Wer sich für digitales HiFi interessiert, kennt mit Sicherheit AURALiC. Der 2009 in Peking gegründete Spezialist für digitale Musikelektronik, der heute eine Dependance im amerikanischen Oregon betreibt, machte sich im Jahr 2012 einen Namen mit dem VEGA DAC, und legte 2014 den extravagant geschwungenen Streaming Transporter ARIES nach, der seiner Zeit nicht nur gestalterisch, sondern auch als digitaler Abspieler voraus war.
Wir HiFi-IFAs hatten von AURALiC das digitale All-In-One-Gerät ALTAiR G1 bei uns zu Gast, das überzeugte uns mit einer unaufgeregten Spielweise. Eine aufregende Spielwiese bereitete nun der neue AURALiC Vertrieb Drei H, der uns mit gleich drei eleganten schwarzen Kästchen neuester Generation versorgte: dem Streamer und D/A-Wandler VEGA S1, dem Streaming Processor ARIES S1 sowie dem externen Netzteil PSU S1. Warum das Trio eine Spielwiese ist und wie der VEGA S1 und der ARIES S1, beide in der Preisklasse um 2.000 Euro, klingen, das verraten wir euch in diesem Bericht.
Annäherung
Zu Beginn und zum grundlegenden Verständnis ein paar Worte zur Nomenklatur: Streaming Prozessoren heißen bei AURALiC ARIES, DACs mit Streaming-Funktion VEGA, All-in-One-Digitalquellen (DAC/Streamer/Server) ALTAIR. Das externe Netzteil PSU steht konsequent für „Power Supply Unit“. S1 bezeichnet dann die neueste Geräteserie von AURALiC, konzipiert als Einstieg ins Sortiment. Das „S“ steht laut Jian Shao, COO von AURALiC, für „Sound“.
Thomas Heckel bot mir an, bei passender Gelegenheit einen VEGA S1 zum Test vorbeizubringen. Aber als er an der Tür klingelte, hatte er gleich drei Pakete in der Hand. Reichlich viele gleich große Kartons für einen einzigen Netzwerkspieler. Beim Auspacken wurde mir dann schnell klar, dass Thomas mit VEGA, ARIES und dem Netzteil PSU, das preislich um 1.000 Euro liegt, gleich die komplette S1-Palette im Gepäck hatte. „Hm, ist denn schon Weihnachten?“ dachte ich.
Erster Eindruck beim Auspacken: Bei der Gestaltung der Geräte ist AURALiC sehr konsequent, was sich im HiFi-Rack oder auf dem Sideboard sehr gut macht. Alle Geräte haben die Maße 20,7 cm * 29,0 cm * 8,5 cm (B*T*H) und ein Gewicht von rund 4 kg. Das Finish ist einheitlich eloxiertes Aluminium in Mattschwarz mit hoher Anfassqualität. VEGA S1 und ARIES S1 sehen mit der spiegelnden „Fensterfront“ (eine echte Herausforderung beim Fotografieren), in die das Display eingebettet ist, und den fünf Bedientasten oben, erst einmal identisch und dabei äußerst schick aus. Zur Unterscheidung muss der Interessent einen Blick auf die Anschlüsse am Heck werfen oder das Gerät starten, da es dort seinen Namen und Adresse verrät.
Thomas bot mir an, zusätzlich zum VEGA S1 und PSU S1 auch den ARIES S1 zu behalten. Ich könne ihn mir ja einfach mal anschauen. Passt ja, wie in München gezeigt, prima zum VEGA S1 als Streaming-Transport. Ich denke mal, Thomas wusste recht genau, was er tat und dass ich als Spielkind meine Finger nicht davonlassen konnte. Wenn man das gute Stück schon einmal im Haus hat, kann man es auch gleich testen, oder? 😉
An dieser Stelle kommt bei euch womöglich direkt die Frage auf, wieso man den ARIES S1 überhaupt als Quelle für den VEGA S1, der ebenfalls Streamen kann, benutzen soll? Funktional ist das natürlich nicht notwendig, der VEGA S1 kann aber in dieser Konstellation auf seine Fähigkeiten als DAC konzentrieren und dadurch seine Leistung in eben dieser Disziplin weiter verbessern. Das gleiche gilt für den ARIES S1, der von Hause aus auf Streaming spezialisiert ist. Bei der technischen Betrachtung und im Hördurchgang wird das klar.
