Test: Kopfhörerverstärker SPL Phonitor SE mit DAC768xs unter 1.500 Euro – Was VOLTAiR mehr?

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Der rheinländische Hersteller SPL meistert gekonnt den Spagat zwischen professioneller Anwendung und Home HiFi. Das macht für die HiFi-IFAs den Charme der Professional-Serie aus, aus der wir bereits zwei Kandidaten bei uns zum Test haben durften: den SPL Director Mk2 als spezialisierten Vorverstärker mit dem optionalen, aufwändigen Digital/Analog-Wandler DAC768, sowie den Kopfhörerverstärker mit Vorstufe SPL Phonitor x mit dem optionalen DAC768xs. Beide in der gehobenen Preisklasse um 3.000 Euro. Mit der Series One hat SPL aktuell eine Einsteiger-Linie um 500 Euro vorgestellt, die ein attraktives Produktspektrum mit verschiedenen Variationen aus Kopfhörerverstärker, Vorstufe und DAC darstellt. Zu unserer Freude hat SPL bei der Pflege seines Produktportfolios aber auch die Freunde der Professional-Serie mit dem neuen Phonitor se nicht vergessen – dem Protagonisten dieses Reviews.

Der SPL Phonitor se, von dem dieser Test handelt, ist ein mit den Kern-Technologien von SPL bestückter Kopfhörerverstärker. Der Spezialist stellt mit gut 1.000 Euro den Einstieg in die von SPL entwickelte Voltair 120 Volt Technologie dar. Beim Gerät in meinem Hörraum sogar mit dem optionalen Digital/Analog-Wandler DAC768xs (Aufpreis rund 400 Euro). So bin ich denn auf den Sound gespannt, den der ambitionierte Kopfhörerverstärker an die 6,3 mm Klinkenbuchse liefern wird.

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Annäherung

Beim Entnehmen aus der sicheren Verpackung macht das Gehäuse des SPL Phonitor se einen sehr guten Eindruck. Flach und mit großen Radien liegen die wertig wirkenden rund 3 Kilogramm Gewicht gut in der Hand. Das Testgerät kommt im edlen Rot daher, das bei SPL schon fast zur Kommunikationsfarbe geworden ist. Mir gefällt es ausgesprochen gut, habe selber aber beim Phonitor x zum konservativen silber gegriffen. In der Professional-Serie würde aber auch Henry Ford fündig werden: Als Farb-Option ist zudem noch schwarz erhältlich. Das Logo des Herstellers ist als Kunststoffplakette in die leicht gebürstete und farbig eloxierte Front eingesetzt. Mit rund 50 mm ist das Gehäuse sehr flach, was der dem Midsize-Format eine elegante Proportion verleiht. Schick. Zumindest mein Auge hört da immer mit.

Mit seinem Format ist der Phonitor se ein optimaler Spielpartner beispielsweise an der hauseigenen SPL Director Mk2 Vorstufe, die auch die Wandlung übernehmen kann und dann über ihren fixen Ausgang analog die Musik an den Kopfhörerspezialisten liefert. Das Ganze geht natürlich auch mit anderen (Vor-) Verstärkern in anderen Konstellationen. Mit seinem optionalen DAC ist der Phonitor se als Stand-Alone Kopfhörer-Verstärker attraktiv, da er so nur eine digitale Quelle zum Hörvergnügen benötigt. Die USB-Schnittstelle stößt das Tor in die digitale Welt bekanntlich weit auf und bietet viele Möglichkeiten. Die Kombination aus einem guten Kopfhörer und einem Phonitor SE auf dem Schreibtisch, der vom Laptop gefüttert wird, kann beim Arbeiten direkt viel Freude bereiten. Was ich auch selber ausprobiert habe.

