Musegg? Für einen unbedarften Menschen wie mich klingt das zuerst einmal nach einem Dorf in den Schweizer Alpen. Almen, grüne Wiesen, wahrscheinlich auch ein Bach, der sich vorbei ein Holzhütten ins Tal stürzt. Ganz falsch. Anrainer des Vierwaldstätter Sees werden einwenden: Die Museggmauern und den Museggturm, den gibt’s doch bei uns in Luzern, das weiß hier jedes Kind. Das ist korrekt, aber in diesem Fall führt es die HiFi-IFAs nach Österreich, denn musegg® ist die Wortschöpfung einer jungen Entwicklertruppe aus Graz und ihrer unlängst gegründeten Firma Loutd (sic!). Die Freude, die die MUSE spendet und die Form des Eies (EGG) gibt ihrer Schöpfung wortspielerisch orakelnd einen Namen. MUSEGG tituliert ein All-In-One Streaming-System mit Einmess-Funktionalität, das in Mono-, Stereo- und in Multi-Room Setups erhältlich ist. Das EGG erklärt sich beim Blick auf die Fotos sofort, von der MUSE wollen wir uns in unserem Test küssen lassen. Die HiFi-IFAs durften dem Stereo-Musiksystem für 5.700 Euro als erstes HiFi-Magazin auf den Zahn fühlen und seine Weiterentwicklung ein Stück weit begleiten.
Über Loutd und die Idee hinter MUSEGG
Wir HiFi-IFAs haben Loutd auf der High End 2022 in München kennen gelernt, auf der sie ihre Lautsprecher-Prototypen im Gang der Halle präsentierten. Da mich Design jeder Art nunmal anzieht, und meine Neugierde nicht unbemerkt blieb, kamen die sympathischen Grazer und ich schnell in ein lockeres Gespräch. Das leicht platt gedrückte Lautsprecher-Ei ganz in weiß war ein Hingucker und die Idee dahinter spannend. Jürgen Seidler, den ich erst später im Rahmen der Teststellung kennenlernte, tüftelte schon als Kind mit seinem Vater an Lautsprechern und bewahrte sein Interesse daran über die Jahre. Initialzündung für das MUSEGG-Projekt war dann sein defektes HiFi-System und der Wunsch dafür einen Ersatz ganz nach eigenem Gusto zu schaffen. Der Anspruch: toller Sound, ein vertretbarer Preis, leichte Bedienbarkeit und Zukunftssicherheit.
Mit seinem Freund Stefan entstand 2019 die Idee eines Lautsprecher-Komplettsystems in vollständig elliptischer Form, dem „gequetschten Ei“, wie ich es mal beschreiben möchte. In der frühen Entwicklungsphase wurde die Idee für die Verwendung von Glasfaser als Material für das Monocoque-Gehäuse geboren. 2020 verstärkte sich das Entwickler-Duo um zwei weitere Mitstreiter (Robert und Holger) und einen strategischen Partner als Zulieferer. In diesem Zuge wurde das Gehäusekonzept um die technische Soft- und Hardwarearchitektur erweitert. Gleichzeitig startete die Entwicklung der ersten Version einer benutzerfreundlichen Raumkorrektur.
2021 folgten technische Optimierungen an dem Lautsprecher, die auch die Erreichung des Zielpreises als Fokus hatten. Hierbei musste das ursprünglich angedachte Gehäuse aus Glasfaser einem „Multilayer-Polymer-Monocoque“ weichen, das eine sinnvolle Balance aus Festigkeit, Leichtbau und Preis darstellt. Die Entwicklung mündete 2022 dann unter anderem in einem Auftritt mit Prototypen auf der High End in München. Nach international positivem Feedback gründete sich die Loutd GmbH mit dem musegg®, so dass heuer zu meiner Freude – nach dem ebenso unterhaltsamen wie informativen Zusammenkommen auf der vorjährigen HiFi-Show sowie einer kontemplativen Funkstille – der Test der MUSEGGs zu Stande kam.