Inbetriebnahme
Thomas Heckel und ich schlossen das mitgebrachte externe Netzteil, das ein Gerät versorgen kann, an den VEGA S1 an. Thomas bläute mir ein, die Stromverbindung zwischen PSU S1 und VEGA S1, ein proprietär beschaltetes HDMI-Kabel, das auch eine Kommunikation zwischen den Geräten zulässt, nie niemals nicht heiß zu ziehen, um Beschädigungen an der Elektronik zu vermeiden. Zum Trennen wollen die Geräte heruntergefahren und am rückseitigen Kippschalter ausgeschaltet werden. Verstanden: Nie niemals nicht. Ich passe auf.
Die Inbetriebnahme von VEGA S1 und ARIES S1 ist praktisch identisch. Vom Fachmann Thomas Heckel aufgestellt und eingerichtet war der Netzwerkspieler bereits nach wenigen Minuten startklar. Genauso fix richtete ich danach in Eigenregie den Streaming Prozessor ein. Die Netzwerkverbindung ist bei beiden kabelgebunden. Wireless sieht AURALiC nicht vor, was ich in dieser Geräteklasse als konsequente Optimierungsmaßnahme durchaus verstehe.
Im gleichen Netzwerk sollte die AURALiC Lightning DS App oder der Rechner mit dem Webinterface zur Steuerung und Konfiguration der Geräte laufen. Also richteten wir die Lightning DS App direkt auf meinem iPhone ein. Später holte ich das auch auf einem iPad nach, was sehr einfach ging, wenn man den Ablauf einmal kennt. AURALiC verlangt einen einfach anzulegenden Nutzeraccount und beide Geräte müssen in der App angemeldet werden.
Um den Zugriff auf einen Musikserver elegant zu gestalten, liest die App das Verzeichnis der Musikbibliothek aus und speichert diese für alle integrierten AURALiC Geräte nutzbar auf dem Smartgerät. Natürlich können auch Inhalte aus dem weltweiten Netz mit Streaming Diensten abgespielt werden. Die App kann zudem nützlich sein, wenn der VEGA S1 „nur“ als DAC und Vorverstärker läuft. Das ist aber nicht notwendig. Vielfältig sind dann die Einstellmöglichkeiten über die App, mehr zu den Funktionen im Technik-Teil.
Die fünf Tasten auf der Oberseite des Gerätes ermöglichen neben Standby, Lautstärke und einfachen Abspielfunktionen auch einen Streifzug durch die im großen Display angezeigten Menüs. Beide Geräte kann der Bediener auch per Smart-IR mit einer Fernbedienung seiner Wahl bekannt machen. Damit sehen VEGA S1 und ARIES S1nicht nur gleich aus, auch das Benutzerinterface ist nahezu identisch.
Da ich den VEGA S1 auch als reinen Digital/Analog-Wandler verwenden will, schließe ich den ARIES S1 via digitalem Coax (Cinch) an. Als Quervergleich kommt ein NuPrime Stream9 Streaming Transport ins Spiel, der am AES/EBU hängt. Als analoge Ausgänge stehen standesgemäß ein paar asymmetrische (Cinch) und symmetrische (XLR) Ausgänge bereit. An Letzteren schloss ich direkt meine SPL Performer s1200 Stereo-Endstufe an, die zunächst überdimensioniert erschien, den Test aber auf ein solides Fundament stellte. Während meiner Zeit mit dem AURALiC Trio kam zudem der handlichere und klanglich attraktive Bruder SPL Performer s900 zum Zuge. Zum VEGA S1 allein passten preislich auch die kleinen Mono-Igel von MakroAudio LittleBIG Power (um 1.700 / Paar). Da der VEGA eine hochwertige Lautstärkeregelung hat, empfiehlt sich der VEGA S1 als DAC/Vorstufe und damit als digitales Stand-Alone-Gerät. Die Aufwertung mit dem Netzteil PSU S1 ist laut Vertrieb dann eine offensichtlich gern gewählte Kombination.
Der Streaming Processor ARIES S1 besitzt ebenfalls eine abschaltbare Lautstärkeregelung, die allerdings in der digitalen Domain arbeitet. Wen das nicht stört, der kann also auch den ARIES S1 nutzen, um einen DAC mit fixem Pegel zu versorgen und damit direkt an eine Endstufe oder Aktivbox zu gehen. In der Kombination mit dem VEGA S1 bleibt die Lautstärkeregelung des Streamers aber deaktiviert. Den VEGA S1 kann man übrigens je nach Anwendung auch auf Festpegel einstellen. So langsam wird wahrscheinlich klar, wie ich auf die „Spielwiese“ gekommen bin. Es bestehen unzählige Möglichkeiten, die beiden AURALiCs einzusetzen. Die Funktionalitäten bilden sich in der Lightning DS App ab. Zur Veranschaulichung einige Screenshots.
