Durch eine glückliche Fügung wurde uns im Jahr 2018 Daniel Frauchiger vorgestellt, der mit seiner Firma niedal audio lab damals noch unter dem Markennamen PURSON einen Digital/Analog-Wandler erdacht und für Musikliebhaber auf den Markt gebracht hatte. Wir HiFi-IFAs packten die Gelegenheit beim Schopfe und nahmen als erstes Magazin den herrlich musikalischen High End Wandler DAC1 – so sein eingängiger Name – unter die Lupe – und schlossen ihn dabei gleich in unser großes Herz. Schön war dann zu beobachten, dass wir mit unserer Einschätzung nicht alleine blieben.
Zur flächendeckenden Markteinführung 2019 änderte niedal den Markennamen zu MERASON, und 2022 folgte eine Überarbeitung des Gehäuses mit einem Facelift. Anfang 2023 legte der ambitionierte Schweizer nun auch technisch nach und präsentierte den MERASON DAC1 Mk II in nahezu unverändertem Gewand, aber mit technisch sorgfältiger Überarbeitung für die sich Daniel anderthalb Jahre Zeit nahm. Die Anpassung des Preises auf rund 8.000 Euro fiel gegenüber den rund 5.000 Euro des Vorgängers deutlich aus. Um so mehr sind wir nun gespannt auf die Eindrücke vom jüngsten Werk der High-End-Manufaktur aus dem Berner Land in unserem Hörraum und nehmen den Mark Two für euch unter die High-End-Lupe.
Annäherung
Der MERASON DAC1 Mk II erreichte mich als Testpaket von CM-Audio, die für Deutschland und Österreich den Vertrieb inne haben und ihn auch in Ihrem HiFi-Studio in Neuss sowie im Versand verkaufen. Für den Höreindruck zu Hause bieten die Rheinländer auch für Kaufinteressenten eben solche Testpakete über ihre Webseite an. So darf ich mich wie ein Kunde fühlen, der den sorgfältig verpackten DAC1 Mk II der Transportbox entnimmt, in Erstkontakt tritt und das Gerät in silberfarbener Ausführung aufstellt. In meinem HiFi-Rack wartet bereits der facegeliftete MERASON DAC1 erster Generation – ebenfalls in silber. Wie erwartet gleichen sich die beiden wie Zwillinge, denn letztes Jahr hatte MERASON, wie ich bereits erwähnte, ein neues Gehäuse für den DAC1 erster Generation eingeführt, das deutlich stabiler ausfällt als das der Ursprungsversion, die wir 2018 im Test hatten. In diesem Zuge ersetzte MERASON die Lüftungsgitter durch Lüftungslöcher im steiferen Blech. Zudem sind die Frontplatten, die in der Erstauflage in extravagantem weißem und schwarzem Plexiglas ausgeführt waren, aktuell in klassisch schickem, gebürstetem Aluminium in den Farben silber, schwarz und cidre erhältlich. Die Farbe der Front setzt sich auch auf dem Gehäuse fort.
Auf der High End 2023 in München fragte ich Daniel, warum er am Design der Hülle des Nachfolgemodells – wie viele Mitbewerber es tun – nichts geändert habe. Man erkenne doch den Unterschied kaum. Seine Antwort: „Wieso? Die Knöpfe sind doch jetzt silber und aus massivem Aluminium, nicht mehr aus Plexiglas.“ Ach so. Das erinnert ein wenig an die unaufgeregte Faceliftstrategie, die Uhrenfans einer gewissen Schweizer Uhrenmarke zu schätzen wissen 😉 Ein Nachfolgemodell mit einem Mehrpreis von rund 50 % am Markt nur mit zwei silbernen Knöpfen sichtbar machen, das können wohl nur die Schweizer mit ihrem speziellen Understatement. Wer Daniel Frauchiger kennt, ist aber nicht verwundert. In seiner pragmatischen Art möchte er den Musikliebhaber mit der Kernkompetenz eines HiFi-Gerätes überzeugen: dem Klang und nicht mit irgendwelchem Chichi. Ganz ohne Eitelkeiten. Und eine saubere Verarbeitung ist auch bei aller Sachlichkeit wie schon beim Vorgänger Ehrensache.
Der interessierte MERASON-Fan mag sich nun fragen: Was passiert eigentlich mit der rund sechseinhalb tausend Euro große Lücke zwischen dem Einstiegsmodell Frérot, der mit dem Netzteil pow1 aufgewertet werden kann, und dem Spitzenmodell DAC1 Mk II ? Im Gespräch verriet mir Daniel, dass er noch einen weiteren Pfeil im Köcher habe. Codename: Reuss. Dieser Digital/Analog-Wandler wird wahrscheinlich noch heuer die Lücke mittig schließen.