Annäherung
Der Aufbau
Das Herz der HiFi-IFAs schlägt für Stereo. Daher freute ich mich, das mich ein Stereo-Paar der MUSEGGS aus Graz erreichte. Als Transportverpackung diente dabei nicht etwa ein ordinärer Karton, sondern eine Box, die der Form der Lautsprecher angepasst und für den Transport vor Ort mit Rollen ausgestattet war. Letzteres macht Sinn, da das Gewicht um 30 kg in Verbindung mit der Größe des Transportgutes schon eine Ansage ist. In der Box befanden sich jeweils neben dem Lautsprecher-Ei auch die beiden Beine aus Stahlrohr nebst Innensechskant-Schrauben. Von Jürgen mit Tipps&Tricks ausgestattet, konnte ich die Lautsprecher alleine und ohne helfende Hand montieren. Einfacher und bequemer geht es aufgrund des Gewichtes natürlich zu zweit, was sich für den Kunden bei „fabrikneuer“ Ware eindeutig empfiehlt. Ein ökologisch wichtiger Aspekt: Das Gehäuse, die Beine und die Verpackung sind aus recycelten Materialien und lassen sich zu 100% wieder dazu verarbeiten. Die Quote im Gesamtsystem liegt bei 95 %.
Die frontalen Lautsprechersysteme aus Aluminium/Keramik, eine 25 mm Kalotte und zwei 12 cm Konen, haben als Hoch-/Tiefmittelton-Ensemble eine d’Appolito Anordnung. Ihnen symmetrisch zugeordnet sind die Bassreflexöffnungen, die also – praktisch für die Aufstellung an einer Wand – auch nach vorne abstrahlen. Die Schallwand ergibt sich aus dem Schnitt des „ellipsoiden“ Grundkörpers mit einer Ebene. Der geometrisch exakt gleiche Schnitt findet sich nochmal an der Rückseite für das Elektronik-Modul, doch dazu später mehr.
Die dreidimensionale Form der Frontabdeckungen mit Stoffbespannung ergänzt den Lautsprecher dann wieder zu seiner bruchlosen Ellipsen-Form. Die Abdeckung hält magnetisch und die Öffnungen für die Systeme sowie Bassreflex sind in der ebenen Grundfläche ausgespart. An der oberen Bassreflex-Öffnung und dem Fuß gehalten, lässt sich der Lautsprecher übrigens auch mal gut alleine manövrieren oder nach eigener Erfahrung zu zweit einen Stock höher tragen. An einer Seite – die Lautsprecher sind spiegelsymmetrisch – sitzt flächenbündig stoffbespannt ein 29 cm Tiefton-Lautsprecher mit Papiermembran und hinterlüftetem Korb. Die Speaker können also mit dem Tieftöner „nach innen“ oder „nach außen“ gerichtet aufgestellt werden. Wie man das im Hörzimmer realisiert hängt von den Erfordernissen des Raumes oder – wenn man eine akustisch sinnvolle Wahl hat – von den Hörgewohnheiten ab.
Modularität
Eine Grundlage der Zukunftssicherheit, aber auch einen handfesten praktischen Nutzen, bietet die Modularität der Lautsprecher. Die Elektronikeinheit in ihrem Rücken, die in Form und Größe die Frontabdeckung spiegelt, ist einfach zu tauschen.
Warum ist die Möglichkeit zum Tausch bei der ersten Aufstellung wichtig? Es gibt bei den MUSEGGS einen Master-Lautsprecher (Host), der alle Anschlüsse bereit hält. Das Master-Elektronik-Modul wird übrigens auch in der Mono-Variante verwendet. Dieses Modul sollte in der Nähe gegebenenfalls benötigter Geräte verortet sein, um Kabelwege kurz zu halten. Der zweite Lautsprecher wird mit einem sogenannten „Slave“-Modul (Client) bestückt, das via LAN-Kabel die digitalen Informationen seines Kanals zugeschickt bekommt. Nun habe ich in meinem Wohnzimmer die Lautsprecher aus akustischen Gründen so aufgestellt, dass der Bass „nach innen“ zeigt. Das Netzwerk und der Fernseher, die ich auf kurzem Weg anschließen möchte, liegen auf der linken Seite. Somit montiere ich das Master-Modul am linken Lautsprecher, das Slave-Modul rechts. Voilá!
Beide Lautsprecher benötigen Strom, da sie aktiv sind. Einer Eingebung folgend hatte ich bei der Sanierung unseres Hauses nicht an Steckdosen gespart, so dass die Energieversorgung auf kurzem Wege sichergestellt war. Die nun wichtige Zuordnung der Stereo-Kanäle übernimmt die MUSEGG-App, die dem Master-Modul den rechten oder linken Kanal zuweist. Hier wird übrigens auch der Stereo- oder ein möglicher Mono-Betrieb eines einzelnen Systems eingestellt.
