Von der italienischen Manufaktur Audio Analogue fand zu unserer Freude bereits die ein oder andere Pretiose den Weg zu uns HiFi-IFAs in den Hörraum. Alles begann mit dem kompakten Digital/Analog-Wandler AAdac nebst AAdrive CD-Laufwerk der Einstiegsserie Pure AA. Ihnen zur Seite stand der preislich und im Format passende Vollverstärker PUCCHINI aus der Anniversary-Serie. Das nächste Review mit der neuen Stereo-Endstufe AA100DM rundete die Betrachtung der Pure AA Serie weiter ab. Allen Geräten der italienischen Manufaktur war nicht nur das solide, aber trotzdem ausgesprochen elegante, wie eigenständige Design zu eigen, sondern durch die Bank auch eine ausgesprochene Musikalität.Bei der Planung unseres neuen Tests überlegten wir gemeinsam mit Audio Analogue, welche Elektronik aus dem Portfolio die Reise aus der Toskana ins Schwobaländle antreten sollte. So staunte ich nicht schlecht, als Guiseppe und Stefano Blanda in die Vollen griffen und mir vertrauensvoll die Kombination aus dem Referenz Line-Vorverstärker nebst Stereo-Endstufe PA der ABsolute-Serie sowie die passenden XLR-Kabel AirTech ZERO zukommen ließen. Beide Geräte treten jeweils in der Preisklasse um 20.000 Euro an und ihr erfahrt nun, was ich mit den Ausnahmeverstärkern erlebt habe. So viel sei gespoilert: Ich habe es sehr genossen, mich in die Königsklasse des Hauses entführen zu lassen.
Annäherung
Worauf ich mich physisch einließ, war mir bereits klar, als ich mein Ja-Wort zum Test gab. Die Vorstufe liegt laut Datenblatt bei rund 22 kg, die Endstufe bei stolzen rund 50 kg, geliefert von DHL Express auf einer kleinen Palette, die ich zusammen mit dem freundlichen Fahrer ins Haus trug – was zu meiner Freude erstaunlich gut ging. Deutlich herausfordernder war der Transport des Endstufenpaketes, das mit stabilen Kunststofftragegriffen bestückt war, in den ersten Stock. Für die Entnahme aus dem Karton – und natürlich auch zum Einsetzen – , hat Audio Analogue weiche Stofftragebänder um die Endstufe gelegt, so dass man sie nicht tief unten am Gehäuse greifen muss, sondern oberhalb an den beiden Bändern.
Da der Karton die „Ladekante“ darstellte, mussten wir schon ein Stück hoch und ich war froh, dass wir die Übung zu dritt bewerkstelligten: Zwei hoben und einer zog den Karton darunter weg. Neben dem Gewicht der PA muss man ja, es grüßt die Rückenschule, auch mit der Dimension klarkommen. Das Auspacken der soliden Vorstufe kam mir dann fast entspannt vor. Beiden Paketen lagen anstatt klassischer „Beipackstrippen“ hochwertige Netzkabel AirTech ALFA ihres Schwesterunternehmens bei. Zum einen finde ich das in dieser Preisklasse anständig, zum anderen sieht Audio Analogue die Kabel dank ihrer Qualität als ideale Mitspieler der Elektronik.
Verkabelt war die Vor-/Endstufen Kombi somit schnell. Die Vorstufe bietet zwar Cinch (RCA)- wie auch symmetrische XLR-Ausgänge, die Endstufe akzeptiert aber nur XLR-Verbinder. Somit war die Sache schnell klar und dazu passten auch die von Stefano Blanda fürsorglich beigelegten AirTech ZERO high end Kabel.
Die Vorstufe besitzt zwei Anschlussfelder: Eins für „rechts“, eins für „links“ und folgt damit am Heck sichtbar der Dual-Mono Idee. Die Buchsen sind durchnummeriert beschriftet und gaben so Auskunft über den Ein- wie Ausgang. Oben in der Reihe liegen die Eingänge, darunter die Ausgänge. Die Referenz-Vorstufe beschränkt sich auf Line-Eingänge. Der Betreiber kann also Phono-Vorstufen, Digital-/Analog-Wandler als eigenständige Spezialisten auswählen und vorschalten. Ein Konzept, das für mich in dieser Preisklasse schlüssig ist.
