Die Welt des HiFi und Highend Audio ist ja sehr vielfältig und daher häufig auch überraschend. So muss ich gestehen, dass mir persönlich die Marke CanEVER AUDIO bis dato noch nicht bewusst aufgefallen ist. Ein blinder Fleck der bei euch, liebe Leser*innen, nicht entstehen soll. So war es ein Glück, dass der umtriebige Robert Rohleitner – den wir mit seinem Wiener Vertrieb HiFi-Welt von den ICHOS Lautsprechern her kennen – auf uns zukam und fragte, ob wir HiFi-IFAs nicht Interesse an einem Bericht über einen CanEVER AUDIO D/A-Wandler hätten. So fand ein ZeroUno PURE DAC den Weg in mein Hörzimmer. Was ich mit dem italienischen Digital/Analog-Wandler um 5.000 Euro, der den Einstieg in die Welt von CanEVER AUDIO darstellt, erlebte, erfahrt ihr in diesem Review.
CanEVER AUDIO ZeroUno PURE DAC – Annäherung
Bereits beim Auspacken strahlte der PURE DAC die pragmatische Gewissenhaftigkeit aus, mit der Mario Canever seinen Einstieger-DAC technisch konzipiert hat. Seine Masse von rund 8 kg und das Gefühl einer glatten Oberfläche gaben schon im schützenden Stoffbeutel einen Vorgeschmack auf das grundsolide, steife Blechgehäuse. Ausgepackt zeigte sich das Gehäuse in einer schwarzen, tiefen Metallic-Lackierung mit einem hohen Anteil an reflektierenden Partikeln. Das fiel bei normaler Beleuchtung gar nicht so sehr auf, wurde aber bei direkter Beleuchtung um so deutlicher. Es wirkte dann ein wenig so, als würde man bei pechschwarzem Nachthimmel in die funkelnden Sterne blicken.
Auf die Front ist symmetrisch und nahezu über die ganze Breite eine natur-glänzende Alu-Plakette aufgesetzt. Diese nimmt rechts und links an ihren Enden die Kreisform der zwei dominanten Aluminium-Drehknöpfe auf. In der Mitte prangt ein vierzeiliges, bernstein-leuchtendes Dot-Matrix-Display, das in gleicher Manier wie die Plakette, also rechteckig mit halbkreisförmigen Radien an den Enden, ausgeschnitten ist. Auf halbem Weg zwischen Display und Drehknopf findet sich jeweils ein schwarzer Taster. Damit sind auch alle Elemente des User-Interfaces entdeckt.
Der linke große Drehknopf fungiert als Ein/Aus-Schalter, der mit weichem, aber bestimmten Schaltgefühl das Gerät hart vom Netz trennt, bzw. den Kontakt herstellt. Besteht Stromfluss beginnt die Startsequenz des DACs, die vom Display protokolliert wird. Menschen wie ich, die auch noch Wählscheibentelefone bedient haben, werden sicher ein wenig an die Boot-Sequenz des BIOS und des DOS-Betriebssystems der ersten PCs erinnert, die wir noch an monochromen, bernsteinfarbenen Monitor verfolgt haben. Digital-Nostalgie pur.
Betriebsbereit gibt das Display in Zeile eins Auskunft über den aktuellen Signaltyp (z.B. SPDIF, DSD) und den Verbindungsstatus sowie über die anliegende Datenfrequenz. Im Status „Lock“ leuchtet links im Fenster zudem eine rote LED. In der Zeile darunter ist der variable Ausgabepegel (Att = Attenuation), der über den Volumeregler – der rechte große Drehknopf – eingestellt werden kann, sowie der individuelle Pegel-Level der gewählten Quelle [LV, -20dB – 0dB] angezeigt. In der dritten Zeile wird die Balance zwischen rechtem und linken Kanal, sowie die Phase des ausgegebenen Signals (kann zwischen + [eingehend] und – [invertiert] gewechselt werden) angezeigt. Die Optionen LV, Bal, PHASE werden im Setup-Menü eingestellt. Die unterste Zeile ist der Anzeige des gewählten Eingangs vorbehalten, der mittels des rechten schwarzen Knopfes durchgeklickt wird.
