Test: Antipodes Audio OLADRA State-Of-The-Art Musikserver und Player

0

Wir HiFi-IFAs beschäftigen uns gerne mit HiFi jeder Couleur. Gern darf der Sound clever sein, gern darf es aber auch ein wenig highendiger Luxus am anderen Ende der Preisskala sein. Womit wir direkt beim Protagonisten unseres aktuellen Tests sind: Dem Musik-Server und Player Antipodes Audio OLADRA mit einem Einstiegspreis von 25.000 Euro. Damit ist er das ebenso brandneue wie ambitionierte Flaggschiff der neuseeländischen Digital-Highend-Schmiede, das wir zu unserer besonderen Freude als erstes deutsches HiFi-Magazin in unseren Händen halten durften.

antipodes-audio-OLADRA-Seite-tiefEins gleich vorab: Ich wusste, dass mir die Beschäftigung mit dem State-of-the-art Musikserver und -player diebische Freude bereiten würde. Auf der anderen Seite ist für uns HiFi-IFAs immer wichtig, den Preis nicht aus den Augen zu verlieren. Daher nötigt mir der Test besonderen Respekt ab, denn wir vergeben unsere Checkpoints ja auch immer preisklassenbezogen. Reflexartig stellte ich mir a priori die Frage: Was muss ein Musikserver und Player für 25.000 Euro können, damit er relativ betrachtet sein Geld wert ist? Ein schwieriger Versuch der Objektivierung an der Spitze des highfidelen Eisbergs. Aber an diesem Ende der Leistungsskala, so muss ich zu geben, sollte die Fragestellung eher subjektiviert werden: Wie sehr begeistert mich die HiFi-Pretiose der Begierde, und bin ich bereit – so es der Sparstrumpf zulässt – , gerne den Preis zu zahlen?

antipodes-audio-OLADRA-Front

Damit bin ich wieder bei meinem Auftrag und beim Antipodes OLADRA um ihn für euch unter die Lupe zu nehmen. Und so beschloss ich, mich vom Hörtester-Leistungsdruck zu befreien, mich locker auf den Luxus-Antipoden einzulassen und auf das exklusive Erlebnis zu freuen.


Annäherung

Kleine Anekdote zu Beginn. Die ersten OLADRA waren frisch durch den deutschen Zoll und ein Exemplar sollte mich als Testpaket von CM-Audio erreichen. Die Testpakete der Rheinländer sind in der Regel natürlich auch für Kunden und Interessenten gedacht, getreu dem Motto „Nur zu Hause klingt wie zu Hause“. Der ambitionierte Vertrieb und Händler hat schon seit einigen Jahren mit großer Überzeugung die Neuseeländer Marke im Portfolio. Der Plan war, dass ich den für LYRAVOX bestimmten Musikserver bekommen sollte und zwar direkt aus den Händen von Götz von Laffert und Jens Wietschorke – unmittelbar nachdem der letzte Ton der Süddeutschen Hifi-Tage verklang. Wir berichteten ja von unserem HiFi-Heimspiel. Den Launen der Logistik war es aber geschuldet, dass LYRAVOX „ihren“ silbernen OLADRA nicht rechtzeitig ins Holiday Inn geliefert bekamen – ich dafür aber am Samstag einen schwarzen „Irrläufer“ nach Hause, der eigentlich für einen niedersächsischen Händler bestimmt war.

So lieh ich LYRAVOX am Sonntag diesen noch zu Tag 2 der Süddeutschen Hifi-Tage aus und nahm ihn – nach einem interessanten Vergleich – abends wieder mit heim. Worauf er dann ein paar Tage später die Reise zum Händler, der verständlicherweise sehnsüchtig wartete, antrat. [Edit 14.10.2022: Sein Test des schwarzen OLADRAs ist mittlerweile auch online. Man hilft ja gerne 😉 ] Den Silbernen wiederum holte ich tags darauf im Hotel ab. Die Kiste mit unserem Testobjekt war also doch noch angekommen. Götz, der Spaßvogel, meinte noch lakonisch, ich sei einer der wenigen Menschen, die nun den klanglichen Unterschied zwischen einem schwarzen und einem silbernen OLADRA kennen würde. Torsten Finks Angebot von CM-Audio, in die Logistik-Branche einzusteigen, lehnte ich auch dankend ab 😉 Doch nun zur eigentlichen Sache.antipodes-audio-OLADRA-Seite