Praktisch war, dass die Italiener auch ein Triggerkabel beigelegen, das ich zwischen Vor- und Endstufe einstöpselte. Die Vorstufe hat je eine Triggerbuchse für Mono-Endstufen, ich benötigte natürlich nur ein Signal für die Stereo-Endstufe. Damit wurden die beiden Spielpartner zu einer funktionalen Einheit. Als würdiger Zuspieler diente mein MERASON DAC1 mk2, den ich mit WSS-Platinum XLR-Kabeln an die Vorstufe anschloss. Die Regallautsprecher Diapason Adamantes V verband ich mit in-akustik LS1205 AIR Lautsprecherkabeln. Damit war in dieser Hinsicht das Wesentliche erledigt.
Der hart trennende Netz-Kippschalter liegt bei beiden Geräten hinten in der Nähe der Netzbuchse. Ins Standby versetzen oder daraus erwachen lässt sich die Vorstufe über den großen Taster an der Front oder über die Standby-Taste an der Fernbedienung. Der Trigger zieht die Endstufe entsprechend mit. Bei der PA sitzt der Standby-Taster, möchte man die Stereo-Endstufe selbstbestimmt schalten, markentypisch zentral auf der Front. Ein beleuchteter, weißer Ring um den rund 15 mm durchmessenden Taster zeugt vom Betriebszustand. Kein Licht: Netzschalter aus, blasses Licht: Standby, intensives weißes Licht: Power on!
Während die Endstufen von Audio Analogue den zentralen Taster besitzen, findet sich bei Geräten mit Quellen- und Lautstärkewahl über das Portfolio der Italiener hinweg die zentrale 90 mm durchmessende, große Scheibe mit Dreh- und Drück-Funktion. Drehen: Lautstärkeregelung, kurzes Drücken: Quellenwahl, langes Drücken: Standby, das von einer roten LED angezeigt wird. Die Lautstärke wird dann am elegant gesteckten Band feiner LEDs rechter Hand angezeigt, was in Stummschaltung (Mute) blinkt. Die gewählte der fünf Quellen erkennt der Hörer an den LEDs links. Schönes Detail: Beim Starten ist die Drehscheibe weiß hinterleuchtet, was erlischt, wenn die Betriebsbereitschaft hergestellt ist und die LEDs leuchten. Die Vorstufe startet immer mit minimalem Pegel, was ich sehr umsichtig finde.
Die beiliegende Fernbedienung ist im Stil der Geräte aus Aluminium gefräst und umfasst mit sieben Tasten die Funktionen Standby, Lautstärke, Quellenwahl, Stummschaltung (Mute) und Setup. Das Setup beeinflusst vier Dinge, die bei der Einstellung über die LEDs angezeigt werden: Helligkeit der LEDs (aus, mittel, hell), Auswahl einer der vier Lautstärkeregelkurven zur Anpassung an Endstufen-/Lautsprecherempfindlichkeit, Balance sowie einer Direct Funktion (umgeht die Lautstärkeregelung) für Eingang 3.
Mir persönlich gefällt die durchgängige Designsprache, die Audio Analogue Geräte eindeutig erkennbar macht. Als Teil der Markenidentität haben die Italiener neben dem Bedienkonzept die senkrechte, mittlere, 8 mm breite, trapezförmige Nut auf der Frontplatte eingeführt. Gleichzeitig wirken großzügig bemessene Fasen stilprägend, die sich von der Idee her bis auf die Steuerscheibe der Vorstufe durchziehen, die wir auch vom AAdac und dem PUCCINI Anniversary kennen. Die Differenzierung der Serien zeigt sich in der Beschriftung der Frontplatten, bei der Funktionen fein gedruckt, der Firmenname und die Modellbezeichnung aber hochwertig ins Aluminium gefräst sind: bei der ABsolute Serie auf der Front und auf der Oberkante der 18 mm dicken Platte.
Ich persönlich finde es ansprechend, wenn sich der Aufwand, den ein Hersteller für den Klang einsetzt, auch in der Fertigung widerspiegelt. Auf die Spitze treibt es die Endstufe PA mit ihren als Langlöcher gefrästen Luftschlitze, die gleichzeitig wie eine Rippung wirken und damit die Wärme abgebende Oberfläche vergrößern. Ein feines Detail ist das, wie auf einer Plakette eingebettete, gefräste „ABsolute“ rechts und links, so dass auch beim Blick von oben klar ist, dass der Hörer es hier mit dem Flaggschiff zu tun hat. Auf den zweiten Blick merkte ich, dass die seitlichen Elemente nicht aus Platten gefügt, sondern aus dem Vollen gefräst sind. Respekt. Das macht schon beim Anschauen Spaß. Erhältlich sind alle Audio Analogue Geräte übrigens in den Gehäuseausführungen Aluminium Natur („Silber“) oder Schwarz satiniert.
