Der baden-württembergische Jugendkunstpreis 2020 hatte „das geheime Leben der Dinge“ zum Titel. Unter diesem Thema konnten Jugendliche Bilder und Objekte einreichen, die von einer Jury kritisch begutachtet, prämiert und anschließend öffentlich ausgestellt wurden. Meine Nichte hat sich mit einem Bild unter dem Titel „Gin Tonic“ beteiligt, das die Gunst der Juroren für sich gewinnen konnte. Zu meiner Freude ziert das Bild aktuell noch unseren Flur und bereitet mir jedes mal, wenn ich den Dreh- und Angelpunkt unseres Hauses betrete, eine Freude. So unterhielten meine Nichte und ich uns im Zuge des Wettbewerbs über das Thema „das geheime Leben der Dinge“ im Allgemeinen und ihr Bild „Gin Tonic“, dass einen Kristall des gefrorenen köstlichen Getränks abstrahiert zeigt, im Besonderen. Die Auseinandersetzung mit Kunst ist spannend und vielschichtig. So kamen wir auch auf das Thema der verborgenen Werte. Beziehungsweise der Werte, die nicht vordergründig sind für eine Sache.
Damit schließt sich der Kreis zu den sizilianischen Lautsprecherbauern audel im Allgemeinen und der Nika Mk2 Studio Mendini Design im Speziellen. Denn vordergründig betrachtet handelt es sich um einen äußerst kompakten Regallautsprecher, dem der funktional orientierte Betrachter alleinig die Funktion der Musikwiedergabe zusprechen mag. Menschen, die sich von den hübschen Italienern angesprochen fühlen, werden in den Nika Mendini aber mehr sehen, als nur einen profanen Schallwandler. Sie werden die Art ihres Entstehens, die sorgfältige Wahl der Materialien und ihre Gestalt mit in die Waagschale legen, wenn sie von seinem Wesen sprechen. Von seinem individuellen Wert.
Und wahrscheinlich hat das auch Einfluss auf die Art und Weise, wie die Besitzer ihn behandeln: nicht als Instrument im Abhörraum, sondern als sinnlicher Begleiter im Alltag. Als spannenden Spagat zwischen Klang, Kunst und Handwerk, der – wenn man sich auf allen Ebenen angesprochen fühlt und ansprechen lässt – in einem wunderbaren Gesamterlebnis aufgeht. Ich jedenfalls habe mich in meinem Test der Audel NIKA Mk2 Studio Mendini Design von allen Sinnen mit großer Freude ansprechen lassen.
Meine einleitenden Betrachtungen sind ja nicht ganz neu, hatte ich doch die Freude, die auf 70 Exemplare limitierten und bereits ausverkauften audel NIKA Prestige Limited Edition mit Lautsprecherfuß und Stoffabdeckung in ihrer exklusiven Holzbox im Test erleben zu dürfen. Ein spannendes Erlebnis – ebenfalls für alle Sinne. Gepaart mit einem Hauch Dekadenz. Einem Luxus, den es nicht Bedarf, gepaart mit einer kindlichen Freude, die man von Zeit zu Zeit erleben sollte.
Die NIKA Prestige boten neben der Exklusivität noch einen technischen Leckerbissen: den ebenso exquisiten wie limitierten Breitbänder mit Beryllium Konus. Die Prestige findet ihre Fortführung in der unlimitierten NIKA Mk3 mit Standard-Breitbänder. Dieser Breitbänder wird ebenfalls in der NIKA Mk2 verwendet, die parallel zur Mk3 weiter gebaut und angeboten wird. Für meinen Geschmack ist die Weiterführung der Linie eine gelungene Idee, da sich das leicht größere Gehäuse der Mk3 und das der Mk2 von Größe und Proportion zwar ähnlich sind, die Mk2 aber durch ihre monolithische Erscheinung gegenüber der Mk3 mit ihren drei Segmenten eine deutlich andere Formsprache spricht.
Beide Versionen sind in der Preisklasse um 1.300 Euro pro Paar unterwegs. Das ist ist eine Preisklasse, bei der man dem Charme der Sizilianer schonmal spontan erliegen kann. Die NIKA Prestige Limited war mit rund 4.000 Euro in anderen, exklusiveren Gefilden unterwegs. Die NIKA Mk2 und Mk3 bleiben in Ihrer Art zwar auch ein Luxus, aber ein erschwinglicher. Ein bewusstes Bekenntnis zu Handwerk und Nachhaltigkeit. Und im Falle der Variante Studio Mendini Design auch eine kleine Verbeugung vor der Kunst.