Das Flightcase des Testpaketes hat respektable Ausmaße und mit fast 30kg ein beachtliches Gewicht. Sicher ist sicher. Taschendiebstahl oder der alte italienische Moped-Handtaschentrick waren für einen ungewollten Besitzerwechsel des OLADRA also komplett ausgeschlossen. Allein der Erhalt des Packstückes kündigte demnach schon Bedeutendes an. Das setzte sich bei der Entnahme des OLADRAs fort, denn das Gerät für sich wiegt seriöse 21 kg. Hält man das aus dem vollen gefräste Gehäuse in den Händen, spürt man nicht nur schieres Gewicht, sondern eine unglaubliche, monolithische Massivität und Solidität, gepaart mit spürbarer Eleganz – ja, sogar Leichtigkeit in der Formgebung.

antipodes-audio-OLADRA-Power-On-Off

Besonders offensichtlich wird das an den Flanken, in denen sich zwei Flächen ineinander zu verzwirbeln scheinen. Daraus bilden sich dann drei Features: Die obere in der Ebene elegant geschwungene Gehäusekante – von Deckel kann man hier ja nicht sprechen – , die pfiffige, diagonale „Zwirbelkante“ sowie die Unterkante, die unter dem Gehäuse wegtaucht. Fasst man das Gehäuse seitlich, erscheint es haptisch dadurch viel schlanker, als es eigentlich ist – optisch wirkt das ebenso. Die Front besteht horizontal im Wesentlichen aus parallelen Linien – die aber auf den letzten Zentimetern leicht zur Mitte abfallen und die Stirnseite so ebenfalls verschlanken. Das eigentlich spannende daran habe ich erst zum Schluss richtig bemerkt, als ich nochmal mit der flachen Hand über die „Deckelfläche“ strich und die Welle bemerkte, die das Feature der Front hervorruft. Die Krümmung läuft nämlich von vorn unendlich seicht bis in die absolut gerade „Deckelhinterkante“ aus. Das ist bei der seidenmatten Oberfläche optisch kaum zu bemerken. Diese wirkt im Licht eben, aber nicht „mathematisch“ hart.

antipodes-audio-OLADRA-Front-schraeg-2

Das hochwertig eingearbeitete Logo auf dem „Deckel“ zieht die Aufmerksamkeit leichter auf sich. Von hinten betrachtet – es scheint ja auch der Rückseite zugeordnet – könnte es die Neuinterpretation des VW-Logos sein für einen eckigen Rahmen sein 😉 , von vorn betrachtet stellt es aber die ineinander geschobenen stilisierten Initialien von Antipodes Audio dar. Die Front ist geprägt von einem großen und runden – aber eben nicht kreisrunden – , aus dem Vollen gefrästen Standby-Schalter und einer Leiste jeweils aus schwarz verchromten Messing, die eine minimale Beschriftung und zwei Status LEDs zieren. Mehr Understatement geht wohl kaum. Für meine ausführliche Schilderung des Aussehens bitte ich um Nachsehen, aber die skulpturelle Erscheinung begeistert mich schon sehr. Der Digital-Aparat ist bereits ohne weitere Funktion ein Hingucker, ein Objekt im Raum. So wird er seiner Flaggschiff-Rolle auch optisch gerecht.

antipodes-audio-OLADRA-Back

Am Heck lassen sich recht einfach die beiden funktionalen Sektionen des OLADRA ausmachen. Rechts sind die Anschlüsse, die für einen reinen Musikserver typisch sind: Netzwerkbuchse, Netzwerk-Direkt-Ausgang zum Player und USB-Daten-Anschlüsse. Hier lässt sich auch ein externes USB-Laufwerk zum Rippen von CDs anklemmen. Ob der OLADRA das für seinen Preis eingebaut haben sollte, darüber lässt sich trefflich streiten. Ich persönlich finde den konsequent reduzierten Ansatz reizvoll, da das tägliche Rippen von CDs für die meisten Digital-HiFi-Fans mittlerweile eine untergeordnete Rolle spielen wird. CD/DVD-Laufwerke können natürlich für Audio optimierte Geräte des Herstellers sein, technisch gesehen aber auch jedes andere externe USB-Laufwerk. Das An- und Abklemmen eines Laufwerks geht zudem sehr einfach von statten.

