Zu den norddeutschen HiFi-Tagen 2020 fragte uns Malte Ruhnke, Chefredakteur der stereoplay, was denn unser persönliches Messehighlight sei. Das ist, denke ich, eine gern gestellte Frage, wenn man sich – zumeist zufällig – mit entzückten Ohren und schmerzenden Füßen zum Getränk an der Hotelbar trifft. Damals gaben wir zu Protokoll, es sei die Vorführung von CMI-Distribution Europe gewesen, bei denen die kleinen, feinen audel Lautsprecher an der stattlichen Elektronik von Trinaudio erstaunlich groß aufspielten. Dokumentiert wurde unser Statement in der folgenden stereoplay Ausgabe mit einem Foto vom CMI-Distribution Europe Chef Christoph Mertens und den HiFi-IFAs. Eine schöne Geste von Malte, über die wir uns alle sehr gefreut haben. Also musste eine Fortsetzung her…
An dieser Stelle oute ich mich gleich zu Beginn als Fan von findiger Fertigungstechnik und handschmeichlerischer Handwerkskunst. Und genau deshalb erwischte mich in der Hansestadt die Liebe auf den ersten Blick zu den italienischen Lautsprecherpretiosen von audel und ich nahm mir vor, irgendwann einmal ein Paar ihrer Art in meinem eigenen Hörzimmer genießen zu dürfen. Entweder ausschließlich zu meiner persönlichen Freude oder zu einem Test oder gar zu beidem 🙂
So keimte meine kindliche Vorfreude auf, als ich mit Christoph Mertens einen Test ausmachte und sie verdoppelte sich, als mich CMI mit gleich zwei Paketen beglückte: Mit einem Paar audel NIKA Mk2 Studio Mendini-Design Milano, die Stirnplatten besitzt, die von dem italienischen Künstler Alessandro Mendini gestaltet wurden, sowie die, weltweit auf 70 Paar limitierte – und mittlerweile ausverkaufte – , NIKA Mk3 Prestige Limited Edition (LE), von der dieser Test handelt.
Annäherung
Ich sprach von der Liebe auf den ersten Blick. Und wenn man von der Liebe spricht, dann erscheint sie in Ihrer schönsten Form, wann man sich nicht nur in eine herausragende Eigenschaft verliebt, sondern in die Summe vieler. Und die Liebe zu der Summe der Eigenschaften soll ja auch sehr nachhaltig sein. Warum hole ich soweit aus? Die limitierte audel NIKA Prestige LE ist ein edler Lautsprecher in Sammler-Box und mit 4.000 Euro nicht als Schnäppchen konzipiert. Für dieses Geld wird der preisbewusste Hörer, der das Optimum ausschließlich im Klang sucht, sicherlich einen besser klingenden Lautsprecher finden. Dieses Dilemma war mir bewusst, noch bevor ich den Test mit Christoph Mertens ausgemachte. Doch trotz des großen Respekts vor dem Spagat möchte ich mich an das Review heranwagen. Warum?
HiFi hat für mich persönlich nicht nur mit Klang zu tun – auch wenn wir in unseren Diagrammen mit unseren HiFi-IFAs Checkpoints schwerpunktmäßig den Klang und die Funktionalität in Relation zum Preis bewerten. Das Hören von Musik und die Präsenz des HiFi im persönlichen Habitat kann aber auch ein Lebensgefühl sein. Und da sind wir beim Punkt. Die Lautsprecher der italienischen Manufaktur regen mehr Sinne an, die ihrem Besitzer Freude bereiten, als nur der reine Sound. Sie sprechen Menschen an, die sich – auch abseits eines Hörzimmers – eine besondere Freude machen wollen.