Stefano Blanda gab mir als Info mit, dass die Geräte schon hinreichend Spielzeit haben, so dass kein grundsätzliches Einspielen mehr nötig sei, so dass sich das Können des Duos bereits beim Erreichen einer stabilen Betriebstemperatur entfaltet. Ich schaltete also alles wie beschrieben ein und kümmerte mich derweil um die Technik.
Technik – Audio Analogue ABsolute Referenz Line-Vorverstärker
Der äußerlich sichtbare Aufwand setzt sich im Inneren des Gehäuses fort. Audio Analogue setzt bei der Referenz Line-Vorstufe auf eine induktive Stromversorgung um auf diese Weise das Netzrauschen zu minimieren. Zudem kommen zwei Transformatoren mit je ca. 50 Watt, elektrostatischer und magnetischer Abschirmung sowie einer Harzbeschichtung zum Einsatz. Ein wesentlicher Entwicklungsansatz der italienischen Manufaktur ist der Verzicht auf eine globale Rückkopplung zwischen Eingang und Ausgang. Dort setzt Audio Analogue sogenannte Differentialkreise, oder auch Differenzverstärkung, ein, welche die Differenz zwischen zwei Eingangsspannungen verstärkt. Ziel ist dabei die Unterdrückung unerwünschten Rauschens oder Störungen bei gleichzeitiger Verstärkung des gewünschten Signals.
Einschließlich des Netzteils ist die Vorstufe in Dual-Mono aufgebaut, wobei jede Stufe auf einer separaten Platine realisiert ist. Zur Reduzierung von Störungen sind die Vorverstärkerplatinen auch mechanisch vom Netzteil getrennt und somit abgeschirmt. Anstatt auf Halbleiterregler zu setzen, bildet Audio Analogue die Lautstärkeregelung in Relais ab, was auch beim Regeln durch ein Klackern hörbar ist. Die Relaisschaltung soll in Verbindung mit qualitativ hochwertigen Widerständen eine deutliche Verbesserung in Bezug auf Verzerrungen bieten. Durch die Verwendung von Relais bei der Wahl des aktiven Eingangs werden ungenutzte Eingänge konsequent getrennt und Nichtlinearitäten minimiert. Die drei Stereo RCA sowie die zwei Stereo XLR Eingänge und die zwei Stereo RCA sowie die zwei Stereo XLR Ausgänge werden von einem Microcontroller gesteuert.
Als Verstärkungsstufe kommt die von AirTech entwickelte SeGeSTA-Konfiguration (Single Gain Stage Transconductance Amplifier) zum Einsatz. Um thermisch bedingte Verzerrungen des Signals zu vermeiden verwenden die Entwickler überdimensionierte Militärwiderstände, die traditionell montiert werden. Die Kondensatoren haben eine „audiograde“ Spezifikation. Die interne Verkabelung und das beiliegende Netzkabel sind hauseigen und stammen von AirTech.
Apropos AirTech. Zum besseren Verständnis ein kleiner Exkurs in die Unternehmensstruktur. Audio Analogue und AirTech sind beides Marken der AF Group. AirTech wurde 2013 von Claudio Bertini, einem Mitbegründer von Audio Analogue, gegründet. Claudio Bertini hat, neben Giuseppe Blanda, wesentlichen Anteil am Klang von Audio Analogue und ist bei der Anniversary- und ABsolute-Serie mit AirTech als Entwicklungspartner und Signatur für höchstwertige Geräte sichtbar ausgewiesen. Eigene Produkte sind die handgefertigten Kabel und die neuen Hybridlautsprecher.
