Aus dem Hause Rega hatten wir bereits einige Plattenspieler zum Test. Äußerlich sind alle recht ähnlich, allen gemeinsam ist ein flaches Brett mit Tonarmen, die sich auf den ersten schnellen Blick kaum unterscheiden. Doch nun steht mit dem Rega Planar 8 ein Exemplar vor mir, das recht spacig ausschaut und so gut wie gar keinen Unterbau zu haben scheint. Mit diesem Plattendreher treibt Roy Gandy seinen Leichtbau definitiv auf die Spitze, wie man auf den nachfolgenden Bildern gut erkennen kann.
Klangschädigende Resonanzen mit schierer Masse zu erschlagen, wie einige seiner Kollegen das so machen, das ist nicht das Ding von Roy Gandy. Wo nichts ist, kann sich auch nichts speichern, aufschaukeln oder weitergeleitet werden, so das Credo im Hause Rega.
Rega Planar 8 & MC-System TAD Excalibur Platinum – Technik
Einem Skelett sehr ähnlich sieht der „Unterbau“ daher aus, nur das für den Aufbau eines Plattenspielers wirklich Nötige haben die britischen Entwickler – vielleicht sind sie schottischer Abstammung – dem Planar 8 gegönnt. Der Klassiker „Das bisschen Haushalt“ von Johanna von Koczian fällt mir bei dem Anblick des bisschen verstärkten Schaumstoff gerade so ein. Aus einem Kern von sehr leichtem Polyurethan-Schaum, Rega nennt ihn TanCast 8, besteht der Kern der Basis. Jeweils oben unten ist dieser mit einer dünnen Schicht HPL – High Pressure Laminat – dauerhaft verklebt.
Eine weitere Versteifung des Chassis nimmt Roy Gandy noch im Bereich des Plattentellerlagers und dem Tonarm mit der „Double Brace Technik“ vor. Diese Verstärkungen aus Phenol-Harz sind jeweils ober- und unterhalb der HPL-Schicht angebracht. Auch hier wird wieder mit dem Material gegeizt, wie die großen runden Löcher zeigen. Nun, wer sich ein wenig mit Statik auskennt, wird gleich erkennen, dass diese logisch und optimal angeordnet sind. Ein nicht zu unterschätzender Vorteil dieser verschiedener Materialien ist, dass jedes von ihnen auf Resonanzen unterschiedlich reagiert. Und diese Schwingungen sich dann bei guter Abstimmung der Materialien gegenseitig ausbremsen und so „verschwinden“.
Vorteilhaft ist diese Konstruktion logischerweise auch beim Antrieb des Vinyl-Drehers, so werden auch noch die leisesten Restresonanzen des 24 Volt Synchron-Motor unterdrückt. Dieser wird von einer externen PSU angesteuert, dessen DSP vor der Auslieferung an den jeweiligen Plattenspieler sogar angepasst wird. An dieser wird per Druckschalter die gewünschte Drehzahl von 33 oder 45 Umdrehungen eingestellt. Auch eine Feinjustierung dieser ist natürlich möglich.
Huckepack oben auf der Plattentellerachse aus Edelstahl sitzt der Subteller aus Aluminium, der aus einem Stück gefräst ist. Sechs aufragende „Nasen“ tragen den Plattenteller aus Glas. Interessant war für mich übrigens das Handling beim Auspacken des Plattenspieler. Nachdem mir das Chassis des Planar 8 aufgrund seines geringen Gewichts fast wie eine Drohne davongeflogen wäre, hätte ich mir beim Plattenteller dann fast einen Bruch gehoben. Sinnbildlich natürlich! So schwer erschien er mir im Gegensatz zum Skelett seiner Basis. Der Teller besteht aus drei Glasschichten des Herstellers Pilkington, die zudem aus zwei verschiedenen Dichten bestehen. Gegen Klingeln sind diese drei dann noch beschichtet.
Damit nicht genug besitzen diese auch noch verschiedene Innendurchmesser, der äußere ist natürlich immer gleich. So ist das Gewicht am Rand höher als in der Mitte, was dann für eine gute Schwungmasse und einen ruhigen Lauf des Plattenspielers sorgt. Eine dünne Filzmatte gehört zum Konzept des Rega Planar 8 und liegt ihm natürlich bei. Auf deren Verwendung sollte aus klanglichen Gründen auch nicht verzichtet werden. Einen sehr ruhigen Lauf besitzt übrigens auch der Antriebsmotor. Aus diesem Grund sitzt er nicht schwingungshemmend, wie so oft in Gummis hängend, sondern fest montiert im Chassis.