Die italienische Firma audel bereitet dieses Lebensgefühl mit bewusst ausgewählten, natürlichen Materialien aus lokaler Herkunft, mit der besonderen Formgebung und der Fertigung in einer Manufaktur. Gleichzeitig hat der Firmenchef Walter Carzan für die Prestige eine exklusive limitierte Auflage des Breitbänders mit einem Beryllium-Konus und erweitertem Frequenzgang organisiert, der ebenfalls den Rahmen des gewöhnlichen sprengt. Und so ist der Beiname „Prestige“ im Falle der ausverkauften Sondermodells der NIKA Mk3 sicherlich gut gewählt – und da es ist auch keine Schande, von einem Luxus zu sprechen, den sich der Ästhet und Musikfreund bewusst gönnt.
Und tatsächlich bleibt die NIKA Prestige Limited Edition auch ein exklusives Vergnügen. Anfang des Jahres hegte audel noch den Plan, die NIKA Prestige als „Serienmodell“ ohne die schicke Holz-Box und das Zubehör der Limited Edition für rund 3.000 Euro anzubieten. Leider führte die ebenfalls limitierte Verfügbarkeit der Sonderausgabe des Breitbänders dazu, dass es bei der Prestige bei den 70 Luxus-Sets bleiben wird. So ist die Beschäftigung mit der Limited Edition neben meiner persönlichen Freude, hauptsächlich als akustischen Vorgeschmack auf die NIKA Mk3-Serie zu sehen, die in gleichem Gewand, aber mit Standard-Breitbäder ab 1.200 Euro angeboten wird. Mit den Stands und Abdeckungen, die die Edition gleich mitbringt, liegt der NIKA-Fan dann bei attraktiven rund 1.700 Euro.
Auspacken und Aufstellen
Befreit von der Transport-Kartonage steht die Limited Edition in einer handgefertigten Holzkiste da. Der Deckel mit Walnuss Deckholz ist über ein elastisches Band gesichert. Schön, dass das Holz nicht lackiert ist und sich beim Öffnen dementsprechend angenehm anfassen lässt. Im Deckel sind die Lautsprecherfüße mit jeweils einer zentralen Schraube in sicherem Abstand zu den Lautsprechern an Sockeln befestigt. Die Lautsprecher selbst sind in zwei schablonenartigen Holzebenen passgenau und spielfrei in der Box fixiert.
Um die Lautsprecher ordnungsgemäß in Betrieb zu nehmen, muss der Fuß zentral mit einer Inbusschraube unter dem Lautsprecher montiert werden. Der Lautsprecher ruht dann federnd, von der Schraube nach unten gezogen, auf einem O-Ring. Der Gummiring stellt dann die Kontaktfläche zwischen Fuß und Lautsprecher dar. Der aufwändige Lautsprecherfuß selber wirkt aufgrund seines Aufbaus mit einer geschlitzten Schichtholzplatte ebenfalls federnd. Am Sitz des Lautsprechers, also in der Mitte, ist der Fuß mit einer sechsfach angeschraubten runden Platte versteift. Ebenso sitzen Formteile an den vier, als Spitzen ausgeprägten, Ecken, wo sie – ebenfalls Gummi-gelagert – die, in der Höhe einstellbaren Schraub-Spitzen aufnehmen.
Beigelegt sind auch Metallplättchen zum Unterlegen für die Spikespitzen. Beim Platzieren ist etwas Aufmerksamkeit gefragt. Es hat sich bei mir bewährt, die Spikes so weit einzufahren, dass sie nicht mehr heraus pieken und empfindliche Oberflächen zerkratzen können. Dann die Plättchen unter den Schraubpunkten positionieren und die Spikes heraus drehen. Da die Spikes recht kurz heraus schauen und zudem ein Stück im Kegel der flachen Unterlegscheibe verschwinden, ergibt sich ein fast schwebender Eindruck.
