Test: Antipodes Audio K30 Music Server und Player mit Roon-Integration um 10.000 Euro

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Bereits im Juli 2020 haben wir euch ein außergewöhnliches Quartett aus Neuseeland präsentiert. Und damit meine ich nicht die exotischen Vögel Kiwi, Kea, Weta und Weka, sondern die edle Antipodes Audio Kombi CX und EX nebst P1 und P2. Die beiden Musikserver CX und EX fungierten dabei jeweils in Ihren Paraderollen als Server und Player/Renderer, hinter den beiden P’s verbargen sich zudem noch ein CD-Laufwerk sowie ein digitaler Reclocker und Signalwandler. „Einmal mit Allem“ so der Titel damals. Die CX/EX-Kombi war ohne die beiden P’s für rund 10.000 Euro im Paket erhältlich. Bald nach dem Erscheinen des Reviews lancierte Antipodes die neue K-Serie, dessen Junior wir uns heute widmen wollen, dem K30 Music Server, der mit verbesserter Technik in der gleichen Preisklasse angesiedelt ist. Im Test spielt er seine Stärken als kombinierter Musikserver und Player mit Roon-Integration aus.   


Annäherung

Das Testpaket von CM Audio aus Mönchengladbach erhalte ich per Paketdienst. Ich beneide den DPD Zusteller wirklich nicht. Das Flightcase hat stattliche Maße und auch ein beachtliches Gewicht. Dabei ist noch ein zweites Paket. Aber über den Inhalt will ich an dieser Stelle nicht zu viel verraten. Im Flightcase ist der Protagonist K30 sicher verstaut und die Hohlräume sind mit Leckereien aus dem Hause Boaacoustic aufgefüllt. CM Audio und ich haben uns darauf geeinigt, dass ein Kabelsatz nach Gusto des Händlers und Vertriebs aus dem Rheinland nicht schaden kann. So lagen zwei Stromkabel Evolution black.POWER, ein Blueberry SIGNAL.lanCat.6a Netzwerkkabel, ein Evolution BLACK.usb2.0 USB Kabel sowie ein Silver Carbon RCA-Digitalkabel bei. Ebenfalls dabei das flache CD-Laufwerk K10 im Antipodes Gewand zum Rippen der Lieblings-CDs und ein iPad zur Steuerung.

Der K30 ist zwar der Junior der K-Serie – wenn man so will der kleine Bruder des K50 mit gleicher Funktion aber mit behutsam abgespeckter Technik – und kommt mit nur 8 cm Höhe bei HiFi-Gardemaßen in der Breite mit schlanker Proportion daher. Dabei wiegt er aber stolze 14 kg. Mit dem schwarzen, massiven und aufwändig bearbeiteten Aluminium-Gehäuse gibt sich der K30 ausgesprochen hochwertig. Das Kampfgewicht deutet bereits bei der Entnahme aus der Transportverpackung an, dass den exklusiven Datenlieferanten so schnell nichts erschüttern kann. Einmal aufgestellt ist das Verkabeln dann recht einfach und richtet sich nach der Rolle, die der K30 in der HiFi-Kette einnehmen und welche Digital-Geräte befeuert werden sollen.

Den Sinn und Zweck eines spezialisierten Musikservers haben wir in unserem Blog bereits einige Male erläutert und sind der Meinung, seiner HiFi-Anlage klanglich etwas Gutes damit tun zu können. Der Hauptzweck des Servers ist es, die Musik möglichst akkurat zu speichern und ebenso akkurat an den Abspieler wieder heraus zu schreiben. Der geordnete Datenstrom soll es dem Player (auch Renderer) ermöglichen, die Daten so perfekt wie möglich in einen Musik-Stream zu überführen. Die Rolle des spezialisierten Renderers als separates Gerät können zum Beispiel ein LUMIN U1 mini oder ein LUMIN U1 übernehmen.

