Vor mit steht der neue Stereo-Vollverstärker Rega Elex MK4, für mich schaut er aus wie eine Reinkarnation des altbekannten Rega Elex R. Doch ganz so einfach haben es die Briten sich nicht gemacht, eine kleine Revolution hat stattgefunden: Der neue Amp besitzt neben dem obligatorischen Phono-MM-Eingang nun auch einen integrierten DAC! Die Erde dreht sich also auch auf der anderen Seite des Kanals weiter.
Rega Elex MK4 – Technik
Mein erster optischer Eindruck vom Rega Elex MK4: Oh, die Engländer haben ihren Aethos geschrumpft. Mein zweiter: Gegenüber dem Vorgänger Elex R ist die neue Ausführung dieses Verstärkers ein wenig eleganter geworden, und traumhaft stabil ist er, eine tolle Anfassqualität besitzt der neue Amp. Zudem fügt er sich wunderbar in die aktuellen Produktlinien von Rega ein. Und obendrein in meinen persönlichen Geschmack, ich mag halt so ein reduziertes Design.
Reduziert ist auch das Bedienkonzept des Elex MK4, auf seiner schwarzen und leicht spiegelnden Front müssen zwei Drucktaster sowie ein Lautstärkeregler für die Bedienung ausreichen. Ein Lob von meiner Seite für den Drehregler übrigens: Er ist leichtgängig und dennoch sämig. Und was heutzutage Seltenheitswert hat: Im unteren Lautstärkebereich steigt er nicht gleich volle Pulle ein, die Lautstärke lässt sich also wohnzimmertauglich fein regeln.
Doch nun weiter zu den Tastern. Der erste Druckschalter ist für das harte Ein- und Ausschalten des Verstärkers gedacht, da muss man nicht lange auf der Rückseite des Amps rumfummeln um Strom zu sparen. Dafür gibt es dann halt kein Stand-By, doch mit so einer Lösung kann ich sehr gut leben. Der zweite Taster dann ist für das Durchklicken durch die verschiedenen Quellen zuständig – auch für die beiden digitalen. Nicht zu vergessen: Einen Kopfhörerausgang mit 6,3 mm Klinke gibt es auch auf der Front, mehr gibt es von hier dann auch nicht zu berichten.
Links auf der Rückseite des schlank gebauten Vollverstärkers findet sich der Cinch-Eingang Nummer 1 für den integrierten Phono-MM-Verstärker, MC muss heute draußen bleiben. Nummer 2 bis 5 sind dann reine Hochpegel-Eingänge, auch wieder als Cinch ausgeführt. Weiter geht es mit einem heute eher selten genutzten Record Out, interessanter ist dann schon der rechts davon angeordnete geregelte Pre-Amp-Out für den Fall von mehr gewünschter Power. Das für Rega eigentlich neue und interessante am Elex MK4 – und der größte Unterschied zu seinen Vorgängern – sind dann der optische sowie der koaxiale Eingang, die auf der Front schlicht und einfach als D1 und D2 bezeichnet werden. Weitere digitale Konnektivitäten wie USB-B und Bluetooth gibt es jedoch nicht bei diesem Amp. Über alle Zweifel erhaben sind auch die massiven Lautsprecher-Terminals.
Ein Blick ins Innere des Rega Elex MK4 zeigt jetzt keine wesentlichen Änderungen zum bewährten Vorgängermodell Elex R, aber doch ein paar Verfeinerungen und die neu angeordnete Lautstärkeregelung. Bei der Verstärkung greift Rega im Großen und Ganzen auf seine etablierten Technologien mit der Class A/B-Schaltung zurück. Deren Schaltungen sind diskret ausgeführt und bedienen sich qualitativ hochwertiger Relais und Polypropylen-Kondensatoren. Das Ergebnis der links und rechts an den massiven handwarm werdenden Gehäusewänden – diese werden als Kühlkörper genutzt – montierten Sanken-Ausgangstransistoren sind dann zweimal 72 Watt an 8 Ohm beziehungsweise 90 Watt an 6 Ohm. Wer Sorge vor klanglichen Beeinträchtigungen durch den eingebauten D/A-Wandler von Wolfson – der PCM bis 24 Bit und 192 kHz verarbeitet – hat, dem sei gesagt, dass der DAC galvanisch von der analogen Sektion getrennt ist.
