Als Uhren-Fan ist mir die Abkürzung DLC geläufig, welche die – häufig schwarze – Beschichtung „Diamond Like Carbon“ bezeichnet. Das Kürzel DLC könnte man im Falle der Diapason Adamantes V ebenso leicht wie passend auf „Diamond Like Cabinet“ umdichten, da der kompakte Lautsprecher mit seinem facettierten Gehäuse offensichtlich an einen geschliffenen Edelstein erinnert. Mit der lateinischen Namensgebung greifen ihre Schöpfer die besondere Formgebung trefflich auf: „Adamantes“, oder zu deutsch: (die) Diamanten.
Den ersten Kontakt mit den High End Lautsprechern vom südöstlichen Ende des Gardasees hatten die HiFi-IFAs im Hörzimmer des HiFi-Vertriebs Audreal aus Duisburg 2019 auf den Süddeutschen HiFi-Tagen in Stuttgart. Dort bekamen wir nicht nur einen ersten Eindruck vom Klang, sondern auch von den handwerklich liebevoll verarbeiteten Gehäusen mit schöner Anfassqualität. Ich gebe zu, die Diapason Lautsprecher lösten mit ihrer Erscheinung einen spontanen „Habenwollen“-Impuls bei mir aus. Seitdem hatte ich immer vor, mich mit Frank Koglin, dem Inhaber des deutschen Vertriebs, in Verbindung zu setzen und ein gemeinsames Projekt auf den Weg zu bringen. Zur Anbahnung des Tests der charmanten italienischen Kompaktlautsprecher Diapason Adamantes V, die sich klanglich gar nicht so hart und kantig geben wollten, wie ihr Name orakelt, nutzten wir geschickt logistische Synergien.
Annäherung
Es ist ja kein Frevel zuzugeben, dass der Impuls, einen Test zu verabreden, von dem erst unlängst erschienenen passiven Standlautsprecher Pylon Audio Amber Mk II ausging. Die Gunst der Stunde nutzend bat ich Frank Koglin, mir doch bitte ein Paar kompakte Diapason Lautsprecher mitzubringen. Er hatte sich bereit erklärt, die von den Ausmaßen stattlichen und mit 64 kg pro Stück nicht eben leichten polnischen Schallwandler persönlich bei mir vorbei zu bringen und hatte noch zwei Eckchen frei auf der Ladefläche für die Regallautsprecher. Über den Besuch bei mir hatte ich mich sehr gefreut, denn das war nicht nur eine logistische Dienstleistung, sondern vielmehr die Möglichkeit zu einem entspannten und anregenden Gespräch.
Franks Wahl für mein Diapason Erlebnis fiel auf die Adamantes V, die mit 5.690 Euro in der gehobenen Preisklasse über 5.000 Euro antritt. Da die Lautsprecher um 10 kg pro Stück wiegen, war das Hochtragen ein echtes Vergnügen – quasi zum Aufwärmen vor den beiden Pylon Audio Amber Mk II. Frank hatte auch noch das Paar gestalterisch passender Lautsprecherständer aus gleichem Holz dabei, aber da meine eigenen Lautsprecherständer geometrisch ebenfalls sehr gut harmonierten, haben wir uns entschlossen seine im Auto zu belassen und mein Hörzimmer so zu entlasten. Auch blieben die Adamentes V erst einmal im Karton. Ihr Einsatz sollte geordnet und in Ruhe erfolgen und nicht husch husch noch gschwind nebenbei.
Das war auch gut so, denn mit etwas Muße ließ sich die Freude an der handwerklich meisterlichen Verarbeitung der Adamantes V am besten erleben. Das Auspacken und Aufstellen wurde so zum haptischen Genuss, da sich das von Hand gefinishte Canaletto Walnuss Vollholz angenehm geschmeidig und natürlich anfühlte. Auch die Poren des Holzes ließen sich an den Fingerkuppen fühlen. Die Adamantes V passte dann auch wie angegossen auf die Sockelplatte und die Melodika MDSC4030 Lautsprecherkabel lagen von der Cambridge Audio Edge W Endstufe bereits bereit. Das Anschschlussterminal mit den Schraubklemmen ist wertig gearbeitet und der Anschluss des Kabels mittels Hohlbananen über die Zentralbohrung schnell erledigt.
Auf den Hörplatz ausgerichtet ließ sich leicht das Entwicklungsziel der Facettierung erkennen. Diapason will durch die Formgebung die Schallwand, in die die Systeme eingelassen sind, so gering wie möglich halten. Auf diese Weise soll der Kompaktlautsprecher seinen Sound optimal an den Raum übertragen und einen räumlichen Eindruck erzeugen können. Dabei wurden die Größe und Proportion in Kombination mit dem verwendeten natürlichen und 25 Jahre abgelagerten Canaletto Walnuss Vollholz optimal abgestimmt. Optional ist auch eine magnetisch haftende, schwarze Stoffbespannung erhältlich.