Wie auch ein „normaler“ PC oder ein Network Attached Storage (besser kurz als NAS bekannt) speichert der Musikserver Musikdateien, zum Beispiel in den unkomprimierten und komprimierten, sowie verlustfreien als auch reduzierten Formaten wie Wave, FLAC, mp3, DSD etc. Die Musikdateien können nicht direkt von einem Digital/Analog-Wandler verarbeitet werden, sondern sie müssen von dem Abspieler zuerst in einen zeitrichtig getakteten Datenstrom gewandelt werden. Der Musikserver kommuniziert also mit seiner Umgebung über ein Computer-Netzwerk, um Dateien auszutauschen.

Im gewöhnlichen Computernetzwerk herrscht allerdings eine Menge „Traffic“, ähnlich dem Bild, das sich einem Fluglotsen auf dem Radarbild über einem Flughafen ergibt. Durch den mehr oder weniger dichten Traffic lotst er seine Flugzeuge. Eins davon ist, im Umkehrschluss des Bildes, die Musikdatei mit dem Reiseziel Player. Allerdings in Portionen, Datenpaketen. Um der Datendichte Herr zu werden haben viele Musikserver, wie auch der Antipodes Music Server K30, zwei LAN-Anschlüsse. Einer kommuniziert mit dem Netzwerk, steht also mit einem Bein im vollen Datenverkehr des Netzwerkes. Die andere Buchse soll direkt mit dem Renderer – in meinem Fall zum Beispiel der LUMIN U1 mini – verbunden werden, der so über den Server versorgt wird. Er bekommt dann mundgerecht nur die Daten serviert, die tatsächlich für ihn bestimmt sind. Und das ist im Wesentlichen die Musik-Datei, die ihm quasi auf einer Priority Lane zugespielt wird.

Gleichzeitig kann der K30 auch die Rolle des Players einnehmen. Als spezialisierten Computer kann der ihn Anwender über eine Applikation zu dieser Aufgabe befähigen und gleichzeitig im Musiknetzwerk in dieser Rolle sichtbar machen – ebenso wie in seiner Server Rolle. Der K30 nutzt zur Performance-Steigerung für die Server- und Renderer-Applikationen separate Boards. Geregelt wird die Rollenverteilung über das Web-Interface des Antipodes K30, das einfach über die IP-Adresse, die das Gerät im Netzwerk zugewiesen bekommt, aufgerufen werden kann. Hier kann dem K30 über ein Menü seine grundsätzliche Rolle zugewiesen werden: Server, Player oder Server/Player und die jeweils gewünschten Apps gewählt werden, die ihn dazu befähigen. In meinem Fall aktiviere ich die Variante Server/Player. Als Player aktiviere ich Squeezebox. Nach dem Speichern der Auswahl kann der K30 über das Web-Interface neu gestartet werden. Um sicher zu gehen, dass alle im Netzwerk beteiligten die Änderung mitbekommen, empfiehlt es sich auch, das Gerät komplett herunterzufahren, auszuschalten und dann wieder zu starten. Alte IT Regel: Ein Re-Boot tut immer gut.

In meiner Anwendung kann der LUMIN U1 mini nun außen vor bleiben. Der K30 arbeitet jetzt auch als Player und die Dateien werden auf kürzestem Weg innerhalb des Gerätes übertragen und so längere Kabelwege, wie auch zusätzliche Kontaktflächen auf dem Weg zu einem weiteren Gerät, vermieden. Der Renderer liest die Dateien aus, interpretiert diese und wandelt sie in einen Datenstrom für den Digital/Analog-Wandler um. Die Kenngrößen sind im PCM (Pulse Code Modulation) die Wortbreite in bit sowie die Abtastfrequenz in Kilohertz. Von der CD kennt man 16 bit / 44,1 kHz, HiRes zum Beispiel gerne in 24 bit / 96 kHz oder mehr. Ebenso ist DSD (Direct Stream Digital) Audio machbar, das mit nur einem bit, aber dem 64- bis 512- fachen der CD-Abtastrate arbeitet. Vorausgesetzt der Wandler verträgt neben PCM auch DSD. Dem Renderer kann dann die Aufgabe zukommen, eben diese Datenströme in das gewünschte Format umzurechnen.