Der eigentliche Lautsprecher, also ohne das Elektronik-Modul, ist an sich ein passiver Lautsprecher ohne Frequenzweiche und bildet die solide akustische Basis des Systems. Jeder Treiber des Lautsprechers wird vom Modul aus von einem eigenem Class-D Hypex-Verstärker befeuert, so dass in Summe 350 Watt je Stereo-Kanal zur Verfügung stehen. Ein Hauptaugenmerk der technischen Entwicklung liegt auf der digitalen Ebene. Zentrale Bausteine sind aktuell ein Quadcore Prozessor ARM und ein Digital-/Analog-Wandler ESS Technology ES9038Q2M. Der Sabre-Chip verarbeitet Streaming-Daten bis 384kHz/24bit, Optisch/TOSLINK bis 96kHz/24bit und HDMI/eARC bis 192kHz/24bit.
Zudem kann problemlos ein Update der Firmware in den Modulen online über die App initiiert werden. Sollte es einmal zu tiefer greifenden Änderungen in der Elektronik-Hardware kommen um mit dem technischen Wandel Schritt halten zu können (z.B. Konnektivität etc.), besteht die Möglichkeit, das Modul einfach zu Hause auszutauschen. Gleiches gilt natürlich auch in einem eventuellen Reparaturfall. Die Elektronik-Module rasten sicher in die Steckverbindungen ein und werden zusätzlich mit Clipsen gegen Herausrutschen gesichert. Ich durfte die Idee des Hardware-Updates selber nachvollziehen, da in der ersten Lieferung ein Prototypen-Stand der Module verbaut war und mir Loutd später die aktuellen Module nachlieferte. Diese konnte ich selber innerhalb von zehn Minuten einfach tauschen.
Anschlüsse
Die bruchlose Ei-Form ihrer Schöpfung ist den Entwicklern des MUEGGs heilig. Um diese nicht zu korrumpieren sind die Anschlüsse kompakt und nach unten gerichtet angeordnet. Am Slave-Modul (rechtes Bild oben) führt nur das Stromkabel aus dem Gehäuse und mittig ist die LAN-Interlink-Buchse für ein Netzwerkkabel verbaut. Am Master-Modul (Bild oben links) drängen im Mindest-Abstand eine analoge Mini-XLR-Buchse (Stereo), eine HDMI/ARC-Buchse, die LAN-Interlink-Buchse zum Anschluss des Slave, der LAN-Netzwerk-Anschluss, sowie die optische TOSLINK-Buchse. Daneben schlängelt sich zu guter Letzt noch das fest verbaute Stromkabel raus. Die Kabel in das Modul einzustecken erforderte etwas Fingerspitzengefühl, war aber, wie die Fotos oben beweisen, gut machbar. In der Regel macht man das ja auch nur einmal und gut ist es. Der Netzschalter ist ein runder Kippschalter oberhalb des Anschlussterminals. Durch die gekrümmten Flächen der Eies ist er beim Herumgreifen gut zugänglich.
Um die Gehäuseform konsequent einhalten zu können, installiert Loutd die Netzkabel bauraumoptimiert fest. Eine Kaltgerätebuchse im Terminal, die den Einsatz, eines vom Benutzer individuell ausgewählten oder konfektionierten Wunschkabels ermöglichen würde und zudem Kabellängen optimieren könnte, ist unter dieser Gestaltungsprämisse nicht möglich. Den Kompromiss der Festverkabelung sind die Entwickler, so hat es mir Jürgen versichert, bewusst und nach eingehender interner Diskussion eingegangen. Aber vielleicht fällt den umtriebigen Grazern hierzu auch noch etwas ein. Beim Interconnect-Netzwerkkabel hat der Nutzer alle Möglichkeiten – bis hin zu einer hausseitigen Netzwerk-Verkabelung zwischen den Aufstellorten. Die Fotos am Aufstellort zeigen übrigens immer die spielbereit angeschlossenenen Lautsprecher.
Erste Schritte
Ich entschloss mich dazu, die MUSEGGs in zwei Phasen zu erleben. Zuerst im Wohnzimmer, das leider aufgrund des Nachhalls eine bekanntermaßen nur sehr bescheidene Grundlage für guten Klang bietet. So konnte ich die Lautsprecher aber in einem angemessen aufgeräumten Wohnraum praxisnah aufstellen, erleben – und fotografieren. Danach wanderten sie einen Stock höher ins Hörzimmer, das für den Hördurchgang deutlich bessere Voraussetzungen bot, aber für große Lautsprecher nicht unbedingt das beste Fotostudio darstellt 😉 Das Wohnzimmer bot zudem aus Sicht des neugierigen Testers und der ambitionierten Entwickler den Vorteil, dass man einer Klang- und Raumanpassung mit einem Extrem auf den Zahn fühlen, ja, ich möchte sagen, sich die Zähne daran ausbeißen lassen konnte 😉 Neben dem Hall standen die Lautsprecher auch noch akustisch asymmetrisch – der eine im Eck, der andere frei im Raum.