Auf der linken Seite befinden sich die vollumfänglichen Digital-Ausgänge des integrierten Players, hier dürften keine Wünsche offen bleiben. Siehe dazu weiter unten auch den Technik-Teil. Ganz rechts ist die Netzkabel-Buchse und der dazugehörige Kippschalter zur harten Trennung des Gerätes vom Netz. Verkabelt ist der OLADRA dann sehr schnell. Das bereit liegende Netzkabel einstecken sowie das Netzwerkkabel in die Network-Buchse und ein AES/EBU-Kabel in den entsprechenden Digital-Ausgang anstöpseln. That’s it. Da der OLADRA einen State-Of-The-Art-Player integriert hat, habe ich nicht eine Sekunde daran gedacht, ihn nur als Server zu nutzen. Somit bleibt die Direct-Stream-Netzwerk-Buchse unbelegt. Auf den Server-Bereich kann man ja sowieso auch über die „normale“ Netzwerkbuchse zugreifen, möchte man doch mal den Antipoden von wo anders im heimischen Musiknetzwerk als Quelle anzapfen. Also: Netzschalter hinten umlegen, Standby-Taste vorne Drücken und schon bootet der OLADRA.

screenshot-myantipodes-oladra

Ein wenig ist dann doch noch auf Seiten der Gerätesoftware zu tun. Hierzu benötigt man einen Computer oder ein Smartphone/Tablet. Im Browser kann der Nutzer mit der URL „myantipodes.com“ nach Antipodes-Geräten im Netzwerk schauen und diese verwalten. Im Falle des OLADRAs tauchen die Server- und Player-Sektion mit unterschiedlichen Netzwerkadressen auf und können so in der Browseroberfläche konfiguriert werden. Dazu zählt unter anderem die Auswahl der APPs – ROON eingeschlossen – , mit denen sie von der Außenwelt wahrgenommen werden sowie beim Server die Speicherverwaltung und das Rippen. Letzteres probierte ich mit einem USB-Computer-Laufwerk aus, was mit dem Auto-Ripper-Funktion angenehm problemlos von statten ging.

So lasse ich den Antipodes Audio OLADRA in wechselnder Besetzung in meinem Hörzimmer mitspielen – das Einspielen soll einem neuen OLADRA gut tun – und freue mich schon auf die Beschäftigung mit dem Edel-Server/Player aus Neuseeland.

antipodes-audio-OLADRA-Front-schraeg


Technik

Bisher konnten wir HiFi-IFAs uns mit zwei Generationen von Antipodes Audio Digitalgeräten in unterschiedlichen Konstellationen beschäftigen. Den Auftakt machte die Kombi aus dem Server-Spezialisten CX und dem Server/Player EX, der in dieser Konstellation nur als Player diente. Flankiert wurden sie im Testpaket von CM-Audio vom CD-Ripper P1 und dem Reclocker und Signalwandler P2, der das digitale Signal des EX nochmals hörbar auf Spur brachte.

In Runde zwei ging es dann mit dem Musikserver und Player K30. Ihm zur Seite gestellt war in der Ausbaustufe der Reclocker und Signalwandler S20, der nochmals durch das Netzteil S60 aufgewertet wurde. Diese Ausbaustufen beschreiben den Weg zum bisherigen Spitzenmodell K50, der die Funktionsgruppen in einem Gerät vereint und im Zuge der Integration nochmals optimiert.