Technische Daten – Audio Analogue ABsolute Referenz Line-Vorverstärker
- Anzahl der Kanäle: 2
- Eingangsimpedanz: 47 kΩ
- Eingänge
Unsymmetrische Eingänge: 3x Stereo (RCA)
Symmetrische Eingänge: 2x Stereo (XLR) - Ausgänge
Unsymmetrische Ausgänge: 2x Stereo (RCA)
Symmetrische Ausgänge: 2x Stereo (XLR) - Verstärkung
Verstärkung unsymmetrischer Ausgang: 5,58 dB
Verstärkung symmetrischer Ausgang: 11,62 dB - Frequenzgang bei 0dB Dämpfung, Band -0,5dB: 200 kHz
- Rauschen
Rauschen symmetrische Ausgänge im Band 20Hz – 80kHz: 20.4µV
Rauschen symmetrische Ausgänge A-gewichtet: 7.7µV - Signal-Rausch-Verhältnis (SRV)
bei 0dB Dämpfung, A-gewichtet, bezogen auf 1Vrms: 93,8dB (20Hz – 80kHz)
bei 0dB Dämpfung, A-gewichtet, bezogen auf 1Vrms: 98,3dB (20Hz – 22kHz)
bei 0dB Dämpfung, A-gewichtet, bezogen auf 1Vrms: 102.3dB(gewogen A) - Stromverbrauch im Standby Modus: 0,7 Watt bei 230 Volt
- Zwei Trigger-Ausgänge
- Maße und Gewichte
Größe: 140 * 480 * 385 mm ( H * B * T )
Gewicht: 22 kg - Gehäuseausführungen: Aluminium Natur und Schwarz satiniert
Technik – Audio Analogue ABsolute PA Stereo-Endstufe
Da Audio Analogue nach durchgängigen Konstruktionsprinzipien handelt, liest sich die technische Beschreibung der ABSOLUTE Endstufe gegenüber der Vorstufe sehr ähnlich. Auch die Endstufe ist einschließlich des Netzteils konsequent dual-mono aufgebaut. Gleichsam arbeiten die Schaltkreise ohne globale / über-alles Rückkopplung. Dabei deuten die ausschließlich symmetrischen Eingänge am Gehäuse sichtbar bereits an, dass die Elektronik im Inneren ebenso durchgängig symmetrisch aufgebaut ist.
Die ABsolute PA liefert an 8 Ohm Last bis zu 50 Watt in reinem Class A. Sinkt die Last auf 4 Ohm stehen bis zu 100 Watt in Class AB bereit, davon dann 25W in reinem Class A. Abgegeben wird die Leistung an ein Stereo-Paar, also vier Lautsprecherklemmen, die über griffige Kunststoffflügelmuttern schraubbar sind. Darin befindet sich auch eine Mittenbohrung zum Einstecken von Bananensteckern, wie ich sie verwende.
Die SeGeSTA Konfiguration (Single Gain Stage Transconductance Amplifier) von AirTech, die bereits in der Anniversary Serie (Test: PUCCINI Anniversary) eingesetzt wurde, wurde für den ABsolute PA noch einmal weiterentwickelt. Die Struktur ist bewusst asymmetrisch und arbeitet im Stromfluss ohne globales Feedback.
Auch in der PA sind in großer Anzahl überdimensionierte Widerstände nach Militärstandards zur Minimierung thermischer Verzerrungen verbaut. Die interne Verkabelung erfolgt mit reinen 7N OCC-Kupferleitern sowie vergoldeten Kupferausgangsstecker. Die Kondensatoren besitzen Audioqualität, für Ordnung sorgt ein Mikrocontroller-Management.
Die Produkte von Audio Analogue dürfen übrigens zu Recht das Prädikat „Made in Italy“ tragen, da sie in Italien entworfen und handgefertigt werden. Die Manufaktur legt Wert auf In-house Fertigung und eine sorgfältige Auswahl lokaler Lieferanten. Ziel ist es dabei, eine gleichbleibende, hohe Qualität zu gewährleisten. Die Endmontage sowie alle Tests finden im Hauptsitz statt. Dort erfolgt auch der Support für Produkte mit Garantie sowie Reparaturen sehr alter Produkte. Diese Vorgehensweise ermöglicht es der Entwicklung direkt mögliche Schwachstellen eines Geräts zu erkennen und auf diese Weise die aktuelle Produktion sowie zukünftige Modelle entsprechend zu beeinflussen. An dieser Stelle ein sinnvoller Verzicht auf die Zero-Feedback Philosophie 😉
Technische Daten – Audio Analogue ABsolute PA Stereo-Endstufe
- Anzahl der Kanäle: 2
- Symmetrische Eingänge: 1 Stereo
- Leistung
bei Last 8Ω: 50W Class A
bei Last 4Ω: 100W in Class AB davon 25W in reinem Class A
bei Last 2Ω: 200W in Class AB davon 12,5W in reinem Class A - Eingangsimpedanz: 47 kΩ
- Empfindlichkeit, Nennleistung bei 8Ω: Class A, 50W – 0,5 VRMS
- Frequenzgang, Dämpfung 0dB, im Band -3dB: 1Hz – 200KHz
- Ausgangswiderstand, Nennleistung bei 2Ω und 1kHz: 0.09Ω (Class A)
- Rauschpegel, Gewicht A, am Eingang gemessen: < 9 µV
