Von Buchardt Audio hatten wir bereits zwei tolle passive sowie einen aktiven Regallautsprecher bei uns zum Test. Was dazu im Regal noch fehlt, ist ein ordentlicher Verstärker. Die Dänen sind pragmatische denkende Menschen und ergänzen ihr Programm daher nun um einen Vollverstärker mit Raumeinmessung. Den modernen Zeiten entsprechend sind natürlich ein D/A-Wandler sowie Bluetooth 5 inklusive aptX-HD mit an Bord, und ein Analog-Eingang ist sicherheitshalber ebenfalls noch mit im Angebot. Das ist jetzt nicht unbedingt das, was man von einem bisher klassischen Lautsprecherhersteller wie Buchardt Audio so erwartet. Und umso größer ist meine „Überraschung“, als aus dem Karton ein so veritabler und modern ausgestatteter Amp schlüpft.
Buchardt Audio I150 – Technik
Optisch ist der Buchardt Audio I150 mit seinem klaren Design sehr zurückhaltend wie auch zweckmäßig gestaltet. Das Einzige, was wirklich ins Auge sticht, ist der riesige Lautstärkeregler. Dieser ist zentral positioniert und nimmt fast die gesamte Höhe des Amp ein. Erwähnenswert: Auch im unteren Bereich geht der Regler sehr feinfühlig zur Sache, und dreht nicht gleich wie viele seiner Zeitgenossen voll auf. Obwohl ein Digital-Amp, wird die Lautstärke nicht nur über den DSP, sondern auch noch analog geregelt. Buchardt Audio führt als einen der Gründe dafür an, dass so der Dynamikumfang im Signal und dementsprechend in der Musik nicht leidet.
Zwei weitere, in diesem Fall recht kleine Knöpfe auf der Front, dienen als Netz- sowie als Quellen- Wahlschalter und sind symmetrisch angeordnet. Ansonsten gibt es nur noch eine erkleckliche Anzahl von LEDs zu betrachten, das war es dann auch schon vorn auf dem I150. Rechterhand auf dem Verstärker wird auf diese Weise die gewählte Quelle angezeigt. Zur Auswahl stehen digital ein Bluetooth aptX-HD, ein hochauflösender USB-B, zwei optische sowie ein koaxialer Eingang, auf einen HDMI-Eingang verzichten die Dänen leider. Auch der analogen Fraktion unter den HiFi-Isten wird geholfen, mit einem Cinch-Eingang. Über eine externe Phono-Stufe kann so also auch noch ein Plattenspieler angeschlossen werden.
Über die elfteilige Lichterkette links auf dem Verstärker ist die gewählte Lautstärke ersichtlich. Jedoch nicht immer, sondern nur kurz bei einem Leise- oder Lauterdrehen. Dies geschieht natürlich auch bei der Befehlsgabe über die Fernbedienung, die ebenfalls die Lautstärke anzeigt. Praktischerweise ist die Anzahl ihrer LEDs identisch mit der Anzeige auf dem Amp und läuft mit ihr synchron. Natürlich wird auch der gewählte Eingang auf dem Befehlsgeber angezeigt. Was ich als sehr angenehm empfinde: Wird die FB bewegt, erscheinen auf ihr die Anzeige der Lautstärke sowie die aktuell laufenden Quelle. Praktische Ideen können manchmal wirklich sehr einfach gelöst werden!
Auch die Innereien des ersten Amps der Dänen verdienen Beachtung. Obwohl es sich beim I150 um einen Digital-Amp handelt, wird der analoge Bereich von einem geregelten Ringkerntrafo versorgt. Die digitale Welt ist von der analogen getrennt und wird von einem separaten Netzteil versorgt. Aufgrund dieser Art der Stromversorgung ist Ruhe im Karton, und die Analogabteilung wie auch der D/A-Wandler werden nicht durch durch den Schaltverstärker der Leistungsabteilung gestört.