Wo wir grad beim Aufstellen sind… Während meiner Zeit mit den NIKA Prestige LE und den NIKA Mk2 Mendini hatte ich noch nie soviel Freude beim Handling von Lautsprechern. Das ist natürlich auch dem angenehmen Gewicht von 5 kg geschuldet. Es ist aber auch der sinnliche Eindruck, der bei der Berührung der Hände mit dem gewachstenen Holzgehäuse mit den großen Radien entsteht. Das Gefühl des natürlichen Material, das einem Furniere nur in den seltensten Fällen vermitteln. Trotz der maschinellen Bearbeitung der Form bleibt der Eindruck der nachfolgenden händischen Nachbearbeitung der Oberflächen. Wenn man so will einer der seltenen Fälle, bei denen die auch das Aufräumen ebenso viel Freude bereitet, wir die eigentliche Nutzung zuvor. Für Menschen, die dafür empfänglich sind, ein hohes Gut.
Über audel – Inspiration und Technik
Die noch recht junge Firma audel wurde im Jahre 2008 in in Casteldaccia (Sizilien) gegründet mit der Idee, Interior Design, Handwerk und HiFi zu verbinden. Der heutige Inhaber, Walter Carzan, zeichnet sich als studierter Architekt und Designer für das Design verantwortlich, nachdem er sich auf die Gestaltung und Herstellung von Holzprodukten spezialisierte. Er war aktiv an der Entwicklung der ersten CNC-Maschinen beteiligt, die in Italien hergestellt wurden. Ihm stehen Silvia Russo, Architektin und Designerin als Spezialistin für Online-Kommunikation und Grafik sowie Davide Ballo, seines Zeichens Elektro-Ingenieurs und technischer Kopf der Manufaktur, zur Seite. Von der Erfahrung von Marco Viscuso, dem Leiter der audel-Lautsprecher-Produktion und des Qualitätsmanagements, profitiert die Manufaktur wesentlich im Bereich der Holzverarbeitung. Hervor zu heben ist die von audel patentierte, langlebige und ausschließlich biologische Oberflächenversiegelung der Holzoberflächen mit Bienenwachs-Firnis.
Erstes Produkt im Gründungsjahr war die kubische „Reference Collection“. Einen Eyecatcher landeten die Sizilianer mit ihrem Interior Design-Produkt „Ginger & Fred“ – die beiden „Lautsprecherfiguren“ in menschlicher Gestalt, die weltweit für Verblüffung und Aufmerksamkeit sorgten. Diese Produktserie wurde 2016 zu Gunsten der Fokussierung auf High-End Produkte eingestellt.
Zum Bau der Gehäuse verwendet audel ein patentiertes Birkensperrholzbausystem, das neben akustischen Vorteilen auch die Ästhetik der Lautsprecher durch seine markante und lebendige Schicht-Optik in den Schnittflächen prägt. Sichtbar ist das in allen Versionen, kommt aber insbesondere bei den MK3 Modellen, zu denen auch die NIKA Prestige LE zählt, besonders gut raus. Die patentierte Oberflächenbehandlung erfolgt mit Leinölen und abschließender Bienen-Hartwachs-Politur und sind Ausdruck für ein ebenso nachhaltiges wie umweltverträgliches, technischen Produkts. Hier sind wir wieder bei dem individuellen Wert, dem der Musik-Liebhaber seinem HiFi beimisst.
Seit 2011 ist das Lautsprecher-Modell NIKA am Markt, konzipiert als kleiner Dreiliter-Breitband-Regallautsprecher. Durch die spezielle Bauform und das Wissen um CNC-Fertigung in der Holzbearbeitung konnte ein innenliegender Kanal hergestellt werden (60 cm (!) bei den ersten NIKA), der die Resonanzfrequenz des Lautsprecher senkt und die Bildung der stationären Wellen steuert. Dies wurde als erstes Patent, als „CTL-System“, angemeldet. Durch geschicktes Bearbeiten und Verkleben erfolgt die Bearbeitung der inneren Struktur nur aus Richtung der Stirnseiten. So lassen sich komplexe Geometrien erzeugen, ohne die quer verlaufende optische Struktur des Schichtholzes durch Schnittflächen zu unterbrechen. Bei der NIKA Prestige ist dieses Prinzip noch offensichtlicher, da drei Segmente von außen gut erkennbar sind. Ihre dunklere, wärmere Farbe erhält sie durch die Verwendung von Phenol bei der Herstellung des Birkensperrholz.