- Dämpfungskoeffizient Nennleistung bei 8Ω und 1kHz: 89 (Class A)
- Signal-Rausch-Verhältnis (SRV) Dämpfung 0dB/Nennleistung 8Ω/Gewicht A >93dB (Class A)
- Verzerrung
Verzerrung @10W, 1KHz: < 0.008% (Class A)
Verzerrung @50W, 1KHz: < 0.02% (Class A) - Stromverbrauch im Standby Modus bei 230 Volt: <1W
- Trigger Eingang
- Maße und Gewicht
Größe: 270 * 483 * 445 mm ( H * B * T )
Gewicht: 50kg - Gehäuseausführungen: Aluminium Natur und Schwarz satiniert
Klang
Ganz zu Beginn ein Geständnis: Meiner Meinung nach zählt die Vor-/Endstufen-Kombination von Audio Analogue in meinem Hörraum bereits a priori zu den Ausnahme-Geräten, die man im HiFi-Handel erwerben kann. Natürlich geht es immer noch teurer und sicherlich immer noch aufwändiger, aber mit einem Preis von über 40.000 Euro ist das ABsolute Duo für mich persönlich etwas Besonderes. Daher stellte sich mir mit einer gewissen Ehrfurcht die Frage, ob meine Diapason Adamantes V, die ich wirklich sehr mag und ausgesprochen gerne höre, in der Lage sein würden, eben dieses Besondere abbilden zu können oder ob sie sich als limitierender Faktor herausstellen würden. Stefano Blanda, der mein Setup aus früheren Tests kannte, schickte mir die edle Kombi jedenfalls ohne mit der Wimper zu zucken zu, was mir Zuversicht gab.
Was ab den ersten Takten passierte, möchte ich mit einem Vergleich beschreiben, den der Stereo Guide Stefan Schickedanz, mit dem ich darüber sprach, als Autofan gut nachvollziehen konnte. Der Effekt war in etwa so, also als würde Walter Röhrl in meinem 996, den ich eigentlich recht gut kenne und mit großer Freude fahre, Platz nehmen und zu mir sagen: Rutsch mal rüber, ich zeige Dir jetzt mal wie das geht. In dieser Parabel ist, ihr habt es bemerkt, Walter Röhrl der ABsolute (das passt ja), der 996 die Adamantes V und ich alles andere, was zuvor daran gespielt hat. Der Punkt ist, dass die Vor-/Endstufen-Kombi noch einmal so viel aus den Lautsprechern herausgeholt hat, wie ich es vorher nicht für möglich hielt. Ich möchte fast sagen, ich dachte, andere Lautsprecher zu hören. Also so, als wenn Walter Röhrl meinen 996 pilotieren würde. Doch nun zurück zum HiFi.
Was brachte mich so schnell zu dieser grundsätzlichen Erkenntnis? Wieder etwas Außergewöhnliches. Es waren nicht die audiophilen Aufnahmen, die mich an die Nadel brachten; das Suchtpotenzial lösten eher ältere Aufnahmen, auch aus dem Bereich der Elektronik, aus. Bei Instagram stolperte ich eher zufällig, wie es bei Insta so ist, über einen Beitrag von Dr. Pop. Kennt ihr den „Amen Break“? Nein? Ich bis dahin auch nicht. Danke für das Wissensgeschenk Markus Henrik. Der „Amen Break“ ist das am meisten genutzte Drum Sample in der Musikgeschichte und ist in weit über 6.000 Titeln nachweisbar, wenn auch mehr oder weniger entfremdet. Das Sample stammt aus dem 1969er Single-B-Seiten Titel „Amen, Brother“ von „The Winstons“. Der Drummer Gregory C. Coleman hatte als Schöpfer finanziell absolut nichts davon, daher hier meine kleine Verneigung von seiner Kreation und dem Stück Musikgeschichte, das er, ohne dass es ihm je bewusst wurde, schuf.
Nachdem ich den Titel bei der Recherche auf meinem Mobiltelefon hörte, sollte „Amen, Brother“ nun der erste Song sein, den ich mit der ABsolute Vor- und Endstufe spiele. Meine Herren, legen die The Winstons aus dem Stand los, so dass es mich direkt mitnimmt. Alles, was ich von dem Song vorher hörte, bekommt nun eine greifbare Substanz, wie zum Leben erweckt. Ich mache lauter und höre den Song nochmal. Der Kontrabass ist arg brummelig und nah aufgenommen, bleibt aber durch die Zügel, die ihm die ABsolute Kombi anlegt, noch griffig. Die Spielfreude, das Engagement der Musiker ist förmlich greifbar, aber gleichzeitig gut vor mir im Raum verteilt. Die Aufnahme ist sauber gemacht und mit der Vor-/Endkombi aus Italien gelingt die Verneigung vor dem Stück Musikgeschichte prächtig, die nach 1:26 Sekunden ihren Höhepunkt im Drumsolo, dem „Aman Break“ von Mr. Coleman findet.