Auch bei der Signalverarbeitung lässt Buchardt Audio sich nicht lumpen. Als D/A-Wandler haben sich die Dänen für einen SABRE ES9028PRO von ESS Technology entschieden, fürwahr nicht die schlechteste Wahl. Möglich sind so bis zu DSD512 beziehungsweise PCM bis 32bit / 384kHz. Auch drahtlos bleibt das Hörvergnügen nicht auf der Strecke, beim Buchardt Audio I150 ist Bluetooth 5.0 inklusive aptX-HD möglich, zusätzlich wird auch noch AAC unterstützt.
Die Endverstärkung erfolgt durch ein Hypex NCore® Modul. Diese sogenannte NCore®-Technologie soll die Stabilität des Class-D Konzepts mit guter Lastunabhängigkeit, geringeren Verzerrungen sowie niedrigerer Ausgangsimpedanz kombinieren. Mit zweimal 150 Watt an 8 Ohm beziehungsweise 300 Watt an 4 Ohm sollte es dann wohl Power ohne Ende auch für sehr anspruchsvolle Lautsprecher geben.
Wer Probleme mit Raummoden hat, ich gehe mal davon aus, dass viele unserer Leser dies wohl kennen, freut sich über Lösungsmöglichkeiten. Diesen Hörern will Buchardt Audio mit seiner Raumeinmessung zu mehr Hörvergnügen verhelfen. Erforderlich dazu ist allerdings der Einsatz eines iPhone ab 6s aufwärts, mit Android-Handys funktioniert die Raumeinmessung derzeit nicht. Laut Hersteller liegt dies an der ungenaueren Kalibrierung der Android-Mikrofone. Ein iPhone benötigt man allerdings nur einmal zur Einmessung der Lautsprecher, da die Daten im I150 abgespeichert werden. Also einfach mal den lieben Nachbarn oder die Nachbarin fragen und vielleicht mit einer leckeren Flasche Rotwein bestechen.
Mit dem DSP und dem Advanced EQ des I150 lässt sich bezüglich des Frequenzgangs so einiges anstellen. Bei Nachhallzeiten kann er natürlich nichts ausrichten, aber im gewissen Rahmen bei Raummoden. Dies macht er dann ähnlich den altbekannten analogen Bass- oder Höhenreglern, im Gegensatz zu diesen greift der DSP allerdings im digitalen Signalweg ein. Beispielhaft sei hier die eigene Erstellung einer Art Loudnesskorrektur genannt, um so auch bei geringen Lautstärken eine gute Basswiedergabe zu erreichen, 20 Stufen lassen sich hier einstellen. Natürlich lässt sich der Frequenzgang auch im Hochton wie auch im kompletten Bereich auf den eigenen Wunsch anpassen.
Buchardt Audio I150 – Technische Daten
- Class-D Vollverstärker mit Room-EQ
- Hypex-Module (NCore)
- ESS DAC ES9028PRO
- Mögliche Datenraten: DSD512, PCM bis 32bit / 384kHz
- Bluetooth 5.0 aptX-HD
- Digitaleingänge: 1* Koax, 2* optisch, 1* USB-B
- Analogeingang: 1* Cinch
- 2* 150 Watt an 4 Ohm, 2*300 Watt an 8 Ohm
- Größe: 37,0*31,0*8,0 cm (B*T*H)
- Gewicht: 10 kg
Buchardt Audio I150 – Klang
Zum Reinhören in den I150 streame ich die wunderschöne Ballade „Stuck On You“ aujs dem Album Can’t Slow Down von Lionel Richie. Über den USB-B Eingang geht es rein in den Verstärker mit 16 Bit und 44,1 kHz. Ein wunderbar leichtes und luftiges Gitarrenspiel ertönt aus den heimischen Standlautsprechern. Dazu kommt die leicht angeraute Stimme des Sängers, die sauber und klar verständlich ist. Sehr klar und sauber spielen auch die Streicher, das Schöne daran: Sie zirpen in keinster Weise in meinen Ohren. Angenehm weich und zart schwingend erklingen sie. Der Test des ersten Vollverstärker von Buchardt Audio beginnt schon mal sehr vielversprechend. Und ich bin gespannt, wie sich der I150 in den nächsten Runden wohl schlagen wird…
Von Mariza aus ihrem gleichnamigen Album höre ich das Lied „Quem Me Dera“. Auch jetzt bei diesem Fado begeistert mich diese fast schon unheimliche Sprachverständlichkeit. Hier ergänzen sich zwei aufs Feinste: Die wirklich hervorragende Aufnahme sowie die charmante Art, mit welcher der Buchardt Audio I150 damit umgeht. Da ist keine Spur von digitaler Kühle, so wie sie Class-D Verstärkern gelegentlich nachgesagt wird. Die Hypex-Module sind mit ihrer in Richtung Class-A gehenden Abstimmumg annähernd das komplette Gegenteil.
