Denkt der HiFi-Fan über die Antipodes Kombination CX, EX, P1 und P2 nach, ist er auf der Bedürfnispyramide nach Abraham Harold Maslow so ziemlich an der audiophilen Spitze angekommen. Seine musikalischen Grundbedürfnisse hat er längst gedeckt und mittlerweile weit hinter sich gelassen. Er ist vernetzt, die Anerkennung seiner HiFi-Kollegen ist ihm sicher. Nun ist es an der Zeit, den letzten Schritt zu gehen. Den, den nicht jeder gehen kann – oder will. Den Schritt zur audiophilen Selbstverwirklichung. Bei Antipodes besteht der ultimative Kick aus der exklusiven arbeitsteiligen Kombination von Musikserver, Renderer, Ripping-Laufwerk und digitaler Anschlusserweiterung mit Femto-Clock für zusammen rund 12.000 Euro. Bei den HiFI-IFAs im Test: Einmal Antipodes mit Allem. Der Anstoß zum Test kam vom umtriebigen HiFi-Vertrieb und Händler CM-Audio aus Mönchengladbach, der neben einem Hörstudio einen Schwerpunkt auf den Online-Handel setzt – fachkundige Beratung inbegriffen. Die Zauberformel sind ihre Testpakete, die sie Interessenten zur Verfügung stellen. Und ein eben solches Testpaket erreichte mich vor ein paar Wochen in Gestalt einer 26 Kilogramm schweren Kunststoff-Box. Respekt, dachte ich bei mir. Und worauf hatte ich mich da bloß eingelassen, dachte ich mir weiter, als ich die Kiste in den Hörraum trug…
Worauf ich mich wohl einlassen würde fragte ich mich allerdings auch schon, als CM-Audio auf die HiFi-IFAs zukam und fragte, ob wir nicht Interesse hätten, mal einen exklusiven Musikserver zu testen. In der Deluxe Kombination CX und EX (Paketpreis: 9.490 Euro). Beide Geräte sind für sich schon vollwertige Musikserver inklusive Renderer. Dass heißt, beide können via USB-Schnittstelle digitale Musik an einen D/A-Wandler streamen.
Das Optimierungspotenzial der Kombination besteht nun darin, dass der große Bruder CX (allein 6.895 Euro) auf die reine Server-Funktion, für die er optimiert wurde, beschränkt wird und den kleinen Bruder EX (allein 4.495 Euro) auf kurzem Weg direkt per LAN mit Daten versorgt. Der EX, der auch noch einen D/A-Wandler mit Cinch-Ausgängen mitbringt, übernimmt dann ausschließlich seine Parade-Rolle des Renderers, also des Abspielers. Gemäß technischer Auslegung sein Spezialgebiet. Seine Server-Funktion wird dabei ausgeblendet. In unserem Test ebenso der integrierte D/A-Wandler. Dieser stellt nur den ersten pragmatischen Schritt in Richtung audiophiler Erfüllung dar, im Wissen, das es bessere Wandler-Alternativen gibt.
An dieser Stelle wird also klar, worin der Luxus besteht. Auch wird klar, dass die Optimierungen sich auf einem sehr hohen Niveau bewegen. Die Luft wird sehr dünn. Ich gebe offen zu: Ich hatte Sorge, an der Grenze meiner Wahrnehmungsfähigkeit anlangen zu können. Doch zur Wahrnehmung später mehr.
Die Funktion der beiden anderen Geräte, die auch als absorbierende Gerätebasen für die Server dienen, ist schnell erklärt: Der P1 (890 Euro) ist ein USB-Ripping-Laufwerk im Antipodes Gewand, das anstelle eines handelsüblichen USB-Laufwerks standesgemäß und nahtlos schick in die Anlage integriert werden kann. Der P2 ist eine Femto-Clock und Digital-Signalwandler von USB zu anderen gängigen Digital-Verbindungen wie S/PDIF RCA und BNC/Coax, AES/EBU, sowie i2s über HDMI etcetera.
