Vor einigen Jahren war das Weka-Forum der Audio und stereoplay noch die Anlaufstelle einiger engagierter HiFi-Fans. Das Forum war auch der geistige Nährboden, aus dem wir HiFi-IFAs hervorgegangen sind. Deshalb blicken wir gerne an diese Zeit zurück. Ein geschätzter Diskutant im Forum hatte den Nickname „Starwatcher“. Sterngucker, so würde man vielleicht zu deutsch sagen. Blickt der Sterngucker also des Nachts in den nördlichen Sternenhimmel, so entdeckt sein kundiges Auge womöglich das Sternbild des Adlers (Aquila). Sein hellster Stern ist der Altair. Der zwölfthellste Stern am Nachthimmel. Sein Licht erreicht das menschliche Auge mit einer Verzögerung von 16,73 Jahren. Das ist ein gutes Stück entfernt.
Sollte „Starwatcher“ nun auf unseren HiFi-Blog blicken, so entdeckt er am HiFi-Firmament den Altair G1, einen Stern aus der AURALIC Konstellation. Der Altair G1 gehört zur Klasse der Netzwerkspieler und ist, im Gegensatz zu seinem himmlischen Namensspender, nur eine Handbreit entfernt in meinem Hörraum. Und wie hell der Stern des Altair G1 dort leuchtet, soll euch unser Test des digitalen Kontrollzentrums zeigen.
Annäherung
Ein Blick in die Historie der AURALiC Ltd. unterstreicht, was mich bereits beim Auspacken des Gerätes erwartet. Ein solides, mattschwarzes und für eine Digitalkomponente im Midsize-Format gewichtiges Gehäuse strahlt beim ersten Kontakt eine hohe Wertigkeit aus. Die komplex gestaltete Front mit mittigem Display erfreut das Auge.

All dies ist wohl im Sinne der beiden Gründer Xuanqian Wang und Yuan Wang. Ersterer ausgebildeter Elektronik- und Toningenieur, der Zweite ein Soziologe, die sich im Jahr 2008 in der Waldbühne Berlin trafen, über die Liebe zur Musik Freundschaft schlossen und eine professionelle Partnerschaft zur Entwicklung und Herstellung eigener Produkte unter dem Namen AURALiC eingingen.
AURALIC steht, nach eigener Aussage für audiophile HighEnd-Produkte, die traditionelles Audioequipment um digitale Geräte mit Beständigkeit und Erweiterungsfähigkeit bereichern. Mein erster Eindruck des ALTAIR G1, der seine Premiere auf der HighEnd 2019 in München hatte, kann diesem Gedanken schonmal mühelos folgen.
Noch eine praktische Bemerkung nebenbei. Die mattschwarze, leicht stumpfe Oberfläche des Netzwerkspielers wirkt sehr edel und unempfindlich. Sie verlangt aber trotzdem nach sorgfältiger Behandlung, da sie empfänglich für Fingerspuren ist. Das war mir spätestens beim Fotografieren klar. Wer also beim Aufstellen Acht gibt, muss nachher weniger putzen 😉 Ist der ebenmäßige mattschwarze Ton aber (wieder)hergestellt sieht der ALTAIR G1 im HiFi-Rack fantastisch aus.

Auch das Anschließen ist schnell erledigt. Das Einschrauben der WLAN- und Bluetooth-Antennen mit ihren Rändelmuttern ist zur Routine geworden. Vor Ort noch das bereitliegende Netzwerkkabel eingeclipst, die Verbindung zu den Aktiv-Lautsprechern an den XLR-Buchsen hergestellt und das Stromkabel eingesteckt. Praktisch, dass sowohl ein XLR-, wie auch ein RCA-Buchsen-Paar verfügbar sind. So lässt sich beispielsweise auch ein Subwoofer parallel betreiben. Eine Kopfhörerbuchse rundet die Klangabgriffe am Gerät übrigens ab. Der rückwärtige Netz-Kippschalter gibt den Stromfluss frei. Es kann also losgehen.
Technik
Der ALTAIR G1 hat am Gerät als einzige Benutzerschnittstelle ein 4-Zoll Frontdisplay und einen schön geformten Dreh-Drück-Knopf. Damit lassen sich nach erster Inbetriebnahme sofort die notwendigen Einstellungen vornehmen, wie zum Beispiel die des Netzwerks.