Hier geht es aber erst einmal um den DAC1 Mk II. Im Hörraum stelle ich die beiden Schweizer DACse übereinander und stöpsel die Kabel um. Das geht einfach von der Hand, da das Anschlussfeld praktisch identisch ist. Ich schließe – man möchte ja die Auswahl haben – per Cinch den NuPrime Stream9 über den MUTEC MC3+ USB Reclocker und MUTEC-Kabel sowie per USB den LUMIN U1 mini über den innuos PhoenixUSB Reclocker über Boaacoustic Silver Digital Xeno USB-Kabel digital an. Die Quelle ist für beide Player das Internet oder der innuos ZENith mk3 Musikserver. Da vom untenstehenden Vorgänger bereits alle Kabel, inklusive der Strom und analogem XLR-Kabel zum Vorverstärker am Gerät lagen, war der DAC1 Mk II zu meiner Freude ungefähr fünf Minuten nach Öffnen der Kunststoffbox des Testpaketes spielbereit. Mit dem Drücken des zylindrischen, hart trennenden Netzschalters – das ist praktisch, weil man zum Stromsparen nicht extra hinter das Gerät greifen muss -, geht es los.
Technik
Der MERASON DAC1 Mk II verfügt weiterhin über einen USB-B, einen coaxialen Cinch-, einen optischen TOSLINK- sowie einen AES/EBU-Digitaleingang, die über einen Taster (SELECT) an der Front durchgeschaltet werden. Sechs grüne LEDs auf der Front zeigen den Status an: vier im Wechsel den gewählten Eingang, eine ein aktives, angeschlossenes Gerät (LINK) und eine weitere einen aktiven USB-Anschluss (SENSE).
Der USB-Eingang basiert auf der Technologie von Amanero, zwei präzise Oszillatoren sollen in diesem Aufbau ein Musiksignal jitterarm in Empfang nehmen und weitergeben. Unterstützt wird dies durch kapazitiv arbeitende Isolatorbausteine, die für eine galvanische Trennung sorgen. An den übrigen Eingängen erfolgt die galvanische Trennung der eintreffenden Signale und die Unterdrückung des Jitters mittels Transformatoren. Ziel davon ist es, äußere Störungen vom empfindlichen Signal fern zu halten.
Die Digital-Analog-Wandlung des Signals erfolgt wie auch beim Vorgänger mittels zweier Wandlerbausteine 1794A von Burr Brown mit je zwei DAC-Kanälen. Der Einsatz eines eigenen Chips je Kanal erhöht den Dynamikumfang um 5 dB. Der 1794A ist ein bewährter Wandler-Chip, der schon länger am Markt ist. Er ist spezialisiert auf PCM und wandelt dies bis 192kHz und 24bit. Zum Vergleich: Moderne Chips unterstützen PCM bis 384kHz und 32bit und bieten zudem die Wandlung von DSD sowie MQA. Darauf muss der Besitzer des MERASON verzichten. Warum? Weil der 1794A, das ist Daniel Frauchigers Überzeugung, schlichtweg wunderbar klingt und die digitale Wiedergabe für die allermeisten Musikfans eben in genau der Bandbreite bis 192kHz/24bit stattfindet. Das weitverbreitete CD-Format liegt bekanntermaßen bei 44,1kHz und 16bit und viele professionelle Geräte verarbeiten beispielsweise digitale Signale intern mit 96kHz. Die Frage nach der technischen Notwendigkeit bestimmter Formate muss sich also jeder Interessent selbst beantworten und ist das Eine, das Andere ist der daraus resultierende Klang, der nicht in Kilohertz und Bit gemessen werden kann.
In jedem D/A-Wandler ist – ebenso wie die Konvertierung selbst – nach den Chips die sorgfältige Aufbereitung des analogen Ausgangssignals elementar wichtig. Im DAC1 Mk II wird das resultierende analoge Stromsignal aufwendig in einem diskreten Aufbau in ein Spannungssignal überführt. Bei dessen Pufferung kommt Class-A-Technik zum Einsatz, bevor es zum Geräte-Ausgang geleitet wird. Der Aufbau ist vollsymmetrisch ausgeführt, so dass im Falle eines Stereo-Signals vier unabhängige Kanäle (rechts und links je normal und invertiert) von den beiden Wandlerbausteinen bis zum Ausgang geführt werden.