Der digital-affine Musikfreund hat vielleicht schon beim Lesen im Stillen umrissen, wieviele Kombinationen zum Vergleich sich aus den gelieferten Komponenten ableiten ließen: Wie klingt der CX alleine? Wie klingt der EX alleine? Wie klingt in Relation dazu die Kombi aus CX und EX? Was ist der Einfluss des P2? Und dabei haben wir die APP, das gebührenpflichtige Roon, noch gar nicht ins Kalkül gezogen. Auch gibt es Meinungen, Squeezelite sei der bessere Renderer als Roon. Und, ach ja, einen DAC hat der EX ja auch noch… Kommt ihr noch mit? Genau.
Das Alles zu betrachten würde eine Doktorarbeit, die im atomaren Bereich an der Spitze der Maslowschen Bedürfnispyramide operiert und die Möglichkeiten dieses Blogs sprengt. Ich habe mich daher entschlossen, die CX und EX Kombination als optimale Gesamtkonfiguration, wie von CM-Audio empfohlen, zu betrachten. Diese war bereits mit dem CX als Kern und dem EX als Renderer in Roon vorsorglich hinterlegt.
Der EX hat dann über den P2-Converter, meinen MERASON DAC-1 mit dem Musikstream versorgt. Das P1-Laufwerk diente als funktionale Komponente zum Rippen. Sollte sich ein Musik-Fan über eine solche Kombi ernsthafte Gedanken machen, dem sei empfohlen, sich in aller Ruhe sein eigenes Bild zu machen und für sich Kosten und Nutzen in Relation zu setzen. Es spräche ja auch nichts dagegen, zunächst mit einer Komponente den Einstieg in die Welt der Antipoden zu wagen, um bei Bedarf später weitere Stufen auf dem Weg zum Olymp zu erklimmen. Die Frage, mit wieviel weniger als dem Optimum der HiFi-Fan Leben kann, sollte sich jeder selber stellen und beantworten.
Annäherung
Wie schon gesagt: Das Antipodes Testpaket brachte stolze 26 kg auf die Waage. Dafür war es komplett mit allem ausgestattet, was für den Betrieb der Kombi erforderlich war: Den zwei Protagonisten CX und EX nebst der beiden Zusatz-Module P1 und P2, dazu alle Kabel in respektabler Qualität von Boaacoustic, Aqvox und Viablue sowie einem entsprechend konfigurierten iPad mit aktiviertem Roon. Prima auch, dass die Accounts für TIDAL und Hi-Res QOBUZ ebenfalls angemeldet waren. Das macht die Arbeit mit den Musik-Bibliotheken in Roon dann umso begeisternder.
Da ich zu den Menschen gehöre, die bei schwedischen Selbstbau-Möbeln die Bedienungsanleitung erstmal selbstbewusst bei Seite legen, bin ich auch die Verkabelung der Komponenten ohne fremde Hilfe angegangen. Mit etwas Vorkenntnis und Logik ist dies auch tatsächlich intuitiv machbar.
Mit Strom versorgt werden nur der CX und EX. Das heißt, das Laufwerk P1 kommt per 5V-USB-Datenbuchse an den CX, der P2 kommt an den 5V-USB-Musikdaten-Ausgang des Renderers EX. Als Server kommt der CX mit einem LAN-Port an das heimische LAN-Netzwerk, mit dem anderen verbindet er sich auf kürzestem Weg mit dem Renderer EX. So würde man das auch mit Komponenten machen, die von verschiedenen Herstellern stammen. Das P2-Modul habe ich dann via AES/EBU und einem Boaacoustic Digital-XLR Kabel mit dem MERASON DAC-1 verbunden. Alternativ war noch S/PDIF RCA möglich.
Beim Einschalten empfiehlt sich die Reihenfolge CX (Roon-Kern) und dann EX (Renderer) einzuhalten, damit sich die Komponenten im Musik-Netzwerk sicher erkennen können. Wenn man nun die Roon-APP auf dem iPad öffnet, erscheint eine informative Oberfläche mit unglaublich vielen Optionen. Zentraler Punkt: Um dem Antipodes-System die ersten Töne zu entlocken, sollte neben dem CX als Kern, auch der EX als Renderer gewählt sein. Ist dies nicht der Fall, wird der angewählte Titel zwar abgespielt, verliert sich aber im Nirvana, ohne dass die Lautsprecher einen Mucks machen.