Der linke schwarze Knopf – zu guter Letzt – aktiviert das Setup-Menü und klickt durch die einzelnen einstellbaren Parameter, die dann wiederum mit dem Volume-Drehknopf gewählt werden können. Wird der Menü-Knopf lange gedrückt, geht das Gerät auf Werkseinstellungen. Bei Inaktivität werden die eingestellten Parameter automatisch nach zehn Sekunden übernommen und die Anzeige in den Betriebsmodus zurück gewechselt. Sehr pragmatisch. Ausgestattet mit diesem Wissen kommt der Benutzer gut klar. Wer sich eingehender mit den Einstellungen befassen mag, kann beispielsweise die Eingänge auch umbenennen sowie die Helligkeit und Einschaltdauer des Displays einstellen.
Dadurch, dass am PURE DAC der Ausgabepegel (Att) bis -36dB als Volume-Regelung abgesenkt und die Balance eingestellt werden kann, taugt der Digital/Analog-Wandler in einem rein digitalen Setup, zum Beispiel mit Player/Transport, CD-Laufwerk und Fernseher/Blu-Ray-Spieler, auch als Vorverstärker für eine Endstufe oder einen Aktivlautsprecher. Durch die beiden Analogausgänge ist sogar Bi-Amping oder die Integration eines aktiven Subwoofers möglich. Die Einstellungen erfolgen dabei in der digitalen Domäne. Wer auch in der analogen Welt unterwegs sein will, dem sei der Bruder ZeroUno SSD mit zwei zusätzlichen analogen Eingängen und einer analogen Lautstärkeregelung ans Herz gelegt. Aus praktischen Gründen hatte ich den PURE DAC im Hördurchgang an den SPL Director Mk 2.2 Vorverstärker angeschlossen und die Lautstärkeregelung (Att) „auf Durchzug“, also bypass (-0dB), geschaltet.
Allen Musikfreunden, die den PURE DAC als Vorstufe verwenden, ist sicherlich die kleine wie auch geschmeidige Fernbedienung willkommen, mit der sich die wichtigen Gerätefunktionen bequem vom Hörplatz aus steuern lassen. Dazu zählen Volume/Attenuation und Balance über den Ring sowie Phase (MENU-Taste) und Mute (Play/Pause-Taste).
Auf der Rückseite des Gehäuses ist ebenfalls Pragmatismus erkennbar. Die Buchsen der Ein- und Ausgänge sind modular montierbar. Serienmäßig sind zwei Stereo-Paare analoger Ausgänge in Cinch/RCA-Ausführung verbaut, die gleichzeitig betrieben werden können. Ein Paar kann ab Werk optional in ein symmetrisches XLR-Stereo-Paar getauscht werden. Bei den digitalen Eingängen hat der Kunde die Möglichkeit mit zu gestalten. In der Standard-Konfiguration, wie beim Testgerät, sind die vier Modulplätze mit RCA, AES/EBU (oder BNC), USB, TOSLINK (optisch) bestückt. Alternativ kann der PURE DAC in Kombination mit dem USB2 Board mit universellen i2S-Verbindungen, die als HDMI, RJ45, DIN, D-DSUB oder 4x BNC ausgeführt werden können, individuell ausgestattet werden. Die moderne universelle i2s Schnittstelle bietet den Vorteil, dass sie zum Datensignal auch das Taktsignal mit überträgt. Ich habe zumeist die RCA, AES/EBU und USB Anschlüsse verwendet.
Komplettiert wird das Ensemble der Anschlüsse mit einer Erdungs-Schraubklemme und der obligatorischen Kaltgeräte-Netzsteckerbuchse. Da der Powerschalter an der Front das Gerät hart vom Netz trennt, muss der Energiesparfuchs hier also praktischerweise nicht am Heck blind nach einem Kippschalter suchen. Nachdem ich alles verkabelt hatte, findet also die Bedienung ausschließlich an der Front statt. Ein sanfter Dreh, Power on, und die Boot-Sequenz startet. Zeit, sich noch mit der Technik und einigen Hintergründen zu befassen.