Nachdem die Lautsprecher aufgestellt und verkabelt waren, folgte die Inbetriebnahme per Loutd.link APP. In meinem Fall lief sie auf iPhone und iPad. Auch Android wird unterstützt. Grundgedanke der Loutd MUSEGGs ist eine benutzerfreundliche Vernetzung, die über die Loutd.cloud läuft. Zu diesem Zweck richtet sich der stolze MUSEGG-Besitzer ein Benutzer-Konto ein. Auch ohne dieses Konto könnte er die Lautsprecher in ihrer Grundkonfiguration als Streaming Lautsprecher im Musiknetzwerk nutzen – sie werden zum Beispiel von mconnect als Player erkannt – , kann aber nicht auf die Gerätefunktionen zugreifen. Ich hatte ein Benutzerkonto, also ging es direkt weiter.
Klanganpassung und die Raumeinmessung
Wie sagte schon der „Gestiefelte Kater“ (manche kennen ihn womöglich auch als „Puss in boots“) mit der (deutschen) Stimme von Antonio Banderas in Shrek 2: „Für Dich, Baby, kann ich alles sein!“. Und ein bisschen ist das auch mit den MUSEGGs so, die dem Musikfreund nicht aufdiktieren wollen, was seine Macher HiFi-technisch für richtig halten, sondern die dem Kunden ein Erlebnis bieten wollen, das ihm persönlich beim Musikhören zusagt – dem DSP sei Dank. Genaugenommen konnte ich also auch nicht sagen, wie „DIE“ MUSEGGs grundsätzlich klingen, sondern nur beschreiben, wie „MEINE“ MUSEGGS (für die argwöhnischen Juristen unter euch: „meine“ im Sinne des Besitzes, nicht des Eigentums 😉 ) in meinem Hörraum mit meiner Raumanpassung (automatisch wie manuell korrigiert) geklungen haben.
Jürgen warnte mich bereits vor, dass die MUSEGGs eine eher bassreiche als eine schlanke Grundabstimmung (flat, ohne DSP) hätten – weil bei Loutd halt viele gerne so Musik hören. Der Tontechniker Holger beruhigte mich dann wieder, da wir beide eine eher neutrale Musikwiedergabe bevorzugen und auch diese darstellbar ist. Damit sind wir schon bei der integrierten Raumkorrektur HoRooc, die über das Smartphone oder Tablet mittels externem Messmikrofon zwei Sweeps aufnimmt und diese analysiert. Das Mikrofon ist nicht automatisch im Lautsprecher-Set enthalten, wobei ein Kauf, das Ausleihen oder das Einmessen über eine Partnerfirma für Loutd denkbare Optionen darstellen. Benutzerfreundliche automatische Einmessung anderer Hersteller funktioniert häufig nur mit den integrierten Mikrofonen von iOS-Geräten, die aufgrund von Apple-Vorgaben strenger toleriert sind. Die MUSEGGS sind mit ihrem Ansatz plattformunabhängig, da sie hochwertige Messmikrofon-Hardware nutzen. Loutd empfiehlt das miniDSP UMIK-1, das auch bei mir zum Einsatz kam.
Die automatische Raumkorrektur „HoRooc“ arbeitet mit auswählbaren Zielkurven, auf die die „verbogene“ Messkurve des Raumes angepasst werden soll. Loutd arbeitet über den aktuellen Stand hinaus an benutzerfreundlichen User-Interfaces, die anschaulich die wählbaren Charakteristika der Zielkurven umschreiben sollen. Holger schlug mir eine für meine Hörgewohnheiten passende Kurve vor, die ich zu Beginn der Messung auswählte, ebenso wie die Lautstärke des Sweeps. Dann noch einen ruhigen Moment abwarten, die Messung starten und nach wenigen Augenblicken war der Testton-Spuk vorbei. In meinem akustisch schlechten Wohnzimmer konnte die Raumkorrektur mit massiven Eingriffen am DSP einen erstaunlich guten Sound herbei zaubern. Gleichzeitig bestätigte sich auch wieder die Regel, dass gutes HiFi immer eine gute akustische Basis benötigt. In unserem Wohnzimmer wären wir zusätzlich als Inneneinrichter gefragt, um das Potenzial von Lautsprechern besser ausschöpfen zu können.