Die Konfiguration der Antipodes passiert mittels Web-Interface der Geräte. Ein Vorgang, der praktisch nicht mehr nötig ist, wenn das System erst einmal konfiguriert ist. Beim Server CX gibt sich dort beispielsweise das Ripp-Laufwerk zu erkennen. Wer mag, kann hier dem automatischen Rippen einer CD beiwohnen.
Eine wichtige Einstellung beim Renderer EX ist die verwendete Render-APP. Das ist unter anderem Roon oder Squeezelite. Die aktivierte APP gibt sich gegenüber Roon zu erkennen und kann als Abspieler ausgewählt werden. Auch kann beim EX eingestellt werden, ob die Daten via USB an einen DAC ausgegeben werden sollen, oder über den internen DAC und die RCA/Cinch-Ausgänge an analoge Komponenten wie Vor-, Endstufe oder Aktiv-Lautsprecher. Ich wähle die erste Variante.
Ist das Schweigen im Walde gebrochen, kann auch im laufenden Betrieb noch geprüft werden, dass kein, beziehungsweise das richtige Lautsprecher-Preset im Roon-Equalizer aktiv ist. Bei einem fabrikneuen System ist Letzteres eher unwahrscheinlich, bei dem Testsystem aber ratsam.
CM-Audio hatte beispielsweise eine Raumkorrektur für ihre Dutch&Dutch 8c aktiviert. Diese hätte zusätzlich auf die Korrektur im eingebauten EQ meiner Lautsprecher gewirkt. Also erstmal alles abschalten in Roon. Es ist wichtig, sofort von der Null-Linie aus zu starten, um sich von dort aus auf Entdeckungstour zu begeben. Entweder fuchst sich der Anlagenbetreiber selbst in die Funktionsvielfalt von Roon hinein oder fragt den Anlagenberater seines Vertrauens. Denn die Möglichkeiten von Roon erkauft man sich logischerweise mit einer gewissen Komplexität.
Fantastisch ist die Suche nach Musik, hier zeigt sich Roon äußerst komfortabel. Roon sortiert bei den Ergebnissen nicht nach der Herkunft, sodass der Musikhörer erst einmal schauen muss, wo ein Titel gefunden wurde. Die Kacheln sind entsprechend mit Symbolen gekennzeichnet und gemeinsam gelistet. So kann, sind die Titel erst einmal gefunden, gleich losgehört werden.
Ein schöner Ansatz, der die Musik in den Mittelpunkt stellt. Gekrönt mit umfassenden Meta-Informationen, die – wenn verfügbar – gleich mit angezeigt werden. Mir juckt es nun in den Fingern – oder in den Ohren – , ins Musikgeschehen einzutauchen. Doch zuvor noch die technischen Details zu den Komponenten.
Technische Daten
Roon Musikserver CX und EX
Gehäuse und Netzteil
- Abmessungen 24 (B) x 29 (T) x 9 (H) cm
- Farbe schwarz oder silbern
- 110-120VAC oder 220-240VAC (umschaltbar)
- Stromverbrauch im Betrieb unter 25W
- Antipodes Hochleistungs-V4X-Schaltung
- Lüfterloses Temperaturmanagement
- Konstruktion mit separaten, abgeschirmten Kammern
- ODAPS2 Level 3 interne lineare Stromversorgung
Speicheroptionen
- Optional bis zwei 2,5″ / 7 mm SATA HDDs oder (klanglich zu bevorzugen) SSDs steckbar
- Externe USB-Festplatten über USB-3.0 Eingang
- Netzwerkeinbindung einer NAS
Digitale Schnittstellen
- USB Audio 2.0 Ausgang
- PCM bis 32bit / 768kHz PCM
- DoP bis DSD512, Native DSD bis DSD512
- Ethernet Direktausgabe
Musikwiedergabe-Optionen
- Musikserver Roon Ready
- SqueezeBox & Squeezelite
- MPD
- DLNA / UPnP /OpenHome
- HQPlayer NAA
- Spotify Connect
- SONOS Integration
- PLEX Medienserver
Admin-Anwendungen
- Find-My-Antipodes
- CD-Import Auto-Ripper
- Wiedergabe-App-Umschalter
- Externer Mounter
- Browser-basierte Setup-GUI
- SMB Server für Dateiverwaltung und Downloads
- Resilio Sync
Roon Musikserver CX
- INTEL 6 Core i7 CPU
Roon Musikserver EX
- INTEL 4 Core Celeron CPU
- Stereo Analogausgang (RCA)
Der Klang
Nachdem ich eine ganze Weile immer mal wieder am Wochenende mit dem neuseeländischen Digital-Quartett Musik gehört und mich in seine Systemumgebung sowie ROON eingefuchst habe, beginne ich meine „ernste Hörsession“ mit Selah Sue. Warum Selah Sue? Das hat einen pragmatischen Grund: ich wollte eine CD rippen, die höchstwahrscheinlich noch nicht auf dem Antipodes-Server CX konserviert ist. Das Ripp-Laufwerk P1 erledigt diese Aufgabe vollautomatisch in zügigen vier Minuten und dokumentiert seine Schritte im Statusfenster des Geräte-Webinterface. Das ist schonmal ein guter Start.