Technik
Die VEGA und ARIES der Einsteigerserie S1 basieren auf AURALiCs aktueller Tesla G3-Streaming-Plattform, mit Audiotechnologien der G2.2-Referenzprodukte. Die Tesla G3 Streamingplattform basiert auf einer Quad-Core-64-Bit-Architektur mit 2 GB DDR4-Systemspeicher mit ausreichend Rechenleistung und Speicherplatz für komplexe Verarbeitungsaufgaben.
Die Tesla G3 Streaming-Plattform nutzt AURALiCs innovative Technologien Direct Memory Access (DMA) und Direct Data Recording (DDR). Die DDR-Technologie speichert die eingehenden Signale des aktiven digitalen Eingangs kontinuierlich im Systemspeicher des Tesla G3, so dass der Benutzer die Musik der letzten Stunde von jedem beliebigen Zeitpunkt aus jederzeit wiedergeben kann. Die Daten werden dann direkt an die Low-Level-Audiohardware übertragen. Mit der DMA-Technologie für die Audio-Ein- und Ausgangskanäle können alle audiobezogenen Hard- und Softwarekomponenten direkt auf den Systemspeicher zugreifen. Durch das direkte Datenhandling sollen Latenz und Jitter reduziert werden.
Zwei 60fs Femto-Clocks, eine für die 44,1 kHz, eine für die 48 kHZ Frequenzfamilien, und die galvanische Trennung sensibler Funktionsbereiche sorgen für ein hohes Maß an Rauschunterdrückung. Beim ARIES S1 ist der USB-Ausgang zum DAC zudem galvanisch getrennt, um Störeinflüsse durch die Stromversorgung zu vermeiden.
ARIES S1 und VEGA S1 unterstützen nahtloses Streaming via kabelgebundenem Ethernet (LAN) über AURALiCs Lightning DS, AirPlay 2, TIDAL Connect, Spotify Connect und Internetradio. Gleichzeitig verfügen beide Geräte über digitale Eingangskanäle wie 2* TOSLINK, Coax und USB-B (Daten-Streaming), sowie USB-A (Dateien). An das USB-A kann außer Datenträgern auch ein handelsübliches USB-CD-Laufwerk angeschlossen werden. Die AURALiCs können die Silberlinge direkt abspielen, aber auch in ihren Speicher rippen und von dort abspielen. Die S1-Serie ist zudem Roon Ready.
AURALiC setzt zudem die Drittanbieter Software Dirac Live zur Verbesserung der Klangqualität durch Anpassung an die räumlichen Gegebenheiten ein. Dirac Live ermöglicht präzise Messungen mittels Testton und passt zur Optimierung das Signal mit speziellen Algorithmen an. Beide Geräte können mit dem externen Netzteil PSU S1 mit Strom versorgt werden.
AURALiC hat den ARIES S1 nicht als reinen Streaming-Transporter oder -Bridge konzipiert, sondern als Streaming-Prozessor. Onboard bietet der ARIES S1 eine Fülle von Features zur Optimierung des Audiosignals: Resampler, parametrischer Equalizer, Kompensation der Lautsprecheraufstellung und Loudness-Leveling. Die Verarbeitung von Signalen digitaler Eingänge wie TOSLINK, RCA und USB-B (Daten) sowie USB-A (Dateien) im Streamer ist bei den S1 neu im Hause AURALiC und lässt den ARIES so zum Dreh- und Angelpunkt digitaler Daten werden. Ausgegeben wird das verarbeitete digitale Signal über TOSLINK, RCA, AES/EBU oder USB.
Der Netzwerkspieler VEGA S1 besitzt wie oben beschrieben eine Streaming-Funktionalität, die mit dem ARIES S1 vergleichbar ist, seine Spezialdisziplin ist aber der Digital/Analog-Wandlung. In der von AURALiC selbst entwickelten Fusion-DAC Technologie vereint der amerikanische Hersteller die Vorteile von diskreten Ladder– und Delta/Sigma-Wandlern. AURALiC umgeht im industriellen Referenz-DAC-Chip Funktionen wie PLL, Digitalfilter und Oversampling und bringt hauseigene Routinen zu Einsatz, die den Chip auf die reine Digital/Analog-Wandlung spezialisieren.
Eine der wichtigsten Features des VEGA S1 ist der PureDAC-Modus, der alle Streaming- sowie Netzwerkfunktionen deaktiviert und so alle Ressourcen auf die digitale Signalverarbeitung und Wandlung fokussiert. Sie mach den VEGA S1 zum Wandler-Spezialisten. Neben der Direct-Data-Recording-Technologie verfeinern die Tone Mode-Einstellung den Klangcharakter des DAC, indem diese unter Anwendung eines Modells aus der Hörpsychologie harmonische Elemente in das Musiksignal einfügt.