In meinem Hörzimmer lieferte die automatische Raumkorrektur im ersten Versuch innerhalb weniger Sekunden einen ausgewogenen Sound. Der DSP musste zwar auch hier eine markante Raummode ausbügeln, verbesserte aber mit „nur“ wenigen Eingriffen eine an sich gute Raumakustik. Ein ganz anderer Ansatzpunkt also als im Wohnzimmer. In einem kurzen Chat mit Holger sprach ich dann noch Feinheiten ab. Durch das Nutzer-Konto bei Loutd konnte der Tontechniker irgendwo in Österreich meine Messung und Raumkorrektur aus Leinfelden einsehen und weiter bearbeiten. Schon eine witzige Vorstellung und dabei sehr effektiv. Dafür musste er nicht zu mir fahren und sich auf die Couch setzten. Mit Web-Meetings und Video konnten wir die Gespräche auch so persönlich gestalten. Das Ergebnis seiner Korrektur stellte er mir dann wiederum zum Upload „Remote“ zur Verfügung. Auf diese Weise konnte ich mich so Schritt für Schritt meiner Wunschvorstellung nähern.
Zusätzlich zur Raumkorrektur hielt die App für den schnellen und pragmatischen Eingriff unter den Audio-Settings noch die Option „Individueller Sound“ bereit, die mit einem 5-Band Equalizer aufwartet (Bild rechts).
So, und nun hatte ich den Tester-Salat: wenn ich nun doch noch was zu meckern hatte, dann hatte ich mir nicht genug Mühe gegeben, das mit Holger und HoRooc richtig herauszuarbeiten… Das haben sich die Jungs von Loutd geschickt ausgedacht 😉 Ich setzte zufrieden einen Schlusspunkt und befasste mich ab jetzt mit dem Musikhören. Weiter ging es mit der Auswahl der Quellen. Oben habe ich bereits die Anschlüsse beschrieben, dazu gesellen sich das UPnP-Streaming, integrierte Streaming-Dienste wie Spotify oder Tidal, Internet-Radio und Podcasts sowie Bluetooth. Beim UPnP-Streaming hat Loutd aktuell Features wie „Zuletzt gespielt“ und Playlists in Arbeit. Wie der Player und die Titelliste ausschaut, seht ihr weiter unten in im Klang-Kapitel.
Technische Daten
- Treiber:
Hochtöner: 25 mm Aluminium/Keramik Kalotte
Mitteltöner (2 Stück): 12 cm, High-Performance Aluminium/Keramik Konus
Tieftöner: 29 cm, Belüfteter Hartpapier Konus, Gummisicke mit geringer Dämpfung - Frequenzgang: 20Hz – 24kHz
- Maximalpegel: 108 dB
- Gehäuse: Multilayer Polymere Monocoque
- Weiche: Digital
- Netzteil: 100-240V ~ 50/60Hz
- Stromverbrauch Standby: < 1.5W
- Gesamtverstärkerleistung: 350W (hocheffiziente Architektur)
- Prozessor: Quadcore ARM
- Digital/Analog-Wandler: ESS ES9038Q2M
- Konnektivität: Ethernet / WiFi (2.4GHz + 5GHz)
- Protokolle: AirPlay 2 / UPNP/DLNA / BLE
- Digitale Eingänge: ARC und eARC, optischer TOSLINK
- Analoge Eingänge: MiniXLR
- Digital Audio: Sampling Raten / Auflösung
Streaming bis 384kHz/24bit
Optisch/TOSLINK bis 96kHz/24bit
HDMI/eARC bis 192kHz/24bit - Verbindung zwischen den Lautsprechern / Interconnect: CAT5
- Unterstütze Streaming Dienste:
TIDAL Connect
Spotify Connect
airable – radio index & podcasts - User Interfaces für: iOS/Android Control Application
- Loutd SERVICES:
Digitale Raumkorrektur
Sound Personalisierung - Anschlüsse
Optical Input (TOSLINK)
ARC und eARC (HDMI)
Asymmetrischer Analogeingang (MiniXLR)
Ethernet (Netzwerk)
Ethernet (Speaker Interconnect)
Klang
Es konnte also los gehen. Ich bevorzugte beim Musikhören das Streaming, das entweder über das integrierte UPnP den Weg zum Master-Lautsprecher fand oder via iPhone/iPad mit Bluetooth. Das entsprach der puristischsten Idee des digitalen All-In-One-Systems ohne weitere angeschlossene Quellen. Zum Vergleich hatte ich auch den NuPrime STREAM9 über HDMI/ARC angeschlossen, der dann das Streaming und die Verwaltung der digitalen Quellen übernahm. Sicherlich eine interessante Spielart, wenn man dadurch noch einen funktionalen Vorteil in der digitalen Domäne generieren kann. Der HDMI/ARC-Anschluss bietet sich ansonsten natürlich für den Fernsehton an.