Ich entscheide mich während meiner Zeit mit dem Phonitor se für zwei Wege zum Glück: die digitale Fütterung via USB über den LUMIN U1 mini (Test HiFi-IFAs Januar 2019) sowie über den mobilen HiRes-Player FiiO M11, so dass der interne DAC768xs ins Spiel kommt, und den analogen Weg mit dem zwischengeschalteten Referenz-D/A-Wandler MERASON DAC-1 (Test HiFi-IFAs November 2018). Dabei hat sich grundsätzlich gezeigt, dass sich mit dem externen Digital-Analog-Wandler noch einiges herausholen lässt und der Phonitor se die Veränderungen vor dem analogen Eingang locker abzubilden vermag. Gleichzeitig muss ich zugeben, dass bereits der eingebaute DAC768xs viel Spaß gemacht hat – so meine Erfahrungen an meinem Schreibtisch, wo der Kopfhörerverstärker einige Zeit seinen Platz fand.

Welchen Signal-Weg der Musikfreund demzufolge letztendlich gehen mag, sollte nach persönlichem Gusto, den bereits vorhandenen Komponenten und dem Füllstand der Portokasse individuell ausprobiert und entschieden werden. Fest stand für mich, dass der Grundcharakter des SPL Phonitor se immer gut herauslesbar blieb, so dass ich bei den Beschreibungen in meinem Hördurchgang zwischen den Eingangsvarianten nicht weiter differenziert habe. In der Vorbereitung konnte ich ausgiebig und nach Herzenslust mit dem mobilen On-Ear Calyx H (Test HiFi-IFAs Mai 2021) , dem geschlossenen Dan Clark Audio Aeon noiré, dem offenen ULTRASONE Edition 15 (Test Hifi-IFAs August 2019) und dem geschlossenen DENON AH-D7100 spielen. So hatte ich ein paar Charaktere zur Auswahl, mit denen ich mir einen Eindruck verschaffen konnte. Referenzhörer im Hördurchgang war dann der Edition15.


Technik

Der Phonitor se ist in seiner Basisversion als reiner Kopfhörerverstärker ausgelegt und begnügt sich eingangsseitig mit einem Paar ebenso wertiger wie solider Cinch-Buchsen. Der Auftrag seiner Gerätegattung ist ja auch klar umrissen: Kleinsignal rein und ein potentes, um die Antriebsenergie für den Kopfhörer angereichertes Signal raus. SPL gibt die Leistung mit reichlichen 2x 5 Watt an, die über eine 6,3 mm Klinkenbuchse an den angeschlossenen Kopfhörer ausgegeben werden. Die Beschränkung auf das gängige  Anschluss-Format mit 6,3 mm ist pragmatisch, da so die Mehrheit der Kopfhörer-Besitzer – auch die hochwertiger – erreicht wird. Kopfhörer mit 3,5 mm Klinkenanschluss können ja per Adapter aufs erwachsene Format gebracht werden. Freunde und Befürworter des symmetrischen Anschlusses bedient SPL dann mit den größeren Phonitor x und xe.

Zur Grundausstattung des Phonitor se zählt – wie auch bei den vorgenannten beiden – die SPL-spezifische VOLTAiR Technik, die mit einer Spannung von 120 Volt arbeitet. Dabei werden die Audiosignale mit +/-60 Volt-Gleichspannung verarbeitet, also der doppelten Betriebsspannung gegenüber den besten diskreten Operationsverstärkern und der vierfachen von IC-basierten Halbleiter-Operationsverstärkern. Die VOLTAiR Technik verbessert so den Dynamikumfang, den Rauschabstand und die Übersteuerungsfestigkeit.

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Ein weiteres Ausstattungsmerkmal ist die Matrix-Schaltung, die man auch von den mehr als doppelt so teuren x und xe Versionen des Phonitor kennt. Im Gegensatz zu den großen Brüdern lassen sich neben dem ausgeschalteten Zustand jedoch nur zwei Voreinstellungen ( C1 und C2 ) über einen Kippschalter an der Front wählen. Doch zu erst: Was ist die von SPL entwickelte Matrix Schaltung?

Beim „normalem“ Hören bekommt das eine Ohr anteilig die gleichen Informationen wie das jeweils andere. Natürlich mit minimaler Latenz und mit anderem Pegel. Abhängig von der Richtung des akustischen Signals. Beim klassischen Stereo hört also das rechte Ohr ebenso den linken Lautsprecher und umgekehrt. Mal ganz abgesehen von den Reflexionen im Raum. Dadurch entsteht ein recht natürliches räumliches Empfinden, eine „Bühne“ – wenn auch „nur“ in Stereo. Der Kopfhörer ordnet den rechten und linken Kanal prinzipbedingt knallhart jeweils einem Ohr zu. „Gehirn, sieh zu, wie Du damit klar kommst“ könnte die Devise heißen. Das Gehirn muss also die sehr explizite Information wieder schlüssig zusammenrechnen, was mit einer gewissen Anstrengung und bei längerem Hören auch Ermüdung einhergehen kann.

