Mit dem Test des Unison Research Unico 150, einem High End Hybrid-Vollverstärker für knappe 6.000 Euro, stellt Michael Wiesler vom TAD Audiovertrieb mich vor eine recht schwere Aufgabe. Diese Schwere bezieht sich allerdings nicht auf den Typ von Gerät, über das zu schreiben hier meine Aufgabe ist. Aufgegeben hätte ich allerdings fast beim Hochtragen des Boliden in die dritte Etage, respektable 25 kg wiegt der Verstärker, und steckt auch noch in einem recht großen Karton. Gut, dass ich so lange Arme habe… Doch nun genug des Geplänkels, auf geht’s!

Unison Research Unico 150 – Technik
Also groß und schwer ist der Unison Research Unico 150, das weiß nun jeder. Doch wo der Ein- und Ausschalter des Hybrid-Vollverstärker sitzt, das verbirgt sich dem Auge des Betrachters, auf der Front ist er nicht zu sehen, und auf der Rückseite auch nicht. Ganz „unsichtbar“ und damit tricky haben die Entwickler diesen auf der rechten Seite des Amps angebracht. So stört er nicht die Regelmäßigkeit in der Optik der stabilen Frontplatte, und ist dennoch gut erreichbar. Hat man den Vollverstärker dann angeworfen, dauert es rund 49 Sekunden, bis er betriebsbereit ist. Dies teilt der Amp dem Hörer mit, indem die beiden LEDs ihren Status von blinkend auf Dauerlicht wechseln.

Gut greifbar sind die beiden großen Regler auf der Front. Linkerhand der Wahlschalter für die Quellen, der sauber läuft, und jede Änderung der sechs möglichen Quellen mit einem leckeren Relaisklicken quittiert. Die Relais sitzen kurz hinter den Eingängen des Unico 150, kurze Wege sind also angesagt. Eingänge, die nicht verwendet werden, werden mit einem Widerstand kurzgeschlossen, das soll klanglich schädigende kapazitive Kopplungen vermeiden. Zudem werden auch die Masseleitungen bei der Wahl der Quellen mit umgeschaltet. Um erdungsfreie und tatsächlich symmetrische Eingänge zu erhalten, gelangen die Signale der XLR-Eingänge über einen Eingangsübertrager in den Vollverstärker, dies soll auch eine Störunterdrückung sicherstellen.
Ebenso rund und sauber wie der Eingangssteller lässt sich der Lautstärkeregler – ein ALPS Vierfachpotentiometer – drehen, der für meinen Geschmack allerdings im unteren Lautstärkebereich etwas zu schnell aufmacht, da ist man doch recht schnell auf und über Zimmerlautstärke, wenn Lautsprecher mit hohem Wirkungsgrad angeschlossen sind. Dennoch: Auch im unteren Lautstärkebereich sind lautstärkemäßig pegelmäßig keine Kanalunterschiede zu hören, was wohl an den Bahnen des Potis liegen dürfte, die paarweise parallel geschaltet sind. Gefühlvoller geht die Regelung übrigens über die edel gemachte Fernbedienung, die dem Unison Research Unico 150 beiliegt.
Noch ein kurzer Blick auf die Rückseite des Verstärkers: Die Lautsprecheranschlüsse sind doppelt ausgeführt, ein Bi-Wiring-Betrieb der angeschlossenen Lautsprecher ist also möglich. Zum Thema Lautsprecher: Es gibt auch einen Stereo-Subwoofer-Ausgang. Sollte einer unserer Leser noch eine Bandmaschine oder einen Cassettenrecorder besitzen, der Unico 150 bringt auch einen Tape-Record-Ausgang mit. Doch auch für die Moderne ist er gerüstet, per Bypass lässt er sich in eine Surround-Anlage einschleifen. Dann gibt es noch drei Cinch-Eingänge und für die ganz professionellen unter uns auch noch zwei XLR-Inputs.
Ein paar Absätze weiter oben steht zu Lesen, dass der Hörer sich einen Moment gedulden muss, bis er dem Unison Research Unico 150 die ersten Klänge entlocken kann. Nun denn, dies liegt daran, dass dieser Vollverstärker ein Hybrid ist, und dessen Röhren wollen nun mal auf Betriebstemperatur – bei der ersten Inbetriebnahme sollte man ihm dies aus klanglichen Gründen gerne ein paar Tage am Stück gönnen – gebracht werden. Ein reiner Transistorverstärker wäre diesbezüglich einfacher in der Handhabung, doch die Italiener schwören auf die warme und feinzeichnende Art der Trioden, und für ausreichend Power wiederum sorgen dann die Transistoren. Betrieben werden die ECC83 in der Eingangsstufe übrigens im reinen Class-A-Modus im Gegentakt, und die 6N30 in der Ausgangsstufe ebenso, und dies bei einer inneren Gegenkopplung von 16 dB.
