Vor kurzem war Buchardt Audio noch ein Newcomer. Mit ihrem Kompaktlautsprecher S300 haben sich die Dänen bei uns einen guten Ruf aufgebaut. War dies nur ein reiner Zufallstreffer oder schaffen es die Lautsprecherspezialisten, ihren Erfolg fortzusetzen? Das wollen wir mit dem Test der Buchardt Audio S400 in der attraktiven 2.000 Euro-Klasse herausfinden.
Buchardt Audio S400 – Technik
Rein optisch hinterlässt der Kompaktlautsprecher Buchardt Audio S400 einen interessanten Eindruck. Die S400 scheint einen Kopfstand zu machen mit dem oben sitzenden, 16 cm messenden Tiefmitteltöner von SB Acoustics. Hinter SB Acoustics stecken übrigens die ehemaligen Scan Speak Ingenieure Ulrik Schmidt und Lars Goller. Dem ersten Anschein nach ist die Membran aus klassischer Holzfaser hergestellt. Doch ein leichtes Klopfen macht neugierig. Und tatsächlich: der Treiber ist aus Aluminium! Aus Holz jedoch ist das piekfein gefertigte Gehäuse mit 19 mm MDF gefertigt.
Eine Etage tiefer sitzt dann die 19 mm messende Textilkalotte, die ebenfalls von SB Acoustics stammt. Etwas verschämt scheint sie sich im großen und tiefen Waveguide zu verstecken. Doch hat dies seinen Grund: Der fast an eine Hornmündung erinnernde Waveguide greift der Kalotte so vom Wirkungsgrad her unter die Arme. Da der Hochtöner nun so tief im Lautsprechergehäuse steckt, und es damit keine Laufzeitunterschiede zwischen den beiden Chassis gibt, hat Buchardt Audio die Gehäusefront kurzerhand leicht angeschrägt. Wobei dieser kleine Kunstgriff auch noch den Vorteil hat, dass die stehenden Wellen reduziert werden.
Wer die beiden Treiber nicht sehen oder vor neugierigen Kinderhänden verstecken möchte, für den legt Buchardt Audio den S400 vier runde, magnetisch haftende Abdeckungen bei. Das Design der Lautsprecher bleibt durch diesen kleinen Kunstgriff erhalten. Mir persönlich gefällt das auf die Technik reduzierte Design ohne die Lautsprecherandeckungen jedoch wesentlich besser.
Von der Konstruktion her sind die Buchardt Audio S400 Bassreflex-Lautsprecher. Wobei, ganz so viel Atemluft bekommen die tiefen Töne nun auch nicht. Besitzen die Kompaktlautsprecher doch keine Reflexöffnung, sondern eine passive Membran auf ihrer Rückseite. Dies ist zwar etwas aufwändiger und teurer in der Herstellung als ein Reflexkanal, dafür weist dieses Konstruktionsprinzip weniger Strömungsgeräusche auf. Zudem lassen sich solche Lautsprecher in der Regel auch relativ wandnah aufstellen. Kurz unterhalb der Membran hat es dann noch Platz für das stabil ausgeführte Singlewiring Terminal.
Eine Schande wäre es natürlich, die Kompaktlautsprecher, auch wenn es viele Hörer reizt, ins Bücherregal zu stellen. Nein ihr lieben Leut‘, so etwas gehört sich definitiv nicht. Wie soll denn so ein luftiger Klang entstehen können? Glücklicherweise hat der Vertrieb der Buchardt Audio S400 noch einen Karton mit Lautsprecherständern aus schwarz lackiertem Holz mitgeliefert. Ruckzuck sind sie zusammengeschraubt. Wer sie bedämpfen möchte, kann vor dem Aufschrauben der Kopfplatte gerne ein paar Kilogramm feuergetrockneten Sand in ihnen verschwinden lassen. Apropos Kopfplatte: Kurz die beiliegenden selbstklebenden Gummifüße aufgeklebt, und schon sitzen die Kompaktboxen rutschfesst auf. Auch Spikes für die Fußplatten liegen den Stands bei.
Auch die Innereien der S400 hinterlassen einen positiven Eindruck. Dänisch klar und sauber konstruiert ist die Frequenzweiche der kompakten Lautsprecher. Mit ihren wenigen Bauteilen lässt sie den Rückschluss auf einen guten Wirkungsgrad zu.
Buchardt Audio S400 – Klang
Arne Domnerus & Gustaf Sjökvist kommen nicht wie die Buchardt Audio S400 aus Dänemark, sondern aus dem Nachbarland Schweden. Die beiden dürfen mit „Antiphone Blues“ den Anfang des Hörtest machen. Und wie ich schnell merke, vertragen sich die Nachbarn, das war auch mal anders, hervorragend. Weich setzt das Saxophon ein, die Anblasgeräusche geben die S400 wunderbar aufgelöst wieder. Ich finde es immer wieder toll, welche Gefühle dieses Blasinstrument wiedergeben kann. Wie es jammern und auch jauchzen kann. Und die kleinen Buchardt Audio übertragen dies sehr natürlich in den heimischen Raum. Dazu das Wechselspiel mit der Orgel. Deren Mächtigkeit können die Kompaktlautsprecher aufgrund ihres Volumens naturgemäß nicht komplett wiedergeben, aber sie verschlucken sich nicht einen Deut daran. Respekt.
Da ich musikalisch gerade im Norden bin, suche ich auf dem Musikserver nach Nils Landgren. Und stolpere dabei über Nils Wülkers Album „Up“, einer tollen relaxten Mischung aus Pop, Soul und Jazz. Also mal runter von den alten Pfaden. Ich wähle den Titel „Homeless Diamond“, bei dem Nils von der Sängerin Lauren Flynn begleitet wird. Schön zu hören, wie Nils Wülker sich nicht auf seiner Trompete verkünstelt, sondern den wenigen Tönen viele tolle Farben entlockt. Dezent und dennoch kraftvoll spielt dabei das Schlagzeug. Und Lauren soult dazu, dass es eine wahre Pracht und Freude ist, und ich mitsummen muss.
