Obwohl die Lautsprecher von Monitor Audio offensichtlich ihre Qualitäten haben, fliegen sie in der öffentlichen Wahrnehmung doch oft unter dem Radar. Viele Hörer kennen die britische Marke mehr vom Hörensagen, als dass sie diese selber unter die eigene Hörlupe genommen haben. Schade drum, wie wir finden. In einigen Test konnten wir uns bereits von den Qualitäten überzeugen. Aktuell sind die schlanken Standlautsprecher Monitor Audio Silver 200 7G in der Preisklasse um 1.500 Euro vom Radar völlig unbemerkt zum Test eingeflogen – und nun bei uns HiFi-IFAs auf dem Schirm.
Monitor Audio Silver 200 7G – Technik
In der siebten Generation gibt es bereits die Standlautsprecher Monitor Audio Silver 200 7G, zumindest lässt deren Bezeichnung darauf schließen. Die Briten legen also Wert auf eine konstante Weiterentwicklung ihrer Produkte, und zaubern nicht jedes Mal irgendein „Wundermittel“ aus dem Hut. So etwas wie die Neuerfindung des Rades soll es gelegentlich ja auch mal geben… Nun, das dem nicht so ist, dies macht mir die ganze Sache doch sympathisch. Nachgezählt habe ich die Versionen ehrlich gesagt nicht, doch die Nachfrage bei Jens Ragenow vom Vertrieb ergab, dass es sich tatsächlich um Generation 7 handelt!
Beim Auspacken der schlanken Lautsprecher der erste positive Eindruck: Die Abdeckungen der Chassis werden magnetisch gehalten, sehr schön. Auch die saubere Verarbeitung des Furniers, in meinem Fall handelt es sich um echte Eiche in schwarz, gefällt mir. Was mir auf den ersten Blick aufgrund der schwarzen Farbe jedoch nicht wirklich auffällt, ist der gleiche Furnierverlauf auf der Front beider Lautsprecher, diese Sorgfalt verdient schon der Erwähnung. Apropos Furnier und Farbe: Von ersterem gibt es drei, und von anderem zwei Varianten.
Auch auf der Rückseite der Monitor Audio Silver 200 7G gibt es eine Besonderheit, meine Augen erhaschen drei kräftige Inbus-Schrauben. Der Grund ist die Monitor Audio Single Bolt Through-Technik. Hinter dieser etwas komplizierten Bezeichnung versteckt sich eine relativ einfache aber wirkungsvolle Technik: per Gewindestange ist jedes Chassis von hinten am Gehäuse fixiert. Die feste Vorspannung sorgt für einen guten Sitz und hat schließlich auch klangliche Auswirkungen, auch ich ziehe gelegentlich mal die Schrauben der Chassis leicht nach. Und falls mal der Spieltrieb oder der Experimentalmodus kommt, nein, dass lasse ich dann doch lieber, schließlich muss ich die Boxen ja auch wieder an den Vertrieb zurückschicken.
Weiterhin gibt hinten zwei verschieden große Bassreflexöffnungen, die sich zur Feinabstimmung des Tieftons an den Hörraum mit Schaumgummistopfen verschließen lassen, praktisch beim Experimentieren mit wandnaher Aufstellung der Lautsprecher. Und noch etwas ist doppelt, die Lautsprecheranschlüsse. Monitor Audio spendiert den Silver 200 7G Bi-Wiring-Terminale für diejenigen, die zufällig noch eine zweite Endstufe herumstehen haben oder die Wirkung der zwei Kabel hören. So, nun bin ich auch schon unten angelangt, und damit auch bei den höhenverstellbaren Lautsprecherfüßen. Diese hinterlassen bei mir einen stabilen Eindruck, und sind auch ruckzuck montiert. Für die Aufstellung auf empfindlichen Böden sind die Füße an ihrer Unterseite gummiert. Und sollen die Speaker auf dem Teppichboden zu stehen kommen, dafür liegen auch gleich passende Spikes bei.
Nachdem die Lautsprecher fertig montiert auf ihren Plätzen stehen und ich auch die Chassis wieder im Blickfeld habe, natürlich auch hier noch ein paar Erklärungen. Komplett überarbeitet wurde der C-CAM-Gold-Hochtöner für den Standlautsprecher Monitor Audio Silver 200 7G, eingesperrt hinter Gittern haben die Entwickler den armen Kerl. Was allerdings nicht dem Schutz vor ihm dient, sondern die „Streuung“ des Hochtöners vergrößert und somit auch sein Abstrahlverhalten. Zusätzlich hilft diesem auch noch der Waveguide auf die Sprünge. Auch verstärkt dieser naturgegeben den Wirkungsgrad des Tweeters.
