Nicht nur im Süden unserer Republik versteht man sich auf Sparsamkeit, ohne Lebensqualität einzubüßen, auch die Dänen verstehen sich offenbar auf diese Tugend. Copland bringt mit dem CSA70 seinen ersten Vollverstärker ohne Röhren auf den Markt. Dafür allerdings mit integriertem Phono-MM-Verstärker, D/A-Wandler und Kopfhörerverstärker. Mit dem aufgerufenen Preis von 3.000 Euro ist der Verstärker bei dieser Ausstattung für die Dänen recht günstig. Mit der selbstverordneten Diät möchte Copland seinen guten Klang nun preislich attraktiver anbieten.
Copland CSA70 – Technik
Rein äußerlich ist der neue CSA70 absolut unverwechselbar ein Verstärker von Copland. Die beiden kräftig ausgebildeten Knöpfe sind für die Eingangswahl sowie die motorisierte analoge Lautstärkeregelung – ein ALPS tut hier seine Dienste – zuständig. Von gleichem Durchmesser wie die Regler ist die mittig angeordnete Quellenanzeige, was von einem gutem Design-Verständnis zeugt. Angezeigt in diesem Kreis werden hier die analogen Cinch-, der Phono-MM sowie der digitale Eingang. Einen schicken Eindruck hinterlässt auch der kupferfarbene Ein- und Ausschalter für den Standby-Betrieb. Zudem besitzt der Vollverstärker noch einen Kopfhörerausgang mit 6,3 mm Klinke auf seiner Front.
Etwas ungewöhnlich ist beim Copland CSA70 die Bedienung der digitalen Quellen, die vom Hörer ein wenig Bewegung erfordert. Für deren Umschaltung befindet sich links am Verstärker ein separater Knebelschalter. Über diesen werden die beiden optischen, der koaxiale sowie der USB-Eingang angewählt. Entgegen der Beschriftung gibt es allerdings keinen Bluetooth-Eingang, der ist dem größeren Bruder CSA100 vorbehalten, der das gleiche Gehäuse bewohnt. Wenn man eh gerade an diesem kleinen Schalter dreht, kann man dabei auch das Drehen an den beiden großen Reglern genießen. Das macht schon Freude, so schön sämig wie sie laufen.
Liegt am digitalen Eingang ein Signal an, wird dies dem Hörer per Leuchtdiode angezeigt. Witziges Detail am Rande: Liegt die Sampling-Frequenz bei 96kHz oder höher, schaltet sich die zweite orangefarbene LED ein. Mehr als PCM mit 24/192kHz sind allerdings nicht im Angebot, und DSD leider gar nicht. Dies liegt am verwendeten technisch nicht mehr ganz so taufrischem, aber klanglich immer noch hervorragenden Wolfson WM8740 D/A-Wandler-Modul. Nun denn, aus meiner Sicht reicht das PCM-Angebot auch für die allermeisten Fälle aus. Noch höher auflösende Musikformate dürften die wenigsten auf ihrem Musikserver liegen haben, oder bei den bekannten Streamingdiensten nutzen.
Einen kleinen Punkt gibt es bei der Verwendung des USB-B Eingangs und einem MAC- wie auch Windows-Betriebssystem zu beachten: Dafür ist der USB-Treiber von Amanero auf dem Rechner zu installieren, auf dem PC wird dann nicht Copland CSA70 angezeigt, sondern Amareno Combo Modul.
Die oben genannten digitalen Eingänge befinden sich mitten auf der Rückseite des Vollverstärkers. Rücksicht auf die analoge Welt nehmen die Dänen auch, wie man unter anderem am fixen Line-Out sehen kann. Praktisch beispielsweise für diejenigen unter uns, die vielleicht Musik auf einer Bandmaschine konservieren möchten. An analogen Ein- und Ausgängen ist der Copland CSA70 mit seinen drei Hochpegel-Eingängen – mit natürlich vergoldeten Cinchbuchsen – gut ausgerüstet, mehr braucht es auch wirklich nicht in der heutigen doch sehr digitalen Welt. Wie es sich für einen klassischen Verstärker gehört, ist auch ein Phono-MM-Eingang mit im Angebot. Natürlich auch mit dabei auf der Rückseite der harte Netzschalter für alle Fälle. Auf jeden Fall immer wieder als positiv empfinde ich den geregelten Line-Out zum Anschluss einer Endstufe für Bi-Amping oder eines Subwoofers, falls dies gewünscht ist.