Das Ergebnis gibt der K30 dann über die dezidierte USB-Audio-Schnittstelle als Datenstrom an den Wandler aus. Möchte der Besitzer den K30 intensiv nutzen, kann er ihn somit über USB-Audio an seine HiFi-Anlage anschließen und gleichzeitig über das Netzwerk auf anderen Streaming-Geräten, unter Roon zum Beispiel an beliebig viele Roon Ready Endpoints, abspielen. An seinen weiteren USB-Schnittstellen kann zum Beispiel das CD-Laufwerk K10 angeschlossen werden. Das Rippen erfolgt automatisch über das Web-Interface.

Für die digitale Audio-Datenausgabe hält Antipodes optional noch einen Spezialisten in der Hinterhand: den Formatwandler und Reclocker S20, der über USB-Audio die digitalen Schnittstellen SPDIF, AES/EBU und I2S taktgenau bedient. Ihm zur Seite stellen kann der Perfektionist noch das Netzteil S60. Der S20 macht natürlich nur Sinn, wenn der K30 als Player eingesetzt wird. Dieser Test befasst sich aber zuerst mit dem K30. Ein tieferer Einblick in den S20 und S60 folgt in einem separaten Bericht. Und somit ist auch das Geheimnis um den Inhalt des zweiten Paketes gelüftet 😉

Um die Sache in Schwung zu bringen, muss der Nutzer übrigens nur den Kippschalter am Kaltgerätestecker auf „I“ umlegen und den runden, konkaven Druckknopf an der rechten Seite des Gehäuses drücken. Sodann erwacht der K30 zum Leben. Die grüne LED signalisiert die Aktivität optisch, akustische Signale kunden nach geraumer Zeit von der vollen Einsatzbereitschaft. Ab dann geht es auf dem Tablet, Handy oder dem Computer weiter. Um ihn wieder in tiefen Schlummer zu versetzen genügt nach dem Musikvergnügen ein weiter Druck auf die runde Taste. Aber jetzt ist es noch nicht soweit. Die gewünschte Indikator-Farbe ist grün, nicht orange.


Technik

Das Meiste habe ich bereits in meiner Annäherung an den Antipodes K30 Music Server beschrieben. Hier noch in Kürze die Besonderheiten des neuseeländischen Datenspezialisten. Obwohl der K30 das Einstiegsmodell der K-Serie darstellt, verfügt er bereits über separate und isolierte Server- und Player-Stufen. Die Ausgänge sind Network Streaming (LAN ins Netzwerk), Direct Ethernet (LAN an Renderer) und USB-Audio zum D/A-Wandler (hier fungiert der K30 als Renderer). Der K30 ist eine Trickle-Down-Entwicklung, das heißt, er basiert auf den wesentlichen Merkmalen des Spitzenmodells und profitiert von dessen technischen Errungenschaften. Ziel ist es dabei, in der Nähe der Performance des K50 zu bleiben, diese aber zu einem deutlich niedrigeren Preis anbieten zu können. Schritte vom K30 in Richtung des K50 sind dann die zuvor beschriebenen Erweiterungen des Reclockers und digitalen Format-Wandlers S20 und des Netzteils S60. Diese Funktionen hat der K50 um 16.000 Euro bereits integriert. In der Addition der Einzelkomponenten entsteht dann die folgerichtige preisliche Konvergenz zum Top-Modell.