In unserem Testportfolio sparen wir aber nun den K50 als Symbiose aus und machen direkt den nächsten konsequenten Schritt zum OLADRA, der aktuell die Krönung alles von Antipodes Audio bisher Erdachten darstellt. Dem ambitionierten Musikfreund soll durch höchstmögliche Integration der Komponenten eine optimierte Musikserver/Player-Lösung geboten werden. Dabei haben sich die Neuseeländer dazu entschlossen, dem edlen Gerät eine höchst eigenständige Gestaltung zuteil werden zu lassen. Das Gehäuse ist einteilig aus dem Vollen gefräst und die Technik, wenn man so will, von unten eingesetzt. Die Sichtflächen wirken dadurch absolut monolithisch und homogen. Die Bauform lässt sich erst von hinten beim Verkabeln erkennen. Der „Deckel“ sorgt mechanisch für Ruhe im Karton. Das Gerät bringt es auf stolze 21 kg und ruht zur Minimierung von Schwingungen wackelfrei auf drei zylindrischen Füßen mit jeweils harten, sphärischen Aufstellflächen, wie es sie auch für Lautsprecher gibt. Auf harten Böden ergibt sich somit ein echtes Dreipunktlager.

Beim OLADRA bringt Antipodes Audio softwareseitig eine neue, eigene, innovative Server-Engine sowie verbesserte Player- und Reclocker-Engine zum Einsatz. Die Funktionsgruppen befinden sich auf eigenen Platinen und verwenden aktuelle Intel-Chip-Technologie. Ebenso wurde das Stromversorgungskonzept konsequent überarbeitet und basiert auf einer dreifachen Kaskadenstromversorgung, die wiederum vier spezielle Mikrotopologien umfasst. Der sorgfältige Aufbau der Stromversorgung stellt die Basis der Signalverarbeitung dar, die auf Stabilität und Reinheit angewiesen ist.

Zur Erweiterung des Speichers für Mediendaten, serienmäßig steht rund ein Terabyte (1 TB) für das Betriebssystem zur Verfügung, können in drei Slots eigene SSDs installiert werden mit einer Gesamtkapazität bis zu 24 TB (3x 8TB). Ebenso können über die USB-Schnittstellen natürlich USB-Laufwerke ergänzt werden. Über die gleiche Schnittstelle kann ein USB-Laufwerk zum importieren von Musik-CDs angeschlossen werden – entweder, wie bereits erwähnt, ein optimierter Antipodes Ripper oder ein PC-Laufwerk. Neben dem Hochladen oder Einbinden von Musikdateien aus dem eigenen Musiknetzwerk können Internet-Streaming-Dienste hinzugefügt werden. So kann eine einzige integrierte Musikbibliothek entstehen.

screenshot-myantipodes-oladra-server-daten

Die Audio-Wiedergabesoftware kann über das Webportal des OLADRA ausgewählt und konfiguriert werden. Die Ausgabe erfolgt über USB-Audio, S/PDIF, AES3 oder I2S in Richtung Digital/Analog-Wandler, sei es in der Stereoanlage oder direkt in den Lautsprechern. Direct Ethernet bindet einen weiteren Streamer/Player direkt an. Über das Netzwerk steht der Musikserver zur Verfügung, der über eine ebenfalls wählbare Server-App im Musiknetz sichtbar wird. Die Einrichtung erfolgt über ein Webinterface „myantipodes.com“ per Desktop, Laptop, Tablet oder Smartphone.


Technische Daten

Ausgänge

  • Direct Stream Ethernet Output
  • USB Audio 2.0 Output
    – PCM auf 32 bit/768kHz
    – DoP auf DSD256
    – Native DSD auf DSD512
  • S/PDIF Output mit RCA & BNC
    – PCM auf 24bit/192kHz
    – DoP auf DSD64
  • AES3 Output on XLR
    – PCM auf 24bit/192kHz
    – DoP auf DSD64
  • I2S Output on HDMI & RJ45
    – PCM auf 32bit/384kHz
    – DoP auf DSD256
    – Native DSD auf DSD512

antipodes-audio-OLADRA-Anschluesse

Unterstützte Server Apps:
Squeeze (LMS) / Roon / Minim Server / Mini DLNA / SONOS / HQPLAYER / PLEX.
Unterstützte Player Apps:
Squeezelite / Roon Ready / MPD / HQ-Player / Shairport / Spotify Connect
Roon:
Zertifizierter Roon Server, Roon Ready und Roon Tested.