Zudem verfügt der VEGA S1 über eine analoge Lautstärkeregelung und einen analogen Vorverstärker, die ihren Ursprung im hochwertigen VEGA G2.2 haben. Die Vorverstärkerfunktion arbeitet mit einer analogen ORFEO-Ausgangsstufe, die als Class-A-Ausgangsmodul ausgeführt ist und am symmetrischen Ausgang Lasten weit unter 600 Ohm mit nur minimaler Leistungsverschlechterung handhaben kann. Die abschaltbare passive Lautstärkeregelung arbeitet mit einem hochwertigen Widerstandsnetzwerk. Der Vorteil der Regelung in der analogen Domain ist, dass sowohl der Signalpegel als auch das Grundrauschen verringert wird, ohne in den Dynamikbereich des Signals einzugreifen. Durch die Verwendung von acht Spulenrelais erzeugt das System keinen Stromverbrauch und gibt somit im inaktiven Zustand kein signalstörendes EMI-Rauschen ab. Strom fließt also nur zum Zeitpunkt des Schaltvorgangs, der sich durch gut vernehmbares Klacken bemerkbar macht, ansonsten ist die Schaltung passiv.
Technische Daten VEGA S1
- Frequenzgang: 20 – 20KHz, +/- 0.1dB
- THD+N: < 0.00012% (XLR); < 0.00015% (RCA), 20Hz-20KHz at 0dBFS
- Dynamikumfang: 130dB (XLR), 20Hz-20KHz, A-weighted
- Dateiformate Streaming
Verlustfrei: AIFF, ALAC, APE, DIFF, DSF, FLAC, OGG, WAV and WV
Komprimiert: AAC, MP3 and WMA - Sampling Raten
PCM: 44.1KHz to 384KHz in 32Bit
DSD: DSD64 (2.8224MHz), DSD128 (5.6448MHz), DSD256 (11.2896MHz), DSD512(22.57892MHz) - Steuersoftware
AURALiC Lightning DS für iOS
AURALiC Lightning DS für Webbrowser (nur Geräteeinstellungen)
OpenHome kompatible Software: BubbleUPnP, Kazoo
Roon (separater Roon Core erforderlich) - Audio Eingänge
Digitale Eingänge: Coaxial, Toslink (2), USB Audio
Streaming-Quellen: Netzwerkverzeichnis, USB-Speicher, USB CD-Transport, UPnP/DLNA Medienserver, Amazon Music Unlimited, HighResAudio, KKBOX, Qobuz Sublime+, Netease Music, TIDAL/TIDAL Connect, AirPlay, Spotify Connect, TuneIn, Internet Radio, Roon Ready - Analoge Audio Ausgänge
Symmetrisch/balanced: XLR
Asymmetrisch/unbalanced: RCA - Netzwerk: Gigabit Ethernet (LAN)
- Stromverbrauch
Standby: <5W
Sleep: <15W
Playback: maximal 30W - Maße: 20,7 cm * 29 cm * 8.5 cm (B*T*H)
- Gewicht: 4.0kg
- Finish: Eloxiertes Aluminium Mattschwarz
Technische Daten ARIES S1
- Dateiformate Streaming
Verlustfrei: AIFF, ALAC, APE, DIFF, DSF, FLAC, OGG, WAV and WV
Komprimiert: AAC, MP3, MQA* and WMA - Sampling Raten
PCM: 44.1KHz to 384KHz in 32Bit
DSD: DSD64 (2.8224MHz), DSD128 (5.6448MHz), DSD256 (11.2896MHz), DSD512 (22.57892MHz) - Steuerungssoftware
AURALiC Lightning DS für iOS
AURALiC Lightning DS für Webbrowser (nur Geräteeinstellungen)
OpenHome compatible Steuerungssoftware: BubbleUPnP, Kazoo
Roon (separater Roon Core erforderlich) - Audio Eingänge
Digitale Eingänge: Coaxial, Toslink (2), USB Audio
Streaming-Quellen: Netzwerkverzeichnis, USB-Speicher, USB CD-Transport, UPnP/DLNA Medienserver, Amazon Music Unlimited, HighResAudio, KKBOX, Qobuz Sublime+, Netease Music, TIDAL/TIDAL Connect, AirPlay, Spotify Connect, TuneIn, Internet Radio, Roon Ready - Digitale Audio Ausgänge
AES/EBU, Coaxial, Toslink
USB: USB Host für kompatible DACs - Netzwerk: Gigabit Ethernet (LAN
- Stromaufnahme
Standby: <3W
Sleep: <10W
Betrieb: maximal 25W - Maße: 20,7 cm * 29 cm * 8.5 cm (B*T*H)
- Gewicht: 4.0kg
- Finish: Eloxiertes Aluminium Mattschwarz
Technische Daten PSU S1
- Strom-Ausgang: proprietär belegte HDMI-Buchse
- Maße: 20,7 cm * 29 cm * 8.5 cm (B*T*H)