Die drei Segmente sind zudem Teil der Technologie MultiSystemLayer EVO. Die Lautsprechergehäuse bestehen aus drei unabhängigen Teilen, die durch ein sogenanntes Fenixblatt getrennt sind. Die patentierte Multisystemschicht optimiert die Steifigkeit, reduziert die inneren Spannungen und verbessert das symmetrische Verhalten beider Lautsprecher. Ab 2018 ist ein weiteres Patent, das „IRS-System“ hinzugekommen, das weiterhin die Kontrolle der stationären Wellenbildung ermöglicht, aber gleichzeitig eine viel höhere Steifigkeit des Gehäuses bietet. Die NIKA Prestige ist mit beiden Technologien ausgestattet.
Die Lautsprecherfüße sind nach dem patentierten SVS (Stop Vibration System) gestaltet und sollen den Lautsprecher wirksam vom Untergrund isolieren. audel setzt eine sehr komplexe Sandwichlösung ein, die die Wirkung von abwechselnden O-Ringen, Birkensperrholz, Fenix und Silikon in Verbindung mit Spikes kombiniert. Dies soll die Durchleitung der Schwingungen auf den Untergrund minimieren.
Dem Hörer präsentiert sich die NIKA Presige LE mit einer edlen Walnussfront, in der ein 3 Zoll Breitbänder mit Bambusfaser-Membran und – eine Sonderanfertigung – Beryllium-Konus sitzt. Die schwarze, runde Stoff-Abdeckung haftet magnetisch auf den Inbus-Schrauben, mit denen das System befestigt ist.
Technische Daten
- FULLRANGE-TÖNER: 3 Zoll Bambusfaser mit limitiertem Beryllium-Konus, robuste Santoprene-Sicke und ein erweiterter Frequenzgang
- Vented ( NRS ) Bassreflexöffnung in der Front
- FREQUENZGANG: 50Hz – 20.000Hz
- EMPFINDLICHKEIT: 88dB
- NOMINALE IMPEDANZ: 8Ohm
- EMPFOHLENE VERSTÄRKERLEISTUNG: 10Watt – 75Watt
- OBERFLÄCHENBEHANDLUNG: biologische Bienenwachs-Firnis
- ABMESSUNGEN: 220mm x 220mm x 250mm ( Höhe x Tiefe x Breite )
- NETTO-GEWICHT: 10,0 kg pro Paar
- ABMESSUNGEN LUXUS-BOX: 220mm x 298mm x 520mm ( Höhe x Tiefe x Breite )
- VERSAND-GEWICHT: 13,5 kg pro Paar
- ZUBEHÖR im Set: Lautsprecherblenden (magnetisch), Spike-Teller, Lautsprecher-Fuß
Klang
Die feinen audel NIKA Prestige LE, die mir Christoph Mertens geschickt hatte, gingen im strengen Sinne nicht mehr als jungfräulich durch, dennoch hat das kompakte Lautsprecherpaar laut Christoph erst wenige Stunden Spielzeit auf dem Buckel. Den Mangel an musikalischer Bewegung im noch jungen HiFi-Leben quittieren Lautsprecher zu Beginn gerne mit einem leicht rauen Unterton, wenn es an die Arbeit geht. Deshalb gönnte ich den NIKA Prestige LE und mir erstmal einige Stunden entspannter Hördurchgänge. Zudem spielten die Regallautsprecher noch dutzende weitere Stunden ungehört an der Cambridge Audio Edge W – meiner Errungenschaft für den Betrieb passiver Lautsprecher. Die Stereo-Endstufe schnitt in unserem Test hervorragend ab. Und so dudelte das Duo meine aktuelle Playlist stundenlang rauf und runter, bevor es ans ernsthafte Hören ging.