Beim 17 cm Tief/Mitteltöner mit Polymetylpentene-Konus, der nach strengen Vorgaben zusammen mit dem norwegischen Spezialisten SEAS entwickelt wurde, wendet der italienische Hersteller die hauseigene Diapason Direct Drive Technologie an. Sie ermöglicht eine direkte Verbindung der rückseitigen Anschlüsse zum Treiber, ohne einen Tiefpass-Filter einzusetzen. Diapason verspricht damit eine schnelle und realistische Wiedergabe tiefer Töne. Unterstützt wird der Bass durch eine rückseitige Bassreflexöffnung. Die Frequenzen ab 3.500 Hertz werden von einem 19 mm Seidenkalotten-Hochtöner wiedergegeben.
Über Diapason
Nahe der Südspitze des Gardasees liegt die Heimat von Diapason: die historische Stadt Brescia, die um 1600 als Wiege der italienischen Geigenbaukunst gilt. Hier ging auch Andrea Amati in die Lehre und legte erst später in Cremona den Grundstein der Amati-Dynastie, aus der weitere berühmte Geigenbauerfamilien wie die der Guarneri oder der Stradivari hervorgegangen sind.
Alessandro Schiavi, der Kopf von Diapason, kam zum Studium von Orgel und Klavier sowie der Kompositionslehre nach Brescia. Begleitet von einem Abschluss in Elektrotechnik und einem frühen Interesse für Tonbandaufnahmen. So betreute er über viele Jahre beispielsweise die Aufnahmetechnik von Konzerten in Brescia und Bergamo. Später arbeitete er als Tonmeister eng mit verschiedenen Aufnahmestudios zusammen. Seine große Leidenschaft war die möglichst unverfälschte Aufnahme akustischer Instrumente und Stimmen in Konzertsälen.
Daraus entstand die Idee, hochwertige Lautsprecher zu entwickeln, die eben dieses Ideal reproduzieren können. Dabei sollte neben dem ästhetischen Anspruch ein hohes Maß an Handwerkskunst zum Einsatz kommen. Ziel war dabei zuerst weniger die Vermarktung, sondern die Nutzung von Musikern in Schiavis Umfeld. 1987 entstand der Zweiwege-Monitor „Prelude“, der bereits in der Presse Beachtung fand und im Jahr 1989 stellte Diapason dann die erste Version der Adamantes vor. Der kompakte Lautsprecher wurde über die Jahre immer weiter verfeinert und ist nun in seiner fünften Version erhältlich ist.
Technische Daten
- Frequenzgang: 38 – 20.000 Hz
- Bass Treiber: Ø 170 mm Direct Drive Polymetylpentene
- Hochtöner Ø 19 mm Soft Dome Seidenkalotte
- Wirkungsgrad: 91 dB/W/m
- Trennfrequenz: 4.600 Hz
- Nenn-Impedanz: 6 Ohm
- Minimale Impedanz: 3,4 Ohm bei 200Hz
- Gehäusetyp: Rückseitiger Bassreflex
- Gehäuseausführung: Canaletto Walnuss (Massivholz)
- Gewicht / Stück: 9,3 Kg
- Abmessungen: 246 x 398 x 380 mm ( B x T x H )
- Optional: Stoff-Lautsprecherabdeckung
- Optional: Passender Lautsprecherständer in Canaletto Walnuss und gebürstetem Edelstahl
– Gewicht / Stück: 12 Kg
– Höhe: 750 mm
– Abmessungen Adamantes V mit Ständer: 260 x 398 x 1148 mm (B x H x T) - Herstellergarantie: 4 Jahre
Klang
Ich muss sagen, mit den Diapason Adamantes habe ich häufig Musik gehört. Genau genommen stundenlang. Mal abends zur Entspannung, oder mal am Wochenende zur Zerstreuung. Auch Freunde haben mal rein gelauscht. Als unbestechliche Instanz nutze ich die aktiven Dutch&Dutch 8c, die mir als Abhörwerkzeug in kniffligen Fällen dienen. Aber nicht jeder Fall ist knifflig, nicht jede Gelegenheit zum Musik hören ruft Sherlock Holmes auf den Plan. So bemerkte ich, dass ich die Adamantes V gerne auf den Lautsprecherständern beließ, um mich bei den stetig kälter werden Temperaturen – bye bye Herbst, hallo Winter – in die Musik einzukuscheln.