- Gewicht: 4.0kg
- Finish: Eloxiertes Aluminium Mattschwarz
Klang
Die Möglichkeiten, welche die Digitalkomponenten bieten, lassen viele Vergleiche zu. Wie klingt der VEGA S1 als Netzwerk-Spieler, wie klingt er als DAC allein, was passiert, wenn ich ihn jeweils mit und ohne Netzteil höre? Und dann kommt noch als Streaming-Spezialist noch der ARIES S1 ins Spiel. Auch ihn könnte ich mit dem Netzteil PSU S1 kombinieren oder auch nicht. Lasse ich ihn dann nur am VEGA S1 spielen oder doch an meinem eigenen DAC? Teste ich die Geräte einzeln, oder nur als Komplettsystem? Ganz zu schweigen von den Einstellungen, die man am Gerät vornehmen kann. Das ist die mehrfach erwähnte Spielwiese. Fragen über Fragen. Einfachste Variante wäre, das Trio als Komplettsystem zu testen, die aber eigentlich zu wenig aus den Betrachtungsmöglichkeiten herausholt… Es ist also Zeit, Prämissen festzulegen.
Ich bin ein großer Freund einer guten Stromversorgung und so entscheide ich mich, die eine PSU S1, die ich habe, mit dem VEGA S1 zu kombinieren und so zu testen. Erfahrungsgemäß ist die Wirkung des Netzteils, wenn man sich entscheiden muss, am Digital/Analog-Wandler, der eine analoge Stufe im Gerät besitzt, größer, als an einer reinen Digitalkomponente. Ein kurzer Check bestätigt die Wirkung der PSU S1 am VEGA S1. Der Effekt des Netzteils ist eindeutig und ermöglicht dem VEGA S1, mehr aus dem eingehenden Signal herauszuarbeiten und es in sich schlüssiger zu machen, was dem Gesamtbild klanglich zu Gute kommt. Eine Beobachtung, die man übrigens häufig beim Einsatz besserer Netzteile machen kann. Die Notwendigkeit mag jeder mit dem Blick auf den Geldbeutel für sich betrachten und entscheiden, nachrüsten geht ja immer. Ist sie einmal gegeben, möchte man sie nicht missen. Ganz konsequent zeigte AURALiC dies auf der High End in München, wo sie VEGA und ARIES jeweils mit einer PSU als großes Besteck vorstellten.
Als Ausbaustufe in meinem Hörzimmer bringe ich später den Streaming Processor ARIES S1 als Abspielspezialist ins Spiel. Der VEGA S1 mit PSU S1 wird dann im PureDAC Modus zum reinen Digital/Analog-Wandler. Meinen Eindruck zu den einzelnen Geräten komplettieren dann Querchecks mit D/A-Wandlern und Streaming-Transports aus der Anlage im Hörraum ab. Als Musikserver fungiert dabei übrigens immer der MELCO N100 Musikserver, der ebenfalls von Drei H vertrieben wird. Los geht’s also.
Ich starte mit dem VEGA S1 (Ich erwähne die PSU S1 jetzt nicht immer extra) und Linnea Olssen. „Dinosaur“ von ihrem Album Ah! hörten Thomas Heckel und ich schon zusammen, als wir den VEGA S1 in Betrieb nahmen und ausprobierten. Das spannende am Album von Linnea Olssen ist, dass es schnell ins Harsche kippen kann. Ein kleines Wagnis also, gleich so etwas aufzulegen. Der AURALiC VEGA S1 meistert das mit Bravour.
„Dinosaur“ beginnt mit einem Cello, das keinen Hauch von Nervosität vermittelt. Natürlich haben die gestrichenen Saiten eine gewisse Schärfe, aber so muss es auch sein. Das Ganze kommt mit schöner räumlicher Abbildung rüber. Die Instrumentierung plus Gesang der Schwedin ist zwar übersichtlich, aber füllt den Raum vor mir absolut bruchlos und ist dabei gut sortiert. Herrlich crisp auch scharf gezupfte Saiten. Das funktioniert schon einmal wunderbar. Schön zeichnet der VEGA S1 auch die sehr direkt aufgenommene Stimme zu Beginn des Songs „Giddy up!“ nach, das narrative Elemente und bildhafte Sounds miteinander verwebt.
