Erster Test: MERASON – DAC-1 High-End Digital-Analog Wandler
Die Schweiz ist bekannt für politische Neutralität und Präzision. Letzteres ist eine Eigenschaft, die die Uhrenindustrie in den Tälern des Juras an der Grenze zu Frankreich, aber auch in den Regionen Genf und Bern zu weltweitem Ansehen verholfen hat. Dr. Daniel Frauchiger ist in der Region Bern ansässig und der Kopf der noch recht jungen Firmen Dafraud und des Startups Niedal. Kernkompetenz: Digital-Analog-Wandler. Womit wir wieder beim Thema Neutralität und Präzision gelandet sind. Bei Grundtugenden, die einem D/A-Wandler sicherlich auch nicht schlecht zu Gesicht stehen. Aber Schweizer sind eben nicht nur neutral und genau. Sie haben Charakter und sie mögen den Charakter, im vorliegendem Fall den analogen. Daniel Frauchiger ist eigentlich ein Fan von Tonbändern und Schallplatten. Ein Fan der sich wünscht, neben aller zeitgemäßer Akuratesse der Digitaltechnik, auch ein Stück der analogen Tugenden beim Abhören digitaler Quellen in das Hörzimmer zu bringen. Das Degustieren von Musik ist halt nicht nur eine Kenntnisnahme von Daten aus der Konserve, sondern soll zu einem sinnlichen Erlebnis werden.
Hintergrund

Auf MERASON (vormals: Purson) – und damit den DAC-1 – aufmerksam geworden bin ich eigentlich gar nicht über das Thema HiFi, sondern durch meinen – nur mäßig HiFi-affinen – Cousin. Er ist in seiner Wahlheimat Schweiz bestens vernetzt und berät dort Startups. Teil seines Netzwerkes ist die „Stiftung für technologische Innovation“ der Stadt Biel und „be-advanced“ des Kanton Bern, die Daniel Frauchigers 2017 gegründete niedal audio lab AG auf den ersten Schritten unterstützen. Mit den Worten „Du kennst Dich doch mit HiFi aus“ stellte er den Kontakt her. Niedal plant ab 2019 einen D/A-Wandler an zu bieten, der die gleichen audiophilen Tugenden besitzt, wie der seit 2013 am Markt erhältliche MERASON (Purson) DAC-1, aber als DAC-Modul bei anderen OEMs der HiFi-Szene verbaut werden kann. Doch dazu demnächst mehr unseren HiFi-News.

Nachdem Daniel Frauchiger und ich uns im Mai auf der High-End 2018 verpaßt hatten, entstand zwischenzeitlich die Idee, den HiFi-IFAs einen MERASON DAC-1 zum Test zu überlassen, so daß wir uns von seiner Idee nicht nur verbal, sondern auch praktisch überzeugen konnten. So halten wir seit den Süddeutschen HiFi-Tagen ein Exemplar des DAC-1 inklusive einem Stapel Zollpapieren in den Händen.
Bei der persönlichen Übergabe und später auf den Süddeutschen HiFi-Tagen 2018 ergab sich zudem die Gelegenheit zum Gespräch und Daniel Frauchiger gab uns ein paar Hintergrundinformationen mit auf den Weg.
Im Jahre 2010 startete Daniel Frauchiger seine Suche nach einem gefälligen Digital-Sound mit hochaufgelösten Audiodateien und einem Studiowandler. Da sich der gewünschte Erfolg nicht einstellte und für audiophile Digital-Analog-Wandler hohe fünfstellige Preise aufgerufen wurden, führte ihn seine Recherche zu einem Selbstbauprojekt aus Hongkong, welches dem Studiowandler klar überlegen war. Er entwickelte das Produkt zusammen mit dem Anbieter weiter und brachte es nach 2 Jahren zur Marktreife. Der erste Käufer war ein klassischer Musiker und dieser war derart begeistert, dass er das Gerät nach 10 Minuten Hörprobe kaufte. Weitere Geräte verkauften sich nach und nach im Bekanntenkreis. Für Entwicklung, Produktion und Vertrieb ist seit 2013 die dafraud GmbH zuständig. 2016 meldete sich ein erster Händler bei Daniel Frauchiger und im ersten Jahr durfte das junge Unternehmen von November bis Dezember ganze 10 Stück liefern. Eine kleine Herausforderung.