Annäherung
Die kleinen Regallautsprecher kommen in einem schlichten Karton und wiegen zusammen verpackt keine 5 Kilogramm. Wenn ich mich an die 93 kg Boliden, die ascendo LIVE 15, zurück erinnere, ist das aus logistischer wie orthopädischer Sicht eine Wohltat. Dementsprechend angenehm ist das Handling der NIKA Mk2, da sie das Stück nur rund zwei Kilogramm auf die Waage bringen. Aufgestellt werden sie auf drei unten angeklebten, transparenten, halbkugeligen Gummifüßen. Das ist sehr pragmatisch und gibt der Erscheinung im aufgestellten Zustand eine gewisse Leichtigkeit.
Wirklich schön ist die Anfassqualität des Birkensperrholzes des Korpus, der abschließend mit Bienenwachs-Firnis poliert wird. Christoph Mertens betont die Verwendung umweltfreundlicher und ungiftiger Materialien, über die sich viele Eltern im Kinderzimmer freuen würden. Aber – so betont er weiter – da gehört so ein Lautsprecher eigentlich nicht hin. Auch wenn er schön bunt ist, so erwiderte ich 😉 Christoph hatte vorsichtshalber ein Paar Stoffhandschuhe beigelegt. Ich verwende diese nicht sehr gerne, weil der Griff dadurch nicht unbedingt sicherer wird. Da wasche ich mir – vorsichtshalber – vorher lieber nochmal die Hände und grabbel nicht unnötig daran herum.
Apropos. Bei dem Lautsprecher aber wäre es auch echt schade, das Holz nicht zu spüren. Man muss ja nicht gleich dran Rumgrabbeln. Aber die Wachspolituroberfläche fühlt sich schon klasse an. So wird das Auf- und Abbauen zur echten Freude – das Gewicht spielt mir dabei natürlich auch in die Karten. Anschluss findet die kleine Kompakte über ihr solides Anschlussterminal mit einem Schraubklemmenpaar, in das ich über die zentralen Bohrungen ein Melodika MDSC4030 Lautsprecherkabel mittels Hohlbananenstecker anstöpsele.
Über audel – Inspiration und Technik
An dieser Stelle zitiere ich mich selbst, da der Bericht über die audel NIKA Prestige LE noch nicht all zu lang zurückliegt und sich an der Historie audels nicht allzuviel geändert hat. Die noch recht junge Firma audel wurde im Jahre 2008 in in Casteldaccia (Sizilien) gegründet mit der Idee, Interior Design, Handwerk und HiFi zu verbinden. Der heutige Inhaber, Walter Carzan, zeichnet sich als studierter Architekt und Designer für das Design verantwortlich, nachdem er sich auf die Gestaltung und Herstellung von Holzprodukten spezialisierte. Er war aktiv an der Entwicklung der ersten CNC-Maschinen beteiligt, die in Italien hergestellt wurden. Ihm stehen Silvia Russo, Architektin und Designerin als Spezialistin für Online-Kommunikation und Grafik sowie Davide Ballo, seines Zeichens Elektro-Ingenieurs und technischer Kopf der Manufaktur, zur Seite. Von der Erfahrung von Marco Viscuso, dem Leiter der audel-Lautsprecher-Produktion und des Qualitätsmanagements, profitiert die Manufaktur wesentlich im Bereich der Holzverarbeitung. Hervor zu heben ist die von audel patentierte, langlebige und ausschließlich biologische Oberflächenversiegelung der Holzoberflächen mit Bienenwachs-Firnis.
Erstes Produkt im Gründungsjahr war die kubische „Reference Collection“. Einen Eyecatcher landeten die Sizilianer mit ihrem Interior Design-Produkt „Ginger & Fred“ – die beiden „Lautsprecherfiguren“ in menschlicher Gestalt, die weltweit für Verblüffung und Aufmerksamkeit sorgten. Diese Produktserie wurde 2016 zu Gunsten der Fokussierung auf High-End Produkte eingestellt.
Zum Bau der Gehäuse verwendet audel ein patentiertes Birkensperrholzbausystem, das neben akustischen Vorteilen auch die Ästhetik der Lautsprecher durch seine markante und lebendige Schicht-Optik in den Schnittflächen prägt. Sichtbar ist das in allen Versionen. Die patentierte Oberflächenbehandlung erfolgt mit Leinölen und abschließender Bienen-Hartwachs-Politur. Sie sind Ausdruck für ein ebenso nachhaltiges wie umweltverträgliches, technischen Produkt. Die monolithischen Gehäuse werden aus Uureic (Vinyl) – Birkensperrholz gefertigt. Die Prestige.Modelle wirken durch die Verwendung von Phenol-Harzen etwas dunkler. Hier sind wir wieder bei dem individuellen Wert, dem der Musik-Liebhaber seinem HiFi beimisst.