Der Antipodes K30 besitzt zwei komplett separate Rechenmodule. Auf einer Hochleistungs-Engine läuft die gewünschte Server App. Die Rechenleistung ermöglicht es, mühelos eine große Musikbibliothek zu verwalten, Internet-Streams neu zusammenzusetzen, um die Klangqualität der Originaldatei wiederherzustellen, DSP-Funktionen ohne Qualitätsverlust zu verarbeiten und den Stream so sauber wie möglich zur Player-App zu liefern. Die Leistung des Single-Core bewegt sich dabei auf Augenhöhe mit dem K40 und K50, jedoch fehlt ihm die Multi-Core-Ausstattung der höheren Modelle. Zum Rendern verwendet der K30 die gleiche fortgeschrittene Player-Engine wie der K50. Mit ihr kann eine Wiedergabe-Software nach eigener Wahl ausgeführt werden. Die SSDs können bis zu 16 TB nach eigenem Gusto installiert werden, ebenso können USB-Laufwerke hinzugefügt werden, ebenso wie der Antipodes Ripper K10 an, um Musik von CDs zu importieren.

Technische Daten

  • Kühlung:  passiv, lüfterlos, lautlos
  • Chassis: CNC-gefräst aus einer Metalllegierung
  • Ethernet: Player und Netzwerk
  • Optionale Speichererweiterung: schnell und einfach selbst zu installieren
    – 2 Einschübe, werkzeugfrei
    – bis zu 16TB
  • Boards: V5.2H für Server Apps
  • Interfaces zu Desktop, Laptop, Tablet oder Smartphone
  • Netzteil intern: HSL80
  • Netzteilleistung umschaltbar
    – 110-120VAC 60Hz
    – 220-240VAC 50Hz
  • Gehäuse: 445 x 370 x 120 mm ( B x T x H )
  • Gewicht: 14kg
  • Garantie: 3 Jahre

Klang

Im Testpaket von CM Audio ist ein iPad enthalten, auf dem die Roon App läuft. Zudem ist der Antipodes K30 bereits als Roon-Core eingerichtet, ebenso als Roon-Server. Das heißt, die Kommunikation zum iPad und der Roon-App steht. Im Testpaket liegt alles nötige Kabelwerk bei, um den K30 auch als Abspieler zu nutzen. Zu diesem Zweck aktiviere ich im Web-Interface des K30 die Squeezebox Player App und wähle sie in Roon als Abspieler. Um den Test und den Hördurchgang so geradlinig wie möglich zu gestalten, entschließe ich mich, den so geebneten Weg konsequent fortzusetzen. Da Roon eine Lautstärkeregelung mit sich bringt, sind schlanke Anlagenkonzepte aus Antipodes K30 als Server und Player mit einem D/A-Wandler und Aktivlautsprecher möglich. Wobei der DAC natürlich auch in den Lautsprecher integriert sein kann – eine USB-Audio-Schnittstelle vorausgesetzt. Verlangt der Wandler beispielsweise nach AES-EBU, ist wieder der Reclocker S20 gefragt. Möglichkeiten gibt es dann genug.

In meinem Setup spielt der Antipodes K30 aus lieb gewonnener Gewohnheit auf den wunderbar musikalischen Merason DAC-1, als Hauptlautsprecher verrichten die kompakten Allrounder Dutch&Dutch 8c analog angesteuert auf meinen selbst gefertigten, passenden Lautsprecherständern ihren Dienst. Da mir der K30 für eine großzügige Zeitspanne zur Verfügung stand, konnte ich auch in meiner Freizeit, also quasi zu meinem puren Vergnügen, Zeit mit dem Antipoden verbringen. Dabei hatte ich das Gefühl, dass er mit der steigender Spielzeit noch ein wenig an Geschmeidigkeit zulegen konnte. Es schadet also nicht, auch elektronischen Komponenten ein wenig Zeit zum Einspielen zu geben.