Mit Otis Taylor und „Red Meat“ von der CD „Voice Of ELAC“ geht es dann weiter. Das leicht rauchig, kratzige Etwas in der Stimme von Otis Taylor höre ich ja echt gerne. Und das zu vermitteln gelingt den S400 ganz vorzüglich. Ein schönes Rhythmusgefühl zeigen die beiden Kompaktlautsprecher bei dem dezent gespielten Schlagzeug. Ein Rhythmus, der mich mitnimmt. Auch die Base Drum, ein Instrument, das ordentlich zur Sache gehen kann, wird geradezu zärtlich gespielt. Wie liebevoll Otis mit den Saiten seiner Gitarre umgeht, auch das kann ich sehr gut heraushören. Und wie der Sänger zum Ausklang des langsam leiser werdenden Liedes dazu passend mit nachlassender Lautstärke ins Mikro haucht, ja, da kommt Gänsehaut auf.
Kräftiger geht es auf dem Album von ELAC mit „Not Coming By“ und Emma-Lee weiter, im Bass ist da schon ordentlich was los. Ganz der reinen Lehre entsprechen die Kompaktlautsprecher von Buchardt Audio dabei nicht, zeigen sie im Tiefmittelton doch eine leichte sowie sympathische Anhebung. Instrumental sehr gehaltvoll ist das Stück definitiv. Doch das macht den S400 nicht die Spur aus, behalten sie doch jederzeit die Übersicht über das komplexe Geschehen. Auch vor den leicht schräg gespielten Bläsersätzen schrecken sie nicht zurück. Leichter macht es den kompakten Dänen auch Emma-Lee nicht, mit ihrer wundervollen, souligen und rockigen Stimme, die es locker mit der Band hinter ihr aufnimmt.
Eine weitere interessante Frauenstimme hat Ellie Goulding. Bei „Dead In The Water“ und der elektronisch eingespielten Musik kann sie schon mal untergehen. Doch bei den Kompaktlautsprechern Buchardt Audio S400 macht sie das nicht. Einwandfrei lässt sich die Position von Ellie vor dem sie begleitenden Chor zuordnen. Als ich zur Anpassung der Lautstärke zur Fernbedienung greife und mich dabei zur Seite bewege, fällt mir der große Sweetspot der Lautsprecher auf. Was mir auch auffällt, ist der fein differenzierte künstliche Hall. Den hat der SB-Acoustics Hochtöner einwandfrei im Griff.
Um Lautsprechern im Bass auf den Zahn zu fühlen, lege ich gerne Christine and the Queens auf. So auch bei den kompakten Buchardt Audio S400, denen das elektronische Discowabern tierisches Vergnügen bereitet. Es pumpt und drückt, dass es eine wahre Freude ist. Dröhnen? Fehlanzeige! Da Kompaktlautsprecher zu meinem Bedauern oft gerne gern wandnah aufgestellt werden, probiere ich das auch mal aus. Bis zu einem Abstand von ungefähr 30 cm zur Wand funktioniert das wunderbar. Auch bei dieser eher ungünstigen Aufstellung verschmiert nichts, ich bin beeindruckt.
Fazit
Die Buchardt Audio S400 sind edel verarbeitete Kompaktlautsprecher der High End Klasse. Sie spielen hoch aufgelöst und bleiben dabei dennoch seidig im Klang. Im Tief-Mitteltonbereich spielen die kleinen S400 für diese Größe sympathisch kräftig auf. Selbst bei großen Lautstärken und komplexer Musik verlieren sie nicht die Übersicht. Zudem zeigt sich die S400 im Wohnraum kooperativ: Eine wandnahe Aufstellung oder das Sitzen außerhalb des Sweetspots schmälern das klangliche Vergnügen nicht.
Im Test
Buchardt Audio S400
Passiver Kompaktlautsprecher
Schwarzer oder weißer Mattlack, Eiche-Furnier
36,5*18,0*24,0 cm. Gewicht 9 kg
Paarpreis 1.800 Euro. Eiche-Furnier 1.950 Euro
Buchardt Audio Stativ MK.II
Lautsprecherständer
Schwarzer Mattlack
Höhe 70 cm
Paarpreis 300 Euro
Vertrieb
HifiPilot GmbH
Höhenstr. 7
75239 Eisingen
Tel.: +49 7232 3640155
Mail :kontakt@hifipilot.de
Web: www.hifipilot.de
Mitspieler im Test
Quellen digital – Netzwerkspieler Cambridge Audio 851N, CD-Laufwerk Cambridge Audio CXC, Musikserver Innuos ZEN MK.III. Netzwerkplayer & D/A-Gold Note DS-10
Quellen analog – Plattenspieler Rega Planar 6 mit Tonabnehmer TAD Excalibur Black, Phono MM- & MC Verstärker Trigon Vanguard III
Verstärker – Vorverstärker Cambridge Audio 851E, Endverstärker Cambridge Audio 851W, Endverstärker Gold Note PA-10
Lautsprecher – Standlautsprecher LUA Con Espressione, Kompaktlautsprecher Buchardt Audio S400
Kopfhörer – Offener Kopfhörer Focal Clear, Kopfhörerverstärker Divaldi AMP-02 mit Phono MM- & MC Stufe
Zubehör – Lautsprecherkabel Supra XL Annorum. XLR- und Cinchkabel Fadel Art Pro Link, Stromkabel Supra LoRad 2.5, Netzleiste PS Audio Dectet