken Frontplatte. Dieser kleine Kunstgriff soll die akustische Abbildung leicht nach oben ziehen, und so die kleinen Standlautsprecher klanglich etwas größer erscheinen lassen. Nun, ich bin gespannt auf das Ergebnis. Sehr schön: Es gibt bei Indiana Line auf der Vorderseite der Lautsprecher keine Löcher mehr zur Befestigung der Abdeckungen, so wie beim Vorgängermodell Diva 552. Die stoffbespannten Rahmen halten nun endlich magnetisch und sind mit einem akustisch durchlässigem dunklen Stoff versehen. Wer es etwas klassischer in der Farbgebung der Lautsprechergehäuse mag, für den gibt es natürlich auch eine schwarze Diva 5.

Nun denn, ganz ohne Löcher – oder besser gesagt Aussparungen – geht es dann doch nicht bei Lautsprechern, irgendwo müssen die Chassis schließlich ihren Platz finden. Bei der Montage des 26 mm Kalottenhochtöners aus Seide haben sich die Entwickler gegenüber den Vorgängern etwas Neues einfallen lassen. Dessen Frontplatte, die einer akustischen Linse ähnelt, ist bei der Diva 5 nun aus Aluminium gegossen und mit Gummi beschichtet, was zu einer breiteren Abstrahlung der hohen Frequenzen führt. Übernommen von der Diva 552 wurde die radiale Dämpfungskammer anstelle der häufig verwendeten eckigen Kammer, Indiana Line verspricht sich dadurch die Vermeidung klangschädigender Resonanzen.
Bei den Indiana Line Diva 5 handelt es sich um 2,5 Wege-Lautsprecher, bei der die Seidenkalotte – diese ist per Gummi vom Lautsprechergehäuse entkoppelt – den Hochtonbereich ab 2,5 kHz übernimmt. Der darunter angeordnete Tief-Mitteltöner läuft ab diesem Frequenzbereich frei nach unten durch. Der unterste Treiber, der Tieftöner dagegen, steigt bereits bei einer obereren Frequenz von 400 Hz aus. Zur Trennung des Hochtons von den beiden tiefer sitzenden Kameraden werden in der Frequenzweiche Luftspulen und Folienkondensatoren verwendet, auf die günstigeren Elektrolytkondensatoren oder Ferritkernspulen verzichten die Entwickler. Da zudem sämtliche Treiber nach Spezifikationen von Indiana Line hergestellt werden und in der Impedanz linearisiert sind, kommen die Frequenzweichen mit relativ wenig Bauteilen aus, was dem Wirkungsgrad und dem Klang der Lautsprecher gut tut.

Die im Dunkeln sieht man nicht, und sind dem guten Klang dennoch förderlich: Bei den Tief- und Mitteltönern wurden die Lautsprecherkörbe in ihrer Formgebung optimiert, um weniger Luftwiderstand aufzuweisen. Diese Maßnahme geschieht um Verwirbelungen zu vermindern und somit ungewollte Schwingungen auf ein Minimum zu verringern. Auf den ersten Blick dagegen sieht man die neue Dual-Wave-Sicke, die jetzt bei den Mittel- und Tieftönern verwendet wird. Dadurch ist ein größerer wie auch unangestrengterer Hub der Membran möglich als bei nur einer einzelnen Sicke, was dann wiederum zu weniger Verzerrungen führt.
Apropos Membranen: Bei den Diva 5 sind Tiefmitteltöner wie auch Tieftöner aus einem Polypropylen-Verbundwerkstoff hergestellt. Geformt sind die Membranen nicht geradlinig, sondern kurvenförmig. Derart ausgebildete Membranen sind aufgrund ihrer Konstruktion stabiler und flattern daher nicht. Diese Formgebung nennt Indiana Line dann bezeichnenderweise Curv-Membran. Interessant: Obwohl beide Töner mit 15 cm den gleichen Durchmesser aufweisen, sind sie leicht unterschiedlich konstruiert. Der Tief-Mitteltöner weist einen Phaseplug zur Phasenkorrektur auf und der Tieftöner einen flachen Staubschutz.

