HiFi-Fans, speziell diejenigen, die zu meiner Zeit vom Virus infiziert wurden, mögen Geräte-Türme. So das Klischee. Für solche mit Sinn für die Optik darf das Ensemble gerne noch aus einer Hand in einem einheitlichen Look sein und die Digital-Natives brauchen dann noch das Streaming an Bord wie die Luft zum Atmen. Für diese Klientel kann der Vertrieb AUDIUM/Visonik in das Regal der US-amerikanischen HiFi-Schmiede NuPrime greifen und aus der 9er-Serie ein passendes Paket für die HiFi-IFAs schnüren – und das Ganze noch in einem ebenso schicken wie wohnraumfreundlich kompakten Format. Keimzelle ist der vielseitige Streaming-Transport NuPrime Stream9, den wir bereits im Jahr 2022 getestet haben und der sich bei mir seither im täglichen Einsatz befindet. Ihm stellen die Berliner für diesen Test die neue D/A-Wandler-Vorstufe DAC-9X und die neue Stereo-Endstufe STA-9X zur Seite – und fertig ist das kleine, aber feine Türmchen. Gut kombiniert, wie wir finden. Warum, erfahrt ihr in diesem Review.
Annäherung
Die Macher von NuPrime bezeichnen ihre Produkte als „Made by Digital Nerds“. Das klare Statement ist gewürzt mit einer sympathischen Prise Selbstironie. Begründet ist die digitale Verrücktheit wohl in den Wurzeln der U.S. Amerikaner, die als Zulieferer von digitalen Komponenten starteten. Mit wachsender Liebe zur Musik fanden sich im Jahre 2014 einige Entwickler zusammen und gründeten NuPrime. Nächstes Jahr darf also 10-jähriges gefeiert werden. Sind sie damit junge Alte Hasen oder erfahrene Newcomer? In jedem Fall ist NuPrime Inhaber einiger Patente. Unter anderem entwickelten sie eine eigene digitale Ausgangsstufe, die sonst häufig mit Standardbausteinen bestückt ist, woraus der sogenannte Hybrid Class A + D Verstärker mit einem Ultra Linear Class A Module ( ULCAM ) hervorgegangen ist. Interessanterweise greifen NuPrime aber auch auf bewährte Technologien zurück wie lineare Netzteile mit Ringkerntrafos. Diesen Technologien werden wir im Bericht noch begegnen.
Die Linie NuPrime 9 kommt im kompakten Midi-Format daher und bietet eine umfassende, man möchte sagen lückenlose Auswahl an Geräten als da wären: ein Vollverstärker mit Phono MM, ein Vollverstärker mit DAC, ein Streaming Transport, ein CD-Transport, ein DA-Wandler, ein DA-Wandler-Vorstufe, eine MM Phonostufe, zwei brückbare Class A/D Stereo Endstufen sowie eine NuPrime IR-Systemfernbedienung. Wie gesagt: alles dabei, auch für den analog Fan. Mit einem Plattenspieler kann NuPrime dann zwar nicht dienen, aber glücklicherweise hat AUDIUM ja auch New Horizon im Vertrieb, von denen wir beispielsweise den GD2.25 im Test hatten und der preislich mit rund 1.150 Euro auch hervorragend in die Preisklasse passt. Aber ich schweife ab.