Diesem Effekt wirkt die Matrix-Schaltung auf drei Wegen entgegen:

  • mit einer Beeinflussung des Mittenpegels (Center Level)
  • mit einer simulierten Anwinklung der Schallquelle (Angle) ähnlich dem Stereodreieck
  • und mit dem sogenannten Crossfeed, der dem einen Kanal jeweils Schallanteile des anderen Kanals beimischt. SPL bezeichnet dies als interaurale Pegeldifferenz oder Kanalübersprechen.

Beim Phonitor x und xe sind diese Parameter, je nach Typ, einzeln einstellbar (siehe auch HiFi-IFAs Test vom Phonitor x). Bei der se Version sind – bei aktivierter Matrix – der Mittenpegel (Centerlevel) um 1dB abgesenkt sowie ein Stereowinkel (Angle) von 30 Grad fix berücksichtigt. Das Crossfeed lässt sich in den Stufen C1 und C2 wählen. Ich habe diese Matrixschaltung als angenehmes Feintunig wahrgenommen, welche das Signal nicht „verbiegt“. Bei meinen Hördurchgängen bin ich auf der Stufe C1 „hängengeblieben“ und habe dann die „Richtigkeit“ auch nicht weiter akademisch hinterfragt, da die Einstellung meinem individuellen Hörempfinden entgegen kam. Ohne aktivierte Matrix erschien mir das Hörerlebnis tatsächlich artifizieller.

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Im Testmodell ist der, mit dem Phonitor x (HiFi-IFAs Test März 2020) eingeführte DA-Wandler DAC768xs optional verbaut (rund 400 Euro Aufpreis). Der DAC768xs muss gegenüber dem Basismodell DAC768 ( im Phonitor xe oder Director Mk2 (HiFi-IFAs Test Oktober 2019) ) ohne analogen DLP 120 Low-pass Filter in VOLTAiR Technology und ohne AES/EBU Eingang auskommen. Das Modul steuert man an, indem man in gewohnter SPL-Manier den Kippschalter auf der Frontplatte von analog auf digital umschaltet. Ein zweiter Kippschalter wählt dann den digitalen Eingang aus. Die Quelle kann wahlweise per RCA-Coax, optischem TOSLINK oder USB-B angeschlossen werden. Das D/A-Wandler-Modul DAC768xs besitzt einen AK4490 Wandlerchip von AKM. Dieser Wandler unterstützt PCM-Abtastraten bis 768kHz bei einer Wortbreite von 32 Bit und Direct Stream Digital bis DSD4 bzw. DSD256.

Hart vom Strom getrennt wird der Phonitor se mit einem Kippschalter auf der Geräterückseite direkt an der Kaltgerätebuchse. Ein Kippschalter vorn schaltet das Gerät auf der Niederspannungsseite im täglichen Gebrauch aus. Das Gerät arbeitet übrigens mit 115 Volt oder 230 Volt, was sich, ebenfalls am Stromanschluss, über die gesteckte Sicherung einstellen lässt. Die Lautstärke regelt der griffige Drehknopf auf der linken Seite, der auf ein Alps RK27 „Big Blue“-Potentiometer einwirkt, das dem Musikfreund ein feinsähmiges Benutzererlebnis beschert. Also gut, das Poti wird denn auch mein meistgenutztes User-Interface für die nächsten Stunden sein. Ich freue mich darauf, nach den technischen Daten geht es los.