Rega Elex MK4 – Technische Daten
- Leistung: 2* 72 Watt / 8 Ohm, 2* 90 Watt / 6 Ohm
- Phonostufe für MM Tonabnehmer
- 4 Hochpegeleingänge (Cinch)
- 2 Digitaleingänge, 1* optisch und 1* koaxial
- Galvanische Trennung zwischen Digital- und Analogsektion
- Abtastraten bis 24 bit / 192 kHz (PCM) per Wolfson-DAC
- Kopfhörerausgang mit 6,3 mm Klinke
- Rega eigene Class A/B Verstärkerschaltung
- Inklusive Fernbedienung
- Farbe: Schwarz
- Maße: 43,2*34,0*8,2 cm
- Gewicht: 11,0 kg
Rega Elex MK4 – Klang
Leicht und locker fließen die ersten Klänge aus den Lautsprechern. Ein schöner, angenehmer, mehrheitsfähiger und flott gespielter Titel ist „Lillies Of The Valley“ von Jun Miyake, der aus einem Soundtrack stammt. Der Rhythmus passt schon mal, den hat der Rega Elex MK4 mal drauf. Samtweich gespielte Geigen bilden einen angenehm wabernden Hintergrund, vor dem es sphärisch immer wieder mal witzig vor sich hin piepst. Dazu gehört ein ebenso zärtliches Klavierspiel, das mal mehr oder wenig aus der Versenkung aufzutauchen scheint. All das ist zwar ineinander verwoben und verzwirbelt, aber dennoch differenziert in der Wiedergabe. Das musikalische Geschehen füllt den kompletten Raum zwischen den Standlautsprechern aus, geht allerdings auch nicht darüber hinaus.
Klarere Klänge gibt es bei Tom Odell und „Another Love“ von seinem Album Long Way Down, perlend und sauber setzt das Klavier ein. Die zerbrechliche Stimme des jungen Sängers kommt dazu, seine Gefühle lassen sich über den Elex MK4 gut nachvollziehen. Dann steigert sich das Tempo des Lieds und er schreit sich seinen Kummer aus der Seele raus, er lässt ihm seinen freien Lauf. Der Pianist haut dabei ordentlich auf die Tasten und unterstützt auf diese Weise den Solisten und das charismatische Lied um einiges mehr. Das gelingt dem Rega gut, von anderen Anlagen-Kombinationen her bin jedoch doch noch etwas mehr Pathos bei diesem Lied gewohnt.
Daher tausche ich die eigenen Standlautsprecher gegen die doch etwas einfacher anzutreibenden Monitor Audio Silver 200 7G aus, wechselweise kommen auch die Quadral Signum 70 mit ins Spiel. Aha, der Amp spielt jetzt freier und luftiger auf. Und siehe da, ich bin jetzt nicht unbedingt zu Hochwasser erzeugenden Tränen gerührt, ein wenig übt sich der Rega Elex MK4 diesbezüglich schon noch in britischem Understatement, aber Tom Odells Gefühle sind in den Konstellationen mit den leichter in Griff zu bringenden Lautsprechern um einiges intensiver als zuvor. Mit daran beteiligt ist natürlich auch die Fähigkeit des Amps mit feinen Details und Artikulation umzugehen. Aufgrund der gerade gehörten positiven Veränderungen lasse ich ebenso das Lied der Lilien nochmals laufen und bin auf das Ergebnis gespannt. Die angenehm ineinander verschlungenen Strukturen des Orchesters bleiben weiterhin erhalten, doch bei der Größenabbildung tut sich der Rega Elex MK4 in der Zusammenstellung mit den jetzt angeschlossenen Lautsprechern spürbar leichter.
Aus den Sphären kommt zumindest dem Titel nach „Komet“ von Udo Lindenberg & Apache 207. „Ich hör die Möwen singen am Hafen“ singt Udo mit seiner unverkennbaren rauchigen Stimme, und ich stelle mir vor, wie er im Morgengrauen aus der Kneipe rauskommt und an der Elbe steht, sollte ich vielleicht auch mal machen… Zweimal schlägt er ein der Komet, und auch das Duett mit Apache 207, nein, weh tut mir dabei definitiv nichts. Dafür schlägt der geniale Deutsch-Rap voll bei mir ein. „Lass uns nochmal aufdrehen“ singen die beiden. Gute Idee, das sollten wir alle mal öfter machen… Klasse wie der Elex MK4 mir diese Atmosphäre in mein Wohnzimmer bringt. Ich kann nicht anders, und drehe mit den beiden noch weiter auf!
Mit Earth Dance von The Native Future Projekt fühle ich dem Elex MK4 noch untenrum auf den Zahn. Uiii, bei den Paukenschlägen hat er die Standlautsprecher sehr gut im Griff. Dabei gehört der englische Stereo-Verstärker jedoch nicht zu den Kameraden, die einen auf dicke Hose machen und damit gerne mal Schwächen in anderen Bereichen überdecken wollen. Nein, der Rega ist mehr der schlanke und definiert durchtrainierte Sportler, und so bleibt die Struktur der einzelnen Schläge gut nachvollziehbar. Übersichtlich erhalten bleibt aufgrund der klanglichen Abstimmung des Amps auch die stabil in der Mitte stehende Panflöte mit ihren feinen Anblasgeräuschen. Auch wenn es dann im Laufe des Stückes immer munterer und wilder zugeht, bleibt die Übersicht stets gewahrt. Über den koaxialen wie auch analogen Eingang der Vollverstärkers spiele ich dieses und die vorigen Lieder ab. Was mir nun besser gefällt, die Variante digital über den Koax oder den Netzwerkplayer analog? Ehrlich gesagt, über den Atoll ST300 Signature, allerdings kostet der nun auch gleich mal doppelt so viel wie der komplette Rega Elex MK4. Und für einen im Vollverstärker integrierten Wolfson-DAC macht dieser die Sache schon verdammt gut. Wer also nicht unbedingt sein sauer verdientes Geld loswerden will, darf gerne bei der Lösung mit dem integrierten DAC bleiben, die ein tolles Preis-Leistung-Verhältnis bietet.