Über Mario Canever
Das akustische Ideal ist für den Schöpfer und Namensgeber seiner Firma Mario Canenver das “La Fenice” Theater in Venedig. Mit den Produkten von CanEVER AUDIO strebt er dem dort zu vernehmenden Klang nach. Klingt es authentisch wie im „La Fenice“, ist das Ziel für den Italiener erreicht. Die Technik soll dabei nur das Mittel zum Zweck und nicht zum Selbstzweck werden. Dabei hat CanEVER AUDIO bereits in der Gründungszeit einige OEM Systeme entwickelt und gebaut, um dann im nächsten Schritt mit dem ZeroUno DAC und dem ZeroUno PLUS auch eigene Produktlinien verwirklichen. Arbeitet der ZeroUno DAC als reiner Digital/Analog-Wandler, wagten ZeroUno PLUS und SSD im Nachgang auch einen Vorstoß in den analogen Vorverstärker-Bereich.
Mario Canever besitzt seit 1986 einen Master of Science in Digital Electronic Engineering von der Padua University, seit 1987 einen second level Master in Radar System Maintenance der S.T.El.E. Military School in Rom. Berufserfahrung sammelte er bei Electrolux and Ericsson in den Bereichen analoger und digitaler Elektronik, mit darauf folgender Station in Hong Kong für eine europäische, multinational tätige Firma, wo er in den Bereichen EMI, CE and RoHS kundig wurde. Später dann als freier Berater. Die Leidenschaft für Audio-Systeme von Mario Canever begann allerdings bereits im Alter 16 mit einem Paar Altec 19 Lautsprechern, später verinnerlichte er die Entwürfe von La Maison de L’Audiophile und MJ Audio und begann Audio Plattformen mit eigenen digitalen Lösungen aufzusetzen, sowie Röhren-, Solid State-, analog und digitale Lautsprechermanagement-Systeme.
2014 stellte er mit dem CorumAudio Project ein fortschrittliches Hornlautsprechersystem vor, das gemeinsam mit einem Künstler entwickelt wurde. Mario Canever hat dabei das komplette System von den Schaltkreisen über das Transformerdesign, der mechanischen Struktur bis zur Mikroprozessor-Firmware, von der Hornkontur bis zum gefalteten Basshorn entworfen. Und hier sind wir wieder beim Beginn: Klangliche Vorlage und ideologische Geburtsstätte für das CorumAudio System und die ZeroUno Electronic blieb das „La Fenice“ Theater in Venedig.
CanEVER AUDIO ZeroUno PURE DAC – Technik
Das Gehäuse des ZeroUno PURE DAC ist für Mario Canever ein integraler Bestand des Gesamtsystems und soll durch seine Steifheit und Dämpfung akustisch „tot“ sein. Er vergleicht es mit dem Zusammenspiel im Auto zwischen Motor und Chassis, wobei in diesem Fall der DAC-Chip mit seinen 15 unabhängigen Stromversorgungen, dem Röhren-Speicher und dem Netzteil die Rolle des Motors einnehmen. Das aufwändig aufgebaute Gehäuse ist aus einer Kombination von Legierungen der Luftfahrtindustrie und Stahlblechen zusammengesetzt, sowie zur Dämpfung von einem Acryl-Harz überzogen. Gleichzeitig schützt das Gehäuse die Elektronik vor elektromagnetischen Interferenzen (EMI) von außen. Im Sichtbereich ist es komplett geschlossen, be- sowie entlüftet auf der Rück- und Unterseite. Mechanisch konsequent steht das Gerät auf drei Füßen, kann also unmöglich wackeln. Die schwingungsabsorbierenden Füße haben etwas Spiel, so dass sie auf dem Untergrund immer satt aufliegen.
Apropos Stabilität. Der rechte Volume-Drehknopf, der den Ausgabepegel (att / attenuation) bestimmt, wirkt auf einen hochwertigen ELMA Drehgeber, wobei die Achse mit einem zusätzlichen Kugellager gestützt ist. Die Pegelstellung hat eine digitale Auflösung von 32 bits und arbeitet somit rauschfrei und wechselwirkungsfrei 8 bit über den 24bit des Eingangssignals.