Natürlich habe ich die CD nicht ganz ohne klanglichen Hintergedanken gewählt. Ich hatte ja schon reichlich Möglichkeit, den Antipoden auf den Zahn zu fühlen. Die Aufnahme ist für meinen Geschmack heikel, weil sie sehr fett abgemischt und wahrscheinlich auch hoch ausgepegelt ist. Damit wird sie der musikalischen Qualität meines Erachtens nicht ganz gerecht und beim Abhören kann einiges schief gehen. Selah Sue geht auf ihrem Erstlingswerk aus 2011 engagiert und mit Herzblut zur Sache. Eine überambitionierte oder unsaubere HiFI-Kette kann die Stimmung beim Hörer schonmal kippen lassen.
Die ersten Takte von „This World“, dem ersten Track des Albums „Selah Sue“ zaubern ein Lächeln auf mein Gesicht. Das „Plattenknistern“ zu Beginn kommt authentisch und der Bass setzt satt und konturiert ein. Auch seine Präsenz im Vergleich zu den restlichen Instrumenten stimmt. Die leicht nölige Stimme von Selah Sue erscheint präsent auf der Bühne. Mit etwas Pech kommt sie in ungünstigen Konstellationen rüber, dass man die junge Dame gleich nach Hause schicken mag und denkt: Geh anderen Leuten auf die Nerven. Hier nicht, hier soll sie sagen, was sie zu sagen hat. Das hat Charakter. So höre ich noch ein bisschen weiter: „Peace Of Mind“, dann „Reggaemuffin“ mit einer schönen Akustikgitarre zu Beginn. Alles wunderbar ausbalanciert. Natürlich ohne zu verleugnen, dass der Bass eine wichtige Rolle spielt. „So the raggamuffin is one of the friend – What you see is what you really get in the end…“. Herrlich.
„Crazy Sufferin Style“ beendet den musikalischen Bass-Lauf mit Selah Sue. Ich wechsele in ein anderes Fach und lege die CD vom „The Colorist Orchestra und Emiliana Torrini“ in die Schublade des P1 ein. Der Ripp geht genauso zuverlässig und zügig – wieder vier Minuten – von der Hand. Der Titel steht mir als „new“ gekennzeichnet gut sichtbar in der ROON-APP am iPad zur Verfügung. Die Aufnahme ist komplexer, hält aber die gleiche Tücke bereit, nämlich im Bass aufzudicken.
So starte ich mit „When We Dance“, das leicht melancholisch mit Streichern und dem Gesang von Emiliana Torrini einleitet. Meine HiFi-Kette zeichnet eine homogene und atmosphärisch dichte Bühne, in die sich die Stimme der Isländerin hineinkuschelt. Der prägnante Bass behält Kontur, so dass er nicht wie ein aufgesetzter Fremdkörper wirkt, sondern zum Teil Inszenierung wird. Und eine Inszenierung ist das ja schon, was die Coloristen mit den Originaltiteln der Künstler anstellen.