Allen Geräten der 9er Serie ist die typische Gehäuse-Grundform mit den wohlproportionierten Maßen 23,5 * ca. 6 * 28,1 cm in den Ausführungen schwarz oder silber gemein. Die Front ist quer sanft vorgewölbt, so dass die breite Fase oben, auf der der Firmenname vermerkt ist, sowie unten an den langen Gehäuse-Kanten eine raffinierte Form ausbildet. Sie lassen die Serie 9 noch schlanker wirken. Und auch als Trio macht das Türmchen bei geringem Platzbedarf mächtig Eindruck. Die Rolle der beiden Spezialisten DAC-9x und STA-9x könnte auch der Vollverstärker mit DAC NuPrime IDA-8 übernehmen, aber wo wir schon so platzsparend unterwegs sind, wollen wir gleich Klotzen, nicht Kleckern 😉
Beim Auspacken – jedes Gerät natürlich aus eigenem Karton – liegen die beiden Midi-9er satt in der Hand und hinterlassen mit den 2,5 kg des DAC-9X und den 4 kg des STA-9X einen soliden Eindruck. Aufgestellt werden sie auf ihren vier patentierten, schwingungsdämpfenden Füßen, die nicht nur für sicheren Stand sorgen, sondern das Gerät auch effektiv vom Boden entkoppeln. Dem Digital/Analog-Wandler liegt eine schlanke Fernbedienung bei, mit der sich die grundlegenden Funktionen Standby, Lautstärke, Stummschaltung, Anzeige sowie die Eingangswahl bedienen lassen. Mehr braucht der Musikhörer für das einzelne Gerät in der Regel nicht. Besitzt er eine komplette Anlage aus der 9er Serie, macht es Sinn, über die Anschaffung einer System-Fernbedienung nachzudenken. Beiden Geräten ist noch zu eigen, dass ihr hart vom Netz trennender Kippschalter wie auch beim Stream9 auf der Rückseite neben der Kaltgeräte-Buchse liegt und somit bei allen drei Geräten sinnvollerweise an der gleichen Stelle. Nimmt man sie nacheinander in Betrieb, bekommt das dreimalige Betätigen der übereinander liegenden Schalter mit etwas Phantasie den Charakter einer Startprozedur. Nur springen keine Triebwerke an, sondern die blauen Displays werden zum Leben erweckt.
Die Anzeige des DACs ist in der Front pfiffig als feine Lochung im Raster eines klassischen vierstelligen LCD-Displays ausgeführt und im ausgeschalteten Zustand beim schwarzen Gerät fast unsichtbar. Die Anzeige gibt Auskunft über den aktiven Eingang, das eingehende Signal und die Lautstärke. Eine weitere LED zeigt ein anliegendes MQA-Signal an. Der Infrarot-Sensor für die Fernbedienung ist ebenfalls von einer feinen Lochung kaschiert. Mit dem Drehknopf links lassen sich die Quellen durchschalten, der Dreh/Drückknopf rechts steuert Lautstärke und Mute. Direkt daneben liegt auch der Kippschalter zur Umschaltung der Ausgänge zwischen variabel und fixed. Ebenfalls vorn sticht die vergoldete 6,3 mm Kopfhörerbuchse ins Auge. An der Rückseite geht es dicht gepackt, aber gut erreichbar, zu, denn hier finden auf dem kompakten Anschlussfeld neben dem Stromanschluss sechs Ausgangs- und acht Eingangsbuchsen Platz. Welche, erfahrt ihr im nachfolgenden Technik-Teil. Zusätzlich dabei ist auch ein Trigger Ausgang.
Am Heck der Endstufe geht es genau so kompakt wie beim DAC zu. Hier finden sich neben dem Stromanschluss ein Trigger Ein- und Ausgang, ein Stereo-Paar (also vier Buchsen) solider Lautsprecheranschlüsse als Schraubklemmen mit Mittenbohrung, sowie je ein Stereo-Paar Cinch und XLR Analogeingänge. Ein Kippschalter entscheidet darüber, welcher aktiv ist. Ein zweiter Kippschalter aktiviert den Mono-Betrieb. Hier zu finden sind also alles Funktionen, die man nicht täglich benötigt. Dementsprechend übersichtlich geht es auf der Front zu. Die Endstufe präsentiert schlicht die Basisflächen der Frontplatte, darin nur eine winzige Bohrung für die blaue LED, die von der Betriebsbereitschaft kündet.
Das Türmchen ist dann schnell angeschlossen. Ich sage immer Türmchen, weil es bei mir im Hörraum platzsparend so steht. Man kann die Geräte natürlich auch nebeneinander stellen, was sehr schick ist und den Zugang zu den Anschlüssen komfortabler macht, aber natürlich deutlich mehr Stellfläche benötigt. An die Endstufe schließe ich Boaacoustic Mercury Lautsprecherkabel mit Tube-Bananensteckern an. Eine Anschlussvariante die sich für den kompakten Raum anbietet. Vom DAC-9X kommen analog Sommer Cable Epilogue XLR-Kabel.