Doch womit musikalisch starten? Ach ja, Stichwort jungfräulich. Das erinnerte mich an „Like a virgin“ von Madonna. Nicht unbedingt mein Lieblingtitel der Amerikanerin. Aber aus der Epoche gibt es feine Titel. Mir hat damals „Papa don’t preach“ sehr gut gefallen. Den Song nutzte ich also zum Warmhören, um im Anschluss zu „Live to tell“ zu kommen. Einem meiner Favourites von Frau Ciccone. Ich wählte bewusst Musik, die nicht aus der audiophilen Vorführ-Trickkiste stammt, sondern aus dem richtigen Leben. Direkt offenbarte sich die große Stärke des Breitbandkonzeptes: Es spannte sich ein schöner, homogener Raum vor mir auf. Madonnas Stimme ertönte warm und einfühlsam.
Der Sound hatte Substanz, war dabei aber natürlich nicht abgrundtief – das gibt das kompakte Lautsprecherkonzept nicht her. Die NIKA geht da mit dem Hörer sehr ehrlich um. Aber der das Klangbild wirkte sehr erwachsen. Erwachsener als es das zierliche Format der Lautsprecher zuerst vermuten ließ. Die Gitarren wirkten zackig gezupft aber nicht bissig. Herrlich gaben sich die Frauenstimmen im Chor, die sich klanglich in das Bild wunderbar einfügten und für die nötige Stimmung sorgten.
Das „Material Girl“ folgte zackig forsch auf dem Fuße. Der Sound blieb rund, der leicht nölig blasierte Gesang hob sich dabei schön ab. Der Bass war knackig, kontrastiert von dem vereinzelt eingestreuten „ping, ping“ des Elektro-Triangels, das sich von links in meinen Gehörgang piekte. Die gut gezeichnete monotone Männerstimme skandierte „Li-ving in a Ma-te-ri-al World“. Sehr schön. Deshalb ein Sprung in eine weitere Madonna Epoche.
„Don’t tell me“. Im Video präsentierte sich Madonna als cooles Cowgirl, in meinem Hörzimmer mit einfach unfassbar lässigem Gesang. Der Sound war raumfüllend. Natürlich wieder nicht mit einem Hammer-Bass, aber der Song kam fetzig rüber. Genauso „Ray of Light“. Das ist nicht die Domäne der kompakten Schönlinge, aber es rockte trotzdem ganz schön. Die audel NIKA Prestige machten jeden Spaß mit. Man sollte sie nur nicht auf Musik mit Tiefbass-Dominanz festnageln oder sie in zu großen Räumen aufspielen lassen. Aber man lässt fairerweise Heidi Klum auch nicht gegen Mike Tyson im Ring antreten.
Das sollte den Fan der feinen Regallautsprecher aber nicht abschrecken, denn mit ihrer gesunden Mischung aus Charakter und Präsenz sind die NIKA Prestige mit voluminösem Klangbild und schönen Details im Rennen. So zu beobachten bei Madonnas charismatischer Stimme bei „Frozen“ oder auch Malias „Celestial Echo“, das neben dem subtilen Bass sowie den Vocals auch kleine Klangereignisse offenbarte. Interessant war der Effekt, dass ich den Bass nur vermisste, wenn ich den Song mit sattem Tiefbass bereits im Ohr hatte. Trotz leichter Bassschwäche klang der Lautsprecher nämlich in sich sehr schlüssig. Wie lernte schon Hector auf seinen Reisen: „Vergleichen macht unglücklich“, denn Spaß macht die Musik auch ohne Tiefbass…
Zum Spaß ließ ich dann meinen Velodyne DD-12plus Subwoofer mitlaufen. Wenn man so will stellte ich Heidi Klum leihweise Mr. T zur Seite, um es mit den Mike Tysons der Playlist aufzunehmen. Den Subwoofer schaltete ich pragmatisch in den „Defeat“-Modus, der Equalizer war also aus und er spielte so bis 80 Hertz hoch. Jetzt ließ sich gut erkennen, was in der Symbiose möglich ist. Für Menschen, die das Lebensgefühl der NIKA Prestige im Hör- oder Wohnzimmer in Kombination mit dem Breitband-Sound erleben, aber auf gelegentlichen Party Sound nicht verzichten wollen, ist ein gut eingemessener Subwoofer ein echter Tipp. Gute Subs, die technisch passen und sich dezent in den Wohnraum integrieren lassen, gibt es zu angemessenen Preisen. Gute Nachricht für die Fans, die der sizilianischen Marke treu bleiben wollen: audel ist bereits in der Entwicklungsphase für einen, speziell der Nika Mk 3 – Lautsprecherserie tonal und designtechnisch auf den Leib geschneiderten, aktiven, Subwoofer, der in einen passenden Lautsprecherständer integriert ist.