Der ZeroUno PURE DAC verwendet einen ESS SABRE32 ES9018s Chip mit acht unabhängigen DAC-Paaren und einer 32 bit Architektur. Weitere Features sind Filter für IIR, FIR, De-emphasis und Notch sowie ein patentierter Jitter-Reduzierungs-Algorithmus und serienmäßig ein 8-Kanal SPDIF-Multiplexer. Entgegen der gängigen Standardkonfiguration wurde für den ZeroUno PURE DAC eine spezielle Firmwareversion entwickelt und implementiert, die den SABRE32 als 2-Kanal Digital/Analog-Wandler mit vier parallelisierten DAC-Paaren jitterarm und artefaktfrei arbeiten lässt. Die Firmware ist in einem separaten Speicherchip hinterlegt, so dass sie problemlos bei Bedarf upgedatet werden kann. Um die hochfrequenten Signalwege so kurz wie möglich und ohne freie Verkabelung zu halten, ist das Mainboard des ZeroUno PURE DAC aus einem vierlagigen PCB (Printed Circuit Board) mit extra dicken Kupferleiterbahnen aufgebaut.
Ebenfalls um den Signalweg zum SABRE32 kurz zu halten, sitzt das USB-Interface-Board direkt über dem Mainboard. Für ein sauberes Datensignal wird das Board nicht von den 5V-USB-Leitung der angeschlossenen Quelle, wie zum Beispiel eines PCs, sondern vom Netzteil des PURE DAC gespeist. Ein Super Cap Kondensator mit 1 Farad als Zwischenspeicher gibt dabei den Strom in Batterie-Qualität ab. Der datenverarbeitende USB-Chip XMOS XU216-512 stammt aus der xCORE-200 multicore Familie mit 16 integrierten CPUs für multi-tasking Aufgaben. Für den Anschluss an einen PC wird der mitgelieferte CanEVER AUDIO USB-Treiber benötigt. Mac OSX- und LINUX-Verbindungen funktionieren direkt.
Als zentralen Taktgeber setzt CanEVER AUDIO einen spannungsgeregelten 100 MHz Kristall-Oszillator mit extrem geringem Phasenrauschen und Jitter ein. Zwei weitere Oszillatoren bedienen unabhängig die Taktraten der eingehenden Signale der „PCM-Familie“, die auf den Vielfachen von 44,1 kHz beziehungsweise 48 kHz aufbauen. Als Formate verarbeitet der PURE DAC PCM mit Taktraten bis 384 kHz, DSD über DoP (ein gepacktes DSD-Format über USB) bis DSD128 sowie natives DSD bis DSD256. Ebenfalls wird der MQA (Master Quality Authenticated) Codec unterstützt.
Ein besonderes Augenmerk gilt der Stromversorgung als Basis der Signalverarbeitung. Diese fußt auf
drei speziellen Toroidal-Netzteilen. Eins für den digitalen Bereich, eins für den analogen sowie eins für den Controller. Die Netzteile sitzen in antimagnetischen und Harz-gedämpften Metallhülsen. Dabei teilen sich die Stromversorgung für die digitalen und analogen Bereiche in zwei Sektionen auf. Die Erste bereitet eine hochwertige Gleichspannung auf und isoliert die zweite Sektion vom Wechselspannungs-Abteil. Die zweite Sektion erhält so eine Batterie-ähnliche, reine Gleichspannungsversorgung und teilt sich wiederum in 13 einzelne Stromversorgungen mit eigenen Kopplungsinduktivitäten auf, die die Kerne des DAC versorgen. Beispiele für den gewissenhaften Aufbau sind der Einsatz hochwertiger Dioden, Audio Grade Operationsverstärker AD797 von Analog Device und Aluminium Organic Solid Polymer Kondensatoren. Am Ausgang des rechten und linken Kanals des SABRE32 DAC Chip hängt direkt ein einziges Paar amorpher Hochleistungs-Übertrager des Herstellers Lundahl, die nach CanEVER AUDIO Spezifikationen gefertigt werden, um die Komponenten im Signalpfad gering zu halten. Der PURE DAC arbeitet dabei ohne eine globale Rückkopplung.