Bei der Beschäftigung mit den Samples bin ich auf andere Musik vorangegangener Jahrzehnte gestoßen, wie zum Beispiel „Weapon Of Choice“ von Fatboy Slim. Im außergewöhnlichen Video zu dem Song wirkt der legendäre Schauspieler Christopher Walken mit, Regie führte Spike Jonze. Viele fragen sich jetzt vielleicht: Kaufe ich mir diese Pretiosen um Elektro-Pop zu hören? Wahrscheinlich nicht. Aber auch hier gilt die Handwerker-Regel: „Haben ist besser als brauchen“. Warum? Weil ich so auch diese Musik neu erlebe. Der gesampelten Musik ist es nunmal zu eigen, aus Fragmenten zu bestehen, die die ABSolute Kombi trennscharf präsentiert und die einzeln besser nachvollziehbar werden. Das feine, scharfe Geräusch in der Mitte, die Stimmen rechts und links, zu der sich die dritte in der Mitte gesellt. Die Rhythmussektion ist sauber abgetrennt. Verfremdungen werden plastischer und fast maskenhaft herausgestellt. Nichts verschmilzt, verschleift oder wird zu Soundbrei; alles bleibt sonnenklar erkennbar.
Nochmal Elektro. Ich bemühe die Chemical Brothers mit „Free Yourself“. Wer das Video kennt weiß, welche Bilder nun im Kopf entstehen. Die Frauen-Robotorstimme hat etwas gruselig eindringliches, wie sie monoton und transparent auf einem Soundteppich vor mir steht. Nicht überfokussiert, sondern glaubwürdig. Zwei Dinge passieren in diesem Titel, die ich faszinierend finde. Wenn der Titel mit den Beats steil durchstartet, erzeugt er einen Sound, der tatsächlich körperlich spürbar wird und zwar nicht durch brutale Gewalt, sondern durch eine absolute Fokussierung der Impulse. Gleiche Energie, aber auf den Punkt gebracht. Wirksam beim Ein- und Ausschwingen. Das hätte ich an den Zwei-Wege Regallautsprechern so nicht für möglich gehalten. Beim zweiten Mal hören mache ich lauter. Kein Problem, weil alles sauber und kontrolliert ist. Disco Deluxe.
Das zweite Sache ist die Fähigkeit, den Raum nicht nur aufzuspannen und sauber unter den Akteuren, wie hier zum Beispiel eine zweite Stimme rechts, und Effekten aufzuteilen, sondern auch von den Lautsprechern wie ein Abziehbild zu lösen. Die Speaker treten tatsächlich in den Hintergrund. Beides wird sich in jeder Musikrichtung bemerkbar machen. Sagenhaft nachzuvollziehen ist das auch bei Massive Attacks „Teardrop“, bei dem es die ABsolute Kombi bei aller Energie in den Sounds schafft, die fast schon fragile, charismatische Stimme von Elisabeth Frazer freizustellen. Großartig auch „Initial Creeps“, das mit feinen Hi Hats und Tamburins bei allen fetten Beats das den harten Anschlag und das feine Ausklingen der Drum offenbart. So wühle ich mich wie ein Süchtiger durch meine Lieblingssongs, um ihnen neue Facetten zu entlocken.
Vom Soundpanorama ein harter Wechsel auf Asaf Avidan & Mojos und dessen „Reckoning Song“ vom Album The Reckoning. Hier hört man den Song nur mit dem Sänger und akustischen Gitarren. Viele kennen den „One Day / Reckoning Song“ vom Radio-Edit des Wankelmut Remixes, der die Intimität des Originals als Preis der Tanzbarkeit praktisch vollständig auslöscht. Die Falsett-Stimme des Israelis läuft Gefahr fast etwas Karikaturhaftes zu bekommen. Die ABsolte-Kombi stellt sie aber so realistisch in den Raum, dass das Gefühl entsteht, einer realen Persönlichkeit im eigenen Hörzimmer zu begegnen. Ebenso real erscheint die Gitarre, die er mitgebracht hat. Fein und knackscharf gezeichnet. Das Picking, ein feines Quietschen hier, ein feines Zupfen da. Die Saiten schwingen nachvollziehbar aus. Klasse ist auch, dem facettenreichen Gesang Asaf Avidians zu lauschen, der auf der einen Seite nachdenklich narrativ und auf der anderen Seite fast kreischend daherkommt. Der Sound des Korpus der Gitarre ist hier komplett ausgeblendet, um sich dem hohen Gesang des Künstlers anzugleichen.