In dieser Zeit konnte ich natürlich auch ausgiebig Roon nutzen. Auf dieser Plattform verschmelzen die Quellen benutzerfreundlich zu einem großen Ganzen. Also die lokale Musikbibliothek, aber auch weitere Bibliotheken aus dem Netzwerk sowie Online-Dienste wie Tidal oder Qobuz und auch die Dropbox können integriert werden. Bei der Suche nach dem Wunschtitel geht es dabei nur um die Musik, nicht um ihren Speicherort. Roon serviert die Titel ohne Unterschied – nur ein kleines Icon deutet das an. Oder um es mit Peter Frankenfelds Worten zu sagen: Musik ist Trumpf.

Roon benötigt einen Account. Praktischerweise liefert das Testpaket den Zugang mit. Dem Roon-Nutzer müssen dann der Dienst rund 13 Dollar pro Monat oder 120 Dollar pro Jahr, respektive 700 Dollar für eine dauerhafte Mitgliedschaft wert sein. Dabei sind die Streaming-Dienste nicht inbegriffen. Das mächtige Roon ist ein Kapitel für sich, mit dem ich es hier bewenden sein lassen will. Weitere Infos zu Roon findet ihr auf der Internetseite des Anbieters: ROON Labs Homepage

Bei meinen Hörsessions ist mir noch ein weiterer grundsätzlicher Aspekt aufgefallen: Die Qualität der Streams der Musikdienste in CD-Qualität – in diesem Fall Qobuz mit 44,1 kHz und 16 bit –  ist derart gut, dass ich mir keine Gedanken darüber gemacht habe, ob es nicht noch besser ginge, wenn die Musik lokal gespeichert wäre. Der generelle Eindruck und die Freude am Dargebotenen hat diesen Gedanken nie wirklich aufkommen lassen. Das strukturierte Zusammensetzen des Streams funktioniert offensichtlich sehr gut. Die Art und Weise, wie der Music Server K30 mit die Streams aus dem Internet verarbeitet und an den DAC weiter reicht, ist wirklich hervorragend. cover-Roon-Dynymic-Experience-Classic-Vol1

Ich suche mir zum Start des dokumentierten Hördurchgangs trotzdem bewusst etwas von der Festplatte aus. Gespeichert ist dort das Album „Dynamic Experience Classic Vol. 1“. Ich bin neugierig, was sich dahinter verbirgt. Titel 1 „Firebird“. Ich sage Roon: Play from here. Bäm! Der Auftakt ist famos. Ich drücke instinktiv den Rücken in die Lehne des Sofas. Die ansatzlose Attacke hat eine unglaubliche Dynamik und Präsenz. Impulsiv, ohne aber die natürlich weiche Zeichnung der Orchesterinstrumente zu korrumpieren. Die Musik tänzelt durchs Orchester, mal bedrohlich, mal frech. Am meisten beeindrucken mich die Pauken, die mit soviel Energie und Natürlichkeit den Raum vor mir einnehmen. Dieser Eindruck setzt sich in der „Cinderella Suite No. 1“ fort. Bumm. Wieder die Pauke. Trocken, aber trotzdem sehe ich das gespannte Fell vor mir. Das ganze Orchester bekommt eine wunderbare Präsenz. Der Raum spannt sich in alle Richtungen auf und ist dabei ebenso strukturiert. Und wieder die Pauke, die den Raum fein abgegrenzt ausfüllt und dem Geschehen eine besondere Authentizität verleiht.

Der K30 macht es mir leicht, auf Spur zu bleiben. Natürlich sind die Titel des Albums bewusst gewählt, die Hörerschaft anzusprechen – aber die HiFi-Anlage muss es dann auch erstmal schaffen, den frommen Wunsch einzulösen und der Musikserver/Player leistet einen merklichen Beitrag dazu. Beim Titel „Gunn Batte“ merke ich, wie wieder ich in den Bann gezogen werde, um bei „Pictures at an Exhibition“ in ein besonderes Erlebnis einzutauchen. Die Kreation Modest Mussorgskys wird auf einer Kirchenorgel dargeboten, die bei mir in meinem 25qm großen Hörzimmer installiert zu sein scheint. Der Raum vor mir tut sich auf. Die Aura eines Kirchenschiffs umgibt das beeindruckende Instrument und erweitert meinen Raum um etliche virtuelle Kubikmeter. Bei den unteren Registern spüre ich förmlich, wie die Luft bewegt wird. Mächtig, aber mit einer spürbaren Trägheit, die der schwingenden Luftsäule bei tiefen Tönen zu eigen ist. Die oberen Oktaven spielen frech auf dem ausgebreiteten Teppich.