Auch der Tonarm – auf dem Planar 8 ist es die Version RB880 – ist auf den ersten Blick als typischer Rega zu identifizieren. Aufgrund seiner konischen Form ist er von Haus aus schwingungshemmend. Ebenso von Vorteil ist dabei die integrierte Headshell, die mitsamt dem Arm aus einem Stück besteht. Spiel konnte ich beim RB880 in keinster Form feststellen, was wohl auch daran liegen mag, dass Rega Lagertoleranzen von weniger als einem Tausendstel Millimeter angibt. Spiel gibt es auch beim massiven Gegengewicht nicht, wie ich beim Aufschieben bemerke.
Auf eine Höhenverstellung des Tonarms verzichtet Rega – auf den ersten Blick. Um eine sehr feste Verbindung zwischen diesem und dem Chassis zu erreichen, werden stattdessen sogenannte „Spacer“ verwendet. Da heißt es dann also: Schrauben lösen, Metallplättchen rein, und wieder festschrauben. Auch nicht weiter tragisch, so oft wird der Tonabnehmer ja nun auch nicht gewechselt. Natürlich fehlt nicht das Antiskating, das per Schieberegler eingestellt wird. Auch beim Tonarmkabel lässt Roy Gandy sich auf keine Kompromisse ein. Dieses ist fest montiert und endet in stabilen, mit der Phonostufe verschraubbaren Cinchsteckern.
Ohne Tonabnehmer geht bei einem Plattenspieler natürlich nichts. Nach einem Telefonat mit Pavel Ilitschov vom TAD-Audiovertrieb fiel die Wahl dann auf den exklusiven Excalibur Platinum mit MicroRidge-Schliff aus dem selben Haus. Das Vergnügen des Montierens und der Justierung hatte ich dabei dann selber. Also mal los damit, genügend Schrauben dafür liegen bei. Muttern benötigt man bei den TAD-Tonabnehmern – die Bodys besitzen integrierte Maschinengewinde – glücklicherweise keine. Da haben sich die Entwickler, zu denen unter anderem Helmut Thiele gehört, Gedanken gemacht und ersparen dem Anwender so einiges an fummeliger Arbeit.
Dennoch ist die Justierung aufgrund des spiegelnden Bodys des Platinum nicht wirklich einfach. Schlussendlich habe ich die Digitalkamera zur Überprüfung der Ausrichtung verwendet. Praktisch diese moderne Technik, sieht man so auf dem PC doch um einiges genauer. Eine Weile habe ich für die genaue Justage des Tonabnehmers trotzdem benötigt. „Schuld“ ist schlicht und einfach der MicroRidge-Schliff, der recht anspruchsvoll in der Montage ist. Erfolgt diese nicht wirklich korrekt, kommt es zu Schärfen im Hochton – was ich hiermit aus eigener Erfahrung bestätigen kann. Doch der Schweiß und die Anstrengung wird dann mit einem sehr feinfühligen und losgelösten Klangbild mehr als belohnt.
Rega Planar 8 & MC-System TAD Excalibur Platinum – Technische Daten
- Plattenspieler Inkl. Tonarm RB 880 mit hochflexiblem, kapazitätsarmen Tonarmkabel
- Laufruhiger 24 Volt DC-Synchronmotor
- Neu entwickelter EBLT Reference Antriebsriemen für idealen Gleichlauf
- Externes Netzteil NEO-PSU mit Motor gematcht
- 3-lagiger Glas-Plattenteller mit hoher Schwungmasse
- Neues Tellerlager mit niedriger Masse
- Skelettartiges extrem leichtes Chassis mit „TanCast 8“ PU-Schaumkern
- „Double Brace“ Technik: Chassis Verbindung mit einer Phenolharz-Verstärkung zwischen Arm und Tellerlager
- Inkl. Staubschutzhaube
- Abmessungen 42,0*31,5*12,5 cm
- Gewicht: 4,2 kg
Rega Planar 8 & MC-System TAD Excalibur Platinum – Klang
Den Beginn des Hörtest mache ich mit dem Album Another Time, Another Place von Jennifer Warnes. Ihre Stimme kenne ich von den meisten Plattenspielern her mit einem angenehm warmen und sonoren Klang. Klar, der Rega Planar 8 ändert an dieser Tatsache nichts. Wäre ja auch schlimm wenn. Und er fügt diesem auch nichts hinzu, ganz im Gegenteil. Ist es mir doch so, als zöge er einen leichten Grauschleier – den ich bis dato eigentlich nicht bemerkt habe – weg. Jennifer singt über den Planar 8 noch befreiter und offener als mir bis dato bekannt. Wodurch nun minimalste Brüchigkeiten in ihrer Stimme hervortreten und ich so heraushören kann, dass sie doch nicht mehr ganz so hoch hinauskommt wie früher. Dies macht mir das Gehörte jedoch noch sympathischer, es ist diese Reife die mich so bezaubert.