Digital füttere ich den Digital/Analog-Wandler über eine I2S-Verbindung vom Stream9. Dazu dient ein Boaacoustic HDMI-Kabel aus der Blueberry-Serie. Die I2S-Schnittstelle, von denen der DAC-9X gleich zwei besitzt, ist immer häufiger anzutreffen. I2S (korrekt: I²S) steht für Inter-IC Sound und wurde von Philips als Schnittstelle zum unidirektionalen Austausch von Stereo-Audio-Daten zwischen ICs (DSPs, ADCs/DACs, Codecs) entworfen. Die Besonderheit ist, dass bei I2S die Synchronizität des Taktes zwischen Sender und Empfänger sichergestellt wird. Dieser Verbindungstyp wird auch vom Vertrieb AUDIUM sehr geschätzt und von Frank Urban ans Herz gelegt. Nun gut, lieber Frank, dann probiere ich das auch genau so aus.
Möglichkeiten zum Rumspielen und Ausprobieren habe ich nun also genug und hoffe, einen guten Eindruck zu gewinnen von dem kompletten Trio, sowie dem DAC-9X und dem STA-9X für sich. Nun noch etwas Technik, dann geht’s los.
Technik NuPrime DAC-9X
Der NuPrime DAC-9X ist ein Digital/Analog-Wandler mit integrierter Vorstufe, die auch einen analogen Cinch Eingang mit verwaltet. Auf der digitalen Seite stehen als Eingang ein optischer/TOSLINK, ein Coax/Cinch, zwei I2S/HDMI, ein USB sowie ein Extension Port für Bluetooth oder Streaming zur Verfügung. Raus geht es einmal digital optisch/TOSLINK sowie in die analoge Welt mit je einem Stereo-Paar Cinch und symmetrischem XLR. Als D/A-Wandler kommen zwei ESS Technology ES9028Q2M SABRE 2-Kanal-Wandler zum Einsatz, die PCM bis 384 kHz und 32 bit verarbeiten sowie DSD256 (vierfacher SACD-Standard DSD64) und MQA (Masters Quality Authenticated).
Die beiden Wandler sind in Dual Mono ausgeführt und versorgen somit jeden Kanal einzeln. Eine Besonderheit bei NuPrime ist der selbst entwickelte SRC Signal Rate Converter, den man auch aus dem Stream9 kennt. Der Trick dabei ist, alle digitalen Signale in einen DSD Bit-Stream zu konvertieren und bei 2,8 Mhz weit außerhalb des Hörbereiches zu filtert. Nach dem Re-Sampling und Re-Clocking geht das Signal weiter an den D/A-Wandler.
Die Stromversorgung übernehmen analoge und schaltfreie Linear-Netzteile, die nicht in Wechselwirkung mit den hochfrequenten Taktsignalen der digitalen Wandler treten. Beste Bauteile wie Vishay MELF Widerstände sorgen für eine optimale Umsetzung der Schaltung.
Der Ausgangsverstärker ist als symmetrischer Class A Verstärker ausgeführt. Die abschaltbare Lautstärkeregelung liegt dabei in der analogen Domäne und regelt verlustfrei mittels schaltbarer Widerstände. Durch Umlegen des Kippschalters an der Front ist der Betrieb des DAC-9X zwischen DAC-Vorstufe und reinem Digital/Analog-Wandler wählbar. Zudem verfügt der DAC-9X über einen Kopfhörer-Ausgang mit 6,3 mm Klinkenbuchse.
Technische Daten NuPrime DAC-9X
- Prinzip: DAC und Vorstufe kombiniert
- Kopfhörerausgang 6,3 mm Klinke
- Analoges Linearnetzteil mit Ringkerntrafo
- NuPrime SRC Sample Rate Converter
- ESS9028Q2M Wandler PCM bis 32/384, DSD256, MQA
- Doppelte Lautstärkeregelung für Analog und Digital.