Der folgende Radetzky Marsch wird vom Klatschen des Publikums eingeleitet, das derart Transparent vor mir erscheint, dass es mich fast erschrickt. Das kommt schon sehr echt rüber. Wie ein Hologramm, das über der Musik schwebt. Das Album schließt mit der Ouvertüre 1812, die ich mir nicht entgehen lassen will. Das Stück entwickelt sich und lässt zwischendurch erahnen, auf welch fulminantes Finale es zusteuert. Und ich werde nicht enttäuscht, denn bei Minute 14 reißen mich die Kanonschläge aus den verträumten Gedanken um über das folgende retardierende Moment hinaus mit dem Chor das Finale einzuleiten. Eine große Szene. Die zusammengeschlagenen Becken und die Glocken gehen in die bekannte, flotte Melodie über. Und wieder einmal Bäm! Die Pauken. Das war schon großes Kino.

cover-Roon-Yello-Toy

Ich entdecke Yello im Register Interpreten in der Bibliothek und drücke spontan auf Play. Es spielt ungefragt „Till Tomorrow“. 5 Franken in die Wortspielkasse, meine Herren, denn hier mischt Till Brönner mit seiner Trompete mit. Roon zeigt mir in der App BIlder der Künstler, wie ich aus den Augenwinkeln sehe. Meine Ohren und Aufmerksamkeit bleiben vom eidgenössischen Sound in den Bann gezogen. Elektronik, Trompete und Stimmen. Ein tolle Mischung. Die Samples sind unglaublich klar, fein umrissen und gewissenhaft im Raum verteilt. Die Trompete schwebt leicht erhaben und transparent darüber. Schön nachzuvollziehen, das Anblasen des Instruments, das einerseits Attacke aber auch Fragilität vermittelt – in einem Atemzug. Der Kontrast ist die Impulsivität und der satte Sound der schweizer Künstler. Die Aufnahme lässt Yello und Till Brönner in einem Raum existieren. Zusammen und doch jeder für sich. Ein schönes Spannungsfeld, das am Besten funktioniert, wenn auch die Zwischentöne ungefiltert zum Hörer vordringen.

„Electrified II“ vom Album „Touch“ reichert den imposanten Sound um die charismatische Stimme von Dieter Meier an, die sich vor mir materialisiert. Dazu die gehauchte Frauenstimme. Die Musik wird zu einem Ereignis. Mir kommen immer wieder die Begriffe Authentizität und Natürlichkeit in den Sinn, um das Erlebte zu beschreiben. Ich mag nicht aufhören zu hören und bleibe auf Yellos Spuren. Roon macht es mir einfach. Über „Part Love“ vom Album „Touch“ lande ich bei „Cold Flame“ mit Malia vom Album „Toy“. Großartig. Das könnte jetzt noch eine ganze Zeit so weiter gehen. Immer mit dem gleichen Urteil. Deshalb verlasse ich die akustischen Sphären Yellos und wende mich einem Zufallsfund zu.