Zum Vergleich spielte kurzzeitig der MERASON DAC-1 am ordentlichen analogen Mini-XLR-Anschluss. Der klangliche Einfluss des Referenz-Wandlers war merkbar, machte aber im durchgängigen Konzept des Musik-Systems eigentlich keinen Sinn. Daher habe ich diesen Pfad nicht weiter verfolgt. Für Vinyl-Fans wäre es eher interessant, den analogen Eingang auch mit einem durch und durch analogen Gerät zu belegen: beispielsweise einem hochwertigen Plattenspieler mit (integrierter) Phono-Vorstufe.
Entspannt startete ich mit dem Musikprojekt Schiller, das ja um die Jahrtausendwende für relaxte Beats und Sounds bekannt war. Der Zeitgeist sollte mich mit „Freiheit“ locken. Und schon tauchte ich in die Domäne der MUSEGGs ein. Elektronisches Vogelgezwitscher schwebte im Raum vor mir, ein in der Mitte stampfender Beat fokussierte immer mehr, wurde dynamischer und gezupfte Töne tanzten zwischen dem rechten und linken Lautsprecher. Dabei löste sich der Sound herrlich vom technischen Gerät und erzeugt so etwas wie eine eigene virtuelle Welt vor mir. So als dürfte ich einen Blick in die Wälder Pandoras werfen. Die musikalische Bühne hatte etwas von einer Aura, da sie merklich links und rechts über die Lautsprecher hinaus spielte um dann randlos auszublenden und zu verschwinden. Gleichzeitig hatte der Raum eine angenehme Tiefe, der ein wenig auf mich zu spielte und sich gleichzeitig leicht nach hinten auftat. In Minute fünf meiner „Freiheit“ erschrak ich förmlich, als Special Agent Dana Scully lebensgroß in meinem Hörraum erschien und poetisch rezitierte. Huch! Was eine Begegnung. Natürlich war das Franziska Pigulla, die deutsche Stimme von Gillian Anderson, aber Akte X Fans werden wohl immer Agent Scully vor Augen haben.
Die gleiche Räumlichkeit bot sich auch beim Police Klassiker „Don’t stand so close to me“ vom Album Zenyatta Mondatta. Die fast schon historische Aufnahme rückte im Raum „zwischen die Lautsprecher“ zusammen. Die MUSEGGS hatten einen relativ großen Abstand als Stereo-Basis bei mir im Hörzimmer, den ich aber so beließ, da die beiden Sound-Eier diesen bruchlos auffüllten und staffelten. In einem solchen Fall klebt häufig der Klang am jeweiligen Lautsprecher und/oder fokussiert zu sehr in der Mitte. Das war hier gar nicht der Fall.
Interessanterweise hätte die Bühne auch von dem Stereopaar Kompaktlautsprechern stammen können, die aktuell dazwischen standen. Eine interessante Illusion. Die Polizisten stellten sich also großzügig zwischen den Speakern auf, jeder an seinem Platz. Stewart Copeland verteilte die Akzente seine „Schießbude“ von der Mitte aus im Raum, Sting stellte sich mit seiner markanten Stimme wie selbstverständlich davor und dazu gesellte sich Andy Summers E-Gitarre.
Die MUSEGGs spielten akkurat, waren aber keine Sezierer, die alles nochmal fein nachzeichnen. Bei dieser älteren Aufnahme sagte mir das sehr zu, weil es mir das Gefühl gab, der Musik beizuwohnen und nicht die Aufnahme HiFi-technisch auseinander zu klamüsern. Deshalb sprang ich danach gleich zu „Canary in a coalmine“, das mit Andy Summers Gitarre so herrlich rotzig los fetzte. Aus dem Stand von 0 auf 100 in einer Sekunde und weiter ohne vom Gas zu gehen. Ein Hauch von Schülerband. Schnell noch zu „Man in in a suitcase“. Einer meiner Alltime-Favourites. „Bird in a flying cage, you’ll never get to know me well. The world’s my oyster, a hotel room’s a prison cell“ Wenn Schiller James Camerons Pandora war, war das hier die 80er in Technicolor. Herrlich authentisch.