Da die Anschlussmöglichkeiten bereits in der „Annäherung“ beschrieben wurden und auch noch einmal in den folgenden technischen Daten gelistet sind, kann ich mich nun auf das Musikhören konzentrieren 😉
CanEVER AUDIO ZeroUno PURE DAC – Technische Daten
- DAC Chip: SABRE32 ES9018S DAC mit speziell entwickelter Firmware
- Singuläres Vier-lagiges PCB Motherboard
- 14 einzelne Stromversorgungen den DAC
- Digitale 32 bits Lautstärkeregelung
- 100 Mhz Master-Clock, zwei weitere Clocks für die Sampling-Familien (Vielfache von) 44.1 und 48 kHz
- Amorphous Audio Transformers von Lundahl nach CanEVER-Spezifikation
- Separat spannungsversorgter USB Chip von einem “quasi battery power supply”
- USB Eingang auf Basis XMOS xCore audio chip
- Vier Digital-Eingänge:
Standard: 1x USB 2.0; 1x AES/EBU (XLR); 1x RCA; 1x TOSLINK
Optional: 75 Ohm BNC; i2S Interface in verschiedenen Ausführungen - PCM (USB): 44,1; 48; 88,2; 96; 176,4; 192; 352,8 und 384 kHz bis 32 bit
- DSD (DoP): DSD64, DSD128
- PCM (SPDIF): 44,1; 48; 88,2; 96; 176,4 und 192 kHz bis 24 bit
- PCM (SPDIF, optisch): 44,1; 48; 88,2; 96 kHz bis 24 bit
- MQA CODEC
- Analoge Ausgänge: 2x RCA (asymmetrisch), optional: 1x RCA (asymmetrisch), 1x XLR (symmetrisch)
- LCD Display mit variabler Helligkeit und Einschaltzeit
- CanEVER AUDIO® USB Audio 2.0 Treiber für Windows XP/Vista/7/8/10,
keine Treiber erforderlich für LINUX oder MAC OSX - Maße (B x H x T): ca. 39 x 9,5 x 32 cm
- Gewicht: ca. 8,2 kg
CanEVER AUDIO ZeroUno PURE DAC – Klang
Also ich will ja nicht spoilern, will sagen: Zu viel vorwegnehmen, aber die Hörsession zu dokumentieren fiel mir echt schwer. Warum? Weil auch meine Zeit kostbar ist und ich eigentlich viel zu selten zum unbeschwerten Musikhören komme. Und der CanEVER AUDIO PURE DAC bescherte mir soviel unbeschwerte Freude, dass ich in eben dieser Zeit der Musik meine ungeteilte Aufmerksamkeit schenken wollte und nicht dem Redaktionssystem in meinem Notebook 🙂
So beließ ich es auch ganz pragmatisch bei einer Anlagenzusammenstellung, die sich eher spontan ergab und ersparte mir den Rückbau auf mein gewohntes Setup. Faulheit? Nachlässigkeit? Nein, der Spaß an der Musik, den ich hatte. Warum sollte ich dann was ändern? Fürs Protokoll: Als digitaler Abspieler diente der NuPrime Stream9 um 1.300 Euro, der über den Reclocker und Formatwandler MUTEC MC-3+ USB auf den Probanden PURE DAC spielte. Dieser wiederum gab das analoge Signal an den SPL Director Mk2.2 (bei uns im Test war der SPL Director Mk2) weiter, der die Monoendstufen MakroAudio littleBIG Power bediente, die wiederum die Diapason Adamantes V befeuerten. Zum Vergleich war parallel der MERASON DAC-1 zwischen Reclocker und Vorstufe verkabelt.
Zu meiner ersten Musik des Hördurchgangs komme ich durch unsere Musik-Rezensentin Victoriah Szirmai, die sich in diesem Augenblick dem unlängst erschienenen Solo-Album HOME.S. von Esbjörn Svensson widmet. Das posthum veröffentlichte Album kann man durchaus zwiespältig betrachten, so Victoriahs Meinung. Also entschließe ich mich neugierig, auch einmal kurz reinzuhören, um mitsprechen zu können. Die ganze Rezension für euch ist ja zwischenzeitlich vor diesem Test erschienen.