cover-Roon-Holly-Humberstone

Holly Humberstone mit Ihrem Album „Falling Asleep At The Wheel“. Der erste Titel „Deep End“ geht direkt unter die Haut. Es gibt diese Momente, die eine daumendicke Gänsehaut erzeugen. Das liegt an der Musik, aber auch das Equipment trägt sein nicht unbeträchtliches Schärflein dazu bei. Und das scheint mir hier der Fall zu sein. „Throw me in the deep end – I’m ready now to swim“. Die Gitarre mit verzerrt mit Gekratze und Gequietsche, mit rundem Unterton vom Korpus, dazu mittendrin die präsente Stimme in realistischer Größe von Holly Humberstone. Im Wechsel getragen und ambitioniert. „I’ll be your medcine if you let me – Give you a reason to get out of bed“. Eine gelungene Vorstellung die schlicht Lust auf mehr macht. „Overkill“ unterlegt die jugendliche Stimme der Britin mit fettem Sound. Auch das geht wunderbar. Was kommt als Nächstes? Kari Bremnes? Iron Maiden? Blancmange? Friedrich Gulda? Egal, mal sehen. Mein Urteil wird das Gleiche bleiben und Roon hält Tür und Tor offen. Zeit, das Notebook zur Seite zu legen und einfach wieder nur Musik zu hören…


Fazit

HiFi-IFAs-Antipodes-Audio-K30-Music-Server-5-6Der Antipodes Audio K30 Music Server tritt mit einem Einstandspreis um 10.000 Euro in einer Liga an, in der ambitionierte Anlagenbetreiber ihre musikalischen Grundbedürfnisse längst befriedigt haben und nach dem Besonderen suchen – und auch bereit sind zu investieren. Nicht nur in Technik, sondern letztendlich in die audiophile Darbietung, die das Hörorgan, aber auch das Bauchgefühl in der ganzen Bandbreite anspricht. Das schafft der K30 in seinen Rollen als Server und Player, die ihm nach belieben zugewiesen werden können, mit Bravour. Begriffe wie Vollmundigkeit und Natürlichkeit umschreiben den Eindruck, der sich schon nach kurzem Hören einstellt, am treffendsten. Der K30 Music Server ist kein Schnäppchen und will mit seiner soliden Verarbeitung auch keins sein, aber er enttäuscht den Musikfan nicht, der in ihn investiert. Ein langfristiges Investment, das sich auch später noch beim Wunsch nach mehr klanglicher Rendite mit dem Reclocker S20 und dem Netzteil S60 aufstocken lässt.


Im Test

Highend Musikserver und Player/Renderer
Antipodes Audio K30 Music Server
Preis: 10.500 Euro (ohne Festplatte)
Zubehör: Ripping Station K10
Preis: 690 Euro


Kontakt

CM Audio – Floeter Technology Service
Am Schwarzbach 78
41066 Moenchengladbach
Germany
Tel.: +49 2161 6782451

Mitspieler im Test

Digitale Quellen – Streaming Bridge LUMIN U1 mini, Musikserver MELCO N100, innuos ZENith Mk III,
D/A-Wandler MERASON DAC-1

Vorverstärker – SPL Phonitor x mit DAC 768xs
Aktiv-Lautsprecher – Dutch&Dutch 8c
XLR-Signalkabel – WSS Platin-Line KS-20, WSS Premium-Line KS-200
Zubehör –  Netzkabel Supra LoRad 2.5, Netzleiste SUPRA Cables LoRad MD07 DC 16 EU SP MKIII, NuPrime AC-4 Power Conditioner, NuPrime Omnia SW-8 HiFi-Switch, SBooster BOTW P&P Netzteil, innuos PHOENIX Reclocker, Boaacoustic: Netzkabel Evolution BLACK.power, Netzwerkkabel Blueberry SIGNAL.lanCat.6a, USB-Kabel Evolution BLACK.usb2.0, RCA Digitalkabel Silver Carbon


Fotos: F. Visarius
Screenshots Roon: iPAD/iOS

About Author

Vom HiFi-Virus als Jugendlicher infiziert ist HiFi + HighEnd seither Teil meines Lebens. Forenerprobt, als freier Autor und bei den HiFi-IFAs ist mein Motto: Alles kann nichts muss. Die Freude am HiFi und der Musik zählt.

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