Seit 2011 ist das Lautsprecher-Modell NIKA am Markt, konzipiert als kleiner Dreiliter-Breitband-Regallautsprecher. Durch die spezielle Bauform und das Wissen um CNC-Fertigung in der Holzbearbeitung konnte ein innenliegender Kanal hergestellt werden (60 cm (!) bei den ersten NIKA), der die Resonanzfrequenz des Lautsprecher senkt und die Bildung der stationären Wellen steuert. Dies wurde als erstes Patent, als „CTL-System“, angemeldet. Durch geschicktes Bearbeiten und Verkleben erfolgt die Bearbeitung der inneren Struktur nur aus Richtung der Stirnseiten. So lassen sich komplexe Geometrien erzeugen, ohne die quer verlaufende optische Struktur des Schichtholzes durch Schnittflächen zu unterbrechen. Bei der NIKA Prestige und den Mk3 Varianten ist dieses Prinzip noch offensichtlicher, da drei Segmente von außen gut erkennbar sind. Die Mk2 gibt sich monolithisch. Seit 2018 sorgt das patentierte „IRS-System“ für verbesserte Kontrolle über die Bildung stationärer Wellen bei gleichzeitig viel höherer Steifigkeit des Gehäuses.
Dem Hörer präsentiert sich die NIKA Mk2 in zwei verschiedenen Echtholz-Fronten und Rückdeckeln : im eleganten Ebenholz oder eben im extravaganten Studio Mendini Design. In der Schallfront sitzt ein 3 Zoll Breitbänder mit Bambusfaser-Membran und einer strukturiert verstärkten Sicke. Die schwarze, runde Stoff-Abdeckung, die optional für 99 Euro / Paar erhältlich ist, haftet magnetisch auf den Inbus-Schrauben, mit denen das System befestigt ist.
Technische Daten
- FULLRANGE-TÖNER: 3 Zoll Bambusfaser mit robust strukturierter Santoprene Sicke und erweitertem Frequenzgang
- Vented ( NRS ) Bassreflexöffnung in der Front
- FREQUENZGANG: 60Hz – 20.000Hz
- EMPFINDLICHKEIT: 87dB
- NOMINALE IMPEDANZ: 8Ohm
- EMPFOHLENE VERSTÄRKERLEISTUNG: 10Watt – 75Watt
- Gehäuse: Multipanel-System (laminiertes Birkensperrholz)
- OBERFLÄCHENBEHANDLUNG: biologische Bienenwachs-Firnis
- ABMESSUNGEN: 198mm x 210mm x 132mm ( Höhe x Tiefe x Breite )
- NETTO-GEWICHT: 3,5 kg pro Paar
- VERSAND-GEWICHT: 4 kg pro Paar
Über den Architekt und Künstler Alessandro Mendini
Alessandro Mendini wurde 1931 in Mailand geboren, wo er 2019 verstarb. Mendini war ein angesehener italienischer Designer und Architekt. Dabei spielte er eine wichtige Rolle in der Entwicklung des Designs in Italien und war zudem Chefredakteur bzw. Herausgeber der Zeitschriften Casabella, Modo und Domus.
Alessandro Mendini studierte in Mailand Architektur. In den siebziger Jahren war er eine der wichtigsten Persönlichkeiten der Protestbewegung des „Radical Design“. 1973 war er Gründungsmitglied der Gruppe Global Tools, 1979 schloss er sich dem Studio Alchimia an. Dort kam es zur Zusammenarbeit mit Ettore Sottsass, Andrea Branzi, Michele De Lucchi, Robert & Trix Haussmann und anderen. 1982 war er Mitbegründer der ersten postgradualen Designschule, der Domus Academy in Mailand. 1989 gründete Mendini zusammen mit seinem Bruder Francesco (* 1939) das Studio Mendini.
Mendini war bestrebt Kunst, Architektur und Design miteinander zu verbinden. Zusammen mit anderen italienischen Designern entwickelte er das sogenannte „Banal Design“, das Alltagsobjekte durch Hinzufügen von Farbe, Mustern und kleinen Formen neu interpretierte. Mendini nannte diesen Vorgang Re-Design.