Anders ist es bei David Roth und seinem „Don Quixote“. Das höre ich ja auch nicht das erste Mal, aber die ABsolute Kombi macht es mir unglaublich leicht, die Finessen heraus zu hören. Wie beim „Reckoning Song“ hat der Titel eine vergleichbare Zusammensetzung: Stimme und Gitarre – aber komplett anders inszeniert. Die Gitarren haben Volumen und die Stimme von David Roth klingt dagegen fast schon sonor und materialisieren sich sauber umrissen vor mir.
Spannender noch sind aber die weiblichen Stimmen, die ihn gesanglich begleiten. Die eine links, die andere rechts, dabei sind sie tonal echt nahe bei einander. Je mehr eine HiFi-Kette das verwischt, umso weniger sind sie zu unterscheiden. Die ABsolute-Kombi macht das echt locker, so dass sich das Trio fast spielerisch offenbart.
Einen Abstecher in ältere Aufnahmen möchte ich noch mit dem von mir gern verwendeten „Don’t Fear The Reaper“ von Blue Oyster Cult machen. Sound ist wunderbar. Gleichzeitig fein, aber auch kernig. Ich meine zu merken, dass die ABsoluten bei allem musikalischen Chaos mit Verzerrungen und Kreischen nichts dazu dichten, sondern nur das zulassen, was wirklich auf dem Tonträger ist. Nicht mehr und nicht weniger. Sie setzen also nichts obendrauf, was den Genuss kritischer Aufnahmen gefährdet. Besonders mag ich den E-Bass, der den Rhythmus auf den Punkt vorgibt. Für mich auch eine Steigerung all dessen, was ich bis jetzt gehört habe. Letztendlich ist die Musik eine komplexe Gemengelage, die das italienische Duo mit großer Gelassenheit durchsortiert, aufbereitet und an die Lautsprecher weiterschiebt. Gerne lege ich, wie so häufig, „Astronomy“ nach.
Die Lautsprecher scheinen die ABsolute bei „Absolute Benson“ absolut auszublenden – was ein Absolutismus. Eigentlich manifestiert sich hier im Soul von George Benson genau das, was sich schon ganz zu Beginn bei der elektronischen Musik abgezeichnet hat. Die E-Orgel baut weich und leicht verzerrt die Stimmung auf, ganz klar und präzise spielt das Schlagzeug und die Stimme von George Benson grätscht chefmäßig zentral rein, ohne aber aufdringlich zu werden. Der Bass und die Bass-Drum haben Punch und fokussierte Energie, wie ich sie vorher bei elektronischen Effekten erlebt habe. Herrlich. Sagenhaft der Sound der Gitarre. Ich wieder hole mich, die Präsenz ist unglaublich: Die Vorstellung, eine komplette Band steht direkt vor mir. Nicht durch pure Lautstärke, nein, sondern durch eine ausgewogene Leibhaftigkeit, die aber in ihrer unverfälschten, korrekten Art locker höhere Lautstärken zulässt, ohne das Ohr auch nur im Geringsten zu überfordern. Schwungvoll, nein mitreißend, geht es bei „El Barrio“ zu. Das ist wie ein Sog, den man sich einfach hingeben möchte. Und was ich jetzt auch tun werde. Denn wenn ich die Augen schließe, wird sich die Musik komplett von der Technik lösen, die sie reproduziert. Das ist was Feines.
Fazit
Die Vor-/Endstufen Kombination aus der ABsolute-Serie von Audio Analogue gehört für mich zu den Ausnahmeerscheinungen im high end HiFi und betritt durch die massive Bauart gepaart mit sorgfältiger Fertigung und eigenständigem, elegantem Design die Brücke hin zum Luxus. Mit einem Preis für das Duo von rund 43.000 Euro darf ich wohl von einer Traum-Kombination sprechen, die natürlich auch Erwartungen weckt.