Und um nochmal auf das Heidi Klum Beispiel zurückzukommen. Wechseln wir vom Boxring auf den Laufsteg. Beziehungsweise auf die „Streets of Laredo“ von Johnny Cashs späten American Recordings. Die alte Stimme der Country-Legende stand in realistischer Größe selbstbewusst zwischen den Lautsprechern vor mir. Nicht nassforsch nach vorn tretend, aber auch nicht schüchtern, sondern mit der Souveränität der Erfahrung auf Höhe in der Lautsprecherebene. Passend zum reifen Alter des amerikanischen Country Idols.
Apropos Höhe. Es empfiehlt sich, die NIKA Prestige zum konzentrierten Hören in etwa auf Ohrhöhe zu haben, da sie so am ausgewogensten spielen. Auch sollte der Raum nicht zu groß sein. Die rund 25 Quadratmeter meines Hörraums waren für die NIKA schon reichlich bemessen. Der Cash-Fan wird mit crispen Gitarrenspiel und der rauhen Stimme belohnt, die an einigen Wortenden gut nachhörbar bricht („…as cold as the clay“). Obwohl der Song eine traurige Geschichte erzählt, machte mir die Darbietung richtig Freude. Fast schon schaurig schön. Gänsehaut…
Zur Abwechslung doch noch etwas Fröhlicheres. Martina Freytags Interpretation von „With a little help from my friends“ der Beatles machte direkt gute Laune. Der Einsatz des teuren Beryllium-Breitbänders zahlte sich aus. Die NIKA Prestige verteilte die beteiligten Stimmen schön im Raum, differenzierte sie spielerisch und wies ihnen ihre Rollen zu. Hier spielte der kompakte Lautsprecher seine Stärken voll aus. An dieser Stelle des Parcours d’Elegance würde dann Mike Tyson seine Waffen strecken müssen.
Etwas fiel mir noch ein, was ich dringend an den NIKA Prestige L.E. ausprobieren musste: Den Gitarristen Ralph Towner mit seiner Hymne „Anthem“. Die Anlage stand noch auf recht hohem Pegel und die Gitarre des Meisters stellte sich vor mir mit einer Klarheit und Präsenz in den Raum, dass es mich weg blies. Mindblowing würde der Engländer wohl dazu sagen. Die Gitarre hatte Volumen und befand sich in einer eigenen Sphäre. Ich war hin und Weg. Diese Art von Musik ist sicher eine Domäne des italienischen Lautsprechers. Der Breitbänder leistete ganze Arbeit. Der Sound war zwar vom eher scharfen Spiel der Saiten geprägt, aber der kompakte Lautsprecher spielt soweit runter, das er noch eine Menge Holz des Instrumentenkörpers mit als Farbe mit ins Spiel bringt. Jedes kleine Nebengeräusch des akzentuierten Spiels ist wahrnehmbar.