Zum Beginn meines Musik-Rippings legte ich mir Jahresverzeichnisse an, weil ich wissen wollte, wann ich was kaufte. Linnea Olsson liegt unter 2013 ab, ebenso wie Ane Brun, die ich zuerst auf Youtube entdeckte. Das Video zu „Do you remember“ fand ich klasse, später auch den Song allein auf der HiFi-Anlage. Der Titel vom Album It all starts with one zieht mit den großen Drums die Bühne mit den ersten Schlägen rechts und links ganz weit auf. Die Drums klingen herrlich rund und satt, ich kann das Ausschwingen, in den Momenten, wenn es die Aufnahme zulässt, gut nachverfolgen. Präsent platziert sich die Stimme Ane Bruns in der Mitte nach vorn, ohne mich allerdings ungeniert anzusingen. Schön der weit entfernt scheinende Frauenchor im Refrain, der im Hintergrund den Songtitel unaufhörlich rezitiert. Gemeinsam mit den feineren Instrumenten entsteht eine schöne Melange, aus der die scharfe Stimme Ane Bruns heraussticht. Klasse. Mein zusätzlicher Anspieltipp ist das dramatische „One“ das all das nochmals aufgreift und neu aufmischt.
Aufrütteln lasse ich mich von Anna Aaron mit dem Album Dogs in spirit. Die Aufnahme ist wohl nicht so gut wie die von Ane Bruns zuvor, aber hier zeigt sich, dass der AURALiC VEGA S1 auch damit umzugehen weiß. Er lässt zur Freude an der Musik keine unnötige Schärfe oder Härte aufkommen. Ich mag „Queen of Sound“ wirklich gern und es macht mir richtig Spaß, dem Song zu lauschen, wenn er durch mein Hörzimmer fegt. Das Piano zementiert die Melodie, dazu gesellt sich eine launige Basslinie. Sauber eingereiht in das Bandgeschehen ist der Gesang der Schweizerin. Der VEGA S1 gibt dem Ganzen eine schöne Lässigkeit, die der Musik guttut und ich bin launig beschwingt wie schon vor 11 Jahren. Das schnelle „King of the dogs“, man meint die Band müsste noch einen Zug erreichen, reißt mich dann nochmal voll mit. Aber eben lässig, nicht hektisch. Das macht mich schon sehr an.
Im Verzeichnis „gekauft in 2013“ stolpere ich auch über Florence & The Machine. Als Knaller erweist sich „Dog days are over“. Hier ziehen die feinen Klänge einer Harfe/Zitter rechts und links den Raum auf und stecken ihn damit ab. Der feine Sound ist trügerisch, hebt mich in eine Sphäre, webt mich ein. Bis Florence Leontine Mary Welch und Isabella „The Machine“ Summers mich hinterrücks und ohne Vorwarnung mit heftigen Drum-Attacken ins Hier und Jetzt zurückholen. Die Hundstage sind vorbei. Party! Auch hier geben sich brachiale Soundgewalt, feinste Töne und charismatischer Gesang die Hand, was der VEGA S1 sauber jongliert. Da ich davon nicht genug bekommen kann, höre ich noch in den „Drumming Song“ rein. Der Bass springt mich förmlich an, bleibt dabei aber sehr sauber. Der Song geht steil, aber ohne ins Schrille zu kippen oder zu versumpfen. Prima.
Einer geht noch, wo die Stimmung bei mir steigt, von Santigolds Album Master of my make believe. In Sachen Sound ist spätestens jetzt Schluss mit lustig. Mein Favorit des Albums ist „This isn’t your parade“. Ich merke, dass die Kombi, die ich grad höre, mich dazu verleitet, durch meine Musikbibliothek zu schweifen. Mit Santigold kann man sicherlich mit einer PA in einem Club übelst abfeiern, aber die hervorragend gemachte Elektro-Mucke verdient auch in der gediegenen HiFi-Kemenate mehr als nur eine Duldung. Der AURALiC VEGA S1 zaubert herrliche Synthie-Beats und nutzt dabei alle guten Eigenschaften, die er schon zuvor offenbarte. Nur dieses Mal mit anderer, brachialer Kost. „Freak like me“ haut mir die Bässe um die Ohren, dass es nur so kracht, trotzdem bleibt der extravagante Gesang parallel erhalten. Das bekannte „Fame“ bestätigt das alles nochmal eindrucksvoll.