Ist das Gerät erst einmal ins Netzwerk integriert und somit sichtbar, wird die weitere Bedienung wohl ausschließlich über die komfortable LIGHTNING DS oder alternative APPs erfolgen.
Intern setzt der ALTAIR G1 auf einen schnellen 25.000 MIPS-Prozessor und einen Systemspeicher von 2 GB (analog zum ARIES G2). MIPS steht übrigens für „Millionen Befehle Pro Sekunde“, die ein Prozessor verarbeiten kann. Zusätzlich zum Systemspeicher können Festplatten beziehungsweise Speichermedien (HDD, SSD) mittels eines optionalen Einbaukits verbaut werden. Damit kann der Auralic ALTAIR G1 lokal Musik speichern und auf kurzem Wege abrufbereit halten.
Kontakt mit der Aussenwelt nimmt der ALTAIR G1 über die digitalen Eingänge im Format AES/EBU, S/DPIF RCA, Toslink (optisch) und USB Audio. Hier arbeitet er nur als Digital-/Analog-Wandler. Praktisch sind auch die Schnittstellen Airplay, Songcast und Bluetooth.
Streaming Eingänge sind der UPnP/DLNA Media Server, eine native TIDAL- und Qobuz-Integration, sowie Internetradio. RoonReadiness versteht sich fast von selbst. Und praktisch exakt während ich diese Zeilen schreibe und der getestete Altair G1 sich schon wieder zurück beim Essener Vertrieb AudioNEXT eingefunden hat, stellt AURALIC die neue Lightning DS Firmware zur Verfügung. Damit kann der Hörer nun auch direkt auf das High Resolution Audio (HRA) Streaming von HIGHRESAUDIO zugreifen.
Konsequent für AURALIC ist der Verzicht auf analoge Eingänge. Der ALTAIR G1 versteht sich als rein digitale Schaltzentrale mit Ausgängen zur analogen Welt. Diese aber im XLR- und RCA-Format. Da der ALTAIR G1 über die LIGHTNING DS APP gleich eine Lautstärke-Regelung mitbringt und die Verkabelung zu den Aktiv-Lautsprechern steht, kann es nach den Technischen Daten gleich los gehen.
Technische Daten
Messwerte
- Frequenzgang: 20 – 20.000 kHz, +/- 0.1dB
- THD+N: < 0.0002% (XLR); < 0.0003% (RCA), 20Hz-20 kHz bei 0dBFS
- Signal-Rausch-Verhältnis (SNR): 124dB, 20Hz-20 kHz, A-gewichtet
Unterstützte Dateiformate
- Verlustfrei: AIFF, ALAC, APE, DIFF, DSF, FLAC, OGG, WAV and WV
- Verlustbehaftet: AAC, MP3, MQA and WMA
Unterstützte Abtastraten
- PCM: 44.1 kHz to 384 kHz in 32Bit
- DSD: DSD64(2.8224MHz), DSD128(5.6448MHz), DSD256(11.2896MHz), DSD512(22.57892MHz)
Kontrollsoftware
- AURALiC Lightning DS für iOS
- AURALiC Lightning DS für Webbrowser (nur Einstellungen)
- OpenHome-kompatible Software (BubbleUPnP, Kazoo)
- Roon (Roon Core benötigt)

Eingänge
- Digital Inputs: AES/EBU, S/DPIF RCA, Toslink, USB Audio
- Streaming Inputs:
- SMB-Netzwerkfreigabe USB-Massenspeicher, optionaler interner Massenspeicher
- UPnP/DLNA Media Server
- native TIDAL-, Qobuz- und HIGHRESAUDIO-Integration
- Internetradio
- AirPlay, Bluetooth, Songcast, RoonReady
Ausgänge
- Symmetrisch: XLR (4.5Vrms bei 0dBFS, Ausgangsimpedanz 10Ω)
- Unsymmetrisch: RCA (4.5Vrms bei 0dBFS, Ausgangsimpedanz 50Ω)
- Kopfhörer: 6.35mm-Klinke (Ausgangsimpedanz 5Ω)
Netzwerk
- Kabelgebunden: Gigabit Ethernet
- Drahtlos: 802.11b/g/n/ac Tri-Band WiFi
Gehäuse
- Abmessungen 34 x 32 x 8 cm
- Gewicht 6.8 kg
Klang
Fast schon klopft der Sommer an die Tür, obwohl das Frühjahr noch gar nicht richtig begonnen hat. Es ist richtig warm draußen. So richtig. Und die Beine sind von der Joggingrunde auch noch richtig müde. So richtig. Und eigentlich bin ich fast zu faul zum Musikhören. Erst recht zum Testen so feinsinniger HiFi-Geräte wie Netzwerkspieler oder D/A-Wandler. Diese brauchen doch besondere Aufmerksamkeit. Deshalb entschließe ich mich, mich zuerst weniger um den ALTAIR G1 als mehr um mich selbst zu kümmern. Ich muss Schwung in meinen Körper und Geist bringen, um zu neuen Taten bereit zu sein.