Durch Zufall bin ich auf Stings Album If on a winters night gestoßen. Wahrscheinlich nicht sein bekanntestes und gewichtigstes Werk, aber einmal in der Playlist habe ich es in den letzten Wochen mehrfach gehört. Vielleicht ist es unterschätzt, vielleicht sollte der Hörer seine Erwartungshaltung fairerweise auf die Art der Musik justieren. Eine Mischung aus Traditionals und Stings eigenen Kompositionen setzt sich mit dem Thema Winter auseinander. Mal besinnlich, mal heiter – mal heiter besinnlich. Die Adamantes V hüllen mich dabei ein wie eine wärmende Decke. Die Musik offenbart eine ihrer Stärken: Unaufdringliche Natürlichkeit. Bei „Gabriels massage“ und „The snow it melts the soonest“ materialisiert sich Gordon Sumner in meinem Hörzimmer mit seiner charakteristischen Stimme, die weder überfokussiert noch überzeichnet ist. Schön lassen sich Feinheiten heraushören und gleichzeitig bleibt die Intimität der Aufnahme erhalten. Das Gitarrenspiel ist akzentuiert und wohldosiert, ab und zu meldet sich ein Bass zu Wort.
Dagegen wirkt „Soul Cake“ heiter und voran preschend. Sting im Lead, begleitet von einem Chor aus Frauenstimmen. Wenn man den Text verfolgt kommt einem das schon trivial vor – aber muss Sting immer politisch? Ich denke nein. Mir gefällt das sehr gut. Das schöne an der Musik ist die Komposition aus natürlichen Instrumenten. Die Trompeten haben ihren seidigen Glanz, ohne in den Ohren zu pieken, die Streicher leicht kratzig gespielt, ein bisschen wie man es auf einem Weihnachtsmarkt erwartet.
Es passiert viel in der Musik. Die Adamantes V behält die Übersicht und ordnet jedem Instrument und jeder Stimme ihren Platz zu, sie füllen den Raum gleichmäßig mit Sound und klingen dabei für ihre Größe auch im Bass erstaunlich erwachsen. Das ganze Klangbild hat eine angenehme Ausgewogenheit. Nicht fehlt, nichts drängt sich ungewollt in den Vordergrund. „There ist no rose of such virtue“ präsentiert sich auf gleichsam angenehme Weise. So hat mich die Adamantes V schon ein paar mal aufs winterliche Glatteis geführt, weil es mir schwer gefallen ist, zum Notebook zu greifen und meine Eindrücke zu dokumentieren – stattdessen habe ich einfach nur Musik gehört.
Das soll mir diesmal nicht passieren. Für meinen nächsten Titel suche ich nach einem musikalischen Bezug passend zum Namen der Pretiosen… Bingo! „Diamonds of the soles of her shoes“ von Paul Simons Album Graceland aus 1986. Ein Klassiker, den ich schon lange nicht mehr gehört habe. Der Song steigt mit den rauen, aber doch irgendwie weichen Stimmen des Chors ein, den die Adamantes V wunderbar wie ein Teppich ausbreiten. Mitten drin und auch ein bisschen darüber präsentiert sich die Stimme von Paul Simon. Ebenso charismatisch wie die von Sting. Schön, denke ich, das habe ich nicht anders erwartet. Bass erstaunt bin ich beim Einsatz des Schlagzeugs. Der kompakte Lautsprecher füllt den Raum mit Sound, überraschend wie ein Pfau, der sich aufplustert und sein schillerndes Rad aufschlägt. Wobei schillernd kein Vergleich ist, da die Adamantes V nicht an Geschmeidigkeit verliert. Der Bass hat Volumen – mehr als ich erwartet hätte – ist präzise, impulsiv, aber nicht knallhart. Schön gesetzt sind die Akzente der anderen Instrumente und das angenehme Gefühl für den Takt. Richtig krachen lässt es der italienische Lautsprecher dann bei „Boy in the bubble“. Respekt.
In Sachen Diamanten werde ich nochmal bei Johnny Cash fündig. „Field of diamonds“ vom Album American Recordings III: Solitary Man. Die Akustik-Gitarre erscheint sehr körperhaft vor mir. Die Saiten, der hölzerne Korpus. Dazu gesellt sich schnell die alte Stimme von Johnny Cash. Einem Mann, der etwas zu erzählen hat. Die Adamantes V präsentiert den Gesang charismatisch, groß, aber ohne ihn aufzudrängen. Wunderbar dazu die zweite Stimme und die Differenzierung der Gitarren, die mit am Werke sind. Auch die weiteren Instrumente füllen den Raum wohl positioniert. Die Stimmung, die entsteht hat etwas Nahes, Gegenwärtiges. Ganz und gar nicht zurückhalten zeigen sich danach die Beatles mit „Lucy in the sky with diamonds“. Naßforsch und rotzig spielen die Pilzköpfe breit über die Lautsprecher hinaus.