Technische Daten

Cinch – Eingang
  • Cinch, unsymmetrisch
  • Impedanz: 20 kOhm
  • Max. Eingangspegel: +32,5 dBu
Digitale Eingänge (optional, im Testgerät verbaut)
  • Coaxial SPDIF (RCA): PCM 44.1, 48 , 88.2, 96, 176.4, 192 kHz
  • Optisch TOSLINK (F06): PCM 44.1, 48 , 88.2, 96, 176.4, 192 kHz
  • USB (B):
    PCM 44.1, 48 , 88.2, 96, 176.4, 192, 352.8, 384, 705.6, 768 kHz
    DSD over PCM (DoP): 2.8 (DSD64), 5.6 (DSD128), 11.2 (DSD256)
  • 32 Bit

SPL-Phonitor-SE-DAC768

Unsymmetrischer Kopfhörerausgang
  • 6,35 mm-Stereo-Klinkenbuchse
  • Pinbelegung: Spitze = links, Ring = rechts, Schaft = GND
  • Quellimpedanz: 0,18 Ohm
  • Dämpfungsfaktor: 180 bei 40 Ohm
  • Frequenzgang: 10 Hz bis 300 kHz (-3 dB)
  • Übersprechen bei 1 kHz: -90 dB
  • Klirrfaktor: 0,00091 % (bei 0 dBu, 10 Hz – 20 kHz)
  • Rauschen (A-bewertet): -103 dB
  • Dynamikumfang: 135,5 dB
  • Ausgangsleistung (1 kHz, 1% Klirrfaktor)
    600 Ohm: 2x 2,7 Watt
    250 Ohm: 2x 5 Watt
    23 Ohm: 2x 1 Watt
Interne Stromversorgung
  • Analog: +/- 60 V
  • Digital: + 7 V und + 3,3 V (DAC768xs)
Spannungsversorgung
  • Netzspannung (schaltbar): 230 V AC / 50Hz oder 115 V AC / 60Hz
  • Sicherungen: 230V = T 315 mA; 115 V = T 630 mA
  • Leistungsaufnahme: max 30 VA
  • Stand-By Stromausnahme: < 0,3 W
Maße (inkl. Füße) und Gewicht
  • Maße: 278 mm x 57 mm x 300 mm (B x H (inkl. Füße) x T)
  • Gewicht: 2,8 kg (nur Gerät), 5 kg (Versand)

Klang

Den SPL Phonitor se habe ich leider nicht draussen hören können, obwohl der Gartentisch, die frische Luft und die Sonne beim Fotografieren sehr dazu eingeladen haben. Eigentlich sollte nun das Frühjahr den Winter ablösen. Aber leider ist das Frühlingserwachen heuer einem mehr als ausdauerndem Revival des Winters gewichen. So sitze ich bei Außentemperaturen knapp über Null Grad im Hörzimmer, blicke aus dem Fenster und mache mir warme Gedanken. Und streife mir derweil die wärmenden Ohrposter des ULTRASONE Edition 15 über. Glücklicherweise zieht es trotz der offenen Bauform des Kopfhörers in der guten Stube nicht kalt rein.

SPL-Phonitor-SE-DAC768-ULTRASONE-Edition15

Bei der Auswahl meiner Testmusik stehe ich ja immer vor einem persönlichen Dilemma. Einerseits ermüden die ausgetretenen musikalischen Pfade langsam mein Gehör, anderseits ermöglichen sie zügig eine gute Vergleichbarkeit. Ich entschließe mich aber, die ausgetretenen Pfade zu verlassen und mir etwas weniger Gehörtes zu genehmigen. Mein vom Corona-Lockdown eingelullter Geist verlangt nach Abwechslung. Ein Fund in meiner Playlist beim neulichen Stöbern ist das Album „Elegy for Johnny Cash“ von Jackie Leven aus dem Jahr 2005.

Der Titelsong startet mit einer klar aufgenommenen Gitarre. Präsent aber auf keinen Fall aufdringlich. Ebenso präsent gesellt sich die Stimme von Jackie Leven hinzu, ohne mit ihr in einen Wettstreit zu treten. Der akzentuierende Bass gibt ohne übertriebene Hast das Tempo vor. Gemeinsam mit der Percussion und den anderen begleitenden Instrumenten entsteht eine abgeklärte Country-Melange, der ich gerne zuhöre. Das folgende „Law of Tide“ bringt Züge von Nick Cave an mein Ohr. Die präsente, aber doch distanzierte Stimme des schottischen Sängers bettet sich in eine Dramatik ein, die das Duo aus SPL Phonitor se und Edition 15 unaufgeregt zu transportieren versteht.