- Eingänge digital:
1x SPDIF optisch, 1x SPDIF coax, 2x I2S, 1x USB
1x Extension Port für Bluetooth oder Streaming - Sampling Raten:
SPDIF optische: 192 kHz / 24bit, DoP64
SPDIF coax Rate: 384 kHz / 24bit, DoP128
I²S In Rate: 384 kHz / 24bit, DSD256
USB-B In Rate: 384 kHz / 24bit, DSD256 - Eingang analog: 1x Line-In/Cinch
- Ausgänge analog: 1x asymmetrisch/Cinch, 1x symmetrisch/XLR
- Ausgang digital: SPDIF optisch/TOSLINK
- Trigger Out
- THD+N: 0.0005%
- Signal/Rausch-Verhältnis: SNR: >110dB
- Frequenzgang: 20 Hz – 20 kHz
- Gehäuse:
Maße: 23,5 * 6 * 28,1 cm
Gewicht: 2,5 kg
Farben: silber, schwarz - Fernbedienung
Technik Endstufe NuPrime STA-9X
Die Stereo Endstufe STA-9X wurde in der neuen X- Variante schaltungsseitig modifiziert sowie ein verstärktes schaltfreies Netzteil und zusätzliche Filter zur Verbesserung der internen Signalverarbeitung verbaut. NuPrime setzt hier das diskret aufgebaute Class A+D Hybrid Endstufenkonzept ein, das aus einer Kombination einer Class-A Vor- und Treiberstufe sowie einer Class-D Leistungsstufe besteht. Im Gegensatz zu digitalen Schaltendstufen, die hohe Leistungsreserven bereitstellen können, aber mit digitalem Jitter behaftet sind, verbaut NuPrime bewusst klassische, rein analoge Schaltendstufen die bauartbedingt im Digitaltrakt keinen Jitter erzeugen können, was folglich dem Klang zu Gute kommen soll. Die Endstufe ist Mono brückbar womit sich dann die Leistung von 2*130 Watt auf amtliche 1*330Watt erhöht.
Technische Daten Endstufe NuPrime STA-9X
- Bauart: Stereo-Endstufe, Mono brückbar
- Leistung: 2*130W (Stereo) / 1*330W (Mono) @ 4Ω / 8Ω
- Class A+D Hybrid Konzept mit 750 kHz Schaltfrequenz
- Analoges Linearnetzteil mit Ringkerntrafo
- Eingänge (Stereo): 1* Line/Cinch, 1* symmetrisch/XLR
- Ausgang (Stereo): 1* Lautsprecher-Out
- Klirr THD+N: 0.005%
- Signal/Rauschabstand (SNR): > 90dB
- Frequenzgang: 10 Hz – 50 kHz
- Eingangsimpedanz: 47 kOhm
- Gehäuse:
Maße 23,5 * 6 * 28,1 cm (B * H * T)
Gewicht: 4 kg
Farben: silber, schwarz
Klang
Dem Klang kann man ja nun auf vielfältige Weise auf die Spur kommen. Der Stream9 als Zuspieler über I2S ist gesetzt. Da dieser und der DAC-9X beide SRC, also das interne Upsampling der eingehenden Daten, einsetzen können, habe ich mich entschlossen, den Stream9 auf Durchzug zu schalten, also SRC OFF, damit nicht unnötig oft hin und her gesampled wird. Theoretisch könnte der Stream9 auch digital die Lautstärke regeln, was aber die Vorstufenfunktion des DACs aushebeln würde. Ich bevorzuge die Lautstärke abschließend ausschließlich in der analogen Domäne einzustellen. Zur Auswahl steht dann also der Betrieb als reiner DAC und mit Vorstufenfunktion sowie die Kopfhörerbuchse. Letztere hat klanglich einen ordentlichen Eindruck hinterlassen, soll hier aber nicht im Mittelpunkt stehen.