Um 1978 konzentrierte er sich auf das Re-Design von Sitzmöbeln. Ausgangsmaterial waren Klassiker wie der Sessel Wassily von Marcel Breuer, der 699 Superleggera von Gio Ponti oder der Thonet-Stuhl, darüber hinaus billige Gebrauchtmöbel vergangener Jahrzehnte oder historisierende Stücke unbekannter Herkunft, woraus das Sofa Kandissi und der bekannte Sessel Proust (Basis im Louis-Seize-Stil) entstanden.
Im Studio Mendini entstand beispielsweise nach einem Auftrag von Frans Haks ab 1988 das Konzept für das niederländische Groninger Museum in interner Zusammenarbeit mit Alchimia und den externen Büros von Philippe Starck, Frank Stella und Michele De Lucchi (fertiggestellt 1994). 1989 wurde der Paradiesturm (torre paradiso) für Hiroshima geplant und ausgeführt. Insbesondere das Groninger Museum wird eine der wunderbarsten modernen Architekturen der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts genannt und wurde gewählt zu einer der „1001 Architekturen, die man vor seinem Tod sehen soll“.
Als Massenprodukte bekannt geworden sind die für den italienischen Haushaltswarenhersteller Alessi entworfenen Korkenzieher Anna G. und Alessandro M., sowie das Kellnerbesteck Parrot. Ab 1979 war Mendini Image- und Designberater von Alessi. Von Mendini stammt auch der Entwurf für die Swatch-Armbanduhr Lots of Dots in eindrücklichen Art seiner Interpretation des Stils des Pointillismus.
Seine Arbeiten sind in zahlreichen Museen und privaten Sammlungen in der ganzen Welt zu finden. Die Schreibtischlampe Amuleto beispielsweise, die Mendini im Jahr 2010 für die Firma Ramun entwarf, wurde in die Neue Sammlung der Pinakothek der Moderne in München aufgenommen.
Alessandro Mendini erhielt zahlreiche internationale Auszeichnungen, unter anderem 2014 den italienischen Industriedesign-Preis Compasso d’Oro für sein Lebenswerk. Von der École normale supérieure Paris-Saclay (ENS Paris-Saclay) wurde er 2011 zum Ehrendoktor ernannt.
(Quelle: Wikipedia https://de.wikipedia.org/wiki/Alessandro_Mendini, zusammengefasst/auszugsweise)
Klang Audel NIKA Mk2 Studio Mendini Design
Die Audel NIKA Mk2 Studio Mendini Design sind echte Handschmeichler. So macht schon das Aufbauen große Freude. Die Tatsache, dass Christoph Mertens, Inhaber von CMI Distribution, mir gleichzeitig die NIKA Prestige Limited Edition hat zukommen lassen, verdoppelt den Spaß, weil ich ebensolche Handschmeichler im Wechsel auch abbauen darf. Die NIKA Mk2 hatten, ebenso wie ihre etwas größeren Brüder, relativ wenig Spielzeit auf dem Tacho, weshalb ich sie im Wechsel auch zum entspannten Musikhören in der Freizeit verwendet habe. Auch habe ich sie einige Stunden unbeaufsichtigt dudeln lassen, um den Regallautsprechern eine gewisse Geschmeidigkeit anzutrainieren, die werkneuen Geräten zumeist noch abgeht. Eine Maßnahme, die im Zweifelsfall nie schadet, aber auch viel Gutes bewirken kann.
Auf der Plattform meiner Lautsprecherständer, die ich eigens für die Dutch&Dutch 8c dimensioniert hatte, wirken die Audel NIKA fast etwas verloren. Der Begriff des Kompaktlautsprechers umfasst geometrisch betrachtet dann doch eine recht große Bandbreite. Die Lautsprecher winkele ich auf meinen Hörplatz ein. Ich habe das Gefühl, dass so eine ansprechende Bühne bei einem gleichzeitig gut umrissenen Mittelpunkt entsteht. Durch die freistehende Aufstellung, die die Räumlichkeit fördert, kann der kleine Regallautsprecher allerdings nicht auf die Schützenhilfe von Wand oder Möbel im Bassbereich hoffen. Nun denn.
Apropos Bühne und „Schützen“hilfe. Warum nicht mit etwas Klassik starten: Carl Maria von Webers „Der Freischütz“. Die romantische Oper in drei Aufzügen hatte ich vorletztes Jahr in Stuttgart gesehen. Eine schöne Inszenierung, von der ich bei den HiFi-IFAs berichtet hatte. Auf meinem Musikserver schlummert die Oper als 48kHz / 24bit highres Aufnahme mit dem London Symphony Orchestra und Chor. Warum bei Mini-Lautsprechern nicht gleich mit Maxi-Bühne starten?! Auf geht’s, zur Waldschänke!