Nun kommt der ARIES S1 ins Spiel. Da in der Lightning DS App beide Geräte parallel gelistet sind, aktiviere ich beim VEGA S1 als Quelle den Digitaleingang – die Lautstärkeregelung ist dabei trotzdem noch leicht erreichbar, das gefällt mir sehr gut – und ziehe mein Streaming in der App auf den ARIES S1 um. So einfach ist das. Und was macht das dann mit der Musik? Es klingt nach Klischee, aber es ist so einfach: Gutes wird noch besser. Nicht hier und da, sondern insgesamt. In der Digitaltechnik passieren vielleicht keine Wunder, aber der Schritt ist so merklich, dass er Begehrlichkeiten weckt.
Die Grundtugenden des VEGA S1, die ich zuvor beschrieben habe, kommen im Trio weiterhin gut durch. Die Handschrift von AURALiC bleibt, wenn man so will, deutlich erhalten. Die Tatsache, dass der Sound nochmal einen Schritt nach vorne macht, zeigt mir, wie gut der Digital/Analog-Wandler des VEGA S1 im PureDAC Modus arbeitet und untermauert damit den Sinn, die PSU S1 in diesem Fall beim Digital/Analog-Wandler einzusetzen. Wäre der D/A-Wandler nicht in Topform, hilft der beste Zuspieler wenig. Der D/A-Wandler schafft es, die Daten des Streaming-Spezialisten ARIES S1, der die Musik in seiner komplett eigenen Umgebung und damit im wahrsten Sinne des Wortes ungestört aufbereiten kann, liebevoll weiter zu verarbeiten und in die analoge Domain zu transferieren. Um meine Eindrücke abzurunden bringe ich daher auch immer wieder mal den MERASON DAC-1 mk2 ins Spiel oder den NuPrime Stream9 ins Spiel.
Ich gehe meine Titelauswahl mit dem Trio noch einmal durch. Mit dem ARIES S1 am Ruder bekommt das Cello von Linnea Olsson einen noch feineren Strich des Bogens, das Zupfen der Saiten wird etwas plastischer und auch meine ich, das den Anteil Holzkorpus etwas greifbarer wahrzunehmen. Das Instrument bekommt dadurch einerseits mehr Schmelz, aber auch das gewollt weinerlich, schwermütige wird stärker betont. Ein ähnlicher Effekt stellt sich auch bei Ane Brun ein.
Der Streaming-Transport verleiht den natürlichen Instrumenten bei „Do you remember“ einen noch realistischeren Anstrich. Bei den großen Drums zeigt sich das beim Anschlagen und dann beim Ausschwingen. Auch der Background-Chor lugt noch plastischer hervor. Hier erfährt der Hörer noch einen Tick mehr, was in der Musik passiert.
Bei Anna Aarons „Queen of Sound“ ist es der Piano-Sound der davon profitiert, die Drums kommen zudem herrlich knackig. Der ARIES S1 würzt den lässigen Sound des VEGA S1 Abspielers nochmal ordentlich nach, gleichzeitig wirkt die Bühne offener. Das hätte ich in dieser Deutlichkeit nicht gedacht. Gut nachgewürzt schmeckt auch Florence and the Machines „Dog days are over“. Der ganze Trubel auf der musikalischen Bühne wird nochmals plastischer, Florence‘ Gesang wird nochmals entrückter, der Bass präziser. Die Band rockt das Hörzimmer. All das wirkt sich auch auf den Elektro-Sound von Santigold aus, der frisch aus dem Mischpult zu sprudeln scheint. Offen, akzentuiert, dynamisch. Nun, wo ich einmal das Trio aktiviert habe, fällt es mir schwer, davon abzulassen.
Fazit AURALiC VEGA S1 mit PSU S1
AURALiC bereitet mit der S1-Serie tatsächlich eine Spielwiese, auf der sich der Musikfreund nach Lust und Laune austoben und weiterentwickeln kann. Einen Ankerpunkt markiert der Netzwerkspieler VEGA S1 um 2.000 Euro, der einen Streamer und DAC mit hoher Funktionalität und Bedienkomfort in sich vereint. Der sympathische Sound ist ausgesprochen musikalisch und gleichzeitig detailreich. Die sorgsam aufgebaute analoge Vorstufe mit Lautstärkeregelung lässt ihn zur digitalen Drehscheibe einer schlank aufgebauten Anlage werden. Das externe Netzteil PSU S1 um 1.000 Euro ist für mich die nächste logische Ausbaustufe, die es der Elektronik mit besserer Stromversorgung ermöglicht, noch mehr aus dem Musiksignal herauszuarbeiten. Die Kombination des VEGA S1 mit PSU S1 ist daher ein echter Kauf-Tipp, mit der der Hörer eine ganze Menge lässigen, ausgewogenen und in sich schlüssigen Klang bekommt. Freude an der Musik garantiert.