Das es sich bei den Diva 5 um einen Bassreflexlautsprecher handelt, sieht man nach Abnahme des Frontgitters sofort: sauber ausgerundet ist der Übergang des Reflexkanals zur Frontplatte. Meine Wenigkeit bevorzugt diese Art der Anordnung, ist man bei der Aufstellung der Lautsprecher dann doch freier und kann sie wandnäher aufstellen, so handelt man sich weniger Bassprobleme wie Wummern ein. Bei den Lautsprecheranschlüssen ist man bei Indiana Line von Bi-Wiring auf Single-Wiring gewechselt, vernünftig wie ich finde. Zu guter Letzt noch ein Blick nach unten: Hier sind Aluminiumausleger mit Gummifüßen montiert, Gewindehülsen zum Einschrauben gibt es leider nicht.
Indiana Line Diva 5 – technische Daten
- Konstruktionsprinzip: 2,5 Wege Standlautsprecher mit Bassreflexöffnung auf der Front
- Belastbarkeit: 30 – 130 Watt
- Impedanz: 4 – 8 Ohm
- Übertragungsbereich: 40 Hz – 23 kHz
- Wirkungsgrad: (2,83 V / 1 m) 90 dB
- Tieftontreiber: 150 mm, Curv-Membran, Dual-Wave-Sicke
- Tief- / Mitteltontreiber: 150 mm, Curv-Membran, Dual-Wave-Sicke, Phase-Plug
- Hochtöner: 26 mm Seidenkalotte mit gummierter Alu-Montageplatte
- Übergangsfrequenzen: 400 Hz, 2.800 Hz
- Ausführung W: Front matt weiß lackiert, Gehäuse in eiche Struktur foliert
- Ausführung B: Front matt schwarz lackiert, Gehäuse matt schwarz foliert
- Abmessungen mit Fuß: 20,0*27,5*85,7 cm (b*t*h)
- Abmessungen ohne Fuß und Abdeckung: 16,0*26*85,7 cm (b*t*h)
- Gewicht: 13,1 kg
Indiana Line Diva 5 – Klang
Uuuuhh uhhhhh huuuuu… Wie immer stellt sich die Frage: Welche Musik verwende ich zur Klangbeschreibung. Nun denn, zumindest der Einstieg in den Test der Indiana Line Diva 5 fällt mir leicht. Uuuuhh uhhhhh huuuuu… ertönt der Chor aus den zierlichen Standlautsprechern vor mir. Ich sitze in der U-Bahn, es wird Abend ich fahr heim… singt Howard Carpendale, angenehm weich und zärtlich ist die Stimme des Barden für meine Ohren. Doch auch der Backgroundgesang umschmeichelt meine Lauscher. Ein gelungener Einstieg, die Entwickler von Indiana Line bleiben ihrer klanglich angenehmen Linie treu.
Ja lieber Leser, warum ich mit dem Lied „Schade…“ beginne? Vor rund 2 Jahren hatte ich mit den Quadral Signum 70 den Indiana Line Diva 5 preisähnliche Lautsprecher um die 1.000 Euro zum Test im Haus, und als Referenzlautsprecher für diese Preisklasse sind sie immer noch da. Schade dass… summe ich so vor mich hin. Einfach schön, dieses gefühlvolle etwas, das haben die Diva 5 ebenso drauf wie die Signum 70. Dub dub dua… imitiert der Chor die Fahrgeräusche der U-Bahn, in dem sich die Handlung des Liedes abspielt. Unterlegt wird dies vom wunderbar rhythmisch gespieltem Schlagzeug, welches den Zug symbolisch über die Gleisstöße rappeln lässt.