Derart angetan tauche ich in das opulent einsetzende „Thinking out loud“ ein. Die orientalisch anmutenden Klangereignisse erscheinen fein ziseliert auf der Bühne und bauen die Szene auf. Es ist eine Freude mitzuerleben, wie die Sängerin laut denkt und ihr „Thinking out loud“ genüsslich formt und akzentuiert. Die in der Mitte des Stücks überraschend einsetzenden Trommeln gewinnen ad-hoc eine Präsenz, ohne das organische Ganze der Musik zu zerstören und gehen nicht auf Kosten des weiterhin beseelten Gesangs von Emiliana Torrini. Das bleibt auch in der steigenden Dramatik zum Schluss erhalten. Mit der Antipodes-Kombi kann man dabei auch richtig laut hören. Ein Zeichen dafür, wie sauber sie klingt.
In dieser Kombination habe ich die Vorzüge der Antipoden komplett ausgenutzt. Den P1 als Ripper, den CX als Musikserver, den EX als Renderer und zu guter Letzt den P2 als Femto-Clock und digitalem Signal-Wandler von USB auf symmetrisches AES/EBU-Digitalsignal. Da mich die musikalische Neugier treibt, blende ich den Server CX aus und mach mich auf die Suche nach Bekanntem. Zur Seite stehen mir TIDAL und QOBUZ.
Also gebe ich „Wilhelmine“ in die Suchmaske von ROON ein. Eine junge deutsche Künstlerin, die ich neulich bei Amazon music als Tipp entdeckt hatte. Dort leider nur in mp3-Qualität. In den Such-Ergebnissen bei ROON erscheint alles wilhelminöse, dessen die APP habhaft werden kann, von jeder verfügbaren Quelle. Die „Wilhelmine“, die ich grad suche, liefert TIDAL in 96kHz und 24bit an. Super, dann „Komm wie Du bist“. Leider ohne ausführliche Meta-Informationen, dafür mit einem tollen Sound.
„Komm wie Du bist und bring alles an Dir mit…“ singt Wilhelmine. Und der Antipodes EX dient als Renderer dem MERASON DAC als Wandler offenbar alles an, was die Musik zu bieten hat. Eine beeindruckende Atmosphäre, eine wirklich solide Aufnahme. Die Stimme ist natürlich, singt angenehm den Hörer vereinnahmend nach vorne. Auch hier wieder dieser integrierende Aspekt im Geschehen. Das leicht hymnische „Solange Du Dich bewegst“ bewahrt auch diese Ausgewogenheit. „Ey, der Antrieb steht Dir so gut, Du machst Deine Fehler…“. Ja, der Willi im Song. Nicht so der EX Renderer. Er transportiert die Liebeserklärung makellos und berührt den Hörer damit, ist er offenen Herzens.
Um klanglich anspruchsvoller zu werden suche ich nach „Evgeny Kissin“, der bei mir häufig am Piano für meine Höreindrücke herhalten muss. Die Aufnahme Modest Mussorgsky’s „Pictures at an exhibition“ kenne ich halt recht gut. Schon aus der Schule… Es eröffnet die „Promenade“, der Gang zwischen den einzelnen Bildern der Ausstellung. Das Thema, das der Komponist immer wieder variiert, bis es im „Großen Tor von Kiev“ endet. Fündig wird ROON dieses mal bei Qobuz in CD-Qualität. So liegt die Aufnahme auch auf meinem Musik-Server.
Der Eindruck des Pianos ist fantastisch. Die Selbstverständlichkeit, mit der das Instrument in angemessener Größe in meinem Hörraum erscheint, ist beeindruckend. Dazu zählt das vermittelte Raumgefühl, aber auch die Natürlichkeit, mit denen sich die einzelnen Klänge präsentieren. Ja, ein Piano ist ein einzelnes Instrument, umfasst aber viele Klang erzeugende Facetten. Die verschieden dicken Saiten, der Metallrahmen, der Korpus und die Interaktion mit dem Raum, in dem es gespielt wird. Der Antipodes EX bietet alle Facetten herausgeputzt in Hülle und Fülle. Nichts wird verschwiegen oder leichtfertig verschliffen. Die hohen Töne, die den Korpus ausblenden wie bei „The Tuilleries Garden“, erscheinen fein und losgelöst, um mir dann bei „Bydlo“ wieder bewusst zu machen, welch prachtvolles, raumgreifendes Instrument hier am Werke ist. Angekoppelt an seine Umgebung. All das liefert der Antipode verbunden mit feinem Sinn für Schwingungen, Spannungsbögen und Takt.