Fazit AURALiC ARIES S1
Der Streaming Processor AURALiC ARIES S1 um 2.000 Euro haut klanglich in die gleiche Kerbe wie der VEGA S1 und wird seiner Spezialisten-Rolle absolut gerecht. Dabei ist es egal, ob man ihn an seinem Bruder VEGA S1 betreibt oder an Digital/Analog-Wandlern anderer Hersteller, der klangliche Einfluss des ARIES S1 lässt sich im Quercheck eindeutig nachvollziehen. Der AURALiC ARIES S1 geht mit viel Feingefühl für die Musik zu Werke und stellt feinstes Ausgangsmaterial für die HiFi-Kette zur Verfügung. Zudem ist er hard- wie softwareseitig hervorragend ausgestattet. In der digitalen Domain machen ihn neben der Streamingkompetenz seine Eingänge und die Lautstärkeregelung zur Schaltzentrale.
Tipp für Perfektionisten: das Kombi-Paket
Wer das Letzte aus den AURALiC Komponenten herausholen will, der setzt den VEGA S1, der sich dann auf die Digital/Analog-Wandlung spezialisiert, gemeinsam mit dem Streaming-Transport ARIES S1 ein. Eine Symbiose, die an zwei Stellen wirkt: im Abspieler und im Wandler. Der klangliche Charakter des VEGA S1 bleibt im Test-Trio erhalten, wirkt in der Kombination aber nochmals offener und natürlicher. Hört man diese Konstellation als erstes, besteht die große Gefahr, keine Kompromisse mehr eingehen zu wollen. Dann muss der Sparstrumpf zwar auf einen Schlag stolze 5.000 Euro verkraften, dem Musikfreund wird es dafür mit entspanntem Hörvergnügen gedankt. Über den Einstieg mit dem VEGA S1 besteht in der S1-Serie jedoch die Möglichkeit, sich Schritt für Schritt nach eigenem Ermessen und Solvenz an die volle Ausbaustufe mit VEGA, ARIES bis hin zu zwei PSU heranzutasten.
Im Test
Netzwerkspieler mit ausgeprägter Streaming und D/A-Wandler-Kompetenz
AURALiC VEGA S1
Preis: 1.999 Euro
Streaming Processor mit Digitaleingängen
AURALiC ARIES S1
Preis: 1.999 Euro
Externes Netzteil
AURALiC PSU S1
Preis: 999 Euro
Vertrieb
DREI H Vertriebs GMBH
Kedenburgstr. 44 / Haus D
22041 Hamburg
Tel.: +49 40 375 075 15
Mail: info@3-h.de
Web: www.3-h.de
Mitspieler im Test
Digitale Quellen – LUMIN U1 mini, NuPrime Stream 9, NuPrime CDT-9 mit LPS-212, Merason DAC1 Mk II, Musikserver Innuos ZENith Mk3, MELCO N100
Plattenspieler / Phonovorstufe – Rega P8 mit Excalibur Platinum, Vertere Techno Mat, SPL Phonos
Verstärker – SPL Phonitor x mit DAC768 Kopfhörerverstärker/DAC, SPL Director Mk2.2 Vorverstärker/DAC, Makroaudio LittleBIG Power Mono-Endstufe, SPL Performer s1200 und S900 Stereo-Endstufen
Lautsprecher – Dutch&Dutch 8c, Diapason Adamantes V, Elipson Planet L Gold Edition, Velodyne DD-12+
Kopfhörer – ULTRASONE Edition 15
Signalkabel – WSS Platin-Line KS-20 XLR, WSS Premium-Line KS-200 XLR, Boaacoustic Evolution BLACK.rca, Sommer Cable Epilogue XLR, FastAudio Black Science mk III XLR
Lautsprecherkabel – in-akustik LS-1205 AIR, in-akustik LS-404 micro AIR, Boaacoustic Mercury
Digitalkabel – Boaacoustic USB-Kabel Silver Digital Xeno, Supra Cables USB 2.0 Excalibur, Supra Cables DAC-XLR AES/EBU, Supra Cables Excalibur DAC-XLR AES/EBU
Netzwerkkabel – Wireworld Starlight 8, Boaacoustic SIGNAL.lanCat.6A, , Supra Cables CAT8+
Netzkabel – Netzkabel Supra Cables LoRad 2.5, bfly bPower
Zubehör – Netzleiste Supra Cables LoRad MD07 DC 16 EU SP MKIII, SBooster BOTW P&P Netzteil, NuPrime AC-4 Power Conditioner, NuPrime Omnia SW-8 HiFi Netzwerk-Switch, Innuos PHOENIX USB-Reclocker, MUTEC MC3+ USB
Fotos: F. Visarius