Speicherplätze: Erweiterbarer Speicherplatz 3x 3,5″ Einschübe bis zu 24TB

Hardware Module: V7H Server, V7X Player, R2i Reclocker

AC Netzteil: 110-120VAC 60Hz / 220-240VAC 50Hz (umschaltbar)

Gehäuse:
Maße: 445 x 370 x 80 mm ( Breite x Tiefe x Höhe )
Gewicht: 21kg


Klang

Da ich zeitgleich die rund 12.000 Euro teuren Lyravox KARLOS zum Test im Hörzimmer hatte, konnte der Antipode nicht nur am MERASON DAC-1 und meinem Equipment zeigen, was er drauf hat, sondern auch direkt verbandelt an den kleinen Hamburgern spielen. Mit den aktiven Dutch&Dutch 8C und den passiven Diapason Adamantes V mit dem Endverstärker Cambridge Audio Edge W, sowie auch der MakroAudio proxium Stereo-Endstufe ergab sich im Laufe der Zeit ein schönes Potpourri. Das Hören mit dem edlen Gerät machte halt einfach Spaß – was die Experimentierfreude auch im Rest der HiFi-Kette anspornte. Deutlich wurde dabei auch, dass jede Zuspielart von dem hervorragenden integrierten Player des OLADRA, den ich im Betrieb als Muss empfunden habe, enorm profitierte. Mir die Frage zu stellen, was der OLADRA – außer natürlich an Funktionalität – als Musik-Server allein bringt, hielt ich für akademisch und ließ diese Betrachtung im Hörtest außen vor.

Ich hörte also ausschließlich über den OLADRA-Player. Als Quellen dienten – im digitalen Musiknetzwerk denkt man bei der Suche nach der Wunsch-Musik ja nicht mehr so sehr darüber nach – der Streaming-Dienst Qubuz, der eigene Server mit meiner Musiksammlung – ein innuos ZENith mk3 – , sowie der integrierte OLADRA-Server. Bei einem Quervergleich der verfügbaren Quellen war es erstaunlich zu bemerken, welchen Schritt nach vorn die Musik-Wiedergabe machte, wenn OLADRA-Server und -Player im family business gemeinsam tätig waren. Deshalb macht es natürlich für den frisch gebackenen Besitzer absoluten Sinn, seine Musikbibliothek auf eine integrierte SSD-Karten in den Antipoden umzuziehen. In meinen Klangbeschreibungen möchte ich die Varianten nicht differenzieren, sondern mich auf grundsätzliche Eindrücke beschränken, die durch die Quellen in ihrer Qualität nur unterschiedlich ausgeprägt werden.

Cover-Sohn-TremorsAus Spaß an der Freude wählte ich ganz bewusst meinen ersten Titel für den Hördurchgang:  Sohns „Veto“ vom Album Tremors. Weil ich natürlich genau wusste, was passieren wird. Sohns Stimme stand so klar und lebensgroß vor mir – nicht zu groß und nicht geschrumpft – , dass es eine wahre Freude war. Achtung Schwurbel-Spötter, hier kommt eure Mitmach-Stelle: es klang ein wenig so, als würde ein Vorhang beiseite gezogen. Späßle. Es klang einfach so, als würde der OLADRA sehr sorgsam mit der digitalen Information umgehen, dementsprechend in seinem Player aufbereiten und präzise getaktet ausgeben – was der Digital/Analogwandler, egal ob im Lautsprecher oder im separaten Gerät, mit dementsprechend authentischem Klang belohnt. Ein interessanter Effekt, der auf die gesamte Bandbreite der Musik wirkt. Die Art und Weise, wie die Stimme und die elektronischen Effekte in den Raum gebeamt wurden, begeisterte mich spontan. Ebenso die knackig gezeichneten Bässe. Es geht immer noch einen Tick besser. Unglaublich.