Vor- und Nachteile haben sie alle, ob Röhre oder Transistor. Die Entwickler von Unison Research wollen diesen ein Schnippchen schlagen, und kombinieren daher die beiden Techniken in der Hoffnung, so dass die Nachteile sich dann mit den Vorteilen wechselseitig aufwiegen. Von der Röhrentechnik sind die Italiener überzeugt, da diese ihrer Meinung nach ein wunderbar harmonisches Klangbild erzeugen. Dies machen diese durch das Hinzufügen von geradzahligen harmonischen Verzerrungen, die das menschliche Ohr als angenehm empfindet. Und so ergänzen sich die beiden Verstärkungstechniken – Verstärker mit Halbleitern sind auf möglichst geringe Verzerrungen gezüchtet – wenn sie gut gemacht sind, bestens.
Konstruiert ist der Hybrid-Verstärker Unico 150 als Doppel-Mono-Verstärker ohne Rückkopplung im A/B-Design, er liefert ordentliche 220 Watt an 4 Ohm je Kanal. Ganz konsequent aufgebaut finden sich in seinem Inneren natürlich auch zwei kräftige Ringkerntrafos. Die Endtransistoren – Mosfets kommen zum Einsatz – können laut Unison Research eine Gesamtleistung von 1.200 Watt bereitstellen, und liefern so Ströme bis zu 50 Ampere. Bei den Bauteilen im Signalweg setzt Unison Research Polypropylen-Kondensatoren mit niedrigen Verlusten ein, und verwendet dafür vier Exemplare von Mundorf mit minimaler Restinduktivität je Stereo-Kanal. Eingebaut sind sie parallel zu den großen Kollegen von Itelcon und gleichen so die Induktivität der Zuleitungen aus.
Unison Research Unico 150 – Technische Daten
- Ausgangsleistung:
- 150+150 W RMS an 8 Ohm
- 220+220 W RMS an 4 Ohm
- Frequenzgang:
- -1dB von 12Hz bis 45kHz
- -3 dB von 6Hz bis 80 kHz
- Eingangswiderstand: 24kOhm / 100pF
- Eingangsempfindlichkeit: 860mV RMS
- Erste Stufe: rein Class A, Totem Pole Schaltung mit ECC83 und rein Class A, Parallel Totem Pole Schaltung mit ECC81, diese Stufe kann die Endstufe direkt ansteuern.
- Treiberstufe: rein Class A, Totem Pole Schaltung mit 6H30
- Ausgangsteil: Class AB Komplementär-Gegentakt Hexfet (4 Paar je Kanal, thermisch stabilisiert)
- Ausgangswiderstand: <0.4 Ohm, rein ohmisch Über-Alles Gegenkopplung 0 dB
- Klirrfaktor: < 0,15% bei 1kHz, 1 W < 0,25% bei 1kHz, 10 W < 0,35% bei 1kHz, 100 W
- Eingänge: 6 Hochpegel (3 unsymmetrisch Cinch, 2 symmetrisch XLR, 1 “bypass” unsymmetrisch Cinch)
- Ausgänge: 1 Tape, 1 Sub (lautstärkegeregelt)
- LS-Ausgänge: 1 Paar + 1 Paar Bi-Wiring
- Leistungsaufnahme: 550 W bei max. Ausgangsleistung an 8 Ohm
- Maße: 435 x 440 x 180 mm (BxTxH)
- Gewicht: 25 kg
- Quelle technische Daten: Homepage Vertrieb
Unison Research Unico 150 – Klang
Ein dezentes Spiel am Becken, dazu ein ebenso ruhiges Gitarrenspiel, so beginnt „Just Breathe“ vom Album Another Time, Another Place. Dazu eine mit Dämpfer gespielte und angenehm langgezogene Posaune. Jennifer Warnes steigt mit ihrer weichen und gereiften Stimme ein, okay, einsteigen ist vielleicht etwas übertrieben ausgedrückt. Doch ungemein homogen abgestimmt ist dieses Lied, und die zärtlichen Klänge umfließen meine Ohren. Zum Greifen nah steht die geniale Sängerin vor mir. Hin und wieder ertönt im Hintergrund eine dezent angeschlagene Triangel, luftig und flirrend ist diese, und geht auch bei den Streichern nicht unter. Kein Wunder, ergänzen diese das Geschehen kongenial und unterstreichen den filigranen Gesang von Jennifer Warnes auf eine feine Art und Weise.