Und dies soll mir mit den Blues Travelers gelingen. Da mir der Zugang dazu nur über Amazon Music gewährt ist, verbinde ich mein iPhone über Bluetooth mit dem ALTAIR G1. Das geht absolut problemlos von statten. Nach wenigen Sekunden ertönt über die APP „But anyway“ aus den Dutch&Dutch 8c, die direkt am G1 spielen.
Der Song, den ich vom Soundtrack des Films „King Pin“ kenne und in den ich mich schon am TV über eine Libratone LOUNGE stante pede vernarrt habe, dringt mit mächtig Schub in mein Gehör und nimmt mich mit. Der Bass treibt den Song herrlich, sein Eigenleben lässt sich wunderbar verfolgen. Unterbrochen von der Mundharmonika und der Lead-Gitarre, die die Aufmerksamkeit des Hörers auf sich lenken. Der ALTAIR G1 macht das auf eine sehr ausgewogene Art und Weise. Dabei aber sehr flüssig.
Meine Lebensgeister sind geweckt und ich werde mutiger. Ich wage ein Experiment und teste blind eine Empfehlung von Amazon Music: „Wilhelmine“. Die Künstlerin trägt den Namen meiner Großmutter. Das muss ich mir anhören. Die EP hört auf den Namen „Komm wie Du bist“. Eine Anspielung auf „Come as you are“ von Nirvana? Sehr witzig, da ich den fantastischen Kopfhörerverstärker AURIS AUDIO NIRVANA neulich zum Test im Hörraum hatte. Da schließen sich gleich mehrere Kreise! Gibt es Zufälle?
Also, meine liebe Wilhelmine. Dann komm mal wie Du bist. Über Apples AIRPLAY. Ich habe den digitalen Transportweg gewechselt. Auch easy. Ich bin beruhigt kein ordinäres Nirvana Cover zu hören sondern eigenständige Songwriter Kost. Schön die gezupfte Akustik-Gitarre, authentische Stimme mit interessant vorgetragenem Text. Prima, der Song entwickelt einen richtig satten Sound. Nicht so ein dünner Singsang, der sich klischeehaft auf die Stimme des Fräuleins fokussiert. „Das ist für Dich Willi, schön das es Dich gibt…“. Was für eine einfache, dabei so positive Botschaft. „Ich mach die Arme für Dich auf, Du bist gut so, wie Du bist.“. Und es ist gut so, wie Du klingst, mein lieber Altair G1. Er fängt die Stimmung ein, ohne an der Musik herum zu doktern. Von meiner ursprünglichen Skepsis, mich heute noch auf Musik einlassen zu können, bin ich in einen schönen musikalischen Fluss geraten.
Also wechsel ich in der Lightning DS APP auf meinen Musikserver und suche meine Musik weiter mit logischen Bezügen. Diesmal ist es die norwegische Musik und Kari Bremnes. Ich bin ein bekennender Fan von ihr. Ein Kollege und Norwegen Fan gab mir im Gespräch den Tipp, einmal in „Abendland“ reinzuhören. Was hat das mit Kari Bremnes zu tun? Am Schlagzeug bei „Abendland“ sitzt Helge Norbakken, der mich schon auf der Kari Bremnes Tour „Reise“ so begeistert hat. Sein Spiel ist so markant, dass man auch ohne Besetzungsliste eine Idee bekommt, wer da im Abendland am Werke ist.