Der Sound löst sich schön von den Chassis und klebt nicht ein bisschen daran. Wie schon bei den NIKA Prestige ist das Volumen überraschend größer, als es das zierliche Gehäuse vermuten lässt. Wow. Das ist schon mal beachtlich. Die Streicher und Sänger fordern den Lautsprecher natürlich noch nicht wie ein Orchester-Tutti, aber ihren Raum benötigen sie trotzdem. Und den bieten die NIKA Studio Mendini Design – und weisen den Instrumenten mit sicherer Hand zudem ihren Platz zu. Da kommen die Stärken des Breitband-Konzeptes direkt zum Vorschein. Wie auch bei den Sprech- und Sing-Stimmen.
Das gesprochene Wort kommt klar und wohlbetont. Die deutsche Sprache ertönt mit bewusst ausgesprochenen Wortendungen und je nach Sänger/in mit schön mitzuerlebender englischer Färbung. Flöten trällern frech in das Geschehen hinein. Die Handlung verdichtet sich in der Wolfsschlucht. Das musikalische Geschehen wächst, wird größer. Das Orchester mächtiger, der Gesang fordernder. Die Regallautsprecher gehen das mit. Die Dramatik wird spürbar, aber ein wenig hält die NIKA Mk2 den Hörer auf Distanz, spielt nicht frech nach vorn, bleibt eher in ihrer Ebene. Toll die Stimme Samiels, die klar und mit Volumen in der Mitte der Bühne die schändliche Abmachung verkündet. Groß erscheinen an gleicher Stelle die Pauken. Der Deal der Protagonisten ist komplett.
An dieser Stelle ist die Begrenzung im Tiefbass nicht zu verleugnen. Diese Substanz kann die NIKA Studio Mendini Design nicht bieten. Positiv ist, dass der Breitbänder nicht überfordert wirkt. Er versucht nicht, was er nicht zu leisten vermag, sondern bleibt bei seinen Stärken. Beeindruckend dann der Chor im Finale. Die Stimmen schön aufgedröselt, bruchlos auf einer Bühne verteilt, dargeboten im Wechsel mit den Solisten. Das bereitet mir einiges an unterhaltsamer Kurzweil.
Kontrastprogramm. Tori Amos‘ „Witness“ vom Album „The Beekeeper“. Der Song startet mit Schlagzeug, Bass und Orgel direkt dynamisch durch. Der Lautstärkeregler des Vorverstärkers ist noch großzügig auf den leisen Pegel der Opernaufnahme eingestellt. Die Nika Mendini erinnert mich postwendend daran, dass sie kein Party-Lautsprecher ist und ich drehe fix den Pegelsteller zurück. Die Stimme von Tori Amos erscheint wunderbar umrissen zwischen den Lautsprechern. Schön ist, wie sie mit dem Wort „witness“ spielt. Die ersten Male klingt es mehr nach „witneff“. Sprachfehler? Nein! Danach betont die amerikanische Songwriterin das „ess“ so genussvoll, das es sich um eine Spielerei handeln muss. Immer wieder klasse. Der Breitbänder geht voll auf das Spiel ein. Auch Effekte wie Hall auf der Stimme und Chor entstehen plastisch vor mir. Der Song ist echt lässig.
Großartig auch „The power of orange knickers“. Und damit meine ich nicht die Damenunterwäsche an sich, die Tori Amos textlich unter ihrem Pettycoat verortet, sondern ihr Duett mit Damien Rice. Die Instrumente geben der Aufnahme ein breites Fundament, in der sich die Stimmen der beiden einbetten. Besonders prägnant die Stimme des Iren, die sehr direkt aufgenommen wurde und im Zentrum der Bühne direkt mit der von Tori Amos zusammen trifft. Allerdings ohne miteinander zu verschmelzen, sondern sehr differenziert. Ein interessanter Effekt, wie solitär sie da stehen, obwohl nahezu am gleichen Ort. Real wäre das fast nicht möglich. Der NIKA Studio Mendini Design tut es übrigens auch gut, in etwa auf Ohrhöhe zu spielen, damit sie sich tonal und räumlich voll entfalten zu können. Mein Hörraum mit 25 qm Fläche ist vom Volumen dabei noch knapp im grünen Bereich.