Ein weiteres eher ruhiges Lied ist „Take Another Five“ aus dem Album Humming Bird von Helge Lien & Knut Hem. Wie raffiniert letzterer seine groß ertönende Weissenborn-Gitarre zupft und die Saiten gelegentlich fast springen lässt, das erzeugt Respekt bei mir, und der Unison Research Unico 150 bringt mir die tief und langschwingenden Laute gut zu Gehör. Wunderbar durchsichtig ist das begleitende Tastenspiel von Helge Lien, der seinen Partner auf seinem Klavier begleitet. Hoch und runter geht es auf der Klaviatur, und ansatzlos folgt der Vollverstärker dem Piano, und gibt den Tastenläufen eine gewisse Spur an Charme dazu, die ich von reinen Transistor-Amps so selten höre. Sehr gut lassen sich die Tempowechsel nachvollziehen. Große Klasse übrigens, wie der Hybrid-Verstärker den Raum zwischen meinen beiden Standlautsprechern auffüllt, ohne dass die Spur irgendeiner Lücke entsteht.
Genrewechsel: Klassik. Die sollte einem Hybrid-Verstärker wie dem Unison Research Unico 150 wohl liegen? Ja, das macht sie. Jedoch nicht ganz so weichgespült, wie man aufgrund der Röhrenabteilung vermuten könnte. Lediglich eine dezente Seidigkeit gibt der Amp Freddie De Tommaso mit auf den Weg. „Torna a Surriento (Arr. Chiaramello)“ präsentiert er mir daheim, und ich muss sagen, so ein Tenor hat schon eine interessante Stimmlage, die man sich gerne auch mal länger anhören kann. Begleitet wird er vom London Philharmonic Orchestra unter der Leitung von Renato Balsadonna. Wie es mir scheint, hat er seinen Laden gut im Griff, da sitzt jeder Ton. Die Bögen flitzen über die Saiten der Geigen, die gelegentlich auch mal etwas schärfer aufblitzen, und dann wieder weicher erklingen, so wie man es halt aus Konzerten kennt.
Geschmeidiger als zuvor ertönen die Streicher bei der Filmmusik „Lilies Of The Valley“ von Jun Miyake, der dieses Stück einstmals für Pina Bausch schrieb. Uff, da bin ich jetzt beruhigt, dass die zuvor angesprochene Schärfe wohl doch an der Aufnahme liegt, und nicht am Unison Research Unico 150, er ist ein ehrlicher Zeitgenosse und verschönt halt nicht, okay, einen kleinen Schuss Röhrencharme legt er schon drauf. Einen flotten wie auch fließenden Rhythmus überreicht der Amp an meine Standlautsprecher, aus diesen flirrt es leicht und locker. Und obwohl alles miteinander vermischt gespielt erscheint, verschmiert nichts, der Hybrid-Verstärker nimmt die Nummer mit links und verteilt die Szenerie spielerisch vor mir.
Wer unter unseren nicht mehr ganz so taufrischen Lesern erinnert sich nicht an „Johnny and Mary“ von Robert Palmer? Auch nicht mehr der Jüngste ist Brian Ferry, zusammen mit Todd Terje hat er den Klassiker auf Vordermann gebracht. Ist ja leider nicht die Regel bei einem Remix, doch dieser toppt für mich das Original. Sphärische Klänge ertönen und werden von einem kräftigen Bassgegrummel unterlegt. Im Hintergrund spielt gelegentlich eine weit aufgezogene elektronische Orgel, zusammen mit dem rhythmischen Fingerschnippen und der angerauten Stimme von Brian Ferry bekommt das einen leicht psychedelischen Charakter und versetzt mich in tranceähnliche Zustände.
