Zu jedem Plattenspieler gehört logischerweise auch eine Phonostufe. Spezialist für beides ist der englische Hersteller Rega, der sich seit Jahr und Tag mit diesem Thema beschäftigt. Von deren Vinyldrehern hatte ich im Laufe der Jahre schon einige bei mir, zur Abwechslung durfte dann jetzt ein Phono-Vorverstärker dieses Fabrikats zum Test auf unserem HiFi-Blog antreten: Der Rega Aria MK3 MM/MC, für den knappe 1.500 Euro aufgerufen werden.
Rega Aria MK3 MM/MC – Technik
Wer zum ersten Mal den Rega Aria MK3 MM/MC vor sich stehen hat, findet an ihm von seinen Vorgängern her bekannte Elemente. Wie den Ein-/Ausschalter und den Wahlschalter zwischen MM und MC, die sich an ähnlichen Stellen an der Frontplatte befinden. Beide sind als Drucktaster ausgeführt, der linke ist für den Saft und der rechte für die Umschaltung von MM auf MC und umgekehrt. Umgeschaltet wird zwischen diesen beiden per Relais an einer Stelle, an dem die Signalverarbeitung und Verstärkung bereits abgeschlossen sind, es so also zu keinen Beeinträchtigungen der Verstärkerzüge untereinander kommen sollte.
Unterschiedlich zu den vorherigen Modellen, dass sieht man auf den ersten Blick, ist das neue Gehäuse der englischen Phonostufe. Massiver und auch nicht mehr ganz so leichtgewichtig wie die der Vorgänger. Bei der Breite ist Rega sich treu geblieben, der Aria MK3 MM/MC besitzt das halbe HiFi-Raster und dürfte von daher leicht ein schönes Plätzchen im HiFi-Rack finden. Auch besteht das Gehäuse jetzt statt aus Kunststoff aus schwarzem, elekrische Störfelder abhaltenden Aluminium. Zudem ist es nicht mehr abgerundet, sondern durch klare und saubere Linien geprägt, und passt somit bestens zur neuen Designlinie der Rega-Elektronik wie dem audiophilen Vollverstärker Aethos (Test August 2020 HiFi-IFAs HAMMER).
Linkerhand auf der Rückseite gibt es zwei Cincheingänge, einmal für MC- und einmal für MM-Tonabnehmer. Dies jedoch nicht aus der theoretischen Möglichkeit heraus zwei Plattenspieler mit verschiedenen Systemen anzuschließen und betreiben zu können. Dazu müsste man dann im Betrieb immer den Phonoverstärker umdrehen und sich um die DIP-Schalter, die interessanterweise für die Einstellungen beider Phonozüge zuständig sind, kümmern. Vielmehr weist diese Anschlussart darauf hin, dass die beiden Phonozüge voneinander getrennt aufgebaut und dementsprechend auf ihre jeweiligen technischen Parameter optimiert sind. Auch an markenfremde Vinyl-Dreher hat man gedacht, und dem Aria MK3 MM/MC eine Erdungsschraube – Rega Plattenspieler benötigen diese aufgrund ihrer etwas britisch spleenigen Verlegung der Masse auf dem linken Kanal nicht – gegönnt.
MC-Eingang
Verwendet werden hier rauscharme Feldeffekttransistoren die in einer Komplementär-Darlington Anordnung parallel geschaltet. Um Offsetströme zu vermeiden, welche die Funktion des Tonabnehmers beeinträchtigen, setzt Rega in der Aria MK3 MM/MC hochohmige FETs ein. Am „Mäuseklavier“ lassen sich per DIP-Schalter jeweils vier verschiedene Impedanzen von 70 bis 400 Ohm – die möglichen Varianten sind praktischerweise auf der Rückseite vermerkt – zur Anpassung an den Tonabnehmer einstellen. Dies empfinde ich persönlich als etwas wenig Möglichkeiten, ein paar Dips mehr dürften es gerne sein. Aufgrund der recht tiefen Einbauart der Schalterchen ist deren Umstellung ein wenig tricky. Im Umkehrschluss lassen sie sich dafür unbeabsichtigt kaum verstellen. Für die Verstärkung der von Haus aus sehr schwächlichen MC-Signale gibt es praxisgerechte Verstärkungen von 63,5 db beziehungsweise 69,3 dB, das passt.