Dongggg. Mit einem wunderbar straffem Körper setzt der Kontrabass bei „Tomorrow Night“ ein. Klasse, wie stramm die Saiten gezupft werden. Dazu die felsenfest in der Mitte zwischen den Lautsprechern stehende Sängern ein, so könnte das Stück gerne weitergehen, dieses sparsame Arrangement hat definitiv seinen Reiz. Doch etwas Dramaturgie gehört in jedes Lied, also kommt ein feinzeichnender Besen mit ins Spiel. Die Krönung ist dann die klangfarbenstarke, mich verzaubernde Wurlitzer.
Klanglich sehr tolle Erfahrungen mache ich mit einem alten Schätzchen: Stefan Remmler und sein Lied „Vogel der Nacht“. Eine aus meiner Sicht völlig unterschätzte Komposition. Neulich in einem Second Hand Shop für Schallplatten habe ich diese Scheibe für mich wiederentdeckt. Eine Maxi-Single mit 45 Umdrehungen und in einem traumhaft guten Zustand das schwarze Vinyl. Ein wenig legt sich meine Begeisterung dann doch, der Hochton auf dieser Scheibe ist zu meinem Bedauern gelegentlich ein wenig zu scharf. Hm, sicherheitshalber überprüfe ich nochmal die Justierung des TAD Excalibur Platinum, die passt. Und dank erfolgter Wäsche ist die Platte auch klinisch rein.
Übrig bleibt also noch der Abschlusswiderstand. Tja, und da liegt der berühmte Hase im Pfeffer. Den habe ich entsprechend meines persönlichen Geschmacks und des am eigenen Plattenspieler vorhandenen TAD Excalibur Black am Trigon Vanguard III noch auf 219 Ohm stehen. Also runter damit, also mit den Ohms! Und siehe da, bei 120 Ohm stellt sich nun beim Platinum ein traumhaft ausgewogener Zustand von Auflösung und „Wohlklang“ ein. Beim derzeit ebenfalls zum Test anwesenden Rega Aria MK3 lande ich mit 100 Ohm bei einem sehr ähnlichem Wert. Unterhalb des nun gewählten Abschlusswiderstandes wird es mir persönlich etwas zu „gemütlich“, was jedoch auch eine Frage des persönlichen Geschmacks ist. Da ich gerade eh bei der Überprüfung der Einstellungen bin: Die Auflagekraft liegt bei exakt 2,0 Gramm.
Weggeflogen wie der „Vogel der Nacht“ ist nun die letzte kleine klangliche Unstimmigkeit. Ein Traum ist nun die sehr luftig und feinfühlig angeblasene hölzerne Querflöte. Tok tok tok, trocken ertönen begleitend dazu vor mir im Raum die mit hörbar flachen Händen angeschlagenen Trommeln. Gelegentlich kommt auf der linken Seite noch eine sehr dezente Kastagnette zum Vorschein, so als sei der besungene Vogel ein Specht… Ich bin verblüfft, wie detailliert ich dieses kleine Instrument hören kann. Denen stehen die Streicher mit ihrer Seidigkeit – Geigen können mich ehrlich gesagt manchmal auch ganz schön nerven – in nichts nach. Und wie der Stefan Remmler da seine Liebste so besingt, kann ich mir seine Gefühle sehr gut vorstellen. „Keine Worte sind so klar wie meine Wünsche“, auch diese von Inga und Annette Humpe im Hintergrund gesungenen Worte sind sehr klar und verständlich. Und unheimlich gefühlvoll die beiden Mädels, toll!
