Kaum war der Plattenspieler Blue Aura PG1 aus dem Haus, brachte mir der Paketservice das nächste Produkt der englischen HiFi-Schmiede, den Phono-Vorverstärker Blue Aura PH1, zum Test. So konnte ich die Geschwister zwar leider nicht miteinander hören, doch der glückliche Zufall wollte es, dass ich neben dem eigenen Rega P6 mit dem MC Tonabnehmer Excalibur Black noch den Dual CS 800 (Test) mit dem MM-System Ortofon 2M Red daheim hatte. Und somit konnte ich mir den MM- wie auch den MC-Eingang des mit 200 Euro günstigen Briten musikalisch zu Gemüte – oder vielmehr zu Ohren – führen.
Blue Aura PH1 – Technik
Recht unscheinbar und klein, aber dennoch elegant steht er vor mir: Der Phono-Vorverstärker Blue Aura PH1 mit MM- und MC- Eingang. Die Verarbeitungsqualität des Gehäuse hinterlässt einen guten Eindruck, und das ist doch schon mal ein positiver Einstieg zum Testbeginn. Dem ersten Teil seines Namens macht der Blue Aura PH1mit der der blauen LED mitten auf der in schwarz hochglänzenden Front auch alle Ehre.
Auf der Rückseite des kleinen Verstärkers befinden sich die Standardanschlüsse: Vergoldete Ein- und Ausgänge in Cinch-Ausführung nebst dem unumgänglichen Anschluss für die Erdung des Plattenspielers. Zum Umschalten von MM auf MC oder umgekehrt muss das Gehäuse nicht geöffnet werden, dafür gibt es einen kleinen Schiebeschalter. Auf ein Mäuseklavier zum Anpassen der Kapazität bei MM-Tondosen oder Widerstände bei MC-Tonabnehmern verzichtet der Hersteller, was in der Preisklasse um 200 Euro durchaus üblich und auch zu verstehen ist. Auch eine Anpassung der Verstärkungsfaktoren ist nicht vorgesehen. Mit den vorhandenen 45 dB bei MM beziehungsweise 60 dB bei MC Tonabnehmern lässt es sich aus meiner Sicht allerdings sehr gut leben.
Auch im Inneren des Phonoverstärker geht es grundsolide zu. Die schwarze – warum bei dem Namen eigentlich nicht blaue – Platine ist stabil ausgeführt und die einzelnen Bauteile sind sauber auf ihr montiert. Die Hauptarbeit bei der Verstärkung der sensiblen Phonosignale übernimmt der Dual Operationsverstärker ST MC33078. Die weitere Anpassung des Frequenzgangs entsprechend der RIAA-Kurve übernehmen dann noch einige Kondensatoren und Widerstände.
Ein paar technische Daten
MM-Eingang | MC-Eingang | |
Störabstand | 82,8 dB | < 64 dB |
Impedanz Eingang | 45~56 kΩ | 80~120 Ω |
Impedanz Ausgang | 110 Ω | 110 Ω |
Kanalbalance | < 0,23 dB | < 0,21 dB |
Verzerrung 5 mV Eingang | < 0,02% | < 0,08% |
Verstärkung bei 1 kHz | 55 dB | 60 dB |
Kanaltrennung | > 72 dB | > 55 dB |
Ausgangsspannung max. | 8,7 V | 8,5 V |
Größe | 152*49*180 mm | |
Gewicht | 850 Gramm | |
Preis | um 200,- Euro |
Blue Aura PH1 – Klang
Wie es mit der Ehre des Blue Aura PH1 bezüglich des zweiten Wortes in seinem Namen und dem Klang bestellt ist, darauf bin ich gespannt. Einen kleinen Moment lässt mich der Phonoverstärker jedoch noch warten, gönnt er sich nach dem Einschalten einen Moment, bis er mit einem leichten Relaisklicken aus seinem Schlaf erwacht.
Das Album „Ruckers Hill“ der australischen Band Husky mit seinem ruhigen Folk ist ein schöner Einstieg zum Test des günstigen Phonoverstärker. Kurz nach dem Einstieg mit dem klaren sauberen Gitarrenspiel kommt ein mehrstimmiger, wunderbar harmonischer Gesang dazu. Die melancholische Melodie dieses ersten Liedes, welches im Übrigen den gleichen Namen wie die LP besitzt, versetzt mir wohlige, den Rücken herunterlaufende Schauer. Irgendwie versetzt mich diese Musik, die mich ein wenig an Simon & Garfunkel erinnert, in die Träume meiner Jugend. Und der Blue Aura PH1, so schwant es mir, scheint an diesem Vergnügen einen großen Anteil zu haben.
Da mir der ruhige musikalische Einstieg so viel Freude bereitet hat, vertiefe ich den Flow in dem ich gerade bin. Gut geeignet scheint mir dazu das Album „Partners“ von Barbra Streisand, zu dem sie einige Kollegen wie Michael Bublé, Billy Joel, Babyface und Lionel Richie zum Duett eingeladen hat. Eine zwiespältige Sache sind solche Art von Alben ja schon, und auch von vielen Audiophilen verpönt, wenn man sie so reden hört. Die Verkaufszahlen sprechen jedoch zumindest bei dieser LP eine andere Sprache. Und das Schöne an diesen Kompilationen ist ja, dass auf ihnen gleich eine Vielzahl an verschiedenen Stimmen zur Einschätzung des Klangs vorhanden ist.