Höchst emotional singt die Interpretin den portugiesischen Blues, da laufen mir die Schauer nur so den Rücken herunter. Mmmh, dazu diese feine wie auch geschmeidige Ausarbeitung der Besenstriche. Als Arbeit ist dieser Test nun wirklich nicht zu bezeichnen, sondern einfach nur als ein wunderbares Vergnügen.
Den Room-EQ des Amp habe ich in Ermangelung vermögender und iPhonebesitzender Nachbarn bisher noch nicht ausprobieren können. Dies habe ich dann zusammen mit Falk erledigt. Er hat sich extra auf den langen, aber malerischen Weg über die schwäbische Alb aufgemacht und stattete mir eines Nachmittags einen Besuch ab. Unter anderem auch wegen seiner Neugierde. Der Designfreak in ihm war beim Anblick des eleganten Verstärkers geweckt und er wollte die puristische Erscheinung auch mal in Natura begutachten. Aber auch technisch hat es zwischen den beiden gefunkt. Ruckzuck hat sein iPhone über Bluetooth den Buchardt Audio gefunden, und auch die App für den I150 war schnell auf dem Handy installiert.
Falk drehte alsdann berieselt vom Testrauschen der App mit seinem 6s – unterhalb dieses Modells funktioniert auch bei Apple die Raumeinmessung nicht – ein paar Runden durch den Raum und schon war sie geschehen, die Einmessung. Die Vorgehensweise war ihm schon von dem aktiven Buchardt A500 Lautsprecher mit Hub bekannt, der die gleiche Software verwendet.
Die so gewonnen Daten werden dann zwar in der App ausgewertet und die Korrektur berechnet, dann aber wie bereits weiter oben schon erwähnt nicht im Handy, sondern im Verstärker abgelegt. So sind sie auch später noch über die Android-App abrufbar, das ist praktisch gelöst wie ich finde. Auch über Android lässt sich die abgespeicherte Korrektur dann so Ein- und Ausschalten. Zudem lassen sich auch Klangkorrekturen nach eigenem Gusto erstellen und auf einem der drei Presets ablegen. Das habe ich natürlich auch ausprobiert, mit einem fürchterlichen klanglichen Ergebnis. Kein Wunder, bei dem was ich spaßeshalber gebastelt habe, aber ich wollte halt doch einfach wissen, was so machbar ist. Mit einem guten Gehör, fixen Fingern und etwas Ausdauer kommt man auch so zu guten Ergebnissen. Bei Gain, Q und bei alledem was man so einstellen kann, da dürften keine Wünsche übrig bleiben.
Doch nun zurück zum Wesentlichen. Mariza durfte ihr Ständchen von Neuem geben. Das war jetzt schon wirklich interessant, dieses gewisse Mehr an Volumen im Grundtonbereich. Der Zugewinn war beeindruckend, das ganze Geschehen vor uns wurde nun etwas größer, und dazu auch greifbarer als zuvor. Auch Lionel Richie freute sich über die Einmessung und seine nun noch gefühlvollere Stimmwiedergabe. Die Schmuseballade bekam einen ordentlichen Schuss mehr Harmonien und lud zum Träumen ein.