Ich habe mir nach einigen Stunden des Hörens und Ausprobierens für den Hördurchgang überlegt, das Türmchen abschließend ins Zentrum der Betrachtung zu stellen und mit den beiden Test-Kandidaten im Quervergleich zu beginnen. Bei meinen klanglichen Eindrücken beginne ich mit dem NuPrime DAC-9X als reinen D/A-Wandler (Modus: fixed) und wechsel ihn dazu in meine Referenzkette ein, in der der Vorverstärker SPL Director Mk2.2 an der großen SPL-Endstufe Performer s1200 spielt. Zur lockeren Orientierung dienen der doppelt so teure SPL Diamond DAC und der in den Director Mk2.2 integrierte DAC768. Gefüttert werden alle drei DACs simultan vom NuPrime Stream9. Der DAC-9X startet mit Agnes Obels Album Aventine, das mir beim Blick in die Musikbibliothek zufällig wieder in die Hände gefallen ist, durch. Der amerikanische Digital/Analog-Wandler transportiert die Stimmung des Albums nicht gar so düster und erdig, wie ich es bei sehr warm abgestimmten Komponenten gehört hatte. Das wird bereits bei dem Opener „Chord-Left“ mit einem Piano als Protagonisten klar. Die größere Bühne liefert dann das folgende „Fuel to fire“. Dabei legt der DAC-9X eine tendenziell frische Art an den Tag, was für einen offenen sowie in den Dimensionen stimmigen Raum sorgt und die Stimme der Dänin schön vom Hintergrund abhebt. Den Charakter möchte ich als gelöst, transparent mit der Tendenz nach vorn beschreiben. Was mir auch das Album Follow Through des Gitarristen Zane Charron bestätigt.
Statt der fünfmal so teuren SPL Performer s1200 wechsel ich nun den NuPrime STA-9X in die Kette ein – was mir beim Herauspfriemeln der XLR-Kabel hinter den aufgebauten Anlagen ein Hauch von Reverse-Ikebana-Erlebnis beschert. Spontan denke ich bei den ersten Tönen von Zane Shannon, dass die amerikanische Endstufe einen schlichtweg souveränen Job an den rund 6.000 Euro teuren, wunderbar musikalischen Diapason Adamantes V macht und die Wesenszüge der italienischen Pretiosen angemessen zum Vorschein bringt. Da ich aktuell meinen Kino-Raum renoviere, stehen wie durch Zufall zum Vergleich auch die schlanken Standlautsprecher Indiana Line Diva 552 im Hörraum, die sonst im 7.2-Setup spielen und mit rund 1.000 Euro pro Paar das andere Ende einer möglichen Preisskala repräsentieren. Wie selbstverständlich spielt der kompakte Endverstärker daran und hat die Diven merklich im Griff. Dabei macht er gleichzeitig klar, dass ihm deutlich mehr zuzutrauen ist. Die Stereo-Endstufe STA-9X wird sich locker im Gespann mit Lautsprechern der Preisklasse um zwei- bis dreitausend Euro wohlfühlen. Experimentierfreudigen Anlagenbetreibern steht zudem noch die Möglichkeit offen, später eine weitere STA-9X zu erwerben und mit zwei mono gebrückten Endstufen zu arbeiten. Ich lasse mich Stereo von dem in Florida geborenen Amerikaner noch mit dem „The Joker“-Cover in ein herrlich perkussives Gitarrenspiel entführen.
Wenn man den Teamgedanken als hohes Gut ansieht, ergänzen sich die beiden NuPrimes, die ja noch einen dritten Spieler aus der gleichen Mannschaft an Bord haben, bestens. Der DAC spielt offen, leichtfüßig, die Endstufe dafür entspannt fließend. Daraus entsteht eine schöne Melange. Da kommt mir Röyksopp in den Sinn. Zum ersten mal habe ich „Sparks“ im mitternächtlichen Landanflug auf den Changi Airport gehört. Aus dem Fenster habe ich im Dunkel der Nacht die gelblich weißen Lichter der Boote über dem Meer gesehen, über die der Flieger wie in Zeitlupe hinweggeglitten ist. Ja, das war irgendwie lässig und hat sich dauerhaft eingeprägt. Die NuPrimes befördern mich wieder auf den Fensterplatz in den Flieger über die Straße von Singapur. Die Balance aus wohldosierten, fetten Elektro-Rhythmen, launigen Sound-Effekten und der leicht verfremdeten, entrückten Stimme von Anneli Drecker passt und verfehlt ihre Wirkung bei mir nicht. „No matter gay or grim – It’s those tiny little sparks – Daily life that makes me – Forget my wounded heart…“. Das fetzigere „Poor Leno“ reißt mich wieder aus meinen Träumen. Trotz oder gerade wegen seiner spärlichen Lyrics lässt es textlich Raum für Deutung. Aber egal. Es macht Spaß.