Dabei hat jede Funktionseinheit ihre eigene Stromspeisung, von denen es insgesamt zwölf gibt. Im Fokus stehen die beiden Ausgangskanäle, die durch jeweils eine separate lineare Speisung mit überdimensioniertem Trafo versorgt werden. Bei der Entwicklung des Mk II setzte Daniel Frauchiger nicht nur auf die elektrotechnische Theorie, sondern auch auf ausgiebige und intensive Sessions mit erfahrenen Hörern. Dabei wurden allen Bauteile und Schaltungsvarianten sowie verschiedenen Layouts bezüglich ihres Einflusses auf den Klang auf den Zahn gefühlt. Stellvertretend zu nennen sind Kondensatoren, Spannungsregler, Wandlerbauteile, Transistoren, Widerstände, Signalverarbeitung, I/V-Wandler und Ausgangsstufe.
Bei der Herstellung seiner Pretiose setzt Daniel auf „Made in Switzerland“. Das Gehäuse, die Frontplatte und Bedienknöpfe sowie die Bedruckung, Bauteilbestückung, Montage, Inbetriebnahme und Kontrolle erfolgen ausschließlich in der Schweiz.

Soweit die Theorie, die auch beim Hersteller auf der Homepage nachzulesen ist. Daniel verriet mir im Gespräch noch seine Motivation, den Mk II zu entwickeln und ich bekam die naheliegende Antwort, er wolle den DAC1, in dem viel Herzblut steckt, schlicht und einfach noch besser machen. Das Projekt nahm rund eineinhalb Jahre Zeit in Anspruch.
Die wesentlichen Modifikationen des Mk II fasst Daniel noch einmal wie folgt zusammen. Modifiziert sind der deutlich aufwendigere und kostenintensivere Hauptprint mit sechs statt zwei Lagen, ein gründlich überarbeitetes Layout und vor allem das Routing wurde geändert um Signalwege zu minimieren. Im Mk II werden zudem vermehrt SMD-Bauteile verwendet, weil diese nach der Erfahrung im Hause MERASON in dieser Konstellation für einen besseren Klang sorgen. Mit dem neuen Layout geht die Verwendung Polystyrol-Kondensatoren für das Tiefpassfilter einher. Die Leistungstransistoren sind paarweise mit Tellerfedern, welche einen klar definierten Anpressdruck garantieren, auf die Kühlkörper montiert. All das wird begleitet von vielen Detailverbesserungen, die mit viel Zeit und Geduld Eingang in den Mk II gefunden haben.
Technische Daten
- Digital-Eingänge (je einmal):
USB-B, Cinch (asymmetrisch), Toslink (optisch) und AES/EBU (symmetrisch) - Ausgänge: 1 Paar Cinch (asymmetrisch), 1 Paar XLR (symmetrisch)
- Ausgangsspannung: max. 1.5 V RMS (asymmetrisch), max. 3 V RMS (symmetrisch)
- Bauweise Ausgang: diskreter Aufbau
- Frequenz: 20 Hz bis 20 kHz +/- 0.3 dB
- Scheitelfaktor/Klirrfaktor (THD+N): < 0.006 %
- Signal/Rausch-Verhältnis (SNR): > 120 dB
- DAC: zwei BurrBrown 1794A, diskrete I/V-Stufe
- Stromversorgung: 230V AC/50 bis 60 Hz, 30 W
Audioformate
- 44,1 kHz@16 bit / 24 bit
- 48 kHz@16 bit / 24 bit
- 88,2 kHz@24 bit
- 96 kHz@24 bit
- 176,4 kHz@24 bit (USB)
- 192 kHz@24 bit
Gehäuse
- Maße: 45 * 10 * 29 cm (Breite * Höhe * Tiefe)
- Gewicht: 8 kg
- Farben: Schwarz, Silber, Cidre
Klang
Zum Auftakt des Hördurchgangs greife ich auf den allerersten Titel zurück, den ich nach dem Auspacken und Anschließen mit dem MERASON DAC1 Mk II hörte. Der spontane erste Eindruck brannte sich mir nachdrücklich ein. Aus einer Laune heraus wählte ich die Red Hot Chili Peppers mit ihrem aktuellen Album Return Of The Dream Canteen aus. Mit dem Fingertipp in der NuPrime App starten die RHCP mit „Tippa My Tongue“ gleich richtig durch. Der Trommelwirbel zu Beginn erscheint, begleitet vom funky Bass, wohl dosiert auf der Lautsprecherbühne. Dort hinein steigt das wenig geistreich wirkende aber nicht überraschende „ya-ya-ya-yaya“ der Chorstimme nölig ein – und dann legt der E-Bass richtig knackig los. Die Impulsivität, die der DAC1 Mk II dieser Passage mitgibt, packt mich. Das das Stück kernig ist, ist mir schon klar, aber hier verpasst der Schweizer DAC dem Stück nochmal einen besonderen Schliff.