Höchst interessant war die Wirkung des Room-EQ dann auch beim Klassiker „Private Investigations“ der Dire Straits. Die Stimme von Mark Knopfler hörte sich nicht mehr ganz so nasal an wie gewohnt. Beim Gitarrenspiel und dem Finger-Picking gab es eine Spur mehr Grip und die Saiten klangen voller. Auch in den unteren Lagen tat sich etwas, in diesem Bereich gab es eigentlich die größte Wirkung. War dieser ohne den DSP etwas schlanker und nicht ganz so vollmundig, setzte bei seinem Einsatz ein kräftiger und sehr voluminöser Schub ein.
Auch bei dem mittlerweile zum digitalen Standard gewordenen Bluetooth-Pairing schlug sich der Buchardt Audio I150 wirklich gut. Egal ob über mein Handy oder noch viel besser im Zusammenspiel mit dem Plattenspieler Sonoro PLATINUM SE. Ist dies doch immer sehr praktisch, wenn der Besuch mal sein neues Lieblingslied vorführen will. Oder, was mir persönlich viel wichtiger ist, dass sich auf diese Art die gute alte analoge Welt der LP so einfach integrieren lässt, und das bei einem wirklich gutem klanglichen Ergebnis.
Buchardt Audio I150 – Fazit
Gleich mit ihrem ersten Vollverstärker, dem Buchardt Audio I150, haben die Dänen einen veritablen Coup gelandet. Neben dem eleganten Design überzeugt er mit seinen inneren Werten. Mit dem gelungenen Room-EQ hilft er bei Bedarf problematischen Räumen auf die Sprünge. Das Sahnestück in diesem Class-D Verstärker ist jedoch die Hypex NCore® Technik. Durch diese ist das komplette musikalische Geschehen bestens durchhörbar und dennoch einem Class-A Amp ähnlich sehr geschmeidig.
Im Test
High End Vollverstärker
Buchardt Audio I150
Preis: 2.500 €
Preis: 2.000 € bei Erwerb bzw. Besitz von Buchardt Audio Lautsprechern
Größe: 37,0*31,0*8,0 cm (B*T*H)
Gewicht: 10 kg
Gehäuse: Aluminium Schwarz
Vertrieb
HifiPilot GmbH
Höhenstr. 7
75239 Eisingen
Tel.: +49 7232 3640155
Mail :kontakt@hifipilot.de
Web: www.hifipilot.de
Mitspieler
Quellen digital – Netzwerkspieler Cambridge Audio 851N, CD-Spieler Cambridge Audio 851C, Musikserver Innuos ZEN MK.III
Quellen analog – Plattenspieler Rega Planar 6 mit MC-Tonabnehmer TAD Excalibur Black, Sonoro Platinum mit Ortofon 2M Red, Phono MM- & MC Verstärker Trigon Vanguard III, Sonoro PLATINUM SE
Verstärker – Vollverstärker Rega Aethos, Vollverstärker Copland CSA70
Lautsprecher – Standlautsprecher LUA Con Espressione, Subwoofer REL R 505, Standlautsprecher quadral SIGNUM 70, Sonoro GRAND ORCHESTERA
Kopfhörer – Offener Kopfhörer Focal Clear, Kopfhörerverstärker Divaldi AMP-02 mit Phono MM- & MC Stufe
Zubehör – Lautsprecherkabel Supra XL Annorum. XLR- und Cinchkabel Fadel Art Pro Link, Stromkabel Supra LoRad 2.5, Netzleiste PS Audio Dectet, Powergrip YG-1 Netzfilter, HiFi-Switch NuPrime Omnia SW-8, LAN-Kabel Supra Cat8 & Wireworld Starlight 8