Melodisches Klavierspiel ertönt, die Tastenanschläge sind zärtlich und wunderbar gefühlvoll, ein Hauch Wärme wohnt ihnen inne. Apropos Klavier: Es ist wohl gar keins, sondern ein Mellotron. Bei diesem werden Klänge auf Magnetbändern abgespeichert, abgerufen werden diese dann über ein Keyboard; entstanden ist diese Technik in den vergangenen 50ern. Der komplette Gegensatz dazu ist die dann einsetzende Frauenstimme. Bin ich schon wieder reingefallen? Ja, als ich das Lied das erste Mal hörte. Dabei ist es David Surkamp mit seiner unnachahmlichen Falsettstimme, Julia schreit es aus ihm raus, und zusammen mit den Diva 5 beschreibt er ausdrucksstark seine Gefühle ihr gegenüber.
Puh, das geht verdammt tief rein in mich! Wahnsinn, wie hoch er dabei hinauskommt, crazy. Eine Flöte tiriliert dann auch noch, ähnlich einer morgendlichen Amsel. Und die scheint dieses Mal echt zu sein, also die Flöte! Mit sehr fein ein- und ausschwingenden Blasgeräuschen, wie mir die Indiana Line Diva 5 zeigen. Ohne die Frontabdeckung geht da noch einiges mehr, dann haben sie das noch besser drauf mit den Feinheiten und Nuancen. Komplett frei und losgelöst wie bei guten Monitorlautsprechern, so steht David Surkamp dabei übrigens vor mir. Höhenmäßig befindet sich dessen Stimme leicht über den kleinen Standlautsprechern, deren dezent nach hinten geneigte Frontplatte dürfte ihren Teil dazu beitragen.
Mit der rauen Reibeisenstimme von Ulf Nilsson und seinem Song „Underdog“ zeigen mir die Indiana Line, dass sie auch anders können. Das kratzt und rotzt aus den kleinen Diva 5 so raus, das es nur eine Freude ist. Jedoch nicht zu aggressiv, sondern so, dass man den Gesang auch bei gehobener Lautstärke genießen kann. Bei der Abstimmung haben die Italiener es glücklicherweise nicht übertrieben, und haben die Lautsprecher nicht auf „Hypernervauflösung“ gezüchtet. Also nicht so, wie man das von Sportwagen mit scharfer Nockenwelle aus dem selben Land so kennt.
Melodischer, und dennoch ganz schön flott geht es bei „Little By Little“ – einer Pianoballade auf einem anderen Album des Sängers – zu. Das steigt mit glaubwürdig dargestellten Tastenläufen – die Diva 5 geben dem Saiteninstrument einen tollen Korpus mit auf den Weg – ein, welche die Grundlage des Stücks bilden. Sehr gut gefällt mir bei diesem Lied das Wechselspiel von Stimme und Melodie, dieser Kontrast und der treibende Rhythmus, ja, den bilden die Indiana Line wunderbar ab. Was sie auch können diese Lautsprecher: Sie zeigen die klanglichen Unterschiede der vorgeschalteten Elektronik – kräftige Verstärker goutieren sie mit noch besserem Klang – sehr gut auf.
Ein paar leichte Schläge auf die HiHat, nach rund 15 Sekunden dann eine elektronisch erzeugte und verzerrte Gitarre mit etwas dünnem Sound, na ja… So nach 1:30 Minuten kommt dann Schwung in die Sache, und in die Hütte. Treibende stoische Rhythmen, und stampfende Basslinien bei „The Edge“ von Robosonic, die eher in einen Club gehören als in mein Wohnzimmer. „bassy music with a 4/4 heartbeat, hi-tech soul”, so nennen die Musiker ihren irren Stil, das passt wie die Faust in die Magengrube. Okay, ein subsonisches Gewitter sitzt nicht drin bei den beiden Standlautsprechern, aber das erwarte ich ja auch nicht bei diesen zierlichen Gestalten.
