Test: Standlautsprecher Paradigm Founder 80F – die kraftvolle Kleine

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Die Geschichte von Paradigm Audio reicht zurück bis in die späten 1970er Jahre, als das Unternehmen in Kanada gegründet wurde. Paradigm begann als kleines Unternehmen, das sich auf die Entwicklung hochwertiger Lautsprecher für den Heimgebrauch konzentrierte. In den 1980er und 1990er Jahren festigte Paradigm seinen Ruf als Hersteller von High-End-Lautsprechern – kontinuierliche Forschung und Entwicklung führten zu innovativen Technologien („S-PAL-Membran, „Active-Ridge-technologie“ und anderes), die die Klangqualität Stück für Stück weiter nach vorne brachten. Mittlerweile ist man ein erfolgreicher „Global Player“. Das wissen Sie, liebe Leser, natürlich schon alles.

Warum schreibe ich dennoch darüber? Nun, Paradigm Audio ist auf dem europäischen Markt ein aus meiner Sicht eher unterbewertet-unterschätzter Karpfen im Fischteich voller bunt-leuchtender Hechte. Woran könnte das liegen? Meiner Meinung nach hat man auf dem hiesigen Markt einfach mit riesiger Konkurrenz zu kämpfen, was an sich nichts schlimmes ist, denn diese belebt das Geschäft. Ein weiterer Grund will mir jedoch einfach nicht einfallen – vielleicht kann ja der nachfolgende Bericht über den Standlautsprecher 80F aus der Founder-Serie von Paradigm etwas dazu beitragen, sich näher mit den kanadischen Produkten zu beschäftigen.


Standlautsprecher Paradigm Founder 80F – Optik und Technik

Die Paradigm Founder 80F ist die kleinste Standbox aus der „Founder“ – Serie der Kanadier, die aus einer Regalbox (40F) als auch aus 3 Standlautsprechern (80F, 100F und 120H – letztere ist ausgestattet mit einem aktiven Bass) besteht. Gleichfalls gibt es, um das ganze „rund“ zu machen, noch einen Centerlautsprecher (90C).

Fertig aufgebaut, ragt die Paradigm Founder 80F nicht ganz einen Meter in die Höhe und vermag sich so eher recht unauffällig in die heimische Umgebung zu integrieren. Trotz einiger Ähnlichkeiten mit den größeren Serien wie „Persona“ oder „Premier“ haben die Lautsprecher der Founder-Linie grundsätzlich nichts mit ihnen gemeinsam – es handelt sich um völlige Neukonstruktionen, insbesondere was die Treiber als auch die Gehäuse angeht.

Beginnen wir mit Letzterem. Die Gehäuse verjüngen sich nach oben und die Seitenteile bestehen aus zwei Flächen, die in einem zur oberen Abschrägung hin zunehmenden Winkel miteinander verbunden sind. Schaut stylish aus, hat aber gleichfalls den folgenden Hintergrund: Durch die im entsprechenden Winkel zueinander gesetzten Krümmungen und Schnitte konnte eine Parallelität der Ebenen innerhalb der Lautsprecherkammern ausgeschlossen werden. Unter diesen Bedingungen haben stehende Wellen, die den Klang verfärben könnten kaum eine Chance, angeregt zu werden. Unsere kanadischen Freunde haben sich demnach hier richtig was einfallen lassen.

Den Hochtonbereich vertrauen sie einem Hochtöner aus Aluminium, Keramik und Magnesium an, der sich durch ein sehr günstiges Verhältnis von Steifigkeit zu Gewicht auszeichnet – die Kuppel ist leicht und sehr steif. Darüber hinaus ist der Hochtöner mit einer perforierten akustischen Linse ausgestattet, deren Aufgabe es ist, die Energie hochfrequenter Wellen in verschiedene Richtungen auszugleichen – Stichwort „Rundstrahlverhalten“. Bemerkenswert ist auch eine hornartige Vertiefung („Waveguide“), in welcher der Hochtöner sitzt. Diese dafür sorgt, dass die Hochtonanteile „direkt“ und mit weniger Hörraumreflexionen beim Musikhörer ankommen, was sich unter anderem in einer besseren Fokussierung virtueller Klangereignisse niederschlägt.

Die mittleren und tiefen Töne werden einem Treiber anvertraut, der aus einer Aluminium-Magnesiummembran besteht. Er verbirgt sich unter einer speziell konstruierten akustischen Linse, so oder so ähnlich bekannt aus der Flaggschiff-Serie Persona. Auch hier soll dieser Diffusor aus Metall für eine harmonische Verteilung der mittleren Töne im Raum sorgen (und um hier mal ordentlich zu spoilern – das funktioniert mehr als gut!). Ab 500 Hertz übernehmen „nach unten“ hin dann zwei Basstreiber aus einem Carbongemisch (bei Paradigm geheimnisvoll „Carbon-X-Cone“ genannt) die auf eine Bassreflexöffnung im Boden der Lautsprecher arbeiten. Letzteres ist besonders vorteilhaft hinsichtlich der Platzierung nah an seitlichen oder hinteren Wänden – die Gefahr dröhniger Bässe hält sich auf diese Weise sehr in Grenzen.