Ein willkommener und gern mitgenutzter Effekt ist daraus resultierend, dass die Frequenzweiche weniger Bauteile benötigt. Eine weitere Aufgabe des Waveguides ist die Verbesserung des Abstrahlverhaltens im Übergang zum Mitteltöner, damit die beiden Weggefährten eine akustische Einheit bilden. Das sorgt dann für einen ausgewogeneren und größeren Hörbereich, und dafür, dass nicht nur eine einzelne Person genau im Sweetspot optimal beschallt wird. Ist doch fein, wenn Mann und Frau auch mal gemeinsam bei Kerzenlicht schöne Musik hören können.
Auch bei den beiden Tief-/Mitteltönern hat Monitor Audio sich ins Zeug gelegt, und den Silver 200 7G die zweite Generation der Rigid Surface Technologie – RST II – spendiert. Bei diesen ist gegenüber dem Vorgänger Silver 200 6G die Schwingspule von 25 mm auf 28,5 mm gewachsen, das bedeutet schlicht und einfach mehr Power und Reserven im Bass.
Wer sich die Chassis genauer anschaut, bemerkt das die Wabenstruktur nicht mehr rund, sondern jetzt sechseckig ist. Auf diese Art und Weise wird die Membran noch stabiler und klangschädigende Verzerrungen werden damit auf ein Minimum verringert. Interessant ist auch das Material der Ceramic-Coated-Aluminium-Magnesium (C-CAM) Konen. Diese bestehen aus einer Legierung von Aluminium sowie Magnesium, und sind zusätzlich mit einer sehr dünnen Schicht aus Keramik überzogen.
Ebenfalls überarbeitet wurde die Geometrie der Chassis, und die Sicken sind bei den neuen Silver 200 7G etwas flacher gehalten als zuvor. Dazu kommt ein geringerer Hub der Tief-/Mitteltöner als zuvor, was eine schnellere Reaktion auf Impulse bedeutet. Auch die Frequenzweiche der Monitor Audio – hochwertige Folienkondensatoren, Luftspulen und Keramikwiderstände werden eingesetzt – wurde von den Entwicklern nicht verschont, und besitzt wie bereits erwähnt nun weniger Bauteile als beispielsweise bei der 6G. Ergo ergibt sich ein höherer Wirkungsgrad der Standlautsprecher. Zu guter Letzt noch ein wenig zu den internen Lautsprecherkabeln: sauerstofffreier Kupfer mit 99,999% Reinheitsgrad, mit Silberbeschichtung mit 16 AWG/1,25 mm² Durchmesser wird hier eingesetzt.
Monitor Audio Silver 200 7G – Klang
„Music Is The Only Language“ von Katja Maria Werker ist ein Lied, das ich immer wieder gerne höre, dieses Mal in der Neuaufnahme des Albums contact myself 2.0 von Stockfish. Sehr klar und prägnant ist die neue Version gegenüber der älteren Originalaufnahme von 2005, die ich, obwohl die Sängerin dort etwas unverständlicher nuschelt, so sehr liebe. Vielleicht genau deshalb, es ist die Tragik des Songs, die mich dabei einfach noch mehr mitnimmt. Diese ist für mich in der aktuellen Aufnahme um einiges klarer und – leider – nicht mehr so tragisch und nachdenklich. Von der Interpretin selbst gespielt ist die Gitarre in beiden Variationen. In letzterer müssen die Saiten sehr straff gespannt sein, so akkurat wie es jedes kleines „Quietschen“ mir verdeutlicht, und dies lassen die Monitor Audio Silver 200 7G mich auch hören.
„Bei Put It On The Line“ von China Moses scheinen die Silver 200 7G ihren Charakter zu verändern, was ja eigentlich gar nicht geht. Und das machen sie natürlich auch nicht, die schlanken Standlautsprecher. Doch jetzt in diesem Lied vernehme ich eine wunderbare, laszive Dame, die mir geradezu ins Ohr hinein züngelt ohne jedoch ins süßliche-warme zu gleiten. Begleitet wird diese von einem lässigen Fingerschnippen, was auch meine eigenen Finger nicht ganz ruhen lässt. Doch damit nicht genug, erscheint im Hintergrund als passende Ergänzung auch noch ein betörender sirenenähnlicher und mich umgarnender Chor. Das Sahnestückchen ist dann die einer Klapperschlange ähnliche Rassel, die mich tief in ihren Bann zieht. Hilfe! Meine emotionale Rettung naht dann in Gestalt eines dezent ausklingenden Klavierspiels und dem Ende des Liedes. Uff, das war knapp!!
Bei den ersten Takten erinnert mich „Do I Have To“ von Alphonse Mouzon ein wenig an „Fly Robin Fly“ von Silver Convention, die älteren Leser werden sich an diese Disco-Nummer aus den Siebzigern noch gut erinnern. Nach und nach verändert sich die Melodie dann jedoch in einen gepflegten, wie auch angenehmen Soul-Funk mit jazzigen Einflüssen. Nützt aber alles nix, mein Körper gerät wie auch damals in eigenartige schwingende Bewegungen. Den Rhythmus übertragen die Standlautsprecher gut in die heimischen Gefilde. Doch nicht nur hier, auch in einen Club – so nennen sich Tanzlokale aus welchem Grund auch immer heute… – würde dieser Titel gut passen. Sei’s drum, das fein angeblasene Jazz Saxophon und die sanften Streicher tun ihr übriges, schön, wie die Silver 200 7G dies mit ihrer Feinarbeit zu Gehör bringen.