Das setzt sich in Titel 2 „Peace And Love“ fast noch beeindruckender fort. Die Bassdrum haut rein, wie sie nur kann – aber nicht nur einfach fett, sondern der Mark Two vermittelt den Eindruck des auf den Kessel gespannten Fells, das vom Schlegel der Fußmaschine bearbeitet wird. Das Ganze erscheint zwischen den Lautsprechern in einer plausiblen Größe. Dann wieder der funky Bass. Wow. Ich habe das Gefühl, die Elektronik holt aus den Diapason Adamantes V raus, was geht. Obwohl die Rhythmus-Sektion den Lautsprecher dynamisch bereits fordert kommt die Stimme des Frontmann Anthony Kiedis klanglich ebenso natürlich und charakterstark heraus wie live auf der Bühne.
Deutlicher wird das noch beim Folgetitel „Reach Out“, der ruhiger startet und die Stimme noch besser ausleuchtet. Dabei wird die Aussprache der Worte wunderbar nachgezeichnet, bei der der Sänger das „s“ leicht zu lispeln scheint. Der Mk II zeichnet das vollkommen unaufgeregt nach ohne überzubetonen. Nach dem Rezitativ geht es los. Anthony Kiedis schreit raus, was er zu sagen beziehungsweise zu singen hat, die Gitarren kreischen, die Schießbude feuert ab, was geht und die Bühne scheint im Chaos zu versinken. Der MERASON DAC1 Mk II nimmt es den Buben – okay, die sind jetzt auch um die sechzig – nicht krumm und sortiert das alles mit großer Gelassenheit. Die Abbildung bleibt stabil und spannt sich bruchlos zwischen und um die Lautsprecher. Und, ganz wichtig, das passiert alles ohne durch tonale Ungereimtheiten zu nerven. Toll auch, wie die der D/A-Wandler die funky Gitarre in „Fake As Fu@k“ oder „Bella“ herausarbeitet, die Wucht des Schlagzeugs überträgt und die Stimme in das Zentrum des Geschehens stellt. Selten eine Studioaufnahme gehört, die so vital und livehaftig klingt. RHCP at its best.
Und wo wir grad bei livehaftig sind, mache ich stilistisch einen deutlichen Schwenk zu Kari Bremnes‘ phänomenalem Konzert-Album Reise. Ein persönliches Erlebnis beeindruckt mich immer noch, als ich in der dritten Reihe direkt vor Helge Norbakkens Drum-Set sitzen und ihm beim Arbeiten zuschauen durfte. Daher ist mein Lieblingstitel dieses Albums „Sovngjengersken“ (Schlafwandler), bei welchem dem Schlagzeuger ein fulminantes Solo zuteil wird. Der Song startet wieder mit einer Bühne, die sich weit vor mir aufspannt und in welche die charismatische Stimme von Kari Bremnes, die immer etwas entrückt wirkt, herrlich eingebettet ist. Und dann startet der norwegische Drummer, der bis dahin ins musikalische Geschehen eingereiht seiner Pflicht nachgegangen ist, richtig durch. Bäm! Als würde er sein Arbeitsgerät einen Meter auf mich zu schieben und den Raum füllen. Er hämmert auf seine Drums ein, als gäbe es kein morgen.
Wie schon bei RHCP bekommt all das eine Gewaltigkeit, die aber nicht die Gegenständlichkeit des Instruments verdrängt. Der MERASON DAC1 Mk II arbeitet fein den Körper der großen Drums, das Nachschwingen des Fells, heraus, gibt die kleineren, hart gespannten Drums impulsiv im Anschlag und straff im Abklingen wieder, vermittelt den Eindruck, dass hier Drumsticks am Werke sind. All das vermischt sich mit dem herrlichen Gefühl für Rhythmus und Spannung in der Musik, die von einem Mensch gemacht ist und nicht in einem Computer erzeugt wurde. Nebenbei hört man noch Helge Norbakkens feines Zischeln, das in der Rhythmusabteilung wohl die Aufgabe der Hihats substituiert. Der Mann hat halt auch nur zwei Hände und zwei Füße. Wieder fühle ich mich wie seinerzeit in Reihe drei.