Toll gelöst finde ich die Sache mit den sogenannten „Outtriggers“, die fest am Boden der Paradigm Founder 80F verschraubt werden und so für einen bombensicheren Stand sorgen. Zudem sind die (höhenverstellbaren) Spikes mit einer „Federung“ versehen, die zuverlässig alle Vibrationen unterbindet – tolle Sache, zumal in dieser Preisklasse.

Standlautsprecher Paradigm Founder 80F – Technische Daten

  • Abmessungen: Höhe 97,1 cm x Breite 29,8 cm x Tiefe 35,6 cm
  • Konzept: 3-Wege, Downfire-Bassreflexport
  • Hochtöner: ferrofluidgekühlte 25-mm-Kalotte Aluminium/Magnesium/Keramik-Composite mit akustischer Linse sowie Waveguide („AL-MAC™ Ceramic Dome with Oblate Spheroid Waveguide and Perforated Phase-Aligning“)
  • Mitteltöner: Konus, 152 mm aus Aluminium/Magnesium, akustische Linse aus perforiertem Metall („Ultra-High-Excursion AL-MAG™ Cone with Perforated Phase-Aligning Lens“)
  • Tieftöner: 2 x 152-mm-Konus, bestehend aus Karbongewebe (Ultra-HighExcursion CARBON-X™ Unibody Cone)
  • Frequenzgang: 50 Hz – 23 kHz (±2dB)
  • Bass Extension: 28 Hz (nach DIN)
  • Empfindlichkeit: 90 dB
  • Gewicht: 23,6 kg / Stück
  • Ausführungen/Farben: Piano Black, Black Walnut, Midnight Cherry, Walnut
  • Sonstiges: gefederte Outtriggers zum Aufstellen sowie höhenverstellbare Spikes im Lieferumfang
  • Garantie: 2 Jahre

Standlautsprecher Paradigm Founder 80F – Der Klang

Um es gleich vorwegzunehmen: Eventuell vorhandene Vorstellungen, was die relativ kleinen 15er Bässe an Energie in den Raum zu pumpen vermögen, müssen bei der Founder 80F schon in den ersten Hörminuten revidiert werden. Es ist tatsächlich erstaunlich, wie fulminant dieser Lautsprecher ans Werk geht. Das tut er unangestrengt und locker, ja sogar leidenschaftlich und immer geschmeidig.

Einzig sind anfänglich die allerhöchsten Höhen noch etwas „glasig“ – mindestens 20 bis 30 Stunden sollte man der Paradigm Founder 80F schon gönnen, um sich ihre Gummisicken schön „weich“ zu spielen. Dann harmonieren alle Treiber richtig gut untereinander, vor allem blüht dann der Mittel/Hochtonbereich so richtig auf. Denn dort liegt trotz des schon guten Bassfundamentes die Schokoladenseite der Founder 80F – sie ist in der Lage, „erschreckend echt“ zu klingen.

Mein erster „Schreckmoment“ war „Boat Behind“ von den Kings of Convenience: Die Geige, die immer wieder schneidend-sanft den Gesang der beiden Norweger Eirik Glambek Boe und Erlend Oye melodiös unterbricht, hört sich so echt, so authentisch an, dass man es kaum glauben möchte. Eirik und Erlend erklingen gleichfalls so glockenklar und glaubhaft – ein ganz klares Glanzstück der kanadischen Kollegen vom Paradigm, die es schaffen, in dieser Preisklasse eine solche Qualität im Mittelhochtonbereich zu zaubern! Frei von falscher Schärfe, immer mit Bauch statt mit zu viel Brust, strahlen die Founder 80F eine klangliche Wertigkeit aus, die eindeutig über ihrer Preisklasse liegt.

Ein weiteres Kunststückchen, das die Founder 80F schaffen betrifft ihre „Skalierbarkeit“. Leise gehört, sind sie sanft, fein und klar, zeichnen aber einen eher kleinen Raum, vor allem in der Tiefe. Dreht man lauter, macht quasi jedes zusätzliche Dezibel das Klangbild und den Raum „größer“ – ohne dass sich die Founder 80F auch nur ansatzweise angestrengt anhören würden.

Bis zu einem Abhörpegel, der dann gefühlt im Bereich startender Düsenjets liegt, bleibt das auch so – man schwelgt in einem richtig großen Konzertsaal und genießt die Klänge, die einem rechts und links um die Ohren fliegen oder auch kurz vorm Hörsessel im Nichts zerplatzen. Stark! Klar vergrößert eine höhere Lautstärke bei allen Lautsprechern den virtuellen Raum, bloß können eben nicht viele Boxen bei hoher Lautstärke die Contenance wahren – dann wird’s scharf, unangenehm und bleibt nicht mehr authentisch. Nicht so bei der Paradigm Founder 80F.