Ein schöner musikalischer Bruch entsteht bei „All the rage“, das mit kleinen elektronischen Soundeffekten startet und von einem melodiösem Bassspiel vorangebracht wird. Das hat man ja auch nicht so oft. Die Stimme von Jackie Leven wird von feinen, Hi-Hat-ähnlichen Effekten umspielt, die sich im Raum verteilen und vom SPL Phonitor se scharf gezeichnet sind – aber ohne dass sie unangenehm ins Ohr pieken. Schön auch die Sprechgesang-Einlagen, die in einem wunderbaren Kontrast harmonieren. So gleitet das Album in „No honor in this love“ über. Die Songs von Jackie Leven halten mich gefangen. Bis zu „Vibration with white finger“. Der Kopfhörerverstärker strahlt zwar Ausgewogenheit und Ruhe aus, trotzdem hängt er gut am Gas. Das macht Spaß. Dabei habe ist das Gefühl, dass er der Musik immer unbeeinflusst den Vortritt lässt.

cover-feist-metalsUnd obwohl die Musik von Jackie Leven ja grundsätzlich schön ist, schwingt immer Melancholie mit. Einen sanften Ausstieg verspreche ich mir mit den kanadischen Sängerin Feist und dem Album „Metals“. Okay. „Graveyard“ steht auch nicht für Frohsinn. Aber immerhin beglückt mich eine Frauenstimme. Auch hier kommt die akustische Gitarre fein und detailliert rüber. An der Stimme bin ich nah dran, aber mit der nötigen Distanz, die man zum scharfen Sehen, äh sorry: Hören bei eingehender Betrachtung benötigt. Ich kann mir bei geschlossenen Augen gut vorstellen, wie die Sängerin vorm Mikro steht und mit ihrer Stimme spielt. Knackig und impulsiv kommt dabei das Schlagzeug, das dem Song speziell zu Beginn die nötige Würze verleiht.

„Caught in the wind“ projiziert mir die Stimme von Jackie Feist ist einem schönen Volumen zwischen die Ohren. Das Klavier, die Streicher und die Effekte spannen dazu eine schöne Sphäre um meinen Kopf auf, die den anatomisch zur Verfügung stehenden Raum nicht nur gut ausnützt, sondern auch darüber hinaus zu strahlen scheint. Das ist echt prima und wirkt besonders gut beim folgenden „How come you never go there“. Satter, selbstbewusster Sound und eine coole Feist, die sich selbst im Chor begleitet. Und das folgende „A commotion“ nehm‘ ich gleich mit. Weil’s so schön ist. Die Dynamik stimmt. Die Spannungsbögen reißen mich aus der Lethargie des frühen Sonntag Abends.

Wunderbar funktioniert auch „Ooh la la“ von The Wiseguys. Als ich parallel auf dem Handy in das Video reinschaue – ich dachte das wäre thematisch etwas ganz anderes – stelle ich fest, dass das Frauenbild, was dort gezeichnet wird, vielleicht etwas einseitig ist. Aber das lässt mir die Freude an dem Song nicht nehmen, der von meinem Musikserver streamt und mir regelmäßig gute Laune bereitet. Das Schlagzeug ist richtig knackig und treibt zusammen mit dem Bass durch den Titel. Keine Zeit zum Anhalten. Der leicht rotzige  Gesang wird von den Kinder(?)stimmen im Dialog kontrastiert. Dazu der volle Bass. Die Laune steigt. Und ja, da ist sie wieder, die klasse Mischung aus Dynamik und Ausgewogenheit, die den Hörer bei der Stange hält. Der SPL hat die Zügel beim Edition 15 gut im Griff – aber ihm gibt immer mit genug Leine. Die Dub Pistols gehen ebenfalls steil mit „Cyclone“ und offenbaren am Kopfhörer noch kleine Details nebenbei.