Doch zurück in die neueste Neuzeit. Zum Geburtstag bekam ich das unlängst neu erschienene Album der Red Hot Chili Peppers Return of the Dream Canteen geschenkt. Dem stand ich skeptisch gegenüber, da ich kein ausgesprochener Fan der RHCP bin. Ich muss aber zugeben, mit den MUSEGGs verschlang ich es mehrfach und wurde es immer noch nicht satt. Zwei Eigenschaften des Sound-Systems, die ich schon erwähnte, leisteten hierzu ihren Beitrag: kein sezieren, große Bühne, voller Sound. Dies transportierte die Stimmung des Albums hervorragend.
„Fake as F@ck“ zum Beispiel fing übersichtlich und leicht mit Gitarre, dann Bass und dann der Stimme von Anthony Kiedis an, bis das Schlagzeug Druck aufbaute und der Song dann mit einer funky Gitarre richtig durchstartete. Durch die moderne Studiotechnik wurde – im Gegensatz zu The Police – die Bühne wieder breiter, der Sound voller, dynamischer und dramatischer, aber weiterhin losgelöst. Eine echte Ansage, aber ohne zu nerven oder sich aufzudrängen.
Sagenhaft das Zusammenspiel aus Schlagzeug und Bass sowie der Gitarre in das der Gesang einstimmte bei „Bella“. „She wants to live in L.A., …“. Das Album machte wirklich Spaß so und fesselte mich auf meinem Hörplatz.
Ein kleiner Abstecher noch in die Klassik. Tschaikovskys Nussknacker Suite. „Trepak“ riss mich gleich mit. Die Streicher und Bläser waren zackig unterwegs und im Raum verteilt. Durch die breite Aufstellung der Lautsprecher in meinem Hörzimmer bekam das Orchester direkt eine echte geometrische Dimension mit, die das System nicht erst her tricksen musste. Aber nicht nur die Breite stimmte, sondern auch die Höhe der Abbildung, die einen Bogen zwischen der linken und rechten Schallwand zu spannen schien. Das merkte ich speziell beim arabischen Tanz, der auch nochmal die Instrumente des Orchester sortierte. In ihr schwebten voluminös die Streicher im Raum, die Holzbläser legten in ihrem Eck ein dezentes Nölen an den Tag. Der „Dance of the Toy Flutes“ gab sich unbekümmert mit einer kleinen dramatischen Episode im Mittelteil. Die Loutd MUSEGGs boten mir dabei einen entspannten Genuss, der die Aufnahme de Orchesters wieder hat zu einer Darbietung verschmelzen lassen, bei der ich im Publikum Platz nehmen durfte.
Doch… eins noch. Ich gebe zu, eigentlich hatte ich den Hörtest für mich schon in der digitalen Domäne abgeschlossen. Der Zufall wollte es jedoch, das mir ein lieber Kollege die brandneue Doppel-LP (10 Titel, 45 Rpm) With Every Cell aus 2023 von Anette Askvik überließ und ich diese am verlängerten Wochenende unbedingt anhören wollte – ich hatte ja sonst nichts mehr zu tun 😉 Hmmm… dann konnte ich doch mit wenigen Hangriffen einfach das Analog-Kabel von den MUSEGGs mit passenden male/male Cinch-Adaptern an das Cinch-Kabel vom Ausgang des Rega Aria Mk3 Phonovorverstärkers koppeln und so euch und mir doch noch einen Eindruck verschaffen, wie ein Plattenspieler, hier der Rega Planar P8, am Digitalen-Lautsprecher-System klingt – und es nicht beim bloßen Tipp belassen. Und der Eindruck war begeisternd. Beispielhaft nenne ich die Titel „I Am The Sea“, „Milky Way“ und „Between Stars“. Der Sound löste sich wieder klasse von den Lautsprechern ab, was gut zum „Analog-Sound“ passte. Die Stimme der Norwegerin stellte sich wirklich so sphärisch zwischen die Lautsprecher, als könne man durch sie hindurch auf die Sterne schauen. Der musikalische Fluss, den der Rega P8 aus dem schwarzen Vinyl extrahierte, übertrug sich bruchlos auf die Lautsprecher, die dem Geschehen einen großzügigen Raum und Substanz verliehen. Eine schöne Überraschung von den beiden Sound-Eiern, die zum Weiterhören einluden. Im Falle der Doppel-LP von Anette Askvik sagte ich mir: Wer A sagt, muss auch B, C und D sagen.