In der Playlist blieb die positive Stimmung erhalten und glitt mit Michaela Petris Flötenspiel und der Orchesterbegleitung mit dem ersten Titel von Grieg ins Besinnliche ab. Scandinavien Moods heißt das Album. Dort interpretiert die Dänin mit der Flöte bekannte nordische Volkslieder. Eine sehr schöne Kombination, die die NIKA Prestige LE zu transportieren versteht. Räumlichkeit, Entspanntheit und Charakter gehen Hand in Hand einher. Ein schöner Zeitpunkt den Abend ausklingen zu lassen. Alles ist gesagt, die Zeit zum Hören war gekommen und etwas Zeit mit den NIKAs zu verbringen… Und irgendwann wird der Zeitpunkt kommen, die feinen Pretiosen wieder ab zu bauen. Ich weiß, dass ich Freude daran haben werde, die Lautsprecher in die Hände nehmen zu können und ich weiß auch jetzt schon, dass ich sie vermissen werde – in meinem Habitat.
Fazit
Die audel NIKA Prestige Limited Edition wagt in ihrer Preisklasse um 4.000 Euro einen mutigen Spagat. Die zum Verlieben hübschen Kompaktlautsprecher lassen sich nicht nur auf die bloße Funktion reduzieren. Vielmehr sind sie durch ihre Melange aus Holzhandwerk, Design und eben Schallwandler ein Stück Luxus. Damit richtet sich audel an Menschen, die musikalischen Genuss bewusst mit Lebensart verbinden wollen. Oder grad umgekehrt. Die zierlichen Kompakten überraschen dabei mit einem beachtlichen Klangvolumen. Der exotische Breitbänder spannt eine schöne, schlüssige Bühne auf und lädt mit charmantem Sound zum entspannten Hören ein. Wer den NIKA Prestige im Hörzimmer das highfidele i-Tüpfelchen aufsetzen möchte, dem legen wir einen passenden Subwoofer ans Herz, der das Klangbild im Tiefton komplettiert. Doch Achtung! Schon die NIKA Prestige allein sind ein echter italienischer Casanova, dem man in der Summe aller Reize leicht erliegen kann. Da die limitierten Prestige bereits ausverkauft sind, sei den Interessenten die NIKA Mk3 ans Herz gelegt. Diese schmücken nicht nur das gleiche Gewand, zudem sind sie um 1.300 Euro (mit Zubehör um 1.700Euro) in einem interessanten Preissegment unterwegs ist.
Im Test
Edel-Kompaktlautsprecher mit Spike-Basis in limitierter Holzbox audel NIKA Prestige Limited Edition
Preis: 3.999 Euro (limitiert auf 70 Paare weltweit, ausverkauft)
Serienmodell: audel NIKA Mk3
Preise:
Canaletto-Walnuss, Ebenholz 1.199 Euro / pro Paar
Bruyère-Walnuss 1.299 Euro / Paar
Studio Mendini Design 1.399 Euro / Paar
Optionale runden Frontabdeckungen + 99,00 Euro / Paar
Optionale Absorber-Basen + 379,00 Euro / Paar
Vertrieb
CMI DISTRIBUTION EUROPE
Am Berg 13
53913 Swisttal-Straßfeld
Tel.: +49- (0)2251 – 970043
Fax: +49-(0)2251-970044
Mail: office@cmi–distribution.de
Web: cmi-distribution.eu
Web: www.audel.eu
Mitspieler im Test
Digitale Quellen – LUMIN U1 mini, MERASON DAC-1, Musikserver MELCO N100
Verstärker – SPL Phonitor x mit DAC768, Cambridge Audio Edge W Endstufe
Lautsprecher – Dutch&Dutch 8c, Klipsch The Fives, audel NIKA Mk2 Studio Mendini-Design Milano, Buchardt Audio A500
Zubehör – Netzkabel Supra LoRad 2.5, bfly bPower, Netzleiste SUPRA Cables LoRad MD07 DC 16 EU SP MKIII,
NuPrime AC-4 Power Conditioner, SBooster BOTW P&P Netzteil, NuPrime Omnia SW-8 HiFi Netzwerk-Switch, Lautsprecherkabel Melodika MDSC4030, Kabelbrücke Melodika MDSC1501, Innuos PHOENIX USB-Reclocker
Fotos: F. Visarius