Das Album HOME.S. ist fast schon avantgardistisch minimalistisch durchbetitelt. Geschuldet wahrscheinlich der Tatsache, das der Künstler, der 2008 tragisch bei einem Tauchunfall verstarb, seinen Werken selber keinen sinnstiftenden Namen mehr gab. Wenn man bedenkt, dass dieses Werk posthum veröffentlicht wurde, ist die Leibhaftigkeit und Lebhaftigkeit, mit der der PURE DAC den Flügel zwischen die Lautsprecher und damit vor meine Nase stellt fast schon gespenstisch. Die Anlage liefert dieses Gefühl des Greifbaren, was man sich beim Lauschen eines Solisten wünscht. Keine vier Meter entfernt. Das Werk startet also mit Alpha. Nachdenklich. Ich lausche dem Künstler, der mit Bedacht die Anschläge setzt. Die perligen Töne rechts auf der Klaviatur, herrlich rein. Die erdigen, vom hölzernen Korpus geprägten Töne der linken Hand kontrastieren bisweilen. In der zweiten Hälfte des Titels gesellen sich rechts klopfende, tappende Töne hinzu? Höre ich grad Esbjörn Svensson sich selbst den Takt vorgeben? Das hat schon etwas sehr intimes in der Aufnahme. Die gleiche Mixtur galt es dann auch bei „Delta“ nach zu erleben.
Der ZeroUno PURE DAC begleitet mich wunderbar durch die Aufnahme. Der Flügel erscheint mir richtig in Größe und tonaler Farbgebung, nichts irritiert. Wenn man beim Fernsehen „mittendrin“ sein muss, reicht es hier „dabei zu sein“ – beim nachdenklichen „Gamma“ beispielsweise. Ich frage mich, wie eigentlich bei allen Titeln: „Was mag Esbjörn Svensson hier seinerzeit durch den Kopf gegangen sein“. Die Titelnamen helfen beim spekulieren ja nicht. Natürlich erschließt es sich mir nicht. Der Trost ist, das ich herrlich reproduzierter Musik beiwohnen darf. So vergeht die Zeit wie im Fluge. Überraschend noch „Theta“, bei dem ich E.S. mit zu summen/singen wähne. Leise, sehr leise, aber vernehmbar. Fast gespenstisch. Dazu volle Aktion mit den Füßen. Ein Hauch von Poltergeist… Die Art und Weise, wie der PURE DAC mit den Tönen umgeht, fein ein- und ausklingend gibt dieser Aufnahme das gewisse Etwas. Und das Finale „Iota“ lässt dabei keinen Deut nach. Dabei steht der „Sammlerwert“ der Aufnahme für Esbjörn Svensson Fans ausser Frage und über den künstlerischen Wert im Allgemeinen lässt sich sicherlich debattieren – fest steht, dass die Darbietung heute begeisternd war.
Bei der Wahl meiner Musik mache ich einen diametralen Schwenk ins Fach der Elektronik: Synthetische, klare Sounds, seinerzeit noch experimentell generiert von den deutschen Elektro-Pionieren Kraftwerk. Ich wähle beim Streamingdienst Qobuz den Klassiker „Die Roboter“ aus 1978 in der Remaster-Veröffentlichung aus 2009. Und obwohl elektronische Musik keinen realen Vergleich, wie beispielsweise der Flügel von Esbjörn Svensson, zulässt, gibt es speziell bei der frühen elektronischen Musik so etwas wie einen schöpferischen Funken, der im Sound liegt. Eine eigene Form der Plausibilität, die der PURE DAC hervorragend präsentiert. Der Sound bekommt eine Komplexität, die neugierig macht, wie Kraftwerk das damals technisch gemacht hat. Dabei geht es weniger darum Dinge zu hören, die man vorher nicht gehört hat – dafür ist das Geschehen dann doch zu übersichtlich – sondern die Dinge zu hören, wie man sie vorher vielleicht nicht gehört hat.