Gleich beim ersten Titel „Skrautväl“ transportiert der ALTAIR G1 das wunderbar. Die Zischgeräusche Helge Norbakkens, die den Takt der Hihats substituieren lugen fein taktgebend unter den mächtigen Basedrums hervor. Auch die prominente Gitarre, die schön mitten im Raum steht überdeckt das „ts, ts, ts“ des Drummers nicht. Vor mir baut sich ein sauber geordneter und in sich schlüssiger Raum auf. Im Stück „Gankino Horo“ muss der Streamer dem Klavier deutlich mehr Raum geben, behält aber trotzdem die Übersicht und flechtet das Schlagzeug geschickt körperhaft ins Geschehen ein.
Und da wir grad bei Kari Bremnes waren, so soll dies auch der Abschluss dieser Hörsession sein mit ihren „Norwegian Moods“. Zum Abschluss also nochmal eine Stimme. Und dann noch so eine wunderbare. Kari Bremnes startet auf dem Album mit „A Lover In Berlin“. Die Schlagzeug spielt zackig aber nicht bissig. Bei Kari Bremnes kann man dank der recht direkten Aufnahme gut nachvollziehen, wie sich der Ton in ihrem Kopf bildet. Schön steht sie zwischen den Lautsprechern. Zusammen mit der Gitarre, die sie begleitet. Dem Ganzen setzt „Coastel Ship“ noch eins drauf.

Der Titel, der mit einem Paukenschlag beginnt, um dann Kari Bremnes fast unanständig nah auf die akustische Pelle zu rücken. Das gehauchte „P“ bei „ship“ und „deep“, die Spucke meint man an den Lippen kleben bleiben zu hören. Ein großartiger Kontrast zwischen der Sehnsucht in der Stimme und der Macht des Instruments. So muss es sich anfühlen, auf den Lofoten. Vielleicht nicht nur, wenn Kari Bremnes den Schiffen nachschaut, sondern vielleicht auch in einer klaren Nacht, wenn der Sternengucker den Sternenhimmel nach dem Lichtjahre entfernten Altair absucht. Ich habe mit dem Altair G1 einen leuchtenden Stern direkt vor meiner Nase in Hörweite und lausche noch ein Weilchen der Musik. Sommerliche Temperaturen und müde Beine hin oder her.
Fazit
Der Netzwerkspieler Auralic ALTAIR G1 ist zum Preis von 2.199 Euro eine digitale Schaltzentrale, die eingangsseitig alle wichtigen Schnittstellen inclusive Bluetooth und Airplay bedient und die wichtigsten Streaming-Dienste implementiert hat. Seit neuestem auch HIGHRESAUDIO. Ebenso ROON. So ist die Musik der Wahl schnell am Start. Der Sound lädt zum Musikhören und Ausschöpfen des schier unerschöpflichen digitalen Materials ein: Angenehmer musikalischer Fluss und ohne überflüssige Härten, kombiniert mit einer wohlsortierten räumlichen Darstellung. Mit einem Aktivlautsprecher kombiniert ergibt der Auralic ALTAIR G1 ein ebenso schlankes wie klanglich rundes Anlagenkonzept für den Digital Native.
Im Test
Netzwerkspieler, D/A-Wandler mit Server-Option Auralic ALTAIR G1
Preis: 2.199 Euro (ohne interne Festplatte)
Vertrieb
audioNEXT GmbH
Isenbergstr. 20
45130 Essen
www.audioNEXT.de
www.facebook.com/audioNEXT
Office +49 (0)201 5073950
info@audionext.de
Tech. Support +49 (0)201 79939408
http://support.audionext.de
Mitspieler im Test
Digitale Quellen – Netzwerkspieler Auralic ALTAIR G1, Streaming Bridge LUMIN U1 mini,
Musikserver MELCO N100, D/A-Wandler MERASON DAC-1
Vorverstärker – SPL Phonitor x mit DAC 768xs
Aktiv-Lautsprecher – Dutch&Dutch 8c
XLR-Signalkabel – WSS Premium Line KS-200, WSS Platin Line KS-20
Strom – Netzkabel Supra LoRad 2.5, Netzleiste SUPRA Cables LoRad MD07 DC 16 EU SP MKIII,
NuPrime AC-4 Power Conditioner, SBooster BOTW P&P Netzteil
Fotos: Falk Visarius
Screenshots: Lightning DS APP (iPhone iOS)