Bei „It Had To Be You“ schmalzt Barbra sich zusammen mit Michael Bublé durch die Nummer, dass es eine wahre Freude ist. Okay, manchmal wird es mir dann doch etwas zu süßlich das Ganze. Aber schön, wie sich die beiden Stimmen räumlich zuordnen lassen. Beim Duett mit Lionel Richie kommt ein Piano ins Spiel, welches bei einer leicht hellen Tendenz sehr klar aus den Lautsprechern perlt. Prall und saftig spielt der Bass in den verschiedenen Liedern auf dieser Langspielplatte, und die Übermittlung dieser Töne gelingt dem Phonoverstärker in naturgetreuen Tönen. Beim Lied „Lost Inside Of You“ mit Babyface könnten die Geigen für mich noch eine Spur seidiger wiedergegeben werden. Dies betrifft allerdings mehr das Zusammenspiel mit dem MC-System Excalibur Black, mit dem etwas wärmer abgestimmten MM-Tonabnehmer Ortofon 2M Red und dem Dual CS 800 harmoniert der Blue Aura PH1 dafür bestens.
Nur mit ruhiger Musik allein lässt sich natürlich nicht allen Frequenzen und Eigenschaften des PH1 auf den Zahn fühlen. Daher höre ich jetzt weiter mit dem Album „Out Of The Tunnel’s Mouth“ von Steve Hackett. Nach dem feinfühligem Einstieg „Fire On The Moon“, an dessen Ende Steve seine Gitarre wunderbar singen und jammern lässt, geht es munter weiter mit „Nomads“. Hier geht es herrlich rhythmisch rund mit den Klängen des Flamenco, bei dem meine Füße fleißig im Takt mitwippen bis die ganze Chose mich mit dem Solo der E-Gitarre vollends mitreißt. Herrlich, wie gefühlvoll das Blue Aura PH1 mit diesen Saiteninstrumenten umgeht.
Richtig munter und fetzig geht es dann bei der letzten Nummer „Last Train To Istanbul“ zu. Und ich bin verblüfft, wie gut dieser günstige Phono-Verstärker mit dem ganzen Durcheinander der Instrumente umzugehen weiß. Diese musikalische Mischung aus den östlichen und westlichen Kulturen anzuhören, ist schon höchst interessant. Egal ob es sich dabei um die Soli von Saxophon, Flöte oder Violine handelt. Vor allem auch, dass sie bei dem Treiben des Schlagzeugs und der teilweise doch sehr kräftigen Schläge auf die Drums nicht untergehen. Und der Blue Aura PH1 gerät dabei zu meiner Begeisterung keine einzige Sekunde ins Schleudern.
Blue Aura PH1 – Fazit
Mit dem MM- und MC Phono-Vorverstärker Blue Aura PH1 ist den Engländern ein großes Kunststück gelungen: Solides HiFi zum günstigen Preis. Der PH1 hebt die zarten Ströme der Tonabnehmer sehr feinfühlig und sauber auf Hochpegel-Niveau und ist dabei hochmusikalisch. Basslinien laufen sauber, straff und strukturiert. Und auch vor komplexer Musik scheut der PH1 nicht zurück. Seine Lieblingspartner sind übrigens Tonabnehmer, die eine leicht warme Abstimmung ihr Eigen nennen.
Im Test
MM- und MC Phono-Vorverstärker Blue Aura PH1
Farbe: Schwarz
Preis: Um 200 Euro
Vertrieb
Günter Härtel
Handelsvertretungen
Lütgestrasse 18
59069 Hamm
Tel.: 02385-5236
Fax: 02385-5711
Mobil: 0171-3119300
Web: www.haertel-vertrieb.de
Mail: gh@haertel-vertrieb.de
Mitspieler im Test
Quellen digital – Netzwerkspieler Cambridge Audio 851N, CD-Spieler Cambridge Audio 851C, Musikserver Innuos ZEN MK.III
Quellen analog – Plattenspieler Rega Planar 6 mit MC-Tonabnehmer TAD Excalibur Black, Phono MM- & MC Verstärker Trigon Vanguard III, Plattenspieler Dual CS 800 mit Ortofon 2M Red
Verstärker – Vorverstärker Cambridge Audio 851E, Endverstärker Cambridge Audio 851W
Lautsprecher – Standlautsprecher LUA Con Espressione, Subwoofer REL R 505
Kopfhörer – Offener Kopfhörer Focal Clear, Kopfhörerverstärker Divaldi AMP-02 mit Phono MM- & MC Stufe
Zubehör – Lautsprecherkabel Supra XL Annorum. XLR- und Cinchkabel Fadel Art Pro Link, Stromkabel Supra LoRad 2.5, Netzleiste PS Audio Dectet, HiFi-Switch NuPrime Omnia SW-8, Plattenspieler Auflage Vertere techno mat