Das Stück geht respektable 7:05 Minuten. Also komm, dreh‘ ruhig noch weiter auf, rufen mir die Indiana Line Diva 5 zu. Also wenn ihr wollt, gerne doch. Und ich bin verblüfft, zu welchen Leistungen die beiden kleinen fähig sind. Wie bereits gesagt, das letzte Quäntchen ganz tief unten im Basskeller können sie aufgrund ihrer „Größe“ natürlich nicht. Doch ich kann es so richtig fetzen lassen, kraftvoll sind die beiden und bleiben doch präzise dabei. Super ist sie, die Idee mit der Doppelsicke, da geht doch einiges mehr an Hub bei den neuen Lautsprechern als bei den 552, um einiges strukturierter sowie trockener ist der Tiefton, das haben sie sich klasse ausgedacht in Italien. Dies ist nicht nur dem Bass, sondern dem gesamten Klangbild förderlich, das nun ausgewogener ist als bisher. Der klangliche Fortschritt der Indiana Line Diva 5 gegenüber ihren Vorgängern imponiert mir sehr!
Indiana Line Diva 5 – Fazit
Ein Paar Standlautsprecher so um die 1.000 Euro soll es sein? Dazu klein und wohnraumfreundlich, und neben den Augen auch die Ohren erfreuen? Nun denn, diese Herausforderung nehmen die Indiana Line Diva 5 gerne an und schaffen den HiFi-Dreisprung. Optisch lassen sich die einwandfrei verarbeiteten Lautsprecher gut in eine kleine Wohnung integrieren, und beschallen locker um die 20 – 25 qm. Die Diva 5 spielen auf die angenehme Art feinauflösend mit einem dezentem Schuss Wärme, der ihnen charmant zu Gesicht steht. Wie bei einem guten Monitor löst sich der Klang von den Chassis, und lässt diese so aus dem Blickfeld des Hörers verschwinden. Passend dazu gesellt sich eine plastische Abbildung, die für diese Preisklasse überragend zu nennen ist. Sie sind energievoll sowie sauber im Basskeller, und obwohl die Indiana Line Diva 5 optisch klein sind, spielen sie groß auf. Il rispetto.
Im Test
Wohnraumfreundliche Standlautsprecher
Indiana Line Diva 5
Ausführungen:
Front matt weiß lackiert, Gehäuse in eiche Struktur foliert
Front matt schwarz lackiert, Gehäuse matt schwarz foliert
Größe: 16,0*26*85,7 cm (b*t*h)
Gewicht: 13,1 kg / Stück
Preis: ab 1.050 Euro / Paar
Vertrieb
Dietmar Hölper
Kirchstraße 18
D-56459 Ailertchen
Tel.: +49 / 26 63 – 73 47
Mail: dietmar.hoelper@t-online.de
Web: www.dietmar-hoelper.de
Mitspieler im Test
Quellen digital – Netzwerkspieler Atoll ST 300 Signature, CD-Spieler Cambridge Audio 851C, Musikserver Innuos ZEN MK.III, CD-Player Creek 4040 CD
Quellen analog – Plattenspieler Rega Planar 6 mit MC-Tonabnehmer TAD Excalibur Black, Sonoro Platinum mit Ortofon 2M Red, Phono MM- & MC Verstärker Trigon Vanguard III
Verstärker – Vollverstärker Rega Aethos, Vollverstärker Creek 4040 A
Lautsprecher – Standlautsprecher LUA Con Espressione, Subwoofer REL R 505, Standlautsprecher quadral SIGNUM 70
Kopfhörer – Offener Kopfhörer Focal Clear, Kopfhörerverstärker Divaldi AMP-02 mit Phono MM- & MC Stufe
Zubehör – Lautsprecherkabel: Supra XL Annorum, in-akustik LS-804 AIR DIY, in-akustik Referenz LS-204 XL Micro AIR. Kleinsignal-Kabel: Cinchkabel in-akustik NF-1204 Air, XLR- und Cinchkabel Fadel Art Pro Link. Stromkabel Supra LoRad 2.5, Netzleiste PS Audio Dectet, Powergrip YG-1 Netzfilter, HiFi-Switch NuPrime Omnia SW-8, LAN-Kabel Supra Cat8 & Wireworld Starlight