Die ruhigen Gefilde verlasse ich dann mit London Grammar und deren „Hey Now“, das Stück verleitet zu ordentlichem Aufdrehen, was ich natürlich auch mache. Das geht jetzt rund in der Hütte, für meinen Geschmack ein wenig zu rund und kräftig jedoch im Oberbass bei einem Wandabstand von rund einem halben Meter. Gut, dass die Jungs von Monitor Audio ihren Standlautsprechern Silver 200 7G Stöpsel aus Schaumstoff für die Bassreflexöffnungen zur Tieftonanpassung beilegen.
Unterschiedlich große für die oberen und unteren Öffnungen übrigens, also bitte nicht versehentlich die kleinen auf Nimmerwiedersehen in den großen Löchern versenken… Was dann wo bei wem am Besten passt, bitte selber experimentieren, das kann ich euch nicht abnehmen, und die Geschmäcker sind halt doch verschieden. Bei mir ist es jetzt am Schlüssigsten, wenn die unteren größeren Löcher verschlossen sind. Klasse, der gelegentliche Überdruck im Bass ist weg, was für mich doch wesentlich angenehmer ist, da verzichte ich gerne auf die letzten unteren zwei oder drei Hertz an Tiefgang. Dafür kann ich jetzt weiter aufdrehen und erhalte auch noch einen sauber definierten Sound.
Einen nach wie vor tollen Text gibt es bei „Amused To Death“ – das Album könnte kaum aktueller sein…- von und mit Roger Waters, auch hier kommt die gute Sprachverständlichkeit der Silver 200 7G wieder zum Tragen. Doch auch die räumliche Darstellung des Q-Sounds macht einfach Spaß. Glaubwürdig erscheint auf der rechten Seite das Hundegebell, Vögel zwitschern herum, Sportwagen zischen durch die Gegend und füllen den Raum zwischen den beiden Lautsprechern. Und das macht dann mal so richtig Spaß.
Monitor Audio Silver 200 7G – Fazit
Die schlanken Monitor Audio Silver 200 7G überzeugen in Optik wie auch Haptik. Klanglich gehören die Standlautsprecher zu den klar und sauber agierenden Gesellen, die neutral und strukturiert aufspielen. Der Übergang zwischen den einzelnen Chassis ist bruchlos und nicht hörbar. Zu guter Präzision und qualitativ hochwertiger Feinauflösung kommt eine glaubwürdige Raumdarstellung. Ein Tipp sind die Briten für normal große Wohnzimmer, in die sie sich klanglich gut integrieren und optisch unauffällig eingliedern.
Im Test
Standlautsprecher Monitor Audio Silver 200 7G
Ausführungen: Weiß Seidenmatt, Hochglanz Schwarz
Echtholzfunier Eiche Schwarz, Walnuss Natur, Esche
Größe: 93,0*25,4*32,9 cm
Gewicht: 13,7 kg / Stück
Paarpreis: 1.698 Euro
Kontakt
Pannes Vertriebs KG
Berliner Straße 3
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Tel.: +49(0)4551-8955394
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Mail: info@pannes-vertrieb.de
Web: www.derbesteklang.de
Mitspieler
Quellen digital – Netzwerkspieler Cambridge Audio 851N, CD-Spieler Cambridge Audio 851C, Musikserver Innuos ZEN MK.III
Quellen analog – Plattenspieler Rega Planar 6 mit MC-Tonabnehmer TAD Excalibur Black, Sonoro Platinum mit Ortofon 2M Red, Phono MM- & MC Verstärker Trigon Vanguard III
Verstärker – Vollverstärker Rega Aethos, Streaming-Verstärker Bluesound POWERNODE, Vollverstärker Vincent SV228
Lautsprecher – Standlautsprecher LUA Con Espressione, Subwoofer REL R 505, Standlautsprecher quadral SIGNUM 70
Kopfhörer – Offener Kopfhörer Focal Clear, Kopfhörerverstärker Divaldi AMP-02 mit Phono MM- & MC Stufe
Zubehör – Lautsprecherkabel Supra XL Annorum. XLR- und Cinchkabel Fadel Art Pro Link, Lautsprecherkabel in-akustik LS-804 AIR DIY, Stromkabel Supra LoRad 2.5, Netzleiste PS Audio Dectet, Powergrip YG-1 Netzfilter, HiFi-Switch NuPrime Omnia SW-8, LAN-Kabel Supra Cat8 & Wireworld Starlight
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