Um mich weiter daran zu ergötzen – es spielten am OLADRA grad direkt die Lyravox KALROS –  wählte ich Rosalías Album MOTOMAMI + aus. Nicht nur bei Sohn, auch beim Titel „G3 N15“ löste sich die Stimme der Spanierin sehr fein von den Lautsprechern. Wie eine Projektion eingebettet in Synthie-Orgelklänge, die mit Wucht aber auch feinen Schwebungen erklangen. Eine Überraschung bot die realistisch nah erklingende Stimme einer älteren Frau. Einen Kontrast lieferte „CUUUUuuuuuute“, das mit einer verzerrten Kinder(?)-Stimme einstieg und dann einen satten Synthie-Bass nachlegte. Auch der war, wie schon bei Sohn, scharf gezeichnet, was die Gefahr von Dröhneffekten minimierte. Auch hier waren Stimme und Soundteppich sauber getrennt. Eine Kombination aus allem tischte „La Combi Versace“ auf, das zudem einen weiten Raum um die Lautsprecher aufzog. Bruchlos und ohne an den Lautsprechern zu kleben. Auch gefiel mir die Tiefe hinter der Lautsprecherebene.

Um bei Frauenstimmen zu bleiben, mich aber von den Elektrobeats zu lösen, suchte ich mir Lisa Ekdahl mit dem Peter Nordahl Trio und ihr Album Back To Earth heraus. Das hatte ich schön lange nicht mehr gehört. Die jazzigen Aufnahmen leben vom charismatischen Gesang und der übersichtlichen Besetzung aus Piano, Bass und Schlagzeug. Auch hier fiel mir sofort die Bühne auf. Tatsächlich ist es gar nicht so einfach, wenige Instrumente im Raum zu verteilen, ohne dass sich Lücken auftun zwischen rechtem und linken Lautsprecher sowie der Abbildung in der Mitte.

Der OLADRA schaffte es wunderbar stimmungsvoll, den Raum mit einem erdigen Kontrabass und dem Volumen des Pianos zu füllen und mit dem Schlagzeug – speziell dem Besen und den Hihats – Akzente zu setzen. Das Klimpern des Pianos spielt dabei losgelöst weit rechts. Die Saiten des gezupften Basses linker Hand. Die Stimme von Lisa Ekdahl findet unverrückbar ihren Platz in Mitte. Herrlich sind ihre Betonungen herausgearbeitet.

Fast schon unanständig dahingehaucht kam „Laziest Girl in Town“. Klasse war die Art, wie die Sängerin ihr „extra money to burn“ zum Besten gab. Als stünde sie direkt vor mir und ich könnte ihr beim Singen zuschauen. Betont sauber und klar perlte das Piano von links. Und nicht nur als diffuses Rauschen, sondern fein ziseliert rutschten die Haare des Besens über das gespannte Fell der Trommel. Die Akuratesse des OLADRA ließ dabei keine schmuddelige Jazz-Club Atmosphäre aufkommen, sondern vielmehr einen lebendigen, livehaftigen Augenblick entstehen. „I got a kick out of you“ riss mich dann aus meinen Tagträumen. Mit einem fliegenden Start ging es los. Schnell, hektisch, aber nicht nervig spielten die vier Musiker was das Zeug hält. Mit hörbarer Spielfreude, akzentuiert und auf den Punkt. Als wollte das Quartett ab in einen frühen Feierabend.

cover-nana-mouskouri-in-new-yorkNatürlich musste ich gleich an einen meiner Standards von Nana Mouskouri vom Album The girl from Greece sings in New York denken. Die Griechin ging es zum gleichen Thema ungleich lässiger an. Treibende Kraft waren die vorlauten Congas, als wollten sie zu Beginn des Stückes sagen: „So, Fräulein, jetzt aber!“ Die Aufnahme klang richtig frisch. So jugendlich, wie Nana Mouskouri im Jahre 1962 tatsächlich war. Jedes Körnchen Staub der Zeit schien wie weggeblasen. Auch hier eine kleine Besetzung, auch hier ein Raum mit Atmosphäre ohne „Luftlöcher“. In der Mitte des Songs drohte die Griechin kurz ungestüm ins Übersteuern hinein zu singen, was der OLADRA aber nicht zusätzlich betonte. Dies kann auch ins Auge gehen, wird der Effekt noch verstärkt. So war es eine Freude der historischen Aufnahme zu folgen.