Cover-Schostakovitsch-Symphonie-Nr7-Leningrader-GergievDen Abschluss macht für mich Shostakovichs Symphonie Nummer 7, die unter dem Eindruck der Belagerung Leningrads entstanden ist, die der russische Komponist selbst miterlebt hat. Da ich 2018 Sankt Petersburg besucht habe und uns der Taxi-Fahrer die einstige Frontlinie gezeigt hat, ist dies für mich ein irgendwie immer bewegendes musikalisches Erlebnis. Anfängliche Unbeschwertheit, Sorge, Leid, Entsetzen, Hoffnung, Erlösung. All das zeichnet der Komponist nach in seinem musikalischen Werk. In der mir vorliegenden Aufnahme zeichnet dies Valery Gergiev mit dem Sankt Petersburger Mariinski Orchester nach. Mir hat es besonders der erste Satz angetan „Allegretto – Moderato – Adagio“. Der SPL Phonitor se kreiert eine Bühne, die für die ganze Besetzung des Symphonie Orchester ein Plätzchen frei hält. Wieder wirkt der Raum etwas größer, als es sich zwischen den Treibern erahnen lässt. Aber das ist auch eine Stärke des Edition 15, die der SPL entfalten lässt. Und trotz aller Großzügigkeit und Überblick im musikalischen Geschehen bleibt der Blick fürs Detail, wie das feine Trommeln oder die Nebengeräusche der Musiker. Der Spannungsbogen ist groß. Von der erzählerisch wirkenden Einleitung über existenzielle Dramatik bis hin zu nahezu bezaubernden Klängen ist alles enthalten. Alles kommt authentisch und unangestrengt rüber. Das Wetter draußen habe ich längst vergessen und bin tief in mein Kopfkino eingetaucht, das mich mit reichlich musikalischer Emotion versorgt.


Fazit

HiFi-IFAs-SPL-Phonitor-se-DAC768se-5-6Der Kopfhörerverstärker SPL Phonitor se ist ein gelungener Einstieg um 1.000 Euro in die Welt der VOLTAiR Technologie mit den Genen der Professional-Serie. Seine Ausstattung ist gezielt auf Kopfhörer-Fans zugeschnitten. Der Sound ist im besten Sinne unaufdringlich und ausgewogen. Alles ist in angemessener Portion vorhanden: Dynamik, Detailliertheit, Räumlichkeit. Der Phonitor se hält sich dabei vornehm aus der Gleichung heraus und wird so für den Kopfhörer, der so an der 6,3 mm Buchse seinen Charakter entfalten kann, zum Enabler. Der optionale Digital/Analog-Wandler DAC768xs macht den SPL Phonitor se für 400 Euro Aufpreis zu einem erwachsenen, autark einsetzbaren Spezialisten im Hörzimmer wie am Schreibtisch.

 

SPL-Phonitor-SE-DAC768

Im Test

Kopfhörerverstärker SPL Phonitor se mit optionalem D/A-Wandler DAC768xs
Preis:
1049 Euro
Preis mit DAC768xs: 1449 Euro


Mitspieler im Test

Digitale Quellen – Streaming Bridge LUMIN U1 mini, Musikserver MELCO N100, D/A-Wandler MERASON DAC-1, FiiO M11
Lautsprecher – Dutch&Dutch 8c

Kopfhörer- / Vorverstärker – SPL Phonitor x mit DAC 768xs, SPL Phonitor se mit DAC 768xs, Burson Playmate2, EarMen TR-Amp
Kopfhörer – ULTRASONE Edition 15, FiiO FH7, DENON AH-D7100, Dan Clark Audio AEON2 Noire, Calyx H
XLR-Signalkabel – WSS Premium Line KS-200, WSS Platin Line KS-200
Zubehör –  Netzkabel Supra LoRad 2.5, bfly Audio bPower, Netzleiste SUPRA Cables LoRad MD07 DC 16 EU SP MKIII, NuPrime AC-4 Power Conditioner, SBooster BOTW P&P Netzteil, innuos Phoenix

Fotos: F. Visarius

About Author

Vom HiFi-Virus als Jugendlicher infiziert ist HiFi + HighEnd seither Teil meines Lebens. Forenerprobt, als freier Autor und bei den HiFi-IFAs ist mein Motto: Alles kann nichts muss. Die Freude am HiFi und der Musik zählt.

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