So schreitet am Ende der „Bilder einer Ausstellung“ Mussorgsky mit dem Hörer an der Hand durch „Das große Tor von Kiev“. Hier werden alle Aspekte des zuvor Gehörten noch einmal zusammenfasst und dem großen Höhepunkt entgegen gestrebt. Hier vereint sich der Weg des Betrachters durch die Ausstellung mit dem Thema des letzten Bildes: der Prozession. Herrlich. Als Chronist des Gehörten könnte ich nun alles das bisher Erlebte und Gesagte nur noch wiederholen.
Die Wiederholung erspare ich mir und euch und traue mir ein Fazit zu. Doch nicht ohne vorher nochmal in die Titel hinein zu hören, die mir in meinem Leben bereits viel Freude bereitet haben und die ich mit dieser exquisiten Kombination wieder neu entdecke. Ich muss das Tablet bei Seite legen, sonst komme nicht mehr zum Schreiben. Also The Police‘ „Secret Journey“, die geheime Reise, endet hier. Zumindest die dokumentierte…
Fazit
Die getestete Kombi bestehend aus den Musikservern CX und EX in getrennten Rollen als Server und Renderer sowie der Ripping-Station P1 und der Femto-Clock/Anschlusserweiterung P2 ist das große Besteck des neuseeländischen Herstellers Antipodes. Für rund 12.000 Euro stellt es die Spitze der digitalen Musikdaten-Aufbereitung dar. Die kaum zu toppende Natürlichkeit kombiniert mit einer frappierenden Akkuratesse faszinieren, selbst wenn man schon feines HiFi gewohnt ist. Das Bauchgefühl stellt sich schnell aus der Summe kleiner Wahrnehmungen wie feinster Details, Takt, Spannungsbögen und Raumgefühl ein. Verbunden mit großer Entspanntheit. Die Antipodes-Kombi hält, was der Preis verspricht. Große Klasse.
Im Test
Musikserver und Renderer mit DAC Antipodes CX + EX
Paket-Preis: 9.450 Euro
USB-Ripping-Laufwerk und Gerätebasis Antipodes P1
Preis: 890 Euro
Femto-Clock / Digital-Signalwandler und Gerätebasis Antipodes P2
Preis: 1.790 Euro
Einzelpreise
Musikserver und Renderer Antipodes CX: 6.450 Euro
Musikserver und Renderer mit DAC Antipodes EX: 4.450 Euro
HiFi-IFAs Tipp
Das große Antipodes Besteck liefert als Gesamtkonzept optisch wie klanglich eine herausragende Leistung ab. Wem der Einstieg am oberen Ende der Preisskala finanziell zu hoch gegriffen ist, dem sei der EX als Einzel-Komponente ans Herz gelegt. Als Renderer von hochwertigen TIDAL und QOBUZ Inhalten hat er im Test gezeigt, was auch ohne die Entlastung durch den CX in ihm steckt. Ein Musik-Server ist der EX ja obendrein. Kombiniert mit einem USB-DVD-Laufwerk und per USB mit einem hochwertigen D/A-Wandler der Wahl verbunden ist der Antipodes EX allein als Rendering-Spezialist schon eine audiophiles Sahneschnittchen, das es sich zu probieren lohnt. Im allerersten Schritt sogar über seinen Analog-Ausgang.
Hier der Link zum Antipodes Testpaket
Kontakt
Am Schwarzbach 78
41066 Moenchengladbach
Germany
Mitspieler im Test
Digitale Quellen – Streaming Bridge LUMIN U1 mini, Musikserver MELCO N100, innuos ZENith Mk III,
D/A-Wandler MERASON DAC-1
Vorverstärker – SPL Phonitor x mit DAC 768xs
Aktiv-Lautsprecher – Dutch&Dutch 8c
XLR-Signalkabel – WSS Platin-Line KS-20, WSS Premium-Line KS-200, Digital: Boaacoustic Silver Digital Krypton
Zubehör – Netzkabel Supra LoRad 2.5, Netzleiste SUPRA Cables LoRad MD07 DC 16 EU SP MKIII,
NuPrime AC-4 Power Conditioner, SBooster BOTW P&P Netzteil, NuPrime Omnia SW-8 HiFi-Switch
Fotos: F. Visarius
Screenshots Roon: iPAD/iOS