Technik
Die sorgfältige Auslegung der Schaltung sowie des Layouts und die aufwändige Stromversorgung sind Grundlage der Musikalität des DAC-1. Jeder Funktionsblock hat seine eigene Stromversorgung, sowohl für den linken wie für den rechten Kanal. Die Bauteile sind nach Gehör selektiert. Beispielsweise sind 12 Filterkondensatoren, sog. Micas, im Einsatz, welche das Stück 10 bis 15 CHF kosten.
Weitere Merkmale: konsequent diskret aufgebauter und durchgängig symmetrischer Musikpfad sowie Class-A-Pufferung.

Seit neuestem werden WBT-Cinch-Buchsen mit einem definierten Wellenwiderstand von 75 Ohm verbaut. Dies ist die perfekte Verbindung für SPDIF-Signale. Zudem sind die Buchsen so ausgestaltet, das beim Anschliessen zuerst der Ground und erst dann das Signal verbunden werden. Der D/A-Wandler wird inklusive Wandlertechnik kontinuierlich weiter entwickelt.
Der DAC-1 ist ein schweizer Produkt. Größtenteils erfolgt die sorgfältige Produktion von Hand, die Platinen werden seit einem Jahr in der Schweiz bestückt. Auch die Gehäuse werden in der Schweiz hergestellt, ebenso wie die Montage und Inbetriebnahme stets in der Schweiz stattfinden.
Der MERASON DAC-1 ist also ein technisch sorgsam aufgebauter Digital-Analog-Wandler. Gewandet in ein hochwertiges, technisch anmutendes Gehäuse, daß den Besitzer zum pfleglichen Umgang mahnt. Die Gitter in den großzügigen Wärme abführenden Lüftungsöffnungen weisen auf den Class-A-Betrieb hin. Die schlichte und zielgerichtete Gestaltung signalisiert das Motto des DAC-1: „Ich habe genau eine Aufgabe und die beherrsche ich richtig!“.

Die Bedienung und das Setup sind schnell erklärt. Ein/Aus-Drücker und ein Tipp-Taster zur Quellenwahl, die per Leuchtdiode angezeigt wird. Bei digitalem Null-Signal werden die Ausgänge per Relais stumm geschaltet. Liegt ein Signal an, weist eine weitere Leuchtdiode darauf hin, daß der Wandler seine Arbeit aufgenommen hat. Nach dem Aufstellen, Anschließen und der Theorie vorab, hat mich nun endgültig die Neugierde gepackt. Es kann los gehen. Die Festplatten der NAS kommen schon auf Touren…
Hörtest
Den ersten Einsatz hatte der MERASON / PURSON DAC-1 zusammen mit dem DIVALDI AMP-02 Kopfhörerverstärker (Test 10/2018). Das Duo hat mich in dieser Konstellation bereits sehr begeistert. Nun war ich gespannt, wie es auf meinen Aktivlautsprechern GENELEC 8260, die von einem Velodyne DD-12 plus unterstützt werden, weiter gehen würde.

Von den Vorführungen der Süddeutschen HiFi-Tage inspiriert – und immer noch mit einem lebendigen Höreindruck im Ohr – wanderte „Sohn“ als einer der ersten Interpreten in die Playlist mit „Tremors“. „I Won’t play your games no more“… Auf dem MORE hört man trotz des fetten Beats wie sich die Sprache in der Mundhöhle formt. Beeindruckend. Also weiter im Elektro-Genre.
Massive Attacks „Unfinished Sympathy“ und „Teardrop“ sind im Tieftonbereich keine einfachen Stücke. Der DAC-1 lieferte einen präzisen Bass, der die Stücke strukturierte und sie nicht nur in einem Bass-Teppich schwimmen ließ. Bei „Unfinished Sympathy“ konnte man so im Geiste dem Lauf, des in einem Take aufgenommen Musikvideos folgen. Bei „Teardrop“ kam gleichzeitig zum dichten Sound der Charakter der Stimme von Elizabeth Fraser berührend rüber.