Doch halt noch: Einen MM-Phono-Eingang hat der Rega Elex MK4 ja auch noch mitgebracht! Mit Lento von Youn Sun Nah lege ich eine LP auf den Sonoro Platinum, die ich fast schon als Klassiker bezeichnen möchte. Dass Rega Erfahrung mit der Entwicklung und dem Bau von Phono-Verstärkern hat, hört man auf Anhieb. Die zierliche Dame zeigt große Gefühle, das gefällt mir. Das Auf und Ab in ihrer Stimme, und ihr Hauchen, das ist große Klasse. Auch der Bass, der sie in manchen Liedern begleitet, ertönt kräftig und sauber gezupft. Gelegentlich kommt ein Akkordeon dazu, oder ein Schlagzeugbesen. All das kann die in diesem Verstärker eingebaute MM-Abteilung gut differenzieren. Okay, eine externe Lösung hat da logischerweise schon noch mehr auf dem Kasten, und Rega bietet dem, der das Verlangen danach hat, auch sehr interessante separate Phonostufen an. Doch wenn das Hauptohrenmerk nicht auf dem Hören von Vinyl liegt, geht die integrierte in Ordnung. Und so schließe ich einfach meine Augen und genieße Youn Sun Nah.
Rega Elex MK4 – Fazit
Der Stereo-Vollverstärker Rega Elex MK4 ist hervorragend stabil und sauber aufgebaut. Dies trifft ebenso auf seine inneren Werte zu, die Engländer haben die Zeichen der Zeit erkannt, und neben dem MM-Phono-Verstärker nun auch einen veritablen Wolfson-DAC eingebaut. Wer weder Partygänger oder Anhänger stromsaugender Lautsprecher-Monster ist, bekommt mit dem Elex MK4 einen Amp, der im Tiefton straff und schlank strukturiert zur Sache geht. Leichtfüßig und agil geht er mit allen Arten von Tönen und Stimmen um, und hinterlässt so einen gut durchschaubaren wie auch offenen klanglichen Eindruck des Geschehens. So behält er stets die Übersicht auch über Komplexes und bringt dies authentisch an die Ohren des Auditoriums.
Im Test
Stereo-Vollverstärker mit DAC & Phono-MM
Rega Elex MK4
Preis 1.499 Euro
Farbe: Schwarz
Größe: 43,2*34,0*8,2 cm (b*t*h)
Gewicht: 11 kg
Vertrieb
TAD-Audiovertrieb GmbH
Rosenheimer Straße 33
83229 Aschau
Tel.: +49 8052 – 9 57 32 73
Mail: hifi@tad-audiovertrieb.de
Web: www.tad-audiovertrieb.de
Mitspieler im Test
Quellen digital – Netzwerkspieler Atoll ST 300 Signature, CD-Spieler Cambridge Audio 851C, Musikserver Innuos ZEN MK.III
Quellen analog – Plattenspieler Rega Planar 6 mit MC-Tonabnehmer TAD Excalibur Black, Sonoro Platinum mit Ortofon 2M Red, Phono MM- & MC Verstärker Trigon Vanguard III
Verstärker – Vollverstärker Rega Aethos, Streaming-Verstärker Bluesound POWERNODE
Lautsprecher – Standlautsprecher LUA Con Espressione, Subwoofer REL R 505, Standlautsprecher quadral SIGNUM 70, Standlautsprecher Monitor Silver Audio 200 7G
Kopfhörer – Offener Kopfhörer Focal Clear, Kopfhörerverstärker Divaldi AMP-02 mit Phono MM- & MC Stufe
Zubehör – Lautsprecherkabel Supra XL Annorum. XLR- und Cinchkabel Fadel Art Pro Link, Lautsprecherkabel in-akustik LS-804 AIR DIY, Stromkabel Supra LoRad 2.5, Netzleiste PS Audio Dectet, Powergrip YG-1 Netzfilter, HiFi-Switch NuPrime Omnia SW-8, LAN-Kabel Supra Cat8 & Wireworld Starlight
Bei uns im Test aus dem Hause Rega
- Zu Besuch bei: Rega Research & Mastermind Roy Gandy in Southend On Sea
- High End Phono-Vorverstärker Rega Aria MK3 MM/MC
- High End Vollverstärker Rega Aethos in der 4.000 Euro Klasse
- HiFi Komplettanlage REGA SYSTEM ONE™
- Plattenspieler Rega Planar 8 mit TAD Excalibur Platinum
- Plattenspieler Rega Planar 6 mit TAD Excalibur Black
- Plattenspieler Rega Planar 3 mit TAD Excalibur Green