Copland CSA70 – technische Daten
- Leistung: 2* 70/120 Watt an 8/4 Ohm
- Hochpegeleingänge: 3* Cinch
- Phono-Eingang (MM): 1* Cinch
- Digitale Eingänge: 1* koaxial, 2* optisch, * USB-B
- Vorverstärkerausgang: 1* Cinch
- Aufnahmeausgang: 1* Cinch
- Kopfhöreranschluss: 1* Klinke 6,3mm
- D/A-Wandler Wolfson 8740
- Asynchrone USB-Übertragung
- Ausgangsimpedanz Kopfhörerverstärker: 40 Ohm
- Abschlusswiderstand/-kapazität Phono: 47kOhm/200pF
- Maße B*H*T: 43,5*13,5*37,0 cm
- Gewicht: 10 kg
- Gebürstete Aluminiumfront in silber oder schwarz
- Fernbedienung
Copland CSA70 – Klang
Stabil steht die Stimme von Tokunbo bei Golden Days, über das wunderbare Album hat Victoriah erst kürzlich eine Rezension geschrieben, zwischen den Lautsprechern. Auch die Art der Darbietung des Copland CSA70 sagt mir zu, denn neben der Stimme der Sängerin lassen sich auch die einzelnen Instrumente gut verorten. Was mir jedoch im Zusammenspiel mit den eigenen Lautsprechern nicht so ganz zusagt, ist der dezent spratzelnde Hochton. Auch im Bass geht es für meinen Geschmack recht schlank und dezent zu, der Fairness halber muss ich allerdings auch sagen, dass meine LUAs untenrum gern einen Tritt in den Hintern bekommen wollen. Das diese Kombi klanglich nicht wirklich passt, bestätigt sich beim Hören weiterer Titel. Was tun? Guter Rat ist bekanntlich teuer, doch nicht in diesem Fall. Versuchshalber greife ich auf die preislich eher nicht zum Copland passenden Standlautsprecher Sonoro GRAND ORCHESTRA sowie die quadral SIGNUM 70 zurück.
Und siehe da, die doch zumindest vom Preis her etwas ungewöhnlichen Kombinationen passen wie die berühmte Faust auf’s Auge, was insbesondere auf die Paarung mit den SIGNUM 70 zutrifft. Die Abbildung ist nach wie vor stabil und auch die Ortbarkeit überzeugt wiederum. Was mir jetzt jedoch besser gefällt: Dieses mir im Ohr zuvor leicht unangenehme Spratzeln ist jetzt weg, und das bei einem nach wie vor fein aufgelöstem Hochton. Auch von den Emotionen her ist in dieser Kombi ein wenig mehr geboten. Der Gesang ist nun zwar etwas niedriger zu verorten als bei den leicht schräg nach oben abstrahlenden Sonoro und den LUA. Doch das liegt schlicht und einfach daran, dass die quadral nicht die größten Schallwandler sind, .
Eine nach wie vor tolle Stimme ist die von Annie Lennox, ein traumhafter Titel von ihr ist „Why“. Wunderbare, sphärische Klänge gibt es hier zu hören, ich liebe diese Art von Musik. Wie der Copland CSA70 diese den zierlichen Standlautsprechern entlockt, das spricht schon für sich. Und dann auch noch Annie, legga! Doch die begabte und vielseitige Künstlerin kann sich auch gut mit fremden Federn schmücken, so bei Nostalgia, toll diese ausdrucksvolle Stimme. Fast meine ich, in ihren Hals schauen zu können. In ihren Klängen kann man so richtig schön versinken. Doch auch den treibenden Rhythmus bei „I Put A Spell On You“ versetzt der Copland CSA70 den richtigen Schub, denen die straffen Klavierläufe nicht nachstehen.
Treibende Rhythmen gibt es auch von Elton John mit Dua Lipa sowie dem Electro Pop-Duo PNAU. Was sollen Musiker sonst auch machen in einer Zeit, in der sie nicht auftreten dürfen. Zumindest hört es sich bei „Cold Heart“ so an, als würden sie das Beste aus der Situation machen, mir gefällt die Mischung des gut abgehangenen Klassiker „Sacrifice“ und „Rocket Man“, einem Titel des Albums The Lockdown Sessions. Ist zwar eigentlich eher ein langsamerer Rhythmus, geht aber dennoch gut in den Fuß. Partyfeeling geht also auch mit dem Copland CSA70, und es muss ja nicht immer nur das übliche High End Gedudel sein…
Kari Bremnes Album Det Vi Har mit „Kanskje“ gehört wohl zum Standardrepertoire vieler Hörer, so auch bei mir. Kennt man, hat man im Ohr, was einem die Vergleichbarkeit mit anderen HiFi-Komponenten doch ein gutes Stück erleichtert. Unter anderem des Basses wegen höre ich das Stück immer wieder gerne. Dabei zeigt der Copland CSA70 eine elegante Schlankheit auf, die in kleineren Räumen oder bei bassempfindlichen Menschen doch sehr vorteilhaft ist. Es ist eine trockene und sehr kontrollierte Spielweise des Verstärkers, die dem Dänen innewohnt und ihm seinen charmanten Charakter verleiht.