Obwohl ich nicht immer die gleiche Musik in meinen Hördurchgängen hören mag, griff ich dennoch auf einen weiteren Standard zurück. Ich war einfach gespannt, wie sich eine andere Komponente auf das Erleben bekannter Musik auswirkte. Dabei erstaunte es mich ein weiteres Mal, dass es wieder besser ging, als bisher bekannt. Der Antipodes Audio OLADRA legte wieder eine gute Schippe drauf bei Evgeny Kissins Interpretation des Klavierkonzertes Bilder einer Ausstellung von Modest Mussorgsky.

Zu diesem Zeitpunkt hörte ich mit den Diapason Adamantes V an der Cambridge Audio Edge W Stereo-Endstufe und dem MERASON DAC-1 Digital-Analog-Wandler. Auch an ihnen ließ sich die Wirkung des edlen Musikservers und Players bestens nachvollziehen. Es war erstaunlich festzustellen, was der OLADRA noch an Authentizität herausholte.

cover-evgeny-kissin-bilder-einer-ausstellungDer Konzertflügel bildete sich äußerst korrekt und – man verzeihe mir das dahingeschwurbelte – schlackefrei zwischen den beiden italienischen Walnuss-Pretiosen ab. Sehr klar, sehr präzise und mit einer erfrischenden Bestimmtheit. Mit der Verbesserung der Qualität der Wiedergabe erhöhte sich die Möglichkeit und die Freude daran, die Kunstfertigkeit des Pianisten nachzuvollziehen. Die Bedächtigkeit des Spiels, das Aufnehmen an Fahrt bei der ersten Promenade, was durch die Impulsivität beim Anschlag und dem Ausschwingen beim Ausklang gut nachzuempfinden war. Mit Bedacht war auch das Ausschwingen lassen und das Abdämpfen der Seiten gewählt. Das sorgfältige Setzen der Noten.

Natürlich hörte ich das Spiel von Evgeny Kissin nicht das erste Mal in ausgezeichneter Qualität, aber mit dem OLADRA war das schon etwas Besonderes. Die Lebendigkeit der „Tuleries“ oder des „Ballets of the unhatched chicks“, die mit dem hellen Klang der Saiten kokettierten. Im Gegensatz dazu das brummelige „Bydlo“, das den ganzen Resonanzraum des Flügels forderte. Stahlsaiten, Stahlrahmen und hölzerner Korpus, akkurat gezeichnet ohne zu Verzerren oder zu Verschwimmen. Erneut nachzuvollziehen in „The great gate of Kiew“, das all das Gehörte nochmals zusammenfasst und sich in einem fulminanten Finale klar und mächtig entlud. Der letzte Ton klang aus – aber es blieb ihm vergönnt, sein Ende selbst zu finden. Kurz zuvor wird er vom Pianisten selbstbewusst abgedämpft. Großartig.

Eigentlich hätte dies der Abschluss der Hörsession sein können, aber der OLADRA verleitete mich nunmal zum Weiterhören in der Klassikabteilung. Ein Konzertflügel ist das eine, aber ein Orchester ist das andere. Schnell noch ein Abstecher ins Ballett. Dornröschen von Tschaikowsky sollte es sein. Wie dereinst gesehen in Baden-Baden, in dieser Aufnahme dirigiert von Seiji Osawa. Im Auftritt der Lila Fee rollten die Pauken und Blechbläser erstrahlten. Mit dem OLADRA kam das Orchester mächtig rüber, die Bühne war breit gestaffelt. Dabei sortierte der Player das Geschehen fein in Breite und Tiefe. Die Diapason Adamantes V vermochte dabei unaufdringlich in meine Richtung zu spielen und damit dem Raum Tiefe zu verleihen. Neckisch umspielten sich der Gestiefelte Kater und die Weiße Katze. Fulminant schloss die Aufnahme mit einem Walzer, der fein gezeichnet impulsiv wie lässig getragen einen krönenden Schlusspunkt setzte.