Ich möchte noch eine Frauenstimme mit übersichtlicher Instrumentierung hören. Gerade noch die American Recordings, nun die Berlin Recordings von Lotta St Joan und ihr Album „Hands“, das sie im Alleingang in den langen Nächten des Corona-Lockdowns in Eigenregie in ihrer Wohnung aufgenommen hat. Unser Musiktipp aus November 2021. Mit den Adamantes V geselle ich mich zu ihr. Obwohl ich über drei Meter von den Lautsprechern entfernt sitze, rutsche ich nahe an ihre Gitarre heran. Verfolge das Zupfen, Sirren und Quietschen der Saiten, dem warmen Klang des Korpus und lausche andächtig dem Gesang der Berlinerin. Ein wenig glaube ich, das gedämpfte Licht, eine Kerze, die im Eck ein Warmes Licht spendet in der kontemplativen Stimmung wahrnehmen zu können. Ein tolles Gespann, die italienischen Lautsprecher und die deutsche Singer/Songwriterin.
Wie geht es nun weiter mit mir und den Adamantes V? Ach komm, einmal Diamanten geht noch. „Diamonds are the girls best friends“ von Marylin Monroe. Die Aufnahme löst sich wunderbar von der facettierten Schallfronten der Lautsprecher und offenbar ihren besonderen Charme. Der Leinwand-Star konstatiert: „But square-cut or pear-shaped – These rocks don’t – loose their shape – Diamonds are a girl’s best friend – Tiffany’s – Cartier…“ Diapason! Wollte ich schon spontan nachlegen. Der direkte, puristische Sound der 1950er zieht mich in den Bann und so lasse ich mich durch den Abend treiben. Es muss musikalisch ja nicht immer um Diamanten gehen. Die kompakten Lautsprecher mit dem kunstvoll gefertigten, diamantenen Gehäuse werden mich bestens unterhalten. Deshalb erhebe ich Einspruch, Miss Monroe. Diamanten sind nicht nur des Fräuleins bester Freund… Mit diesen Adamantes können sich auch die Herren der Schöpfung bestens anfreunden.
Fazit
Die Diapason Adamantes V um 5.700 Euro punkten mit ihrem facettierten Massivholzgehäuse schon im unbespielten Zustand. Die Anfassqualität des Holzes ist klasse und das geometrisch ungewöhnliche wie handwerklich liebevoll gefertigte Gehäuse bereichert in seiner Erscheinung nicht nur das Musikzimmer sondern auch Lebensräume, in dem die Musik auch mal die zweite Geige spielen darf. Dem kantigen Äußeren zum Trotz nähern sich die Kompaktlautsprecher klanglich eher der gefälligen Erscheinung des Canaletto Walnuss. Der Sound ist geschmeidig und dabei trotzdem detailliert. Stimmen und natürliche Instrumente scheinen deshalb ihre Domäne, aber der Bass kommt satt und der Sound hat ein überraschendes Volumen, was zudem eine gute Bühne erzeugt. So nehmen es die Diapason mit jedem Genre auf und liefern eine Darbietung, bei der der Hörer gerne entspannt verweilt, Bekanntes mit Vorfreude genießt und Neues ausprobiert.
Im Test
High End Kompaktlautsprecher mit Bassreflex
Diapason Adamantes V
Preis (Paar): 5.690 Euro
Diapason Adamantes V mit Lautsprecherständer in Canaletto Walnuss und gebürstetem Edelstahl
Set-Preis (Paar): 7.490 Euro
Optionale Stoff-Lautsprecherabdeckungen, Preis: 90 Euro (Paar)
Vertrieb
Audiovertrieb Frank Koglin
Junkernstr. 5-7
D-47051 Duisburg
Tel.: +49-(0)203-9346643
Mob.: +49-(0)177-2004406
Mail: info@audreal.de
Web: www.audreal.de
Mitspieler im Test
Digitale Quellen – LUMIN U1 mini, MERASON DAC-1, Musikserver Innuos ZENith Mk3
Verstärker – SPL Phonitor x mit DAC768, Cambridge Audio Edge W Endstufe
Lautsprecher – Dutch&Dutch 8c, Pylon Audio Amber Mk II
XLR-Signalkabel – WSS Platin-Line KS-20, WSS Premium-Line KS-200
Zubehör – Netzkabel Supra LoRad 2.5, bfly bPower, Netzleiste SUPRA Cables LoRad MD07 DC 16 EU SP MKIII, SBooster BOTW P&P Netzteil, NuPrime AC-4 Power Conditioner, NuPrime Omnia SW-8 HiFi Netzwerk-Switch, Lautsprecherkabel Melodika MDSC4030, Kabelbrücke Melodika MDSC1501, Innuos PHOENIX USB-Reclocker, Boaacoustic USB-Kabel Evolution BLACK.usb2.0 und Silver Digital Xeno, Netzwerkkabel Wireworld Starlight 8
Fotos: F. Visarius