Sweet ‚N‘ Low von Ingram Washington ist eine sehr angenehme, ruhige Jazz- und Swing Mischung von 10 Liedern aus dem Great American Songbook, spitzenmäßig gemastert in DMM von STS aus den Niederlanden. Der Bariton des Interpreten ist faszinierend knorrig und prägnant. Meiner Partnerin und mir erscheint es so, als würde der Sänger direkt vor uns stehen, so plastisch wird er vom Planar 8 im heimischen Wohnzimmer dargestellt. Und auch das Klavier mit seinem großen Korpus und seinem perlendem Tastenspiel ist definitv ein Traum. Den energiereichen tieferen Tonverläufen kommt dabei die straffe Spielart des Excalibur Platinum sehr entgegen, was einen wunderbar trockenen Bass ergibt.
Obwohl der Rega Planar 8 nun wirklich nicht als Masselaufwerk zu bezeichnen ist, ist er ein absolut großer Meister von Dynamik und Energie. Ja, er ist definitiv in der Lage, es diesen schweren Laufwerken zu zeigen, so er auf einem stabilen Rack oder auf einer Wandhalterung steht. Jeder nur so kleine wie auch große Schlag sitzt einfach auf den Punkt, unterschlagen wird defintiv nichts. Wenn von der Musik gefordert, spielt er sehr kräftig, und vor allem auf den Punkt trocken. Sei es nun bei Bassgitarren, Kesselpauken oder anderen sehr energiereichen Instrumenten. Im Timing macht diesem Plattenspieler wohl so schnell keiner etwas vor. Auch bei elektronischer Musik wie den Synthies auf Random Access Memories von Daft Punk und seinen treibenden und groovenden Rhythmen behält die Kombi mit dem TAD Excalibur Platinum stets den rhythmischen Fluss und die Übersicht.
Rega Planar 8 & MC-System TAD Excalibur Platinum – Fazit
Beim Hören der Kombination des Plattenspielers Rega Planar 8 und dem MC-Tonabnehmer TAD Excalibur Platinum taucht die Frage nach einem höherwertigen Vinyl-Dreher nicht mehr auf. Im Bass geht es energiereich mit sehr trockenem Druck und viel Kontur zur Sache. Spielfreudig und dynamisch ist der Engländer sowieso, ergänzt wird dies durch eine selten gehörte Transparenz. Auch mit seiner weiträumigen und über alle Bereiche flüssigen und ausgewogenen Spielweise gehört der Planar 8 zu den besten Plattenspielern.
Im Test
Plattenspieler Rega Planar 8. Preis 2.499 Euro
Tonabnehmer TAD Excalibur Platinum. Preis 1.299 Euro
Paketpreis 3.499 Euro
Inkl. Staubschutzhaube
Abmessungen 42,0*31,5*12,5 cm
Gewicht: 4,2 kg
Vertrieb
TAD-Audiovertrieb GmbH
Rosenheimer Straße 33
83229 Aschau
Tel.: +49 8052 – 9 57 32 73
Mail: hifi@tad-audiovertrieb.de
Web: www.tad-audiovertrieb.de
Mitspieler
Quellen digital – Netzwerkspieler Cambridge Audio 851N, CD-Spieler Cambridge Audio 851C, Musikserver Innuos ZEN MK.III
Quellen analog – Plattenspieler Rega Planar 6 mit MC-Tonabnehmer TAD Excalibur Black, Sonoro Platinum mit Ortofon 2M Red, Phono MM- & MC Verstärker Trigon Vanguard III, Rega Aria MK III
Verstärker – Vollverstärker Rega Aethos, Endverstärker Makroaudio PROxium Power
Lautsprecher – Standlautsprecher LUA Con Espressione, Subwoofer REL R 505, Standlautsprecher quadral SIGNUM 70, Sonoro GRAND ORCHESTERA, Standlautsprecher Cube Audio Nenuphar
Kopfhörer – Offener Kopfhörer Focal Clear, Kopfhörerverstärker Divaldi AMP-02 mit Phono MM- & MC Stufe
Zubehör – Lautsprecherkabel Supra XL Annorum. XLR- und Cinchkabel Fadel Art Pro Link, Stromkabel Supra LoRad 2.5, Netzleiste PS Audio Dectet, Powergrip YG-1 Netzfilter, HiFi-Switch NuPrime Omnia SW-8, LAN-Kabel Supra Cat8 & Wireworld Starlight 8
Bei uns im Test aus dem Hause Rega
- High End Vollverstärker Rega Aethos in der 4.000 Euro Klasse
- HiFi Komplettanlage REGA SYSTEM ONE™
- Plattenspieler Rega Planar 6 mit TAD Excalibur Black
- Plattenspieler Rega Planar 3 mit TAD Excalibur Green