Fazit

HiFi-IFAs-Antipodes-Audio-OLADRA-Testergebnis-56Der Antipodes Audio OLADRA gehört zu den besten Musikservern, die ich bis dato gehört habe. Punktum. Klanglich ein absoluter Hammer! Mit einem Preis von 25.000 Euro ist der Neuseeländer allerdings auch in einer Preisregion unterwegs, die zu Recht eine hohe Erwartung weckt. Dabei wird der solvente HiFi-Fan, der bereit ist in die State-of-the-Art-Technologie zu investieren, nicht enttäuscht. Im Gegenteil: Der  Digitalspezialist, der die Funktionen des Servers, Players und Signalwandlers mit hochpräziser Clock in einem höchstsoliden Gehäuse mit kurzen Signalwegen vereint, erfüllt seine Aufgabe, das Beste aus der digitalen Kost heraus zu holen, mit Bravour. Der D/A-Wandler, der den Datenstrom des OLADRAs empfängt, bekommt eine Grundlage, aus der er ein hohes Maß an Natürlichkeit, Transparenz und Räumlichkeit abschöpfen kann. Bei der Wirkung auf die Musik kommt mir immer als erstes der Begriff der Authentizität in den Sinn, die ich als sehr begeisternd empfunden habe. Wer den OLADRA einmal gehört hat, mag ihn ungern missen. Zumal die elegante, skulpturelle Gestalt des monolithisch wirkenden Gehäuses auf dem HiFi-Rack auch eine gute Figur macht, wenn mal keine Musik spielt.


Im Test

State-of-the-art Musikserver und Musikplayer
Antipodes Audio OLADRA
Preis: 25.000 Euro
Für den OLADRA ist bei CM-Audio getreu dem Motto „Nur zu Hause klingt wie zu Hause“ ein Testpaket erhältlich.

antipodes-audio-OLADRA-Top-schraeg


Kontakt

CM-Audio – Floeter Technology Service
Am Schwarzbach 78
41066 Moenchengladbach
Tel.: +49 2161 6782451

Mitspieler im Test

Digitale Quellen – LUMIN U1 mini, NuPrime Stream 9, MERASON DAC-1, Musikserver Innuos ZENith Mk3
Plattenspieler / Phonovorstufe – Rega P8 mit Excalibur Platinum, Rega Aria Mk3
Verstärker – SPL Phonitor x mit DAC768, Cambridge Audio Edge W Endstufe

Lautsprecher – Dutch&Dutch 8c, Diapason Adamantes V
Kopfhörer – ULTRASONE Edition 15
Signalkabel – WSS Platin-Line KS-20 XLR, WSS Premium-Line KS-200 XLR, Boaacoustic Evolution BLACK.rca
Lautsprecherkabel – Boaacoustic Mercury, Melodika MDSC4030, Kabelbrücke Melodika MDSC1501
Digitalkabel – Boaacoustic USB-Kabel Silver Digital Xeno, Netzwerkkabel Wireworld Starlight 8, Boaacoustic SIGNAL.lanCat.6A
Netzkabel – Netzkabel Supra LoRad 2.5, bfly bPower
Zubehör – Netzleiste SUPRA Cables LoRad MD07 DC 16 EU SP MKIII, SBooster BOTW P&P Netzteil, NuPrime AC-4 Power Conditioner, NuPrime Omnia SW-8 HiFi Netzwerk-Switch, Innuos PHOENIX USB-Reclocker

Fotos: F. Visarius

About Author

Vom HiFi-Virus als Jugendlicher infiziert ist HiFi + HighEnd seither Teil meines Lebens. Forenerprobt, als freier Autor und bei den HiFi-IFAs ist mein Motto: Alles kann nichts muss. Die Freude am HiFi und der Musik zählt.

Comments are closed.