Fazit
Der Musikfreund bekommt für 5.700 Euro mit den Loutd MUSEGGs echte Lautsprecher-Überraschungs-Eier, denn sie erfüllen gleich drei Wünsche auf einmal. Sie sind ein aktives Streaming-Lautsprechersystem mit DSP, eine digitale Schaltzentrale mit zusätzlichem Analogeingang und quasi als i-Tüpfelchen noch eine skulpturelle Dekoration des Wohnraums im Stil der 70er/80er Jahre – denen übrigens auch orange gut stehen würde 😉 . Wer dahinter ein bloßes Gimmick für die Designerbude vermutet, ist schief gewickelt. Die stattlichen MUSEGGs ziehen sich beim Musikhören quasi aus dem Geschehen zurück, wenn sich der Sound von ihrem kantenlosen Korpus löst – unterstützt von einer ambitionierten, effektiven Raumkorrektur. Das Klangbild ist ausgesprochen räumlich, der Sound präsent und gleichzeitig sehr relaxt. Dabei richten sich die Loutd MUSEGGs nicht an den highfidelen Tiefbohrer, sondern den Musikfan der nach seinem Gusto Freude an seiner Musik haben will. Minimalisten benötigen zum digitalen Musikhörern nicht mehr als die beiden spacigen Eier und die hauseigene App, aber auch TV oder über Analog sogar Plattenspieler finden Anschluss an den Loutd MUSEGG. Und soll es im Wohnraum nicht Stereo sein, liefert ein MUSEGG allein als All-In-One-Soundsystem für rund 3.000 Euro eine überzeugende Vorstellung ab. Kurzum: Das Gesamtkonzept ist uns HiFi-IFAs einen Hammer wert!
Im Test
All-In-One Streaming Lautsprecher mit Analogeingang und Raumkorrektur
Loutd MUSEGG
Preis Stereo (im Test): 5.700 Euro
Preis Mono: 3.135 Euro
Loutd bietet eine 2-wöchige Testphase an, in der der Kunde die MUSEGGs in Ruhe ausprobieren und sich dann für den Kauf entscheiden kann. Loutd liefert direkt, in ausgewählten Metropolregionen ist die Unterstützung eines lokalen Service-Partners möglich. Mehr dazu erfahrt ihr aktuell direkt vom Hersteller auf seiner Homepage: Try and Buy
Kontakt
Loutd GmbH
Steyrergasse 81
8010 Graz, Austria
Mail: office@loutd.com
Web: https://www.loutd.com/
Mitspieler im Test
Digitale Quellen – LUMIN U1 mini, NuPrime Stream 9, MERASON DAC-1, Musikserver Innuos ZENith Mk3, Audio Analogue AAdac, Audio Analogue AAdrive
Plattenspieler / Phonovorstufe – Rega P8 mit Excalibur Platinum, Vertere Techno Mat, Rega Aria Mk3,
Verstärker – SPL Phonitor x mit DAC768 Kopfhörerverstärker/DAC, SPL Director Mk2.2 Vorverstärker/DAC, Cambridge Audio Edge W Stereo-Endstufe, Makroaudio LittleBIG Power Mono-Endstufe, Audio Analogue PUCCINI Vollverstärker, SPL Performer s1200 Stereo-Endstufe
Lautsprecher – Dutch&Dutch 8c, Diapason Adamantes V
Kopfhörer – ULTRASONE Edition 15
Signalkabel – WSS Platin-Line KS-20 XLR, WSS Premium-Line KS-200 XLR, Boaacoustic Evolution BLACK.rca
Lautsprecherkabel – Boaacoustic Mercury, Melodika MDSC4030, Kabelbrücke Melodika MDSC1501
Digitalkabel – Boaacoustic USB-Kabel Silver Digital Xeno, Supra Cables USB 2.0 Excalibur, Netzwerkkabel Wireworld Starlight 8, Boaacoustic SIGNAL.lanCat.6A
Netzkabel – Netzkabel Supra LoRad 2.5, bfly bPower
Zubehör – Netzleiste SUPRA Cables LoRad MD07 DC 16 EU SP MKIII, SBooster BOTW P&P Netzteil, NuPrime AC-4 Power Conditioner, NuPrime Omnia SW-8 HiFi Netzwerk-Switch, Innuos PHOENIX USB-Reclocker, MUTEC MC3+ USB
Fotos: F. Visarius