MM-Eingang
Beim MC-Eingang setzt Rega rauscharme bipolare Transistoren in einer Komplementär-Darlington Schaltung ein. Diese ist mit einzelnen Transistoren komplett diskret aufgebaut. Deren Stromversorgung erfolgt kanalgetrennt und in den einzelnen Stufen zudem entkoppelt. An neuralgischen Punkten werden Nichicon FG Elektrolytkondensatoren verwendet. Im Signalweg wie auch der Entzerrung sind beim Aria MK3 MM/MC Kondensatoren aus Polypropylen im Einsatz. Beim MM-Eingang stehen die selben DIP-Schalter zur Verfügung, in diesem Fall lassen sich über diese vier verschiedene Kapazitäten von 1.000 bis 4.200 pF einstellen.
Netzteil
Die Netzbuchse auf der Rückseite des Phonovorverstärkers weist schon darauf hin, dass das Netzteil integriert und kein olles günstig zugekauftes Steckerteil ist, sondern eine eigene Konstruktion und sauber aufgebaut mit Ringkerntrafo wie auf dem Bild ersichtlich.
Rega Aria MK3 MM/MC – Technische Daten
- Getrennte Phonoeingänge für MM/MC
- Impedanzen MC: 70, 100, 150, 400 Ohm
- Kapazitäten MM: 1000, 2000, 3200, 4200 pF
- Eingangsempfindlichkeit MC: 70 µV (0 dB) / 133 µV (-6 dB)
- Verstärkung MC: 63,5 dB, 69,3 dB
- Eingangsempfindlichkeit MM: 1,7 mV
- Eingangsimpedanz MM: 47 kOhm / 100 pF
- Ausgangsspannung MC/MM: 200mV
- Farbe: Schwarz
- Größe: 21,8*31,5*7,8 cm (b*t*h)
- Gewicht: 3,1 kg
Rega Aria MK3 MM/MC – Klang
Ich schalte den Rega Aria MK3 MM/MC ein und höre: Erstmal gar nichts. Was durchaus positiv ist, da kein Rauschen aus dem Phonoverstärker kommt. Sauber wie auch griffig und mit feinen Schwebungen versehen höre ich dann die Saiten der Gitarre aus den Standlautsprechern vor mir. Das Plektrum, mit denen Ulf Wakenius die Drähte in eher dezente Schwingungen versetzt, kommt mir mit seinem typischen Quietschen zu Ohren. Der Phonoamp bauscht es jedoch nicht unangenehm und über Gebühr auf, und so empfinde ich dieses Geräusch eher als schöne wie natürliche Beigabe einer überzeugenden Aufnahme.
Ebenso wie beim begleitenden Lars Danielsson, es ist eher ein Anspielen als kräftiges Bearbeiten, so wie er mit dem Bass in Arirang umgeht. Er fügt sich dezent in die verschiedenen Kompositionen auf der LP ein und übertönt sie nicht mit ungebührlichen Aufdickungen. Dies passt sehr gut zur Bedeutung von „Lento“, was aus dem Italienischem stammt und unter anderem so viel wie geschmeidig und locker bedeutet. Und den spielerischen Umgang damit hat der Rega einfach drauf.
Zu einem mittlerweile doch ein paar Tage alten Medium wie der LP gehört natürlich auch mal etwas ältere Musik. Oder deren Wiederauferstehung als Remix. So wie halt in den letzten Jahren auch Schallplattenspieler quasi eine solche erfahren haben. Beides manchmal weniger oder, wie auf dieser Scheibe, sehr gut gelungen. So kommt Björn Fjaestad mit dem Album „Uncover“ aus der Dali Edition auf den sich drehenden Plattenteller. Wunderschöne Titel wie „Drive“ von den Cars, „To Love Somebody“ von den Bee Gees und weitere in neuer schwelgerischer Interpretation sind dabei.