Wie gemacht, hierfür den Beweis anzutreten ist „Moment“ von Balthazar – der mehr gesprochene als gesungene Text passt zum groovigem Rhythmus, der sich wie Gift in die Ohren einnistet – die Synthie-Bässe sowie die Bläsereinsätze ertönen irgendwo weit links und rechts außerhalb der Lautsprecher, das Gitarrenriff, recht sparsam eingesetzt ertönt wieder so echt, dass man bei geschlossenen Augen wirklich denken könnte, man ist nicht alleine hier.

Und obwohl die Paradigm Founder 80F das Klangbild eher von unten aufbauen, heißt das nicht, dass sie unter mangelnder Dynamik leiden würden – nur brauchen sie eben Lautstärke dazu. Aber wie ich lernen durfte, wird diese eben ohne Anstrengung und sehr sauber generiert, die Founder 80F werden eben einfach lauter und entfalten dann ihren ganzen Charme. Mit der Founder 80F kann man also rundum glücklich werden. Ist sie perfekt? Nein, den perfekten Lausprecher gibt es nicht – vielleicht erfindet ihn ja mal irgendjemand.

Was die kleine Standbox von Paradigm angeht, gibt es auch nur eine winzig kleine Kleinigkeit, an der vielleicht zu mäkeln wäre: Die anfänglich erwähnte „Glasigkeit“ im höchsten Hochtonbereich verschwindet auch nach der Einspielzeit nicht ganz, wenngleich sie nur noch bei bestimmten Musikstücken und allerhöchster Hör-Konzentration zu vernehmen ist. Das könnte eventuell am „hornähnlichen“ Konzept des Hochtöners liegen, der ja, wenn man das will, genau und ohne Wandreflexionen auf die Ohren zielen kann…möglich, aber ich weiß es nicht. Das macht die 80F aber mehr als wett durch ihren ausgeprägt guten Mittelton und den nachdrücklich-sauberen Bass.


Standlautsprecher Paradigm Founder 80F – Fazit

Die Paradigm Founder 80F ist in ihrer Preisklasse etwas besonderes, weil sie echt und zumeist wirklich authenthisch klingt – Stimmen sowie akustische Musikinstrumente sind, gehört über die Founder 80F, ein Genuß. Auch die dynamischen Fähigkeiten sind nicht von schlechten Eltern. Die Eigenart, ihre Räumlichkeit sowie die „Größe“ der klanglichen Ereignisse mit wachsender Laustärke (fast) bis ins Original anwachsen zu lassen, ist nicht oft anzutreffen – vor allem dann, wenn das, wie es bei der Founder 80F der Fall ist, einhergeht mit völliger Lässigkeit und fehlender Schärfe auch bei hohen Abhörpegeln. Ein gelungener Lautsprecher, den man unbedingt mal hören sollte – auch wenn man eine Preisklasse darüber sucht, könnte es gut sein, dass man bei der Paradigm Founder 80F „hängen“ bleibt. Die Wahrscheinlichkeit dafür ist recht hoch.


Im Test

Standlautsprecher
Paradigm Founder 80F
Gewicht: 23,6 kg
Garantie: 2 Jahre
Unverbindliche Preisempfehlung: 4.700,- Euro / Paar


Vertrieb

Audio Components Vertriebs GmbH
Leverkusenstraße 3
22761 Hamburg

Tel.: 040 / 40 11 303 – 80
Web: www.audio-components.de


Mitspieler im Test

Quellen digital – Netzwerkspieler Olive Audio 4HD, CD-Spieler AMR CD-777, Streamer WIIM Pro
Quellen analog – Plattenspieler Dr. Feickert Audio Blackbird mit Tonabnehmer Ortofon Cadenza Red, Ortofon SPU Classic GE MKII, EMT HSD006, Phono MM- & MC Verstärker Cyrus Signature Phono (mit PSX-R), Übertrager von Phasemation
Verstärker – Vollverstärker Circle Labs A 200
Lautsprecher – Standlautsprecher Sonus Faber Olympica 2, Paradigm Founder 80f
Zubehör – Kabel von Horn Audiophiles, A23, HMS, Isotek, Boaacoustic, Tellurium Q

About Author

Kein Studium der Elektrotechnik. Keine Lehre im Hifi-Laden, auch sonst kein Job in der einschlägigen Branche. Nur pure, echte Leidenschaft, die schon im Kindesalter dazu geführt hat, dass ich mir die Nase an den entsprechenden Schaufensterscheiben plattgedrückt habe. Dann ging es - ich hatte meinen ersten Job – richtig los und es folgte ein sehr langer, steiniger, harter und arg teurer Weg ins Klangnirvana mit der Erkenntnis, dass man dieses mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit eh nie erreichen wird. Problem: Diese Erfahrung stachelt die Motivation nur noch weiter an. Da hilft nur „keep cool“ und immer weiterhören!

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