Ruhiger geht es bei dem folgenden „A Riddle Beside Another Riddle“ zu. Hier schlägt wieder die Stunde der Sängerin von den Lofoten. Die Bühne gehört ihrer Stimme, der der mk2 im Refrain gefühlvoll den Gesang von Bengt E. Hanssen gut differenzierbar beimischt. Vor meinen Augen und Ohren herrscht eine korrekte Balance zwischen dem E-Piano – der Mark Two lässt kein Zweifel daran, dass es eins ist – , dem Schlagzeug und dem Gesang, der einen halben Schritt nach vorne tritt. Wie auch insgesamt das musikalische Geschehen selbstbewusst in schöner Breite, Höhe und Tiefe in der Lautsprecherebene stattfindet. Es drängt sich also weder auf, noch zieht es sich schamhaft zurück. So auch beim dramatischeren „Skriek“, zu deutsch „Schrei“, das von Edvard Munchs Gemälde inspiriert ist. Der Song kommt in seinem Höhepunkt mit der verzerrten Gitarre schon sehr fordernd daher, wird dabei aber immer wieder von der versöhnlichen Stimme Kari Bremnes kontrastiert und entlädt sich dann im fulminanten Finale. Der MERASON DAC1 Mk II erledigt seinen Part dabei mit ruhiger Hand.
Ein schneller Sprung zu Tori Amos‘ Album The Beekeeper zeigt schon beim ersten Titel „Parasol“, dass der DAC1 Mk II den Zugewinn an Dynamik, die sich im Bass leicht nachvollziehen lässt, nicht mit Einbußen bei der Musikalität erkauft hat. Das Album kommt recht voluminös daher, der D/A-Wandler transportiert dennoch viel Charme durch den Gesang der amerikanischen Liedermacherin. Großartig ist „The Power Of Orange Knickers“, bei dem im Duett Damien Rice mitmischt. Ich meine beide an einem Mikrofon vor mir stehen zu sehen. Neu erleben lässt sich so auch „Winter“ vom Album Tales Of A Librarian, das neue Facetten offenbart. „When you gonna make up your mind, when you gonna love you as much as I do. When you gonna make up your mind, ‚cause things are gonna change so fast…“. Diese Zeilen singt Tori Amos nicht einfach, sondern zelebriert sie. Auch wenn die Aufnahme sicher nicht die Beste ist, rührt die intensive Darbietung den Zuhörer an.
Eigentlich ist ja schon alles gesagt, was den MERASON DAC1 Mk II meiner Meinung nach ausmacht und was sich praktisch auf jede beliebige Musikrichtung übertragen lässt. Die Dynamik im Feinen und im Groben, wenn es mal darauf ankommt; das Packende und gleichzeitig das Gefühl für musikalischen Fluss – vermischt mit einer authentischen räumlichen Abbildung. All das möchte ich zum Abschluss nochmal in kleinerer Besetzung nachvollziehen. Meine Wahl fällt auf das Lisa Bassenge Trio aus Berlin, auf mein Lieblingsalbum Three aus dem Jahr 2004, das mich nun durch mein halbes HiFi-Leben begleitet. Allein das Cover finde ich unglaublich sympathisch.
Der Schweizer high end D/A-Wandler schafft es bei dem dritten Longplayer der Berliner geschickt, eine Klammer um die drei Protagonisten – Gesang, Klavier und Kontrabass – und die Gastmusiker zu setzen, aber jedem gleichzeitig soviel Freiraum zu lassen, dass sie sich die Bühne bequem teilen können. Diese Atmosphäre bildet eine gute Grundlage für die jugendliche, selbstbewusste Stimme der damals 30-jährigen Lisa Bassenge. Der Mk II verleiht ihr eine angenehme Präsenz und Positionierung. Anspieltipp ist der Opener „I got you“, der eine überraschende Neuinterpretation des Ohrwurms „I feel good“ von James Brown darstellt. Den Gesang von Lisa Bassenge von nachdenklicher Sinnlichkeit, begleitet vom knorrigen Kontrabass, dessen Saiten auch gerne mal auf das Griffbrett schlagen und das lässig begleitende Klavier belebt der Mk II stimmungsvoll.