Rene Damsbak bläst, oder besser gesagt haucht, seine wunderschön farbig klingende – passt ja auch irgendwie zur der roten LP – Trompete mit leicht gedeckten, wie auch dezenten Klängen. Wer auch mehr haucht als das er singt, das ist der Sänger Björn Fjaestad mit seiner leichten Reibeisenstimme. Respekt für die gefühlvollen Interpretationen der Songs, und nicht nur dafür, sondern auch für die Natürlichkeit, die der Rega Aria MK3 MM/MC mit in sie hineinlegt. Angenehm und glaubwürdig unterlegt der Phonoverstärker diese dazu noch mit einem leichten Schuss an Samt und Seide. Ergänzt wird dieses Geschehen von einem kräftigen, jedoch nicht ungebührlichen Bass. Dazu noch ein feines Glas Rotwein – womit sich der Kreis farblich schließt – und Kerzenlicht, so kann ein entspannender Abend gerne beginnen.
Doch Pusteblume. Rasant weiter geht es mit der „Espana“ Rhapsodie für Orchester, die Anhaltinische Philharmonie Dessau unter der Leitung von Antony Hermus spielt für mich. Tolle mitnehmende Melodien und viel Schwung sind die Merkmale dieser Scheibe. Dies bringt jedoch weder die anwesenden Plattenspieler noch den Rega Aria MK3 MM/MC in Verlegenheit, hier geht einfach nur die Post ab. Lücken in der Abbildung vor mir gibt es keine, die Dreidimensionalität des Orchesters bekomme ich vollumfänglich zu spüren, streckenweise scheint es sogar vor mir zu tänzeln. Und auch wenn es im Verlauf des Klassikers immer komplexer wird, scheint es den Phonoverstärker überhaupt nicht zu interessieren. Stets bleibt er strukturiert und sauber, so als wolle er sagen: Her damit, ist das alles was ihr zu bieten habt?
Rega Aria MK3 MM/MC – Fazit
Der Phono-Vorverstärker Rega Aria MK3 MM/MC bietet getrennt aufgebaute und somit für die jeweilige Aufgabe optimierte Verstärkerzüge für MM und MC an. Er ist äußerst rauscharm und geht mit der Musik spielfreudig und sehr feinfühlig um. Aufbauend auf einem kontrollierten wie auch kräftigen Fundament bringt er angenehm feine Klangfarben mit Samt und Seide ins Spiel.
Im Test
Phono-Vorverstärker Aria MK3 MM/MC
Preis 1.449 Euro
Farbe: Schwarz
Größe: 21,8*31,5*7,8 cm (b*t*h)
Gewicht: 3,1 kg
Vertrieb
TAD-Audiovertrieb GmbH
Rosenheimer Straße 33
83229 Aschau
Tel.: +49 8052 – 9 57 32 73
Mail: hifi@tad-audiovertrieb.de
Web: www.tad-audiovertrieb.de
Mitspieler
Quellen digital – Netzwerkspieler Cambridge Audio 851N, CD-Spieler Cambridge Audio 851C, Musikserver Innuos ZEN MK.III
Quellen analog – Plattenspieler Rega Planar 6 mit MC-Tonabnehmer TAD Excalibur Black, Sonoro Platinum mit Ortofon 2M Red, Phono MM- & MC Verstärker Trigon Vanguard III, Rega Planar 8 mit MC-System TAD Excalibur Platinum
Verstärker – Vollverstärker Rega Aethos, Endverstärker Makroaudio PROxium Power
Lautsprecher – Standlautsprecher LUA Con Espressione, Subwoofer REL R 505, Standlautsprecher quadral SIGNUM 70, Standlautsprecher Cube Audio Nenuphar
Kopfhörer – Offener Kopfhörer Focal Clear, Kopfhörerverstärker Divaldi AMP-02 mit Phono MM- & MC Stufe
Zubehör – Lautsprecherkabel Supra XL Annorum. XLR- und Cinchkabel Fadel Art Pro Link, Stromkabel Supra LoRad 2.5, Netzleiste PS Audio Dectet, Powergrip YG-1 Netzfilter, HiFi-Switch NuPrime Omnia SW-8, LAN-Kabel Supra Cat8 & Wireworld Starlight 8
Bei uns im Test aus dem Hause Rega
- High End Vollverstärker Rega Aethos in der 4.000 Euro Klasse
- HiFi Komplettanlage REGA SYSTEM ONE™
- Plattenspieler Rega Planar 8 mit TAD Excalibur Platinum
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