In der Hauptsache führe ich die Musik dem Copland CSA70 praktischerweise über seinen USB-B Eingang vom Musikserver zu. Um die analogen Eingänge klanglich einschätzen zu können, nehme ich einen kleinen Umweg über den Cambridge 851N. Wirklich große Unterschiede zwischen den beiden Eingangsarten vernehme ich so nicht. Der integrierte Wolfson WM8740 DAC macht seine Sache wirklich sehr gut, dafür dass die Hauptaufgabe eines Amps wie dem CSA70 eigentlich „nur“ die Verstärkung der Signale ist. Kein Wunder also, dass die Entwickler von Copland auf den Wolfson zurückgegriffen haben.
Natürlich bedarf auch der MM-Eingang einer klanglichen Einschätzung. Schön, dass es heutzutage noch Vollverstärker gibt, die einem direkt den Anschluss eines Plattenspielers ermöglichen und einem nicht den Kauf eines separaten auf’s Auge drücken… Ein paar LPs höre ich so durch, unter anderem Willie Nelson und Jennifer Warnes. Grundsolide ist der eingebaute Phono-Vorverstärker, das Rauschen seiner Verstärkung bleibt unter der Wahrnehmungsgrenze. Musik wie auch Stimmen besitzen einen schönen angenehmen Fluss. Von der Feinauflösung und der Präzision im Bass her gibt es gegenüber einer externen Phonostufe noch ein wenig Luft nach oben, dafür gehen die räumliche Anordnung und sowie das Auflösungsvermögen für so eine Mitgabe im Amp vollkommen in Ordnung. Mit der integrierten Lösung dürften die meisten Käufer also glücklich werden.
Copland CSA70 – Fazit
Der Vollverstärker Copland CSA70 bietet vielfältige Anschlussmöglichkeiten. Klanglich ist der CSA70 über seinen integrierten D/A-Wandler sowie die Line-Eingänge sehr neutral abgestimmt und bedarf bei der Lautsprecherwahl kundiger Hand. Dann erhält der Hörer feine strukturierte Klänge sowie eine überzeugende dreidimensionale Ortung. Ein Bassfanatiker ist der Copland nicht, er überzeugt den Hörer lieber durch einen federnden wie auch sehr kontrollierten Tieftonbereich. Auch der integrierte Phono-MM-Verstärker weiß mit seinen Qualitäten zu überzeugen.
Im Test
High End Vollverstärker
Copland CSA70
Preis: 3.000 €
Größe: 43,5*13,5*37,0 cm
Gewicht: 10 kg
Front: Aluminium Silber oder Schwarz
Vertrieb
ATR Audio Trade
HiFi Vertriebsgesellschaft mbH
Schenkendorfstraße 29
45472 Mülheim an der Ruhr
Web: www.audiotra.de
Mail: info@audiotra.de
Tel.: +49 (0) 208-882 66 0
Mitspieler
Quellen digital – Netzwerkspieler Cambridge Audio 851N, CD-Spieler Cambridge Audio 851C, Musikserver Innuos ZEN MK.III
Quellen analog – Plattenspieler Rega Planar 6 mit MC-Tonabnehmer TAD Excalibur Black, Sonoro Platinum mit Ortofon 2M Red, Phono MM- & MC Verstärker Trigon Vanguard III
Verstärker – Vollverstärker Rega Aethos, Vollverstärker Buchardt Audio I150
Lautsprecher – Standlautsprecher LUA Con Espressione, Subwoofer REL R 505, Standlautsprecher quadral SIGNUM 70, Sonoro GRAND ORCHESTERA
Kopfhörer – Offener Kopfhörer Focal Clear, Kopfhörerverstärker Divaldi AMP-02 mit Phono MM- & MC Stufe
Zubehör – Lautsprecherkabel Supra XL Annorum. XLR- und Cinchkabel Fadel Art Pro Link, Stromkabel Supra LoRad 2.5, Netzleiste PS Audio Dectet, Powergrip YG-1 Netzfilter, HiFi-Switch NuPrime Omnia SW-8, LAN-Kabel Supra Cat8 & Wireworld Starlight 8