„Everything I Love“ glänzt dann noch mit einem herrlich lässigen Besen am Schlagzeug und perligem Piano-Sound und katapultiert mich stante pede in einen der Jazz-Clubs der Hauptstadt. Aber eigentlich, ich gebe es zu, wollte ich den Hördurchgang doch nur mit „Wir machen Musik“ beschließen, den Lisa Bassenge gemeinsam mit der unvergesslichen Ilse Werner aufgenommen hat. Der Gesang der alten Dame ist so anrührend, ihr Pfeifen ist – zumindest den Lebenserfahrenen unter uns – so vertraut und die Stimme von Lisa Bassenge so herzerfrischend, dass es eine Freude ist. Außerdem kann wohl kaum ein anderer Titel den Charakter der MERASON DAC1 Mk II treffender umreißen: Er macht Musik.
Fazit
Daniel Frauchiger hat sein viel gelobtes Debut, den MERASON DAC1, gewissenhaft weiterentwickelt. Bescheiden, wie er nun mal ist, hat er dem Namen ein schlichtes Mk II hinzugefügt und das ebenso sachliche wie schicke Gehäuse nur minimalst überarbeitet, wie man das sonst von der Modellpflege Schweizer Luxusuhren kennt. Doch bitte nicht von Äußerlichkeiten täuschen lassen! Beim dem, nun mit rund 8.000 Euro zu Buche schlagenden, DAC1 Mk II spielt die Musik im Inneren. Dort hat sich einiges getan, was im Ergebnis das Herz des Musikfans höher schlagen lässt. Bereits mit den ersten Takten bezirzt der high end Digital/Analog-Wandler den Hörer mit Impulsivität und gleichzeitigem Feingefühl. Die Dynamik und Spielfreude nimmt den Hörer mit, ohne dass die Musikalität des Vorgängers darunter leidet – nein, sie wird dadurch noch vitalisiert. Dabei präsentiert er diese Charakterzüge mit einer authentischen Räumlichkeit. Der MERASON DAC1 Mk II, der auf PCM-Signale bis 192kHz/24bit spezialisiert ist, ist musikalisch jeden einzelnen Cent wert, denn er bietet feinsten Genuss und sorgt für Stimmung auf dem Jahrmarkt der Uneitelkeiten, den man als Musikfreund ungern wieder verlässt, hat man ihn erst einmal betreten. Mit diesen Meriten ausgestattet löst er seinen Vorgänger als Referenz im Hörraum ab.
Im Test
Highend Digital/Analog-Wandler
MERASON DAC1 Mk II
Preis: 7.960 Euro
Farben: Schwarz, Silber, Cidre
Beim Vertrieb und Händler CM-Audio ist ein Testpaket zum daheim Ausprobieren erhältlich.
Kontakt
Am Schwarzbach 78
41066 Moenchengladbach
Kölner Straße 46
41464 Neuss
Mitspieler im Test
Digitale Quellen – LUMIN U1 mini, NuPrime Stream 9, MERASON DAC-1, Musikserver Innuos ZENith Mk3, SPL Diamond DAC
Plattenspieler / Phonovorstufe – Rega P8 mit Excalibur Platinum, Vertere Techno Mat, Rega Aria Mk3,
Verstärker – SPL Phonitor x mit DAC768 Kopfhörerverstärker/DAC, SPL Director Mk2.2 Vorverstärker/DAC, Cambridge Audio Edge W Stereo-Endstufe, Makroaudio LittleBIG Power Mono-Endstufe, SPL Performer s1200 Stereo-Endstufe
Lautsprecher – Dutch&Dutch 8c, Diapason Adamantes V
Kopfhörer – ULTRASONE Edition 15
Signalkabel – WSS Platin-Line KS-20 XLR, WSS Premium-Line KS-200 XLR, Boaacoustic Evolution BLACK.rca
Lautsprecherkabel – Boaacoustic Mercury, Melodika MDSC4030, Kabelbrücke Melodika MDSC1501
Digitalkabel – Boaacoustic USB-Kabel Silver Digital Xeno, Supra Cables USB 2.0 Excalibur, Netzwerkkabel Wireworld Starlight 8, Boaacoustic SIGNAL.lanCat.6A
Netzkabel – Netzkabel Supra LoRad 2.5, bfly bPower
Zubehör – Netzleiste SUPRA Cables LoRad MD07 DC 16 EU SP MKIII, SBooster BOTW P&P Netzteil, NuPrime AC-4 Power Conditioner, NuPrime Omnia SW-8 HiFi Netzwerk-Switch, Innuos PHOENIX USB-Reclocker, MUTEC MC3+ USB
Fotos: F. Visarius, Hersteller (1)