Herrlich entspannt und lässig kommt auch „Sparks“ von Royksöpp rüber. Der nötige Nachdruck im Bass ist da, damit der Song funktioniert. Ebenso bei „Teardrop“ von Massive Attack. Wobei dieser Titel schon sehr speziell ist, weil im viel Tiefbass passiert. Fans von elektronischer Musik, die ihre Musik vollumfänglich erleben wollen, und die dem Charme der NIKA Studio Mendini Design erlegen sind, sei ein einmessbarer Subwoofer empfohlen. Oder demnächst ein Blick in audel Produktportfolio… Dies hat ein einfacher Test mit meinem Velodyne DD12 plus gezeigt, der an entscheidender Stelle das Fundament legt. Der tonale Anschluss an die NIKA funktioniert prima, so dass sich der Breitbänder wunderbar um den Überbau kümmern kann. Das zeigt sich auch bei „Teardrop“ mit der Stimme von Elizabeth Fraser.
Um beim Titel zu bleiben, aber uneingeschränkt in die Domäne der Nika Mendini zurückzukehren, spiele ich dem LUMIN U1 mini über Airplay José González‘ Interpretation von „Teardrop“ zu, die sämtlicher Elektronik entledigt wurde. Das Spiel der Gitarre zu Beginn ist eindringlich, flehentlich, ebenso der Gesang von José González, der sich im Titel dramatisch entwickelt. Die Regallautsprecher lassen mich teilhaben an der Musik. Aber auch an meiner Erinnerung, denn ich erlebe die berührende Szene aus der TV-Serie „Dr. House“ wieder, den Abschied von Amber, aus der ich die Musik kenne. Doch keine Zeit für traurige Gedanken, gibt es doch noch so viele schöne musikalische Dinge zu entdecken – mit den NIKA Mk2. Wie das „Werewolf“ von Cat Power, in das ich gerade in der Playlist reinrutsche. Diese Stimme, diese Präsenz…
Fazit Audel NIKA Mk2 Studio Mendini Design Milano
Die audel NIKA Studio Mendini Design Milano sind wie ein Überraschungsei – gleich drei Dinge auf einmal: Schallwandler, Handwerks- und Kunstobjekt. Als kompakte Schallwandler klingen sie erstaunlich groß und werden ihren Breitband-Genen mit schöner Räumlichkeit und bruchlosem Klangbild voll gerecht. Handwerklich top und mit den Aspekten sizilianischer Manufaktur und Nachhaltigkeit gekrönt. Dazu betupft mit einem Dekor aus der Feder des Künstlers Allessandro Mendini. Wer diese Melange zu schätzen weiß, der erhält mit den NIKA Mk2 Studio Mendini Design ein wohlklingendes Stück Lebensart mit toller Anfassqualität für sein persönliches Habitat. Der Musikfreund, der dazu noch in einen kleinen Subwoofer investieren mag, kann sie in einen stilvollen Allrounder für jede musikalische Lebenslage verwandeln.
Im Test
Kompaktlautsprecher audel NIKA Mk2 Studio Mendini Design Milano
Preis: 1.299 Euro / Paar
Ausführung Ebenholz (Front/Rücken): 1.199 Euro / Paar
Stoff-Frontbespannung: 99 Euro / Paar
Vertrieb
CMI DISTRIBUTION EUROPE
Am Berg 13
53913 Swisttal-Straßfeld
Tel.: +49- (0)2251 – 970043
Fax: +49-(0)2251-970044
Mail: office@cmi–distribution.de
Web: cmi-distribution.eu
Web: www.audel.eu
Mitspieler im Test
Digitale Quellen – LUMIN U1 mini, MERASON DAC-1, Musikserver MELCO N100
Verstärker – SPL Phonitor x mit DAC768, Cambridge Audio Edge W Endstufe
Lautsprecher – Dutch&Dutch 8c, Klipsch The Fives, audel NIKA Mk3 Prestige Limited Edition, Buchardt Audio A500
Zubehör – Netzkabel Supra LoRad 2.5, bfly bPower, Netzleiste SUPRA Cables LoRad MD07 DC 16 EU SP MKIII,
NuPrime AC-4 Power Conditioner, SBooster BOTW P&P Netzteil, NuPrime Omnia SW-8 HiFi Netzwerk-Switch, Lautsprecherkabel Melodika MDSC4030, Kabelbrücke Melodika MDSC1501, Innuos PHOENIX USB-Reclocker
Fotos: F. Visarius