„Die Roboter“ setzt beim Start ein zentrales Signal ab, das asymmetrisch beantwortet. Das ist schon auf den VU-Metern des SPL Directors Mk2.2 überdeutlich abzulesen, sehr klar umrissen, bis der typische, satte Bass einsetzt, der gleichzeitig Rhythmus und Melodie in den Song bringt. Der italienische Digital/Analog-Wandler hat einen gewissen Anteil daran, da er die Bässe schön herausarbeitet. Impulsiv, klar, aber doch mit einer gewissen Wärme. Das gibt dem Sound eine angenehm musikalische, weniger eine technisch analytische Note. Spaßeshalber wechsel ich zum Album 3-D Der Katalog und gebe mir nochmal die „Die Roboter“. Kraftwerk interpretiert sein Erstlingswerk komplett neu, fast verspielt, ohne aber das zentrale Thema zu verlassen.
Früher hatte ich keinen Zugang zu Kraftwerk. Das war mir zu abgefahren. Jetzt macht der Sound fast süchtig. In diesem Setup höre ich nicht einfach nur – aha, da spielt Kraftwerk – , sondern erlebe das Geschehen vor mir mit. Raumfüllend, fast ein Stück weit über die Grenzen rechts und links hinaus spielend. Das Sphärische der Bühne, die sicher der hervorragenden Aufnahme geschuldet ist, lässt es fast nicht zu, über Höhe und Tiefe des Raumes zu sprechen. So sauber ausbalanciert, gleichmäßig gefüllt und sortiert kommt die Musik von Kraftwerk daher. Anspieltipps sind hier sicherlich auch „Trans-Europa Express / Metall auf Metall / Abzug“ oder das ähnlich begeisternde „Die Mensch-Maschine“ sowie „Tour de France“.
Wieder ein kleiner Sprung zu einer weniger voluminösen, aber nicht weniger spannenden Sounds. Auf dem Hi-Res Album Follow Through von Zane Charron findet sich sein Cover von „The Joker“. Dabei spannt sich ebenfalls ein authentischer Raum auf, aber eben nicht elektronisch überbordend, sondern der schlanken Besetzung aus Gesang und Gitarre angemessen. Dem heute bei München lebenden Australier sagt man nach, neben seinem Gitarrenspiel perkussive Elemente einzusetzen. Plastisch hebt sich seine Stimme von den Instrumenten ab, das zum Teil scharfe Zupfen der Akustik-Gitarre vom Klopfen auf dem Holzkorpus und auch die Einlage der E-Gitarre fügt sich kurzes Zwischenspiel gut ein. Schön mitzuerleben ist auch „Finger’s Fantasia“, das einem das Gefühl vermittelt einer aus einer Laune heraus gespielten Session beizuwohnen. Lässig, leicht, authentisch. Ähnlich stellte sich mir „Remembering Linda“ dar.
Zum Abschluss noch in die Abteilung Frauenstimmen. Ähnlich greifbar wie Zane Charron materialisiert sich Claire Martin in „Too Much In Love To Care“ zwischen den Lautsprechern. Wunderbar gelöst von der Band. Einen Schritt nach vorn, keine zwei. Selbstbewusst, nicht aufdringlich. Mit ein bisschen Fantasie kann ich mir vorstellen, wie sie in einem Club auf kleiner Bühne und überschaubarem Publikum ihre Geschichte zu erzählen hat. Großes kleines Kino. Die Präsenz der Stimme versteht sich gut mit der frisch aufspielenden Band, die sich mit der frechen Querflöte Gehör verschafft, tatkräftig unterstützt von Piano, Bass und Schlagzeug. „With every kiss you deceive me, sooner or later you leave me, I know I should be aware, but I’m too much in love to care“ rekapitulierte Claire Martin ihre Liebschaft. Das stimmt mich nachdenklich. Der CanEVER ZeroUno PURE DAC ist sicher ein Verführer aber kein Betrüger. Verlassen wird er mich trotzdem bald. Aber was soll mich das kümmern, ich genieße einfach die Zeit, die mir noch mit ihm bleibt – geküsst von viel Musik.