Das gerade Gehörte reizt mich, dem Hybrid-Verstärker leistungsmäßig doch noch mehr auf den Zahn zu fühlen. Stoisches Pianospiel, eine Rassel, und dann diese geniale Bluesstimme. „Lose Control“ schreit sich Teddy Swims herzergreifend aus der Seele. Untermalt wird die Szenerie der R&B-Pop-Ballade gelegentlich von jammernden Gitarrenslides. Diese Trauer haut der Song mit gewaltigen Bassschlägen geradezu aus heraus. So als stampfe der Interpret immer wütend mit den Füßen auf. Da kann ich einfach nicht anders und muss den Regler immer weiter aufdrehen. Mit einer leicht warm versehenen Note erscheinen mir die kräftigen Basstöne. Dennoch, der Hybrid-Verstärker weicht die tiefen Töne nicht auf, das ist definitiv der komplette Gegensatz von „Lose Control“ und Teddy swimt nicht die Spur. Den Unison Research Unico 150 juckt das Treiben nicht die Bohne, er macht ganz einfach das, was er soll: Gas geben und mir große Freude bereiten.
Unison Research Unico 150 – Fazit
Steht der Hybrid-Vollverstärker Unison Research Unico 150 erstmal auf einem stabilen Rack daheim, ist der schwierigste Teil der Aufgabe auch schon gelöst, einfach und unkompliziert im täglichen Handling ist der High End Bolide dann. Brimborium wie integrierte D/A-Wandler sind nicht sein Ding, das können gerne andere erledigen. Er kümmert sich lieber um die wichtigen Dinge im Leben des musikaffinen Menschen, den guten Ton. Der Unico 150 verwöhnt und umschmeichelt die Ohren mit leckeren, geschmeidigen Klängen und zeigt auf, was in einer Aufnahme so steckt. Dabei ist er nicht der gnadenlose Sezierer, dieser Vollverstärker ist mehr wie der Connoisseur eines guten Rotweins. Er leuchtet die Aufnahmen offen und großzügig aus und bringt sie so auf eine realistische Abbildung. Eine angenehme Spur an Wärme gibt der Amp Stimmen wie Instrumenten mit auf den Weg, so lässt sich die Musik über Stunden genießen. Dies macht der Unison Research Unico 150 ebenso bei großen Lautstärken, und auch sehr anspruchsvolle Lautsprecher führt er dabei mit fester Hand durchs Geschehen.
Im Test
High End Audio Hybrid-Verstärker
Unison Research Unico 150
Preis: 5.890 €
Größe: 43,5*44,0*18,0 cm (b*t*h)
Gewicht: 25,0 kg
Gehäuse: Schwarz
Front: Aluminium Silber oder Schwarz
Kontakt
TAD-Audiovertrieb GmbH
Hallwanger Straße 14
83209 Prien am Chiemsee
Tel.: +49 8052 – 9 57 32 73
Mail: hifi@tad-audiovertrieb.de
Web: www.tad-audiovertrieb.de
Mitspieler im Test
Quellen digital – Netzwerkspieler Atoll ST 300 Signature, CD-Spieler Cambridge Audio 851C, Musikserver Innuos ZEN MK.III, CD-Player Unison Unico CD Due
Quellen analog – Plattenspieler Rega Planar 6 mit MC-Tonabnehmer TAD Excalibur Black, Sonoro Platinum mit Ortofon 2M Red, Phono MM- & MC Verstärker Trigon Vanguard III, Plattenspieler Unitra GSH-630 „Fryderyk“
Verstärker – Vollverstärker Rega Aethos
Lautsprecher – Standlautsprecher LUA Con Espressione, Subwoofer REL R 505, Standlautsprecher Indiana Line Diva 5, Standlautsprecher quadral SIGNUM 70
Kopfhörer – Offener Kopfhörer Focal Clear, Kopfhörerverstärker Divaldi AMP-02 mit Phono MM- & MC Stufe
Zubehör – Lautsprecherkabel: Supra XL Annorum, in-akustik LS-804 AIR DIY, in-akustik Referenz LS-204 XL Micro AIR. Kleinsignal-Kabel: Cinchkabel in-akustik NF-1204 Air, XLR- und Cinchkabel Fadel Art Pro Link. Stromkabel Supra LoRad 2.5, Netzleiste PS Audio Dectet, Powergrip YG-1 Netzfilter, HiFi-Switch NuPrime Omnia SW-8, LAN-Kabel Supra Cat8 & Wireworld Starlight
Ebenfalls im Test bei uns HiFi-IFAs der Unison Unico Due
Test: High-End Vollverstärker Unison Unico Due mit D/A-Wandler – moderner Fünfkampf