Der Charakter der beiden Protagonisten bleibt erhalten, als ich den Director mk2 aus dem Spiel nehme und der DAC-9X zusätzlich die Rolle des Vorverstärkers übernimmt. Jetzt spielt also das NuPrime Serie9 Türmchen autark und für meinen Geschmack rutscht das gemeinsam erzeugte Klangbild tatsächlich in Richtung „lässig aufspielend“ – was natürlich der Stimmung von „Sparks“ sehr entgegen kommt. Und eine weitere starke musikalische Erinnerung an Singapur kommt auf: His Master Voice an der Orchard Road. Gefühlte 17 Grad im klimatisierten Verkaufsraum, aber die Gänsehaut kam von Sigur Ros‘ „Saeglopur“. Ein Sound, den man an diesem Ort nicht erwartet. Der Gesang der Isländer hat in den Ohren etwas von „elfisch“, so sphärisch – und dann wird der Song richtig gewaltig, zerrt bewusst an den Nerven. Das NuPrime-Türmchen zeichnet das wunderbar nach und zeigt sich gnädig, ohne im großen Finale und bei den eher schrillen Tönen danach ins Unangenehme zu kippen.
Nicht zimperlich sein darf der Hörer – und letztendlich auch der Verstärker nicht – bei The Prodigy und deren Hit „Breathe“. Eines der letzten Prodigy-Konzerte in voller Besetzung durfte ich 2018 noch in München erleben. Der Sound, den die NuPrime-Kette dem Fan um die Hören haut, ist aller Ehren wert: Die Bässe sind impulsiv, die Details sauber herausgearbeitet und auch der Gesang passt – wie der Sprechgesang in „Diesel Power“ zeigt. Der Besitzer der NuPrimes wird bei der Wahl der Musik nicht wählerisch sein müssen. Deshalb geht auch noch „Need Some 1“ vom letzten Album No Tourist. Gut, dass wir kein Spezialmagazin für ausgesucht audiophilen Musikgenuß sind. Meine Herren (und Damen) – macht das Laune! Nur noch einen Ausflug an die „Wild Frontier“, das ich mir noch dröhnfrei reindröhne – und dann zum Abschluss etwas komplett anderes.
The Corrs unplugged. „Forgiven not Forgotten“ entführt mich in die Ardmore Studios, wo das Album 1999 gemeinsam mit dem Irish Film Orchestra aufgenommen wurde. Der Schmelz der Geige links zu Beginn ist fast schon kitschig schön, herrlich das Tamburin, das einen Takt zu produzieren beginnt bevor es los geht. Der Zuhörer bekommt dabei eine Idee, das hierzu Fingerspitzen auf ein gespanntes Fell klopfen. Danach hat die Anlage einiges zu sortieren. Emsig leisten einige Akteure ihren Beitrag auf der Bühne, um der Musik den nötigen Schmiss zu verleihen. Die NuPrimes liefern das ordentlich ab. Zum Schluss gehört die Bühne Andrea Corr und dem Schlagzeug. „You’re not forgotten, you’re not forgotten – No, you’re not forgotten“. Applaus. Wunderbar! Ich mag mich gerne noch mit den Corrs beschäftigen. Das Jimmy Hendrix Cover „Little Wing“ mit einer sehr präsenten, wohlproportionierten Stimme der Lead-Vocalistin und klar herausgearbeiteten Gitarren rechts wie links rüttelt mich auf. Aber was soll das herumgezappe im Album. Ich springe zu Titel 1, reihe mich in das kleine, handverlesene Publikum ein und erlebe das Konzert ganz einfach komplett nach. Ganz entspannt, ganz lässig.