Szenenwechsel in meinem Kopf. Singapur – schwülwarme 35 Grad, klimagekühlte 20Grad im HMV an der Orchard Road. Saeglopur von Sigur Ros tönten aus den Lautsprechern des Plattenladens mit Label des kleinen Hundes, der neugierig auf ein Grammophon blickt. Zentimeterhohe Gänsehaut. Ortswechsel. Indian Summer in Leinfelden. Flashback. Die Elfengleiche Stimme tönte nun aus meinen GENELECs begleitet von einem kristallklaren Glockenspiel. Und wieder diese Gänsehaut. Der DAC-1 hatte das Geschehen auch im Griff, als es später im Sond kernig wurde und sich der Sound infernalisch verdichtete und dem Höhepunkt entgegen strebte. Das kann schon mal zu viel werden für mich. Nicht bei dieser Kombi.
Stilwechsel mit Peter Gabriels Album „Mercy Street live @Athens“. Eine 24Bit-Aufnahme von B&Ws Society of Sound. Peter Gabriels präsente Stimme begeisterte zusammen mit einem knackigen Bass, der durch das Stück trieb.
Ich blieb live, weil es grad so viel Spaß gemacht hatte. Kari Bremnes‘ „Sovngjengersken live“ vom Album „Reise“, das sie auf einer ihrer vielen Deutschland Tourneen aufgenommen hatte. Und ich war live dabei. Zwar nicht am Aufnahmeort – aber an einem anderen Spielort der Tournee.
Auf der heimischen Anlage, wie im Konzert, hörte ich den Drummer arbeiten. Ja, arbeiten! Dutzende kleine Details. Taktgebende Geräusche. Authentische, mächtige Drums. Dazu die unnachahmliche, manchmal fast entrückte Stimme von Kari Bremnes. Ein Genuß.
Zum Abschluss etwas Heiteres. Bert Kaempferts „Swinging Safari“. Die Digitalaufnahme einer Schallplatte. Der knackige Bass, freche Bläser und ein plastisches Schlagzeug transportierten reine Spielfreude und Bigband Feeling. Das habe ich schon deutlich lustloser gehört. Mein Fuß wippte beim DAC-1 unwillkürlich mit… Bei so viel Atmosphäre musste man einfach mitgehen.
FAZIT
Mission completed. Der MERASON DAC-1 hat uns begeistert. Der DAC-1 präsentierte jedes Detail, lieferte konturierte Bässe, die die Musik rhythmisch sauber strukturierten, und hat im Stimmbereich dabei gleichzeitig immer die Anmut und Präsenz bewiesen, die die Musik so lebendig und anrührend sein läßt. Den Anspruch, einen Digital-Analog-Wandler analog klingen zu lassen, erfüllt der DAC-1 mit Bravour. Und zwar nicht durch oberflächliche Schönfärberei, sondern durch den Beweis, das Korrektheit nicht mit harsch und blutleer gleich zu setzen ist, sondern lebendig und musikalisch klingen kann. 4.500 Euro (empfohlener VK für Euro-Zone inkl. Mehrwertsteuer) bzw. 3955 Schweizer Franken in der Schweiz excl. VAT und ggf. Zollgebühren, sind absolut betrachtet natürlich kein Pappenstiel, für das Gebotene im audiophilen High-End aber ein fairer Preis. Und uns einen HiFi-IFAs-Hammer wert.
KONTAKT
Daniel Frauchiger
dafraud GmbH
bangertenstrasse 865
CH-3076 Worb
+41 33 243 28 16
www.purson.ch
daniel.frauchiger@dafraud.ch
Hier unsere Hifi-News im März 2019 zum Namenswechsel von PURSON zu MERASON mit deutschem Vertriebspartner CM-Audio
Hier die HiFi-News zu Daniel Frauchigers Niedal Audio Lab DAC-Modul, das 2019 erscheint… „Free The Music“