CanEVER AUDIO ZeroUno PURE DAC – Fazit
Der ZeroUno PURE DAC ist das Einstiegsmodell von CanEVER AUDIO. Von der Junior-Attitüde darf sich der Interessent aber keinesfalls täuschen lassen. Zum einen, weil der Einstiegspreis von rund 4.700 Euro durchaus erwachsen daher kommt, zum anderen, weil der Musikfan für den Preis einen technisch durchdachten und ambitioniert hergestellten Digital/Analog-Wandler als Gegenwert erhält. Funktional punktet der PURE DAC mit einer Fernbedienung sowie Pegelabsenkung mit Stummschaltung, was einer Lautstärkeregelung gleichkommt, und die ihn damit auch zum digitalen Vorverstärker ertüchtigt. Neben den klassischen Digitaleingängen ist optional auch die universelle i2s Schnittstelle in verschiedenen Ausprägungen erhältlich. Klanglich spielt der Kleine auf höchstem Niveau mit begeisterndem musikalischem Fluss, Rhythmusgefühl, Bühne und Greifbarkeit. Fans hochwertiger Digital/Analog-Wandler, aber auch Einsteiger, die einmal wissen wollen, was mit ausgefeilter Technik erlebbar ist, können hier getrost ein Ohr riskieren. Wer den CanEVER AUDIO ZeroUno PURE DAC probeweise in einer hochwertigen Kette hört, sollte den Sparstrumpf vorher auf notwendige Solvenz prüfen – sollte bei Rückgabe der Entzug schmerzlich sein. PURE DAC, pure pleasure. Hammer!
Im Test
High End Digital/Analog-Wandler mit Vorstufenfunktion und Eingängen nach Wahl
CanEVER Audio ZeroUNO PURE DAC
Preis: 4.950 Euro
Kontakt
hifi-welt audiokomponenten GmbH
Vertrieb hochwertiger Audiokomponenten und Zubehör
Robert Rothleitner
Fenzlgasse 12/1
1150 Wien, Österreich
Tel.: +43664 9676030
Mail: technik@hifi-welt.at
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Mitspieler im Test
Digitale Quellen – LUMIN U1 mini, NuPrime Stream 9, MERASON DAC-1, Musikserver Innuos ZENith Mk3
Plattenspieler / Phonovorstufe – Rega P8 mit Excalibur Platinum, Rega Aria Mk3
Verstärker – SPL Phonitor x mit DAC768xs, SPL Director mk2.2 mit DAC768, Cambridge Audio Edge W Endstufe
Lautsprecher – Dutch&Dutch 8c, Diapason Adamantes V
All-In-One – sonoro STREAM, Libratone LOUNGE, Libratone ZIPP
Kopfhörer – ULTRASONE Edition 15, DENON AH-D7100, FiiO FH7, Cambridge Audio Melomania 1+, Perfect Sound m100r, AUSOUND AU-Flex ANC, Edifier STAX SPIRIT S3, Edifier NeoBudS
Signalkabel – WSS Platin-Line KS-20 XLR, WSS Premium-Line KS-200 XLR, Boaacoustic Evolution BLACK.rca
Lautsprecherkabel – Boaacoustic Mercury, Melodika MDSC4030, Kabelbrücke Melodika MDSC1501
Digitalkabel – Boaacoustic USB-Kabel Silver Digital Xeno, Netzwerkkabel Wireworld Starlight 8, Boaacoustic SIGNAL.lanCat.6A, Boaacoustic Evolution BLACK.xlr-digital
Netzkabel – Netzkabel Supra LoRad 2.5, bfly bPower, Boaacoustic Evolution BLACK.power-16
Zubehör – Netzleiste SUPRA Cables LoRad MD07 DC 16 EU SP MKIII, SBooster BOTW P&P Netzteil, NuPrime AC-4 Power Conditioner, NuPrime Omnia SW-8 HiFi Netzwerk-Switch, Innuos PHOENIX USB-Reclocker, MUTEC MC3+ USB
Fotos: F. Visarius