Der Referenz Line-Vorverstärker ist bewusst schlicht ausgestattet und hervorragend auf die Stereo-Endstufe PA abgestimmt, so dass sich eine wunderbare Symbiose ergibt. Ich komme deshalb folgerichtig nicht umher, die beiden im Test als Einheit zu betrachten, obwohl sie auch als Individualisten bestens funktionieren und sich als solche gleichermaßen empfehlen. Die Endstufe hat die angeschlossenen Lautsprecher unfassbar gut im Griff und holt das Beste aus Ihnen heraus. Die PA wirkt kräftig sowie in allen Frequenzbereich ausgesprochen impulsiv und gleichzeitig enorm präzise. Dabei entsteht nicht nur eine Natürlichkeit sondern auch eine räumliche Staffelung bei der es die Vor-/End-Kombination zudem versteht, das Geschehen komplett von den Lautsprechern abzulösen. Ein beeindruckender Effekt. All das steht im Dienste der Musikalität, der schöpferischen Idee und der künstlerischen Ausführung, die so vom Tonträger an die Lautsprecher transportiert wird.
Allen, für die es ein Traum bleiben wird, sei angeraten, sich trotzdem einmal unverbindlich daran zu erfreuen. Solventen Interessenten, für die der Traum in greifbarer Nähe liegt, sei angeraten, vor dem Probehören noch einmal die Liquidität zu checken, denn bei der Audio Analogue ABsolute Vor-/Endstufenkombination ist die Gefahr groß, sich Hals über Kopf in die beiden Preziosen zu verlieben und nicht mehr loslassen zu wollen.
Im Test
Kompromissloser Vorverstärker mit fünf Line Eingängen
Audio Analogue ABsolute Referenz Line-Vorverstärker
Preis: 21.000 Euro
Größe: 140 * 480 * 385 mm ( H * B * T )
Gewicht: 22 kg
Gehäuseausführungen: Aluminium Natur und Schwarz satiniert
Ebenso kompromisslose High End Class A Stereoendstufe ohne Über-Alles-Gegenkopplung
Audio Analogue ABsolute PA
Preis: 22.500 Euro
Leistung je Kanal 8Ω / 4Ω : 50W reines Class A / 100W Class AB (25 Watt Class A)
Größe: 270 * 483 * 445 mm ( H * B * T )
Gewicht: 50kg
Gehäuseausführungen: Aluminium Natur und Schwarz satiniert
Hersteller
Audio Analogue | AF Group SRL
Via Cesare Battisti 126G
51015 Monsummano Terme
Tel.: +39 (0) 572 – 030964
Mail: info@afgroupsrl.com
Web: www.audioanalogue.com
Mitspieler im Test
Digitale Quellen – LUMIN U1 mini mit SBooster Netzteil, Merason DAC1 Mk II, Musikserver Innuos ZENith Mk3, Ear Men TRADUTTO DAC, NuPrime Stream 9, NuPrime CDT-9 mit LPS-212, NuPrime DAC-9X
Plattenspieler / Phonovorstufe – Rega P8 mit Excalibur Platinum, Vertere Techno Mat, SPL Phonos
Verstärker – SPL Phonitor x mit DAC768 Kopfhörerverstärker/DAC, SPL Director Mk2.2 Vorverstärker/DAC, SPL Performer s1200 Stereo-Endstufe, Makroaudio LittleBIG Power Mono-Endstufe, Ear Men CH-AMP KHV, aune FLAMINGO BT KHV/DAC
Lautsprecher – Dutch&Dutch 8c, Diapason Adamantes V, Elipson Planet L Gold Edition, Velodyne DD-12+
Kopfhörer – ULTRASONE Edition 15, DENON AH-D7100
Signalkabel – WSS Platin-Line KS-20 XLR, WSS Premium-Line KS-200 XLR, Boaacoustic Evolution BLACK.rca, Sommer Cable Epilogue XLR, FastAudio Black Science mk III XLR
Lautsprecherkabel – in-akustik LS-1205 AIR, in-akustik LS-404 micro AIR, Boaacoustic Mercury
Digitalkabel – Boaacoustic USB-Kabel Silver Digital Xeno, Supra Cables USB 2.0 Excalibur, Supra Cables DAC-XLR AES/EBU, Supra Cables Excalibur DAC-XLR AES/EBU
Netzwerkkabel – Wireworld Starlight 8, Boaacoustic SIGNAL.lanCat.6A, Supra Cables CAT8+
Netzkabel – Netzkabel Supra Cables LoRad 2.5, bfly bPower
Zubehör – Netzleiste Supra Cables LoRad MD07 DC 16 EU SP MKIII, SBooster BOTW P&P Netzteil, NuPrime AC-4 Power Conditioner, NuPrime Omnia SW-8 HiFi Netzwerk-Switch, Innuos PHOENIX USB-Reclocker, MUTEC MC3+ USB, Ideon Audio 3R USB Renaissance mk2 Black Star
Fotos: F. Visarius