Fazit
Gut kombiniert, so der Titel des Reviews, könnte als Wortlaut anerkennend dem Munde eines Sherlock Holmes entsprungen sein und trifft hervorragend auf die kompakte NuPrime-Anlage der Serie 9 unseres Tests zu. Hier kommen als Protagonisten der D/A-Wandler mit zuschaltbarer, analoger Vorstufe DAC-9X sowie die mono brückbare Stereo-Endstufe STA-9X Geräte zusammen. Unterstützt werden sie vom bereits zuvor getesteten Stream9 Digital-Player. Dabei liefert jedes Team-Mitglied sauber ab. Der fernbedienbare DAC-9X spielt offen und keck leicht nach vorn. Die Ausstattung ist neben den digitalen Standard-Eingängen mit zwei I2S-Eingängen sowie einem zusätzlichen analogen Cinch umfangreich. Ebenfalls praktisch sind der Cinch- und der symmetrische XLR-Ausgang sowie die Kopfhörerbuchse. Der ebenfalls mit einem Cinch- sowie XLR-Eingang ausgestattete STA-9X hat seine musikalischen Aufgaben routiniert und eine Spur geschmeidiger im Griff. Dabei kann die Stereo-Endstufe bei Bedarf groß aufspielen und behält in jeder Situation das Gespür für Feinheiten.
Damit hauen die beiden NuPrimes klanglich nicht exakt in die gleiche Kerbe, was in der Symbiose zu meinem Gesamteindruck führt, den ich im Bericht mit „lässig“ umschrieben habe. Oder: 1 + 1 > 2 .
Die sortenrein zusammengestellte Anlage macht also nicht nur optisch Freude, sondern lädt auch zum unbeschwerten Musikvergnügen jeder Couleur ein. Jede Komponente der 9er Serie für sich, alle kosten jeweils um die 1.250 Euro, empfiehlt sich zudem vorbehaltlos in ihrem Fachgebiet zur Ergänzung einer bestehenden HiFi-Kette. Damit ist NuPrime im kleinen Format ein großer Wurf gelungen.
Im Test
Digital/Analog-Wandler mit Vorstufenfunktion, Analog-Eingang und Kopfhörerausgang
NuPrime DAC-9X
Preis: 1.250 Euro
Mono brückbare Stereo-Endstufe
NuPrime STA-9X
Preis: 1.195 Euro
Vertrieb
AUDIUM / Visonik
Catostr. 7b
12109 Berlin
Tel.: +49 030 613 47 40
Mail: kontakt@visonik.de
Web: www.audium.com/
Mitspieler im Test
Digitale Quellen – LUMIN U1 mini, NuPrime Stream 9, MERASON DAC1, Merason DAC1 Mk II, Musikserver Innuos ZENith Mk3, SPL Diamond DAC
Plattenspieler / Phonovorstufe – Rega P8 mit Excalibur Platinum, Vertere Techno Mat, Rega Aria Mk3,
Verstärker – SPL Phonitor x mit DAC768 Kopfhörerverstärker/DAC, SPL Director Mk2.2 Vorverstärker/DAC, Cambridge Audio Edge W Stereo-Endstufe, Makroaudio LittleBIG Power Mono-Endstufe, SPL Performer s1200 Stereo-Endstufe
Lautsprecher – Dutch&Dutch 8c, Diapason Adamantes V
Kopfhörer – ULTRASONE Edition 15
Signalkabel – WSS Platin-Line KS-20 XLR, WSS Premium-Line KS-200 XLR, Boaacoustic Evolution BLACK.rca
Lautsprecherkabel – Boaacoustic Mercury, Melodika MDSC4030, Kabelbrücke Melodika MDSC1501
Digitalkabel – Boaacoustic USB-Kabel Silver Digital Xeno, Supra Cables USB 2.0 Excalibur, Netzwerkkabel Wireworld Starlight 8, Boaacoustic SIGNAL.lanCat.6A
Netzkabel – Netzkabel Supra LoRad 2.5, bfly bPower
Zubehör – Netzleiste SUPRA Cables LoRad MD07 DC 16 EU SP MKIII, SBooster BOTW P&P Netzteil, NuPrime AC-4 Power Conditioner, NuPrime Omnia SW-8 HiFi Netzwerk-Switch, Innuos PHOENIX USB-Reclocker, MUTEC MC3+ USB
Fotos: F. Visarius